Dresdner Nachrichten : 20.10.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189910202
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- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18991020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1899
- Monat1899-10
- Tag1899-10-20
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- Dresdner Nachrichten : 20.10.1899
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V. «Sttert. > kragerztrssse 7 llolpkotosrspk ?rs8vr8irs88e ^ufoslimkll von Visit- bis I-vbsll8^rösss. d ZpsriuIilLt: Vsrgriisserungen, knstvll« unil.tgnnrvllv. ^ /iis tee/»mse/re»» Maaren o/rdt«^ leilpült, v5«r<I«8.»/'E, Z !t8U8!l!lU8l8N8L!t (LäklIrs8t2nisN'Lxti-set) > » » r.'i I'l ß L «ofitpotkökö, "jjfkcki. kikstM. Z ^8Ll' tioeilfsinsi'!l8ut8c!,8!'Mck8ng!!8l;!).8l8>i3ntg«'ünrug-.l1ll8ksi-mickpaIötllt8t0ss8 Hermann ?ü?8<'kel, » VLL. jj, mgÜ8l'N8N fLp^ll uuü fl'jMS-OULljtätbN 2U bl!!lg8töN ?i'6I88N. 8«I,v»vl8te»88« Itt. iN»d «k.nisnal'' Rede des Kaisers in Hamburg. Hosiiachrichlen. Schlachtvieh- n. Ficischbeicha». Obsthan l:Nuthmaß>. Willcrnng: ^ 1 1» »»n I » llptrsitl. AuSstcllmisi. KriegerGeiangucrein. Gericlitsverhandl „Tie verkaufte Braut". Gvctheseier.! Heiter. f> t ttiltlf, XOver» Rede des Kaisers in Hamburs,. Der 18. Oktober, jener hohe und hehre nationale Gedenktag an dem im Jahre 181tt die sranzösiichc Zwingherrichaft auf den blutgetränkte» Gefilden der alten Lindcnstadt Leipzig zerschellte, an dem 18 Jahre später der nachmalige Kaiser Friedrich tll.. der ideale Vorkämpfer der deutschen Einheit, geboren wurde, iil von dem seht regierenden Kaiser zn einem bedeutsamen patriotischen hlppell an da-S nationale Gewissen auSgewählt worden. Die in der markanten Art der kaiserlichen Rhetorik gehaltene Ansprache, die bei dem Senatsdincr im Hainlnirger Ratlihauw zur Feier der durch den regierenden Hamburger Bürgermeister Dr. Mvnckeberg vollzogenen Taufe des »Kaiser Karl der Grosze" gehalten wurde, hat folgenden Wortlaut, der einem Thcile der Leser bereits mit- getheilt werden konnte: »Es gereicht Mir zur besonderen Freude, an dem heutigen historischen Gedenktage wieder in Ihrer Mitte weilen zu können. Ich fühle Mich gleichsam erfrischt und neu gestärkt, io oft Ich von den Wogen des frischsvrndelnden Lebens einer Haniastadt umspült werde. Es ist ein feierlicher Akt, dem wir soeben beigewohnt habe», als wir ei» neues Stück schwimmender Wehrkraft des Vaterlandes seinem Element übergeben konnte». Ei» Jeder, der ihn mitgemacht. wird wohl von dem Gedanken durchdrungen ge wesen sein, dag das stolze Schiss bald seine:» Berufe übergeben werden könne; wir bedürfen seiner dringend, und bitter nvth ist uns eine starke deutsche Flotte. Sein Raine erinnert uns an die erste glanzvolle Zeit des alten Reiches und seines mächtigen Schirmherr». Und auch in wne Zeit fallt der allererste Anfang Hamburgs, wenn auch nur als Ausgangspunkt für die Missions- thätigkeit im Dienste des gewaltigen Kaisers. Jetzt ist unser Vaterland durch Kaiser Wilhelm den Grosze» neu geeint und im Begriff, sich »ach auszen hin herrlich zu entfalten. Und gerade hier inmitten dieses mächtigen HandclsemvoriumS empfindet man die Fülle und Spannkraft, welche das deutsche Volk durch seine Geschlossenheit seinen Unternehmungen zu verleiben ini Stande ist. Aber auch hier weis, man cs am höchsten zu schätzen, wie noth- Ivendig ein kräftiger Schutz und die unentbehrliche Stärkung unserer Seestreitkräfte sür untere auswärtigen Interessen sind. Doch lang sam nur greift das Gefühl hierfür im deutschen Vaterlande Platz, das leider noch zu sehr seine Kräfte in fruchtlosen Parteiungen verzehrt. Mit tiefer Besorgnis: habe ich beobachten müssen, wie langiame Fortschritte das Interesse und politische Verständnis: sür große, weltbewegende Fragen unter den Deutschen gemacht hat. Blicken wir um uns her, wie hat mit einigen Jahren die Welt ihr Antlitz verändert. Alte Weltreiche vergehen und neue sind im Entstehen begriffen. Nationen sind plötzlich im Gesichtskreis der Völker erschienen und treten in ihren Wettbewerb mit ein, von denen kurz zuvor der Laie noch wenig bemerkt harte. Erzeugnisse, welche umwälzend wirken auf den: Gebiete internationaler Bezieh - unaen sowohl wie ans dem Gebiete de-S national ökonomischen Lebens der Völker, und die in alten Zeiten Jahrhunderte zum Reisen brauchten, vollziehen sich in wenigen Monden. Dadurch sind die Aufgaben sür unser Deutsches Reick: und Volk in mäch tigem Umfange gewachsen und erheischen sür Mich und Meine Regierung ungewöhnliche und schwere Anstrengungen, die nur dann von Erfolg gekrönt sein können, wenn einheitlich und fest, den Parteiungen entsagend, die Deutschen hinter n»S stehen. Es muß dazu aber unser Volk sich entschließen, Opfer zu bringen. Vor Allem muß cs ablegen seine Sucht, das Höchste in immer schärfer sich ausprägenden Parteirichtnngcn zu suchen. ES muß oufhören, die Partei über das Wohl des Ganzen zu stellen. Es muß seine alten Erbfehler eindämmen. Alles zum Gegenstand un gezügelter Kritik zn machen, und es muß vor den Grenze» Halt machen, die ihm seine eigensten vitalsten Interessen ziehen. Tenn gerade diese alten politischen Sünden rächen sich letzt schwer an unteren See-Interessen und unserer Flotte. Wäre ihre Verstärkung Mir in den ersten acht Jahren Meiner Regierung trotz inständigen Bittens und Warnens nicht beharrlich verweigert worden, wobei sogar Hohn und Spott Mir nicht erwart geblieben sind, wie anders würden wir dann unseren blühenden Handel und unsere überseeischen Interessen fördern können! Doch Meine Hvffnnngeu, daß der Deutsche sich ermannen werde, sind noch nicht geschwunden. Denn groß und mächtig schlägt die Liebe in ihm zn seinem Vater- lande. Davon zeugen die Oktoberseucr, die er heute noch ans Bergeshöhen anzündct und mit denen er auch das Andenken an die herrliche Gestalt dcS heut' geborenen Kaisers in der Erinner ung mit feiert, lind in der That. einen wundervollen Bau hat Kaiser Friedrich mit Seinem großen Vater und dessen großen Paladinen errichten Helsen und uns als Deutsches Reich hinter- lassen. In herrlicher Pracht siebt es da. ersehnt von unseren Vätern und besungen von unseren Dichtern! Sinn wohlan, statt wie bisher in ödem Zank sich darüber zu streiten, wie die einzelnen Kammern, Säle, Abtheilnngen dieses Gebäudes aussehcn oder eingerichtet werden sollen, möge unser Volk, in idealer Begeister ung wie die Oktoberfeuer auflodernd, seinem idealen zweiten Kauer uachstreden und vor Allem an dem schonen Ban sich freuen und ihn schützen Helsen. Stolz auf seine Große, bewußt seines inneren Werthes, einen jeden fremden Staat in seinerEntwickclnng achtend, die Opfer, die seine Welkmachtstellung verlangt, mit Freuden bringend, dem Parteigeist entsagend, einheitlich nud geschlossen hinter seinen Fürsten und seinem Kaiser stehend, so wird unser deutsches Volk auch den Hausastädten ihr großes Werk zum Wöhle unseres Vaterlandes fördern helfen. Das ist Mein Wunsch zum heutigen Tage, mit dem Ich Mein Glas erhebe auf das Wohl Hamburgs I" Die kaiserliche Rede ist groß und erhaben durch die klare Er kenn tn iß der neuen bahnbrechenden Aufgaben, die der deutschen Politik aus der wechselvollen Umgestaltung der gelammten Welt- Verhältnisse erwachsen. Im Mittelpunkte der nationalen Noth- wendiakelten, die sich angesichts der wesentlich weiter ausgesteckten Ziele des neuen Deutschen Reiches ergeben, steht heute mehr als gestern und morgen mehr als heute die Vermehrung und Verstärk ung unserer Flotte, die unbedingt im Interesse unserer nationalen Selbsterhaltung in d«r Wcltpolitik auf einen solchen Stand gebracht werden muß. daß die deutsche Kriegsflagge nicht vor jedem zornigen Blasen von London aus zurückznweichen braucht. Genua und übergenug der Demüthigung haben wir von den stolzen Briten schon erdulden müssen, weil unsere »gepanzerte Faust" nicht stark genug war. um es mit der englischen Seerüstung unter einiger maßen gleichen Chancen aufnchmen zu können. So ist uns von Sansibar bis Samoa eine beschämende Reihe von weltpolitischen Niederlagen zugefügt worden, ob derer das nationale Gefühl sich auf das Tiefste empört, und zn alledem scheint jetzt wieder ein! dentsch-enalischer Samoavertrag bevorzustehen, bei dem ebenfalls, noch den jüngste» Vorgängen im DeutschenKolvnialrath zn mtheilen, nichts sonderlich GnteS für die deutschen Interessen hcrauSiprüigen dürfte. Bei gliedern aber drängt die geiaminte Weltlage von Dag zu Tag mehr auf eine angemessene maritime Krasl- entsaltung unsererseits, wenn wir nicht bei den sich langmm, aber sicher vorbereitenden Entscheidungen den Platz an der ^onne, der uns bon Rechtswegen zickommt, cinbüßcn und zum einsamen Mauerblümchen werden wollen. Ta begreift es sich denn wohl, daß daS Herz unseres Kaisers sich bei solche» nncrfrcnlichen Aus blicken in die Znknnft znsammenkrainpft, daß Bitterkeit über den Mangel an nationaler Einsicht in der grundlegenden Marineirage in der Seele des Kaisers answallt. Aus solchen nur zn berechtigten Embsindungen heraus sind den: Kaiser die Worte von den Livpcn geflossen,, die sich auf das mangelnde Verständnis; unseres Volkes für große weltbewegende Fagen und ans den engherzigen Partcigeist beziehen, der die nationalen Kräfte in irnchtlojen Parteiungen verzehrt. Das ist io unanfechtbar wahr und trifft >o unerbittlich die allcrwundcstc Stelle in unserem öffentlichen Leben, daß der ungeschmälerte ehrfurchtsvolle Tank aller wahrhaften Patrioten dein Kaiser sicher ist sür sein offenes rückhaltloses Wort. Jetzt, gilt es. dem Kaiser zn zeigen, daß seine Hoffnung, der Deutsche werde sich doch noch rechtzeitig ermannen, nicht auf lockerem Grunde ruht. Wer noch ein patriotisches Her; im Leibe hat, der bewege die kaiserlichen Mnhnworte getreulich in seinem Innern und setze Alles daran, uni an seinem Theile dem Kaffer zu einer unverzüglichen Flottenversiärkung zu verhelfen. WaS be reits aus Anlaß unserer Niederlage in Lamoa mehrfach betont wurde, kann hier nur mit Nachdruck wiederholt werden: die seiner Zeit ans eine längere Reihe von Jahren vcrtheilten Marineforder ungen müssen unter Berücksichtigung der inzwischen veränderten Welllage im Ganzen sofort vcrsüglmr gemacht werden, abgesehen von dem. , was ivifft noch für eine spätere Zeit von Rothen ist. Das ick das Wenigste, was die angciihlicklichc Lage erbeiickst. Wenn der Reichstag noch einenFunten von nationalem Gefühl, noch cinKörnchen von Vcr ständniß für das höhere nationale Interesse in sich trägt, so tan» er sich der Pflicht dieser Bewilligung nicht entziehen. Die Agitation nach dieser Richtung wird nnninchl von den einsichtigen patrio tischen Kreise» niit ganzer Wucht ausgenommen weiden müssen: da-S darf der Kaffer als Wirkung seiner Hamburger Rede mir vollem Recht erwarten, wenn, ihm der Schmer; erspart werden soll, daß er sich in seinem Urtheil über die weltvolftffche Einsicht, über die Ermaniiiiiia des deutschen Volkes getäuscht sicht. Unser Kaiser hat in Hamburg seinem Volke den Spiegel bor- gehalten und ihm gezeigt, wie eS ist und wie cS sein sollte: der Kaiser hat uns bie Wahrheit gemgt, gemäß seiner kaiserlichen Wächterpflicht: da- danken wir ihm von ganzem Herzen und ge loben ihm. mit allen Kräften und allem Vermögen an der Uebcr- windung dc-S alteil nationalen Erbfeindes, des zersetzenden Partei- neistcs und der von ihm geförderten Kirchthnrinspolitit zn arbcuen. Auf der anderen Seite aber wird auch der Kaiser seinem treu ergebenen Volke nicht verwehren, das offen auszuiprechen. was zahlreichen Patrioten schwer auf der Seele lastet. Es handelt sich hier um gewisse Einflüsse, die auf die Person des Monarchen zu wirke» und ihn in eine einseitige, dein lebendigen nalionalcn VolkSempfindcil abgcwendete Richtung zn drängen suchen. Auch in der Hambnrger Rede kommt die bereits des Ocftcren bemertte Wirkung derartiger „llnterströinnngeii" oder wie man sie sonst nennen will, znm Ausdruck. Wiederum glaubt der Kaffer aus drücklich betone» z» müssen, daß sein chrwüroiger kaiserlicher Grap- Pater allein da-S Reich »en gegründet habe. Eine gewisse Ab- schwächinig liegt allerdings dieje-S Mal in dem späteren Zuiatze. daß der wnnderpolle Ban des Deutschen Reiches errichtet worden ici „von Kaffer Friedrich mit seinem großen Vater und dessen großen Paladinen". Das hebt aber die Wirkung des Umstandes nicht aus, daß die Nennung dcS Namens Bismarck völlig um gangen wird. Welch' eine feurige, vom Norden zum Süden, vom Osten zuin Westen hallende Begeisterung würde wohl durch Deutschland brausen, wenn in einer spicken kaiserliche» Rede ein mal mit herzlicher Wärme der Name genannt würde, der wdem Deutschen nnanKsprechlich thener ist/ Ten deutschen Patrioten aller Orten drängt sich der Juhelrnf: „Heil Bismarck!" bei sol chen Gelegenheiten mit so zwingender Gewalt von selbst ans die Lippen, daß die Nichterwähnung des Altreichskanzlers ein Gefühl der Enttäuschung hcrvvrrnst und unvermeidlich einen gewissen frostigen Eindruck hinterläßt. Auch die nngcwöhnlich starke Hervorhebung Kaffer Friedrichs III. erscheint nicht ganz frei von Bedenken. Gewiß ist Kaiser Friedrich lll. eine der menschlich edelsten Fürstengeitalten, die je einen Thron geziert haben. Sein rein ideales Streben hatte aber doch in der realen Politik manche Schattenseiten, inner denen in erster Linie die .Himieigung zu England und englischem Wesen zn nennen ist. Jinoiern lau» es leicht zu Mißverständnissen sichren, wenn Kaffer Wilhelm ohne Einschränkung wünscht, daß Deutschlands Volk „in idealer Be geisterung seinem idealen zweiten Kaffer nachstreben möge". Man dar: wvbl lagen, daß die früher stets übliche Berufung Kaffer Wilhelms auf das Vorbild seines kaiserlichen Großvaters weitaus folgerichtiger anmnthet, sofern in der Politik doch immer in erster Reihe die realpolftischen Fähigkeiten und die Erfordernisse des rein nationale» Interesses stehen müssen. Erschcinmiaen von der angcdcnteten Art legen den Wunsch nahe, daß von dem kaiserlichen Appell an das allgemeine nationale Gewissen sich auch die Verantwortlichen Leiter unserer Politik ge troffen fühlen und dem deutschen Volke überall mit nntadcligem Beispiele vorangehen möchten. Das gilt ganz besonders mit Rück sicht aus die viel erörterte Reise des Kaisers nach England. Die verantwortlichen Rathgcber des Monarchen haben die unabweis- liche Pflicht, ihm von einem Schritte abzurathen, der unter den gegebenen Umständen und Zcitverhältnissen sich mit dem öffent lichen Empfinden in scharfen Widerspruch setzt und mit seltener Einmüthigkeit als mit den nationalen Interessen nicht im Einklang stehend beurthcilt wird. Der Monarch handelt gewiß im besten Glauben, daran zweifelt kein Patriot. Den Rüthen der Krone aber liegt cs vb. den Kaiser besser zu unterrichten' sonst tragen sie und nur sie allein die ganze Last der Verant wortung, wenn trotz des hochragenden Sinnes und Strebens unseres kaiserlichen Herrn sc wieder eine Entfremdung zwischen chm und seinem Volke Platz greifen sollte. Das verhüte der gute Genius unseres Volkes, in dem. wie der Kaiser selbst sagt, groß und mächtig die Liebe zum Vaterland schlägt. So mögen denn jetzt, auslenchtend wie Oktoberfeuer, die zündenden kaiserlichen Worte durch alle deutschen Gaue blitzen und alle patriotischen Elemente in der Lonnig vereinigen: „Nieder mit dem Parteigeist! Hoch die deutsche Wehrhaftigkeit zur See!" > Acrnschrcib- und Ferusvrech-Berichte vw« Ist. Oktober. LvIIdo ». Unterhaus. Chamberlai» tadelt dos Verhalten der Opposition Vvr dem Zusammentritt des Parlaments und wirft Ttanhope eine unanständige Kritik vor, wogegen Stanhope proteftirl und eine Geichästsordnungsdebatte hcrvorrust. Chaniberlain be streitet. daß die Regierung niit der südafrikanischen Liga Beziehungen habe: ebensowenig habe Rhodes mit dieser Frage zu thun, da die Regierung seit Iameion's Zug mit Rhodes nur noch wegen Rhodesien und wegen des Bahnbaues verhandelte. Letztere Ereig nisse sührtcn ihn zu dem Schlüsse, daß der Krieg stets uiwernieid- lich gewesen lei. vbichvn er bis zuletzt aus die Erhaltung deS Friedens gehofft habe. " L ondo n. Unterhaus. Am Schlüsse seiner Rede sagte Chaniberlain: England muß die Vormacht in Südafrika bleiben: dabei meine ick nickt die deutschen und portugiesischen Besitzungen, sondern die beiden Republiken und die englischen Kolonien. Trans vaal strebte stets darnach, die Suzeräiictät über Bord zu werfen. Als cs tühn geworden, weil die Strafe ausblieb, zeigte cs offen, was stets sein Ziel gewesen, und erklärte sich selbst zu einem souveränen, unabliängigen Staate. Ich glaube, England ist noch rechtzeitig einer der größten Gelnhren entgangen, welcher es jemals anSgeietzt gewesen ist. Betreffend unseren Anspruch aus die Suzcränetät sind durch diesen Begriff Englands Beziehungen zu Transvaal und ferner Englands Vorherrschaft tn den Beziehungen ziini Orange-Freistagt ausgedrückt. Die Regierung hat unendliche Geduld gerecht und acceptirt Präsident Krügcr's Appell an den Gott der Schlachten, in dem Glauben, der Kampf sei ein gerechter. (Anhaliender Beifall.) - Landvn. Im Verlause der Sitzung des Unterhauses stellte Seton Karr die Frage, wie sich die Regierung gegen die irischen Mitglieder des Hauses zu verhalten gedenke, welche in Reden und Briefen die Resolution der Tublincr Versammlung vom l. Oktober unterstützen, die für die Buren eintrat. Reomond fragte an. ob cs wabr >ei, daß bei der Anregung, an den Präsi denten Krüger eine Sninpathie-Adreffe zu richten, ein von dem! Eickel der Königin, dem deutschen Kaffer, geschaffener Praeedcnz- ückl befolgt worden wäre. Balwnr entgeguete. er batte bisher! nicht gewußt, daß Redmoiid sich ein io erhabenes Modell genommen habe, aber es beständen doch Unterichiedc zwilchen ihm und dem dcntichcn Kaffer. Da;» gehörten namentlich, daß der Kaffer nicht britischer Unrerlhan und nickt Mitglied des englischen Parlaments >ei. Was die Anfrage Smon Karr s betreffe, io sei die Unrer- stütznng eines ähnlichen Charakters 'regelmäßig ans denselben stücken Kreist» Deiiienigcn geboten worden, welche der britischen Regierung in feindlicher Aktion gegenüber standen. Es sei kein Grund vorhanden, aiiziinehmen. daß diese Unterstützung von Dcnienigen. denen ne erwiesen werde, als bedeutsam angesehen würde, und das Hans möge diese Sache von demselben Standvunktc betrachten. Berlin. Zn der gestrigen Hamburger Ziaiierrcde schreibe» die „Bcrl. N. N.": Sicher ist niemals der Appell an das deutsche Volk, sich nicht in Parteiungen zu verlieren, sondern seine Kräfte ans die Lonnig der großen Aufgaben der Zeit zu konzentriren, mehr am Platze, als in einer Zeit, in der Radikale und Oppor tunisten unter den Sozialdemokraten sich znm gemeinsamen Werke gegen die Monarchie, gegen das dentschnationale Gemeinwesen und die ganze Besitz- und Wirthichasts - Ordnung dahin vcreinigr haben, daß die Einen durch die sozialrcvolntioiiäre Propaganda die Allcinlierrschast des sozialdemokratischen Proletariats vörbercitcn. die Anderen organffatorffch die Fimdcimeickc unserer Staats- iilio Wirthichaftsordiiiiiig niiterhöblen. um so von zwei Seiten dem Endziel, der sozialen Republik, sich zn näbcrii. Weiter sagt das Blatt: De Boden für eine Verständigung dürfte gewonnen »ein, wen» der Rhein- Elbe Kanal nicht wieder als ei» Bertehrsnickciiichiiien für sich, sondern als iickcgrircudcr Theil und erster Schritt einer VerkchrS-Polili! erscheint, welches sich die gleichmäßige Befriedigung des VcrtehrS- bedürsnisseS aller Landestheilc »nd die gleichmäßige Hebung und Förderung aller Zweige des Verkehrs znm Ziele setzt. — Tie ,.Deutsche TageSztg " meint: Es scheint last so, als sei Se. Maw- stat mit seiner Auffassung von der Nothwcndigkei! der Flotten- velmehriliig innerhalb der Regierung aus Widerstand gestoßen, er beklage sich wenigstens bitter, daß in den ersten 8 Jahren seiner Regierung „trotz inständigen Bittens nud WarncnS" die Ver stärkung verweigert worden sei. Sv viel wir unS erinnern, ha: der Reichstag nur hin und wieder einige kleinere Forde: nagen der Regierung abgestricheii, sonst in der Hauptsache Alles bewilligt. DaS Blatt erinnert an die Grvßtaufleute des alten Griechenland, welche die Kriegsschiffe für die Flotte ans eigene Kosten anSrüsteten. Es sei unverständlich, weshalb nnier blühender Großhandel diesem geschichtlichen Beispiele nicht »olge. Die „Deutsche Tagcsztg." schließt: „Dentschlniid ist zur Weli- pvlitit beuisen: das kann Niemand bestreiken, wir am allerwenig sten. Tentichland muß heiiiiisch ans dem Meere werden, aber :s muß heimlich aus dem Acker bleiben. Die Wurzeln dentscher Volks- nud Reichskraft liegen im Acker: werden sie low. dann schwebt die deutsche Weltpolitik in der Lust." — Die „Post" tagt, cs sei NN» am Reichstage, durch Abkürzung des Planes zum An bau der Flotte, zu beweisen, daß er bereit ist. dem Vaterlande Alles zn gebe», was ilnn zur Behauptung seiner Stellung und seine- AiffchenS, zur glänzenden Entfaltung seiner produktiven und kom »lerziellcn Kräile nnlwdingt nothwendig ist. „Unser Wahlwcuch". sagt die „Post", „war immer: Das Vaterland, nicht die Partei! Um iv mehr bedauern wir, daß »ick der Kanalvoriagc Schritte gethail wnrden, welche die Sammlung erschweren." — Die ultra montane „Köln. Volksztg." glaubt, daß in der gestrigen Ham burger Rede des Kaisers ein Fingerzeig zu erblicken sei sür dw Richtung, in welcher der neue Kurs weiter gesteuert werden soll. Man erinnert insbesondere, daß Miguel es sei. welcher über das deutsche Parteiwcsen sich wiederholt in ähnlicher Weile geäußert und für sich in Ausbruch genommen habe, über den Parteien zn stehen. Inioweit erscheine die Kaiwrrede als eine in diesem Augenblicke besonders beachtcnSwcrthe Zustimmung zur Miguel - schcn Politik. Bezüglich der kaiserlichen Betonung der Roth Wendigkeit zur Verstärkung der deutschen Flotte sgat das führende Organ der CentrumSpartei. die deutsche Flotte müsse verstärkt wer de». aber bei der Bestimmung des Tempos wirkten finanzpolitische Erwägungen mit. Der deutsche Reichstag habe entschieden die Leistungsfähigkeit des Volkes ini Auge zu behalten. Berlin. Von den angeblich ernsten Zwischenfällen im Hinterlande von Kamerun ist bisher nur so viel bekannt, daß aus Kamerun Berichte vorliegcn, nach denen Leutnant v. Queis bei gewissen Stämmen ans einen nnfrcundltche» Empfang gestoßen sei. Die ans englischen Quellen verbreiteten Angaben Icheinen aber weit über das Maß des Zutreffenden hinaiiszngehen. Von Käme»
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