Dresdner Nachrichten : 18.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189908182
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990818
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990818
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-08
- Tag1899-08-18
- Monat1899-08
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- Dresdner Nachrichten : 18.08.1899
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Lporiells Ursisliston franco. A ^ 8. »olapotksks, HM M WM E ÄLdol -W» § <»»888tv8 uml tslnntvs 8pl6lWtM1'6I1-llaU8 H l-an-n-l'oon is-^usstsllung. ä 8»MM8N- u vai i» sn«««»88 V KUß!- von L t'o. in kwäiiitck A K un<1 kiEliturs ^nlcor«winbriuk.i8tl'N. I^rolkliKtD'N troi. ^ Vi'llilliei' VvrmeksIullL 8-L»8lLl1 M Mo v N—3 l» I, UI VL » 11LotLvktturts). ißkli-acf' Die Kanalvorlage. Hvsilachrlchtc», Militärische Plauderei, Feuerwerk im'Aiissiet>o,ia.-ma,f Nt. AMM. Tuttlcr's VarietS, Gerichtsverhandlungen. Hervorrufe in, Theate" Rof Bu,,>cn t ' ^"'Nk»,L!'"'"'1Arcitag. 18.«»l»>st 1888. Die Kanalvorlagc. Die zweite Lesung der Kanalvorlage im vreichlichen Abgeord netenhaus hat irgend ein neues wesentliches Moment von Bedeut ung, das geeignet wäre, die Situation zu klären, nicht gebracht. Der Hanptregisseur, der Vicepräsident des Preußischen Ministeriums Finanzministcr Dr. v. Miguel, hielt sich im .Hintergrund und die Führer der einzelnen Parteien gaben Erklärungen ab, die eine ver änderte Stellungnahme der Fraktionen nicht erkenne» lassen und daher keinen sicheren Anhalt bieten, wie die endgiltigc Abstimm ung ausfallen wird. So vermag auch seht noch kein Mensch zu sagen, welches das Schicksal des Mittellandkanals sein wird, auch nicht einmal die Führer des ausschlaggebenden Ecntrums, weil es nach wie vor ungewiß bleibt, ob jener Kuhhandel zum Abschluß ge bracht wird, der die Annahme der Kanalvorlagc sichert. Die zweite Berathnng verlief so, als ob die kaiserlichen Kund gebungen in Dortmund überhaupt nichl erfolgt wären. Alan kann sich sogar des Eindrucks nicht erwehren, daß sich inzwischen die Chancen der Vorlage eher noch verschlechtert als verbessert haben. Die polnische Fraktion, die über 13 Stimmen verfügt, soll den Beschluß gefaßt haben, in Ermangelung von Kompensationen für die polnischen Landcsthcilc gegen den Kanal zu stimmen. Tic überwiegende Mehrheit der Konservativen verharrt bei der ursprüng lichen Opposition; jedenfalls zeigen die Reden des Führers der dcntschkonservativen Fraktion, des Grafen Limbnrg-Stirum, und des freikonscrvativcn Redners Newoldt nicht die mindeste Neigung, der seltsamer Weise von der liberalen Presse erhobenen Forderung, daß in Sachen der Kanalvorlagc des Königs Wille das oberste Gesetz sein müsse, gerecht zu werden und auf die verfassungsmäßige Pflicht des Volksvertreters, sich nach eigener Uebcrzcngnng zu ent schließen, bedingungslos zu verzichten. Graf Limbnrg-Stirnm er klärte Namens seiner politischen Freunde, daß sie der außer gewöhnliche Nachdruck, mit dem die Vorlage von der Regierung befürwortet werde, zu einer nochmaligen ernsten Prüfung ihrer bisherigen Haltung veranlaßt habe, um so mehr als die konservative Partei stets daran scslhalte, daß die verfassungsmäßigen Macht befugnisse der Krone gegenüber den Parlamenten und Kommunen unvermindert bleiben. „Wir wollen", betonte der konservative Redner, „ein starkes Königthum: denn nur eine machtvolle Monarchie ist im Stande, unser Vaterland ohne Erschütterung durch kritische Zeiten zu führen." „Aber", so fügte er hinzu, „nachdem die Verfassung den Parlamenten in wirthschaftlicheu und finanziellen Fragen eine mitbestimmcnde Stellung gegeben hat, ist auf uns ein Thcil der Verantwortung übcrgcgangcn, welche im absoluten Staate bei der Krone beruht. Das Gefühl, daß Jeder von uns mitverantwortlich ist für die Entwickelung Preußens, ver bietet wts, einer Vorlage zuznjtimnien, welche wir wirthschaftlich für bedenklich halten und die in ihren Wirkungen die jetzigen Grundlagen nuferer Finanzen erschüttern müßte Daher werden wir gegen die Vorlage stimmen und wir werden der weiteren Ent wickelung der Dinge ruhig entgegcnsehcn im Bewußtsein der er füllten Pflicht." Man wird die Konservativen zu dieser Erklärung nur beglückwünschen können: denn hätten sie vor den Dortmunder Kundgebungen kapitulirt, so wäre das gleichbedeutend gewesen mit dem Verzicht ans die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit der konservativen Partei. Niemand anders als Fürst Bismarck hat es in seinen letzten Jahren wiederholt und mit rücksichtsloser kritischer Schärfe betont, daß die konservative Partei nur dann die ihr ge bührende Stellung im politischen Leben zu behaupten vermag, wenn sie sich vor Allem ihre Unabhängigkeit zu bewahren weiß, wenn sie sich von bvzantiniichcn Erwägungen, von Strcberei. von Rücksichten auf Gunst, Gnade und Vorthcilc persönlicher Natur frei erhält. Mit derselben Entschiedenheit wie Graf Limbnrg-Stirnm, der die Kanalvorlage als einen „Bruch mit dem bisherigen System unserer Eiscnbahnverwaltung" charaktcrisirte, vertraten der frei- konservative Redner und der ultrnmontanc RcichStagsPräsident Gras Ballcstrem den Standpunkt der Opposition. Der frei- konservative Abgeordnete Dr. Newoldt (Greifswald) bekämpfte die Vorlage so energisch, daß ihn die Kanalsreunde mit wiederholtem starken Zischen belohnten. Mit Recht schob er der Regierung die Verantwortung dafür zu, daß sie die Kanalsragc zu einem schweren politischen Konflikt habe werden lassen, der die Sammelpolitik aller staatserhaltenden Parteien, die ein Lebcnsbedürfniß ist, durch kreuze. Ausfallen mußte besonders die Schncidigkeit, mit der Graf Ballestrem seinen gegnerischen Standpunkt entwickelte. In Schlesien, meinte er u. A-, seien Landwirthschast. Handel und Industrie einig, und dort habe sich bereits die Politik der Samm lung. namentlich der wirthschaftlicheu. vollzogen. Es handle sich bei dem ganzen Kanalprojekt lediglich um einen Kampf zwischen der Industrie im Ruhrgebiet gegen die Erwerbszweigc in allen übrigen Landestheilen. Er zweifle absolut nicht an der Loyalität und dem guten Wille» der Regierung und noch viel weniger an dem des hohen Herrn, der für das Projekt eingetreten ist, die Schäden, die durch de» Kanalbau entstehen, zu beseitigen. Aber es handle sich dabei um ein Versprechen, das erst in 12 bis IS Jahren eingelöst werden kann. Das sei ihm zu Prekär, da sei es ihm doch lieber, die Schädigung nicht erst eintreten zu lassen. Für die endgiltigc Haltung deS CentrumS ist freilich die Rede d«» Abgeordneten Grasen Ballestrem keineswegs maßgebend. Den Me>llin,is,ianovunll der nltramontanen Fraktion entwickelte Abgeordnete Fritzen. Mit einer Ungcnirtheit, wie sie selten wohl in emem Parlament erlebt worden ist, gab er zu verstehen, daß das Ecntrum die Annahme der Kanalvorlage sicher stellen will, wenn der Kuhhandel mit dem Gemeindewahlgesetz zu Stande kommt. Je nachdem dieses in ultramontaner Fassung angenommen oder abgelchnt wird, will das Ecntrum den Mittellandkanal be willigen oder verweigern. Damit das Handelsgeschäft perfekt werden kann, besteht nämlich im Ecntrum neben denjenigen Mit gliedern. die prinzipiell für oder gegen den Kanal sind, ein Thcil. der eine neutrale Stellung einnimmt. Er ist gerade groß genug, um über das Schicksal der Vorlage zu entscheiden. Er stimmt in dritter Lesung für den Kanal, wenn das Gcmeindcwahlgefetz in der dem Eentruni genehmen Fassung angenommen wird, er stimmt dagegen, wenn die Wünsche der klltramontancn in Bezug auf die Reform des Gemcindcwahlrcchts nicht erfüllt werden. Ta nun aber die Entscheidung über das Gemeindcwahlgefetz zwilchen der zweiten und der dritten Lesung der Kanalvorlagc erfolgen kann, wird das Centrum dafür sorgen, daß die jetzige zweite Berathnng der Kanalvorlage nicht gänzlich negativ verläuft; es wird daher vermnthlich zwar den Mittellandkanal ablehncn, aber geschlossen für den Dortmund-Rhcinkanal, d. h. für die Verbindung des Tortmnnd-Emskanals mit dem Rhein, eintreten. So bleibt die Möglichkeit offen, in dritter Lesung das ganze Kanalprvjckt eut- weder zum Falle oder zur Annahme zu bringen. Das ist der LMM der nachstehenden klassischen Erläuterung, die der Abgeord nete ^ritzen unter schallendem Gelächter zu der Haltung der so genannten neutralen Eentrninsarnppe abgab. „Diese Herren", sagte er, „vertreten zum großen Theil Wahlkreise, für die es ganz egal ist, ob der Kanal gebaut wird oder nicht. Diese Herren haben daher ans ihre Wahlkreise keine Rücksicht zu nehmen: sie wiegen daher einfach die Gründe für und gegen ab und wünschen, daß m der zweiten Lesung die Sache zu Stände kommt, damit sic m der dritten Lesung endgiltig entschieden werden kan». Vielleicht wird der Ausgang der sein, daß in der zweiten Lesung, wenn auch nicht die ganze Vorlage angenommen, so doch ein Theil gerettet ivird^ Wir werden uns dann in der dritten Leimig endgiltig ent scheiden." Diese endgiltigc Entscheidung wird also iiunmchr davon bedingt sein, ob die Absicht, der zweiten Lesung der Kanalvorlage sofort die dritte folgen zu lasse», ansgesührt wird Geschieht dies, so dürste aller Wahrscheinlichkeit nach der Mittellandkanal ab- gelehnt werden: im zu Stande und dann der Regierung eine schwere Schädigung erleiden sollte .. StaatSministcr v. Miguel erinnert zu der Frage, wem der Kanal nütze, an die Kohlentame auf den Bahnen entgegengesetzten Falle kommt der Kuhhandel > ist der Mittellandkanal gesichert. Frrnschrkibr und Acrnsprech-iöerichte vom 17. August. Berlin. Das Abgeordnetenhaus hat heute die zweite Lesung der Kanalvorlage zu Ende geführt und diese in ihren wesentlichen Punkten abgelehnt. Der Bau des Dort- mund-Rhein-Kanals auf der Strecke Dortmund—Bevergern wurde mit 212 gegen 200 Stimmen abgelchnt. Konservative und Frei- konservative stimmte» mit wenig Ausnahmen mit Nein, das Ecntrum stimmte größtentheilS mit Ja, die Polen mit Nein. Nationalliberale und Freisinnige mit Ja. Die Strecke Bevergern- Elbe wurde mit 220 gegen l2tz Stimmen abgelehnt, bei 65 Stimmenthaltungen. DaS Eentruni, welches sich nicht der Abstimmung enthielt, ferner die Polen und die Rechte stimmten ziemlich geschlossen mit Nein. Schließlich wurde noch ein Antrag Herold iCentrnm, abgelehnt. wonach bei Feststellung der Pläne zugleich die Forderung der Landeskullur i» icder Weise berücksich tigt werden soll. Damit mar der ganze Paragraph 1 abgelchnt. Paragraphen 2 bis 5 wurden gleichsalls abgelchnt. Abg. Strach- witz (Eciitr.) beantragt einen neuen Paragraphen 6a. wonach die Regierung ermächtigt werden sollte, 2 Millionen Mart zu Vor arbeiten für den Zweck zu verausgabe», nin zu ermöglichen, daß die für die Beförderung von Mvntangüiern zwischen den obcr- Ichlestscheii und rheinisch-westfälischen Montanrevieren »ach Berlin heute bestehende Spannung aufgehoben wird. Minister Thielen erklärt sich mit der Annahme des An trags einverstanden, während die Abgg. Gras Limburg und Jrhr. v. Zedlitz dagegen sprachen. Vor der Abstimmung über den Antrag Strachwitz wurde noch formell über 8 6. Anfbruignng der Kosten, abgestimmt. Der Paragraph wurde mit M gegen 108 Stimmen angenommen, ebenso wurde der Antrag Strachwitz angenommen. 8 7 wurde abgelehnt, 8 8, Ausstlhrnngshcstimmunaen, angenommen, dagegen wurde» alle weiteren Anträge abgelehnt. Ucvcr die vorliegende Resolution soll bei der dritten Lesung ab- gcstimmt werden. Der Verhandlung wohnten wieder Minister präsident Fürst Hohenlohe, sowie die Minister v. Miguel. Thielen, v Hammerstein und Breseld bei. In der Debatte bestritt Minister Thielen, die ihm vom Grafen Ballcstrem untergeschobene Aeußer- nng gethaii zu haben, daß er bei der Ablehnung der Vorlage die Verantwortung für einen geordneten Verkehr nicht mehr übernehmen könne. Er habe dazu umso weniger Anlaß gehabt, als. wenn der Kanal fertig werden würde, er wohl überhaupt keine irdische Ver antwortung mehr tragen werde, jedenfalls aber, keine Verantwort- g aus einem Amte. Er habe nur von der Verantwortung des «auses im Falle der Ablehnung der Vorlage gesprochen. Der Minister schloß: „Lehnen Sie dielen Kanal letzt ab. gebaut wird er doch, denn er ist ein absolutes Berkel,rsbedurfiuß. (Bewegung,) Durch Verwerfung der Vorlage enthalten Sie nur ven Liegen des selben dem Lande so und so viele Jahre vor." Aba. Jazdzewski erklärt, der Kanalbau werde i» absehbarer Zelt den Gegenden, wo ' ne Freunde ihn gewählt hätten, große Nachthelle brmgen. Er könne daher, ehe die Kompensationsfraae^gelost tel, nicht für das Kanalproiekt stimmen. Der Laiidwirthschattsmmlstec fuhrt, uns. die Landwirthschast würde großen Nutzen, aus dem Kanal ziehen: er sei jedenfalls nicht einseitig und bloß für die Industrie von Nutzem Abg. Meiner erklärte die Zustimmung der freisinnigen Volkspartei zu der Vorlage. Den landwirthschastlichen Kreisen, die letzt gegen den Kanal stien. werde es noch so gehen, wie den Bauern m einen, badische» Dorfe, die sich erst gegen eme Eisenbahn gesträubt hatten und dam» spärer aus eine bezügliche Frage des Großhcrrvgs antworteten: .Uns Rindviccher hätte man zwmgcn.müssen." (Große Heiterkeit.) Werde die Vorlage abgelehnt. so sei die Auf lösung dieses Hauses unerläßlich, alls nicht das Ansehen der regier, Mi Herabsetzung der Kohlentarise auf de» Bahnen und auf die Ein führung des Normaltarifs. Auch diese seien dem großen Publikum zu Gute gekommen ; ebenst würde die Transportveibillignng dura, den Kanal der Allgemeinheit zu Gute kommen. Er iei durchaus der Ansicht, daß gerade die Wasserstraßen das günstigste Verkehrs mittel für die Landwirthschast seien. Komme dieser Kanal nicht zu Stande, so frage er, welche Aussichten habe denn der Osten aui die leistungsfähigen Wasserstraßen. Man möge ein allgemeines Programm verlangen, ein solches bedeute den Krieg Aller gegen Alle. Man möge lieber einen Anfang machen; billige Kohlcn- srachten und billige Kalifrachten würden doch der Landwirthschast zu Gute kommen, außerdem werde sie billige Rückfrachten habe». Das Rückgrat unserer Finanzen seien nicht die Elsenbahnnberschüsst, sondern die direkten Stenern Im nächsten Etat seien die Staats- ausgabcn nur zu V» durch die Eisenbahnüberschüsse gedeckt. Ter Eiseiibahnapvarat habe eine solche Komplizirtheit erlangt, daß eine Entlastung durch Kanäle dringend nöthig sei. Die militärische Bedeutung des Kanals habe ja iclbst bei den freisinnigen Rednern Eindruck hinterlassen. (Heiterkeit.) Ucbcr die Folgen, welche eine Ablehnung des Kanals haben werde, habe die Staatsregicrnng Beschlüsse noch nicht gefaßt und er könne daher darüber nichts sagen; aber daß die Regierung nicht so leicht aus ein Unter nehme» verzichte, über das die eingehendsten Vorarbeiten seit 1886 gemacht worden seien und über das bereits Verträge mit den Nachbarstaaten mit der Unterschrift Sr. Majestät abgeschlossen seien, das liege doch auf der Hand. Die Situation würde durch die Ablehnung eine 'ehr ernste werden. Mit der Lcntcnoth habe der Kanal ernstlich nichts zu thnn, die Regierung sei jedenfalls entschlossen, auch auf die Dauer fremde Arbeiter für den Kanalban verwenden zu lassen. Die Nvthwendigkeit einer Regulirnng der Weichsel erkenne die Regierung an und hoffe, eine Vorlage darüber, wenn möglich, schon in der nächsten Session machen zu können. 'Nachdem noch Abg- Schmieding (nk.) sür den Kanal eingetreien war, wurde die Debatte geschlossen. Morgen: Staatsverträge wegen der Lippc-Kanalisirnng. Interpellation Ring bctr. Spree Uebenchwemmuiiacn. Berlin. Wie man amiimmt, wird die dritte Lcsunq der Kanalvorlagc im Abgeordnetenhaus erst am 10. September statt finden. Bis dahin sollen die Jnslizgesctze, die Reformgcsctzc für die Polizei und die Gerichtsverfassung von Berlin und Umgebung, ferner das Gemeindewahl Gesetz, das Rentengütcr-Kredilgesek und andere unter Dach und Fach gebracht werden. — Eine hiesige Korrespondenz stellt eine Verlobung zwischen dem letzten Sohn des Prinzrcgenten von Braunschwcig, dem Prinzen Friedrich Hein rich, und einer Tochter des Herzogs von Cnmberland, der Prin zessin Marie Louise, in Aussicht, Kassel. Ein furchtbares Unwetter hauste gestern in hiesiger Gegend. Bei Volkmarsen wurden zwei Personen vom Blitze getvdtet: ferner schlug der Blitz i» die Kirche zu Volkmarsen em und zerstörte die Tdurmnhr. Der Ernteschadcn ist groß. M aric» bura. Hier herrscht große Aufregung, da mehrere offenbar angelegte Brände statisanden, auch gclanglcn anonyme Brand-Androhungen an angesehene Personen. Man nimmt a», daß die Brandstifter einer Diebesbande angehören, welche die ent stehende Verwirrung zum Stehlen benutzen wollen. Wien. Von einer angeblichen Drei-Kaiscr-Zusammenknust im Oktober in Skiemiewice ist im Ministerium deS Aeußcrn nichts bekannt. P e st. In der Familie des Herzogs von Orleans, der jetzt mir seiner Gemahlin ans der Besitzung seines Schwiegervaters, des Erzherzogs Josef, bei Arad weist, sieht inan demnächst eine,» frendiaen Ereignisse entgegen. " P a r i s. Frcycinct telegraphirtc an den „Temps". er werde, falls er nicht als Zeuge im Prozeß zu Reimes vvrgeladcn wird, über die ihm von Mcrcicr zngeichriebenc Aenßerung, daß aus Dcntichland und England 35 Millionen für die Dreyfns.Eamvagne gekommen seien, anderweitig Ailsklärimg geben. Rennes. Prozeß Dreysu S. (Fortsetzung.) Roget entgegnet Demcmge, sür einen Unschuldigen wäre der Schrill Esterhazy's bei dem 'Agenten A. sonderbar gewest». Demaiige macht hierauf verschiedene Bemerkungen hinsichtlich des Petit Bleu und in Betreff der an der Untcrschrist auf diesem L-christilückc >esi- gestellten Radirnng. Roget gicvt zu, daß die Radirnng de» Zweck haben konnte, das Petit Bleu verdächtig zu machen. Demaiige betont den Umstand, daß die Radirnng erst vorgenommcn sein kan», nachdem das Petit Bleu sich nicht mehr in den Händen Picanart'-S bcsand. Roget erwidert, außer der Radirnng selbst sei ihm nichts Genaues bekannt. Wenn aber der Fälscher Viegnarr hätte komvrvmittireii wollen, würde er dafür gciorgt habe», dm die Fälschung entdeckt werde. Sie sei aber erst gelegentlich seiner (Roget's) Engnete entdeckt worden. Zeuge erklärt hieraus, er habe es vor dem Gerichte, das Esterhazy's Sache abnriheiste und von Letzterem selbst gehört, daß ihm 600.000 Francs angebmen wurden dafür, daß er sich als de» Urheber des Bordcreäus vc- kannte. Temange erklärt, wenn Esterhazy ein Agent der Familie Dreyfns gewesen wäre, hätte er nicht wiederholt Dinge geschrieben, welche geeignet waren, der Sache des Vernrtheillen zu schade». Roget entgegnet: AufEsterhazh ist nichts zu gebe». Dann, gegen Dreyfns gewendet, fügt Zeuge hinzu, wenn er eines Verraths an- gcklagt wäre, den er nicht begangen hätte, so würde er Argumente zu seiner Vertheidignng schon finden. (Ruf im Hintergründe des Saales.) Warum leugnet er Dinge, die durchaus fcststehcn? rust Roget aus. Ah! sagt Demaiige, vieldeutig lächelnd. Dreyfns erhebt sich und ruft mit lauter Stimme: Ich habe niemals einen Konzentrationsplan oder einen Movilisirungsplcm auf eine Karte gezeichnet, ich babe auch niemals von einem Konzentrirnngsplan und von der Vertheiluiig der Truppen ans die Departements Kenntniß gehabt. Man muß sich darüber verständigen, was cs heißt, die Konzentrirung in ihren großen Zügen kennen, ohne die Konzentrirnng in den Departements zu kennen. Ich behaupte, ruft der Angeklagte aus, daß Ich den Konzentrirnngsplan in den Details nicht kannte. Was die Thatjachen anlangt, über die man ich gestern hier unterhalten hat, so ist auch nicht eine genau; es ind nichts als Argumentationen. (Bewegung.) Im weiteren Verläufe der Verhandlung wird der Untersuchungsrichter Bertulus als Zeuge vernommen. Bertulus erzählt, daß er dem Komman danten Ravary erklärte, es sei nothwendtg, sestzustcllen, daß das Petit Bleu eine Fälschung und diese Picquart zuzuichrelben sei, doch fei sein Rach nicht befolgt worden. Bertulus wiederholt dann keine vor dem Kassationsyose abgegebenen Erklärungen und legt dar, wie Picquart sein Vertrauen gewann und Esterhazy Z' L e-, V ^ 2 c» —'L-
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