Dresdner Nachrichten : 11.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189902113
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-02
- Tag1899-02-11
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- Dresdner Nachrichten : 11.02.1899
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Nur ftamiliennachrickten -c >. d». s« Pi. — Auswärtige Auktraar nur aeaen BorauSbecabluna. «xlesblättcr wer» m. tvPi. berechnet, üür Shiikaare einaelandter Schritt- stucke keine Verbindlichkeit, gernlvrechantchluk: Amt I Nu. 1l u. Nu. Lktvs. Lie Dressner Rachrichlcii erichemeu täglich Morgen». 44. Jahrgang. «KsL/s/*' /n/w/s-z- o « ^ StL-o«Lf »r>N-6r' NMier NoiNo8ksir9^8« Telear.-Adrcsse: 'Nachrichten, Dresden. diteoliliut- «r «igsilrvblt K.(/r23MLIL ^ Xnknmmcknn'Mi-ISKi'rß. vresckeo, vdemllltrerstr.Ltz Vititlkviiiillllsiritsse L Okl >l r? Arieseoerslrasa« iS. Otts LLssLsÄ^ 6c>IolliiiItvsnr<!llIuln-II»iix, lölinlo clor ,,DLV«S>I»VI' i« Iitvir" 17 iblila»il«tra88v 17 «wpllsklt sink rnr Auvalnn« von In^r ualeii unck Idonuviuentis kür oki.gy lLoitunx. > kvlitnlmk-llanillunx y k kivtrsek L Nernäl E 'lorfAt-LeugitLLb 1 ^ 8«t»f IlitMliM V»I»«t«n 8k ^USVvrVaAlsI «üinmiliolior Ik. äonttielier nnä enxikeiier zv6A6ll volfätÄucfj^r OsLttliüt'kttutjiisiin^ mit 20"/g Ribk-rtt. 41. IL Hv«8v, 20 Klltt'!6ll8tril88v 20 (3 Ir-bkoir). 0?»« Hm-tU'!' Spanisch-amerifciii. Fricdcnsschluß. Hofnachrichten, CarolahanS, SchwnrgerichtS-Urihcil, Knnstgciivffeiischnst, Trojan-Vortrag, Stadlvorordnoteii-Schnng. ^oothe^pllus. Muthmaßl. Witerung: Unverändert. Sonnabend, 11. Februar 189tt. Politisches. Die imperialistische Politik in Nordamerika hat bei der Scnats-Abstimmiiiia über den Fnedcnsvcrtrag mit Spanien einen entscheidenden Erfolg errungen. Bis zum letzten Augenblick war es zweifelhaft, ob im Oberhaus in Washington die Hweidriitel- Mehrheit, die zur Bestätigung eines Vertrags erforderlich ist. zu Stande kommen würde. Ta langte am letzten Abend vor der Abstimmung aus Manila die Nachricht von dem ersten größeren Zusammenstoß der Amerikaner und der Philippiner an und die Wirkung war die von der Regierung erwünschte, mehrere Senatoren, die sich bisher gegen den Vertrag erklärt hatten, änderten unter dem Eindruck, daß die Philippiner die Angreifer gewesen sind, ihre Ansichten und der Vertrag wurde mit 57 gegen 27 Stimmen angenommen. Daß die Siegcslutide sa pünktlich ge rade in der letzten Stunde in der Bundeshauptstadt der Vereinigten Staaten eingetroffen ist, um zu Gunsten der Regicriings- absichtcn zu suuktioiiire», köuutc als ein reit, zufälliger GlückS- umstand angesehen werden, wenn nicht der Verdacht nahe läge, daß der Kampf der amerikanischen Streiilräfte mit den Streit- lrästen Aguinaldo's, des Präsidenten der Tagalen-Nepublik. bestellte Arbeit ist. Sowohl die Junta der Philippiner in .vongkong als auch Aguinaldo selbst versichert, daß der Angriff nicht von ihrer Seite, sondern von den Amerikanern ausgegangen sei, weil sie den Kamps brauchten, uni aus die Stimmiing der Senatoren in Washington einzuwirken. Ausfallen muß es. daß in dem Glück wunsch-Telegramm, das der Kriegsielretär Algcr von Washington aus an den siegreichen General Otis gerichtet hat, ausdrücklich betont wird, daß nicht die Amerikaner die Angreiser waren. Mit der Abstimmung über den Friedensvertrag ist zugleich die Frage beantwortet, ob fernerhin in der Union die Moncoclehre beibchalten oder an ihre Stelle die Ervbernngs-, die Weltmacht politik treten soll. Die Resolutionen, wonach ans den Philippinen voi> den Amerikanern zunächst nur eine provisorische Hecrschast ausgeübt und den Tagalen die Aussicht ans Selbstständigkeit ge währt iverden sollte, wurden überhaupt nicht i» Erwägung'gezogen und der Antrag eines Senators, zu erklären, daß die Veremigien Staaten keine Kolonie vder Besitzung wider Willen der Einwohner erobern oder in Besitz nehmen tönnien, wurde mit üü gegen tzü Stimmen verworfen. Das Ergebnis; der Abstimmung i» Bezug aus die Philippinen besteht somit darin, daß es der Regierung der Union sreistcht, die Philippinen z» annektiren. Hiermit ist Poch amerika thatsächlich aus dem Rahmen seiner bisherigen, durch die Monrocdoktrin seslgelegten Politik herauSgelrctcii. Denn die Einverleibung vvn Euba und Porlorieo siel noch nicht eigentlich tu das Gebiet der EroberniigSvoliiik und lies; sich allenfalls noch, da hierbei noch nicht fremde Welitheile in Frage kamen, mit den, Grundsatz: „Amerika den Amerikanern" rechisersigeli. Mit der Erwerbung der Philippinen aber, die zu Asien gehören, ist die Monwelehre durchbrochen. Der Senator Honr, ein Gegner des Imperialismus, hat mit Recht hervorgehobcn. daß, wenn die Mvttwedoktrin hinfällig geworden ist und die Amerikaner m anderen Welttheilen Landeiwerbniigen gemacht haben, jede Nation und icde europäische Kombination das Recht haben würde. Land- gcbiet auch auf der westlichen Halbkugel an sich zu nehmen. Die 'Jankees sind ganz eigenartige Gefühlsmenschen, die daS Patriotische Empfinden für die brutale» Gcldsackinteressen in Be wegung zu setzen pflegen. Sie liebe» es. ihren nationalen Egois mus mit klangvollen Phrasen zu behänge», io das; es scheine» tonnte, ihre Ausdehnnngspolitik sc! wirklich gar nichls Anderes als die Ausübung ihrer patriotischen Pflicht nnd des ihnen znslehendeii heiligen Rechtes, in Knechtschaft schmachtende Voller zu befreien und zu beschützen. Dieses Beschützen hat aber keinen anderen Zweck, als die befreiten Völkerschaften unter nmcritäiiische Bot mäßigkeit zu bringen. Bezeichnend ist folgende Aeußerung des Demokraten Croker: „Jeder amerikanische Patriot muß jür die Ausdehnung des Reiches sein. DaS Volt verlangt, daß die Länder, die es im Kriege erworben hat, beschützt werden. Das Volk bat bewiesen, daß es bereit ist, sein Blut zu ovfern für die Ehre des Landes und wen» die Frage zui» Anstrag kommt, so wird das ganze Volk sich wie ei» Mann erhebe» und die Aus dehnung des Reiches als sein geheiligtes Recht fordern." Etwas anders lpricht sich der demokratische Prasidentichastskaiididat Bruaii über das „geheiligte" Recht der Ausdehnung aus: er sagt: „Ter unbezwingbare Drang zu stehle» heißt Kleptomanie. Ter davon Befallene wird in ein Irrenhaus gesteckt. Wenn der Drang Land zu stehlen unbezwingbar wird, so wird gesagt, daß der Strom des Schicksals durch das Herz des Voltes sluthet und die Amerikaner ihre Bestimmung erfüllen. Schande über solche Berherrlichuiig bvn Straßenraub. Wir lesen setzt in imperialistischer Begierde: Du sollst nicht stehlen — im Kleinen! Deine Pflicht aber ist Länder zu rauben!" Ebenso treffend erklärte kürzlich der in Nordameiita weilende Vertreter nnd Unterhändler der philippinischen Republik Agoncillo: Das Wort „beschützen" bedeutet in der modernen Diplomatie „aiiilektiren" »der „stehlen". Unter der Devise der „Befreiung" der unterjochten Völker wurde der Krieg gegen Spanien vom Zaune gebrochen und für diese Völker besteht das Resultat mir darin, daß sie fortan statt mitcr spanischem unter amerikanischem Joche stehen sollen. Zur Rechtfertigullgdcr Annexion der Philippinen machen die Amerikaner geltend, die Tagalen seien zur Selbstregiernng nicht reif. Das mag richtig sein, aber es ist merkwürdig, daß die 'Fankccs diese Entdeckung erst setzt gemacht nnd Vvn der Unreife nichts gemerkt haben, als die Washingtoner Regierung vor Ausbruch des Krieges gegen Spanien mit dem gegenwärtigen Präsidenten der Tagalen- Nepublik Aguinaldo einen Vertrag schlossen, worin sie sich ver pflichtete, für die Unabhängigkeit der Philippinen cinzntrcten. Jetzt, wo die Philippiner diese Unabhängigkeit fordern und ent schlossen sind, dafür zu kämpfe», werden sie als „Aufständische" an gesehen und darnach behandelt. So lange die Amerikaner die Rolle der „Retter" und „Befreier" spielten und dabich die Hilfe der Tagalen brauchten, festigen, waren dii werth und würdig. - - ... - ^ . worden, damit die Nankces die Roste der Spanier übernehmen können, und io ist cs nun dahin gekommen, daß die Philippiner jetzt um ihre Freiheit und Selbstständigkeit gegen die Amerikaner mit denselben Massen kämpfen, welche ihnen seinerzeit von den Amerikanern gegen dle Spanier geliefert worden smd. „Was soll man." sagte der erwähnte Philippiner Agcmcrllo. „zu dem m Paris etter und „Befreier iplciicn nno oavci oie.»ine oer rchteii, um die spanische Tvraiuiciiherrschaft zu bc- n die Eingeborenen der Freiheit und Unabhängigkeit irdig. Aber das BcfrcliliigSivcrk ist mir vollbracht Stück zu 2 Dollars! Ich glaube, wir werden den Amerikanern etwas thcnrer werden." Das dürste allerdings der Fall werden. Wenn cs auch kaum zweifelhaft sein kann, daß die Äuierikaner vermöge ihrer ungeheuer überlegenen Machtmittel schließlich in dem Kamps gegen die Tagalen die Sieger bleibe» iverden, so wird für sie die Erlangung u»d Bebauvtung der Herrschaft aus den Philippinen doch eine an Geld und Blut recht kostspielige und überdies langwierige Sache werden. Zufrieden dürfen sie sein, wenn es ihnen zunächil gelingt, die Küstengebiete der größeren Inseln zu behaupten. Auf die Herrschaft über die fast unzugänglichen Sumpf- und Gebirasländer des Innern, das sich auch die Spanier niemals zu unterwerfen ver mochten, werden sie wohl für geraume Zeit verzichten müssen. sagen, uns den Spaniern, : von 20 Millionen ab- e eine Hammelherbe wollte man uns kaufen, das angenommenen schmachvollen Vorschläge , . die wir besiegt haben, für dlc^Sumine von 20 Millionen ab- zuktmsei'l Fernschreib- und Fernsprcch-Berichte vom 10. Februar * Paris. Die Knmmer beräth die Vorlage, der Kriminal- kcimuicr die Revision zu entziehen. Renault-Morliäre begründet die Ablehnung der Vorlage in der Kominissivn, weil lein Grund dazu vorliege, da die Anschuldigiiiiacn gegen die Kriminalkanimer selbst Seitens der Regierung als baltlos anerkannt worden seien. «Beifall nnd Widerspruch.) Um die Armee zu ehren, brauche man den Richierslaiid nicht zu entehren. - Paris. Kämmer. Ji» Laufe der Debatte bemerkt der Jilstizmiiiistcr, es handle sich weder um ein Gelegeiihcitsgcsetz. noch um ein Diitaturgesetz: die Vorlage, dazu bestimmt, der Agi tation ein Ende zu machen, entspreche den Wünschen der Be- pölkerniig. «Beifall und Widerspruch.) Die Regierung sei über zeugt, daß ebenso, wie das Interesse der Wahrheit und Gereclstig keit, das höchste Interesse des Landes das Einbringen der Vor lage bedingt habe. (Großer Lärm.) * Paris. Kammer. Nachdem Millerand gegen die Vorlage gesprochen, ergreift der Ministerpräsident Dupichidas Wort: Die Negierung übernehme jede Verantwortung für die Vorlage; sie habe der Justiz 'Achtung bewiesen, indem sie ibr die Geheimakten »iitiheilte, aber die Lage babe sich geändert. Zweifel und Unruhe hätten sich erhoben in der öffentliche» Meinung. Selbst die Richter erklärten, die Unruhe der Straße sei in den Gerichissaal gedrungen, sic hätte» sich de» draußen herrschenden Leidenschaften nicht entziehen kvinicii. Das Gesetz sei tein Gelcgenheitsgesetz oder Tiktaiiirgesetz, es sei eine AuSnabmeasiaire wie diejenige, welche eine unter »ns bisher nicht gekannte Debatte bervorgerufen und die beide» heiligen Sachen Armee und Justiz in Gegensatz ge bracht hat. (Beifall.) Wenn die Vorlage den Gemüthcm die Ruhe wiedcrgiebt und die DrepfnS - Affaire beendet, baben wir dem Lande einen Dienst geleistet. Hieraus greift Pclletan die Vorlage an, deren Annahme er den Selbstmord der revlibtitänischeii Partei nennt, worauf die Kämmer mit 226 gegen 206 Stimmen in die Speziäldebaitc ciiizntrcteii beschließt. '' Paris. Die Kammer »ahin die Regierungsvorlage mit 332 gegen 216 Siimnieii an. Bcrli n. stk e > ch s t a g. Tie Beräthnug der Bankgesetz- iiobcllc wird fortgesetzt. — Abg. b. Kardorfs (RcichSP.) : 'Mit der Neichsbaillperstaalttchnng stehe cs so wie mit der Reichs- Eiiikainmcnfteuer; es sei ganz ausgeschlossen, das; das Eine oder das Andere im Reichstag eine Maivrität betomme und ebensowenig im BilndeSraih. In die Lobsprüchc ans die blühenden Leistungen der Reichsbaiil könne er doch nicht so ganz ciiistimnicn. Das Hauptkriterillni hierfür seien die Wechselkurse, und da müsse er doch sagen, daß unsere Wechselkurse ans London und Ncwpork lange nicht so stetig gewesen seien wie die französischen. Ein zweites Kriterium für die Bankleistnngei, sei der Vaiitdislont. und der sei bei uns in Tcnffchlnnd zu hoch gewesen. Ein drittes Kriterium sei der Schutz des GolLvorrathcS, und auch da zeige sich, daß seit 160k iiiiscr Goldvorraih daucriid zlirückgche. Der Herr Neichsbank- Präsideiit ist gewiß liebenswürdig und geichickk. aber cs scheint mir nach diesen Kriterien doch, das; unsere Banklciinng eine verhüngniß- volle ist. (Heiterkeit.) Das; der industrielle Ausschwung weuigsteuS zu einem Theit an der Goldabuahiiie die Schuld trage, wolle er rugebcn, ausschlaggebender seien über gewesen einmal die aus ländischen 'Anleihen und sodann namentlich die Handels-kkuterbilaiiz ; da müsse leider damit gerechnet werden, das; unsere Zahlungs verpflichtungen allein iür Getreide Jmvorte bis zum Ablauf der jetzigen Handelsverträge noch zwei Milliarde» Geld tosten würden. Auch würden uns unsere Kavitalaiilagcu nn Auslände, er erinnere nur an Kiauticbou, in Zutunst noch viel Gold entziehen. Wir müsse» also sehr besorgt sein, um unseren Goldvorraih zu schützen. Die Noteil-Kontiiigentiruiig halte er iür verfehlt. Wen» die Kom mission es fertig bringe, unseren Gotdvvrrath zu schützen und den Tistvilt niedrig zu halten, werde er ihr sehr dankbar sein. — Abg Fisch deck (freis. Vottsv ) widerspricht den Schlußfolgerungen des Vorredners aus der HandelSniiterbilaiiz. Das; Deutschland nicht in der Verarmung begriffe» sei. werde durch den Augenschein, sowie durch die Einkommensteuer-Statistik ausreichend widerlegt. Redner führt ans, daß das Verbot des Terminhandels in Getreide und gewissen Börsenvapiccen den Geldbedarf gesteigert babe, ebenso die treib- bansartigen Gründungen von Geiioffenschaften nn 'Anschluß an die Eeistml-Genosseiiscüastskasse. Es besremde ihn übrigens, wie vor gestern ein Vorstandsmitglied der Central-Geiiosseiischaftskasse so lebhaft Anforderungen an die ReichSbank geltend machen konnte. Die Kasse habe ja doch einen bedentcnden Protektor in Herrn v. Miguel; oder sollte gar der gewaltige Mann am Kastanien- wäldchcn mit seinen Wünschen bei der Reichsbant abaefallen sein? (Heiterkeit.) Im „Deutschen Wochenblatt" des Abg. Arendt werde über die Gefahren gespottet, welche für eine verstaatlichte Bant im Kriegsfälle entstehen könnten; es wurde gesagt, die Gesetze zu machen für den Kriegsfall sei nicht deutsche 'Art. Werde Herr Arendt bei der Beratbuna der Miltärvvrlage auch sagen: Wir machen hier keine Gesetze für den Kriegsfall? (Heiterkeit.) Redner erklärt schließlich das Einverständnis; scmer Partei mit der Vorlage. — Abg. Dr. Hahn (wildkonsZ rechtfertigt sein Verlangen Reichsbank. Dem Präsidenten nach Verstaatlichung der möge ein taatlichnng nicht durch, so müsse wenigstens der Gewimiantheil der Aktionäre herabgesetzt werden; eine Garantie von vier Prozent Dividende genüge vollkommen. Das Wichtigste aber sei die Diskont-Politik. Der hohe Diskont sei sür den Klein gewerbe-Betrieb vernichtend nnd habe dabei doch den Goldabfluß nicht verhindern können. Aus dem schwachen Geld vorrats) de»Bank sehe er sür den Fall des Krieges schwere Ge fahren voraus. Die Diskontpolitik der Reichsbank kiabe sich jeden falls nicht bewährt, die Schuld daran liege in der Hauptsache an der ganzen Organisation der Bank. Eine bessere DiSkontpolitii würde eine Wohlthat für alle Prodiiktivstünde Deutschlands sein. (Beifall rechts.) — Reichsbankpräsident Koch verthcidigt die Dis kontpolitik der Reichsbank. Die Tiskontveränderiingeu würden auf's Sorgfältigste erwogen. Wenn das Wirthschaftsteben so in die Höhe gehe wie seit 1895 und wenn der Wcchselverkehr so außer ordentlich Zlinehme, so seien die eingetretenen Tistontveränderuiigeik nur natürlich. Herr Hahn und Genossen stellten sich die Politik der Bank von Frankreich so einfach vor: wenn die Bank merkt. Gold werde für den Export gefordert, so gicbt sie das Gold nur mit Prämien ab. So einfach ist die Sache doch nicht. Die Bank von Frankreich giebt Napoleons überhaupt nur ab bei Einfuhr von Eercalien, ich weiß nicht, ob gerade das den Herren so beson ders erwünscht ist (Heiterkeit links), und Baumwolle. Die Ab gabe mit Prämie ist überhaupt picht so häufig. Die beste Politik gegen Goldaussuhr ist nnd bleibt immer die Diskontpolitik Der Vorwurf, daß die Banken unter „meiner Perhängnißvollen Leitung" eine Wohlihätigteilsanstalt für die Knuts timinev sei, trifft am allerwenigsten zu. Wir haben bei weitem mehr mit kleinen Ge werbetreibenden zu thun. Es ist behauptet worden, die Grund lagen llnserer Währung seien nur schwach. Was muß es sür eine» Eindruck auf's 'Ausland machen, wenn hier ein Abgeordneter die Säulen unseres nationalen Kredits als schwach darsteüt. — Abg. Bromel (Soz > verthcidigt den Rerchsbaiildireltvc in Hamburg gegen den Angriff des' Abg. Heiligensiadt und kritisirt die Ge schäftsführung der preußische» Eentraigeuvssenschaflskasse. die iiichtz einmal für genügende Veröffentlichung ihrerlGeschüftsberichte sorge.! Heiligenstadt habe dem Hamburger Bantdircktor geradezu einen sittliche» Makel angehestet, indem er einen Ausspruch desselben falsch zitirt habe. — 'Abg. H eil i g en sta d t (nat.-lib.) bestreitet, unrichtig zitirt zu haben und stellt ferner Fischbeck gegenüber in Abrede, daß die Inanspruchnahme der Ccntmlgenvffenjchasiskaffe von treibhaus-artigen Genossenschaften die E rhöhung des Dis konts mit verichiildct habe. — Abg. Lieb er mann v. Sonnen- berg hält eS für das Nichtige, das Baiikprivileginm nur ans ein Jahr zu verlängern und durch eine aus allen Schichten der Bcvö!-! keriiiig zusammengesetzte Kommission ein neues Bankgesetz ansarbciten zu lassen. Tie Soziatdcmotraiic leiste jetzt dem Kapitalismus direkt Vorschub. Gerühmt würden die Ncichsbnnklcistiliigcn eigent lich mir in Vaiilkrciseii, in den mittleren nnd kleingcwerbliche»! Kreisen denke man anders; da werde Manches an dcc Reichsbank beanstandet, so die Zusammensetzung des Bant-Ansschuises haupt sächlich aus Großbaniiers, meist jüdische», dann die hoben Dividenden der Aktionäre: -1 Prozent müsse sür diese genügen. Weiter dürften keine Ausländer im Besitze unserer Bankaniheile sein: die Reichsbaiit müsse überhaupt verstaatlicht iverden 'Allerdings hätten die Privat- Noienbanken für das Mittel- und Klcin-Gcwerhe mehr getkan als die Rcichshank, eS müsse sich aber ein ModuS finden lassen, um den föderalistischen Interessen Rechnung zu tragen. Komme cs nicht zur Verstaatlichung, io sollten wenigstens die neuen Bank- aniheile vom Reiche übernommen werden. — 'Abg. v. Wangen bein! (kons.) vlaidirt gleichfalls ans wirthschastiichen und finan ziellen Gründen für die Verstaatlichung. - 'Abg. Dr. Schön lank lsvz.) meint, die Verstaatlichung würde nur die Auslieferung der Bank an die Junker bedeuten, und dazu seien die Sozialdemo kraten nicht zu haben. -- Die Vorlage geht an eine 28er Kom mission. — Morgen: Interpellation des Grasen Kanitz best, unsere Handelsbeziehungen zu Nord-Amerika. Berlin. In der heutigen Sitzung des Bnndcsraths wid mete vor dem Eintritt in die Tagesordnung Staatsministcr Ära! Posadowsk» dein General der Infanterie Grafen v. Eaprivi einen ehrenden Nachruf. Hieraus wurden die Vorlagen betreffend den Entwurf von Vorschriften über die Einrichtung und den Betrieb der Thvmasschlackemiiühleii, ferner die Auslegung der Prüfungs- vrdiinng für Aerzte und 'Apotheker, der Entwurf einer Fernsprcch- gebühreuordming sowie endlich der Entwurf xincs Telegraphen- weg-GesetzeS den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Berti». Das 'Abgeordneten b a n S setzte die Besprech ung der Interpellation Szmula. bctr. den Arbeitcrmanget ans dein Lande, fort, und zwar in Verbindung mit dem Antrag Gainp. welcher praktische Vorschläge jür die BAcitigimg des ländlichen Arbeitermangcls enthält. Abg. v. Glaicnapp erklärte bas Em- verständmß der Konservativen mit dein 'Anträge Ganip, kündigte aber an. daß seine Freunde ihre über diesen 'Antrag hinausgeben- den Wunsche in einem besonderen Anträge sormulirc» würden. Minister b. Miguel führte ans, daß die Negierung die gerügten Uebclitäiide anerkenne und diesen mit allen Mitteln abzuhclfen be müht sei, die nicht durch höhere politische Rücksichten, wie Schutz des Telitschihunis, ausgeschlossen seien. Alle die zu ergreifenden Maßnahmen könnten aber nickt Vvn heute zu morgen wirten, die Hanvtmche bleibe immer die Besserung der Lage der Landwirth- jchast überhaupt. Die Landwirthe begönnen schon letzt getroster: ui die Zukunft zu blicken, und wen» sie stärkeren Schutz gegen das Ausland erhielten, werde auch ei» Aufschwung nicht ausblciben. Minister Freiherr v. Hammerstci» schloß sich diesen Ausführungen i» allen Theile» an und wünschte noch, daß Lehrer und die Geistlichkeit dazu beitragen möchten, daß die ländliche Bevölkerung der Laiidwirthschaft nicht entfremdet werde. Redner der Rechten lind des EciitrumS traten für Maßnahmen gegen den Arbeiter- mangel ein, während Dr. Hirsch (steil. Bolksp.) die gemachten Vorschläge als reaktionär und arbeiterfeindlich hinstelltc. (Weitcr- berathung morgen.) Berlin. Die Budgetkommission des Reichstags berieth heute die Neuorganisation der Artillerie und nahm die Battcrie- Vermehrnncz aus 574 mit 11 gegen 10 Stimmen an. Dafür stimmten die Konservative», die Reichspartei nnd Prinz Arenberg, Dr. Lieber und Frhr. v. Hcrtling vom Eeiitrnm. dagegen die Frei mütigen. die Sozialdemokraten, Gröber, Dr. Lingen nnd Müller- Fulda. Im Verlaufe der Debatte wurden von der Kriegsverwalt- iiiig eingehende, zum Theil vertrauliche Auskünfte über die Ar tillerie Verhältnisse im Deutschen Reiche, in de» Dreibund-Staaten, in Frankreich und Rußland crtheilt Die Haiibitzeii-Batterien seien sich geworden wegen des gesteh - - Kriegs»! .. „ . - - - ^ des Abg. Richter, immer zu ermesse», ob das dciltiche Heer oder seine Gegner eine Ueberlegenheit beanspruchen könnten. Wir müßten nothwenvig in unseren technischen Einrichtungen und insbesondere jetzt in unserer Artillerie den anderen Mächten voraus sein, um sie in Respekt vor unserer Bewaffnung zu erhalten und dadurch den Frieden zu sichern. Gegenüber der Auslastung Richter», daß die Milltätvorlage die anderen Mächte zu ähnlichen Vcrinetmmgcn
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