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Dresdner Nachrichten : 09.10.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190010096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19001009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19001009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-10
- Tag1900-10-09
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- Dresdner Nachrichten : 09.10.1900
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rollte tn di« Thätigkett. xllte tn diesem Bortraa etn feffrlndeSBÜd von deren ersprießlicher Dem Bortrag folgte der Empsang anderer Geiell- Glückwünsche darbrachten. Namens der Gründer begrüßte Herr Kum-Leipzig, selbst einer der fflarin. Zahlreiche Telegranime und Zuschriften aus aller Herren Länder wurden verlesen. Ferner wurden die Rome« der Herren zur Kenntniß gebracht, welche von der Gesell schaft aus Anlaß deS Jubiläums und in Anerkennung ihrer hervor- witzer Windmühle und Burgstädtel zu. Mittlerweile hatten sich an der Ärrtolgung noch ein Schutzmann aus Cotta und der Äemelndevorstand aus Burgstädtel bctheiltgt. Man suchte die in der Nähe befindlichen Krautfelder ab, aber nirgend» war der Mensch, bei den, man ein langes Schlächtermesser bemerkt hatte, mehr zu entdecken. Endlich bemerkte man eine Spur, welche nach dem «chooner Grunde führte, der von vier Schutzleuten und zwei Gendarmen bis Abends 7 Uhr abgciucht wurde, leider aber er- gebnißlos. Wie a» anderer Stelle berichtet wird, befindet sich der muthmaßliche Mörder bereits in Hast. — Der als des Großmilkauer Mädchenmordes verdächtig verhaftete Stuhlbaucr Stirl. der ^n letzter Zeit in Hilnisdors anwalt Dr. Hubert aus Chemnitz einem Verhör unterzogen, zu welchem auch eine große Anzahl Zeugen telegraphisch berufen worden war. Ueber das Ergebnis! des Verhörs ist nur so viel bekannt, daß eS zu einer Freilassung Stirl's nicht geführt hat. — Die Immatrikulationen an der Universität Leipzig be ginnen Montag, den 15. Oktober. Zchlater-London, Direktor des dortigen Zoologischen Gartens; Graf Salvatori-Turin: Dr Sckaupc-Londo». Nachmittags wurde wohnhaft war, wurde durch Herr» «Ltaatsanwa dem Zoologischen Garten ein Besuch abgestattet. Sonntag fand ' eine wissenschaftliche Sitzung statt. — Da im Frühjahre ein Theil der in Ostasien befindlichen Offi ziere der Marine-Infanterie abgelvst werde» soll, um in die Heimath zurückzukehren, so sind 36 Jnfanterieleutnants von der Armee unter Stellung a in uuits ihrer Truppentheile zu einer lech-monatlichen Dienstleistung zur Marine-Infanterie, und zwar 18 beim 1. und die gleiche Anzahl beim 2. Seebalaillon komman- dirt. Die Offiziere beziehen ihre Gebührnisse aus Marinefonds und treffen nächster Tage bereits in Wilhelmshaven bezw. Kiel ein. — Gestern Vormittag besichtigten die Thetlnehmer des Aardereitertages die Gardereiter-Kaserne, wohin die Kameraden nach Eskadrons mit der Vereinssahne und unter Vor antritt der Regimentskavelle marichirlen. Dort wurden sie in An- wetenheit Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich August und vieler hoher Offiziere vom Offizierskorps des Regiments empfangen, während das Regiment selbst Ausstellung genommen batte. Nach längerem kameradschaftlichen Beisammeinei» erfolgte Besichtigung der Armee- und Aisenaliammlung. woraus man sich zu einer Ab- schiedSfeier im „Lindengarten" vereinigte. — Der Bürgerverein der Neu- u » d Antonstadt ver anstaltet am 13 Oktober im Ballhanse eine VereinSvcrsamnrlung; den Hauvtvortrag hält Herr Stadtverordneter Leutemann. — Ter Verein der Dresdner Post - lind Tclegraphen- Beamten veranstaltet am Mittwoch einen Familienabend. ver bunden mit Concert und Ball auf der Walbschlößchen-Terrasse. — Gelegentlich der allgemeinen Motorwagen-Aus stellung in Leipzig wird am Eröffnungstage eine Motorwagen- sahrt Dresden-Leipzig veranstaltet, zu der bereits verschiedene wertbvolle Ehrenpreise gestiftet sind. Der deutsche Automobil-Klub hat sür den absolut schnellsten Wagen seine goldene Kiub-Medaille auscicietzt. Startberechtigt sind alle Arten Automobilen, und zwar Klaffe 1 bis 3: Wagen ousstellenber Firmen, die der Personen beförderung dienen, Klasse 4: Lastwagen aller Art sür alle Fabrikate. Auskünfte über die Fahrt Dresden—Leipzig ertheilt Herr Arthur Marner, Leipzig, Elisenstraße >2, über die Ausstellung Herr Willy Werner. Leipzig. Salomoiisirnße 16. — Der heutige» Nummer d. Bl liegt sür die Gesammtauflage ein Prospekt über Mvhairborde von der Firma Mann u. Stumpe in Barmen bei. — Am Sonntag Mittag erfolgte in Plauen bei Dresden im Beisein Sr. Kgl. Hobest des Prinzen Friedrich August und unter zahlreicher Betheiligung die Einweihung des vom Spar- und Bauverein erbauten L> il om o n - und Sulz b e raer-H aus es. Von Mitgliedern, Freunden und Gönnern des Vereins waren zu bemerken die Herren Kvinmcrzienrath Gustav Silvmvn, Direktor Sulzbemer, AmtShanptmann v. Craushnar, Jinanzrath I)r. Grvß- inann, Schuldirektor Stnckart. Gemcindcältester Weitnnann und »och viele andere den Verein begünstigende oder ihm näher stehende Herren. Das durch besondere Freigebigkeit der Herren Silomon und Sulzberger zu Stande gekommene Haus trägt an seiner Vorderfront auch die entsprechende Bezeichnung. Es enthält 14 Wohnungen von je 44-61 Quadratmeter Fläche, und die Miethspreise schwanken von 240—395Mk. Daneben hat noch jeder Miether weitgehendeBcauem- lichkeiten. Zu dem Hause gehört ein großer Hof, der gleichzeitig als Wäschetrockenplatz und als Tummelplatz für die Kinder eingerichtet ist. Recht lehrreiche Andeutungen über die Bestrebungen des Dresdner Spar- und Bau-Vereins gab in seiner Festrede der Vorsitzende des Vereins. Herr Landgenchtsdirektor Dr. Becker. Derselbe führte u. A. aus: Kaum daß wir das Eschebach-Haus auf der Grvßenhainerstraße an der Peripherie der Stadt eingeweiht haben, finden wir »ns heute im Innern derselben in Anwesenheit Sr. Königl. Hoheit unseres elAiuchtcn Protektors wieder zusammen, um unser neues Haus in der Gntcnbergstraße seiner Bestimmung zu übergeben. Den Vorständen der Vereinigten Fabriken photo graphischer Papiere. Herren Konnnerzienralh August Silomon nud Rudolf Snlzberger, danken wir die Möglichkeit seiner Errichtung In hochherziger Weise habe» sie, um io ihren Arbeiterfamilien ein Wohnungs-Vorzugsrecht für alle Zeiten zu schassen, uns zu den Baukosten einen in lOiährigen Annuitäten zahlbare» Beitrag von ^ 20.000 Mk. gestiftet. Ein schöner, vollgsttiger Beweis für das auch hier sich wieder so sichtbar bethäligcnde Streben des Arbeit gebers. das häusliche Wohlbehagen der in seinem Betriebe be schäftigten Personen zu fördern und sicher zu stelle». Und auch hier wieder zu einer Zeit uns cntgegcngcbracht. wo wir nichts Anderes zu bieten vermocht haben, als liniere Ausführungen über den Werth, den die Unterstützung baugenossenschastlicber Wvhnungs- beschaffung durch den Industriellen auf sozial-ethischem Gebiete in sich trage. Sie bietet eine, den modernen Verhältnisse» angepaßte LngeSgeschichte. Deutsches Neich. Der Bundesrath hat sich mit der Ein berufung des Reichstags in seiner Donnerstagssitzung nicht beschäftigt. Diese Frage pflegt erledigt zu werde» durch ein Einvernehmen zwischen de» größeren Bundesstaaten, woraus dem Kaiser die entsprechende» Vorschläge gemacht werden. Alsdann wird erst die sormeüe Beschlußfassung des BundeSraths herbei- gesnhrt. Man nimmt a», daß in Hubertusstock. wo der Kaiser jetzt weilt, der Zeitpunkt für die Einberufung des Reichstags verein bart wird. In einem wissenschaftlichen Vortrag, den Pros Oncken aus Gießen im letzte» Winter hielt, theilte er, wie das „Kirchl. Monatg- blntt sür Rheinland und Westfalen" berichtet, mit. daß Fürst Bismarck's letzte Worte gelautet haben: „Lieber Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben und nimm mich aus in dein himm lisches Reich!", eine bisher in der Oefsentlichkcit noch recht wenig bekannte Thatiache. In einem Nachwort zu der jüngsten Tagung des Evan gelischen Bundes in Halberstadt schreiben die „Münch ist. N.' u. A.: „Wir halten cs sür unzulässig und möchten es für die Zukunft ausgeschlossen sehen, daß die Gegner des Ultra»,ontanis- muS sich aus dessen mittelalterlichem Arsenal die schartige Waffe der Jmvaritätswinselei zur eigenen Benützung beraushvlen. anstatt dem Feind dies plumpe Schwert mildem Grundsatz, daß Konfession und Staatsstellung nichts mit einander zu thu» haben, ans der Hand zu schlagen. Der Nachweis, daß zu viele Stellen bei Hose und in der Verwaltung mit Katholiken besetzt seien, mag gelungen sein oder nicht, er ist überflüssig und schädlich. Die Beiähigung zu einem Amt im Deutsche» streich sollte nur in der Tüchtigkeit, Aibeitskrast und sittlicher wie bürgerlicher Unbescholtenheit des Mannes z» suchen sein, nicht aber von der Frage abhängig gemacht werden, ob der Beamte die Messe hört oder daS Abendmahl in beiderlei Gestalt nimmt. Das sind Tinge, die er mit seinem Gott allein abzumachen hat, und es widerspricht der christlichen Gesinn ung, an die Art. wie er seine religiöse Ueberzengung ansgesialtet hat, äußere Vortheste oder Nachtheile zu knüpfen. Mit dem Ver suche. cs hierin dem Ullramontanismus gleich zu tim», dessen innerstes Wese» und hervorragendstes Meikmal die »»logische und mit sehr bestimmten Ansiprüchen des Gründers des Einistcnthnnis in Widerspruch stehende Vcrgnickung von Staat und Religion ist, bcgiebt sich der Evangelüche Bund aus eine schiefe Ebene. Bei der kampfessrobr» Defensive, die er gegen nitramvntane Anmaßung führt, hat er sich Vvr jedem fahchen Schritt ru hüten. Indessen Eins dient zur Entschuldigung des Redners: der Angriff ans diesem Gebiete ging und geht fortwährend von ultramontaner Seite aus. Das monotone Jmparitätsgcsckrei ertönt ununterbrochen aus den Spalten der »ltrnmontanen Presse und in den Reden der ultra- montanen Versammlungen. Es nützt nichts, daß einsichtsvolle Katholiken, wie dies »och jüngst ans dem Münchner Kongreß geschehen ist, tbeils die Unrichtigkeit der behauptete» Thatsachen. theils aber, soweit diese richtig sind, ihre Wurzeln in dem eigenen Verschulden der Ihrigen Nachweisen. So mag den» die Versuchung nahe liegen, den Spieß einmal umzudrehe» und zu zeigen, wie ein englisches Sprichwort sagt, daß das ein Spiel ist. das von Zweien geipietl werden kann, und daß die Kntholike., klüger lhn» würden, nicht in den Wald hinein zu schreien, aus dem kräftig ein gleich lautendes Echo zurücklönen kann. Aber wir würden dieser aus den Augenblick berechneten Taktik die vornehmere und auf die Tauer erfolgreichere Strategie der grundsätzlichen Ablehnung des falschen nltrninontanen Standpunktes vorziehen. TaS würde auch dem Geist des Evangeliums, das doch der Protesianttsmus zu seiner Richtschnur genommen hat, besser entsprechen. Uns Tcutichen aber wünschen wir von ganzem Herzen, daß der unselige religiöse Zwist nicht immer wieder von uliiamontaner Seite angefacht und zu lichter Flamme angeblase» würde. Katholiken und Protestanten können ohne Streit und Kampf ihren religiösen Ueberzeugungcn leben, in denen Niemand sie bedrängt; die Ausgaben dc-s Deut schen Reiches sind andere als vor drei Jahrhunderten, und cs ist übel gehandelt, ihm ihre Erfüllung durch die Wiedererweckung konfessioneller Streitigkeiten, die uns schon so unendlichen Schaden zugesügt haben, zu erichweren." — Tic „Hamb. Nachr." äußern 3230 Mk. Nachsteuer oeleal. Der Mam, hat es setzt voraezogen, den Betrag von 22.230 Mk. Strafe und Nachsteuer an die K ^ Krriskafse zu zahlen, ohne eS aus die gerichtliche Entschcchung Ml- kommen z» lassen. Die „Wormser VolkSztg." berichtet, daß bei einem neulich verhandelten Meineidsprozeß der Mainzer Staatsanwalt erklärt habe, die „Unsittlichkekt in Worms habe einen Grad erreicht, daß die berufenen Organe bereits in Erwägungen einaetreten seien, welche Maßregeln angesichts dieier Zustände ru ergreifen feien". Oesterreich. Die gemeinsame Ministerkon ferenz f,, Wien bat den Bau einer schmalipurigen Eisenbahn von Seraicwo über Gororva nach der Grenze des Sondschak Novibozar bc schloffen. Entscheidend für diese Linie waren die von Seiten des Generalstobs zellend gemachten politischen und strategischen Gründe Ungarn. Offiziös wird aus Budapest gemeldet, daß der Ministerpräsident Koloman v. Szell in der letzten Instanz die Be schmerden der Sachscnstädte gegen die Magyarisirung der Ortsnamen ablchnen werde. Das Abgeordnetenhaus hat seine erste Sitzung nach den Herbslferien ubgehalten. Ministerpräsident v. Szell kündigte an. daß der Finanzmtnifter am Mittwoch das Budget vorlegcn werde. Frankreich. Außer Paris und Bazeille sollen nach dem Vor schläge des sranzösischen Kriegsministers. mit dem sich der Ordens rath einverstanden erklärt, anch Lille und Valenciennes das Kreuz der Ehrenlegion erhalten; Lalle sür die Vertheidiguna vom 25. September bis 8. Oktober 1702 gegen ein österreichisches Korps, Valenciennes für den Widerstand, den es 1793 durch 43 Tage einem preußischen Korps leistete. Valenciennes Hai übrigens schließlich kovitulirt, gerade wie Paris 1871. Italien. Die für den 30 v. M. angekündiaie Veröffentlich ung der päpsrlichenEncyklika über den christlichen Sozialismus ist i» letzter Stunde aus unbekannten Gründen verschöbe» worden. Spanien. Der Exgesandte Lope, Guiiarro wurde kn Monte video verhaftet und wird nach Madrid transvortirt werden, wo ihm vor dem Obertribunal der Prozeß gemacht wird. Die Unter- schlagungssnmme beläuft sich aus 60,000 Duros, die zu Entschädig ungen an Berione» bestimmt waren, welche jeinerzeit durch den spanisch-peruanische» Krieg geschädigt waren. Belgien. „Etoilc beige" erklärt, er sei zu der Mittheilung ermächtigt, daß kein Komplott gegen den Prinzen Albert be standen habe. Unbestimmte Scherze feien zu einem Attentat aus- aebaincyt worden. Die Behörden seien nur vorsichtshalber zu Vernehmungen geschritten, und es seien die in der Angelegenheit verhafteten Personen wieder sreigelasse» Wochen. Im Lanke des Abends versuchten verschiedene kleine Abtheilungen von Sozialisten Kundgebungen zu veranstalten, doch wurden sie von der Volks menge in entschiedener Weise zum Schweigen gebracht. Amerika. Der Führer der ausständigen Kohlen arbeiter im New-?)orker Anlhracit-Bezirke Mitchell wird in einigen Tagen eine Veriammlnng der Streikenden einberusen, in der über die Annahme der Anerbietung einer lOprozentigen Lohn- erhöbung entschiede» werden soll. Trotzdem eine der Kohlen- bergbaugesellschasten und die meisten der Besitzer der nicht in den Händen von Gesellichafte» befindlichen Kohlengruben ihren Arbeiten, durch Plakate die lOprozentige Lohnerhöhung angekündigt haben, hat bisher noch keiner die Arbeit wieder ausgenommen. Afrika. Das „Renier'sche Bureau" meldet aus Lydenbuig: Während der letzte» ftins Tage ist General Bulker ständig vor- gedniugen durch die Macmac-Hügcl. das Pilgrimsthal, Pilgrims rest und KricaerSvost. überall den Feind vor sich vertreibend. Jetzt ist er in der Nähe von Ohrigstad eingetroffen. Befriedigung der Wünsche und Bedürfnisse beider Tkcile. Das sich ans demselben Anlaß folgendermaßen: „Wir glauben, die zu Gunsten der Arbeiterschaft erworbene Palronatsrccht des In-i beronndcte» Regierungen sollten die Protcslstiinmung, welche im dustriellen schafft dem Gebenden wie den Empfangenden alle die " mit der Wohnungsfüriorge sich verbindenden Vvrtheilc, ohne doch m irgend welcher Hinsicht eine Steigerung der wirthschastlichen Abhängigkeit der letzteren zu begründen. Indem der Arbeitgeber die Genossenschaft als Mittelsperson wählt und damit seine Arbeiter in die Lage setzt, nach freier Willkür und Wahl geninde und an sprechende Wohnungen sich zu eigen zu machen, wird jedem Miß- versiändnltz und jeder Bitterkeit, denen sich sonst leider so leicht Thür und Thor öffnen, der Boden entzogen. Der Werth des Er langten wird und muß Tage treten. Denn nichts auch mit fedein Jahre wirkt versöhnender und die gegenseitige Befriedigung und Annähernng, als das sich täglich erneuernde behagliche Gefühl der Zufriedenheit, das die Schaffung und Erlangung einer ansprechende» Häuslichkeit Hervorrust. Für den Arbeitgeber, der ja nichts weiter beabsichtigt, als seine Leute so zu stellen, daß sie in dem Rahmen des Gebotenen und Erreich baren eine ihnen zusagende Lebensführung sich ermöglichen könne», bedarf daS füglich an dieser Stelle keiner weiteren Ausführung. Erweist es sich doch schon ohne Weiteres daraus, daß uns gerade von dieser Seite bereits die Möglichkeit zum dritten Bau gegeben Wochen ist und stehen doch noch eine ganze Reihe anderer in unmittelbarer Vorbereitung. Aber auch für den Wvhnungsiiihaber und für dielen erst recht gilt das Gejagte. Denn während Andere für ihn die Pflichten und Mühen übernehmen, genießt er unbeschränkt die Vortheile des genossenschaftlichen Zusannnen- wirkens und sieht sich im Besitze eines wesentliche» Theilcs aller derjenigen Annehmlichkeiten, die sonst nur das Eigenthum zu schaffen vermag. Vor Allem weiß er. daß seine Wohnung ihm nicht ge st eigen und nicht gekündigt werden kann, wenn er nur seinerseits die durch das genosseiilchaftllche Prinzip be dingten Rücksichten wahrt. Dem durch die großstädtischen Wohnungs- verhälnisse hcrvorgerufenen Nomadenleben sieht er sich ciwgiltig entrückt. Daß aus solcher Grundlage sich in ganz anderer Weiie. wie bisher, der überall cmaestrebte Ausgleich sozialer Gegensätze verwirklichen wird und muß. liegt auf der Hand. Freilich aber nur dann, wenn die baugenossenschastllche Wohnungsfnrsorgc durch den Arbeitgeber einen immer weiteren Umfang erhält und immer mehr die privaten und öffentlichen Potenzen für sich gewinnt. Möge der Förderung und Verbreitung dieses Gedankens sich auch dieses unser neues Haus aus der Gutenbergstraße wirksam erweisen. Weiter gedachte der Redner noch der Meister, die das Haus in trefflicher Weise fertig stellten, und bat schließlich Se. Königl. Hoheit, eine Besichtigung des Neubaues vornehmen zu wollen. Der hohe Protektor des Vereins sprach sich lobend auch über diese neue Schöpfung des Bauvereins aus. — Im Hauke Kirchskaße Nr. 28 zu Löbtau sprach am Sonnabend Nachmittag gegen halb 2 Uhr ein Mann um milde Gaben an. auf den das in den Zeitungen bekannt gegebene Signalement deS Mörders vonGerinaswalde fast genau stimmte. Die Frau deS Hausbesitzers Anders musterte den Bettler, auf dessen weißem Leinwandhemd einige dunkle Flecke, anscheinend eingetrocknetes Blut, zu erblicken waren und ließ sich dann mit chm tn ein Gespräch em; dabet bemerkte sie. daß der Bettler nicht aus der hiesigen Gegend stammte, sondern mehr böhmischen Dialekt sprach. Die Frau machte ihrem Ehemann von ihrer Entdeckung sofort Mittheiluna. Dieier begab sich sogleich auf die Straß«, um nach dem verdächtigen Bettler zu fahnden. Ai Evangelischen Bund zum Ausdruck kommt, nicht unbeachtet lassen. So lange nicht wieder ein Staatsmann an der Spitze der Reichs politik sieht, der das deutsche Volk zur Wah! eines Reichstags sortzureißen vermag, in welchem die Regierung die Unterstützung des EentrumS zur Noth entbehren kan», wird man sich ja die ultramontane Vorherrschaft im Parlament gefallen lassen müssen Aber wenn die verbündete» Regierungen daraus die Konieauen; ziehen lallten, daß die protestantische Mehrheit im Volke auch die gesetzgeberische Erfüllung vo» Wünschen des Eentrums, die auf die sichtbarer zu Stärkung des Uftrainonianisnuls abzielen, ruhig über sich ergehen fördert mehr i lassen wurde. Io könnte der in Halberstadt zu Tage getretene Geist sie vor einem solche» Jrrthum bewahren. Die ungeheure Gleich giltigkeit in allen öffentlichen Tinge», welche die große Masse des Publikums seit Jahren chnrakterisirt, mag Manche» zu dem Glauben verleiten, daß auch die Kundgebungen des Evangelischen Bundes ohne breiten Boden im Volke seien. Wir möchten nicht rachen, demnächst etwa durch Aushebung des 8 2 des Jeiuitengesetzes die Probe daraus zu machen. Eine daraus hervorgehende Bewegung könnte doch einen ganz anderen Umfang und Ernst gewinnen, als z. B. die sogenannte Littcraturbewegnng im letzten Frühjahr." Tie „Köln. Vvllsztg." meldet: In Jerusalem wncde der Grundstein zur Maricnlirche auf der Dv, mition in Gegenwart des deutschen Pilgerzuges, den Pfarrer l). Tüftcrwaid-Köl» führte, feierlich eingeweiht. Ter deutsche Generalkonsul in Jerusalem vertrat den Kaiser. Abt Benzler von Maria-Laach vielt die Wcihercde. in der er dem Kaiier sür die Schenkung der Dorinition dankte. Die Weibe, die ein Weihbischos als Vertreter des Patri archen von Jerusalem vollzog, schloß mit einem dreifachen Hoch auf den Kaiser. Dem „Mainzer Journal" wird geschrieben: Nachdem das Polizei-Präsidium in Berlin das vor ciniaer Zeit erschienene Buch „Meine Beziehungen zu Kaiser Wilhelm ll." von der geschiedenen Gräfin Wedel! verboten und beschlagnahmt bat. lomint die Nach richt. daß dies Buch jetzt unter dem harmlosen Titel: „Aus den Memoiren eines Lanbirosches" erscheint. Jetzt ist auch die Be schlagnahme dieses Buches angcordnct worden. Die Berliner „Bvlksrtg." bringt folgende Mittheilnng, für die dem Blatte die bolle Verantwortung überlassen werden muß: Unter den nach China gegangenen Freiwilligen der Reserve befinden sich zwei Potsdamer, welche Frauen und Kinder zurückgelaffen haben und sich, ohne ihre Familien davon in Kennt- niß zu letzen, bei der nach Ostasien gehenden Artillerie meldeten. Es sind dies der Kutscher Brosin und der Schmied Hall, von welche» Hall als Fahnenschmied mitaegangen ist. Die Frauen der beiden Krieger wußten nickt, wo wre Männer geblieben waren und erhielten vo» deren Verbleib erst durch einige Ansichtspostkarten Kenntniß. die von ihnen aus Bremerhaven und Port Said an das „Potsdamer Jntelligenzblatt" gerichtet waren und von dem Blatt im Schaufenster ausgestellt wurden. Von der Stadtgemeinde Potsdani erhalten nun die Frauen bis auf Weiteres Armen- unterstützuna. 20,000 ML Strafe für Einkommensteuer-Hinter» Ziehung wurde durch Verfügung der König!. Regierung zu Merseburg auf Antrag der BeranlagunaSbehörde in Halle a. S. einem dortige» angesehenen Bürger auferlegt. Dieser hatte kein ^ , . aer .. , Einkommen auS der von ihm früher betriebenen Fabrik >ahrelana . ^ zu niedrig und zwar annähernd nur mit dem vierten Theil seines ab« merkte. daß man ihn beobachte, floh er die Gohlis« i wirklichen Reingewinne» kn der Absicht der Steuerhinterziehung saAaag über Diesen und Felder «ach Lotto, da Leute»' in sein«, Steuererklärungen deklarirt. Außerdem wurde n mit Der Krieg in Cbina. Graf Waldersee soll nach der „Tribuna" in einem Tages befehl seine „Bewunderung über die Tapferkeit und Disziplin der internationale» Truppen" ausgedrückl haben. Nach einer Meldung des „Rentz Bur." aus Tientsin ist Li- Hung - Tichang am 6. d. M. nach Peking abgercitt. Nachscmchungc» des Dolmetschers der deutschen Gesandtschaft in Peking Cordes haben zu der Entdeckung von drei Hinter lader-Kanonen neuesten Modells und einer Vienne anderer Waffen und Munition in einem Tempel der Stadt geführt. Die Kanonen waren in Stücke zerlegt worden, damit man sie leichter verstecken konnte, doch fehlte keiner der Ttieile. Die Deutschen stellten die Geschütze wieder zusammen, durch die jetzt ihre Artillerie vermehrt worden ist. Ter Kaiserin ist der Versuch, eine Scheinrealerung in Taiyncnsu einznienen, mißlungen. Sic befahl allen Mandarinen in Peking, die früher hohe Aemter bekleideten, sich dorthin zu be geben: aber Alle lehnten es ab. indem sie vorichükten, daß sie krank seien, oder daß sie nicht die Linien der fremden Truppen passiren könnten. Tic „Frks. Ztg." berichtet ans New-Nork vom 6. ds. M.: Der hiesige javanische Gesandte erhielt eine Depesche, welche besagt, der chinesische Kaiser habe ein Edikt veröffentlicht, das den gegen wärtigen Gouverneur von Schonst anweist, einen neuen Palast in Smganfu zu errichten, wohin der Kaiser und die Kaiserin sich begeben werde». Der Kaiier sagt, er habe die Kaiserin nach Taiuueniu begleitet: indessen sei cs nicht leine Absicht, dort für immer zu bleiben, da Singnnsu von Natur besser geschützt sei. Nach Meldungen aus authentischer Quelle ist das britische Kanonenboot „Wovdcvck" von Shanghai »ach Han-kou abgeaangen. um den Han-Fluß zu überwachen. Man bringt diesen Auftrag mit der Eventualität einer Gefangennahme des chinesischen Hofes in Zusammenhang. Der britische Flußdamvfer „Woadlark" kommt nach Shanghai, um die Ankünfte in der Nähe der Kiang- Jin-Furth zu unleriuchcn und zu überwachen. Die durch die letzten Edikte beförderte» chinesischen Beamten gehören derselben Richtung an, wie der frühere Befehlshaber der chinesischen Truppen in Peking. Der Vater des rechtmäßigen Thronerben, ein Beamter, der zur Zeit der Degradation des Prinzen Tuan entlassen worden ist, ist schon wieder in ein hohes Amt eingesetzt worden. Aus diesen Beamtenernennungen geht hervor, daß der Hof noch srem d e n fe ind l i ch ist. Nach der Abreise des russischen Gesandten v. Giers mit dem GcsandtschastSpcrsvnal ans Peking wurde das Gebäude der russischen Geiandijchaft von General Treskow besetzt, der die in Peking zurückgelassene Garnison befehligt. General Gaiclee ist nach Peking zurückgekehrt und hat allen englischen Truppen, mit Ausnahme des Regiments aus Wci-hai-wei, den Beiehl gegeben, sich für den Winter cin- zurichte». Das Regiment aus Wei-hai-wci kehrt in seine Garnison zurück. TciHaupttheil der russische» Truppen ist bereits nach der Küste abgegangcn. Eine große Anzahl Fahrzeuge fährt flußaufwärts mit Lebensmitteln sür die Japaner. Ties scheint daraus hinzndeule», daß die Japaner beabsichtigen, den Winter über in Peking zu bleiben. Auch läiias der Eisenbahn stellen die Japaner Maunedetachements aus. Ein Theil der französischen Truppen verläßt Peking. Es, heißt, daß Husitapv, der Nesse der Kaiserin, der vom Kaiser im Jahre 1898 abgelebt wurde, an Stelle des Prinzen Tuan zum Generalissimus ernannt worden iei. Etwa 1000 Aufrührer griffen den Marktstecken Sai-Wan an, der 8 Meilen nordöstlich von Santschun an der Grenze des britinhen Kaulnng-Gebieles liegt. Sie wurden indessen zurück- geschlagen. — IM reguläre Soldaten sollen aus Santschnn mar ichircn und ein Angriff aus diesen Ort wird erwartet. Die Polizei an der Grenze ist verstärkt und mit Maxims ausgerüstet worden. Außerdem werde» Truppen für alle Fälle bereit gehalten. Man glaubt, daß die erwähnten Aufrührer Mitglieder geheimer Gesell schaften sind. Nach den Meldungen aus L>a»ttchun ist dort noch alles ruhig, wenngleich die Läden geschlossen sind. Der „Frks. Ztg." wird aus Shanghai telegraphirt: Hier wird daS Gerücht verbreitet, daß die chinesische Telearapben-- Gcsellschaft, welche lehr reich ist. ihre Interessen an die Freniden zu übertragen wünscht, weil sie fürchtet, ihr Eigenthum konnte vielleicht sür die Schadloshaltnim der Mächte mit Beschlag belegt werden. — Eine geheimnißvollc Verschwörung ist bei dem besonderen Vertreter Liukuuyi's entdeckt worden. General- Gouverneur Liukunyi ist zugleich General-Superintendent der süd lichen chinesischen Häsen. Tie ausländischen Flüchtlinge in Paotinafu weigern sich, die Stadt zu verlassen, da sie einen Berrath jettenS der chinesischen Eskorte fürchten. Eine deutsche Trupvenabtheilung von öOO Mar», mit zwei Geschützen, die abgesandt war. um die Gegend nach Tsiiig-Hai-Hsicn aufzuklären und Wagen und Maul- tbiere für di« Expedition nach Paotingfu zu reauirkren, kehrte nach Vterläaiger Abwesendest zurück. Sie war 7 Meilen üb« Tsing- bai-hsien hlnauSgekommen und hatte viel, Boxer gesehen. Zwei Mann, die vom Lager abgrirrt warm» wuchs, schwer verwundet. Ovesdnev Nachrichten. Nr. SV8. Sette S. M» Dienstag, ». Oktober LstOz»
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