OiS zum Jahre 1845 keimten die Zwickaner Steinkoylenwerke die Kohle nur mittelst Geschirre versenden. Daß diese Absatzweise den Verkehr in gewissen Schranken hielt und ihn mehr in die nähere Umgebung bannte, liegt aus der Hand. Nach Anlegung des Bahnhofes Zwickau- und Eröffnung der Sächsisch-Bayerischen Staatsbahn war die Fortschaffung der Kohlen für die Produceuten immer noch eine höchst beschwerliche, für die Cousumenten, welche damals weniger in der Waare wählerisch sein konnten, eine doppelt nachtheilige. Es mutzten nämlich sämmtliche Kohlen mit Geschirr aut den Zwickaner Bahnhof gefahren werden, um erst von hier ans in die Lowrys verladen zu werden. Um diesem beschwerlichen Versandt, welcher einer regen Entwickelung der Kohlen- Jndnstrie nur bindernd entgegen stehen konnte, gründliche Abhilfe zu schaffen, bean tragte die Königliche Sächsische Staatsregiernng die Summe von 330,000 Thlr. zur Erbauung einer Kohlenbahn, welche direct die Kohlenwerke mit dem Bahnhof zu Zwickau in Verbindung setzen sollte. Das am linken Muldennfer gelegene Eisenwerk „Königin Marienhütte" schloß sich zuerst an die Staatskohlenbahn am 1. November 1854 an und ihm folgten nach und nach sämmtliche Kohlenwerke des linken Muldenufers mit Ausnahme dreier, welche durch die Lage der Schächte daran behindert wurden. Eine projectirt gewesene directe Verbindung der Werke, Planitz, Zwickaner Steinkohlenban-Verein und Zwickaner Bürgergewerkschast mit Bahnhof Zwickau kam nicht zu Stande. Nachdem auf diese Weise zunächst für die Werke des linken Muldenufers im Jahre 1854 gesorgt war, wurde gleichergestalt unter Ucberbrücknng der Mulde für die- Bockwaer und Oberhohvdorfer Werke ein Abladeplatz am rechten Muldennfer bei Bockwa angelegt, am 5. Juni 1855 eröffnet und mit dieser weiteren Verbindung die Staatskohlenbahnanlage zunächst zum Abschlüsse gebracht. Das dem Erzgebirgischen Steinkohlenbau-Verein gehörige Werk, „Seegengottes schacht", war bereits früher von Westen her in Gleisvcrbindung mit dem Bahnhof Zwickau getreten. Nur 1 Werk (Fortunaschacht in Neudörfel) ist noch heute mit der Verladung auf Bahnhof Zwickau angewiesen. Außerdem suchten sich der Verein zu Niederplanitz und Vordernendörsel und Sarferts Erben in Schedewitz durch eine Laderampe näher an die Bahn anzuschließen. Angesichts dieser verbesserten Verkehrswege vereinigten sich endlich auch die Oberhohndorfcr und Bockwaer Werke zur Erbauung von Privateisenbahncn, welche in den Jahren 1860 und 1861 dem Betriebe übergeben wurden. So waren denn von da an mit Ausnahme dreier Werke und einiger kleineren Haspelschächte alle Zechen des Zwickaner Reviers in der angenehmen Lage, die Kohlen direct aus der Grube in die Wagen verladen und durch die Bahn versenden zu können. Die Segnungen einer solchen Wohlthat blieben nicht aus, denn von dieser Zeit an datirt eigentlich erst das schnelle Emporbtühen des Zwickaner Kohlcnversandtgeschästs. Mit dieser Periode hat es der Verfasser zu thnn und wenn er, soweit dies bei dem zerstreuten Material überhaupt möglich gewesen, in die Zeit vor 1856 zurück gegriffen, so geschah es nur, um einen Vergleich zwischen „Sonst und Jetzt" desto leichter zu ermöglichen.