02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 08.07.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000708022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900070802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900070802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-07
- Tag1900-07-08
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^onncroeno-LIDenoausgave für Vresden und Umgebung.. öezrugsgebiidr: vtertkliäbrN» - M. eo P-a.: dm» die Volt r M. ?s Lia. die.DredduerSrwbriLlen' eri»einen liglich Moreead; die Beiicker in Dresden und der nächste» Umgebt,na. wo die Kutraaun« durch eigene Boten oder Kommissionäre erfolgt, erkalten das Blatt an Wochentagen, die nicht aus Span- oderftcierlaae iolaen, in »wei TkeilanLaabcn Abend« und Morgens Erstell». Sür Rückgabe einaetandter Schrift- ilücke keine Berbindltchkeü. yernlkreckanschlu^t »Mt I Lr. It u. Lr. LOS«. Telegramm-Adresse: Nachricht»» Nr»»d»». Mrelgen-canf. Die Aimakmc von Ankündiznnaen ersolat in derLauvtaeschilitoncllc und den Nebeuannakmestetien in Dresden lns Siachmittaas s Ukr, Sonn- und '.feiertags nur Marienktrake s» von il vis'/»t Ukr. Die t wattige Grund- ieitc lca. « Silben» IS P>>,.. A„- tündiaungen aus derPrivaticitc Zeile 2v Pia.: die Lwaltiac Zelle als .Lingeiandt" oder aus Tclliciti so Ps>,. 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Cs ist kaum noch möglich, die Hoffnung aufrecht zu erhalten, daß die Unglücklichen dem entsetzlichen Geschick ent ronnen sind, dem linier Gesandter znm Opfer gefallen ist. In den nächsten Wochen wird Europa freilich leider noch manche Hiobs post aus China zu erwarten haben; auf Nachrichten über mili tärische Erfolge gegenüber den Aufständischen und ihren Bundes genossen ist vorerst leider nicht zu rechnen. Die deutschen Kriegs schiffe werden kaum vor Anfang oder Mitte September in Ta'n fein. Auch ehe die Truppen der anderen Mächte in ausreichender Zahl aus dem Kriegsschauplatz eintrcfsen, wird geraume Zeit ver gehen. So schmerzlich der Gedanke ist, die Europäer in Peking ihrer verzweifelten Lage überlassen zu müssen, so ist doch Hilfe fast mibedingt ausgeschlossen. Allenfalls von einem Staat könnte noch Rettung kommen, wenn sich darüber die Regierungen weitherzig einigen. Einzig Japan wäre im Stande, dank der geographische» Lage »nd seiner Wehrkraft, in kürzester Frist ein Heer nach dein Festlande zu werfen und den Zug nach Peking mit Aussicht aus Erfolg anzutreten. Ob cs dann noch Europäer in der chinesischen Hauptstadt zu retten geben wird, muß freilich nnr zu fraglich erscheinen. . Den ganzen Ernst der Situation, wie er in den maßgebendsten Kreisen erkannt wird, verrät!» das lbercits in einem Theil der Sonnabend-Nummer mitgetheilte) Telegramm inneres Kaisers: „Ich verpflichte Mich auf Mein kaiserliches Wort, sür jeden der zur Zeit in Peking eingeschlvssene» Fremden jeder Nationalität, welcher lebend einer kaiserlich deutsche» oder sonstigen Behörde übergeben wird, Demjenigen, der die Auslieferung hcrbciführt, lOOO Tasls auszuzahlen. Auch übernehme Ich alle Kosten, welche jedwede Uebermittelung Meiner Zulage nach Peking verursacht." Leider dürfte freilich das hochherzige Anerbieten unseres Kaisers, auch dieser Versuch, Rettung zu bringen, zu spät kommen. Irr der ganzen eivilisirten Welt wird dieser ungewöhnllchc Schritt des Kaisers aber das größte Aufsehen erregen. Die Verpfändung des kaiserlichen Wortes, die Ausschließung jeder nationalen Beschränk ung bei dem i» Aussicht genommenen Rcttnngslverke, die Herzens- wnllung. die sich in diesem Ausrni tnndgicbt, meint das „B. Tgbt.", alles Das zusammen wird nicht verfehle», den außerordcn!- lichen Schritt, zu dem sich der Kaiser entschlossen hat, als ein noch nie dageweiencS sensationelles Ereignis; erscheinen zu lassen. Solche Art der Bekundung der europäischen Solidarität, die, da sie sich auf alle Fremden in Peking erstreckt, auch die Nordamerika»«.'»' und Japaner nicht anSinmmt, ist das erfreulichste Merkmal Vieles vielleicht im ersten Augenvlick bciremdlich erscheinenden, aber, wie wir glauben, auf feiner psiichologischer Berechnung des chinesischen Nationalchcirakters beruhenden Vvrganges. Mit Beziehung auf den Krieg in China liegen folgende neue Drahtmeldungen vor: Die offiziöse Brüsseler Zeitung „Bien Public" meldet nach Nachrichten, welche dem dortigen Ministerium des Aeußern zu gekommen sind, daß der deutsche Gesandte b. Kcttclcr l3 Stunden lang gefoltert »nd daß der b e l g i s che G cs and t - schaftssekrctär in Peking, M ergl, elinck, gleichfalls nach furchtbaren Martern hingcm 0 rdet worden ist. In Petersburg ist die Nachricht eingctrvffcn, daß der russ is chc G es and te in Peking Michael von Giers er mordet worden sei. Berlin. Wvlfs's Telegraphisches Bureau meldet: Die javanische Negierung wies darauf hin. daß ihrer Ansicht nach der wachsende Eriist der Lage in China eine sofortige Entsendung größerer Trnppenkörper echeiiche. und sprach hierbei den Wunsch aus. die Ansicht der Brächte zu kennen. Die deutsche Negierung antwortete, sie erblicke ein Hanptmvnient der Lage in der Erhaltung des Einvernehmens unter den Mächten und winde dcmeiitivrcchend allen Maßnahmen zustimme», die von anderer Seite keinem Ein spruch begegnen. Berlin. Die „Stuttgart" ist mit einem Theil der Ab lösungen für die Schisse in Ostasien ani 5. Juli in Tsingtau cin- getrosfen. Kiel. Das Kanonenboot „Luchs" wurde heute Vormittag durch den General-Inspektor der Marine Admiral v. Köster auf Seeklarheit besichtigt. Nachdem die Besichtigung beendet war, trat das Kanonenboot gegen ll>/s Uhr Vormittags die Ausreile nach China an. Als das Schiff von der Coje losmochte, trat die Besatzung ans Deck in Paradestellung und paisirtc in langsamer Fahrt zunächst die „Hokenzollern" und sodann die lange Reihe der Kriegsschiffe unter den begeisterte» Hurrahs der Schisssbesatzunaen. Die Musikkapellen der Flaggschiffe spielten Abschiedsweisen, Eine zahlreiche Menschenmenge hielt die Hafenufer besetzt. — Ter Kaiser mit den Herren seiner Umgebung begab sich Vormittags nach dem Klubhaus des kaiserlichen Nachtklubs bei der Seebade anstalt und sah von den Feifftern des Klubhauses ans das auf der Ausreise begriffene Kanonenboot „Luchs" an sich vorübersahren. Die Besatzung des Knnvncnhoots „Luchs" brachte drei Hurrahs ans den Kaiser ans. K i e l. Der neuemamitc Chcs der ersten Division hißte heute Vormittag sc-'ne Flagge aus seinem Flaggschiff ^Kurfürst Friedrich Wilhelm" und übernahm damit das Kommando über die Division, weiche heute de» letzte» Rest an Ausrüstung wid Proviant an Bord nahm. London, Die „Daily Mali" meldet aus Shanghai, daß man dort die Räumung von Tientsin als möglich voraussche, da bereits Mangel an Lebensmitteln herrsche. Aeruschreib- mrd Acrnsprech - Berichte vom 7. Juli. Berlin. Dem „Hannöv, Courier" wird versichert, von einer Abtrennung der Warte—Weichsel—Weser Straße von der großen Kanalvorlage sei ebenso wenig die Rede, wie von der des Berlin— Stettiner Kanals, Zunächst werde die angekündigte .Kanalvorlage als Ganzes vor den, Landtage erscheinen. Auch sei an maßgeben den Stellen von cmgevlichcn Borbesvrechungen und Vorarbeiten zu Gunsten des Nordkanals, der die Elbe bei Stade erreicyen soll, nichts bekannt. Kiel. Erzherzog Karl Stephan von Oesterreich trifft beute mit Familie mid Gefolge von Hamburg aus an Bord der öster reichischen Dampf-Nacht „Wakrans" in Kiel ein und wird sodann Danzig und die nordischen Osffechäfen besuchen. Hamm i. W. Der Oberlandesgcrichtsvräsident Stcrats- mlnistcr a. D. Falk ist dem „Wests. Anz." zufolge gestorben. Herne. Durch Explosion schlagender Wetter wurden auf der Zeche „Friedrich der Große" vier Bergleute verletzt, davon drei schwer. Nürnberg. Das hiesige Schwurgericht vernrtheilte den Arbeiter Vogel, der den Schleusenwärter Later bei Bruck erstochen hat, zum Tode. Br 0 mberg. Das Schwurgericht vernrtheilte den Arbeiter Zielinski aus Bendzitowto wegen Ermordung seines Enkelkindes zum Tode. Krakau. Das Krieasmmisterinm verbot den Militärärzten die Vetheiligung an dem hier am 21. Juli stattnndenden Aerzte- Kongrcß. Havre. Ansständige Erdarbeiter wollten trotz behördlichen Verbots einen Umzug veranstalten. Es kam zu einem Zusammen stoß mit der Polizei, die mit Steinen beworfen wurde. Die Polizei nahm ungeräyr 50 Verhaftungen vor, von denen 15 auf recht erhalten wurden. Bern. Der Bundesrath hat die Volksabstimmung über die Jnitiativbegehren ans Einführung des Pcopvrrionalwahlsystems sür die Nationalrathsmahlen und ans Wahl des BnndeSraths durch das Volk auf den t. November angesctzt. London. Feldmarschall Roberts telcgravhirt aus Pretoria von gestern: General Paget wurde am 3. d. M. mit de» Buren bei Pleiscrfontein in eiiwn Kamps verwickelt. Es gelang ihm. die Buren ans der starken Stellung gegenüber Lwnskvp bis Borneri- fontcin zu verdrängen. Im letzteren Orte schlug er ein Biwak auf und verfolgte dann den Feind. Am Nachmittag des folgenden Tages war er am Blaauwkopie. 15 Meilen nordwestlich von Betlehem. Paget meldet, scrmmtiiche Mitglieder der Regierung deS Oranje-Freistaates, niit Ausnahme des Präsidenten Swnn und des Schatzmeisters, befänden sich gegenwärtig in Betlehem, daS zur neuen Hauptstadt auSgerustn worden sei. Dem Vernehmen nach sei Steiin in die Berge geflohen. — Bnller meldet, die Eisenbahn bis Heidelberg sei wieder hergestellt, jo daß die Eisenbahn zwischen Natal und Pretoria vollständig ist. Hels ings 0 rs- Nachdem, wie gemeldet, 11 Senatoren ihr Amt nieder gclcgt und der Senator^Jgnatins ebenfalls seine Demission cingercicht hatte, hat der Senat heute beschlossen, das Reskript des Kaisers, betreffend die Einführung der russischen Sprache als Amtssprache in der höheren Verwaltung Finlands, zu veröffentlichen und es in den Amtsblättern anzeigen lassen. K 0 n st a n t i n 0 p e l. Ter Kronprinz und die Kronprinzessin von Italien sind hier eingetrosfen. K 0 n st anti 11 vvcl. In den letzten Tagen ist eine größere Anzahl Armenier verhaftet und znm Theil nach ihrer Heimath in Klcinasien abgeichoben worden. Als Grund hierfür wird an gegeben, daß die Polizei ans zwei armenische Revolutionäre fahnde, die angeblich hier cingetrosscn sein sollen, um einen neuen Schlag vorzubereiten. In maßgebenden Kreiien ist jedoch vonder Antiinff derselben nichts bekannt. — Aus Smyrna wird ein neuer Pestfall und einer neuer Todesfall an der Seuche gemeldet. Kansas-City. Tie demokratiiche Konvention nominirte als Kandidaten für die Präsidentschaft Stevenson, der Vice-Präsi denk unter der zweiten Präsidentschaft Elcvelands war. Tie Kon vention der Silberrepnblikaner nahm ein Programm an, das in Wirklichkeit dasselbe ist, wie das der Demokraten. Oertliches und Sächsisches. Dresden, 7. Juli. —* Die Besserung im Befinden Sr. Majestät des Königs dauert fort. Er unternahm heute eine kurze Spazierfahrt im Großen Garten. —* Ihre Kaisers, und Königs. Hoheit Frau Prinzessin Fricdrich Augu st besuchte gestern die JrisirsalonS der Hvs- sriseure Schoüch u. Werner, Moseinskystraße 5. Heute besucht« Ihre König!. Hoheit in Begleitung des Fräulein v. Schönberg das Magazin von I. Olivier. Köniyl. Hoflieferant, Pragerstraße. —* Heute Abend 7 Mir trifft Frau Gräfin Fünfkirchcn zu Besuch Ihrer König!. Maiestäke» in Billa Strehlen ein. —* Dem in den Ruhestand übergelretenen kanfmäiniiichcn Direktor des Erzgebirgiichen Stemkoklen-Aktienvereiiis. Herrn K. E. Geßlcr, wurde das Ritterkreuz 1. Klaffe vom Mbrechtsorden verliehen. —* Se. Erccllcn.z der Herr Kriegsminister v. d. Planitz ist gestern Mittag, wie bereits ermähnt, in Rcichenbach ein getroffen und hat sich znm Besuche des Herrn Geh. Kommerzien- raths Georgi und des Kofferschlosses nach Mylau begeben Abends erfolgte die Rückkehr nach Dresden. —* Schuldirektor Dr. Schilling in Zwickau ist zum König!. Schulinspektor in Rochlitz ernannt worden. —* Se. Majestatder König genehmigte fürNeubeichaffungen eine neue Probe des Signalhorns. Die allmähliche Einführung des Signalhorns bei den Linientrupvcn muß bis spätestens den 1. Oktober l!X>3 beendet sein. —* Der Vorsitzende des Verein? Dresdner Gastwirthe, Herr Hotelbesitzer Herold, theilt uns soeben mit, daß die König!. Polizeidirektion nachträglich noch die Verlängerung der Polizei stunde für die Lokale mit weiblicher Bedienung auf dem Fcst- platzc des B u nd cs s ck ie ßen s während der Tauer der ganze» Festwoche, das ist vom 8. bis mit 15. Juli, bis Nacht? 3 Uhr genehmigt hat. —* Die offiziellen P 0 stkarten des Deutschen B n nd es s ch i e ß en s gelangen nur durch den Finanzausschuß und zwar durch Vermittelung der Firma Ludwig Th. Berg in Dresden znm Verkauf: iänimtlichc anderen rum Verkauf kommen den Postkarten sind nicht die offiziellen Postkarten. Die offiziellen Karten werden auch auf dem Festplatz durch zahlreiche Verkäufer ausgedotcn werden. Der Festplatz erhält ein eigenes Postamt. — Daselbst sind 3 Briefschaltcr und ein Schalter sür Telegramm Annahme, sowie 3 Fernsprech stellen eingerichtet worden . Kunst „nd Wissenschaft. leichtlebige Französin von Hervs's Gnade», hat ge Abend Rhodope, die schöne Dame aus der Ä» ck* Central-Theater. .. Mamzesle Nit 0 » che', die .cfftern, Freitag, ntike, »nt dem lachenden Uebermnth sprudelnder Laune aus einige Tage aus ihrem prächtige» Heim auf der Waiienhausstraße vertrieben. Das Publikum schien mit dem ebenso rasch wie sicher vollzogene» Repertoirwechscl recht zufrieden zu sein und nahm das lustige Vaudeville, das seit seiner Elstanfführuiig im Residenzthcatcr nur wenig gealtert ist, überaus freundlich ans. so daß eS an reichem Beifall, selbst bei offener Scene, während des ganzen Abends nicht fehlte. Am stärksten wirkte — und das mit Recht — wie immer das zweite und dritte Bilv des Singspiels, die beide nicht nur in der musikalischen Illustration am besten ausgefallen sind, sondern auch die. Anfangs gar zu langsam in Fluß kommende Fabel ans die Höhe einer originellen und witzigen Verwickelnng führen. Freilich das Letzte und Beste, bleibt bei der übermüthigen „Mam- zeüe Nitouchc", wie bei so vielen Bühnenarbeiten dieses und ähn lichen Genres, der Darstellung zu thun übrig, sür die all' die oft nur recht lose gearbeiteten Sccncn einen Rahmen von leichter thea tralischer Mache bedeuten sollen. Das war auch gestern der Fall, da die Wiener Gäste sich daran machten, den Intentionen der Librettisten Meilhac und Milland nach Kräften gerecht zu werden und aus Eigenem znm Amüsement deS Publikums io viel wie möglich beizntragcn. Daß ihre Bemühungen nach dieser Richtung hin allenthalben von durchschlagendem Erfolge gekrönt waren, darüber wird, wie schon gesagt, das Ensemble der außerordentlich lebhafte Applaus an den Aktschlüssen nicht in Zweifel gelassen haben, der sich auch die Wiederholung einiger GesangSnummern oang; namentlich das Couplet von dem Zinnsoldaten und das zündend ein und waren am liebsten von A Lied von Babette schlugen , bis Z 6» ospo begehrt worden. Um das Gelingen der Aufführung machte sich besonders wieder Fran Dirkens verdient, eine Künst lerin. die immer wie von selbst zum Mittelpunkt des Ensembles werden mich, weil sie gebieterisch das Interesse ans sich zu konzeu- triren verstößt, so lange sie auf der Scene zu stehen hat. Grazie und Pikanterie, die beiden wichtigsten Vorbedingungen für jeden tzperettenerfolg, scheinen dem schauspielerischen Talent angÄwren, die außerdem ihre Leistungen 00 iow äs d' ic auf ein höheres Niveau liebenswürdige Sängerin verfügt, die zu heben im Stande sind"; was namentlich in dieser Hinsicht seit dem vielversprechenden "Be ginn ihrer Bühnenlaufbahn sür Fortschritte gemacht hat, kann Der am besten beurtheilen, der Frau Dirkens vor einem Lustrnnr am Leipziger Stadtthearer in all' den Partien zu hören Gelegenheit hatte, die sie heute nach ihrer Lehr- und Wandcrzeit mit der selbst verständlichen Sicherheit einer in ihrem Genre erstklassigen und strtigen Künstlerin zur Wirkung zu bringen versteht. Reizend trug ce namentlich ihre Couplets vor, und mit vornehm musikalischer Anf- man ihr nur selten in der Operette begegnen wird, sang nlied. das stimmlich minder begabte Darstellerinnen der !ir gewöhnlich zu unterschlagen pflege». Tay das drollige Spiet der Künstlerin sogar das etwas lahme vierte Bild über Wasser hielt, sei ihr z» beionderem Lobe angerechnet: warum aber hatte man ihr die komische Reitavcntiure in der Kaserncnscene gestrichen?! —Neben der Titelpartic fällt nur noch dem Dar steller des Cölestin-Floridor die Lösung einer wenrgstens ichau- ipicleriich leidlich dankbaren Ausgabe zu: zu singen hat >a der gute Organist des Damenstifts nicht viel, obwohl cs ihm an Gelegenheit dazu eigentlich nicht fehlen sollte. Herr Spicl- m a n n machte ans dem verrückten Hest von heimlichem Overetten- kompouisten eine namentlich gegen Schluß des Vaudevilles hin recht wirksame Charge, allerdings in starker Anlehnung an des genialen Tlffmig's komische Weise» und hatte auch einige sehr glückliche Improvisationen aä Iiao eingelegt; daß er gesanglich allen Ansprüchen seiner Partie genügen wurde' war bei einem Operetteiffäiiger von seine» Qualitäten vorauszuiehe». Als Dritter im Bunde half gestern noch Herr Pag in der famosen Nltouche leichten Sieg erringen. Der Künstler stand gesanglich wie darstellerisch auf der Höhe seiner keineswegs sonderlich dankbaren Partie (Fernand de Cham- platreux) und zeigte namentlich ln der reizenden Examinirscene Proben einer ausgezeichneten Charakterisirungsart und großer ge sanglicher Delikatesse. Schade, daß ihm dazu in seiner Rolle nicht öfter Gelegenheit gegeben war. — Von den Episodendarstellern konnten sich nur Herr Natzler anSzeichnen. der als Major von ateciu-Gibus wirklich komische Momente hatte, und Herr Binder der freilich wieder viel zu stark der leicht aufdringlich wird. trotz einer augenjcheinlichen beträchtlichen natürlichen Begabung eigen zu iein. — Die Jmcenirnng des Vaudevilles durch Herrn Oberregiffeur Binder, sowie die musikalische Leitung des Herrn Kapellmeisters Ferro» ließen kaum wenige berechtigte Wünsche offen. Nnr die Zwischenpausen hätten entschieden kürzer sein sollen; daß selbst sie gestern dem zahlreich erschienenen Publikum nicht die Laune verdarben, sondern daß alle Zuhörer in dem schönen« Kvmödienhaus niit der gleichen freudigen Antlicilnahmc bis znm Schlup aushiclten. ist der beste Beweis für die immer wachsenden Svmpcithicn, deren sich das Central-Thcater in allen Kreisen unseres Publikums erfreuen darf. P. A- Wolfs. Vermischtes. liner ** Zur Pilsener Bicrfragc nahm der Verein der Bcr- Gastwirthc, dem Vorschläge seines,, erste» Vorsitzenden G. Feuerstein entsprechend, einstimmig eine Resolution folgenden Inhalts an: In allen Fällen, wo die Abschaffung des böhmischen Bieres, insbesondere des Bieres des Bürgerlichen Brauhauses zn Pilsen möglich ist. das Pilsener Bier abzuschaffen und überall da. wo das frcnidc Bier vorläufig wcitcrgesührt werden muß. eine Preiserhöhung eintrcten zu lassen, d. h. V" Liter niit 39 Pfg l und Vi» Liter mit 35 Pfg. zu verkaufen. Ter Vorsitzende des Vereins der Berliner Weißbierwirthe A. Kuckenburg und der Ober niefftcr der Berliner Gastwirthe-Innung Licbermann gaben die Erklärung ab. daß sich die durch sic vertretenen Vereinigungen dieser Resolution anschließen. Ter Vorsitzende führte noch aus Die Brauereien hätten die Wirthc gezwungen, und der Verein hätte soeben beschlossen, überall da, wo es angängig sei, das „Pilsener" abzukchaffen und nur dort, wo dies absolut unmöglich' sei, eine Preiserhöhung eintrcten zu lassen, die hoffentlich zu einer Stellungnahme des Publikums, d. h. zu einer ganz erheblichen Verringerung des Absatzes führen und den Brauereien eine bessere Einsicht beibringen werde. Der Vereinsrendant Dr. Merker wies darauf hin, daß die Berliner Generalvertreter der Pilsener Brauereien einen sehr großen Verdienst gehabt hätten. In Dresden verkaufe der dortige Vertreter Renner das Hektoliter „Pilsener" zu 2k> bis 28 Mk. franco Dresden. Die Wagemaduugs- tracht Dresden-Berlin betrage pro Hektoliter 2 Mk. 15 Pfg.» so daß der Preis franco Berlin sich höchstens auf 30 Mk. 15 Pfg.' pro Hektoliter stelle. Die Herren Camphausen hätten aber lLk
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