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Dresdner Nachrichten : 13.05.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190105133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19010513
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19010513
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-05
- Tag1901-05-13
- Monat1901-05
- Jahr1901
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- Dresdner Nachrichten : 13.05.1901
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Dr-L-ner Nachrichten. -ft>. t»2. Seite 2. M» Montag, > k. Mai 10l» ^aanttermksmer Seigett kr Loschwitz. Di« Bahn selbst ist «ach den: System de« inzwischen verstorbenen Geheimen Kammer,,««- rachs Euocn Langen in Köln von der Kontinentalen Gesellschaft für elektrische Unternehmungen in Nürnberg entworfen, speziell von der Beraschwebebahn»Abteilung Elberfeld dieser Gesellschaft «Leiter .Herr Negierunasbaumtister Weidmann Elberfeld) und von der „Elellra". Aktiengesellschaft in Dresden, ausgeführt worden, die als Eigenthiimerin der Bahn den Betrieb leitet und damit Herrn Ingenieur Meutzner betraut hat, wahrend die gesammte Bauleitung in den Hände» des Herrn Ingenieurs Posiuvanschitz von der Maschinenbau Aktiengesellschaft Nürnberg lag, welch' leztere im Verein mit der Maschinenfabrik Augsburg, A G. >n Nürnberg, die gesammte Eiientonstruklion sowie die Wage» lieferte. Die maschinelle Einrichtung stammt von der „Keiles, Elbschifffahrts Gesellschaft in Dresden, die Lokomobilen von «soll u, Kietzelvach in Ratk bei Düsseldorf, daS Seil von Fetten u. Guilleciurne In Mühlheim a, Rh., während die elelirische Installation von der Elekiri;itäks Akiiengesellschasi von», Schuckert », Co, in Nürnberg ausgeführt «onrde ferner «varen an der Herstellung der Bahn noch uelbeiligt: Winkler u. Fischinger Dresden «Signal Anlage), Lenk r Huhn Loschivis (Malerardeitens, Eonrad Losch«v«y und Schubert u, Lisckke Dresden (Schlosserarbeiten), sowie Ilngewist-Loschwih «Uempuerardeiskns, Die Wahl de» SnstemS als Bergschivebebahn ! iolgte aus dem Grunde, weil zwei Straßen (die Vietoriastrahe und der erste Steinweg) zu überschreiten waren, ohne daß der Just ganger und Wagenverkebr beeinträchtigt werden sollte». Der Bahn ,'öiper besteht aus 88 Jochen, von denen einzelne eine Höhe von fast 1.5 Meter erreiche». Die Joche «ragen auf ausgekragten Armen beiderseitig je einen Schienenlängsträger, Auf den diesen Trägern rusgesetzlen Schienen laufen zwei Rüge, je aus Haupt und Börse vagen bestehend und durch ein Gußstadldrahtscil verbunden, a wechselnd aus und «lieber. Jeder der elegant auSgestatteten Wagen 'aß« 50 Personen und kann die Bahn bei 16 siiindigem Betriebe in, Maximum täglich ca. 30 000 Personen nach beiden Richtungen de fördern. Großen Werth hat man auf die Sicherheit»- Vorrichtungen gelegt, die nach Ansicht hervorragender Fach- ftuie die denkbar zuverlässigsten sind. Jeder Wagen ist außer mit -,-ger Handbremse nach dem System Bncher-Durrcr mit zwei direkt vom Seilzug abhängigen, selbstthätigen Bremsen de» gleichen Systems ausgerüstet Bor Allem sorgt auch eine selbsithätige VremLeinrichiüng dafür, daß die Wagen nach Erreichung der S:a- onen sicher znni Stehen gebracht werde». Ein sinnreiches Signal- 'ysteiil dient zur Regelung der Abfahrt und Ankunft Ser Rüge, Außerdem ist jeder Wagen noch mit einer Nothsignaleinrichtnng ausgerüstet, die eS dem Schaffner jederzeit ermöglicht, während verfahrt von jedem Punkte der Strecke aus sich mit dem Mnkchi- sten in Verbindung zu setzen. Als Se, Königs. Hoheit Prinz Friedrich August am Einweibungstaqc die Bahn zur Rückfahrt ve- inZic. tonnte er sich probeweise von den« prompten Fuirklioniren der Sicherheitsvorrichtungen überzeugen, da man den Zug während der Fuhrt sofort zum Stehen brächte. Die Fahrt selbst gestaltet sich ui einer höchst angenehmen, jede» Stoßen und Rütteln ist ans- xeschloffen, ebenso fühlt inan sich in den ireppensörmig gcvauien Wagen so sicher, als wenn man auf ebener Erde führe. Ein weiterer Vor mg ist die herrliche Aus, und Fernsicht, die man von den reich 'erglastcu Wagen aus genießt. Die Bergschwedcbahn wird also n viel und gern benutztes Beförderungsmittel werben, da- einen sw.'uei!, infolge seiner hohen Lage indeß von älteren Leuten bisher wenig besuchteil Landstrich aus begucmstc Art zugänglich machen llllS ;nm Aufblühen des Loschwitz-Rcchwitzer Hocbblaieaus sicher lieb wesentlich bei.ragen wirb, Tie Fahrpreise sind vie folgt ftstgcseyi: eine Bergfahrt lostel 20 Psg,. eiireTlmtt'uyct 10 Psg,, Hm und Rückfahrt 20 Psg. Außerdem werden Zeit-, Schüler- unb Arbeileriarlen ausgegeben. — Heute irilli l ilhr 4«1 Mi», lras von Hamburg kommend, der Cirkns Willis iniiielü Simderzugs von etwa !>>'Achsen hier ein, um nach kurzer Rast die Reste »ach Budapest sorlzwetze», Trost des 'ruhen Morgens erklang Munk und Gesang aus den Wagen der testenden Knnstlerichaar. — - A»> Etbuier bei Gohlis wurde vom Fuhr,»erster Paul der Leichnam eine» älteren Mannes ans dem Waise« gezogen, der als der des vormaligen Schauivieiers Hatt'lädi erlannt wurde. Rach behördlicher 'Arrihebung wurde der Leichnam nach dem Brießniizer Friedbose gebracht, — Meißen, In der Rächt zum Sonntag gegen 1 Uhr kam in der^nchlcrei von Nistsche in», am Tbeatechlast. wahrscheinlich durch Selbstentzündung von Putzlappen, Feuer aus. Tie Feuer wehr bekämpfte den Brand mit vier Strahlrohren und so konnte denn nach l r/sstündiger Thätigkeit eine größere Gefahr für die Nachbarschaft abgewendet werden, — Leivz ig , 12. Mai, In dem von Chemnitz um 9 llbr fälligen Zug innd sich in einem Frauencoups eine während der Reise verstorbene Frau vor. Nach den bei der Tobten gefundenen Papiere» ist sie eine Fabrikantenschcfrau Christiane Ranke aus Chemnitz, — In Chemnitz starb am Sonnabend der ehemalige Beurksichnldiroktor st u H n e r i, ein uni die Hebung des Bolks- ichulrveieiis m Chemnitz wie in ganz Sachsen hochverdienter Pädagog, den die iäcMche Lehrerschaft auch in den Borstand ihres HanistveiciiiS Hermen hatte. Seit Michaelis 189s lebte Kuhnert im Ruhestände in Chemnitz. — Turch Schadenfeuer wurden in Th iem e nd o r s Nebengebäude. Scheune und zwei Stallungen des früher Feldmann- 'chcn Gute» zerstört, Das Wohnhaus konnte gerettet weiden. — Schwarzenbach. Im nahen Martinlaniitz erkranklen drei beim Erweiterungsbau des Bahnhofes beichätligke Personen nach dem Genuß von Sülze in Folge Vergiftung Cin 21>ähriger Italiener ist gestern an den Folgen gestorben, während man die anderen Beiden am Leben rn erhallen hont, -- Gestern früh in der 2, Stunde brannte die Holzmchlfabrik in Grün au völlig nieder, TaS Feuer ist vcrniuldiich durch Selbstentzündung während der Fabrikation erfolgt, Tie Maschinen waren nicht versichert, — In einem Dürft bei Wildenfcl s verstarb kürzlich ei» Kind an Genickstarre. Wie sich nur heranSstellt, war der Krankheitskeim von einer pelbuchtigen Kuh auf das Kind über tragen worden. — 'Am Freitag ist in Nanndors das drei Jahre alle Kind bcS Huttenarbeilers Baumg,irren beim Ballspiel in den Vobritzsch- bach gerakhen und darin ertrunken, — In Sebnra fiel am 10. ds. daS zweijährige Kurv des Fabrikarbeiters Fiicher in den Lötzsch'iche» Fabrilgraben und ertrank, — 'Amtsgcrich t, Tas 1882 in Meerane geborene, einmal wegen Tiebitahls mit 0 Wochen Gefängniß vorbestrafte Haus mädchen Emma Elise Lange ließ sich ihre Vorstrafe nicht zur Warnung dienen : denn sie hat sich wieder wegen dieses Vergehens zu verantworten. Tiesmal stahl sie ihrer Strrbengeirossin etliche Kleidungsstücke und gab auch eine von ihr geliehene Schürze nicht zurück, TaS Gericht erkennt aus 2 Monate Gesängnrß, — Ter erheblich vorbestrafte Schlosser und Gelegenheitsarbeiter Paul Robert Otto nahnr im Avril in Lo'chwitz die an den Tdüren Hangenden Frühstücksbeutel weg und verzehrte die darin enthalte nen Brötchen, Er erhält 1 Woche Hast, — Ter bisher noch un bestrafte Arbeiter Gustav Map Linke verausgabte die ihm anver- trante Kasse des Mundharmonika-Vereins „Almenrausch", etwa >5 Mk,, in seinem Nutzen, Er hat die Unterschlagung mit 2>> Mk. Geldstrafe oder 5 Tage» Gefängniß zu sühnen, -- Ter mehrfach vorbestrafte Müllergeielle Friedrich Wilhelm Schlensog entfernte sich am Morgen des I. Dezember v, I, aus einer hiesigen Herberge unter Mitnahme eines Geldbetrags von 70 Mk,, den er seinem Stnbengenvssen ans dessen trei dalregcndcr Hose gestohlen hatte, Tchl. wundert dafür auf 0 Woche» m s Gefängniß, — Ter Expedient und Annom eiisaiiimler Heinrich Otto MatkheS. 1840 in Limbach geboren, verausgabte von den für seinen Prinzipal ver einnahmten Kmrdcngeldern drei Beträge Vvn insgesanimt 7,00 Mk. Matthcs bestreitet dre Rechtswidrigkeit seiner HandlungSwesie. doch überzeugt sich das Gericht von seiner Schuld und bernftheilt ihn zu 1 Woche Gefängniß, — Das 18>ährigc Tienstinädchen Stanislawa Schweigbard stahl ihrer Herrschaft schon am zweiten Tage nach ihreni Dienstantritt eine Brosche im Werthe vvn 100 Mk,: sie ließ sie aus ihren Werth von einem Goldarbeit« prüfen, dieser schöpfte Verdacht »nd erstattete Anzeige. Für diesen Diebstahl erhält die Angeklagte 8 Wochen Gefängniß, dagegen wird sie von der ihr weiter zur Last gelegten Entwendung eines Markstücks mangels genügenden Beweises srrigcivrochen. - Ter ui Jahr« alte Glasmacher Paul Wilhelm Bruno Lang in Löbtau verübte am Abend des 11. März rubeslörenden Lärm und wider- ekte sich den Anordnungen des Gendarmen. Der vorbestrafte! Angeklagte wird zu :! Tagen Hast und 10 Tagen Gefängniß monah verurtheilt. — In Cotta gerieth der Barbicraehilse Eduard Sperling. 1878 bei Lstrowo geboren, dein, Billardspiel mit einem Barwrr in Dürft und versetzte diese»» mit einem Gegenstand einen «Aast USAIcht. Witz« «FL« hp» . iltände «esSuauiß. Deutsche« Reich. Der Kaiser unternahm ln Strahdurg eine Spazierfahrt über die Orangerie nach den nenen Hafenanlagen und stibr gegen « Udr bei dem alten bischöflichen Schloß vor. um die Sammlung elsäWcher Altetthiimer, besonder- die Ausgrab ungen der letzten Zeit, zu besichtigen. Von dort begab sich Se. Maseflät, begleitet vom kaiserlichen Statthalter Fürsten zu Hokien- loKe-Langenbnrg. nach der Jung Sankt-VeterSkirche. um die unter LeitungdesOberbauratbsSchaef« Karlsruhevorge»on»nene»Reftau» rlruuasarbeiten zu besichtigen. Nach etwa '/«-ständigem Ausent halt in den, Bau kehrte der Kaiser nach dem Kaiservalast zurück. DaS Abendessen nahm er im kleinen Kreise beim Fürsten Statt halter ein. Die Gerüchte über eine angeblich bestehende Absicht, den Reichstag aufzulvsen, werden jetzt übereinstimmend als falsch bezeichnet. Der Entschluß, zu vertagen, sei überhaupt nicht von dom Reichskanzler, sondern von dem Reichstage und seinem Präsidenten auSgeaange». ES war der einzige Ausweg, der noch offen blieb, da an die Zuiammerihaltung eines beschlußfähigen Hailiks noch Pfingsten nicht zu denk» war. Rach der „AugSb, Postzlg," hat das bäurische Justizministerium an die Polizei- »nd Justizbehörden die Weisung hinausaegebe». sorglich und entschieden" dnrüber zu wgche», daß keine Verstöße gegen den ß 1«>V des Strafgesetzes «Beschimpftmg einer Reli gioiiS - Gemci»schaf t) ungeahndet bierbeu. Aus . sparsamere W l rt h s cha kt" im Reiche drängt der Landtag von Coburg-Gotha. In seiner letzten Sitzung ersuchte der andiag von Coburg-Gotha die Regierung, in der Erwägung, daß die Steuerkrail des Landes bereits dis auf's Aeußerste aiiaeipamil ist. den Bevollmächtigten zum Brmdesratb anruweiien. im BnndeS- rath der weiteren Erhöhung der NeichsauSgaven entgegenzutreten. insoweit solche nicht durch wichtige, dem Volkswohl bienende Auf gaben erwidert wird, auch auf iede Erlvarniß an den bisherigen Ausgaben Bedacht zu nehmen, die unbeschadet deS notbwendigen Kultnrsortichrittes nsirglich ist. In der Debatte wurde kein Zweifel darüber gelassen, daß die Bestrebungen der thüringer Regierungen, neue Steuorauellen zu schassen, um die Erhöhung der Matrikular- beikräge durch eine Mehrung der Ueberweisirngen aus der Reichs kasse auözugloichcn. im Landtag auf keine Unterstützung rechnen könnten, daß sie vielmehr auf eine Einschränkung der ReichsauS- zabcn im Bnndesratd binwirken sollten. In derselben Sitzung er richte der Landtag die Regierung auch, ihren Bundesraths-Bevoll- mächtigtcir anzuweisen, für den Diätenantrag des Reichstags leine ' timiue ubzugeben. Ter Führer der Sozialdemokraten Abgeord neter Bock erklärte, daß seine Partei der Regierung unter den ob waltenden Verhältnissen keine Schwierigkeiten bereiten und in ihren Bestrebungen nicht über Gesetz und Verfassung hinansgehen werde. — Beim Ennstang des Landtagsprasidirims äußerte sich der Negieningsverweier. er habe die bedeutungsvolle Berathung über die Wirlbichaslsvolitik im gemeinschaftlichen Landtag mit bewndo- rcm Interesse verfolgt und daraus ersehen, daß die gcniciniaincn Bestrebungen, in der Förderung der Landeswohlsahrt zum Ziele zu gelangen, über viele vorhandene «Schwierigkeiten hinweghülteii. Oesterreich. In Wien fand unter dem Prorektorate der Erzherzogin Maria Josefa im Belvederegarten. welcher vom Erzherzog Franz Ferdinand zur Verfügung gestellt worden war. unter dem Titel „Großes Wiener Zuckerlfest" ein zu Gunsten des Katbolnchen Schnlvereins arrangirtes Gartenfest statt, Italien. Wie aus Rom gemeldet wird. Unterzeichnete der König Vvn Italien ein Dekret zur Begründung einer Arbeirer- rd e n sd e k o r a t i o n. welche den Titel „Cavaliere" verleiht. Tic Tekoration ist ein goldenes grün - emaillirtes Kreuz, das an grnn-roth-grünein Bande getragen wird. Das Kreuz tragt die In schrift .,I> nienta ciei Tuvoro-. zu deutsch: Für Verdienst um die Arbeit, Es können jährlich nur 80 Verleihungen slaltsinden, Spanien. In der A u sr ir l> rb e w e g u n g. deren Schan- latz Bnrcelona seit einigen Tagen bildet, verschmelzen sich zwei gefährliche Elemente mit einander: der Separatismus und der Anarchismus. Mit einander bilden diele beiden die cataloniiche Frage, denn Eataloirien ist die Pflanzstätte des spanischen Anar chismus, »nd von Enlalonieir ans wird direkt gegen de» Bestand des spanischen Einheitsstaates geschürt, Daß die Bewegung in dem wirlhschastlichen Niedergang des Landes und de» Arbeiter- ausstäiidcii vortrefflichen Nährboden findet, ist zweifellos. Wenn also etwas das ieit Anfang März im Amte befindliche »nd bis beute mehr an Versprechungen als Erfüllungen reiche Kabinet Sagasla aufz»schrecken vermochte, so war es der i» diesen Togen in der zweiten Stadt des Königreiches wiederholt laut gewordene Ruf: „Nieder mit Spanienwelcher einen neuen Anlauf znr „Los- von Spanien" Bewegung einleiien will, Tie Regierung hat denn auch sofort energische Maßregeln zur Erstickung der Bewegung er griffen Sie hat das wieder in Kriegszustand versetzte Barcelona »nirtärisch beietzt und hier;» VOM Mann Truppen unter den Gene ralen Soler, Borbvn und Lope; ansgeboten Man gebt standrecht lich gegen die Ausrührer vor und hofft durch äußerste Strenge, die ausständigen Arbeiter an der weiteren Erzwingung des-Stillstandes der Fabriken zu verhindern, Ta die Häupter der europäischen Revolutionsvartei sich unlängst in Barcelona versammelt haben, io ist der anarchistiiche Charakter der Bewegung kaum zu bezweifeln Man hat denn auch 500 Personen verhaftet und schont auf Ministcrraths Beschluß lämmtliche ausländische Anarchisten über die Grenze, Auch gegen die eine böhere geiellichcisklichc Stellung ein nehmenden Leiter der separatistischen Bewegung wird scharf vor- gegangen. Kunst nnd Wissenschaft. 4 Die Königs. Hofoper bleibt beute geschlossen: im Königl, Hosschairspicl geht ncueinsludirt Grillparzer's Schauspiel „Web Dem. der lügt" in Scene, ck Im Resrdenzth rarer wird das Abend für Abend mit gleich gxo«em Beifall lailsgrirommenc Vaudeville: .Wie man Männer fesselt" niit den Damen Annr Dirken? und Pepi Weiß in den führenden Rollen auch diele Woche das Revertoir voll ständig behcrrichen. Nächsten Donnerstag sHimmelsahrtstag) Nach mittags - Uhr gelangt bei ermäßigten Preisen die Gesangspost'c „Ern Blitzmädl" von Earl Costa. Musik von Carl Millöcker, mit Frl Pepi Weiß als Karolftre und Herrn Friese als Brüller zur Aufführung. 4 In der dichtgesüllten Aula der Lcindesrmiversitat hielt am Sonnabend Mittag die König!, Sachs. Gesellschaft der Wissen schaften unter Therlnahme der Spitzen der Leipziger Civil- und Militärbcbördcii. einer großen Anzahl von Damen und sait des gelammten Lehrkörpers der Hochschule eine öffentliche Sitzung ab zur Nachfeier des IM. Geburtstags Gustav Theodor Fechner's. Ter berühmte Gelehrte, der am 19, April 1801 zu Groß-Särchen in der Niederlausitz geboren wurde, hat von «einem Eintritt als Student der Medizi» im Jahre 18s7 bis zn seinem Tode, am 18, November 1887. ununterbrochen der Universität und damit auch der Stadt Leipzig, deren Ehrenbürger er war, anaebört. Herr Geh, Rath Prof. Dr. Wundt hielt eure nach In halt und Form gleich vollendete Festrede, worin er namentlich über die Beziehungen sprach, die zwischen Fechner, den, exakten Forscher, und de» Lehren seiner philosophischen Schriften, d, r. Fechner. dem Psychophysiker und Theosophen bestehe». — In Er innerung an den IMiäbrigen Geburtstag Fechner's bat das Prä sidium der Leipziger Finkenichast (Deutsche Freie Studentenschaft) die Gründung einer „Philosophisch-Naturwissenschaftlichen Ab- theilnna" beschlossen, ß Rudolf v. Gotisch all'S Schauspiel .Ter Götze von Venedig" trug bei seiner Erstaufführung nn Nenen Theater zu Leipzig vorgestern bei guter Darstellung eine» freundlichen, theilweise sogar starken Erfolg davon. Ter Dichter wurde wieder holt gerufen. ß Tie Ligenthiimer des verkrachten Theaters an der Wien haben ihr Haus dem Iutendanzrath Georg Lang aus München nnd Herrn Wilhelm Karczag. dem Gatten der Operetten» diva Kovaciy Karczag, übergeben. Die neuen Direktoren wollen c»,S der Bübne ein Gastsvieltheater machen, ein Institut, das bisher in Wien gefehlt hat. Der Kontrakt gilt vom Herbst an. Ernst und Sieber,. Ans den wetterwendischen Avril, der wie die Kinder bald lackt bald weint, folgte von «eher der holde Mai. der sogenannte Wonne monat, »nd auch im neuen Jahrhundert ist es in dieser Beziehung beim Alten geblieben. Was ist der Mai im Lause der Zeiten an- gedichtet und angesunge» worden' „Komm, lieber Mai, und mache die Bäume wieder griin!" heißt es im Kinderliedc; in« wunder es sich zu Zweien ?* ES ist ja auch wonnig i« vkat: die Bäuwe grünen mrd blühen, die Vögel singen und bauen sich Nester, und üßcr Blumenduft erfüllt die Lust, aber trotzdem bereitst dN Mal einen Berehrem. die sich lw Winter bei Schriee und Kälte nach dm sehnten, herbe Enttäuschungen Die Stabtleute und die Spaziergänger grollen, tven» es im Mai zuweilen regnet und verlangen von thin eine ununterbrochene Reibe von 81 schönen Tage», und der Landmnnn schüttelt sorgenvoll den Kopf, wen» der Mai trocken und warm ist und beruft sich anf di« von seinen Vorfahren ererbte Weisheit, auf alte Bauernsvrüche und Wetter regeln aus dein lOOiäbrigrn Kalender. „Mai kühl und naß, füllt die Scheune und daS Faß!" oder: .Matregen auf die Saaten, dann regnet cs Dukaten", oder: „Biel Gewitter im Mai. sinat der Bauer Juchhei!" Ter arme Mai! Wem soll er rS nun eigent lich recht machen? Ader am schlimmsten geht eS ihm, wenn er aus die gestrenge» Herren nicht genügend ausvaßt. wen» er den Servatius und den Pankratius nach Belieben schalte» und walten läßt. Haben sie mit Nachtfrösten den grüne» Saaten unabsehbaren Schaden zuaesüat, die Aussicht auf eine reiche Obsternte zerstört, dann bricht der Unwille von allen Setten aus, man sagt ihm die schönsten Grobheiten und versichert einstimmig: So ein miserabler Mai wäre noch nie dogewcsenl Nun, die beiden ersten Eis männer sind ia in diesem Jahre schön artia gewesen und. wie e- den Anschein hat, können wir daS Hinterher auch vom heutige» dritten sagen! Man sieht daraus, wie schwer cs ist. eine berühmte Persönlichkeit zu sein und Jeden zufrieden zu stellen' Der erste Tag im Mai war von jeher rin lehr wichtiger. Da ver sammelten sich die Hexen auf dem Blocksberge, tanzten und sangen und ritten auf Ziegenböcken, Ofengabeln und Besenstielen wieder beim, wenn die Walpurgisnacht vorüber war. Bis zum heutigen Tage haben sich einzelne Gebräuche des heidnische» Mastestes im Volke erhalten. Aus den Hohenzügen des oberen Vogtlandes zündet man Lichterketten von brennenden Besen an und die junge» Leute singen seltsame Zauberivrüchlei», die sich mündlich von einem Geschlecht zum andern fortpflanze». In Dörfern und kleinen Städten des Thüringerlandes malen böse Buben in der Walpurgis nacht drei Kreuze an die HauSthüre zum Zeichen, daß da drinnen eine böse Frau wohnt, die ihrem Manne vas Leben sauer macht, und weiche natürlich über den deutlichen Wink, daß man 1c für eine Hexe hält, am nächsten Morgen in große Aus regung geräth und die ominöse Kreidezeichnung nicht schnell, genug beseitigen kann. In den Großstädten weiß man von olchen Spaßen nichts, aber den 1, Mai feiert man trotzdem In Wien fährt die vornehme Welt in größtem Pomp nach dem Prater, die Pariser nach dem Bois de Boulogne, man ve> airstaltct Wettrennen, man eröffnet Ausstellungen, »nd die Domen benutzen die Gelegenheit, »m die duftigsten Frühlings-Toiletten vorzrstühren, an denen seit Monaten gearbeitet worden ist. Auch i» Dresden hat cs früher Korso im Mai gegeben, ja man hat de» Perinch gemacht, den Blumen--Korso elnzmnhrcn, doch hat man- »enerdings diele Vergnügungen von der Tagesordnung abgesetzt Es ist cigeiiilininlicb. daß es Unternehmungen giebt. die sich nicht nachnknien lassen, sie gedeihen nur au bestimmten Orten, wo sie vom Klima, vom Terrain und vom Volks - Charakter gefördert werden Was Hilst es. wenn man das Aeußerliche abguckt, wenn man viel Geld arstwendet und das Publikum zum Zusehen ein- ladet? Es gehöre» —wie bei», Karneval — gute Laune, festliche Stimmung. Phantasie und Witz dazu, und die Zuschauer müssen auch mittlnin und sich nicht nur stumm und steif etwas vormachen lassen. Aber trotzdem bat der Dresdner eine Maisrende, an der er mit ganzer Seele hängt »nd die ihm über Alles geht, nämlich die Banniblnthe oder die NBoomblutb". wie er in seinem gemüthlichen Dialekt sagt. Wie cin blüthenreicder Kranz »macben die mit Obst knlturc» besetzten Anböhe» die sächsische Residenz, ein weißes Blütbeniiiccr breitet sich vor linieren Blicken ans, nnd wer Zeit zum Spazierengehen hat. kann täglich eine» anderen schonen Weg wählen, um die Herrlichkeit von allen Seiten zu genießen. Ader Sonntags, da ziebcn Tausende und Abertausende hinaus, und wenn auch der Bausveknlntion manch' schöner Obstgarten, manche Kirichenvlankage zum Olster gefallen ist. die vor 50 Jahren das Auge erfreute, so giebt es dafür die zahlreichen Beförderungsmittel der Neuzeit, die cs möglich machen, schnell in weiter gelegene Tliälcr cinzndringen und entferntere Hoden zu ersteigen. Alle gastlichen Stätte», wo man den Durst stillen kann, sind überfüllt, wo eigentlich nur Platz für Hundert ist, begehren Tausend Unter kommen: man sitzt, wenn es weder Stühle noch Bänke mehr giebt, auf leeren Bierfässern, aus Schubkarren und Leitern, und wird der Heimweg angetrete», so ist ans dem Bahnhof oder an der Haltestelle der Dampfschiffe ein arges Gedränge, daß man stets aus ein Unglück geiaßt sein möchte. Tie Menge wogt hin und her, man streitet sich, mau lacht, und sind Alle glücklich heimbesördert. so heißt es: „Unsere Partie in die BaumblnIH war wunderschön!". Die Dresdner habe» also eine ganz besondere Vorliebe für blühende Bäume nnd cin Dresdner Künstler, der berübnrte Landschastsmaler Proscssor Leonhardi i» Loscbwitz, versieht es meisterhaft, blühende Bäume, und den idyllischen Zauhcr eines ländlichen Gärtchens im Mar mit wniiderdarcr Feinheit ausznsiihren, Tie Maler der neuen vielgepriesene» Richtung malen ja auch den Mai. aber sie gehen etwas anders vor als die älteren Meister und ihre Werke sehen zuweilen etwas wunderlich auS Ta ist eine große, mit Schwcin- Irirtcr Grün gepinselte Wiese, über welche eine Reihe von Gänsen niarschirt: rechts eine lila Kuh, links kahle weißgefleckte Birken stamme nnd in der Mitte eine lange, hagere, aunallend häßliche jrran mit icucrrothein Haar, welche anf einer Geige spielt. Das >«l der moderne Mai' Der Bilderbogen, der vor 50 Jahren die Adentener von Calculaiors zur Darstellung brachte, die in dre „Bvonibliith" gingen, hat «war nie Anspruch darauf erhoben, ein Kunstwerk zu sein, aber Effekt hat er gemacht und ist heute noch unvergessen. Wer weiß, ob man von dem berühmten grünen Jungen der Kunstausstellung von 1901 noch in 50 Jahren rede» wird' Das Bild war dretthcilig — ein Triptvchon — wie sich die deutschen Künstler heutzutage ausdrücken. Im Mittelbild sah man den Kalkulator Federttrchier im hohen grauen Cvlinder. lang- schößigenr Rock nnd geblümter Weste, der seine Familie in dre Baunrbluth führt. Er an der Spitze des Zuges, hinter ibin sunt Kinder wie die Orgelpfeifen und zuin Schluß die Gattin, die einen bandiesten Kinderwagen zieht, in dem die beiden Jüngsten sitzen Im linken Scitcnselde sah man. wie Kalkulators, unter blühenden Bäumen gelagert, ihr Mahl eiiinehmen, das die gute Mutter in einem »msangreichcn Teckelkorb mitgebracht, da sie aus Sparsam keitsrncksichte» die Wirtbshänler vermeiden, und rechts war der Heimweg dargestellt. Ein Frühlingsgcwitter. daS zu einer echten Land partie eigentlich gehört, hat sich entladen: Kalkulators sind pudelnaß , geworden, der Hut des Vaters hat seine Gestalt verloren und ist nur ,'nvch ein schräger Teckel. Lieschen hat ihren Schuh verloren und ver nicht ihn aus dem mächtig angelchwollencn Bach herauszufischen, und ! Wilhelm ist in der Erle gestolpert und in die Brennnesseln gefallen Wie gut, daß der Vater am Morgen trotz des herrlichen Tonnen scheinS «einen großen rochen Regenschirm mitgenommen hat! Jetzt bietet er doch wenigstens für die Hälfte seiner Familie ein einiger maßen trockenes Obdach nnd läßt uns hoffen, daß Federfuchsers doch noch glücklich ihre beicheidcme Wohnung erreicht haben und daß auch dem Jüngsten der Mairegen nichts geschadet hat. Für wilde Knaben hat der Mai noch mehr Genüsse als nur blühende Bäume und Vogelgesang. Die Maikäser lieben sie zärtlich und suchen ihnen ihre Zuneigung dadurch zu beweisen, vaß sie sie «cg- iangen und in eine Tcbachtel sperren. Die braunen lustigen Burschen lieben aber die Gefangenschaft gar nicht; oft gelingt es ihnen, durch den kräftige» Druck ihrer Flügel — denn Einigkeit macht stark - den Deckel ihres Gefängnisses nuszuheben und daS Weite zn iuchen. Sie summen »nd brummen rn der Wohnung »mhcr. stoßen an Fcn'lerschcibc» und Spiegel, setzen sich aus die Nase des Vaters, krabbeln auf der Nachthaube der Grnßmuttcr herum und bringen das ganze Hauswesen in Aufregung, bis es gelungen ist, einem Jeden die Freiheit wieder zu geben. Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist nur ein Schritt! Wahrend der Poet im Mai mit Notizbuch und gespitztem Bleistift spazieren geht, »in gleich gerüstet z» lein, wenn ihm cin schöner Vers ein» fällt, giebt eS prosaische Menschen, die im Mai gern in die Markt halle gehen und die ihn am liebsten von der gastronomischen Seite betrachte». Was giebt es da für Neuheiten zu kaufen! Mairiibcheir und Spargeh junge Tauben und frische Morcheln, Schnepfe und Birkhuhn. Als erster Monat ohne R eröffnet der Mai die vvn den Gourmands srhnlichst erwartete Krebssarion und das Kräutlein A'perula. das in unseren Laubwäldern wächst und unter dem Namen „Waldmeister" aller Welt bekannt ist, schätzt er als ein sehr werthvolles Produkt des Wonnemondes. Eine gute Maibowle, sorgsam nach bewährtem Recevt bereitet, ist in der That ein wonnlges Getränk und gilt bei Manchem als dos Allerbeste in, Monat Mai!
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