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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187401074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18740107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18740107
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1874
- Monat1874-01
- Tag1874-01-07
- Monat1874-01
- Jahr1874
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.01.1874
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- ^ weil tza» dortig« AppeüattonSgericht dir Bor- Untersuchung für de» geistlichen Gerichtshof Wetter führen kan» An» Posen «eldet die „Pos Ztg ", daß - der vicar Log« in Morte, welcher wegeu recht»» - widriger Ausübung von AmtShandlimgen zu . 20» Lhaleru Geldbuße eventuell 4 Monaten Ge« sängniß vernrthettt worden war, da dte gegen chn verhängte Geldstrafe nicht executivtfch beige» trieben werden konnte, am 81. December v. I. verhaftet und in da« KreiSgerichtSgesänguiß in Lista abgefvhrt worden ist. In der klerikalen Münchener Prrffe spukt da» Gerücht, a»f Barzin fei eine Branntwein brennerei errichtet worden Wenn Brannt weinbrennereien mit demEhristenthum unverträg- lich find, dann möchten wrr den Münchener „volksfreund ' erfuchrn. sich zunächst an die m- sallibilisttschen Brennereien in Bayern urd Um- gegeud zu halten. Barzin ist übrigen» eine» der wenmeu grvßeren Güter, auf denen eine Brannt« weiubrennerei nicht besteht. Auch in Aussicht genommen ist eine folche dort keineswegs. Au» Wien wird vom 5. Januar berichtet: Der Landtag von Vorarlberg ist bei Beginn der hentigeu Sitzung, auf deren Tagesordnung ein ^ gegen da» Gesetz über die directeu Wahlen ge» .. richteter Antrag stand, durch eine kaiserliche Ordre geschloffen worden. — Von Seiten de» f päpstlichen Stuhle» ist die Ernennung der Erz. bischöse vsn Salzburg und Kran zu Cardinälen dem Kaiser amtlich notifieirt und um die Vor nahme de» Acte» der Investitur nachgesucht wor- de». — Wie die „Reform" meldet, wird der Gesetzentwurf betreffend die Ostbahn den ersten Gegenstand der Reichstagsverhandlungen nach Wiederbeginn derselben bilden Bo« dem Augenblicke au, wo der ehemalige Commaudeur der Rheinarmee auf der Insel Marguerite internirt ist, wird er ebenso streng bewacht wie ehemals der Mann mit der eisernen Maske, Vazaiue ist ein Gefangener in de» Worte» eigenster Bedeutung. Er hat da»» selbe Zimmer tnue, in welchem der Manu mit der eisernen Ma»ke so lange Jahre geseufzt hat. An» demselben Fenster, au» welchem der Ge- fangene de» „Roi Soleil" feine Blicke über da» weite Meer hat schweifen lasten, steht jetzt Vazaiue nach Tanne» und seiner Umgebung hin über. Da» Zimmer, welche» der Srfangere be- wohut, ist großer, al» «au glauben möchte. Da» große Fenster ist jedoch mit starken Eisengitteru versehen. Der Gefavgene hat einen Diener einen Priester und einen Arzt zn feiner Verfügung Für den Geistlichen ist ein besonderer Altar auf ^ dem Corridor vor dem Zimmer Bazaine'» er richtet. Diese beiden Personen werden in Ge meinschaft mit de« Gefäuguißdirector Saint der Familie Bazaine'» «nd dem Obersten trzüeu Freunde de» MarfchaS», für — Ae einzige Gesellschaft de» Ex- marfchall» von Frankreich bilden. Der Ge fangene kann au gewissen Stunden de» Lage» auf der Terrasse, welche sich vor seinem Zimmer befindet, lnstwandelu Sein Sohn befindet sich fortwährend bei ihm, während feine Frau mit ihrem andern Kinde ihren Wohnsitz zu Tanne» genommen hat. Die Besetzung de» Fort» besteht au» zwei Compagnien de» 111. Lintenregiment». Schwerlich hätte man ein angenehmere» Gesäng- uiß finden können. Bazaine wird alle nur mög liche Bequemlichkeit gewährt werden Zu dem protestantischen Meeting, »elche» am 27. d. in St. Iame» Hall in Lon don stattfinden soll, um den englischen Sym pathien für Deutschland in seinem Kampfe gegen die Ultramoutaueu Av-druck z» geben, sind so zahlreiche Gesuche um Einlaßkarten eiugegavaev, dag da» Comitt beschloste» hat, am Abend desselben Tage» ein Zweite» Meeting in Exeter Hall »bzuhalten, dessen Borfitz einem couserra- nvev Staat»« an ne angeboren werden soll. Die »othwendtge Civilehe steht doch wohl nicht so schwarz an», wie sie von Denen ge» schildert wird, die da» Schicksal Preußen» be jammern, wen» sie im Lande Eingang findet. In Holland hat sich die Civilehe unter weit weniger drängenden «ud brennenden Umständen al» « Preußen beinahe schon fett einem Jahr hundert eingebürgert »nd so vollsthümlich ae- macht, daß man sich kan« eine« Staat denke» - kan», der »nr die kirchliche Eh« kennt. Nnr in de» alerschtenste» Fällen kommt dort ein Ber- zickt «ns kirchlich« Einsegnung Vor, nud dte durch «nid durch ultramontane katholische Kirche hat sich mit Rückstcht ans die bestehenden Zustände, wen» auch schweigend »nd mit geheimem Wider- »Den, darein gefügt. Selbst verschiedene hol- ländisch« Blätter, welche sonst nicht» weniger al» einverstanden mit de» preußischen Maßregeln mare», gestehe« z«, daß Preußen vonmehr den einzig ruhttge» und zu« Ziele führenden Weg eingeschlagen Hab«. Der Herzog von Edinburg ist am 4 Jan. «Peter»burg eirgetrossev und bei seiner An» kaust vom Kaiser empfangen worden. T ie Stadt »ar mit Flaggen geschmückt, die Bevölkerung be grüßte de» Herzog mit lebhaften Zurufen. Die »eiteren Vorgänge in Spanten werden nn» al»bald belehren, ob die neue Regierung dev Mnth, dte Lhatkrast und auch die Macht haben »ird, sich aus ihrem Posten zu behaupten und alsdann weitere Schritte für die Herstellung geordneter Zustände in Spanien zu unternehmen. Allen »ubesaugeneu venrtheileru der dortigen Verhältnisse halte stch schon in de« Augenblick, da König Amadeo aus die würdelos« Krone ver zichtete. die Ueberzeugung ausgedrängt, daß „da» letzte Heil, da» beste" e» Schwerte, in der müttatrische» Diktatur liege. Marschall Serran» hat so lau« gewartet, bi» wenigsten» die ersten Elemente eurer diesen Namen verdienenden Armee wieder hergestellt waren »nd bi» der Doetrtva- rttmu», den wir Monate hindurch eine Todsünde, »ach der andern gegen feine vormal» theuersteu j Priucipien begrhev sahen, vollständig abgewirth- schastet hatte und bankerott war. Spanien nicht tu die Hände der augenblicklichen Eortesmajorität fallen zu lasten, war die Pflicht jede» «hrlichen Spanier». Wie vom spani chen Kriegsschauplätze gemeldet wird, ffiht der General MorioneSim Begriff, sich mit seinen Truppen, vermuthlich nach San tander . wiedlreirzvfch'ffrn, da verleide ow wei- teren Vorrücken gehindert ist. — Die Carlisten halten Bilbao in einer Stärke von 24 Bataillonen ringeschlostcn. Aus Ata-t und Land. * Leipzig, 6. Januar. Unsere Hechschule hat turch den gestern Abends erfolgten Tod ihre» ersten Oberblbliothekars, Erb Hofrath I)r Oers dorf, einen bedauerlichen Verlust erlitten. * Leipzig, 6 Januar. Am heutigen Tage waren e» 5v Jahre, daß der am t4 November 1862 verstorbene Buchdruckereibesitzcr und Ober- älteste der Innung, Carl Gustav Naumann, die im Jahre 1862 gegründete Weber'sche Buch druckerei übernahm, und von da ab unter feinem eigenen Namen Leiter sortführte. Unter GotteS Segen und mit Geschick, Fluß und Ausdauer brachte er dieselbe in einem Zeitraum von bald 4V Jahren zu weitverbreitetem gutem Ruf und legte den Grund zu dem jetzigen blühenden Zu stande. Bekanntlich ist die Druckerei hauptsächlich Acctdenzdruckerei, verbunden mrt einem reichhal tigen Formularmagazin; sie arbeitet zur Zeit mrt 9 Maschinen und 4 Haudpreffrn; die feit 1869 damit verbundene Steindruckerei mit 7 Pressen; da» Personal aller mrt emander ver bundenen Geschäftszweige bewegt sich meisten» zwischen 80 bi» 90 Köpfen. Den Intentionen der jetzige» Besitzer, der Gebrüder Theodor und Georg Raumann, gemäß wurde von irgend einer osficiellev Begehung diese» Gedenktage» abaesehn; nur da» Personal nahm Anlaß, denselben zu diesem Tage durch seine hauptsächlichsten Vertreter seine Glückwünsche darzubringen Dennoch halten wir e» für angemessen. von dem Jubiläum we- nigsttn» an dieser Stelle auch öffentlich Notiz zu nehmen, und unsere besten Wünsche für da» fernere Blühen und Gedeihen de» Geschäfte» au«zusprechen. * Leipzig, 5. Januar Der..Dresdner Anzeiger" fühlt stch zu folgender MeivungS-Arußerung ver anlaßt: „Es ist merkwürdig, daß in einer Stadt wie Leipzig, wo sich durch Bildung»«ustalten und Handel Bildung und Intelligenz in jeder Weise und bi» in dte unteren Schichten der Be völkerung auSbreitet, doch eine so weitgehende Abneigung gegen ein Institut besteht, welche», trotz mancher nicht hinwegzuläugneoden Uuzn- träglichketten, doch für eine größere Stadt geradezu ein Bedürfniß geworden ist. E» ist die Pferde- bahn in Leipzig, welche täglich gegen Chicanen aller Art zu kämpfen hat. Da» absichtlich« Nicht ausweichen der Gefchirrsührer gehört so zur Tagesordnung, daß solche Fälle kaum noch beachtet werden, dazu gesellen stch aber noch kleinliche Nergeleien von Seiten mancher Fahrgäste, so daß die Beamten der Bahn, Conducteurc une Kutscher nicht zu beneiden sind; oft gevng find sie gezwnngeu, ihr gute» Recht mit Gewalt zu erzwingen, oder sich gegen freche Angriffe zu verlherdigen." Leider ist diese Klage oder Rüge nur allzu wohl begründet, und mit Bedauern muß mau vernehmen, daß der gute Ruf unserer Stadt durch vorkommrifle, wie die erwähnten, in unangenehmster Weise beeinträchtigt wird. — Wie die „Deutschen Nvchr." vernehmen, sollen dte Jäger- und Gchützenbataillone der Armee nicht mit der augenblicklich zur Instruc tion in ihren Händen befindlichen Büchse System Mauser, sondern mit einem avdern ähnlichen Modell desselben System» bewaffnet werden. H Leipzig, 6. Januar. Gestern ist e» unserer Ertwiualpoltzei abermals gelungen, einen Leder dieb in der Person eine» avswärtigeu Hand arbeiter» zu ermitteln »ud hier zur Haft zu bringe» Derselbe hatte am vorigen Sonnabend um die Mittagszeit eine i« Rothen Colleg au der Rttterstrvße lagernde Bürde Leder, über 150 Lhaler an Werth, «tt seltener Unverschämt heit und Dreistigkeit gestohlen und alsbald bei «ine« Leder Händler hier zn Telde gemacht. Die Beschreib«,- diese» Verkäufer» führte zur Ent deckung de» Diebe«. Man verfolgte de» ketzere» Spur, welche nach auswärt» führte, «ud faßte ihn in eine« Dorfe auf de» Ta»zsaal ab. Da» erhaltene Kavfgeld für da» Leder hatte der Bursche bereit» znm größeren Thetl verjubelt, nnr eine geringe Suwme fand man noch in seine« Besitz vor. — Wegen Unterschlagung eincasfirter Gel- der im Betrage von IS Lhalern wurde gestern Abend der Laufbursche eine» hiesigen Buch händler» gefänglich einaezogen. — Ein wegev Diebstahl» und Unterschlagnng von auswärt» steckbrieflich vcrsolgter Eolpor- teur wurde heute Morgen hier aufgegriffrn und ebensall» zur Haft gebracht. — Gestern Abend mußte unsere Polizei wieder einmal einen Haustyranne«, einen am Königs- platz wohnhaften Tapezierer, wegen Mißhandlung seiner Angehörigen au» seiner eigenen Behausung abholen und aus dem Naschmarkt einstweilen in Verwahrung nehmen. Ganz dieselbe Maßregel machte sich gleichzeitig gegen einen Kohlen händler an» demselben Gründe rothweidig. Auch er wurde au» seiner Wohnung rntfernt »uv vorläufig eingesteckt *T«»utz», 5. Januar. Am Neniahrstag ist die 19 Jahre alte Dienflmagd Pvtzsch auf ve« Wege zwischen Uehli» und dem Rittergut« Cu nersdvrs von einem unbekannten Manne ange fallen und ihrer geringen Vaaischast beraubt worden. — Am Syivesterabend ,st der t 6 Jahre alte Sohn der Gutsbesitzerin Hense in Panitzsch zwischen Mi Wagen gekommen und dermaßen gequetscht worden, daß er nach wenigen Minuien starb. * Zwenkau, 5. Januar. Aus dem Rittergut Mausitz hat sich am 3. Januar in der siebenten Morgenstunde der noch nicht 19 Jahre alte Oekonomie-Verwalter Albert Staate erschossen. Die Gründe zu der trauriacn That sind di» fitzt gänzlich unbekannt. Der Verstorbene besaß ver mögen uud war allgemein beliebt. — Sonntag Mittag sahen die Elbanwohner der Entwickelung einer neuen Industrie zu: stromab trieb eine vieäercht 3000 Quadratmeter große Eisscholle (Fläche), aus ver drei Männer Echlfferdienste thaten und an die ein Kahn an gebunden war. Wahrschcinl.ch führte man da« El- nach Dresden, um cS zu zertheilen und in die Keller zu verkaufen. Kenner schätzten den Werth auf circa 200 Thaler. — Am Sylveste: tage wurde an einer Wiese, welche beim Einflüsse der Preßrrtz in die Zschopau liegt, ein Leichnam ausgcfunden, den daS Eis dort hcrauSgeschoben halte. Man erkannte in demselben den Fabrikarbeiter Fritzsche aus Mil- denau, der verheirathet und Vater eines Kinde« war. Schon seit einigen Wochen ist derselbe ver mißt worden, doch hat sich über die Art und Weise seine« TodrS etwa- Bestimmte» nicht fest- stellen lasten. — In Chemnitz haben bezüglich der bevor- stehenden Reichstagswahl die Eonservaliv-Libe- ralen in Berücksichtigung de« Umstande«, daß der Eandidat der vereinigten Liberalen, Herr Han- del»kammersecretair vr Era« in BreSlau, sich entschieden gegen anvepionistische Bestrebungen au-gesprochen hat, auch seinen Studien und seiner amtlichen Stellung nach befähigt erscheint, den industriellen Bezirk Chemnitz zu vertreten, von Ausstellung eine- besonder« Candidat« n abgesehen. Dieselben werden sür den genannten Eanvidaten stimmen und in ibren Kreisen sür eine möglichst allgemeine Betheiligung an der Wahl wnkcn, da auch sie eine solche unter den bestehenden Verhältnissen allerdings al« ein Gebot derNoth- wendigkeit betrachten. — AuS der Lausitz schreibt man der „DreSdn. Presse": Der Wahlkampf im Löbauer Wahlbc- nrke entwickelt sich immer heiterer Herrn von Magnus hat im Kreisblatte sein eigener Dorf richter, sowie sein Gemeindevorstand mit einigen anderen Dorsosficianten, allzumal einfache wen dische Bauersleute, bcatteflirt: daß „Cr ein nicht leicht übertrostene» parlamentarische» Talent" sei, daß Er ein „Genie" und ferner daß Er „ein Candidat sei, wie e» kaum einen zweiten mehr gebe." Nun, Letztere» ist richtig. Auch hat man n» Kreisblatte eine von ihm arrangirte Christ- bescheerung aufgetischt, bei deren Ausführung Candidat tief ge rühm gewesen, die Kinder gleich, fall», und wo eine Kmderamme wie ein Engel schaffte. Er selbst hat gegen den Advocalcn Mosig von Aehrenseld eine Phfiippica losgelaffen, worin er selben in eine Art Weber. Garibaldi travrstirt uud die Lausitzer Weberbevölkerung wie eine gedankenlose SchöpShecrdc qualifictrt, neben bei aber zwar zugiebt, daß ihm Rechts- und Staat«sacken fremd wären, diesen Mangel aber mit der Bethrueruug auszusüllen trachtet, daß er ein gute» Herz und eine brave Gesinnung habe. Man belustigt sich nicht wenig über alle diese Posten. Der liberale Candidat Frühauf betheiligt sich au Dergleichen mit keinem Worte, sondern fährt fort, in den Wahlversammlungen zur Sache zu sprechen. Verschiedenes. * Attrndurg, 5. Jannar. Am gestrigen Abend sollte im hiesig» n Rathstnunel eine Arbeiter. Versammlung au» Anlaß der bevorstehenden ReichStagSwahl stattfinden Die Einladung dazu hatte die sogenannte Eisenacher Fracüon erlassen, welche hier denHostaurath Dümmler au» Schwerin al» ihren Candidat«» ausgestellt hat. E» waren indessen auch die Mitglieder de» unter Hasen- clever'» urd Tölke's Lsitung stehenden Allgemeinen deutsche» Arbeiterverein» zahlreich erschienen und e» dauerte nicht lange, so lagen sich die beid,u Parteien in den Haare». Da» wüste Durch- einauderschrrien, da» Singen der Arbeiter- Marseillaise, donnerrde Hochrufe bald aus Bebel, bald auf Lafalle, alle» Die» ließ die Versammlung unmittelbar nach Bildung de» Bureau» in eia wilde» Chaos übergehen und e» blieb den Ver- sammelten Nicht» übrig, al» unverrichteter Sach« von dannen zu wandeln. Aus jeden anständige» Man» machte der ganze Vorgang einen wider lichen Eindruck; man bekam einen gelinden Vor geschmack von den Zuständen, welche Platz greise« würden, wenn die Arbeiterparteien zur Herr schaft gelangen sollte« »nd nach ihrem Gutdünken schalle» und walten könnten In unserem Wahl- bei» befinden stch die Socialdemokraten in ver schwindender Minorität uud sie »erden es daher gar nicht verhindern können, daß der seitherige Vertreter, Herr Nppellatiousgerichts-Vicepräsideut vr Wagner, am 10. Januar wiedergewählt wird. — Der Mörder Schüuemann's in Berlin, der Schlosserlehrliog Schneider, will die Thal allein ausgesvhrt haben; den Stich brachte er seinem Opfer mit einem Taschenmrster, die Kopswunde mit einem Hammer bei. Bei seiner Verhaftung trug er noch da» mit Blut befleck» Hemde, da» er znr Zeit der That an hatte. Anfänglich wollte er diese Blutflecken al» von Farbe herrührend bezeichnen. Schneider ist ca. 18 Jahre au, »ntersetzter Statur, dunkel blond uud von gesunder Gesichtsfarbe, er ist schon wegen Diebstahl» bestraft. Er ist derselbe Ar beiter, der den verdacht der Polizei dadurch ans. stch lenkte, daß er sich plötzlich am 2. Feiertage neue Kleider, goldene Uhr und Kette ,c. kaufte, während er notorisch früher kein Geld zu solchen Ausgaben hatte. Er wollte diese Mittel zu Weihnachten von seinen Eitern, die außerhalb Berlin» wohnen, und von seinem Bruder erhal ten haben, man ließ ihn auch auf freiem Fuße, ohne ihu jedoch au» den Augen zu verlieren. Die eingegangeuen Nachrichten über feine Angaben er- wnsen sich jedoch al» falsch und so wurde zu firner Verhaftung geschritten, die auch den günstigen Er» folg des Gkständn'ffi» hatte. Welche unendliche Mühe die Criminalpotizei hierbei sich gab, wöge der Umstand beweisen, daß seit dem Raubarsall aus Schünemann allein 63 Personen in dieser Angelegenheit sistirt resp. verhaftet waren. Mit dem GelundheitSzustand Schünemann'S geh: e» täglich bester. — Der Sonntag Abend brachte sür Berlin wiederum einen ucuen Mord. Die zwanzig- jährige unverehelichte Caroline Hühnccke, welch« Friedrichsstraße 68 bei dem Fabrikanten Preetz m Dienst stand, hatte vor einiger Zeit den drei» undzwanziglährigen vraucrgeHülse» Robert kpeer kennen gelernt und war mit demselben iu ein vertraulichere» Lerhälluiß getreten. Ob nun -in Anderer, wie Speer behauptet, mehr Eüftnß auf da» etwa» wandelbare Herz Carolinens ge- Wonnen, oder ob diese nur einfach etwa- kälter gegen ihren Liebhaber geworden, genug. La» Bcrhältniß wurde in letzterer Zeit ein etwa« sehr gespannte». Speer, ber am Sonnabend seiner Geliebten noch einen vrirs zugleich voll zärtlicher Schmeicheleien und schrecklicher Dro hungen geschrieben hatte, ließ sich am Sonntag Abend in dem Hause, in dem seine Geliebte con- dittonirte, einschließen und verbarg sich iu der neben dem Brunnen aus dem Hose flehenden Rettrade. Al» Caroline um halb 1t Uhr aus den Hof trat, um Master zu hole», kam Speer aus die Ahnungslose zu und forderte die Geliebte aus, ihm den Namen seine» Rivalen zu nennen. Da sie sich Lessen weigerte, versetzte ihr Speer mit einem zehn Zoll langen Dotchmester einen Stich in die linke Brust, der fie sofort zu Boden streckte. Sie raffte stch jedoch wieder auf und stürzte, um Hülse rufend, zuerst iu die Küche, von dort dem davoneUenden Speer aus die Straße nach, wo sie todt zusammer brach. Speer flüch tete die Kriedrichstraße entlang in dte Mohren- straße, verfolgt von ewer großen Menschenmenge, au deren Spitze sich zwei patrouillireude Schu^ leute befanden. Speer, der sich verloren gnff plötzlich iu d« Rocktasche und zog einen Revolver au» derselben» mit dem er aus den einen Schutzmann schoß, ohne denselben zu treffen. Ehe e« ihm jedoch gelang, den zweiten Sckrch zu thuu, wurde ihm die Waffe von einem der Ver folger entrissen, er selbst ru Bode« geworfen, geknebelt und, nachdeno in surchlb»»»? Weift s« rhm Lynchjust'Z verübt worden, »ach de« Polizet- bureau geschleppt. Die Leiche der Höhnrcke wurde tu der Nacht noch zum Obductionlhause geschasst. Da» Hau», welche» der Schauplatz der grause« That gewesen, blieb die Nacht über von einem starken SchntzmauuSposten besetzt. — Für Deutschland, welche» in vielen seiner großen Srädte Pferdebahnen «nlegt, dürfte e« von Interesse fein, zn erfahren, daß man sich mit dem Gedanken beschäftigt, aus diesen Bahne« die Pferde abznschaffen und durch Maschinen zu ersetzen. Nicht aber durch Lokomotiven, die ihr Bedenkliche» haben, sondern durch Maschinen, deren bewegende Kraft, wie bei unseren Taschen uhren, in einer Stahlfeder von entsprechender Stärke bestehen soll. Ln den Ausgang», uud Endpunkte« der Fahrt würde da» Uhrwerk durch stehende Dampfmaschinen ansgezogen werde», und da die Stahlfabrikation so weit gediehen ist, um Federn jeder beliebigen Stärke erzeugen zu können. dürften versuchen im Große» keme un überwindlichen Schwierigkette« im Wege stehe«. Bisher experimentirte mau erst mit Modale« von eine» Sechstel der erforderlichen Größe. Luch in Blafewitz liegen bei der Pferdebahn- Direktion bereit» die Zeichnungen zu solch einer Federmaschtue. — Der kürzlich in Newdork verstorbene Geth Adam» hinterläßt Eigentbvm i« Werth« vo« 1,7V0,1>«0 Doll., wovon testamentartsch ei» Theü z»m Vau «ine» Hospital» für Hypochonder i» Boston verwandt werden soll Da» Testament soll unter dem Borwaute, »aß der Verstorbene selbst iu hohe» Grade an Hypochondrie gelitten habe, angegriffen werde». — Et» ortziueller Prediger zu Evanstou» Illinois sagte neulich in einer Predigt: Wen» die Buben uud Mädchen in der Kirche sich de» Hof mache«, so sage ich Amen dam». Ich habe nur Tochter, die ich wie meine» ÜMgapsel Werth halte. Wenn sie einmal da» schickliche Alter hat, so werde ich lieber sehe», wenn ihr in der Kirche der Hof gemacht wird, als im Theater huü- sah. Wer tehtlGie»»« Ein schwirr» Druckfehler'Berhängniß lastete auf der Dienstags-Nummer de» Tageblatt», »nv »war hauptsächlich auf der Volkswirthschaftlichen Beilage. Gleich im erste» Satz« der letzteren ist der neue Lombard-Zinsfuß bei der Leipziger und der SLchfischeu Bank auf 5*/, Procent statt ans E'/, Proeeut angegeben. Gleich danach ist an» de« Leipziger Lassenverein, obwohl derselbe deutlich genug geschrieben war, unter der Hand ein Leipziger Cousumvereiu geworden I« Börsenbericht ist Brüsseler Bank gefetzt, wäh rend e» Preußische Bank heiße« soll. Statt relativ beschränkterem Maße steht: relativ beschränkten Masse»; vo« langen Wiener heißt es: V, niedriger gefragt aber ohne >b- »eymer, während e» heißen soll: ohne Lbgober. An dieser kleinen Blnmenlese möge der geneigt« Leser erkennen, wie schwer e» ist. vollständig cor,«ete «ittheilungen zu beschaffen l Die Red. Sa van «chtkto Lnuaen» aud Ni Metonch Mem« schrhestl »«drouck aod «rfv deaswerl «, gtazl Speis» dies« löst! «achn tan» g« HLmorrY mranlaßi «den Kr drasch « «ohrh »rmachse «rM» 8 .tz? 4 LhlL: I» »htr. » ««r. v ws, « t DUr. i t Lhlr. l m UßrlrL »tt »tttm »LR »eichS-r Vetter', üMdweh f/rssrutlfi unive Volk« Ha»S Stüdttfit tag Li von fr s Uhr Kilta! Schütz« Nr 36 Sttttisch tag voi 3 llhr. M. «' «nlSft rtchilwj Singa Waage der No Kenermk «athha bans«; umch«, VI 8« hmmtSI vm. ? Srim« n. Poll Del «er» 10—4 I Schrllery < llousl, (Rvaitl v Rmw Auatk,^
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