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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.03.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187003027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18700302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18700302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-03
- Tag1870-03-02
- Monat1870-03
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.03.1870
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Es rin stattliches Gebäude päpstlicher Universalherrschaft, zu welchem der das Ganze tragende und haltende Schlußstein, die Un- rhltarkit, in dem Umfange hinzukommt, welchen der Jesuit rader so klar und offenherzig nachgewiesen hat, wonach näm- jedes Gebot und jede Anordnung des Papstes, auch wenn sie politische Gebiet betrifft, unfehlbar ist. Dazu kommt dann ein weites und unübersehbares Gebiet für unfehlbare Ent rungen. nämlich „Alles, waS erforderlich ist, um daS Depo- der Offenbarung in seiner Integrität zu bewahren." Was »ein gehöre, wer vermöchte das anzugeben, wer hier eine >U zu stecken? Ein paar Ringe in dieser weltumschlingenden Kette sind noch it sichtbar, dürfen aber, damit die ganze Kette zusammenhalte. it fehlen: es muß nämlich das Interdict, welches ganze Be engen des Gottesdienstes und der Saeramente beraubt, in rem ftühern Glanze wieder hergeftellt und das Recht der pste, auch Eidschwüre aufzulösen, gehörig betont werden. Wie ersprießlich für die Machlfülle des Papstthums die Ver eng desselben mit der Herrschaft über den Kirchenstaat sei, wacht sich den Vätern deL Concils jetzt täglich fühlbar. Wären anderswo versammelt als in Rom, wäre doch die Möglich- gegeben, eine wahre Synode im Sinn und Styl der alten «he abzuhalten, während das, was jetzt in Rom dafür auS- zeben wird, im Grunde doch nur die geschminkte, auf dem Mett liegende Leiche eines Concils ist. ES fehlt die Seele, die Freiheit. Auf einem andern Boden dem des Kirchenstaat- könnten die Bischöfe sich versammeln einem Raum, wo man sich verstehen und diScutiren könnte, srend sie jetzt gewaltsam in der Aula feftgehalten werden. Sie ttm durch die Presse, durch gedruckte Vorschläge oder Meinungs- mgen, durch wöchentlich erscheinende Berichte u. s. w. sich einander verständigen. Und anderSwo wäre auch ein Vor ig unmöglich gewesen wie der mit dem Patriarchen von Ba ri, der sich jetzt unter den Schutz der französischen Gesandt- Mchtet hat. Hier aber verleiht der König von Rom dem tifex die Mittel und den Nachdruck, um unbedingte Unter lag nötigenfalls zu erzwingen, und für jetzt ist eS wie mit Höhle des Löwen — ve8ligia vulla retrorsum. Manchem französischen Bischof ist es hier gegangen wie vor Jahren dem berühmten LamennaiS, der mit glühender Be inling für die Hoheit des Stuhles Petri, mit festem Glauben dessen Untrüglichkeit nach der ewigen Stadt gekommen, und er sie nach längerm Aufenthalte verlassen, an seine Freunde reb: „Ich habe in Rom die scheußlichste Cloake gesehen, jemals menschliche Blick« besudelte." Altes Thealer. Lchyigi 1. März. Kaum der Verhaftung durch die Gardes Corps von Seeler-Ernst entronnen, welche einen Theater- siker für die vielen Todsünden, die er begangen, namentlich den Todtschlag und Mord, den er auf sich geladen, gern mit seliger Buße bestraft hätten, flüchteten wir uns in die Räume „Alten Theaters", wo noch einem „leidenden Prolog" siecio sa, daS närrische Harfenmädchen, localer Faschingsscherz Gesang und Tanz in 3 Acten von G. Eusen. Musik von .Mühldorfer", in Scene gehen sollte. dauerte längere Zeit, bis der von Regierungssorgen und grschäften in Anspruch genommene Prinz Carneval IV. hiev. Vielleicht hatte er seine getreuen Unterthanen warten , um sie in der Geduld zu üben, da diese deutsche Tugend dings immer mehr zu verschwinden droht. Der Enthusiasmus Zeit sich anzusammeln und explodirte dann in einer Weise, zu beschreiben wir den Hofarchivaren überlassen müssen. Prinz Carneval IV. und ferne Minister stehen auf der Höhe Zeit; sie wissen die Presse und ihre Wirkungen zu schätzen, hatten die Vertreter derselben in die Hosloge selbst ein- und ihnen dadurch in den Augen des ganzen Publicums „officiösen Anstrich" angekränkelt. Wer könnte solcher Mchkeit der Intendanzen — Prinz Carneval IV. ist selbst ral-Intendant sämmtlicher abgebrannten Hof- und selbst- len Stadttheater— widerstehen? Die Liebenswürdigkeit der erdirectoren ist stets gefährlich für die freie Kritrk. Wir »um, daß wir, durch diese Auszeichnung bestochen, manchen wg auf der Bühne durch eine etwa- gefärbte Brille an- ; wir fürchten, daß unsere Recension in einem leisen offi- Schimmer opalisiren wird; wenngleich wir uns wohl hüten ldeu, den Tamtam und die große Pauke zu schlagen. Das 1S47 müssen wir freilich bekennen, daß wir gestern Abend ein Wunder der Inscenirung miterlebten; doch daS sagt nicht viel, denn diese Wunder sind in letzter Zeit alltäglich geworden. Die Massen- tableaux waren ebenso wirksam, wie lebendig arrangirt; die Carne- valsverfammlung mit der als Rednerbühne dienenden Tonne war das non plus ultra von Lebenswahrheit, und die „lebenden Bil der" erreichten, mit äußerst geringen Mitteln, eine bengalische Wirkung, sobald sie in daS rechte Licht gestellt wurden. Einmal kam die Beleuchtung etwas zu spät — und daS ist immer ein Unglück in der Welt. Was ist das Theater ohne Magnesialicht, was ist die Kunst ohne Illusion? Es ist daher die Aufgabe der wohlgesinnten Presse, Illusionen hervorzurufen und die bengalische Beleuchtung auch über ihre Referate auszubreiten. Wir sind uns dieser Aufgabe wohl bewußt; wir haben nicht umsonst in der Hofloge gesessen; wir werden die nöthigen Beleuchtungs- apparate mit dem wünschenSwerthen Geschick zu handhaben suchen. Welch' eine Dichtung, diese „Preciosa"! Wie frischer Wald duft aus dem Rosentbal weht eS uns aus diesen Versen entgegen, es ist Lyrik in dem Werke, vielleicht etwas zuviel Lyrik; aber die Lyrik ist ja die Seele aller Dichtung und sie blickt unS hier mit großen Veilchen- oder vergißmeinnichtblauen Augen an! Welche Begeisterung für den Carneval in der Brust des Dichter- — seine ganze Seele ist ein Iubelruf. Sein Werk trieft von Dithyramben! Und der Charakter der Heldin selbst! Das ist keine blosirte „Marion", keine platonisch treulose „Isabella Orsini". Diese Heldin hat einen Zweck; sie will den allgemeinen Leipziger Car neval zu Stande bringen — und dann verschwindet sie in der Versenkung mit einer Geschwindigkeit, die man vielen tragischen Heldinnen schon im ersten Act wünschen möchte. Sie ist das Weib der That — und wessen Herz bliebe ungerührt, wenn sie ibr Lied, daS sie unter den spanischen Kastanienbäumen zu singen pflegt, den Wipfeln deS RosenthalS zuflötet? Doch der Dichter weiß nicht blos ideale Frauengeftalten zu zeichnen ; seine „Lipsia" und „Emerentia" sind auch rmt den weib lichen Schwächen ausgestattet, welche zum Theil eine sehr starke Wirkung Hervorrufen. Die Scenen deS zweiten Actes können wir nur mit den Volks- scenen des Julius Cäsar vergleichen. Wie scharf treten die Charaktere hervor, welch' eine Beredsamkeit, welch' ein Humor! Und da müssen wir auch gleich der Darsteller gedenken — was würde einem Häuptling Ernst, einem Commandanten Oswald ein Vortragsmelster nützen ? Sie sprechen ja nichts Angelerntes, sie ergänzen ja die Dichtung durch feine Improvisationen, sie folgen dem Zuge ihres Genius. Ihre Reden stehen nicht im Soufflirbuch, der Dichter hat keinen Theil daran. Anders ist es mit Preciosa, welche an die gebundenen Reden des Poeten gebunden war. Diese Preciosa hatte einen großen Schnurrbart und viel Talent. Wir haben indeß in der Eile nicht bemerkt, ob sie das R auf dem rechten Flecke sitzen hat und ob ihr A und O klar genug ist. Denn das rechte A und O ist daS A und O aller dramatischen Kunst. Im Besitz dieses Talismans wird man augenblicklich eine Rachel und Ristori. Die Couplets wimmelten von Anspielungen und Witzen, welche zum Theil bei dem Publicum zündeten. Jene ewig mißvergnügte Kritik, die am Tadel Gefallen findet, wird vielleicht in dem Stücke Handlung vermissen und nur eine Folge von Tableaux in demselben sehen wollen. Doch schon Lessing sagt ungefähr: nicht da ist Handlung, wo der Frosch sich die Maus oder die Maus sich den Frosch r- wir citiren mit carnevaliftischer Ungenauigkeit — ans Bein bindet und mit ihm herumspringt; eS grebt auch eine Handlung, die in der Seele vor sich geht — und wieviel geht in den Seelen dieser Helden vor! Auch wird der böswillige Tadel sich an den Schluß heften und den letzten Theil matt und wirkungslos finden. Doch die letzten Acte sind ja die Achilleusferse der meisten Dramen, und der Pegasus so vieler Dramatiker verliert gegen den Schluß des Stückes seine Hufeisen. Soll der Dichter der „Preciosa" eine Ausnahme bilden? Uebrigens war der Erfolg des Stückes ein starker; der Ver fasser wurde unzählige Male — wir wenigstens haben sie nicht gezählt — hervorgerufen. Die Zwischenacte wurden durch Gesang und Reden ausge füllt. Se. Hoheit der Prinz hielt nicht nur eine Thronrede; er erschien auch selbst auf der Bühn.', um seine tapfersten Helven durch Orden und Umarmungen auszuzeichnen. Einer der Mi nister, wir glauben es war der Kriegsminister, las mit einer Stimme, der man den Pulverdampf siegreicher Schlachten an- merkle, den Carnevalsgruß des verflossenen Prinzen vor. Schmerz lich aber vermißte man das holvlächelnde Antlitz einer „Klapperia", mochte sie auch diesmal bei dem allgemeinen Carneval durch eine allgemeinere Schönheit ersetzt werden. Das „ewig Weibliche" fehlte in der Hofloge! Wir wissen nicht, ob eS die Einwirkungen des römischen ConcilS sind, welche den Prinzen zum Cölibat be stimmten, oder ob er die Passionen eines gewissen Thronfolgers theilt und dabei eine Gattin für überflüssig hält, oder ob die Beschaffenheit der Civilliste ihm den Lu;uS eines so theuern Jnvcntarftücks verbietet; denn eine Prinzessin ist bei den heutigen Moden keine Kleinigkeit. Rudolf Gottschall.
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