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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.03.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000330010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900033001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900033001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-03
- Tag1900-03-30
- Monat1900-03
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- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.03.1900
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Honath Dr. Creds konnte daher den jungen Alberttnerinnen da-, Zeugnib „gut" erthcilen. Er »ahn, hierbei Gelegenheit, sie ans de» Ernst und die Wichtigkeit ihres menschenfreundlichen und auf opfernden Berufs aufmerksam zu machen und weiter noch hervor- zuheben, daß neben der theoretischen Unterweisung die nunmehr beginnende praktische Thätigkeit erst die wesentlichste Bedeutung für eine weitere, durch Erfahrungen geläuterte und gefestigte Aus bildung gewinne. — Stach Ostern beginnt wiederum et» neuer Äus- bilduiigSknrsus für Lehrschwestern. Meldungen köimen jederzeit beim Direktorium des Albertvereins angebracht weiden: auch kan» an »dem Wochentage »wischen 10 und 12 Uhr im Carolahaus« per sönliche Vorstellung erfolgen. — Mit einer Reihe neuer keramischer Produkte macht daS kunstgewerbliche Magazin vo»A. N. User (Bierlinghaus) die Kunstfreunde bekannt, das augenblicklich »eben einer in »der Hin- sicht sehenSwerthen Wedgwood-Kollektion die jüngsten Fabrikate der Saargemünder und Wallersanaer Fabriken ausgestellt hat. Diese, wie jene dürsten in gleicher Weise das Interesse aller Liebhaber in Anspruch nehmen und sich erfolgreich neben der ausländischen Waare halten, die noch dazu bedeutend theurer ist. Was zunächst das neue „Genre Wallersangen" anbetrisit, so ist es eine Errungenschaft der Firma Villerouu Buch, deren Fabriken — es sind im Ganzen acht (Mettlach (2). Wallerfangen, Dresden, Schram berg, Septfontaines. Merztg, Wadgasjen» — gegenwärtig ca. 6000 Arbeiter beschäftigen und aus eine lange Vergangenheit zurückblicken, die ihnen ein derartiges Erverimentiren mit neuen Versuchen allein möglich macht; so wurde die Mettlacher Stelngutsabrik bereits im Jahre 1809 und dir Wallerfanger Fabrik sogar schon 1790 gegründet. Die Direktion der Wallerfanger Fabrik, deren Erzeugiiisse uns hier nur intcressiren. liegt seit Jahren rn den Händen des Ingenieurs L. Richard, der In dem Chemiker M- Gotthardt einen Assistenten von großem technischen Können — eine Anzahl neuer Schmelzarten rühren von ihm her — und feinem künstlerischen Verständlich zur Seite bat. Er ist denn auch zugleich mit mehrere» anderen Wallerfanger und Pariser Künstlern der Schöpfer des neuen Genres, das auf Steingut dekorative Effekte von einer Schönheit der Farvenwirkuug giebt, wie man sie sonst nur auf Porzellan zu sehen gewohnt ist. Sic wird ln der Hauptsache dadurch erzielt, daß die mit farbigen Massen bemalten Stücke noch dem BiScuitbrande, nachdem sie vorher mit einer eigenartigen Glasur behandelt worden sind, einem einmaligen Glattfeucr ausgeietzt werden, daS die hohen, rein fcuerlechnuchcn Wirkungen hervorruft. Die Dekorationen der einzelnen Stücke sind sammt und sonders im vornehm modernen Geschmack und in zarte» Farbe» gehalten, von denen Blaßbla» sichtlich bevorzugt wird; die beiden hohen Vasen mit den ver blüffend naturalistisch behandelten schwimmende» Fischen verdienen besondere Hervorhebung. — Sieben diesen Fabrikaten intcressiren die der Saargem ü »der Fabrik, die im Jahre 1769 gegründet worden ist, ca. 3000 Arbeiter beschäftigt und eine sehr bedeutende Filiale in Tigom (Frankreichs besitzt, die allein 700 Arbeitern Lohn und Brot giebt. Die Manusaktur, die übrigens ausschließ lich Steinzeuge verstellt und schon seit mehreren Jahrzehnten im Besitze der Barone v. Geiger sich befindet, hat für unS in Sachsen noch dadurch ganz besonderes Interesse, daß sie im Kiiege von 1870/71 zahlreich von höheren sächsischen Militärs besucht wurde, und daß u. A- unser König Albert als Kronprinz beim Vater des jetzigen Besitzers im Quartier lag. Der originellste Künstler der Saargemünder Manusaktur ist Victor Kreme», von dem die augen blicklich ausgestellten Stücke heirührcu, in Giamr und Form gleich vortreffliche Arbeiten, die von ihm eigenhändig modellrrt und nur je in einem einzigen Stück hergestellt worden sind. Das Stein zeug wird nicht bemalt, sondern nur einfach glasirt und erhält seine cigcnthümliche flimmernde Tönung durch ein öfteres Brenn- verfahren, das natürlich Gelieinmch der Fabrik ist. Ei» besonderer Vorzug dieser Ores liamiuö-Manicr ist der hohe Spiegel der Glasur, der mit seinem wechselnden Farbcnspiel das Auge entzückt und an die besten Produkte des Parisers Massier oder des Danen Kehler erinnert. Die Preise sind auch für diese ausgesucht schönen und sauber gearbeiteten Stücke, von denen besonders einige flache Schalen sehr apart in der Form sind, nicht allzu hoch, wenn sic selbstverständlich, da es sich ja durchaus um originale Arbeiten handelt, nicht so niedrig sind, wie man cs sonst gerade bei der Saargemünder Fabrik gewohnt ist. — Taacsordnimg derErsten Kammer, beute Freilag, Mittags 12 Uhr. Aiilrag über Landcslotlerie, Lotlcriedarlehnskasse und Llmrabmcn der allgemeinen Kassenoerwalluiia. Ordenskanzlci nnd Gelee- und Verord nungsblatt betr. : Erweiterung des unteren Babnhoss Auerbach (Aachpoltu- last betreffend, sowie über die Pciltton des Kausmannlichen Vereins m Auerbach : Anlage der Haltestelle Lhrielchwitz leiste Aalet, elektrische Beleucht ung des Rangir- und tSMerbahnhoss ln Lervzig II, Herstellung des zweiten Gleises der mnie BorSdors-Eoswig (zweite Rate), den Umbau des Le.lte- punktes Döbeln betr. — Tagesordnung der Zweiten Kammer, heule Freitag, Vor mittags lli Uhr: Schllihberathung über den Entwurf eine» Gcs-l-eS, Aender- ung in der Gcrichtsorganisalion betreffend, und Uber die zu diesem Dekret cingeaanaencn Petitionen: Schluhbe:athtt»g über den Entwurf eines Ge setzes, die Handels- und Gewerbekammern betr. ... der Vchilfenschakt bewilligt. Die arogrn rv»e Ditz einen Geschäfte der verschiedenen Tarifklassen sind sich darüber einig, daß die geforderten Tarife unannehmbar sind, und wollen, nachdem die Arbeiter cs abgclehnt haben. daS Etmgungsamt an- zurusen. gemeinsam Vorgehen. Oesterreich. Gegen die beabsichtigte Erhöhung Tagesgeschlchte. Deutsches Reich. Nach einem offiziösen Bericht äußerte der Staatssekretär des Ausiv. Graf Bülow sich zu der Begründung derFlottcnvorlaae in der Bndgetkommiisivn des Reichstages wie folgt: „Er betone nochmals den lediglich defensiven Charakter der Vorlage und zwar allen Mächten gegenüber. Der deutschen Politik lägen aggressive Tendenzen fern. Es werde ja sogar tm Reichstage und i» einem Thcile der Presse zuweilen der Ävrivnrs erhoben, daß die auswärtige Politik zu vorsichtig sei. Dieser Vorwurf sei ebenso unbegründet, wie derienlae phantastischer Pläne und unbesoiiiiencn Vorgehens. Die deutsche auswärtige Politik verfolge das Ziel, einerseits den Frieden ausrccht zu erhalten, andererseits die Wurde des Reiches zu wahren. Um dies zu ermöglichen, sei nicht nur diplomatische Umsicht erforderlich, sondern auch ein ausrcicheudes Maß an materieller Macht. Schwäche dcs Einen reize zu lieber griffen des Anderen. Er stehe noch auf dem Staudpuulte. daß wegen geringfügiger Ursachen einen großen Krieg zu entfesseln in hohem Grade ruchlos gewesen wäre. Es sei aber mit der Mög lichkeit zu rechnen, daß man versuchen könnte, uns Beleidigungen zuzufügcn, die ein Volk wie das deutsche nicht accevtiren könne und die er. der Staatssekretär, jedenfalls nicht gesonnen jei, hin- zunchmen. Seit den 70er und 80er Jahren, als Fürst Bismarck eine kleine Flotte als genügend erachten konnte, hätten sich die Verhältnisse bedeutend geändert. Mit dem Aufschwung unseres Handels, der Entwickelung unserer industriellen und überseestchen Interessen hätten sich die politische» Reibungsslächen vermehrt, und wenn Fürst Bismarck 1685 eine deutsche Flotte in der Stärke ungefähr der amerikanischen für ausreichend gehalten habe, so be weise es die Berschiedcnartigkeit der jetzigen von der damaligen Lage, daß inzwischen gerade auch die Vereinigten Staaten die früheren Bahnen verlassen und sich zur See west starker gemacht hätten. Auch die englilche Politik sei seitdem eine andere ge worden. Nach den napolconffchen Kriegen bis in die 70er und 80er Jahre hinein habe sie >m Zeichen der Ideen von Adam Smith und John Briaht gestände» und das Prinzip der 'Nicht- intervention verfolgt. In diese Periode falle die Herausgabe der Ionische» Inseln, der Tod Gordvn s und die Ausgabe des Sudan, die Konvention mit der Südcuiikcmischen Republik nach Mamba Hill. Gegenwärtig fasse die imperialistische Strömung in Eng land mehr und mehr Boden. Eine der Hanplwrgen der deutschen Politik sei, gute Beziehungen zu allen Mächten zu unterhalten. Selbstverständlich wären diese aber nur möglich ans der Grundlage Vollster Gegenseitigkeit und gegenseitiger Rücksichtnahme. Die offiziellen Beziehungen wären durchweg die besten. Aber die Zeiten der Kabmetspolitik wären geschwunden, die Volksleiden- schasten mehr und mehr als einflußreicher Faktor in den Vorder grund getreten. Deshalb sei es unumgänglich, unsere materiellen Machtmittel zur Sicherung des Friedens zu mehren." Auf Wunsch dcs Abgeordnete» Singer wird die Nechnungs- kommission des Reichstags noch einmal die Frage einer Prüfung unterziehen, ob die 40,000 Mk., welche die Reise des Grasen Bü 1 ow nach Jerusalem an Koste» verursacht hat, dem Reiche zur Last zu lege» oder aus der Privatschatulle des Kaisers zu be streiten sind. . ... Zn „Bismarcks Gedanken, und Erinnerungen" wird nun mehr daS Register bearbeitet werden, und zwar von Professor Dr. Horst Kohl. Der dritte Band wird vorläufig nicht erscheinen. Die Forderungen der 5000 Schneider der Herren-Maßbranchc in Berlin, welche m Russland getreten sind, lauten: 1. Ein führung von Betriebswerkstättcn, 2. Festlegung von Minimal- Akkordmrisen. die seitens der Streikkommission in drei Klassen aus- aearbeitct worden sind, sowie Aushänguiig in den Werkstätten. Die Gehilfen weigern sich, in direkte Verhandlungen mit ihren Arbeitgebern etnzutreten: Abmachungen mit den Meistern trifft die Strelkkommiffwn Bisher haben nur wenige Firmen die Kohlenpretie hat die Gesellschaft für Handel und Industrie im Bezirke Teplltz in einer ihrer letzte» Sitzungen Stellung ge nommen und hierbei Nachstehendes in Erörterung gezogen: Aus der von der Auisig-Teplitzcr Eisenbahn herauSgegebenen Statistik deS böhmischen Brauiikohlenverkchrs wurden im Jahre 1898 im Aussia-Teplitz-Blür-Komotnuer Brauntohlenreviere mit 25.212 Arbeitern 15,044,563 Tonne» Kohle gefördert. Die Leistung eines Arbeiters betrug demnach 590 Tonne» pro Jahr, oder wen» man 298 Arbeitstage zu Grunde legt, 2 Tonnen pro Tag, oder es leisteten durchschnittlich 5 Arbeiter einen Waggon zu 10 Tonnen pro Tag. Nimmt man, hochacrcchiict. de» durchschnittlichen Tagesverdienst eines Arbeiters mrt 2 Gulden an und würden die Kohienwerke die von den Kvhlcnarbeiter» geforderten 20 Prozent Lohnerhöhung bewilligen, so beträgt diese Erhölning 40 Kreuzer vro Arbeiter und Tag, und da 5 Arbeiter durchschnittlich pro Tag einen Waggon ä lO Tonne» Kohle leisten, beträgt die ganze Lohn erhöhung 2 Gulden pro Waggon Kohle. Geht man noch weiter und nimmt man an. daß noch größere Zugeständnisse wie Wohl- Domkeil, wird durch einen tziiuiera,einen pun verkaufe au»» geboten. Lord Wolselep hielt in London in einer Versammlung der Vereinigung der Mlliz-Schiiken. in welcher er den Vorsitz führte, > eine Lobrede aus daS von Cardwell eingesührte Militär i sch e der Svstem, ohne welches es unmöglich gewesen wäre, den Kneg sabrtselnrichtungcn, Abkürzung der Arbeitszeit re. bewilligt würden und veranschlagt man diese Zugeständnisse mit 10 Prozent des Tagelobnes von 2 Gulden, so ergiebt dies pro Arbeiter und Tag 20 Kreuzer oder pro Waggon ä 10 Tonne» Kohle eine weitere Verthencrung von l Gulden. Es ist jedoch zu berücksichtigen, daß die Abkürzung der Arbeitszeit, da meist im Akkord gearbeitet wird, sich nicht in einer Vertheuerung der Gestehungskosten der Kohle, sondeni nur in einer Verringerung des Tagesverdienstes des Arbeiters ausdrücken wird. Es wird sonach, wenn die Werke selbst alle von den Arbeitern gestellten Forderungen bewillige», wovon aber noch gar nichts verlautet, die Erhöhung der Genehungslosten der Kohle kcinessalls mehr als 3 Gulden pro Waggon betragen. Trotzdem verlangen die Kohlenwerke mit Berufung auf den Streik, obwohl bis jetzt noch keinerlei Lohnerhöhungen oder sonstige Forderungen der Arbeiter bewilligt sind, schon jetzt für die Kohle Preiserhöhungen von 6 bis l5 Gulden pro Waggon. Auf Grund vieler Erwägungen hat das Gremium sür Handei und Industrie im Bezirke Teplitz beschlossen, entschiede» gegen die geplante Ausbeutung der Industrie durch die Engrvs - Kohlenhändler nnd Kohlcnwerksbesitzer Stellung zn nehme», wenn die Kohienpreise so ungerechtfertigt hmans- gescbraubt werden sollen, wie einige Preisfordernngen neuester Zeit varchnn. Aehnliche Protestkundgebungen haben auch die Gemeindevertretungen von Böhiniich-Leipn und Bohmisch-Zwickau beschlossen, in welchen das Ende des Kohlenarbeiterstreiks. welcher alle Schichten der Bevölkerung io hart nnd nachtheilig berührte, begrüßt wird. In dieser Kundgebung wird bedauernd konstaiirt, daß der Streik einen Kvhlcnwucher herbeisührte. indem nach den ergangenen neuen Preislisten die Kohienpreise pro Waggon um 20 bi» 28 Krone» gegen den Preis vor dem Streik erhöht wnrdcn. Diese Preiserhöhung sc! auch kann, wen» die Arbeiter die in Aussicht gestellte Lvhnerhöhnng erhalten, nicht gerechtscrtigt. Im allgemeinen Interesse hält sich der Sladtrath für ver pflichtet, gegen diesen Kohlenmucher z» protestiren und er sucht die Regierung, in dieser Frage zuni Schutze der Bevölkerung die erforderlichen Schritte einzuleile». — Im böhmischen Landtage ist eine Anfrage wegen dcs Kohlen- wuchers Angebracht worden, in deren Begründung es heißt: Kanin daß die große Erregung und Beunruhigung, weiche alle Kreise unseres Staates — und man kann wohl sagen, auch dcs Auslandes — durch den vlerwöchenttichen AnSstand der Arbeiter in den Kohlenrevieren sich zu legen beginnt, wird dieselbe aufs Nene angefachl nnd gesteigert durch die große nnd bisher durch nichts gerechtfertigte Steigerung der Kohienpreise »m 12 bis 30 Krone» per 10 Tonnen. Ohne daß die berechtigten Forderungen der Arbeiter nach entsprechender Lohnerhöhung, Verkürzung der Arbeitszeit — von der Inangriffnahme etwaiger Wohlfnhrts- einrichlniigen gar nicht zu sprechen — erfüllt worden wären, soll der Millioneiigcwiiin, welchen die Werksbesitzcr, die großen Zwischenhändler, deren Repräsentanten in Böhmen die Herren Weinmann und Pctschek sind, und die Besitzer der Kohlcnpaviere schon vor dem Ausstande einheimsten, noch um ungezählte Summen vermehrt werden. Die Verwendung der Kohle l» Industrie und Gewerbe, sowie für den täglichen Gebrauch der Geiainnttbevölker- nng zwingt, gegen diese geradezu frivole Preissteigerung enlschic- den und schnellstens Stellung zn nehmen. Ter AnStland als solcher, die Mchsländc sozialpolitischer und volkswicihschastttcher Art, den Arbeiter der Werke nnd die konsuniirende Bevölkerung treffend, müssen Regierung und Volksvertreter gleichmäßig be schäftigen. znm ernsteste» Studium. zum Beschließen und Ergreifen vorbeugender Maßregeln drängen. Wir sind nun der Meinung, daß zur schnellste» Behebung dcs Kohleumuchcrs nicht so iehr eine Debatte über die Verstaatlichung der Kohlcnwerkc, über daS Verkaufs-Monopol des Staates oder dcs Landes zu führen ge eignet ist, wir erblicken ein solches Mittel vielmehr in der thun- lichstcn Beschleunigung in der Festsetzung eines Marimnl-Tarifs sür die Kohlciipleise, eines Maximal-Tanfs sür die Verfrachtung des größten und allgemeinsten Konsum-Artikels, der Kohle, auf allen österreichischen Bahne». — In der Sitzung der Sektion Tctschcn-Bodcnbach des Bundes österreichischer Industriellen wurde gleichfalls ein energischer Protest gegen den die Industrie lähmenden Kvhlcnwucher beschlossen. Gras Elemer und Gräfin Stephanie Lonpay sind nach Cap Martin bei Mentvne abgereist. Zur Mittwochsitzuiig deS Wiener G c m ei u d era the S waren die Ehristlichsvziaicn in der Stärke von 80 Mann gekommen; cs fehlten nur drei Erkrankte. Ein Thcil nahm aus den verlassenen Bänken der Opposition Platz. Als Bürgermeister Dr. Lueger ein trat, brachte ihm ine Versammlung eine Ovation dar. Dr. Lueger ervfsnete die -Sitzung mit de» Worten: „Die Versammlung ist be schlußfähig I", woraus der Zwischenruf laut wurde: „Und >>iden- rein!" Hierauf machte Dr. Lueger Mitthetlring von der Publikation des neuen Gemeindestatuts und der neuen Wahlordnung. Er bezeichncte es als überaus wcrtbvoll, daß im Gesetz ausdrücklich der deutsche Charakter Wiens betont wird. Der zweite wichtige Umstand sei die Einführung des gleichen allgemeinen und direkten Wahlrechts sür die Wähler in die Wiener Gemeindevertretung. Er sei stolz darauf, daß Wien die erste Stadt in Oesterreich sei. in welcher dieser Grundsatz zum Durchbruch gelangte. Dr Lueger gab die 'Namen jener Gcineinderäthe bekannt, welche ihm ihre Mandatsniederlegung zur Kenntniß gebracht haben. Er theilte auch mit. daß er die betreffenden Herren zn einer Besprechung eingeladcn habe, daß jedoch nur eine Deputation bei ihm erschienen sei und ihm zur Kenntniß gebracht habe, daß sie von ihrem Entschlüsse nicht abgeheu tonnen. Dr. Lueger dankte den christlich- sozialen Gemcinderäthen für ihr vollzähliges Erscheinen und sagte, er iei stolz daraus, von eurer solchen Partei zum Bürgermeister der Stadt Wien gewählt worden zu lein. Italien. Die Obstruktion in der Deprrtirtenkammcr dauert fort. Die Bcrathung dcs Antrags Eambrap-Digiip (Aendcr- ung der Geschäftsordnung) wurde am Mittwoch bei sehr unruhigem Hause wieder aufgenommcil. Der Präsident crtbeille Vcnturi das Wort. Fcri rief: Nein, nein. Pantano blieb dabei, das Recht zu haben, seine Tagesordnung betr. Einberufung der Konstituante zn begründen. (Beifall auf der äußersten Linken.) Der Präsident erllärte, nur seine Erklärungen wiederhole» zn können, in denen er seine Ohnmacht zum Ausdruck gebracht, und sügte die Aufforder ung an die Kammer hinzu, ihre und des Präsidenten Autorität zn wahren. (Beifall ans der Rechten und im Eentrum.) Die äußerste Linke rief: „Es lebe die Konstituante!" Hieraus hob der Präsi dent die Sitzung auf. England. Das „Rcuter'sche Bureau" erfährt, der Prinz und die Prinzessin von Wales würde» sich I» der nächsten Woche zur Theilnahme an der Feier des Geburtstages des Königs von Däne mark nach Kopenhagen begebe» und dort bis nach Ostern bleiben. Der Prinz von Wales beabsichtigt nicht, zur Eröffnung der Weltausstellung »ach Paris zu reisen. Der Herzog von Connanght. welcher in Cork eintraf, wurde auf dem Bahnhof von dem zu den Nationalisten gehörenden Bürgermeister empfangen. Die Stadt war beflaggt: der Herzog wurde von der Bevölkerung lebhaft begrüßt; es fand keinerlei Gegenkundgcbung statt. Der BachelorS-Clnb ln London berief für den 4. April eine Sitzung ein, in welcher über die Asfarre des Herzogs von Orleans, von dem noch keine Antwort eingetrofsen ist, be rochen werden soll. Auch der St. James-Clnb berief eine Sitz ung ein, da die in diesem Club einaetrofsene Antwort des Herzogs als unbefriedigend erachtet wird. — Kork House in Dvickcnham, das Geburtshaus dcs Herzogs von Orleans und sei» bisheriges fortzufübren. Wolselep betonte die Bedeutung der Miliz, welche allein die Bildung des gegenwärtig in Südafrika kämpfenden Heeres ermöglicht hätte. Die Miliz habe seit Beginn des Krieges den reguläre» Truppen 900 Offiziere geliefert; 30 Mtlizbataillone ständen zur Zeit in Südafrika unter der Fahne. Er wisse sehr wohl, daß man im Ausland glaube, England sei von Truppen entblößt. Niemals seien ,edoch die Kasernen io voll beseht gewesen wie augenblicklich. Für Einberufung zu den Fahnen seien noch 50 Bataillone Infanterie-Miliz vcrsnybar, ma» habe aber für so viele Mannschaften leinen Platz. Diele Bataillone würden ein- berusen werden, sobald die Witterung die Anlage von Feldlagern gestattete. Wolselep schloß seine Rede mit den Worten: In Zukunst müssen die Soldaten vor Allem gute Schützen sein. Rumänien. Die außerordentliche Session der Kammern ist bis znm 11. April verlängert worden. Die Verhandlungen vor dem Schiedsgerichte in der Angelegenheit des Erbauers des Hafens Consianza Hallier ist geschlossen; das Gericht hat sich behufs Lokalbesichtigung nach Cvnstaiiza begebe». Bulgarien. Rach der „Franks. Ztg." wird der Fürst Ende April dem Czaren in Petersburg einen Besuch machen. Amerika. Die Kommission für auswärtige Angelegenheiten im Repräientantenhause vernahm den ehemaligen amerikanischen Konsul in Pretoria Macrum bezüglich der Oessuung der Briefe durch die englischen Eeninrbeh örden. Tie Auslagen Macrum's machten keinen günstigen Eindruck. Staatssekretär Hay ließ der Kommission ein Schreiben zugehen, worin er erklärte, oan Macrum niemals bei dem Amte wegen Oesfnung seiner Briefe Beschwerde geführt habe. Die englische Regierung habe erklärt, wenn Briefe geöffnet worden seien, so wäre dies im Widerspruche mir den er- theilten Instruktionen geschehen. Der Staatssekretär fügte hinzu, der amerikanische Geiieraikonsnl in Kapstadt Stoeve habe ihm be richtet, daß, nachdem zwei seiner nach Pretoria und Lvurengo Margncs gerichteten Briese von der Eensur in Turban geöffnet worden waren, General-Gouverneur Milner in befriedigender Weise sich bei ihm entschuldigte. Der Staatssekretär erwähnte ein vom 3. Oktober datirtcs Schreibe» Stveve's. aus dem hervvraeht, daß Präsident Sleij» an, 26. September durch Bcrmitteuuig des amerikanischen Kvnsularagenten in Aloemsoiitein Stoeve ersuchen ließ, sich darüber zu vergewissern, ob dce Vereinigten Staaten bereit sein würden, das Amt eines Schiedsrichters zu über nehmen, falls Milner damit einveistandcii wäre. Stoeve habe geantwortet, daß Milner, den er gefragt habe, persönlich geneigt sei, solche Verhandlungen elnznleiten, daß er aber nicht glaube, im vorgeichlagenen Sinne thätig sei» zu können. Asien. Die türkische Sanitätsbehörde von Suleimanize im Vilajet Bagdad thcilt mit, daß im Gebiete Dschcvanru m Persien in der Nabe des Distrikts Giilambar die Beulenpest aus- gebrochen ist, daß mehrere Dörfer von der Seuche ergriffen und bereits mehrere Todesfälle vorgekommen sind. Transvaal. Die „Süsser Dailp News" wollen wissen, der General-Post meister Herzog von Norfolk gehe nicht nur als Oberst des berittenen Faellvilligen-Suffex-Regiments nach dem Kap, sondern mit der Mission, eventuelle Jriedensvvrschlüge, die man von de.' Bure» erwarte, entgegeiizuuchmen. Die Pariser Blätter widmen dem General Joubcrt einen wannen Nachruf und sagen, die nesammte civilisirte Welt stehe tief bewegt und achtungsvoll an der sterblichen Hülle des ehr würdigen Grelles. der als Führer eines kleinen Heeres vier Monate lang das mächtige England im Schach gehalten habe. Kunst und Wissenschaft. st Paul Hepse hat seinen ihm näher stehenden Freunden und Verehrern nachstehenden poetischenDank zugehen lassen: Meinen Freunden nach dem Z5. März zzoo. wer siebzig Jahre die Welt geseh'n, Dem ist viel Liebes und Leids gescheh'n, Und ist er n»r ein kluger Mann, Der Lins in'- AnL're rechnen kan», Zo dankt er froh beim Rcchnungsschluß, Bleibt noch des Guten ein Uoberschuß. Doch wenn auf einmal Abends spät Zein Himmel hell im Glanze steht, von Lieb' und Ehr' ein Uebcrschwang Sern Herz bestürmt mit frcrrd'gem Drang, Rührung ihn stumm zu machen droht — Da sicht er sich in großer Noth. wie soll er danke» allzumal Für wünsch' und Gaben ohne Zahl, Wie Jedem, der von fern ihn grüßt, Lrwieder», wie er möcht' und müßt'? Lin Weilchen sieht er schier verzagt, Dann saßt er sich ein Kerz und sagt: Fürwahr, 's ist wunderlich bestellt Um den bekannten „Lohn der Welt". Du bist woht ofi leer ausgegangen, Gabst manchmal mehr als du empfangen, Nun grüd'ie nicht, ob Lu's auch werth, Daß man so überreich dich ehrt. Doch Ihr, die Ihr mit Freundcsblicke Betrachtet, was ich lebt' und schrieb, Nehmt mit -ein Händedruck vorlicb, Den ich Luch warm vom Züden schicke! Gardone am Gardasee. Paul Hepse. Anfang halb 6 Uhr. st Ter Dresdner Tonkünstlerverein hält heute seinen dritten Aussührniigsabend im Gewcrbchause ab. st Der letzte dicsmhrige Dtchterabend des Vereins „Dresdner Presse" findet nächsten Freitag im Vcremshausc stait. Er bringt als Vortragende die Herren 'Wilhelm Wolters nnd Franz Königsbrnn - Schanp, die Autoren des lustigen Schwankes „Der Hochzeitstag", der unlängst so erfolgreich seine Premiere in unserem König!. Hofschausviel erlebt hat nnd vvn hier aus seinen Weg über alle größeren Theater nehmen wird. Die beiden Schriftsteller werden 'Neues und Altes, Ernstes und Humoristisches in buntem Wechsel lesen. st Ter Mannergesangverein Dresdner Liederhain ver anstaltet übermorgen, Sonntag, zur Feier seines 40jährigen Be stehens ein großes Concert tm Saale des „Tivoli". Als Hauptwerk gelangt unter Leitung des König!. Musikdirektors Herrn G. Schöne Anacker s „Bergmannsgrub" zur Aufführung. Außer dem weist das Programm auf: „Festgesang a„ die Künstler" (Mendelssohn). „Deutscher Hochgesang" (Döring), Dvppclchor aus „Oedipus" Mendelssohn), Matrosenlied aus dem „Fliegenden Holländer" und die n eapolia-Ehöre: „Rösleüi im Walde" (Fischer), „Tie verzauberte Stadt" (Weinzierl), „Ritters Abschied" (Kinkel), „'s Hen" (Silchcr). Den orchestralen Thcil führt die Kapelle des 177. Regiments aus. 1 Die „Gesellschaft für Litteratur und Kunst" veranstaltet nächsten Mittwoch Abends halb 8 Uhr im weiße» Saale der „Drei Raben" einen größeren Rccitationsabcnd, an dem Herr Recitator Pani Struve aus Görlitz, ein Schüler ^ffs'ß, mehrere Poesien u. A., auch solche von dem Leipziger Dichter Julius Risfert lesen wird. s Geh. Kirchenrath k. om. v. Lobe, der sich durch schichtlichen Forschungen, namentlich aber durch seine der Kirchen und Schulen des Herz ogibums Sachsen- einen Namen gemacht hat. Ist am 27. Marz tm Alter von 95 Jahren in Rasevhas bei Altenburg gestorben. s Die diesjährige Generalversammlung der deutschen Shake speare-Gesellschaft wird am 33 ?lvril in Weimar statt- finden. Der Festredner Prost Bulthaupt wirb über „Raum und Zeit" bei Shakespeare und Schiller spreche^. -s- Frl. Lilly Marberg, eine Schülerin von Frau MelmS- Hessc, die zwei Jahre der Liebling dcs Publikums von Barmen- Elberfeld war, ist nach erfolgreichem Gastspiel an das Thalia- Theater in Hamburg engagirt worden. e Geschichte n-AUenbnrg DvesdneV Nachrichten. r. 87. Seite 3. M» Freitag, 3«. März 19»4.
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