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Dresdner Nachrichten : 19.05.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188305190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18830519
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18830519
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1883
- Monat1883-05
- Tag1883-05-19
- Monat1883-05
- Jahr1883
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.05.1883
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»r. »» weil «I illegitim sei, sogar das Bett weg. Der ' »te« ^ Dmne. demselben. .. . AnnenpflegschastSratb, den« nun dieses Vermächtnih zufiel, wollte da« Mädchen einem Armenhause übergeben. Die« duldeten jedoch die Aerzte nickt, welche dasselbe den Umständen gemäß al« körperlich >»nd geistig gesund erklärten und so wurde eS »ach langen Debatten dem Kloster „zum gnten Hirten" zur Erhellung übergeben. Zn Magdeburg fand im Hofe de« KriminalgefängniffcS von dem ScharsrichterKraut» di» Hinrichtung deü Raubmörders Ziegler mittel« d«S Belke« statt. Derselbe batte am 5». Januar d. Z. den Rentier Däbne und dessen Wirtbschastcri», nnverebelicktc Karoline Sander, ermordet Die Ankündigung, das, der Kaiser von dem Reckt« der Begnadignng keinen Gebrauch zu machen be schlossen habe und das« datier die Vollstreckung des Todeäurtheilo auf den nächsten Morgen ti Uhr festgesetzt morden sei, nahm der Delinquent mit voller Fassung entgegen. Hm Tarife deü Nach mittags verlangte Ziegler, seine Frau und Kinder »och einmal zu sehen. Seine Fron kam indes) nicht, sondern nahm Abschied in einem Briefe, den Ziegler mit fester Hand beantwortete. Ter Bruder deü Vermtheiiten führte demselben jedoch dessen Rührigen Soli» zu. Das Zusammentresscn und der Abschied, den der Delinquent von seinem Bruder und scineui Kinde nahm, waren schmerzlich und lehr bewegt. Früh um 3 Uhr iralnn Ziegler Vas heilige Abendmahl. Den Gang zum Sckassot trat er festen Schrittes an und legte, nachdem er der Überkleider entledigt, de» Kops selbst aus den Richtblock wenige Sekunde» daraus war sein blutige« Verbrechen gesühnt. Währenv der Exekution läutete das Sterbeglöckchen der Zakobikirebe. Ein dreisach er S elb st m ord wird ans dem Kirchspiel Eddelack in Schleswig Holstein gemeldet. Tort lebte» drei bejahrte Geschwister, zwei Brüder und eine Schwester, sämmtlich unverhci- rathet, in einer Wohnung zusammen. Da nun die Hausthür dieser Tage verschlossen blieb, erregte dies Verdacht, und man begann die Wohnung zu untersuchen. Schon von Austen erblickte man den einen der Brüder an einem Webslubi erhängt, nach erivlgter Deh nung der Hausthür fand man ans der D'eie auch die Schwester an einer Leiter hängend, daraus dann auch den nuderen Bruder in dem Wohnzimmer im Bett erhängt. Als Motiv des dreifachen Selbstmordes wird Erwerbsunfähigkeit angegeben. Endlich ist in Baden erfolg!, waü man schon längere Zeit er wartete : Zn der Grueraldirettlon der badischen Staatseiscn- bahnen, sowie auch in dem übrigen Bereich der Eisenbahnver waltung sind mehrere Personalveründeriingen vollzogen worden. So sind mehrere Techniker in die Gencrnlbirektion cingetrcten, die überhaupt durch neue Arbeitskräfte verstärkt worden ist. Obcrbahn- inspektor Ambros in Feciburg, einer der Angeklagten in dem Pro zesse wegen des Hugstetter Eisenbahnunglücks, wurde in Ruhestand verseht. Der Generaldirettor der Grosthcrzogl. StnatSeisenbuhnc», W. Eiscnlohr, hatte ein Gesuch um Enthebung von seinen Diensl- funklionen eingereicht; diesem Begehren ist jedoch keine Folge ge geben worden, Auster den Personalveründcrungen bat das Mi nisterium der Finanzen eine Anzahl sachlicher Anordnungen er lasse», deren Vollzug der Generaldirektion antgctragen ist. Das Telephon ist dieser Tage in Hambnig die indirekte Ursache zu einem Toppelselbstmord geworden. Einem aus der Uhlenhorst wohnenden Kaufmann telephonirte die wartende Gattin in das in der Stadt besindkiche Geschält, er möge doch bald kom men. Statt seiner antwortete ihr der Eommiü, der Prinzipal habe eben noch den Besuch einer Dame, er werde aber jedenfalls halb kommen. Tie ganz unschuldig gegebene Antwort wurde aber ganz anders, wie beabsichtigt, ausgenommen. Die Gattin läßt flugs an spannen und konimi nock gerade zur Zeit, um das von ihr geahnte Rendezvous zu stören. Welcher Art die direkten Folgen dieser Ent deckung waren, ist nickt bekannt geworden -, jedenfalls müssen die selben das entdeckte Pärchen zur Verzweiflung gebracht haben, denn es wurde, sich fest umschlungen haltend, ertränkt in der Alster gefunden. Am 9. d. M. wurde aus dem Artillerie - Schicstplah in Wahn ein Unteroffizier durch eine Granate in nahezu lOO Stücke zer risse n. Tie Umstände, unter welchen sich das Ercignih zutrug — es war während der Frühstückspause — lassen daraus schließen, daß dcr Gctovtete höchst wahrscheinlich die Explosion deü Geschosses, das er zu laden gehabt, in selbstmörderischer Absicht hcrbeigcsührt hat. M erjeburg, 16. Mai. Ein bedauei lickier Unglücksfall hat sich in der verflossenen Nackt im Stalle der Königl. Tcckbengste im Lokal „Zum Tbüringer Hof" hierielbst zugctrage». Der Llätions- wärter Landgras wurde frühmorgens beim Knfseetrinkcn vermißt; man öffnete deshalb den Stall rmd cü bot sich ein schrecklicher An blick dar, L- lag nur noch als blutige Masse im Stande des Deck hengstes „Nordpol". Die gerichtliche Aufhebung der Leiche erfolgte cster» Vormittag; eü wird angenommen, daß L. Nachts in die ähc des unruhigen Pferdes gegangen ist, um dasselbe kurz zu <i»» L». »eü IS» in 21 Provinzen ganz besonder« fühlbar macht. Man hat berechnet, daß in der Armee jährlich über 40M) Mann ihren Tribut an dies« schreckliche Krantheit bezahlen. Die Malaria kostet dem italie nischen Buhtzrt mit Rücksicht auf die eigen« wegen derselben noth- wendigen LMcllcr alljährlich H> Millionen Kranes. Der Schaden für das allgemeine Vermögen ist kaum zu berechnen, wen» inan er wägt, daß die Krankheit Hundcrttausendc von Arbeitern im besten Mannesalter ereilt und die Veranlassung ist, dast große und sonst sehr fruchtbare Landstrrcken unproduktiv gelassen werden wüsten. Eine bemrrkenöwrrthe Erscheinung ist eS, daß die Malaria seit dem Baue der Eisenbahnen mit weit größerer Heftigkeit nuftriN, wa- ! den mit dem Baue verbundene» Erdausgrabnngrn und dem Blost- j legen stehender sumpfiger Wässer zugeschricben wird. So giebt eS beispielsweise einzelne Bahnlinie», auf denen die kräftigsten Ar- heiter und Beamten den Malaria-Ziehern nickt widerlichen können und für welche daher das nothwendige Personal selbst bei noch so glänzender Entlohnung mir mit der größten Schwierigkeit a»s- > gebracht werden kann. Sctftvetz. Am Psingslinontag ist der besondes durch sein treff liches Reisehandbuch für die Schweic, weiches sich zahlreicher Aus lagen erfreut, wohlbekannte Schriftsteller H. A. v. Berlepsch im 71. Lebensjahre in Zürich gestorben. Holland. Am 12. Morgens ist dir A m fterdamer An s - stet tu ng, namentlich aber die deutsche Abtheiluug derselbe», in großer Gefahr gewesen. Zu dem Pavillon exotischer Mauze», welcher dickt an der deutschen Abtheilung liegt, wird bestänoig ge heizt. Durch irgend einen Fehler an der Hetzvorrichtung hatte nun ein Tlicil der Draperie Feuer gefangen und stand bald in lichten Flammen. Ter an diefer Stelle stalionirte Feuerwehrmann war völlig konsternirt, und wäre nicht ein beherzter französischer Arbeiter hinansgetlettert und hätte mit eigener Gefahr die brennende Dra perie heruntergrriste», so wären die Folgen gar nickt abzusehen ge wesen. Denn die holländische Feuelwehrmannschast erschien volle 20 Minuten nach Meldung des Brandes, und auch dann fehlten ihr die passende» Schläuche, um das Wasser an die »och glimmen den Ballen heranzubringen. Die Gefahr war uni jo gröber, als der Raum zwischen der deutschen Abtheiluug und dem Manzen- Hanse völlig mit entleerten Kisten bedeckt ist und daS ganze Ge bäude sehr leicht Feuer fangen würde. Jedenfalls liegt cL im Znter- esse der deutschen Aussteller, ihre Objelte genügend zu versichern; dazu mahnt dieser Beweis holländischer „Gcmttlhlichkeit" eindring lich genug! Rußland. Der feierliche Einzug des Zaren in Moskau, welcher nächsten Dienstag statisindet, trägt einen vorzugsweise kirch lichen Eharalter. Der Kaiser und die Kaiserin bcfuchen hinter einander eine Kapelle und die drei Kathedralen im Kreml, unge rechnet die weiteren religiösen Eercmonien, welche bei der Einzugs- fcicrkichkeit vorgesehen find. Den fremden Fürstlichkeiten ist von russischer Seite mitgethcilt worden, vast ihr Erscheinen in Moskau nicht vor dem 2t. Mai, also erst nach dem Einzug erwartet wird. Die Festlichkeiten werden sich nach der Krönung noch in den Zuni hinein ausdclmen und am Schluß, im Zusammenhang mit einer militärischen Jubelfeier, eine Art Ärmeesest darslelle». Eine her vorragende Stelle in den Festlichkeiten wird ein Ballfest des deui- j scheu Botschafters, des Generals v. Schweinitz, einncbmcn, der , gleichzeitig Tonen des diplomatischen Eorps ist, das durch die An- ! Wesenheit des Kaiserlichen Paares ausgezeichnet werden soll. Die ! Arrangining eines solchen Festes, das auf die Anwesenheit von etwa tausend Personen berechnet ist. in einer fremden Stadt unter ! so exzeptionellen Verhältnissen, wie sie zur Krönung in Moskau sich darbieten, dürste allerdings keine leichte Aufgabe fein. Es wird hcrvorgeboben, dast von allen diplomatischen Persönlichkeiten der deutsche Botschafter allein die Ehre haben soll, das Kaiserliche Paar ! zu iciucn Gästen zählen zu dürfen. Fn der Nähe von Swijashk fand auf dem Wolgadampser „Zkalerinburg" eine Explosion statt, bei welcher 3 Heizer und ^ l Passagiere schwer verwundet und verbrannt und 20 andere Per- ! tonen leicht verletzt werden. Keutllelon. -j- Bei der Seltenheit einer Normavorstrllung im Dresdner Hostheater, war die am 17. Mai stattgehabte felbstversländltch lehr gut besucht und unterbrach das übliche Repertoir auf'S Ange- nebmilr. Leider ist es etwas schwierig dem Gatt gegenüber — Frau Br-thol — mit nngetlübicr Objeklivität zu mtheiieu, denn unsere Opernleitn»g«wandiungen find nicht wohl zu verstehen. Frau Br-'-thol, deren so schöne Stimme wir s. wurde durch Frau Prochazta ersetzt, z» Z- sehr ungern verloren, England. Die im Kilmainham-Gefängnisse zu Dublin voll- !»e Hinrichtung Joseph Bradn 's, deS ersten wegen oes wclmordcs im Phönix-Park zum Tode veeuitheilten „Znvin- n". ist (N'marlt'n liliiil» Hiiilipstüiiliin iii'i-lniispn "tni' tz! „ ^ legen-, bei diefer Gelegenheit ift er von dem Thicre erfaßt und förmlich zcrstamvft worden. j -z Aus Malmerz bei Sonneberg in Thüringen wird ein scheust- ^ lichcs Verbrechen gemeldet. Am Pfingslhciligcuabcnd hat dort ein 23jährigeS Mädchen ihren eigenen Vater mit einem Beit er schlagen. Die Mörderin wurde verhaftet. Der Timt sollen schauerliche Motive (8 173 deS R.-Str.-G.) unterliegen. Das Mnd chen bat sofort ihre Thal etngcstandcn. Oesterreich. Gras Chambord fährt am Sonntag von Goerz nach Frohsdorf zuin Sommeraufcnthaite. Sein Leiden ist Nervenschmerz am Beine, zugezogen durch einen Sturz, ohne jeden ernsten Charakter. Tie Berndorfcr Mctallwaarenfabrik, eines der größten und ausgebrcitetsten FabrikS - Etadkissements in Oesterreich, machte den umliegenden Gemeinden bekannt, daß sie nur solche Kinder in die Fabrik ausnchmen werde, welche den Nachweis eines achtjähri gen Schulbesuches beibringen können. Gewiß ein löblicher Vorgang, welcher Verbreitung und Nachahmung verdient. Zu der bereits gemeldeten Auffindung einer Leiche aus dem Dachboden eines Hauieü in Gmunden wird von dort berichtet: „Die unausgesetzten Nachforschungen »ach dem Mörder der Marie Schropp haben zu dem Resultate geführt, daß der Thätcr Ludwig Kuglcr dem Kreisgcrichle in Wels cinaelicfert wurde. "Nach den bisher gepflogenen Erhebungen ist es evident, daß Kuglcr ein Kalbes Fahr laug auf einem Lager schlief, unter weichem die Leiche seiner Geliebten ruhte." Ungarn. Die Untersuch u n g wegen dee Ermordung des luclox euriao Georg v. Man!ath batte den Erfolg, daß eirun der Verhafteten, Johann Zavor, ein par-licllco Gcstänvniß ablcgte. Er gestand, das bei der Leiche Vorgefundene Messer im Aufträge Svonga's bei dem EiienhändlcrTemed!» in dcrKncskemctcr-Straße gelaust zu haben, welcher schon früher nach der Numerirung und Signirung des Messers dasselbe als aus seinem Geschäfte Irerriibrend erkannt batte. Zavor gestand ferner, auch die Eifenringc und Haken, mit denen das Seil an dem Balkon des Mnstath'schen Palais befestigt war, beschafft zu babc». Was die -Herkunft des «cilcs betrifft, so liegt gegen S ein vollständiger Beweis vor. -rankrekeh. Die Berliner Depeschen der „Agenec Havaö", welche über die herzliche Ausnahme, die Waddingto» seitens des Hofes und des Fürsten Bismarck zu Tbcil geworden, berichten» geben der Pariser Chauvmistcn-Pressc Anlaß zu heftigen Angriffen gegen den Krönungsdotschastcr. Ein Blatt erklärt, die fraglichen De peschen seien ungeschickt oder perfide abgcfaßt; denn bevor Elsaß und Lothringen nicht an Frankreich zurückgegebcn seien, dürfe kein französischer Staatsmann in Berlin zu freundschaftlichen Mani festationen Anlaß bieten. Italien. Die Zabl der die römisch-katholische Hierarchie bildenden Würdenträger beträgt 1220 mit Einschluß von 02 Kardinälcn, 9 Patriarchen beider Riten, 737 Erzbischöfen und Bischöfen deS lateinischen Ri rpönga trotz dessen Lengnens bereits RituS und 46 des orientalischen Ritus, ist Kardinal Bonncchosc, Erzbischof von ihm kommen Kardinal Ncwmann mit Gnibcrt, Erzbischof von Paris, mit Kardinäle sind Paroecht und Zigliara Rouen. 64 Zaine alt; nach . , —, ...M 83 Zainen und Kardinal 81 Fahren. Die jüngste» mit 5>0, und Ezacki mit 19 Fahren. Die ältesten Mitglieder des Collegiums selbst sind Kardinal Fürst Sckwarzenbera. vor 41 Fahlen von Gregor XVI. dazu ernannt; Kardinal Di Pietro, Deean des Collegiums, der den Purpur seit 30 Zähren trägt und Kardinal Mertel, der seine Würde 25, Fahre bekleidet. Von den Ol lebenden Kardinalen sind einer (Fürst Schwarzenbergs »och von Gi-egor XVI., 40 von Pius IX. und 20 vo» Leo XIII. ereirt. 8 Stellen sind gegenwärtig vacant. Der italienische Kriegsminister bat mit Zugrundelegung der von den einzelne» Provinzial-Verivaltuiigeii eiii,selangtc» Berichte eine statistische Karte über die Malaria «das ^umpffiebee) ver öffentlicht, welche es ermöglicht, die Ausdehnung und Intensität dieser K>null,eil zu bei» «heilen Von de» 00 Provinzen Italien« lind nur iechs vollständig vv» dieser Landplage befreit, welche sich.' zogcne j Doppclmordcs eible", ist wider Erwarten ohne Ruhestörung verlausen. Zur Ver meidung irgend einer feindseligen Kundgebung hatten die Behörden nmsassende Vorsichtsmaßregeln getroffen. Etwa 1000 Mann Truppen, bestehend aus Infanterie und Kavalerie, hatten einen Eordon um das Gefängniß herum gezogen. Tic übrigen Truppen der Dublincr Garnison standen in den Kasernen unter Waffen, bereit, aus daS erste Signal auszurücken. Zn unmittelbarer Nähe des Gesängnisscs hatte sich schon in früher Morgenstunde eine große Menschenmenge cingesundcn, die, als die für die Hinrichtung anbcraumtc S unde nabte, wobt aus 10,000 Köpfe anschwoll. Ter Mehrzahl nach ge hörten die "Neugierigen den niedersten Volksschichten an, unter denen s an Ausdrücken der Ti eilnabme stir den Delinquenten und dessen Familie und Verwünschungen gegen die Regierung und England , nickt fehlte. Inmitten einer Gruppe von Weibern befand sich die Mutter Zoe Bradn's, welche bitterlich weinte. Mit dem Glockcn- scklage acht wurde eine schwarze Fahne auf dem Dache des Gefäng nisses sichtbar — ein Zeichen, daß die Hinrichtung vorüber sei. Es erscholl der Ruf „.Eilte ab" und sofort entblößten sich alle Häupter. Viele Personen fielen auf die Knie, als die schwarze Fahne aufgchißt wurde und beteten laut sür die Seelenruhe des Hingerichtete». Fn snmmtlichen katholischen Kirchen wurden Messen für das Seelenheil Brady's gelesen. Zn den ärmeren Stadttheilen Dublins blieben vielfach die Läden geschloffen und wurden als Zeichen der Trauer die Fenstcr-Roulcaux herabgclaflen und schwarze Fahnen ausgestcckt. Viele irische Handwerker legten Traucrabzcichen an. Die Familie Bradn's hielt eine „Wackc", bei welcher Whisky In Strömen floß. Ueber die Hinrichtung selber, welcher die Ver treter der Presse nicht beiwobncn dursten, wird von anderen Augen zeugen berichtet, daß Bradu nach einer anscheinend nibig verbrachten Nackt um 0 Uhr Morgens geweckt wurde. Das ibm angebotcue Frühstück schlug er aus, dagegen wohnte er dein Morgcngottesdicnstc in der Gesüngnißkapeile bei. Nack, seiner Zelle zurückgesührt, ließ er sich von dem inzwischen erschienenen Henker Marwood wider standslos binden. Während dieses peinlichen Prozesses verzog er keine Miene und sprach kein Wort. Ehe ihm die Hände gesegelt wurden, übergab er einem Gefangenwärter sein Gebetbuch, betitelt „Der Schlüssel zum Himmel". Zwei katholische Priester begleiteten Bradi, zum Schaffst, welches er festen Schrittes bestieg. Punkt 8 Uhr fiel die Klappe und Zoe Brat», war eine Leiche. Man sagt, er hätte seiner Mutter, als er Abschied von ihr nahm, das Ver sprechen gegeben, den Tod schweigend zu erdulden und nichts zu sagen, was als ein Geständniß aufgesaßt werden könnte. Ties er klärt wahrscheinlich seine Schweigsamkeit während feiner letzten Lebensslunden. Seit seiner Vcniriheilling hat er weder sein Ver brechen eingcstanden, noch seine Unschuld betbeuert. Das Kllinain- ham«Gcsängniß ist nickt weit von dem Schauplatz des Doppel- mordes im Phönix-Park entkernt und ohne die hoben Gesängniß- mauern hätte Brat», vom Schaffst aus die Stätte überschauen können, >vo er Lord Eavcndish und Mr. Burke au» 0. Mai 1882 erbarmungslos niedcrstach. Irland. Der an dem Morde im Phönirpark betbeiligt ge wesene Curlcn ist in Dublin an, Freitag früh um 8 Uhr yin- jf e r i ch t e t worden. Die Ordnung blieb ungestört. Amerika. Ein förmlicher „Handel mit Mcnschcn- flei > ch" scheint in dem Lande der Freiheit jenseits des Occans aufzublühen. So wird von Boston aus „eingemachtes Menschen- - fleisch" in Pctrolcuinfäffern versandt. Aut die Klage des Gouver neurs Butler in seiner tüngsten Botschaft hierüber giebt daS dortige! Zournal zu. daß von 2800 Sterhefällen im Staatsarmenbaus 580 Leichen, dem Gesetze gemäß, in die Kliniken gewandert seien, allein! ob die übrigen Leichen wirklich begraben morden seien, könne nur schwer oder gar nicht bewiesen werden. Der Vorsteher des Armen-; hauseS gesiebt auch zu, daß auf Wunsch der Harvard-Kollege Leichen bei heißem Wetter in Petroleunifäffeni verschickt wurden. Nock ^ ärger scheint es in Zllinois hrrzugelien Verschiedene Ebicagocr, Blätter besprechen nämlich die Art und Weise der Beerdigung der Leichen der Annen und führen an. de, Count»-Lrichenbrstatter Ebasfie des Hospitals verkaufe jährlich 73 Proeent der ibm zur Be stattung übergebenen Leichen an die medizinischen Schulen, was ibm eine jährliche Einnahme von mindestens 60,000 Dollars (232,000 Mark) einbringe. Außerdem versichern Leute, weiche de» Alinensriedhof besucht baben, daß die Leichen da'elbst so nachlässig begraben werde», daß häufig Todtenschädrl und Gebeine bloßgelegt i»»lierUegen. Afrika. Ans Tinbair wird der „Times" gemeldet. die Häuvt- linge Obam und Usibevu bälten den vor Kurzem von de» Eng ländern wieder eingesctOen Zulukönig Ketichivajo angegriffcn und vollständig geschlagen. Letzterer soll 6000 (!E Man» ver loren haben. weil Frau Br<-tbol, der süd deutschen Manier des Trcinolircns mehr als eS hier Brauch ist. huldigte. Seitdem trat zu Frl. Malten und Fr. Procdazka noch Frau Schüller — waü bat sich nun »«getragen, daß Frau Br>-thol dem Dresdner Hostheater als Gast zur Norma verhelfen muß, die unser reich dotirtes Znstitut also wohl ohne sie nicht geben kann? Die erste Probe bat doch wohl gezeigt, daß das tonzerstörende Tremolire» die bedenklichste Sleigcrung bei der Sängerin erfahren hat. Soll sie trobdem, die von Frau Prochazka abgelöst wurde. , »un wieder Frau Prochazia abiäscn - Tenn Gastspiele ohne Kon trakl-Absicht sind nicht üblich bei uns, ivcini es sich nicht inn Leistungen eisten Ranges handelt. Was unsere Operi.engügements- Vorlomnmisse betrifft, ist dringend zu ermahnen, daß nicht in stetem Wechsel, im hastigen Versuchen, souderii im soliden Beharren und im Ansoanen, eine Stärke liegt. To weiß ma» denn nicht als was siebt die Künstlerin vor uns, die »nie» der Unsicherheit dieser Zustände mitleidct. Fhre Eoloraiur hat sich unverkennbar verbessert -. il>r ganzes Wesen sich aber nebstbei mcbr dem lyrischen Aus druck zugewandt, den sie mit Wärme und Tempeeuuient beherrscht. Neigt sie also zu dem Fach, das Frl. Malte» und Frau Schüller überreich aussüllen, mein als zuni absolut beroischeu. »o bat sie doch, besonders im letzten Akt - mit Zntelligenz und Energie die Rolle ! durchgesührt. Z »> posant nicht, wie Norma als beroiscker Gegen j satz zu Adalgiia gedacht ist, aber »ul Talent und Geschmack gab ^ Frau B. den Ebarakter. neben Abalgisa mobl viel zu weich, aber i fester werdend gegen den Schluß bin. Aach das technische Gesangs I vermögen berübrle bei der jungen Künstlerin anaencbm, sie bar von ' Natur eine vorzüglich schöne Stimme und dieselbe seit ihrem Weg gang offenbar mit Fleiß entwickelt. Aber alle diese Vorzüge ze» j fallen, gegenüber dem Tonansah, der unsäbig ist, eine Note rutug zu halten, und durch ein bedauerliches stetes Vibrato die Sicherbeit j und Korrektheit der Ausführung wanken macht. Statt der T on linie bekommt man unablässig .. - zu hören -- > mit Ausnahme der mit weniger Atbem gesungenen Eoloraturpassagen, in denen die Töne rein und klar erklingen. Vielleicht liegt liier ein . Fingerzeig, die lästige Untugend des Schcppcrns. des Tremolirens, ^doch noch bcsieicn zu können. Denn da die Eoloralurnoten korrekt !sind, ist von Gehöiichwäche nicht, vielleicht aber vcn Schwäche der j Stimmbänder bei starkem Atbcmvcibranch die Rede. Leider litt die 0'i»8ti» iliva am empfindlichsten nntcr dem genannten Ucbci. ^ Schön aber, in Ton und Spiel intelligent charatterisirl. kam der Schluß, von der Gedankenwendnng No'.»ia's ab, sich selbst edel zu opfern, zur Geltung. Durchaus nickt reiche» zu dielet Tragik die Mittel, aber innerhalb ihrer Grenzen gelang diese Szene vorzüglich. Am warmem Beifall fehlte es der Gästin, die mehrfach beivorgenisen wurde, nicht, auch bei dem offenbar angstbceinslnßten Anfang nicht. Eine gefährliche Konkurretin batte Frau Brötbot in Frl. Reuthei Adalgrfa, gerade deren tadellos testen folide» Tonnniatzes und sicheriter Ausführung wegen; da kommt nichts verfehlt oder unzulänglich, alles ist in bester Ordnung. Ausgezeichnet in würdigem Spiel und breiten, edlen Gesangsstnl war der Oiovist des Herrn Fischer. Für -Herrn Riese's bestrickende Stimme würde der Lever eine prächtige Aufgabe sein; da -Herr Riese z. Z. leidend ist, wäre cs unangemessen davon zu reden wie er gespielt oder richtiger nickt gespielt bat. Tenn seine Enivfeblung des Amor, wie seine Versicheinng, er fei ein Römer, erblaßten bei einer Ansdrnckslosigkeit in Mimik und j Bewegung, die sich unter normalen Verhältnissen nicht begreifen würden. Frl. Rüstig sang die Eiotilde recht befriedigend, nur zu de sangen. Dirigirl ivard die Oper von Herrn Hosrath Schuch, und da Vas Dirigiren seine eigentliche Stärke »inner war und bleiben möchte, wird daS Lob für sorgsames Eingehen in das Werk nur gerecht sein. Ludwig -Hartinann. ch Ueber den am Dresdner Hoftheater cngngirt gewesenen und hier gut aeeceditirtcn Tenoiislen Herrn W. Rickter, der sich in Düffeldorf wie in Nürnberg gleicherweise auszeichnete, schreibt man aus Berlin von der Krolllschc» Oper: „Zn Haicvn's Jüdin begann der künftig Großherzogl. Weimnrische Hofopernsänger Herr W. Richter als Elcnzar seine Wirksamkeit. Der Erfolg war ein glänzender; Herr Richter ist in der Tbat zu unseren ersten deutschen ^cnorsängern zu zahlen. Sein Material ist ein äußerst glücklich ver anlagtes, voll Mart und Kraft sür dramatischen Gesang, voll Weiche und Zartheit in der Eantilenc und an lyrischen Stellen, so daß er befähigt ist, all den verschiedenen Intentionen des Komponisten ge reckt zu werden. Dabei singt Herr Richter mit Empfindung nno Leidenschaft; sein Spiel ift ein ebenso verständiges wie gewandtes. Der Sänger wurde bei allen hervorragenden Stellen der Partie mit Beifall überschüttet, und nach allen Aktschlüssen wiederholt gerufen. Vesper in der Kreuzkirckc, heute 2 Ubr: I. „Wie lieblich find auf den Bergen die Füße der Boten", Motette von E. F. Richter. 2. „Komm' hcil'ger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläu bigen", geistliches Lied (z. l. M.) mit Orgelbegleitiing von Oskar Wermann. 3. „.lacfir eoxitatum tmim". Motette (z. l. ZN.) von E. G. Rcißigcr. — Sonntag trüb 9 Mw wird im Gottesdienste der Krcuzkirche das „Credo" ans der 6-äur-Meffe von L. van Beet hoven wiederholt werden. -j- Sonntag und Montag finden zwei Eoncerte von Bilse im Großen Garten (eventuell bei mißlichem Wetter im GcwerbcbauS) statt. Bei dem Ruf, den der energisch hochbegabte Führer dieses Orchesters auch hier genießt, braucht es keiner Titel und Orden, die seine Person zieren, noch auswärtiger günstiger Urthcile: Bilsc ver dient in der Reibe der besten Orchefierleitcr genannt zu werden und die Disziplin seines Cliorcs steht so hoch, daß nian genußreichen Eindrücken auch diesmal cntgcgenselicn darf. -j- Unser früherer geschätzter Kgl. Hofopernsänger E. Götze, dessen außerordentliche Entwickelung am Kölner Stadttbeatcr mir deS Lestcrcn mit dem Bedauern konftatirtcn, daß wir den jungen Künstler verlieren innßtc», tritt heute in Berlin erstmalig als ' Lyoncl in der Martha auf. Berlin, das in der Tenoriftcnfrage ! weit mißlicher als Dresden daficdt, wird dem Sänger ohne Zweifel ! sich höchst entgegenkommend erweisen. ch Gute neue literarische Acquifitionen in E. A. Paulig's j Leihbibliothek (Moritzftraße): Lewald, §.: Vom Sund zum Positiv! Briefe a. d. Z. 1879—81; Hart, H. u. I.: Krit. Waffengänge, -Band V.: Gras Schack als Dichter; Perl, H.: Rich. Wagner in ' Venedig, Mosaikbilder aus seinen letzten Lebensjahren; Paulus, Ur. E.: Bilder aus Kunst und Alterthum in Drntschland; Baum- j garlen, H.: Treitschke's deutsche Geschichte; Memoiren des Dictators von Wilna, Grafen M. "N. von Murawjcw; Schnitze, 1>r. F.: Grundgedanken des Spiritismus und die Kritik derselben; Sauer- -v ru.:.-.. Agntcmc, Tb.: Der Zünder, E.: Tagcbuchinätter einer ital. Reise: „ Krieg von 1866 und von 1870—71, letzte Auflagen; 30 Fahre ruff. Verwaltung der Tstscc-Provinzcn; Semmig, H.: Franzöl. Fraucn- l leben, Kultur- und Sittenbilder; Zm Zellcngcsängniß, Bilder ans ! der Verbrecherwelt von einem eben». Ztrafanftaltspredigcr; Hart- mann, A.: Auf Sckweizererde, Novellen; Putlitz, G. zu: Das Maler-Majorle; Herpe, P.: Buck der Freundschaft, Novellen; > Elaretic, Z.: Der Herr Minister; Raabc, W.: Prinzessin Fisch ; ! Frenzel, K.: Ebambord; Redwitz, O. v.: Ein deutsches Hausbuch; i Brlot, A.: Ter Mund der Frau v.Z. ; Braddcm.Miß: Montroual, !3 Bdc.; Samarow, G.: Schwere Wahl, 4Bde.; Balleftrcm, Gräs. ' Euf.: Aus tiefem Borne; Was unsere Mutter auf Erven erleb! bat, Erinnerungen; I/Kx-Karsolial kaxalns: Mixocicm cts l.a xlipi-ro cko 1870 ot Ic> dlosns cts .Nstr: Nsmoirs« <lu eontts Haraeo äo Viel Öastcft mir la r«>unc> cko Xnpoloon III. vol II.: 1852. -j- Zin Reiche deS AeolnS. Reisetkizzen von Adolf von Pereira. (Harlleben'S Verlag, Wienl. Eine der anmutbigstcn Gegenden des südlichen Europas sind die sagcnrcichen, felsigen Gestade der Liparischen Inseln, die Baron Pereira uns in frischen und lebendigen Farben vorführt. Zn allen Schilderungen bekundet der Autor eine lebhafte Darstrllungsgabr der gewonnenen Eindrücke, denen südliche Gluth und hingebende Empfindling einen eigenartigen Reiz gewähren. Ein genialer Künstler bat die malerischen Eindrücke der Reise für das Werk reproduzirt und eine Reibe landschaftlicher »nd Geine-Bilder geschaffen, die in vollendeten Holzschnitten wiedergegeben sind. ^ Mt der soeben ausgeaenrnen 12. Lieferung von Saphir' s Schriften (Mrlag von <e. Kamfia» in Brünn) ift der 3. Band derselben znm Abschluß gebracht. Wir haben mehrfach schon auf dieie treffliche, von M. A. Grandjcan redigirlc "Ausgabe der Werke deS berühmten Satnrikcrs und Hnmoristen bingrwirkrn. Der billige Preis von .V Pf. per Lieferung ermöglicht cs auch weniger Bemittelten, fick in den Besitz des blniioripriidclndcii Bücicer'ckinpes ! zu fetzen.
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