nach oben lenkt; dadurch hilft der Pfahl dem Bäumchen zur Entfaltung seiner Eigenart, zwingt es zur Anspannung der ganzen Kraft in der rechten Richtung. So fordere man von den Kindern in den ersten Lebensjahren unbedingten Gehor sam! Gewiß ist das den Eltern nicht immer bequem. Nament lich für die Mutter, die das kleine Volk den ganzen Tag um sich hat, ist die Versuchung sehr groß, einen kleinen Quäl geist durch Nachgiebigkeit zur Ruhe zu bringen. Sie braucht das aber nur einige Male getan zu haben, dann hat sie sich einen Dickkopf erzogen, der seinen Willen immer durch setzt. Die Mutter wird nicht mehr mit ihm fertig. Oft muß dann der Vater als Popanz herhalten, und das tut nie gut. Die Mutter macht sich so, wenn auch unbeabsichtigt und unbewußt, beliebt auf Kosten des Vaters, bringt sich aber zugleich um den Respekt. Freilich sind zuweilen die Rollen in diesem Spiel auch umgekehrt verteilt. Ich entsinne mich eines Vaters, der seinen fünfjährigen Sohn von der Platt form der Straßenbahn in den Wagen wies; auf die Frage des Kleinen: „Warum denn?" hatte er als Antwort nur ein kurzes und entschiedenes: „Weil ich es sage!" So soll es sein! Befehl und Gehorsam sind fürs erste richtiger als alles Unterhandeln und Begründen, wobei die Kinder nur zu leicht ihre Bedingungen stellen. Was im Guten nicht gehen will, muß mit Strenge durch gesetzt werden. Das Strafen der Kinder ist ein besonders schwieriges Kapitel. Schlagen darf höchstens das letzte, nie das erste und einzige Mittel sein. Man sollte nie in der Er regung schlagen. Wer es je tat, hat es dann immer bei ruhiger Überlegung bereut. Es ist aber eine Übertreibung, wenn man jeden Schlag ohne weiteres als Roheit bezeich net. Man kann das Schlagen zur rechten Zeit und im rech ten Maße vergleichen mit dem Abschneiden der wilden Triebe an einem Baum. Die Überlegenheit muß gelegentlich dem Kinder fühlbar nahe gebracht werden. Straft man das Kind in den ersten Jahren, wo es not tut, mit der flachen Hand, so erspart man ihm und sich für später den Stock. Dennoch soll man es erst immer auf andere Art versuchen und immer wieder auf andere Mittel sinnen. Unbedingt zu vermeiden ist es, Angstgefühle in den Kindern wachzurufen durch Einsperren in die dunkle Kammer, durch Drohungen Lohn und Strafe.