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Dresdner Nachrichten : 22.07.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189907227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-07
- Tag1899-07-22
- Monat1899-07
- Jahr1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 22.07.1899
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0d « T r: r s >8-8 '!»- « " I R r» L G «» «» r»Z »5 ?! verMcke» vu» rschfisches. — Se. Majestät der Kaiser hat gestern aus Anlaß der 50jährigen Wiederkehr des Tages der Verleihung des Ordens pour Is mörits an Se. Majestät de» König Albert durch eine Abordnung von Inhabern dieses hohen Militärordens Se. Ma jestät beglückwünschen lassen. Diese Abordnung, bestehend aus: Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Brnuuschweig. dem General der Kavallerie Grasen Haeseler, kommandirendem General des 16. Armeekorps, dem General der Infanterie v. Lignitz. kommandirendem General des 3. Armeekorps, sowie dem Generalmajor Freiherrn v. Schele, beauftragt mit Wahrnehmung der Geschäfte des Inspekteurs der 3. Kavallerie-Inspektion, traf gestern um 12 Uhr Mittags -im Sommer-Hoslagcr in Pillnitz ein und überreichte hier Sr. Ma jestät dem König zur Erinnerung an den denkwürdigen Tag im allerhöchsten Austrag Sr. Majestät des Kaisers die goldene Krone zu dem genannten r^rden. Bereits während des ruhmreichen Feld zugs 1870 71 war Se. Majestät, wie schon erwähnt, durch Ver leihung des Eichenlaubes zu diesem Orden von Sr. Majestät Kaiser Wilhelm I. ausgezeichnet worden. - Ihre Majestät die Königin hat bei ihrem letzte» Besuch der „Deutschen Kunstausstellung" Professor Gotthard Kuehl 's „Krcuzkirche inDresdcn" (Katalog Nr. 263) käuflich erworben. Das Werk, um dessen Besitz auch einige auswärtige Staatsgalcrien warben, gehört neben der Prächtig gesehenen „Augustusbrücke" desselben Meisters zu den Perlen der drei Dresdner Säle, deren Aussteller sich durch diesen neuesten Ankauf der hohen Frau in ihrer Gesammthcit geehrt und ausgezeichnet fühlen dürfen. — Ihre König!. Hohen die Frau Erbgroßherzoain von Mecklenburg - Strclitz und Ihre Hoheit die Prinzessin- Tochter Jutta sind in Begleitung der Hofdame v. Buch und des .Hofchefs Major v. Livonrus vorgestern hier eingetrofscn und in Sendig's Hotel „Europäischer Hot" abgestiegen. Die Weiterreise nach Cetinje erfolgt morgen über Wien. — Ihre Hoheit die Frau Herzogin von Anhalt und Se. Durchlaucht Prinz Sizzo von Sch war; bürg sind zum Besuch der Mecklenburgische» Herrschaften gestern Vormittag hier von Großharthau angekommen und in Sendig's Hotel „Europäischer Hof" abgcstiegen. — Se. Majestät der König hat dem Dr. Phil. Arthur Baeßler in Dresden, Oberleutnant der sächsischen Landwehr- Kavallerie, den Titel eines Professors verlieben. — Se. Exc. der Herr Staats- und Justizministcr Dr. jur. Schurig hat ani 19. ds. Bi. in Leipzig mit den maßgebenden Persönlichkeiten wegen der neuen Amtsgerichte im Osten und Westen der Stadt konferirt. — Dem juristischen Hilfsarbeiter bei der Zoll- und Steuer- Direktion Assessor M eher wurde Titel und Rang eines Finanz- Assessors verliehen. — Dcnr Ober-Telegraphen-Assistenten Knbe in Bautzen ist das Albrcchtskreuz verliehen worden. — Se. Excellenz der Herr Staatsminister v. Metzsch hat einen mehrwöchigen Urlaub angetretcn. — Se. Exc. der Kriegsmimsler Edlerv. d. Planitz weilte vorgestern, nachdem er Tags zuvor in Borna das Terrain für zu errichtende militärische Gebäude besichtigt und in Wurzen eine Besichtigung der Lazareth- und Kascrnenbautcn vorgcnommcn hatte, wieder in Leipzig und suhr 6 Uhr 20 Min. mit den Herren seiner Begleitung nach Dresden zurück. - Aus Dresden erhält das „Sk. W. Tagebl." Mittheilungen über das gegenwärtige Befinden der Prinzessin Luise von Coburg und ihren jetzigen Aufenthaltsort, die Privatheilanstalt „Lindenhof" bei Coswig. Ihren eigenen Acußcrungcn zufolge behagt es der Prinzessin in der Picrson'schcn Heilanstalt sehr gut. Man sieht auch die Prinzessin sehr oft in elegantem Zweispänner die Mauerumfricdung bei fröhlichstem Geplauder mit ihrer Be gleitung verlassen, um Ausflüge in die herrliche Umgegend zu machen, wohl hier und da auch mitten im Walde ihre Malstunden zu betreiben. Die Pierson'schc Anstalt hat eine beinahe 100jährige Geschichte. Den Kern der Anlage, die einen Villenkomplcx von 10 Hektaren umfaßt, bildet eine Gruppe von vier Gebäuden, das Gesellschaftsbaus, zwei Villen für ruhige Kranke — rechts sür Männer, links für Frauen — und das Wirthschastshans. Von den vorderen Krankcnvillc», in Luftlinie etwa 55 bis 60 Meter entfernt und von diesen dnrch den Waidbestnnd isvlirt, stehen zwei Villen für unruhige Kranke und Jsolirgärtcn. In der vorderen rechten Ecke des Grundstückes sieht man die neucrbaute Billa des Direk tors, an der Ostieitc um einen Wirthichastshos gruppirt stehen Stallgcbüude, Remisen, Maschinen- und Kesselhaus — eine große Anlage, denn im Wirthschaftsgcbüudc wird sogar mit elektrischer Kraft gekocht und gebügelt. Erst in neuerer Zeit sind noch zwei Villen errichtet worden, von denen die kleinere, einstöckige ein junger Mann, Herr v. St.. Bruder eines bekannten deutschen Großindustriellen und deutschen Reichstagsabgeordnctcn, ganz allein mit seiner Bedienung bewohnt, während die andere zweistöckige Villa von vier kranken Damen bewohnt wird. Tie größere Hälste des ersten Stockwerkes hat Prinzessin Luise inne, während im zweiten Stockwerk ihre Begleitung und Dienerschaft untergebracht ist. Ter ganze Bodenraum wird eingenommen von zahlreichen Kisten und Koffern, die ihre Toiletten enthalten. Immer noch treffen von ihrem früheren Aufenthaltsort Kisten und Koffer mit Toiletten ein. Ten kleineren Theil der ersten Etage hat eine Fürstin Lobkowitz, eine freundliche und ruhige Greisin, inne. Mit dieser wie mit einzelnen anderen vornehmen Pflegebefohlenen der Anstalt verkehrt die Prinzessin, wie überhaupt der gesellschaftliche Verkehr im „Lindcnhos" ein sehr reger ist. Bietet doch das Ge- sellschaftshaus reiche Gelegenheit zur Unterhaltung: in seinem großen, im Obergeschoß gelegenen Fcstsaal, welcher mit einer Bühne, mit Concertstügel und Harmonium ausgestattct ist, finden Eonecrte, kleine Theater-Aufführungen und Festlichkeiten statt. Erst vor Kurzem gab die Koschat-Sängergelellschaft daselbst ein Conccrt. Prinzessin Luise fühlt sich — wie schon erwähnt — im „Lindenhos" sehr wohl; sie hat »ach wie vor reges Interesse sür die Vorgänge in der Außenwelt, hält sich selbst eine Anzahl von Zeitungen und Journalen, unter welchen verschiedene Modeblätter nicht fehlen. Der „Lindenhof" bietet mehr als hundert Kranken "Aufnahme. Gleich den meisten Bewohnern der Anstalt verkehrt Prinzessin Lulle im Hause des Besitzers und Leiters der Anstalt, des Sanitätsrathes Dr. R. H. Pierson, und mit den Mitgliedern der Familie desselben in ungezwungenster Weise. Dieser Verkehr aicbt auch gewiß vielfach geistige Anregung und künstlerische Unter haltung, denn mannigfache litterariscbe und künstlerische Interessen vereinigen sich in dreser Häuslichkeit, welcher die Gattin des Leiters vorsteht, eine Engländerin von Geburt. Der Vater des Sanitätsrathes Pierson war der einst berühmte Janst-Komponist Henry Hugo Pierson, seine vor wenigen Monaten erst verstorbene Mutter mar die einst als Jmprovisatriee und von Friedrich Nückcrt als „Corinna Deutschlands" gefeierte Dichterin, sein Bruder ist Direktor der General-Intendantur der König!. Schauspiele in Berlin, Geheimer Reaierungsrath Henry Pierson. — Ter Vorstand des konservativen Landcsvcreins erläßt folgende Erklärung: Im 8. sächsischen Reichstagswablkreise «Pirna re.) hat eine N achwahl stattznsinden, weil der Reichstag das Mandat des bisherigen Vertreters für ungiltig erklärt hat. Da von der konservativen Partei eine eigene Kandidatur nicht ausgestellt worden ist, richten wir an unsere Parteifreunde im 8. Reichstagswahlkreise die dringende Aufforderung, bei dieser Nachwahl die Kandidatur des Herrn Mörtelfabrikanten C. F. Latze in Dresden (deutsch- sozialer Reformer) in jeder Hinsicht thatkräftig zu unterstützen, um ihr zum Siege zu verhelfen. — In der „Güld'nen Aue" fand vorgestern Abend eine stark besuchte Maurer-Versammlung statt, welche sich wieder mit dem Streik befaßte und Stellung zu den vom Gewerbegericht in die Wege geleiteten Einigungsvcrhandlungen nahm, lieber den Streik selbst wurden wesentliche Acndcrungen nicht berichtet, cs sollen eincrieits wieder einige Unternehmer die Forderungen be willigt haben und andererseits aber auch wieder Entlassungen der zu den neuen Lohnsätzen Arbeitenden vorgekommen sei», weil zum Theil die Bauten fertiggestellt seien. Hinsichtlich der angebahnten Einigungsversuche durch das Gewerbegericht theilte der Strciksührer Hartwig mit, daß die Maurer nicht den Anlaß dazu gegeben hätten, sondern es sei dies aus freiwilliger Entschließung von «eiten des Gewerbegerichts geschehen. Die Maurer hätten sich allerdings bereit erklärt, an einem friedlichen Ausgang des Kampfes mitzuwirken, da nunmehr aber der Bauarbeitgeber-Verband den ablehnenden Beschluß gefaßt habe, würden sich die Maurer nicht weiter in Verhandlungen einlassen und den Kampf wie bisher weiterführen, da anzunehmen sei, die Arbeitgeber würden ihr Versprechen nicht halten und vielleicht auf eine schlechtere Geschäfts konjunktur rechnen. Jedenfalls werde die irtziae Minderheit der Arbeitgeber, welche in der Generalversammlung für Zugeständnisse gewesen sei, bald die Mehrheit erlangen, wenn sie merkten, daß der Streik mit Ausdauer und Zähigkeit weitergeführt werde. Im einig Verlauf der weiteren Debatte sprachen sich einige Redner in recht, scharfer und gehässiger Weise über die Arbeitgeber und Nicht- strcikenden aus, weshalb der Ueberwachende, Herr Polizei-Inspektor Born, mit Wortentziehung einschritt. Als hieraus die Versamm lung durch demonstrativen Tumult ausdrückte, daß sie mit dieser Maßnahme nicht einverstanden war, löste der genannte Polizei- bcamte die Versammlung aus, woraus die Anwesenden in ziemlicher Aufregung den Saal verließen. eröffentlichten letzten Jahresbericht der um Gedächtniß Kaffer Wilhelms I., die besitzt uud zum Zwecke des gediente Soldaten vom — Aus dem kürzlich v Sachsen-Stiftung zum ein Vermögen unentgeltlichen . Königs. Sächsischen Militärvereinsbund in's Leben gerufen wurde, ist nicht nur die wohlthätige Wirkung des Unternehmens ersichtlich, sonder» aus dem gegebenen Zahlenmaterial lassen sich auch einige Vvlkswirthschaftlich interessante Symptome herausrcchne». Dnrch die Sachscnstiftung fanden 71 Proz. der um Stellung nachsuchcn den Leute Unterkommen, unter den übrigen 29 Proz. sind viele Arbeitsuchende, die sich nicht aus Mangel an Arbeit überhaupt an die Sachsenstistung wendeten, sondern in der Erwartung, hier möglichst gute, nicht mit schwerer Arbeit verbundene Stellen zu erhalte». Diese Leute suchten sich, wen» sie ihre Wünsche nicht befriedigt fanden, auf eigene Hand Arbeit oder blieben längere Zeit stellenlos. Die bereits früher beobachtete Abneigung der vom Lande stammenden Mannschaften gegen die Rückkehr zur Landwirthschast hat fortgesetzt zugenommen, und damit ist die Leutenoth aus dem Lande weiter gestiegen. Es wurden 610 land- wirthschastliche Stellen angeboten, 99 gesucht und nur 19 besetzt. In Rücksicht darauf lehnt es die Stiftung grundsätzlich ab, Bewerber aus der Provinz in den Städten Dresden, Leipzig und Chemnitz unterzubringen. Auch die Professionisten zeigten tbeil- weise das Bestreben, nach ihrer Entlassung aus dem Militärdienst nicht wieder zu ihrem Handwerk zurückzukehrcn. Es wurden 3155 Stellen angeboten, nach denen 1122 Personen verlangten, wovon 791 untcrgebracht worden sind. Sehr gesucht waren dagegen die Anstellungen bei der Post, der Bahn, an Amtsgerichten, Landes anstalten. als Gemcindebeamte, Kassenboten, Aufseher, Haus meister, Bureaudiener. Markthelscr »nd „Vertrauensposten". Der artige Stellen standen 1231 zur Verfügung der Stiftung. Es bewarben sich darum 1189 Personen, von denen 685 Befriedigung ihrer Wünsche fanden. — Das Ministerium des Innern hat auf Grund sachverständiger Prüfung und Begutachtung beschloss!:», die von der Firma Hahncl u. Ries zu Minden in Westfalen hergestellte Dachpappe in ihrer Verwendung als einfaches Pappdach — nicht als Doppel- pnppdach — unter den durch Verordnung vom 29. September 1859 (Seite 321 ff. des Gesetz- und Verordnungsblattes) festgestellten Beschränkungen und mit dem Vorbehalte jeoerzeitigen entschttdig- ungslosen Widerrufes als Ersatz sür harte Dachung zuzulassen. Der an, Dienstag verstorbene und gestern Nachmittag auf dem Annenfriedhof zur letzten Ruhe gebettete enier. Organist unserer hiesigen Annenkirche, Herr Joh. Friede. Riß mann, verdiente als tüchtiger Musiker und ausgezeichneter Mensch, als offener Freund und liebenswerther Gesellschafter in vollem Maße die hohe Achtung, die man ihm allenthalben bei Lebzeiten darbrachte. U. A. verwaltete er lange Zeit die Bibliothek des Organisten- und Musikervercins auf's Trefflichste, war selbst sehr bewandert in der musikalischen Litteratur und vertrat allezeit warm das musikalische Interesse des Organistenverbandes. Zu seinen Vorbildern und Meistern hatte er sich Koryphäen wie Seb. Bach, Hiller, Schicht, Kirnberger, Türk u. A. erkoren. Sein ingang nach manchem Leiden wird auch in der Provinz rege heclnayme finden. Er ruhe in Frieden! m: Am storbencu geht uns folg« Vorabende des Todestages des am 22. Juli 1898 vcr- Hcrrn Kommissionsrnthes Julius Reichardt, Ehrenmitgliedes des Vereins „Dresdner Presse", legte eine Ab ordnung desselben (Herren Stadlrath Dr. Bicrey, Redakteur Drechsler vom „Dresdner Anzeiger" und Privatdocent Dr. Uhl- mann-Elh) pietätvoll am Fuße seines Grabdenkmals eine Blumen- lpende nieder. Hat doch der Verewigte, nachdem er bereits zu Lebzeiten viele Jahre lang sein Interesse an dem Verein „Dresdner Presse" bcthätigt batte, ein gesegnetes Andenken sich auch über das Grab hinaus gesichert. Das vor Kurzem vollendete Reichardt'schc Grabdenkmal rst eine neue Zierde des an künstleriich hervorragenden Denkmälern reichen neuen Friedhofes bei Tolke witz. An der Westmaucr dieses Gottesackers gelegen, leuchtet es, in rothcm Wirbogranit ausgefühlt, bereits von Weitem entgegen. Es erhebt sich ans einem erhöhten Plateau und zeigt in einer niebclüberragtcn "Nische der Rückwand einen Sarkophag, über dem die von der Meisterhand Professor Hcnze's mvdcllirtc, von der Erzgießerci von Pirner u. ^rnm oi-omum? "lioi-ti-nOnH iwü 9 ... .. rsranz gegoltene cwigtcn in Bronec steht, lieber diese ' . Pvrträtbüste des Ver . , her Büste, die in sprechender Natnrtrcue die Gesichtszüge des verstorbenen Herrn Kommissions- rathcs Reichardt sesthült, liest man in einer Umschrift einfach den Namen des Begründers der „Dresdner Nachrichten". Jin Giebel selbst ist das Buchdruckcrwappcn in Bronec angebracht, ebenso sind an dem bekrönenden Kreuze darüber das Christogramm und die seitlich ausgestellten Vasen, ans denen Fcncrslammen empvr- lodern, in echter Bronce hcrgestcllt. Das ganze Denkmal, ans gebaut aus einem Renaissance-Gedanken in modernen Architektur formen, macht einen ungemein ernsten und würdigen Eindruck. Es ist vom Architekten Max Ravoth in Berlin, einem ehemaligen Schüler der hiesigen König!. Kunstakademie unter Professor Nicolai, entworfen und nach seinen Plänen von M. L. Schleicher, Berliner Granit- und Marmorwerke, ausgesührt. Außer der prachtvollen, von dem Hoflieferanten Kunstgärtner Rülckcr geschmackvoll nus- gesührten Blumenspende der „Dresdner Presse" wurden zu Füßen des Grabdenkmals noch zahlreiche andere Blumengebinde und Lorbeerkränze von Vereinen und Freunden des Verewigten niedcrgelegt. — Handels-Hochschule zu Leipzig. Von Tag zu Tag zeigt es sich mehr, duß die Bedenken, welche der Gründung einer Handels-Hochschule seitens eines Theiles der Kaufmannschaft und der Industriellen entgegengesetzt wurden, unbegründet waren. Das Verlangen nach einer vertieften, allgemeinen und kaufmänni schen Bildung macht sich immer mehr geltend. Ein Beweis dafür ist. daß die .Handels-Hochschule, obgleich sie erst im dritten Semester steht, zur Zeit schon von ca. 200 Studenten besucht wird, welche Zahl sich aber zweifellos im folgenden Wintersemester, das am 15. Oktober beginnt, noch stark vergrößern wird. Von der Leit ung wird demnächst ein Bericht über die vergangenen Semester herausgegeben werden, welcher von der Kanzlei auf Wunsch Jedem zugcstcllt wird. In neuerer Zeit haben sich auch an der Handels- Hochschule, ähnlich wie an mehrere» anderen deutschen Hochschulen, die nichtinkorporirten Studirenden, die „Finken", zu einer Finkeu sch a f t vereinigt, deren Zweck es ist, unter den Kommilitonen zwanglose Geselligkeit zu pflegen, ihnen Gelegenheit zur gemein samen Bethätigung aus dem Gebiete des Sports, der Musik, des Gesanges re. zu geben. Hauptiacyitch aber hat sich die Ainkenschay die Aufgabe gestellt, anregend und fördernd auf das Fachstudium der Kommilitonen cinruwirken. Hierzu dient in erster Linie ihre wissenschaftliche Abtheilung. Diele bietet allwöchentlich Vorträge von Fachautoritäten oder von Seiten ihrer Mitglieder und Dis kussionen über fachwisscnschaftliche Themen. Auch werden von Zeit zu Zeit Exkursionen nach bedeutenderen, gewerblichen Etablisse ments unter sachverständiger Führung unteniommen. — Nach längerer Pause, die zum ernsten Training benutzt worden ist, tritt der .IN eue Dresdner Fußball-Klub' (aegr. 1893) wieder in die Oeffentlichkeit mit dem am 30. Juli Nachmittags 3 Uhr auf dem Sportplatz stattfindenden Fußball- Wettkampf gegen den Mittweidaer Fußball-Klub „Germania". Dank der Munificenz und dem Interesse einiger Herren des "Neuen Dresdner Fußball-KlubS verfügt Dresden nunmehr über einen Sportplatz, wie er zur Zeit in ganz Deutschland nicht zum zweiten Mal zu finden ist. Prag allein kann hierin mit Dresden konkur- riren. Der Sportplatz liegt an der verlängerten Stübelallee hinter der Jürstcnstraße uns ist eingeplankt, ein nettes Klubhaus mit allem Komfort vervollständigt das gelammte Bild des Platzes, aus dem sich in nächster Saison so manch' entscheidender und inter essanter Wettkamps nbspielen dürste. Der obige Verein, der in erster Linie an der Ausbreitung der Bewegungsspiele mitaearbeitet hat. wird in der beginnende» Saison die hervorragendsten aus wärtigen Klubs heranzuziehen suchen, um den Dresdner Anhängern von Spiel und Sport erstklassige Wettkämpfe vor Äugen zu führen. — Morgen werden auf oben genanntem Sportplatz von Seiten der Spielabtheilung des Allgemeinen Turnvereins ein Gesellschaftsspiel, sowie verschiedene Bewegungsspiele abgehalten. — In Anwesenheit des Herrn Amtshauptmann Geh Regicr- »ngsrath Dr. Schmidt fand am Donnerstag Nachmittag 1 llhr die Ucbcrgabe der neu angelegten Hochauellleitung der Gemeinde Brießnitz statt. In 7 Wagen begaben sich vorerst der Ge- meindcrath, der Erbauer des Wasserwerks, Herr Ingenieur Jenic»- Freiberg u. s. w. nach dem Qucllgebiete bei Ockerwitz, wo letzt genannter Herr sachdienliche Erklärungen abgab. Sodann versagte man sich nach dem Hochbehälter aus Onffcwitzer Flur, wo ver schiedene auf das Gedeihen des Ortes bezügliche Ansprachen ge halten wurden. Hierauf besichtigte man die Neuanlage der alt- historischen Weltemühle am Eingänge des Schooner Grundes. Den Schluß der Exkursion bildete ein gelungener Sturmangriff der inzwischen alarmirten Freiwilligen Feuerwehr anf die Parentations- halle des Friedhofes. Es ward hierbei eine Wurfweite bis zu 36 Meter erzielt. Im Gasthofe fand später das viethunderliähng als Nachbarbier gefeierte Fest als „Wasserball" statt. — Die Aufklärung über das letzte abscheuliche Verbrechen in Riesa ist da, sie ist entsetzlicher, als man annehmen zu können glaubte: Es liegt Raubmord vor und der Mörder ist der 20 Jahre alte, bereits gestern erwähnte Schlosser und Gelegenheits arbeiter Friedrich Otto Thomas. Derselbe hat ein Geständnis;, daß er die That und zwar allein und mit Ueberlegung ausgesührt, abgelegt. Thomas hat in der Nacht zum Dienstag, wie cos dortige „Tgbl." berichtet, mit dem'ermordeten Dimenatus in der „Filiale zum Sächs. Hof" gezecht, hierbei hat D. mit seinem Gclde geprahlt, viel getrunken und ist schließlich sehr betrunken gewesen. Dimenatus hat nun in der „Filiale zum Sächs. Hos" übernachten wollen, ist aber von Thomas mit fortgclockt worden, unter der Vorspiegelung, er (Dimenatus) könne bei ihm bleiben und schlafen. Thomas hat weiter gesagt, er wohne bei Schrnpel in Gröba, eine vollständig erlogene Angabe, da Thomas über- Haupt keine Wohnung hatte, sondern im Freien nächtigte, doch har gerade diese Aussage wesentlich zu seiner Festnahme beigetragen. Gegen Irl Uhr Nachts haben Beide das genannte Gasthaus vcr lassen und kurz darauf ist dann der Mord an der bekannten Stelle erfolgt. Die am Kopse der Leiche ersichtlich gewesenen Schläge sind nun nicht, wie man annahm, mit einem Hammer ausgesührt worden, sondern mit dem mäßig starken Stock, den Dimenatus bei sich gehabt hat. Ta derselbe, wie schon erwähnt, stark betrunken gewesen ist, so wird er jedenfalls bald gestürzt sein und wesent lichen Widerstand nicht geleistet haben. Die Schläge selbst sind, wie die Sektion ergeben hat, auch nicht tödtlich gewesen, T. ist vielmehr an dem Blute, das ans den erhaltenen Wunden geflossen, erstickt. Das Stirnbein, das man durchschlagen glaubte, erwies sich als intakt. Thomas bat sein Opfer, nachdem er es nieder geschlagen, beraubt und 3 Mk. vorgcfunden, ihm auch einen Stiesel ansgezogen. vielleicht, weil er dort noch Geld vermnthet oder weil er sich die Stiesel hat ancignen wollen, er hat anscheinend auch den Leichnam noch etwas sortgcschleppt. Hierbei mag es ihm nun aber doch unheimlich geworden sein, er ist sortgegangen und hat in der Feldscheune in Proinnitz genächtigt. Früh ist er dann zu seiner Schwester in Oppitzsch gekommen, woselbst auch seine Ver haftung und die Auffindung der blutbefleckten Blouse erfolgte. Der am Dienstag früh zuerst verhaftete, so arg zerkratzte Arbeiter Weise ist entweder schon aus der Haft entlassen oder dürfte in Kürze entlassen werden: er ist jedenfalls in eine andere Schlägerei verwickelt gewesen. — In München wird in der Zeit von Sonntag den 17. bis Sonnabend den Ä. September d. I. die 71. Versammlung d eu t s ch e r N aturf o rs ch er u nd Aerz t e stattfinden. Hierbei werden von iächsischen Theilnehmcrn folgende Vorträge ge halten : in der gemeinsamen «itzung der »alurwissenschastlichcn Hauptgrupvc unter dem Vorsitz des Herrn Geh. Hofrath Prof. Tr. Wislicenns-Leipzig giebt Herr Prof. E Chun-Leipzia „Erläuter ungen zu seiner Ausstellung der Ergebnisse der deutschen Tiefice- Expedition". Bei der zweiten allgemeinen Sitzung im König!. Hvftheater spricht Herr Geh. Medizinalrath Prof. Dr. Birch- Hirschfeld-Leipzig über „Wissenschaft und Heilknnst". I» den Unter-Abthcilnngcn sind von Theilnelnnern aus Sachsen folgende Vorträge zngesagt: Abtheilnng Mathematik und Astronomie F Engel-Leipzig: lieber zwei merkwürdige Gruppen des Raumes von fünf Dimensionen. Abtheilung Allgemeine Pathologie und pathologische Anatomie. Schmorl-Drcsden: lieber Störung des Knochenwachsthums bei Barlow'scher Krankheit und: Ueber die Darstellung feinerer Knochcnstrukturen (Demonstration). Kockcl- Lcipzig: Demonstration einer neuen Fibrin-Färbung. Äbtheilung: Innere Medizin. E. Meinert-Dresden: Welches ist die normale Lage des menschlichen Magens? Äbtheilung Chirurgie. P. Friedrich-Leipzig: Zum Verhakten des Tuberkel-Bazillus in der Blutbahn und der embolischen Tuberkulose. Kclling-Dresdcn: a) Beitrag zur Gastrostomie und Jejunostomie: b) Demonstration eines resvrbirbare» Tarmknopfes. Tillmanns-Leipzig: a) lieber die Punktion der Knochen; b) lieber die operative Behandlung der 8i>cm<tz'Iiti8 tubsreulosa. Abtheilnng Kinderheilkunde. Schluß mann-Dresden: Zur pathologischen Anatomie der 1-uos Iikreciitarür, llnrnh-TreSden: lieber gleichzeitiges Erkranken an Scharlach und Masern. Jöromc Lauge-Leipzig: lieber Krämpse im Kindesalter. Seisscrt-Leipzig: lieber Sepsis im frühen Kindcsalter. Soltmann- Leipzig (Thema Vorbehalten). Abtheilung Neurologie und Psychiatrie. N. Laudenheimer-Leipzig: lieber den Stoffwechsel der mit Brom behandelten Epileptiker. Abtheilnng Augenheil kunde. Schoen-Leipzig: n) Ter Einfluß der Reizung auf die Lokalisation bei Allgcmein-Krankhciten: b) Die Accomodation im menschlichen Auge. Abtheilung Hautkrankheiten rc. Dommcr- Dcesden: lieber Faradiiations-Elektroden zur Behandlung der Hinteren Harnröhre und der Prostata. Kollmann-Leipzig: Jnstrumentelles aus dem Gebiet der Urologie. Äbtheilung Militär-Sanitätswescn. Düms-Leipzig: Ueber die Lage und Be schaffenheit des Spitzenstoßes bei Soldaten. Äbtheilung Pharmacie und Pkarmacognosie. Karl Dieterich-Helsenberg: Ueber Protium (Almesseaa) und andere Elemi-Sorten (mit Demonstrationen). — Amtsgericht. Ter Redakteur der „Sächs. Ärb.-Ztg.", Robert Eichhorn, hatte in einer Protestversammlung gegen die sog. „Zuchthausvorlage" das ehemalige Sozialistengesetz ein „Schand gesetz" genannt. Er erhielt deshalb ein auf 7 Tage Haft lautendes polizeiliches Strafmandat. Eichhorn erhob Einspruch. Hierüber verhandelte das Schöffengericht unter Vorsitz des Amtsgerichtsraths Dr. Weingart. Es gelangte zu der Ansicht, die Aeußernng Eich- horn's müsse so aufgefaßt werden, daß das Sozialistengesetz Tcn- icnigen zur Schande gereiche, die es zu Stande gebracht hätten, während Eichhorn bei dem Ausdruck speziell die Wirkungen des Gcyetzes im Auge gehabt haben will; jenes Gesetz habe nach seiner Meinung so viel Unheil angerichtet, daß man es als eine Schande sür unsere Kulturperiode bezeichnen könne. Das Schöffengericht verurtheilte den Angeklagten zu 7 Tagen Hast. Zur Begründung wurde angeführt: Die gethane Aeußerung ist als eine Beleidigung der gesetzgebenden Faktoren, durch deren Zusammenwirken dos Gesetz entstanden Ist. anzusehen. Strafantrag war keiner gestellt, konnte auch nicht gestellt werden, da der Bundesrath und der beleidigt. Die betreffende Aeußerung sei geeignet^ in weiteren Kreisen Beunruhigung hervorzurufen und zwar um so mehr, all
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