336 Alfred Weiche: gelangt man mittels alter, in den Stein gearbeiteter Tritte. Eine tiefe Spalte zerlegt dieses Ostplateau in zwei Teile, die aber einst durch eine Brücke verbunden waren, wie einander gegenüberliegende Balkenlager und ein rundes Lach für die Geländerstütze zeigen. Aus dem äußersten östlichen Felsenhorn hat nun, wie der Augenschein lehrt, ein Bauwerk gestanden. Es ist hier ein längliches Viereck (K) wenige Zoll tief in das Plateau eingegraben, das, nach seinen geringen Dimensionen zu ur teilen, die Grundlage einer kleinen Aussichtswarte gebildet hat; denn von hier aus kann man bequem den Lauf der nach Ottendorf hinauf führenden alten Straße verfolgen. Wenn das religiöse Bedürfnis der ritterlichen Bewohner des Arnsteins so dringend gewesen sein sollte, daß sie eine besondere Andachtsstätte hergerichtet hätten, so könnte man wohl auch versucht sein, hier oben den Standpunkt eines kleinen Altars an zunehmen, über den sich eine hölzerne Kapelle baute. Meine selbständige Vermutung fand ich überraschender Weise in dem eigenartigen Buche von C. I. Hofmann, Das Meißner Hochland, Lohmen 1842, S. 422 als eine noch lebendige Tradition berichtet und das Ostplateau dort als „Kapellenstein" bezeichnet. Indessen Hofmann war ein poetisches Gemüt und seine Glaubwürdigkeit wird mit Grund angezweifelt. So anmutend außerdem unseren Gefühlen ein Gottesdienst auf so aussichtsreicher Höhe scheint, so spricht doch der beschränkte Raum dagegen; auch nimmt eine ältere und glaubwürdigere Überlieferung einen anderen Platz für die Kapelle in Anspruch (s. u.). Der Teil des Arnsteins bei I und L ist vor Zeiten wahrscheinlich mit der Decke L über der Höhle H irgendwie künstlich verbunden ge wesen, worauf die in über Manneshöhe angebrachten starken Balkenlager an beiden Enden des Trennungsspaltes hindeuten, die übrigens zugleich beim Verschlüsse des Spaltes nach außen dienen konnten. Auf die kleine Felsplatte L gelangte man aber auch (und heute allein noch), wenn man sich in der Mitte der Einstiegsspalte ^ links wendet, wo mehrere Stufen in den Stein gehauen sind. Dem weiteren Aufwärtssteigen dient in unseren Tagen eine Holztreppe, die über die eben erwähnte Spalte zu dem Plateau 6 führt. Wo diese Treppe oben aufliegt, dürfte auch früher schon, nach Spuren im Felsen zu urteilen, eine Treppe oder Leiter befestigt gewesen sein. Alte Stufen und ein Geländerstützloch zeigen den weiteren Weg an. Er läuft über 0 hin bis an den großen Spalt, der den Arnstein in die nördliche und die südliche Hälfte scheidet und der auf Stein blöcken, die von alters her dazwischen geklemmt sind, gefahrlos überschritten werden kann. Vielleicht bot dieser Spalt früher ebenfalls eine Mög lichkeit, den Arnstein zu erklimmen; mindestens kann man heute noch ziemlich mühelos darin abwärts fahren. Darum findet sich auch bei O