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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.09.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010928013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901092801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901092801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-09
- Tag1901-09-28
- Monat1901-09
- Jahr1901
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 28.09.1901
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§.« .i.i,i ^.1 ,iIi.i 111 i ' - I I I I I > ! I I I I I , j , I Jüngst pflügt das Fel) bei Eoffcbande Ein wackrer Rnecht, der Gottlieb Staude, Und zog die Furchen bin und her. Das fiel dem Bursche» nimmer schwer. Da kam ein Herr des Wegs geschritten; Den's in der Stadt nicht mehr gelitten; wo wiesen grünen, Bäume steh'n, wollt er lustwandelnd sich ergeh',i. Daneben noch der Fremde hätte Ans altgerman'scher ToSte,istätte Die sich hier dehnte ringsherum. Erworben gern ei» Alterthum. »He, guter Freund," spricht er zum Unechte, „Luch seh' ich's an, Ihr seid der Rechtei Habt Ihr in Eures Ackers Grund Noch nie gethan 'nen seltnen Fund? So eine Urne, voll von Rnochen, Ein altes Schwert, wenn's auch zerbrochen, Ein rostig Beil, dann einen Ring, Ein Ulesser oder ander Dnig? Ich zahl's Luch gut, denn alte Sachen Ulir immer viel Vergnügen machen, Und was der Rost schon fast zerfraß, Ulacht immer noch mir großen Spaß." Da kratzt der Unecht sich hinter'» Vhren Und steht in Sinnen ganz verloren. „Hm nee! — Hm, ja," spricht er sodann. Drob freut sich baß der fremde Ulann. Alteret IN MI iHH,.' j „Sagt, Freund, wo babt Ihr Eure Süätze," Spricht er, „daß ich daran mich letze?" — ! „D'rheemc," knurrt der Unecht und dehnt Die müden Glieder lang und gähnt. „Ist's viel?" fragt Jener; vor Entzücken Macht' er den Unecht gleich an sich drücken. „Na, drei, vier Pfaare-Eemer, die Mach' ich Eich vull ganz ohne Mih'l" „Hier, Freund, nehmt diesen blanken Thaler; Ihr seht, ich bin ein guter Zahler! Nun geht nach Haus und bringt zur Stell' Mir Eure Alterlbümer schnell!" ! „Su fix giht's ne, 's is ärscht um fimfe; Uäm itz ich heem — na, das Geschimpfe I ^ Zwee Stunden ho ich na ze thun. — Ich dank' o schi» for Eiern kühn!" Der Fremde setzt sich in den Rasen, Sieht dort, wie schmucke Gänse grasen, Da, wie zwei Uühe wiederkau'n Und fern der kößnitz Berge blau'n. Da endlich schlägt die Feierstunde, Schon wird es dämmrig in der Runde, Da springt der Fremde schell empor Und greift nach Hut und Bambusrohr. Dann folgt dem Unecht er nach dem Drte Und harrt geduldig an der Pforte Des Guts, daß bald zurückckehrt > Der Unecht, mit altem Fund beschwert. Nach einer balbcn Stunde Harren Hört er des Hofes prorte knarren; Es naht der Unecht, er gebt gebückt. Ein schwerer Uorb den Rücken drückt. Er stellt ihn hin, dem Herrn zu Füßen, Und geht davon mit kurzem Grüßen. Der Fremde aber, frob bewegt. Die Augen und die Hände regt. Er sieht und greift — doch plötzlich steht er Betrosien da, rin „dummer Peter"; Ein Seufzer schallt, so schwer und bang, Und sein Gesicht wird ellenlang. Im Uorbc, der sie kaum kann fassen. Ruh'» Altertbümer, traun, in Massen, Hier alte Töpfe, da ein Beil, Ei» rost'ges Schloß, ein Stücke Seil, Ein halber Asch, drei alte Schlüssel, Ein Rcibeeiien, eine Schüssel, 'ne alte Uasieemühlc und Dergleichen mehr, schön krau; und bunt. Ein Fluch entfährt des Fremden Munde, Er eilt davon zur selben Stunde Und fragt nie mehr — d'ran Ihat er recht Nach Alterthümcrn einen Unecht. lieisrcs vsnrbcrrdcnlcnt. Ich bin — wer will mich ratheu? - Ein Theil von einem kand, De,» bcimatbskund'gcn Deutschen vor vielen wohlbekannt. Du trägst mich in der Tasche, Es haben mich im Leib viel groß' »nd kleine Thicre, -clbst Mann und Unid und Weib. Ja, Bäume selbst uud Sträncher, Und Blumen haben mich; Bald bin ich weich »nd hart bald. - Nun rathc, wer bin ich? „Es ist doch entsetzlich heiß heute, finden Sie nicht auch. Herr kentnant?" „„Nun ja, babe aber gestern beim Ball noch viel mcbr ausgcstanden, wo mir sämnnli.t'e Damen unausgesetzt glühende Blicke znivarfen Auflösung des Rätksels in Nr. 2»2: See, Lrie, Reis, leer. Riese, leise, L''el, Eli, Elise, E-! Elle, Seil, stll, Sellerie, R es. 1.1 1.1 I I s 1 1.1 l .1.1.1.1.1.«^ 1.1.1 ».».1 I >.! > I I l 1'» I '> «'l I 2-1 I > I I I > I > > I > I I > I I > I ! I I .1.1.>Ss.i.1.1.1 ^ A->-> '.8.'.!Z.l^.1 Z.l.1 ^ .1 .l.11 ^ 1 I I I I 1 l I I I I i > > > > > > > L > I > > l I I » » , , , I , , , » , 1 , , , t , , s i » I « » 1 k HuiimistW Btilagt WM ick» *<» 2«»«> Lonnabend, den 28. September. INckeHen in Angst. wir nannte» ibn immer „Dick-ben" »nd er. verdiente diesen Uosenamcn mit vollem Recht. Machte» ihn seine Vorzüge schon zu dem an genehmsten Menschen unter der Sonne, so befaß er einen Fcblcr, der ibn uns geradezu unentbehrlich machte. Dickchen rcnommirtc nämlich gern, nicht mit seinem Gold oder Silber, nicht mit Helden- l tbatcn, Amt und würden, nicht mit Weib und Uind — nein, mit seinen Eroberungen bei dem! anderen Geschlecht. Er war eine Seele von Mensch und liebte seine Frau viel zu sehr, als daß er ernstlich auf Abwege gcrathcn wäre; aber cs machte ihn glücklich, von seinen fabelhafte» Erfolgen reden zu können. Und > wir kannten unser Dickchen, ließen uns stets ge wissenhaft die neuesten Errungenschaften berichten und amüsirten uns köstlich über ihn und seine' Abenteuer. Mit einem Male aber war die Geschichte aus. Dickchen erzählte nichts mehr, fand „die Weiber" ! mit einem Male entsetzlich fade, die eigene Frau ^ ausgenommen, und war jetzt ebenso eifrig im vcrihcidigen des moralischen Prinzips, wie er ! ihm früher ein Schnippchen geschlagen hätte, j wenn er nicht besser gewesen wäre, als er uns j glauben machen wollte. Da mußte also etwas I passirt sein, was er uns verschwieg und in einer schwachen Stunde entlockte ich ihm sein düsteres Gcheimniß. Dickchen batte sich auf das Runst.Gebiet be- geben, d. h. er machte einer bübschcn, wenn auch. etwas angejahrten Eboristin de» Hof. Er hatte noch ^ so gar nichts erfahre», wie cs im Theater h i n t c dem Vorhang aussab und wie es da zuging. wie! würde der Stainmtisch die Vbren spitzen, wen» . er dann auskramtc. Und daß er die Weisheit! von einer Primadonna (— selbstverständlich ließ er die Eboristin so weit avancircn —) habe, die rasend in ibn verschossen sei... das mußte ihm einen Nimbus verleihe», der ihn völlig siors Concours setzte. Aber so viel er auch mit Blicken und Huldigungsreden, mit Blumen, Lonfcct und realeren Zärtlichkeiten um seine Nelly warb... cs ward „nie nifebt", wie er sich in einem Anflug von Galgenhumor aesrand. Endlich schien das Eis zu schmelzen. Nach einer besonderen Rraft- leistung seiner Börse errang er die Lrlaubniß, an einem bestimmten Tage den Raffce bei ihr ein- zunehmcn und dafür den Ruche» mitbringcn zu dürfen. Dickchen war überselig l Er sollte mit ihr in ! ihrer Wohnung Raffce trinken und vom Theater rede» können...? Das war Alles, was sein Ehrgeiz verlangen konnte. Er hatte keinen Wunsch mehr darüber hinaus. Nur etwas störte ihn I Nelly wohnte seinem Hause gerade gegenüber.l wenn scinc Frau ihn bemcikte? Und sie war I so eifersüchtig! Gleichviel! Das eine Ural würde ^ cs schon gehen und dann wollte er diese Eiobciuiig so wie so saUen lassen. Rcnommircn konnte er ja deswegen immer noch mit ihr. Dickchen also ging hin und Beide plauderte» > ganz harmlos vom Theater und tausend Dingen, die er z» wissen wünschte, indes; sie ganze Berge von Rüchen uiid Leckereien ihrer dünne» Taille! cinvcrlcibtc, als plötzlich mit großer Heftigkeit die Rlnigel gerissen wurde. „Um Goltcswillcn!" Dickchen war aufac- sxrungen. „wenn meineFrau'was gesehen baue?" Er schaute die kleine Eboristin rathlos an. Die aber regte sich nicht im Geringste» auf. „Das ist nicht unmöglich," sagte sie, kühl bis an's Herz. „Ja. was in aller Welt soll ich denn thn» ? „Still sitzen bleiben, Herr Müller. Ich will hinansgchen und öffnen." Ncie gcHarniscHtc ^snetteir jetzigen Rennüier INeisgen in Drässn. 848, E ncicr Rrieg. Berlin muß immer ja wie weltbekannt, Und deshalb nennt mersch ja die Mcdrobole, Etwas Besondrer haben weesdcrboic! Etwas Abardcs schdets >m dcitichen Land. Und desderweacn bri t t es kurzer Hand Ln Rrieg vom Zaune zu der Bauern woble Und setzt gewisse» keiten die Bistole Gleich auf die Brust, den Hahn dabei geschbannt. Als München so cn Rrieg einst aiigesangcn. Da is er um das Bayrisch Bier gegangen, Das B.er, um da; sich seine Ebrc dreht. Doch in Berlin, das auf der Höbe schdcht, Da bricht als Ncicstes aus dem Gebredc Ln großer Milebkricg aus zum Undcrschiedc. „Ulan darf mich unter keinen Umständen hier sehen, Fräulein Nelly! Meine Frau... ach Gott, ach Gott... sehen Sic, cs klingelt schon wieder! wo soll ich mich blor verstecken?" GIcichmüthig zuckt sie die Achseln. „Ja, ein zweites Zimmer Hab' ich eben nicht. Ich muß jetzt öffnen." „Das ist mir eine schöne Geschichte," stöhnte Dickchen-Do» Juan. „Ich bin ja blamirt sür's ganze Leben. Um keinen Preis darf man mich hier sehen. Ich will mich ja dankbar zeigen... nur schnell ein versteck ein versteck!" Raum hatte Nelly etwas vom Dankbar-crzeigen gehört, als sie auch sofort erfinderisch wurde. „Ja, Herr Urüllcr, dann hilft'; nichts, dann müssen sic eben einstweilen in den Garderobcn- ichrank steigen." „I...i...in de» Garderobenschrank?" „Machen Sie schnell! Man klingelt schon wieder; ich muß jetzt öffnen." „Mit Entsetzen betrachtete er das große, schwere, werlbvolle Stück Möbel. Aber cs gab kein Be sinnen mcbr; er stieg hinein. „Aber Nelly, der ist ja ganz leer?" „Meine Garderobe ist schon im Lcibbause," log die kleine Komödiantin. „Es ist reichlich Platz znm Nicdersikzen, falls es zu lange dauern sollte. Und rubig müssen Sic sich verhalten, wenn Sie mich koi»xro!»itiiien. dann tollen Sie 'was erleben." Damit schloß sie den Schrank ab und steckte de» Schlüssel in die Tasche. Dickchen fand, daß er eigentlich schon genug kilcbl habe und veilangte nicht nach mehr. Er lanichtc. Sie ging öffnen. Männer traten ein; es wurde leise auf dem vor'aal gespiochen; dann fühlte er plötzlich seinen Räfig emporgehoben, wie ein leckes Schiff legte sich der Schrank auf die Seite und es blieb ihm nichts übri», als schleunigst dasselbe zu thun. Und ehe er sich be- l sinnen konnte, fühlte er. daß er sich auf der Straße j befand. Menschen zogen hastend, plaudernd, j lachend vorbei... das hörte er und sie Alle ahnten nicht, was in diesem Garderobenschrank steckte. Dickchen schwitzte vor Angst, wenn jetzt seine Frau ! an's Fenster trat! wenn... ach wenn... er wagte alle Möglichkeiten gar nicht auszu-enken! Die Männer hörte er wieder in das Haus gehen. Einen Augenblick dachte er daran, die Rück wand seines Rastcns zu zertrümmern und dann ^ zu entfliehen I Aber da fiel ihm ein, daß er sich ! auf der Straße befand, daß das unfehlbar einen Straßenauflauf geben müßte und daß die ganze Tragikomödie sich unmittelbar vor seiner Haus- thür absprclen würde! Da wurde an seinen Räfig getippt. Mit einer wundcriüstcn Zärtlichkeit in der Stimme, die er sonst »och nie an ihr gehört hatte, fragte ihn Nclly, ob er noch da sei. „Seien sie mir nicht böse, Herr Müller," flüsterte ^ sie, „ich kann absolut nichts dafür. Der Schrank war wegen einer Schul) von lappigen ;oo Mark gesiegelt und ich ahnte ja nicht, daß der Gerichts vollzieher ihn gerade heule abholcn wird." „Mein Gott — ich bin gepfändet, gesiegelt, ich soll veraukrionirt werden ... das ist ja Wahnsinn! Lassen Sic Mich hinaus, Sic Unglückselige, und der Himmel soll mir's gedenken, wenn ich meinen Fuß ;c noch einmal in Ihr Haus setzeI" „Ganz recht; aber ich kann Sie doch nicht hcrauslaffen! welches Aufsehen! was sollen die Leute davon denken? Nein, es geht nicht, schon meinetwegen nicht, und auch Ihretwegen. Nein, cs ist jetzt nichts zu machen I" „Aber was soll denn nun geschehen?" stöhnte Dickchen. „vielleicht lassen wir den Schrank wieder un auffällig in meine Wohnung schaffen . .." „Ja doch, ja doch! Aber nur schnell, daß ich aus diesem Affenkasten komme!" „Und der Gerichtsvollzieher? Der ist doch wohl die Hauptperson dabei . . ," „In drei Teufels Namen, so bezahlen Sie ihm doch den <v»a,k, damit ich aus der elendigen Hundehütte komme." „Herr Müller, Sie werden beleidigend, wovon soll ich denn zahlen?" Dickchen sröbntc, Dickchen fluchte, Dickchen war sogar nahe am weinen; aber es half nichts. Er »ahm einen blauen Schein aus seiner Brieftasche und schob ihn durch den Tbürspalt. „Hier, greifen Sic zu! Haben Sie den Hundert markschein? Ja? Gut. So bezahlen Sic Ihre Schuld und lassen Sic den vermaledeiten Schrank wieder in Ihre Wohnung bringen. Und dann sind Sic wob! so freundlich und geben Sic mir die Freiheit wieder. Aber das sage ich Ihnen — einmal und nicht wieder!" „Ach, Herr Müller, Sic find gar za liebcns- würdia! Ich weiß gar nicht, ob ich annehmen darf." „Riesenschlange!" zi'chte Dickchen nn Schrank. „Machen Sic nur schnell Nelly nahm den Schein flog davon, zahlte und ließ de» Schrank wieder i» ihre Wohnung schaffen. Raum war er frei ' t oß er davon wie ein Fuchs, der 'einen '.tönen Wedel >"> Fangeisen gelassen i at. Seit der Zen wai's mit seinem Renommiren orbei i Er baue acnua von seinen Eroberungen. Ll. FV.
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