02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 08.06.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000608021
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- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900060802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900060802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-06
- Tag1900-06-08
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Lodert LöLklv juv. m - k Lloiäorototto in xrmter Lli^lliii Vvorsplrtr 16. Rr. ISS. r»u«el: Neueste Drahlberichte, Hofnachrichten. Städtische Freibäder, Pettonalverzeichniß der Technischen Hochschule, Bezirksverein rechts der Elbe, Bauausstellung Berliner Leben. Freitag, 8. Juni 19V0. Fernschreib- und Aernsprech - Berichte vom 7. Juni. Berlin. Die Frühjahrsparade fand beute bei herr lichstem Wetter statt. Der Kaiser in der Generalsuniform mit dem Bande des Schwarzen Adler-Ordens stieg mit dem Kronvrinzen von Griechenland in der Uniform des 2. Garde-Regiments z F. in der Garde-Kürassierkaserne zu Pferde. Die Kaiserin n»d die Kronprinzessin von Griechenland mit den Prinzen August Wilhelm und Oskar von Preußen und Georg von Griechenland wohnten der Parade im Wagen bei. Nachdem der Kaiser die Fronten ab- aeritten war, folgte ein zweimaliger Vorbeimarsch, der erste in Kompagniefronten bez. Eskadronfronten im Schritt, die Artillerie md der Train im Trabe: bei dem zweiten Vorbeimarsch die Fuß- tmvpen in Regimentskolonnen, die berittenen Truppen im Galopp. Der Kaiser führte das 2. Garde-Regiment z. F. vorbei, wobei der Kronprinz von Griechenland kotopirte, und das Elisabeth-Regiment. Nach der Kritik ritt der Kaiser an der Spike der Fabnenkompagnie zum Schloß zurück, von dem zahlreichen Publikum jubelnd begrüßt. Berlin. Reichstag. Die Vorlage betreffend Deklaration deS Artikels 35 des internationalen Uebereinkommens von 1897 über Maßregeln gegen die Einschleppung und Ausbreitung der Pest wird in erster und zweiter Lesung angenommen. Es bandelt sich nm die Vorschrift betreffend die obligatorische Mitsühruug eines Arztes auf jedem Pilgerschiff. — Dann wird die zweite Be- rathung des Flottengcsetzes fortgesetzt. 8 2 Schiffsersak. 8 3 Jndiensthaltung. 8 4 Personalbestand und 8 5 »ährliche Etati- sirung der erforderlichen Mittel, werden debattelos genehmigt- 8 6 untcriagt die Aufbringung eines Mehrbetrags der Marineverwalt- unq über einen Betrag hinaus durch Erhöhung oder Vermehrung indirekter, den Massenverbrauch belastender Reichsabgaben. Berlin. Mehrere Fraktionen des Reichstags haben beute ihre Stellung zu den Fiottendeckunqsgeietzen derathen. Das Cen- trum stimmte den von der Kommission beantragten Entwürfen ge schlossen zu, auch die Konservativen sind mit den Vorschlägen der Kommission einverstanden und werde» nur dann Anträge aus Er höhung einbringen, falls von der Linken Ermäßigungen vor- geschlagcn werden sollten. Die Nationallideralen haben den Vor schlägen der Kommission im Großen und Ganzen ebenfalls ;u- gestimmt, sich aber kleine Aendernngcn Vorbehalten. — Dir Aus schmückungs-Kommission deS Reichstags ist einbenisen worden, um den endgiltigen Auftrag dem Pros. Pähl zur Ausführung des Denkmals Kaiser Wilhelms l.. das in der großen Wandelhalle Ausstellung finden soll, zu crtheilen. Berlin. Im Abgeordneten Hanse erklärte heute bei Be antwortung der Interpellation der Abgg. Broemel und Dr. Langer- hanS betreffend die Einbringung der bereits in der Thronrede an gekündigten Vorlage eines Entwurfes zu einem Großschifffahrts weg Berlin — Stettin Minister v. Thielen, daß die nächste Session möglichst früh beginnen tolle und daß dann die Kanaivor- laac mit dem SveBerliner Kanal zusammen vorgelegt werden solle. Leipzig. Der Kongreß der Neuphilologen bat be schlossen, seinen nächsten Verbandstag Pfingsten IM in Breslau obnihalten. Zum Vorsitzenden des Verbandes wurde der Univer- sitätsvrofeffor Dr. Appel in Breslau gewählt. Wien. Ter Jungczcchenklub beschloß, die Obstruktion sortzusctzen. Pilsen. Eine Deputation des hiesigen Fachschnlvcrbandes begiebt sich noch Wien, um die deutsche» Abgeordneten zu einer Interpellation betreffs der Studentcnvcrhastungen zu ver anlassen. Krakau. Heute begannen die Feierlichkeiten ans Anlaß des SMjährigen Bestehens der Universität. Es sind sehr zahl reiche Gäste eingetroffen, darunter solche von den meisten curoväi- ichen Hochschulen. Anwesend sind u. A. der Unterrichtsminister Dr. v. Härtel, Minister Dr. Stribal, der italienische Botschafter Graf Nigra, der Rektor der Berliner Universität Pros. Dr. Fuchs, Geh Regierungsmth Prof. Dr. Sacbcin-Berlin. Pros. Dr. LaS- ^ kowski-Genf, sowie die Professoren Svensdruv-Kopciihage» und I Schönberg-Cdristiania. Vom Papst ist ein Breve eingetroffen,! das in der Marienkirche vom Erzbischof Dr Puzuna verlesen wird. ! London. Dem „Reuter'schen Bureau" wird aus Tientsin von gestern gemeldet: Gerüchtweise verlautet, bei Tunglu habe ein Zusammenstoß zwischen Boxers und katholischen Christen stattgefunden, bei dem Letztere 3 Boxers tödteten nnd 9 gefangen nahmen. Ein Zug mit Geschützen und Soldaten, der heute früh von hier obgegangen war. konnte bei der Rückkehr nur 3 Meilen bei Langfang hinanskommen. Auf einer Entfernung von 4l Meilen standen die Häuschen der Schienenleger und die an der Bahn gelegenen Ortschaften in Flammen, die Telegravben- stangen waren umgehauen. Die chinesischen Truppen, die auf dem Zuge waren, feuerten auf die Eingeborenen, die sich aus den Feldern befanden, weigerten sich aber, weiter vorzugchen, oder den Zug zu verlassen, und bestanden daraus, zurückzukehrcn. In der vergangenen Nacht sind hier 299 Seei'oldatcn der verschiedenste» Mächte einartroffen. Der englische Kreuzer „Barfleur" ist hier an gekommen. die „Terrible" wird binnen Kurzem Erwartet. Man ist der Ansicht, daß durch diese Bermehrung der Streitkräftc Sicher heit für Tientsin geichaffen ist. London. Aus Anlaß der neueren Meldungen aus China sind die Chefs der Geschwader mit Vollmachten versehen, die ihnen umfassende Befugnisse zum Eingreifen geben. Es ist möglich, daß auch ein Oberbefehlshaber für die verschiedenen dort anwesenden Schiffe der Mächte ernannt wird London. Der Betrieb und Weiterbau der belgischen China - bahn Peking-Hankvw ist völlig eingestellt. Tie Direktion crbiclt eine Depesche, wonach alle belgischen Ingenieure gerettet sind. Petersburg. Der „Nowoje Wremia" wird aus Odessa gemeldet: Hier eingetrvffene russische Dampfer berichten über un gleichmäßige Behandlung ausländischer Dampfer im Luez- kanal. Englische Dampfer ausBombay dürsten ohne Quarantäne unbehindert in Suez anlegen, und die Passagiere, sowie deren Gepäck würden unbeanstandet mit der Eisenbahn weiter befördert, während russische und andere nichienglische Dampfer einer zehn tägigen Quarantäne unterworfen würden. New-Nork. In St. Louis wurde bei einem Streik- exzeß ein Bahnwagen mit 54 Polizisten durch Tvnamit vom Gleis geworfen. Mehrere wurden verletzt. 50 bekannte Bürger ersuchten den Gouverneur, die Miliz zur Wiederherstellung der Ordnung anszubieten. Dokohama. Nach hier aus Söul eingetroffenen Nach richten Hai dort das Vorgehen des iapaniichcn Gesandten in 'Betreff angeblicher Fälle von Anwendung der Tortur seitens toreaniicher Beamten sehr unangenehm berührt. Die koreanische Regierung lehne cs ab. dem Gesandten eine Audienz zu erwirken, nnd habe ein direktes Telegramm an die japanische Regierung ge richtet. OertlicheS und Sächsisches. Dresden, 7. Juni. —* Ihre Königs. Hoheiten Prinz und Prinzeisin Friedrich August haben sich heute Vormittag nach Schloß Sibyllcnort begeben. —* Ter Geburtstag Ihrer Majestät der Kaiserin Alexandra Feodorowna von Rußland wurde heute Vormittag in der hiesigen Kaiserlich russischen Gesandtschaftskirche durch einen Fest- gottesdienst mit anschließendem Tedeum feierlich begangen. Gestern beging die Gemeinde die 26. Wiederkehr des Jahrestages der Weihe des dem heiligen Simeon gestifteten Gotteshauses —* Tie Frage, ob die gemäß 8 112 des Jnvaliditäts- nnd Altersversicherungs-Gesetzes mit der Einziehung der Beiträge beauftragten Stellen (Orts-. Fabrik-, Jmiungs- Krankenknsieii re.) den Versicherungsanstalten für den ihnen durch Verschulden der Einziehungsdeamten erwachsenen Schaden haften und die zur Ermittelung des letzteren von den Versicherungsanstalten aufgewendeten besonderen Kosten zu erstatten habe», ist von dem Reichsversichenmgsamt bejaht worden in einem Falle, in dem »Ich der Krankenkassen-Kassirer erhebliche Untcrschleife zu Schulden ! komme» ließ. ! —* Wir weiden um Ausnahme des Nachstehenden gebeten: l Mit dem seit Anfang dieser Woche eingetretenen warmen Wetter hat sich auch der Besuch unserer Elbbadeanstalten wesentlich ge hoben. Leider wurde dem großen Tbeile der Badebedüritigen. der aus die Benutzung der Herden zwischen AugustnS- und Morren brücke ans Neustädter Seite gelegenen städtischen Freibäder angewiesen ist. während der Feiertage die Möglichkeit zu baden benommen, da aus diesen Bädern die gelbe Fahne gehißt worden war. also nicht gebadet werden durfte. Der Grund hierfür lag in dem in Folge der Niederschläge der vergangenen Woche eingetrete nen mäßigen Anwachsen der Elbe Das Steigen des Stromes bis ungefähr aus den Nullpunkt, das für die anderen Elbbäder nahezn ohne Einfluß bleibt, bedeutet für die beiden Stadtbäder an der Körnerstraße stets eine gewisse Kalamität, da sie durch den dort in der Richtung des Flusses laufenden Sterndamm verhindert sind landeinwärts zu rücken. In den Bassins tritt dadurch ein io tiefer Wafserstand ein. daß ans Gründen der persönlichen Sicherheit das Baden überhaupt unterbleiben muß. Während der Feiertage wäre»: die Stadtbäder vor dem Palaisgarten. obwohl der Pegel an der alten Brücke wenige Centimeter über Null anzeigte. wie schon ge sagt. wieder geschlossen und viele Hunderte, die sich nach einem erfrischenden Bade oder einer gründlichen Reinigung im Flnsie sehnten, mußten rmverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen oder ihre Schritte den nur gegen Entgelt zu benutzenden Privat bäderrr zuwenden Nach den Festtagen konnten die Elbbäder, da der Wafferstand zurückaegangen war, wieder geöffnet weichen. Dieses Schließen der städtischen Freibäder bei einem nur Verhältnis, mäßig geringen Steigen der Elbe könnte nun aus ganz bequeme Weise verhindert werden, wenn man sich entschlösse, den Damm an jenen Stellen zn unterbrechen oder ihn wenigstens in dem ersmcher- lichen Maße abzuschrägen, daß es möglich ist, die Bäder mehr land einwärts zn ziehen. Der fragliche Damm ist seiner Zeit aus schiff- fabrtstechnischen und sanitären Gründen errichtet worden, durch onderweite Regelung dieser Verhältnisse in den letzten Jahre« aber nicht mehr unbedingt von Nöthen, Eine Unterbrechung deS Dammes vor den beiden Freibädern kann uw io weniger bedenklich erscheinen, als bei dem in der 'Nähe gelegenen städtischen Frarmrbad der fragliche Damm sibon die gewünschte Form hat. Wem» mit der Beseitigung des Dammes eme Einebnung des anarenzeuden Ufergeländes Hand in Hand ginge, so wäre die Möglichst ge geben, oaß selbst bei einem Waffersiande. bei dem jetzt die Frei bäder geschloffen gehalten werden muffen, das Baden gestattet werden könnte Nebenbei sei noch erwähnt, daß es dir zahlreichen über die Marienbrncke kommenden Badegäste reckt trendig begrüßen würden, wenn sie endlich, anstatt den beträchtlichen Umweg «der den Kaiser Wilhelm-Platz machen zu müssen, die Gelegenheit ge boten erhielten, direkt von der Marienbrücke nach dem Elbufer zu gelangen. Durch Anlegung einer Treppe, die nur in mäßiger Breite und vorläufig, bis zum Umban der Marienbrücke, von Hoh hergestellt zn sein brauchte, könnte mit Leichtigkeit und ohne große Kosten auch hier Abhilfe geschaffen werden. In erster Linie wür den jedoch die vielen Arbeiter und Minderbemittelten, die die Frei bäder frequentste». dem Rath dankbar »ein, wenn er wenigstens die Dammveränderung in's Werk setzen lassen wollte. —* Das Perional-Vcrzcichniß der diesigen Tech nischen Hochschule ist soeben erschienen. Dasselbe enthält zunächst Angaben über die Zusammensetzung des Senats, an dessen Spitze Se. Magnincen; der Rektor, Professor Dr, Katt Rohn, sodann ein Verzeichniß der Professoren, Dozenten. Assistenten nnd Beamten, mit Angabe der Wohnungen, die Kommissionen für die Diplom- und Staatsprüfungen, sowie für die Nahrungsmittel- chemiker-Prüsungen und ein Verzeichniß der akademischen Institute. Sammlungen und Seminare. Endlich folgt ein Verzeichnis; der Studirenden und Hörer, welches u. A. auch deren Wohnungen enthält. Am Schlüsse ist eine Freauenzübersicht gegeben, der Folgendes zu entnehmen ist: Die Gesammtzahl der Studirenden und Hörer beträgt 1007: Hiewon gehören an: der Hochbau- Abtheilnng 124 Studirende. 39 Hörer, der Jngenieur-Abtheilung 246 Studirende. 22 Hörer, der Mechanischen Abthcilung 329 Studirende. 53 Hörer, der Chemischen Abtheilung 132 Studirende. 22Hvrerund derAllgemeinen Abtheilung 18 Studirende. 22 Hörer. 598 der Studirenden sind aus dem Königreich Sachsen 177 aus den übrigen deutschen Staaten »nd 232 ans dein Auslande —* 2m schattigen Garten des Lincke'jchcn Bades, der nach dem vorangcgangenen abküklenden Gewitterregen einen erquickenden Aufenthalt bot. entwickelte sich gestern Nachmittag ein buntbewegtcs Kuust «nd Wissenschaft. f* Das Königs. Hofschauspiel bereitet für nächste Saison im Anschluß an die Erstaufführung des dramatischen Epilogs .Wenn wir Tobten erwachen" einen Ibsen-Chklus vor, der die bislang bei uns zur Darstellung gebrachten W-tte in neuer Einstudiruno aus die Bühne bringen »oll. 7* Herr Richard Alexander vom Berliner Rcsidenz- theaier, der zu den Lieblingen des Publikums unter den Gästen unieres Residenztheaters zählt, wird auch in dieser Saison ein längeres Gastspiel in Dresden absolviren, das am 1. Juli seinen Ansang nimmt. f* Die Vorstellung des Berliner Viktoria-Theaters mußte vorgestern ausfallen, da die Schauspieler sich weigerten, auf zutreten, bevor ihnen ihre Gage ausgezahlt sei. Das Publikum erhielt zum größten Theil das gezahlte Eintrittsgeld zurück. 7* Die Gemeindeverwaltung Oberammergau aiebt be kannt, daß sich die Besucher der Passionssviele, die sich durch etwaige uederfordernngen geschädigt erachten, mit begründeten Beschwerden unter Nennung von Namen a» das Bürgermeisteramt Oberammergau wenden wollen. Das wird hoffentlich den mehr fach gerügten Uebertheuerungen ein Ende machen. Berliner Lebe«. L. Berlin. 6. Juni. .Trotz der frühen Morgenstunde regnete es bereits in Strömen!" wie es in einem schönen Roman einmal hieß — nämlich am 31. Mai und 2- Juni, so daß die Berliner Frühjahrsparade zwei Mal abgesagt werden mußte. Nur wer die Lust der Berliner an solchen militärischen Gratisschauspielen kennt, wird ihren Schmerz hierüber zu würdigen wissen. Zwei Mal batten sie sich mit Kind und Kegel bei Morgengrauen auf den Weg nach dem Tempelhoser Felde gemacht, wo diese fried lichen Schlachten geschlagen werden, und zwei Mal mußten sie unverrichteter Sache heimlebrcn. Dergleichen ist trotz Ben Aktva seit Menschengedenken nicht dcigewese». Die Berliner Chronik verzeichnet nur ei» einziges Mal vor fast 30 Jahren etwas Nehn- licbes. nämlich im Jahre 1872. Damals mußte die Parade wegen des schlechten Wetters eine Stunde später, als ursprünglich be stimmt war, stattfinden. Für den vorlänfigei, Ausfall der Frühliirgs Truppenschau sind die Berliner wenigstens durch prachtvolles Pfina st weiter entschädigt worden. Ter voraufgegangene Regen hatte Flur und Wald köstlich erfrischt und so begann in den ersten Morgenstunden des Pfingstsonntags hier eine Völker Wanderung in's Freie, die jeder Beschreibung spottet. Eisenbahnen. Straßenbahnen. Stellwagen ibicr Kremser genaunt» nnd alle mög lichen Wagen sonst waren stets voll belebt und entsühnen Hnndcrt- tausende ans Berlin in Gottes weite Natur. Dennoch zeigten die Berliner Sttaßen keine Spur Von Entvölkerung. Denn der Ab gang war reichlich durch die von auswärts Zuströinenden ersetzt, die hierher gekommen waren, nm während der Feiertage die Berliner Sehenswürdigkeiten pflichtschuldigst zn bestaunen. Alle Lokale waren überfüllt. Neberall hatte man Mühe, sich durch die ständig anwachsenden Massen durchznzwängen und sich ein Plätzchen zu erobern, wo man irgend etwas Eß- und Trinkbares zu sich ! nehmen konnte. Trotzdem sich die Äirthe überall reichlich mit Vorrötben versehen hatten, war doch in den Abendstunden vielfach sogar das Bier ousqegangen. io daß sich maiiche männliche Kehle — es ist schrecklich aber wahr! — an diesem denkwiirdigcii Tage mit elendem Sodawasser begnügen mußte. Am lebhaftesten ging es im Zoologischen Garten zu. dessen Leitung vorsichtig genug gewesen war, den diesmal ans den ersten Psingstsciertag fallenden 25 Pfennig-Sonntag (es ist dies stets der erste Sonn tag im neuen Monat) auf den nächsten Sonntag zu verlegen Trotzdem gab es hier schon beim Frühconcert nm 6 Uhr MoraenS eine so beängstigende Fülle von Besuchern, daß man förmliche Turnerkunststücke anwenden mußte, »venu inan zu einem noch unbesetzten Stuhl gelangen wollte, ohne für den Rest deS Ichönen Festtages mit zerbrochenen Rippen oder zerschundenen Wangen ein herwandeln zu müssen. Der Zoologische Garten hatte aber auch, abgesehen von seinen ständigen und in letzter Zeit ansehnlich gewachsenen Reizen, für eine besondere Anziehung gesorgt. Er hat sich aus unserer neuesten überseeischen Erwerbung, aus Samoa, eine wirklich, iehens- werthe und fesselnde Truppe verschrieben. Wenn eS sich dabei wohl auch um besonders auserwählte Menschencremvlare handelt, so werden sie sich in ihrem ganzen Auftreten und Gebühren doch nicht allzu sehr von ihren sonstigen StammeSgenossen unterscheiden. Da muß man sagen, daß unsere neuen „Landsleute" sich in jeder Hinsicht vorlheilhaft von den exotischen Völkerschaften unterscheiden, die man sonst hier ru iehen bekommt. Tie Männer, namentlich aber die Frauen und Mädchen, sind durch körperliche Schönheit ausgezeichnet. Sie haben eine» tadellosen Wuchs, sind in ihren Bewegungen von einer natürlichen Anmnlh. die angenehm berührt, und zeichnen sich durch eine harmlose Fröhlichkeit und ein wahrhaft gesittetes Benehmen aus. Auch die Künste, die sievorsühren, sind nicht gewöhnlicher Art »md übettresfcn theilweise das. was bei ähnliche» Gelegenheiten geboten wird. In ihren oft lehr charak teristischen und eigenartigen Tänzen und Gesängen tritt ein ent schieden ansgebildetes Gefühl sür Rhpthmus und Anmnth zu Tage Ihre Gesänge, an die natürlich nicht unser Maßstab gelegt werden darf, erinnern hier und da an die weichen Klänge der »lavischen Volksmclodicn und entspringen einein echten musikalische» Em > pfinden Dabei wissen sie Tan; und Gesang in fesselnder Art ;n ! verbinden und scheinen überdies mit ganzer Seele und ausgelassener Fröhlichkeit bei der Sache zu sein, »vre überhaupt kindlich harmlose Freude ain Dasein den Gnmdzug ihres Wesens bildet. Hoffentlich werden sich unsere »anioanischen Landsleute diese harmlose Fröhlichkeit bewahren und durch die Berührung »nit der europäischen „Kultur" nicht verdorben »verden. Tic Ge»ahr dazu liegt ja allerdings »ehr nahe und man wird der Deutschen Kolonial Ge'ellschast nur zustimmen können, wenn sie sich soeben gegen die „Ausfuhr von Eingeborenen ans den deutschen Kolonie^ zum Zwecke der Schaustellung" ausgesprochen hat. Wer derartige schau stellungen. die ja in den letzten Jahren überhand genommen haoen, aufmerksam beobachtet hat. namentlich hier in Berti», wirb der Gesellschaft Recht geben, wenn sie in ihrer Denkschrift an den Reichskanzler von den erheblichen liebelständen spricht, die sich hieraus für die betreffenden Eingeborenen, wie auch für deren Stammesangehörigen in physischer und moralischer Hinsicht ergeben. Derartige Naturkinder nehmen ja erfahrungsgemäß, wenn sie mit einer überlegenen Kultur iu Berührung kommen, zuerst und meist ausschließlich deren schlechteste «eite» an.! sie gewöhnen sich namentlich den Genuß berauschender Ge tränke an, sehen den Europäern, die ihnen wie höhere Wesen erscheinen, oft die schlimmsten Laster ab und trogen diese später! nach ihrer Heimath. Man muß nur einmal »eben, init welcher Schamlosigkeit sich gewisse Berliner Damen, auch sogenannte an ständige, an die schwarzen nnd braunen Gesellen herandrängcn.;
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