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Dresdner Nachrichten : 23.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189902235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-02
- Tag1899-02-23
- Monat1899-02
- Jahr1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.02.1899
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A-LZ-D- cv ' 2 r» Z^ i> LZ - " -r-'-o Z.S.^- 8-' §Z-ZrsMM- <7» 0<^ ^7-/^2^ 15 k- LW^HZ x-MKL; «»L^-EZt ^.A'- A' L Seite VH. Belletristische Donnerstags-Beilage zu de» »Dresdner Nachrichten". Akko^kei fLrv Hrs ArtDrreniVeLt. Merkspruch: Helfen wollen und nicht bclsen können — O, wie fübli daS Herz der Armmk Harin! Helsen können und nicht Kelsen wollen — Da) erst zeigt den Menschen bettelarm! Anna Nitschke. !aS Duheute kannst besorgen, " Dir nu Seite, während Erich halb lachend, halb brummend mit Panier und Bleistift de» Rückzug nach seinem Zimmer antrat. Klein Maria aber schlang ihre runden Aermchen zärtlich nm der Mutter Nacken und flüsterte: „Ich will immer denken wie mein Herzmuttel: . das verschiebe nicht auf morgens „Aber. Kind, was ist Dir nur geschehen? Weshalb diese Thränen?" Mit diesen Worten beugte sich Fräulein Ursula über das blande Haupt ihrer Nichte Magdulene und schaute liebevoll forschend in deren blaue Augen, die sonst gar hell und freundlich in Gottes schone Welt hinaus- lachten, während heute große Thränen an den langen Wimpern zitterten, «Ach. Tantchen, ich bin zu unglücklich!" schluchzte das junge Mädchen. „Nun,! nun," benihigte Fräulein Ursula, „so arg wird es wohl nicht sein. Trockne j vorerst Deine Throne», und daun erzähle einmal hübsch vernünftig!" „Mutter trug mir gestern auf. die Spitzen auf mein hellblaues Kleid zu nahen, aber ich — ich — ich hatte so gar keine Lust dazu, es ist auch io furchtbar müh sam. und — ich wollte es heute Nachmittag thun," fügte sie zögernd hinzu, „Vor einer Stunde war nun meine Freundin Elisabeth hier und brachte mir eine Karte zu dem großen Kasino-Cvncert heute Abend — und nun ist mein Kleid nicht fertig — und — ich kann unmöglich ein dunkles dazu anzieheu!" Unter erneutem Schluchzen sank das Köpfchen rn die Hände, während Tante Ursula lauft tadelnd sagte: „Was Du heute kannst besingen, das —" „Ich weiß, ich weiß, Tantchen!" rief Magdalene in komischem Entsetzen: „Mutter hat mir ihr Lieblingswort zur Genüge vorgehaltcn!" „Und Deine gute Mutter hat vollkommen Recht, und Du solltest nun endlich einmal Deine Fehler einseben lernen, denn mein Nichtchen verschiebt ja so gern unangenehme Arbeiten aus morgen." Inzwischen war Magdalenens Mutter in die Küche getreten, um dem Mädchen einige Anweisungen zu geben. „Anna, wir möchten heute noch die Strümpfe stopfen, damit morgen stütz die Wäsche gleich gerollt werde» kann," sagte sie zu dem sauberen Mädchen. „Hab' ich schon gestern Abend besorgt. Frau Rath." erwiderte Anna: „ich hatte nichts mehr zu thun. rrnd da siel mir Ihr Sprichwort ein. Die Strümpfe sind alle heil und ganz!" fügte sie fröhlich hinzu. „Recht so. Anna." lobte die Haus frau. während über des Mädchens frisches Gesicht bei diesen Worten ihrer Herrin ein Heller Freudenstrahl flog, und treuherzig versicherte sic: „Wenn ich ein eigenes Heim habe, dann schreibe ich mir das Lieblingswort meiner einstigen Herrin über jede Thür." „Und ich bin überzeugt, daß es meine Anna nicht nur über der Thür, sondern auch rm Herzen haben wird." erwiderte freundlich die Hausstau. „Wenn übrigens die Strümpfe schon fertig sind, dann kannst Du noch auf ein Stündchen Leine kranke Schwester besuchen. ich werde Dir Einiges für sie mitgeben." „O, Sie sind io gut!" flüsterte Anna mit feuchten Augen. „Wenn die Dienstboten ihre Pflicht thun, ist es leicht, gütig zu sein!" Mit diesen Worten verließ Frau Rath die Küche, um einen Blick in die Kinderstube zu werfen. Da laß die achtjährige Maria mit glühenden Bäckchen und schrieb so eifrig, daß sie selbst der Mutter Eintritt uberhört hatte „Nun, Liebling, so fleißig?" „Ja, Muttel, — ich habe es nicht zu morgen auf, aber ich will es doch deute schreiben, ist es recht io?" „Gewiß, „Was Tn heute kannst besorgen. Das verschiebe nicht auf morgen!" Tita Lindner. zu mit meiner blonden Roia gespielt, aber ich mußte immer an Dich denken und an Dein Sprichwort — und da habe ich geschrieben. Dafür kann ich ia auch morgen viel länger spielen, und — der liebe Gott. gelt. Herzmuttel. der freut sich erst?" Lächelnd nickt die Mutter und legt wie segnend ihre Hand aus der Kleinen lockigen Scheitel. „Mutting. bitte, recht schnell ei» großes Butter brot !" Mit dreien Worten stürmte im selbe» Augenblick der elf Jahre alte Kurl in's Zimmer. „Ei. warum so eilig, mein Herr Sausewind?" lachte die Mutter. „Ja. siehst Du, Mutting, wir spielen Krieg, und da muß ich gleich wieder hinunter zu den Anderen — bitte, bitte!" „Und die deutsche Arbeit ?" „Ach. die schreib' ich morgen!" „Was Tu heute kannst besorgen, das verleb lebe nicht aus morgen!" warnte die Mutter. „Ach. Mutting. wenn ich morgen früh mit Dir aufslehe, werde ich beguem fertig." schmeichelte der Dicke. „'Nein, mein Junge, mit dem Ausstichen hat es auch immer seine Schwierig keiten, schreibe mir heute noch!" Knurrend verfügte sich unser Dicker mit einem anjelmlicken Pulterbrot in das Arbeitszimmer der Wmngens" und vergaß bald rm Eifer der 'Arbeit die Gespielen. Am anderen Tage meinte er schelmnch: „Weißt. Mutting, es war dock gut, daß ich gestern schreiben mußte, Fritzens Mutter hat wahrscheinlich kein solches Sprichwort, denn er mutzte nachsttzen.^weil er heute früh Alles schlecht gearbeitet hat!" — Als am Abend desselben Tages die Familie im Wohnzimmer traulich beisainineinaß. brachte Erich, der flotte Oberprimaner. eine» Bogen weißes Papier nebst Bleistift und legte beides feierlich vor dem Platze der Mutter nieder „Vinn?" fing diese höchlichst erstaunt. „Ja, sieh' mal. Muttchen, mir sollen uns >,» ernem Aussätze über irgend ein beliebiges Sprichwort verbreiten, ich wählte mir dazu das Deine, und da dachte ich eben. Du könntest mir hier einige Notizen machen!" Alle lachten, während Frau Rath launig erwiderte: „Ja. mein Junge, wenn ich wollte, könnte ick wohl über mein Lieblingswort ein ganzes Buch schreiben, denn an Beispielen fehlt es mir wahrhaftig nicht, daß meme Kinder stündlich solche liefern. Haben sie ,a Alle die Neigung, ihre Arbeit „aus morgen" zu verschieben." ,.O. Mutting." ries der Primaner im Tone gekränkter Unschuld, „ick bin aber doch eine rühmliche Ausnahme. E-.st vorige Woche habe ich — „Erst heute," unterbrach ihn die Mutter mcheird, „erst heute hat mein Sohn eben die bewußte Arbeit auf morgen hHvcv., weil er heute nottzwendigerweife mit seinem guten Freunde die neue Das Ende der Puppe. Im „Journal des Debats" veröffentlicht Maurice Mnret eine aktuelle Plauderei. Die Spielwaarenhändler sommern, führt er ans, sie versichern mit betrübten Mienen, daß dasGeickät nicht mehr geht. Wie es scheint, verzichtet man heut zu Tage, dem kleinen Mädchen zu Weihnachten Puppen zu schenken. Die Puppe ist im Sterken. >a. ne ist be reits gestorben. Es ist die Debacie der Pnvpc. Ein Pariser Modejournal hat über dieses Tbema,einen 'Artikel voll vlstlowvhiicher Ideen gebracht. Das Ende der Puppe babc seinen tiefe» Grund, heißt cs darin, und tonne mit den heutigen Kultnrznständen leicht erklärt werden. Das älteste der Spiel zeuge ist rm Begriff, zu Grunde zu gehen, als ein Spier des Fortschritts der Wissenschaften. Diese Behanptnirg. die im ersten Augenblick varador klingt, erweist sich als ganz plausibel. Früher schenkte man den kleine!: Mädchen zur Weihnachtszeit einfache, unbekleidete Puppen. Der jungen „Mutter" oblag die Sorge, Hemdchen zu fertigen. Kleider zu schneidern. Hute zu bauen. Heute wird es Niemand wagen, eine Puppe ohne Aussteuer zu schenken. Sie mutz auch mindestens „Papa ! Manu, >" sagen können, sonst wird sie dem kleine» Fräulein verächtlich. Alle dieie Vervollkommnungen haben aber das ärgerliche Resultat im Gefolge, daß sie jungen Mädchen keinen Ansporn zur Thätiakcit und Sorgfalt geben. Das Spielzeug erfordert blos Schonung und keine Wartung. All' der Glanz ermüdet und das ewige „Papa! Mama!" wird lästig. Früher, in der guten, alten Zeit, da die Puppen stumm waren, führten sie noch mit ihren jugendlichen Pflegerinnen niedliche Gespräche, deren Kosten durch die Pbantasie des »lindes geiragen wurden. Auch konnten die Mädchen früher nicht müde werden, die selbstgriertigten Kleidchen de» Pnvoen anziiprobiren, während ihnen dies jetzr bei den von Fremden hcrgestcllten Luppen kaum ieirrnls einsallt. Wie anders ist es in Japan Im äußersten Osten spielen die Puppen im Leben der Frauen eine große Rolle. Ein reizen des Fest ist diesem graziösen Spielzeug, den Hinamätmris. geweiht. Am 3. Mär; unserer Zeitrechnung ist es Mode, den kleinen Mädchen, die einen mit ihrer Freundschaft beehren. Puppen zu schenken. Dirne bilden dann eine Religuie. welche sich von der Mutter ans die Tochter iorterbt und aus die auch die Tagelöhnerin stolz ist Sie bat hundert, sic hak zweihundert Puppen, sage» dann die Mädchen nntereinnnöer mir dem Tvne unendt.chcn Respekts. Ist es nicht eine der Lösung windige Frage: Wie pflanzt man ein wenig Japan^ctlmm in die Seele der europäischen Mädchen, die blasin ihre Puppe wegwerfeir und sich nur eins wünschen: ein Bictzcle. — Die Ausführungen treffen leider zum Theil auch für Deutschland zu. letzt hatte Mütterchen die Lacher ans ihrer Das Mutterhars. „Hast Du Dir weh' gethan?" Im Muttcrherzen Bebt stete Sorge uni das thenre Kind; Nicht achtet es. daß für sein heißes Lieben Das Trengehegke vikmals ewig blind. „Hast Du Dir weh' gctbair?" Vom ersten Schritte, Den an der Mutter Hand Du einst gethan. Geleitet dieie Frage Stund' nm Stunde Den Herzensliebltiig ans der Lebensbahn. Tu kannst Dich kalt vom Mntterherzen wenden, Tein ganzes Streben geh! nach Glanz und Pracht, Bergenen ist der Kindheit Märchenzanber, Das Mutterauge. das Dir einst gelackt — Doch wenn des Weitgiückcs inner Rausch verflogen. Zerstoben ist des Ruhmes eitler Wahn. Frag, noch das Multerberz in krcnec Sorge: „Mein armes Kind, hast Du Dir weh' geiban?" Das Mutterher; magst graustim Tn zerfleischen, Trenloier Liebe srevclnd eS zu weib'n. Zertreten tamist Tii's.^unablässig martern. Treu bis zum letzten Schlage wird cs iein; Stoch bebt S um Dich, noch wehrt'? den kleinsten Leiden Die vom Geschicke Dir bereitet sind. Stoch fragt es bang, ritzt Dich der Dorn der Rose: „Hast Du Dir weh' gethan, mein armes Kind?" Frida von Nronafs. Nätbsel. Ick kenn' einen Dichter inr Namen Birgt er der Götter drei: Zwei herrschten im Reiche der Schrecken, Die Dritte war schön wie der Mai Dem einen wurden zu Babel Biel blutige Opfer gebracht, Die and're bausre im Norden, In schauriger Höbkenuacht. Die Dritte auf bokein Olymps» Kredenzte den Göttertrank: Ihr dufteten fröhliche Roten, Ihr schallte der Flöten Klang. Wer weih, ob der schlichte Sänger Es je geabnt und vermeint, Wie viel crhad'ne Gäste Sein deutscher Name vereint! Mir«. AelleLrißische Donnerslags-Ieilage jU den „Srksdnrr Nachrichten". M«. 24. Donnerstag, den 23. Februar. 1899. Die chinesische Mauer. Roman von Marie Bernhard (Fortsetzung.) „Also." setzte Nell» gelassen fort, „ich verschaffe mir gegen Abend den Ein spänner und fahre zur Bahnstation nach P. Dort sind Sie und warten aus mich." „Sehr schön! Glanben Sie aber wirklich, meine Gnädigste, man wird Sie im Wulfsliagener Schloß so ohne Weiteres trank und frei davonjagcu lasse» ?" Es Ilona iebr spöttisch, und Ncllli funkelte den Sprecher aus ihren großen Augen hochmilkhig an. „Sie Kirnen nickt so höhnisch zu mir sprechen, das will ich nicht haben! Weil ich in vielen Punkten noch unerfahren bin und nichts von der Welt weiß, darum dari mich »Niemand verspotten — cs ist nicht meine Schuld! Sie sind mir natürlich an Wett- und Menschenkenntnis! hundertfach über legen. Herr von Pcinyczewski. aber aus die hiesigen Verhältnisse versteh' ich mich fedcnialls besser als Sie!" Er verneigte sich ties. „Fern lei es von mir, durch irgend eine unvorsichtlgc Bemerkung Ihr Wohlwollen zu verscherzen —" „Wohlwollen? Ick weiß gar nicht, ob ich das überhaupt für Sie habe!" Nicolas fuhr in humoristischem Schreck zurück: „Nicht einmal das?" Nclln mußte wider ibren Willen lachen. „Wohlwollen! Wohlwollen!" wiederholte sie nun ihrerseits spöttisch. „Das llingt so mütterlich, so behütend — das paßt gar nicht zu mir!" „Darf ick Vertrauen sagen?" fragte er mit angenommener Demrith. „Ta? ging Ichon eher! Vertrauen letze ich wirklich in Sie — das heißt, in Jbre Lebensklugheit. in Ihren Verstand!" „Vielen Tank! ilnd meinem Herzen vertrauen Sie nicht?" „Tazn liegt gar keine Veranlassung vor. Die gegenseitigen Herzen wollen Wir nur ganz »ns dem Spiele lassen!" Es klang weder kokett noch gemacht, sondern ganz natürlich. Wenn es Nellv nickt wirtlich voller Ernst war mit dem. was sie tagte, so war sie schon jetzt, i» ihrer Einsamkeit und Jtoluung, eine vollendete Schauspielerin! lind wenn es ihr nun Ernst war! Etwas stutzig wurde der siegcssichere Nicolas doch wieder. „Keine leictrte Erovernng — das steht fest!" tagte er zum lorrnd- sovieilcn Mal zu sich selbst. „Aber eine Eroberung doch icdcnsalls, und als mübevolle. cnttckieden umso höher anzuschlagen!" lind wäbrend er dies dachte, freute er sich wieder darüber, daß es doch noch etwas für ihn gab. was für ihn zu erobern Werth hatte! „Wobei waren wir doch gleich stehen geblieben ?" fragte Stellv unbefangen in sein Nachsiniien hinein. „Bei dem Vertraue» in unsere Herzen —" „Ach. Gail bewahre, das meinte ich nicht! Wer denkt denn daran? Es war ta gerade das Gegenrheil: Sie setzten Mißtrauen in das. waS ick mir an-Sgesoiinen hatte. »Aber das war eben unnütz, ich weiß ganz gut, was ich will und kann Stflvhe ist natürlich cirigewciht, die hilft mir. den Koffer bernnlerbringen und oen Wagen znrechtmachen: das haben wir Beide schon hundertmal allein gechan. das verlieben wir. Die Leute sind alle auf dem Felde, rriis wird Niemand beobachte» und Niemand störe». Frau Starke darf iratirrliw nichts erfahre», die schließe ich schlimmstenfalls in ihrcin Zimmer ein!" „Eine ebenst' einfache als geniale Methode, mißliebige Persönlichkeiten ans dem Wege zu scharfen!" meinte Nicolas anerkennend. „Darf ich mir die Frage eclanoen. ob Sie Ihrem Herrn Vater eine etwaige Kenntirißnahme Ihrer M ine uni ähnlichem Wege zu verwehren gedenken?" ..Nein." cntgegnete Netiu mit gefurchten Braue», „das ist nickt noth- lveiidig. Wenn Pava innerlich aufgeregt ist — und daß er das letzt sein wird, nnucliegt gar tcinem Zweitel, dazu genügt schon »Mamas »Pries und die Gegenwart des Kindes — dann muß ei sich betäuben. Mau bat nicht rrvthrg, ihn ans fernem Zimmer einznschlreßen. das l»nl er dann selbst, und es kann geschoben. was da wolle ... er sieht und hört nichts davon!" „Nehmen wir dies alio an," fuhr »Nicolas nach einer kurzen, peinlichen Pnrile fort, „was darr» weiter?" „»Werter? Sie fahren mit mir nach Amsterdam und Helsen mir dort meine Mama linnen. Ich vin in noch nie gereist, bi» ganz unerfahren im Verkehr mit Memchen, Sie minien mir bciitcherr! Wenn wir Maina gefunden traben und sie meinen Plan, Künstlerin zu werden, erfährt, bandelt sich's darum, ob sie selbst lrch meiner annebmen und meine Ausbildung leiten laiin Ist sic dazu im Stande und will sie es. Io bleibe ich bei ibr, das beißt, wenn es mir dort gefällt und wen» Sie meine», daß Mama die Fähigkeiten hat, mich möglichst rasch zu meinem Berns hclanzrihildcil. Sie haben selbst Musik strrdirt und ich denke mir, Sic müsse» das verstehe» und ein gutes ttrtheil darüber haben!" Nicvlas zerdrückte etwa? nervös seine weiche Rcitmütze zwilchen den Händen. „»Angenommen nun, Baroneh. ich wäre der Ansichi. die betreffende Dame wäre nicht die geeignete Persönlichkeit und hätte nicht die nöthigen Kennt nisse, um Ihre Ausbildung z» leiten?" „Dann," erwiderte Nellv leichthin, „begleiten Sie mich nach Paris, wo Sie ja, wie Sie mir sagten, viele werthvolle Verbindungen haben. Sie bringen mich in irgend einem guten, feinen Institut unter - vielleicht weiß auch Mama eines, sie ist ,a auch oft in Paris gewesen, wie Jlka sagt — geben mir Empfehlungen an Ihre Lehrer und rnstalliren mich dort so. daß sie damit zufrieden und über meine Zukunft beruhigt sind." „So? Und dann ist der Rcöcmarschall seines Dienstes enthoben und kann wieder nach Hause fahren, nicht wahr, so „»Nachdem ich ihn meinen besten, herzlichsten DarMsür leine Güte gesagt habe! Uebrigens — »Paris ist ja groß, und ich habe dem Neriemarscball nichts zu verbieten! — er kann ja auch noch dort bleiben, sich amüsiren und sich ab und zu davon überzeugen, ob sein Schützling chm Ehre einlegk und seiner ^Aufopferung werth war!" „Schützling!" „Antopserung!" Die Worte klangen nicht angenehm in Nicolas' Ohr. Sein ganzes pikantes Abenteuer batte ein anderes Gesicht bekommen. Das war ,a überhaupt gar kein .Abenteuer", welches da vvr ihm lag — das war eine »Pflicht, eine »Ausgabe, die er gewissenhaft erfüllen sollte. Und dazu vcripürte er nicht die mindeste Lust; er hatte sich das ganz anders gedacht. War das Mädchen, das beständig fernen eigenen Egoismus betonte, wirklich so naiv, an ganz selbstlose Motive zu glauben bei einem >ringen Mann . . . noch dazu bei chm. Nicolas von Pernyczewski? ..'Warum sehen Sie so nachdenklich und so ärgerlich ans?" fragte »Nellh plötzlich. „Aergerlich? Ich?" „Jawohl! »Aergerlich — Sie! Gerade das! Reut cs Sic, daß Sie mir versprochen haben, mir die Wege zu ebnen, die zur Küiifflerlcrrrfbahn führen? Tenn versprochen haben Sie cs mir, und ich — natürlich — ich Hab' eS dankbar angenommen, well ich wohl weiß: allein kam' ick nicht zum Ziel oder doch hundertmal schwerer und langsamer, und ich wüßte fast kerne» »Meirichen auf der »Welt, der sich meiner annehmen könnte!" „Ich bereue gar nichts! Eine von meinen obersten Marimen. die mir schon lehr oft irr meinem Leben von großem Nutzen gewesen ist. Reue macht klein und feige und bürt außerdem nichts — also weg damit! Wenn Sie können. Paroneß. ii ' nien Sic diese Lebensreael auch für sich in Anwruch." „Warum sollte ich nicht können ?" gab »Nellv lächelnd zurück „Denke» Sie. das wäre nur eine Maxime für Mariner? Mir scheint sie für Frauen ebenso geeignet: vor allen Dinge» ist sie hübich bcanem und, das werden Sie wohl schon bei mir herausgefrindeu haben: Alles, was beguem ist, das liebe ich!" „Gut alio! In diesem Punkt wären wir ck'aceorä." „Und i» welchem nicht ? »Weshalb zogen Sie eben dies ärgerliche Gesicht?" „Wenn ich denn durchaus dafür Rechenschaft oblegen soll . . . Barone» denken sich die Sache doch wohl anders, als sic ist — doch wohl leichter! Das Ziel, von dem Sic sprechen, ist nicht ohne Weiteres im ersten Anlauf zu gewinnen. Bei aller Begabung, allem Eifer und allen guten Empfehl ungen — es können Jahre vergehen, che cs Ihnen vergönnt ist, an die Oeffentlichteit zu treten." „Jahre? Hat es bei Ihnen lange gedauert?" „Stein." sagte »Nicolas, und das starke Selbstbewußtsein, das seine be deutende Begabung ans den verschiedensten Gebieten und deren rückhaltslose Anerkennung von kompetenter Seite in ihm genährt hatte, brach wieder ein mal pffeirkuiibig durch, „bei mir nicht!" »Nett» rückte ein wenig von ihm weg und musterte ihn aufmerksam, wie eine Kuriosität. „Ich will Ihnen ja gern glauben, daß Sie ein »Ausnabmesall waren." sagte ne dann mit einer heitere» Gelassenheit, die fast etwas Ueberlegenes an sieh Halle, „aber was würde das an der Thatflrche ändern, daß ich vielleicht eure zweite wäre?" Er wollte etwas entgegnen, sie kam ihm zuvor. „Und gesetzt den Fall, es wäre, wie Sie sagten, es dauerte wirtlich ein paar Jahre mit meinem Studium . . . glanben Sie. daß mich das zurückschrecken würde? Wenn am Ende dreics Stn-inins a>s Krone und ats Lohn mir der Rudi», der Lorbeer winkt, woran ick nicht zweifle, dann darf mich die »Aussicht ans em paar Lehr jahre »lchk schrecken »Was hatte ich denn, wenn ich hier bliebe? Die Mittel zu meinem Stndirun sind vorhanden . . . warum sind Sie so erstaunt? Dachten Sic vielleicht, ich wurde Sie dämm aiigesprochc» Hoden?" »Nicolas zog die Brauen einvor. „Glauben Baroncß. ich Kälte es dam kommen lasse»? Mit dem Augen blick. da Sic nur gestalteten. Jbiren zur ^eile zu stehe», für sie zu sorgen „»Aber ich will das gar nrcht! Sorge» dürfe» Sic nicht für mich! Nur mir den ersten Schritt in die »Welt hinein erleichtern, mich an meinem Be stimmungsort abliescrn und mir ein paar Einpschlungen geben — das, ist »Alles, was ich von Ihnen erbitte. Wenn Sic spater noch in Paris bleiben wollen „Würde Ihnen das angenehm sein. Gnädigste?" nagte Nicolas angelegent lich mit seiner einschmeichelnden, weichen Stimme. „»Aber gewiß doch! Es wird sicher noch manche Stunde kommen, da ich Ibren Rath. Ihren Beistand brauchen werde und Ihnen dafür dankbar sein will — nur sorgen dürfen Sie nicht für mich! Das werde ich lieber allein thun!"
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