02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.04.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010420021
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- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901042002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901042002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-04
- Tag1901-04-20
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Diese» Blatt wird de» Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit» als öerugrgebüdr: Abend-Ausgabe zuaestcllt, während Morgen m einer WaUllwrli» rMk k>oPs,.; durch di, Volt S Ml. Die.Dresdner Nachrichten' erscheinen tätlich ««,«»»: die Beiieker in Dresden und der vLchlte» Ilmaedun,. «o dieZurraaiwa durch eiacne Bolen oder-ommxiiouLre erioial, echaUea da« Blatt an Wochentagen, die nicht aui Loun- oder tzeiertaae la>,en. in ttvci Tdeiiausaabeo »den»« und M«rgn>» -uaeslellt. tztr Rdckaade ^naeiandlcr Schritt- ittule keine vcrdwdlichlci», yernivrechanichlud: »Ml I Nr. li und Rr. -ittvit. Telearamin-Adrelle: Rachrtch««» Dresde». er die Post-Abonnenten am Gejammlausgabe erhalten. -Innigen-tauf. KogvünSst 18S« Verlas von Liepscl, L Reirliardt. Die Ämiatime von Slnkündiguxg« eriolat in derbauvlacichallsilelle und den Nklienannatiuieliellcn in Dresden tis Nachmittags SU in Eonn und tteierlaq» nur Marie,tttrane s» von l! diL'-I Ulir Die > ivlllttgc Grund »eile <ca 8 Liidcnt so P>a. An liindiaungcn aui der Pirvatieiie Zeile ». Li»., die LivuUiae Zeile als ..Einacmndt' oder aul Terlseüc so Ma. 0>!> Nuinmeni nach Sonn und fteier laaen l de». Livalttge Grundliciten so, -io de,, so und « Pig. uar, deiondnem Larir. Äuswirtiae Aufträge nur »ege» LorausdeMiiung. tLclcgblglier werden mir ra Mg. dcrcchnct. ksnlcgesefistt » LL 8eestrL8Sv 12. 'M« Gr. W>ixi-Mliiui<!Ili»L. t WI«^ItL8lrr»8Vv I, l'eri>8pr. 3370. ILIiviu- null Alossvlvvlnk, V«88vrtHvvinv, leHLiil»«, «IviLtrrvIiv unä 1»»iiLÜ8i5«vI»V OIi»u>pr»8i>vr. Nr.199. -riMl: Drahtberichte. Hofiiachrichtcn, Stadwerordnetensihuiig. Ciinveihmig der Gewerbeschule. Aus der Londoner Gesellschaft. .Ueber unsere Kraft '. Loilttabend, 29. April 1991. Neueste Drahtmeldungen vom 19. April. Kiel. Der Kaiser empfing die Unglücksboischast aus Peking bereits vor 9 Uhr Morgens. Um 9 Uhr wurde sie nämlich bereits durch Funkelffpruch, wie die übliche Bezeichnung der Marconitclcgravbie in der Marine lautet, den im Kieler Vasen anwesenden Kriegsschiffen mitgetheilt Der Kaiser war durch die Nachricht selir bewegt, doch lieg er seine Stimmung während des offiziellen Thersts der Einstellung des Prinzen Adalbert nicht zum Worte kommen. Kiel. Der Kaiser verbrachte diese Nacht im König!. Schlosse und begab sich Vormittags lü g Uhr in Begleitung der Kaiserin mittelst Pinaffe von der Barbarossabrücke aus zur Marine- Akademie. wo im Garten eine Maske für das demnächst ans- zustellcndc Denkmal des Großen Kurfürsten errichtet war. Ter Kaffer wäblte selbst den Platz an der Wasserseite des Gartens ans. Später fuhr der Kaiser an Bord dcS „Kaiser Wilhelm II." zurück, während die Kofferin, begleitet vom Kammerherrn Grasen MUlinen, das für den Prinzen Adalbert umaebautc prinzlichc Haus in der Düsternbrooker Allee eingehend besichtigte. Berlin. (Priv.-Tcl.) In der w innerhalb des Reichsgebietes bolle Freiheit des Neiigionsbckenitt niffes, der Vereinigung zur Religionsgemeinschaft, sowie der ge meinsamen äußerlichen und öffentliche» Rcliaioiisübung zu. Den bürgerlichen und staatsbürgerlichen Pflichten darf durch die Hebung der Religionsfreiheit kein Abbruch geschehen. Nach längerer Debatte wurden lämmtliche AbändcrungSantrügc abgclehnt und H 1 nach dem Vorschläge dcS Eentrums unverändert gcäen 2 Stimmen iDr. Hasse und Dr. Hiebei (nl) angenommen. Die Berathnng wird Dienstag fortgesetzt. Berlin. (Priv.-Tel.) Die Kanalkommission des Abgeordnetenhauses trat heute nach dreiwöchiger Paule wieder zu sammen. Zur Berathnng stand der Antrag des Tr. Zehnhoff, die Regierung um Millhciiung des Kostenanschlags für die Herstellung einer durch Begradigung des Flußlauscs der Ems aus der Strecke von .Papenburg bis Leer hcrbeizuführenden leistungsfähigen Wasserstraße zu eriuchen. Regierungsseitig wurde nochmals ernst hafte Erwägung der Sache zugeiagt, aber entschieden davon ab- aerathen. den Antrag in das Gesetz auszunehmen. Nach längerer Debatte wurden IM000 Mk. bewilligt zu Vorarbeiten für die Be gradigung. ES sollen aber die Vorarbeiten gemacht werden vor Herstellung der Verbindung des Dortmund-EmS-Kanals mit Rhein und Elbe. Weiterberathuna Sonnabend. München. Heute Vormittag wurden in München und in Augsburg gemäß den Vereinbarungen für internationale wissen schaftliche Ballonfahrten Luftballons ausgelassen. In Augsburg stieg mit dem Ballon Erzherzog Leopold Salvator auf. Die Fahrtrichtung war südöstlich. Würz bürg. Auch der hiesige Bischof erließ einen Hirten brief. in welchem er mit scharfen Worten Protest erhebt gegen die Verbreitung der Gra ß m ann' schcn Broschüre und vor der Unterstützung der schlechten Zeftschnslenpresse warnt. Wien. Die hiesigen Blätter berichten, der Deutsche Kaiser habe dem Kaffer Franz Joses in einem Telegramm seinen herzlichsten Dank für die überaus liebevolle Ausnahme des Kron prinzen ausgedrückt, der ihm hierüber in begeisterte» Worten be richtet habe. Der Deutsche Kaffer drückte auch seine Freude darüber aus. daß sich sein Sohn in Wien so außerordentlich wohl ge fühlt habe. London. Hiesige Blätter berichten aus Peking: Li- Hung - T > chang richtete au den Kaffer und an de» Gouverneur von Schansi Telegramme, in denen er sie ersucht, die chinesischen Truppen von der Grenze von Tscknli zurückzUzichen. London. Die Blätter melden ans Peking: Die Ge sandten genehmigten in der gestrigen Zusammenkunft die Grund zügc eines Planes der Generale zur Schleifung der Forts und zur Errichtung von Mllitärposlcn, sowie zur allmählichen Räumung Chinas, welche in Paotiugsu beginnen soll, falls kein Zu sammenstoß mit der jetzt von Paotiugsu ausbrechendeu Expedition erfolgt. — Die „Dativ Mail" meldet aus Yokohama: Rußland' wandte sich au Japan mit einem neuen in's Einzelne gehenden Vorschlag, betreffend ein gegenseitiges Einvernehmen im fernen Ost e n. Blättermeldungen zufolge zeigte Rußland den Mächte» seine Bereitwilligkeit au. seine Entschädigungssorderung an China aus 10 Mill. Pid. St. zu ermäßigen, salls China den kürzlich cibgclehnten Mandschureivertrag annehme und noch einige mit der transsibirischen Bahn zusammenhängende Konzessionen ge währe. — Der „Standard" berichtet ans Shangbai vom 18. ds- M.: Prinz Tuan und General Tungfuhiian be finden sich in Kanin, wo sie mit den russischen Beamten von Transbaikalieil in Verbindung stehen. — Der. „Standard" meldet aus Tienrsi» vom l8. ds. M.: Eine militärische Expedition nach Sinnansu sei geplant. Inzwischen nehmen die Chinesen starke Äushcvungen vor rn der Absicht, diestm Vormarsch entgegen- zutretc». London. Tem .Reutcr'ichcn Bureau" wird aus Yokohama von gestern gemeldet: Da der Finanzministcr cs ablcbnt, für die Hinausschiebung der Eisenbahn- und anderer staatlicher Unter nehmungen persönlich die Verantwortung zu übernehmen und darauf besteht, daß das Kabinct gemeinsam die Verantwortlichkeit für seine, des Finanzministers. .Handlungsweise trage, wird der Rücktritt des gelammten Kabinets erwartet. Die meisten Minister, mit Ausnahme des Finanzministers, würden dann wieder in das neue Kabiut cintrcten. Londo n. De: „Standard" berichtet aus Kapstadt unter!» l8. ds. M.: Amtlich wird mitgetheilt, daß die Pest zu nimmt. Man befürchtet, daß noch eine beträchtliche Anzahl von Erkrank ungen verheimlicht wird. Nach Meldungen verschiedener Blätter aus Kapstadt ist die Pest auch in Port Elizabeth ausgebrochen. London. Die „Times" melden aus Rio de Janeiro vom 18. dS. M.: Das Uiftcriuchungsgericht, das über die gegen Admiral E u st o d c d c M c l l o erhobenen Anklagen wegen In subordination zu entscheiden hatte, hat dahin erkannt, daß kein Grund vorliege, ihn vor ein Kriegsgericht zu stellen. Ter Korre spondcnt fügt hinzu, es sei setzt klar, daß die angebliche Ver schwörung nur in der Einbildung bestanden habe. Petersburg. Die „Petersburgskija Wiedomosti" hält die Lage der Verbündeten in China sür sehr gefährlich, namentlich in Folge der Brandstiftung in dem Kaiicrpalast und in Folge des Wiedererscheincus neuer chinesischer Truppenkörper in der Provinz Petschili. Das Blatt fürchtet eine Wiederholung der Arenetthateu und neue Wirren, iodaß Rußland vielleicht zu neuer Truppenmobilisirung gezwungen würde, denn auch China könnte wie Rußland sein 1812 haben. Deswegen rälh das Organ des Fürsten Uchtomski zur Verhütung neuen Hebels und Elends Peking dem Bogdachnn zu überlassen und Petschili zu räumen, um begangene Fehler zu verbessern. Belgrad. Ein königlicher Uka-s verfügt anläßlich der Ver kündung der neuen Verfassung auf Grund der von iämmtlichen Mitgliedern des Ministeriums unterbreiteten Dcmffsionsgesuche die Zurdisvositioiisstellung der Minister und im unmittelbaren An schluß daran ihre Wiederernennung. In gleicher Weise werden alle bisherigen Staatsbeamten zur Disposition gestellt und neuernannt. ZUM Präsidenten des neuen Staatsraths wurde Georg Simitsch und zu VicevrSsidenten Lsubvmir Kaliewitsch und Gregor Gersibitsch ernannt. Von den durch den König ernannten :>0 Senatoren, deren Liste bereits erschienen ist, gehören II der radikalen, 10 der fort schrittlichen und I der liberalen Partei an. Die klebrigen sind Neutrale. Oertliches und Sächsisches. Dresden, 19. April. —* Sc. Majestät der König traf heute Vormittag ' rll Uhr zur Erledigung von Rcgierungsgnchästcn im Residenzschloß ein, erlbeilte zunächst Fra» Krug von Nidda zur Abstattung des Dankes für Verleihung des Sidonienordcns Audienz, nahm sodann die Meldungen der neu ernannten Kammerherren Major v. Borberg ans Großwelka und v. Carlowitz aus Klcindehsa entgegen und em pfing den vom Amt eines Vorstehers der privilegirtcn Scheiben- schützen-Gcstllschast zurückgetretenen Hrffoptikns Roettig und die in Folge dieses Abganges in neue Vorstandsämter bei genannter Gesellschaft eiiigelretenen Herren Kaufmann Baracks Kaufmann Arndt und Töpfermeister Burkhardt. Später hörte Sc. Majeftät die Vorträge der Herren 'Staatsminister und der Departcmentschcss der Königlichen Hofstaaten. Die Rückkehr nach Strehlen erfolgte Nachmittags 2 Uhr. —* Stadtverordn et cnsitzung. Die Debatte über die Brücke »zollfragc haben wir zum größten Theile bereits in der vorigen Nummer wiedcrgeaeben; aber sic wac damit noch lange nicht an ihrem Ende angclangt. St-V Kunath, der beim Abschluß unseres Vorberichts das Wort batte, stellte folgenden Antrag: „Punkt o der Mehrbeits gulachtcns dahin abzuändcnr: Rabattlätze in Höhe von 50 Proz nur an Dresdner FuhrwerkSbesiker und nur sür Lastfuhrwerke aus allen Brücken zu gewähren". Nachdem noch St.-V- Ploctner sich gegen jeden Brückenzoll onsgeivrochen hat, spricht Stadtralh Ti Lehmann sein Verwundern aus. daß die Debatte sich hauptsächlich gegen den Brückenzoll überhaupt gerichtet hätte, obgleich Kollegium durch Mehrheitsbeschluß sich dafür ausgesprochen hatte. Dies widerspreche parlamentarischen Gepflogenheiten. Deni Ratte komme es vor allen Dingen darauf an. alle Brücken gleichmäßig zu behandeln, damit alle Stadttheile den Nutzen davon haben. Finanzielle Bedenken verböten aber den Zoll auf allen Brücken anfzuheben. St.-V. Ecntner meint zunächst, cs sei sehr schwer, seine Meinung hier zur Geltung zu bringen, weil man immer aus einer Seite aneckc. man möge es machen, wie man will, und spricht sich dann für Beibehaltung des Brückenzolles aus. da er nicht die Gefahr laufen wolle, deshalb einen Steuerzuichlag zu zahlen. Es sei cinpfehlenswcrth, einen Unterschied in der Zoll- bchandlnng der leichten und schweren Fuhrwerke zu machen. Ta letztere die Straßen weit mehr ruiniren. Seitens des St.-V- Pilling war Schluß der Debatte beantragt worden. Dieser An trag wurde jedoch mit 40 gegen 24 Stimmen abgelehnt, und die Debatte ging weiter. Zunächst bittet St.-V. Ahlhelm um Annahme des MchrheitSgutachtcns, dem er sich nunmehr, nachdem er vor' 14 Tagen mit seinem Antrag ans Beseitigung des Brückengeldes' ..abgefiogen" sei. im Ausschüsse auch zngewcndet habe. Die bis herigen Zollbrücken hätten unter der Konkurrenz der Zvllfreiheii der Martenbrücke ;n leiden gehabt, nunmehr werde der Verkehr besser vertheilt werden und die Neustadt gewinnen. St.-V- Glöß spricht sich für das Minderheitsgutachten aus und daß man die Neustadt nickst wieder stiefmütterlich behandle. Bürgermeister Leupvld vertheldigt das mehrfach nnaefochtene Rathsntzreiben, nachdem er scstgeftellt hat, daß viel Neues in der bisherigen Debatte nicht vorgcbracht worden sei. (Sehr richtig!) Die Ein Wendungen wären in der Hmuftsgche Angriffe gegen das Svstem der indirekten Abgaben überhaupt. In der gegenwärtigen Zeit habe die Stadt keine Veranlassung, ans eine sichere Ein nähme zu verzichten. Vicevorsteher Dr. Häckel macht daraus ausmerlsam, man dürfe nicht ein ztveites Mal. wie es bereits! einmal in der Frage der Sonntagsruhe geschehen sei. der Bürger schaff das Schauspiel gewähren, daß Kollegium einen gefaßten Beschluß binnen 14 Tagen wieder ändere. Nachdem sich St.-V. Grützncr und St.-V. Klicmchen sür den Antrag Kunath verwendet, meldet sich noch St.-V- Floclcmaiin znm Wort. Ein erneute, Schlußantrag wird wiederum abgelebtst, und St. V. Flockemann führt nunmehr aus, nicht die Gcsammtheit der Bürger, sondern die Fiihrwerksbesitzcr müßten für den Unterhalt der Brücken sorgen. Nicht der Brückenzoll, sondern jede Steuer sei ein veralteter Zustand (Große Heiterkeit). Die indirekte Steuer sei eine viel bessere Form wie die direkte Steuer, denn sie drücke weniger und meist nur Den, der cs zunächst zu zahlen hätte. Man müsse fest halten an der Zolleinrichluna. die mau einmal habe. Mit dieser! langwierigen Debatte, welche neue Gesichtspunkte nur ve, schwindend wenig gezeitigt hatte, und mit den Schlußworten der Referenten war es ,'-10 Uhr geworden, als zur Abstimmung ge schritten wurde. Man lehnte zunächst den Antrag Hehler, keinen Zoll auf der Marienbrücke zu erheben, mit 49 gegen 15 Stimmen ab, darauf wurde das Minderheitsgutachtci'. unter n) mit 31 gegen 30 Stimmen abgelehnt, unter Ist mit 35 gegen 29 Stimmen an genommen. Der Antrag Heinze wurde mit 47 gegen 17 Stimmen abgelehnt und schließlich der Antrag Kunath mit 52 gegen 12 Stimmen und der Antrag e) des Mehrheitsgutachtcns (Antrag Kandier) einstimmig angenommen. — Den nächsten Punkt der Knust und Wissenschaft. f* Könial. Hofschausviel. Tic Zuversichtlichen haben wieder einmal Recht bcbaltcn: selbst auf ein nicht spezifisch litterarisch vorgebildetes und voreingenommenes Publikum mußte Biörnson's machtvolles Drama „Ueber unsere Kraft" einen erschütternden Eindruck machen, wenn er auch gestern Abend, da das Werk zum ersten Male öffentlich aufgesührt wurde, nicht so rein und ungetrübt in Erscheinung trat, wie am Sonntag Mittag in der Matinee unserer „Lltierarischcn Gesellschaft". Namentlich der Schluß des ersten Aktes, der in packendster Weise ein mit meisterlichem dramatischen Können durchgesührteS Crescendo von erdrückender Wuckt in eine feierlich ergreifende Stimmung auslöst, litt in seiner Wirkung etwas unter dem lärmenden Beffalls- bedürsntß Einzelner. „Es muß ja nicht immer geklatscht werden ", bat schon Börne bissig bemerkt, der das Applausverbot der „Intimen Theater" unserer Tage noch nicht kannte, dem in gewissen Fällen eine Berechtigung sicher nicht abzusprcchen ist. Haben doch selbst große Schauspieler wie Booth und Monet Sullv. die Ristorr und Milterwurzer über daS stimmungsstörende Moment des Beifalls geklagt und dem Hervorruf nach anareifendcn Scenen vor seelischer Erschütterung nicht Folge leisten wolle» und können, nicht zu reden von der Beeinträchtigung der innerlichen Wirkung auf den oder jenen Zuschauer, der über daS Problem des Dramas und seine Lösung nachzudenken sich gedrungen fühlt. Daß ein Werk von den dichterischen Qualitäten und von dem hohen ethischen Gehalt lote dieses dazu in besonders hohem Maße ansfordert, ja daß cs ohne ein solches „Mitgehen und Nachdenken" überhaupt sein Bestes nicht wird offenbaren können, bedarf keiner umständlichen Beweisführung. Bleibensdoch ohne diese tief innerliche Antheilnabme an den einzelnen Vorgängen des Dramas nur die theatralischen Wirkungen der Akt schlüsse, die übrigens Biörnson's Bühneninstinkt nach dem stark novellistischen Gepräge ganzer Dialogpartien in ein doppelt Helles Licht rücken, vollends m einer so sei» und sicher vorbereiteten Aufführung, wie sie daS Drama, dessen eingehender Würdigung in unserem letzten Montagsblatt nichts hinzuzusügen ist, an unserer Hosbühne findet. Mit höchster Auszeichnung ist hier wieder der Leistungen von Frau Salbach (Klara Lang) und von Herrn Froböse (Bratt) zu gedenken, denen sich die der Herren Wrene (Pfarrer Lang) und Geb ii h r (Elias) in bedentnngSvollen Rollen anschließen: alle übrigen Mstwirkenden dürfen sich rühmen, ein von Herrn Oberregisscur Lewing er außerordentlich intim ab gestimmtes Ensemble zu ergeben, das der gewaltigen Wirkung wie dem äußeren Erfolg des Dramas in gleicher Weist eine Stätte be reiten Hilst. Der begeisterte Beifall des Publikums am Schluß des Merten Aufzuges, der erst nach sekundenlangem Schweigen tiefer Ergriffenheit sich Bahn brach und unter allerhand Acclamationcn die Darsteller immer wieder vor die Gardine rief, darf als eine Huldigung an den Dichter mrd als Tank für die Interpreten seines grandiosen Werkes gelten. >V. Herr Hoffchauspieler E in i l Bauer begeht am I. Mai das Jubiläum seiner 25jährigen Zugehörigkeit zu unserer Hof- bühne. Der Künstler, der ursprünglich nichts von irgend welcher JuhilänmSvorstellung wissen und den für ilm bedeutsamen Tag ganz in der Stille begehen wollte, hat sich nun doch noch ent schlossen. an diesem Tage ausziitreten und zwar — man darf in diesem Falle wohl sagen: „auf allgemeines Verlangen" — als Reif-Reiflingen in Moser'S „Krieg im Frieden". Bekanntlich hat gerade diele Rolle Herrn Bauer, dem als Mensch wie als Künstler gleich viele treffliche Eigenschaften nacbzurühmeu sind nnd der sich bei unserem Thcatcrpnblikum einer außerordentlichen Beliebtheit erfreut, ungemein populär gemacht und ilnn die Bahn zu einer Reihe von großen Erfolgen in unserem Lnsffpiclrepertvir geöffnet. 7* Ad olf Mcn? cl befand sich, wie erst jetzt bekannt wird, Voramern Abend in Berlin in Lebensgefahr. Tic Droschke, mit der der berühmte Künstler durch die Potsdamcrstraße suhl, geriet!) zwischen zwei elektrische Straßenbahnwagen. Einen Augen blick laug war die Situation furchtbar kritisch. Doch gelang cs. durch schärfstes Bremsen die Gefahr abzuwendev und Menzel kam mit dem bloßen Schrecken davon. Aus der Londouer Gesellschaft. . Der Beginn der Londoner Saison steht vor der Thür, ohne daß man etwas Näheres darüber sagen könnte, wie sic sich nun eigentlich gestalten wird. Die Einen hegen noch inimer die Hoff nung, daß dtest erste Saison unter dem neuen Regime eine be sonders glanzende werden wird, während die Anderen bei der Be fürchtung bleiücn, daß die allgemeine Trauer »m die verewigte Königin Viktoria alle größeren Festlichkeiten, besonders am Hofe lelbst, unmöglich machen wird. Wahrscheinlich wird man die goldene Mittelstraße beschreiten, und wie es scheint, werden der König und die Königin wenigstens ein oder zwei I)rrnv>N8-rooms abhaltcn. Die jungen Mädchen von England können sich also trösten, sie werden bei Hofe vorgcstcllt werden und offiziell in die Gesellschaft eintretcn können, was nicht möglich wäre, wenn sic nicht vochc: vor deni König und der Königin ihren Knii gemacht hätten; in einem solchen Falte wäre ihnen nichts weiter übrig geblieben, als noch ein ganzes Jahr zu warten, und was das heißt, weiß wohl jedes fühlende Mädchenhcrz. Wenige machen sich wohl heute einen Begriff davon, wie sein sich die Verhältnisse m der englischen Gesellschaft seit der Thron besteigung der Königin Viktoria verändert haben. Die ungeheuw Zunahme der Bevölkerung hat auch die Kreise, die bei Hofe zu gelassen sind, sehr erweitert, und heiondertz sind unter der Reaicrliiig der verewigten Königin eine große Anzahl von neuen Peers und Baronet-s crcirt worden. lieber 30 Earls. 1>,0 Barone und 315 Baroncts sind neu geschaffen worden. Ta mm Jeder, der einen solchen Titel erhallen oder überhaupt zum Ritter ernannt worden ist, mindestens einer Lebst und seine Gemahlin einem vramkiA-ioc»» bciznwohncil hat, so kan» man sich denken, wie gewaltig der Andrang zu den Hosjestlichkcitcii ist. Außerdem sind unter der vorigen Negierung sechs neue Orden gestiftet worden, deren Verleihung in den Rittcrsland erheb!, und zwei andere solcher Orden sind bedeutend erweitert worden. Endlich darf man die sogenannte amerikanische Invasion nicht vergessen: heutzutage überschwemmen die Amerikaner und Anicrikaiierimicii förmlich das Land und bis z» einem gewissen Grade auch den Hvs. In den ersten Jahren der Regierung der Königin Viktoria war die Reise, über den Atlantischen Oc'can »och ein großes Unternehmen, während. cS deute eine kleine angenehme Spazieisahrt ist. und wenn eine weise Vorsehung nicht die zu Unrecht so häufig gelästerte Seekrank heit geschaffen hätte, so würden wir uns hcuHistage vor Aiiierikanci überhaupt nicht mehr rette» könne». >Leit icchzchn Jahren haben die amerikanischen Schönen in England Ricstnersolge gehabt. Als Töchter einer Republik, in der man keine Pedigrees, wenig stens nicht sür Menschen, kennt, wurden sic am englischen Königs Hofe doch mit offenen Armen empfangen; ihre Schönheit, ihr Charm nnd ihr Ebic nnd last not least, die schön gesüllten Potte
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