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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.01.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187501087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18750108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18750108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-01
- Tag1875-01-08
- Monat1875-01
- Jahr1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.01.1875
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Erscheint tiiffljch früh 6'/, Uhr. Nkdartton na!» Srprdilioa Johanuisgasse 33. Verantwortlicher Redakteur Kr. Hüttner in Reudnitz. Sprechstunde d. Redaction Boroullagt von N—>2 Udr R»chmiN.ig» von 4 — ü Uhr. Ännahmr der sür die nstchst- solanidc Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen dis 3 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen früh vis V,V Ulir. Filiale sür Zuseratruanuatime: ' Otto Klemm. UniversitätSstr. 22. Louis Lösche, Hainstr. 2t, part. NWM ÄaaMM Anzeiger. Organ für Politik, Lvcalgcschichte, Handels- mid Gcschästsvnkehr. Auflage 12,üvO. Idoaaemevtsprel» viertelj. 4'/, Ml, incl. vringerlohn 5 Mk. Jede einzelue 2!u»»ner 3t» Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postdesörderung 3«. Mk. mit Postdesörderung 45 Mt. Inserate 4gesp. Bourgeoisz. 2üPf. Größere Schriften laut unserem Preisverzeichniß. —Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Lrclamra unter iem Urdartiaasstrich die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets an d. Eeprtttlon zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung penoaumsraucko ' ' P°'MM' oder durch Postvorschuß. X'' 8. Freitag den 8. Januar. 1875. Gcwerbekammer Leipzig. Oeffentliche Litzung der Gewerbekammer zu Leipzig DienStag den 12. Januar Nachmittags Uhr im Laote der ersten Bürgerschule. Tagesordnung: 1) Registrandenvortrag. 2) Haushallplan Und Jahresrechnung. 3) Bcrathung über den Entwurf der Instruction bei der Abschätzung zur Einkommensteuer. Leipzig am 4. Januar 1875. Die Gewerbekammer daselbst. Wilh. Hackel, Bors. Avvocat Ludwig, Secr. Bekanntmachung. Unter Zustimmung der Stadtverordneten werden auf die Zeit vom 1. Januar 1875 ab Bei- schleutzeucanoneS nicht mehr erhoben, dagegen sind die bis Schluß d. I. fällig gewordenen ver reichen noch zu bezahlen. Es werden daher diejenigen Grundstücksbesitzer, welche einen solchen Canon zur Sladtcasse zu zahlen haben und damit auf einen der vierteljährigen Termine des Jahre- 1874 im Rückstände geblieben sind, zu deren sofortiger Berichtigung ausgefvrdert. Leipzig, den 28. December 1874. Des Raths Finanz-Deputation. Sechstes Enterpeconcert. Leipzig, 6. Januar. Das gestrige Euterpe- concert hatte folgendes Programm: ' Ouvertüre zu Egmont von Beethoven, Sinfonie Nr. 4 0-moU) von R. Schumann, Rccitativ und Arie aus „Figaro'S Hochzeit" von Mozart -..Und Susann« kommt nicht? rc."), Lieder von BrahmS (Liebestreu) und Mendelssohn f„Der Frühling naht mit Brausen"), Concert ^-moll) sür Violine von Biotti und Romanze tür Violine von Max Bruch. Die beiden obenangestellten Nummern nahmen auch gestern wieder jenes cigenthümliche Interesse für sich in Anspruch, welches seit Jahren die Besucher der Euterpeconcerte gern in die Buch händlerbörse eintreten läßt. Es theilte sich, wie immer, auch gestern wieder zwischen Gehalt und Ausführung beider Tonschvpfungen — jener über alle- Lob erhaben, diese der Aufmunterung und de- LobcS nicht unwürdig. So anerkeunenSwerth übrigen- ein frisches Angreifer: bei der Sinfonie ist — auch im vorigen Jahre (1. Concert) hat es daS Orchester daran nicht fehlen lasten! — führte dies gestern doch stellenweise zu Ueber- eilungcn, unter denen Las Werk momentan seine Verständlichkeit einbüßte. Der Schluß des Finale fällt dabei sicherlich Jedem ein. Derartige Par tien, wie der stürmische Anlauf dort, gehören >rets zu den riskanten; um so dankenswerther aber ist eS, wenn sie gelingen. In vortrefflicher Weise führte sich wiederum als Solist der Concertmeister deS Euterpe- orchesters, Herr August Raab, ein, welcher in dem Viotti'schen Concert und der Romanze von Bruch schöne Proben feiner jungen Meisterschaft gab. Ucbcr ein allzu häufiges Urbcrziehen der Töne wollen wir mit ihm ebensowenig rechten, als über die Wahl der beiden VortragSstücke. In dieser mag er seine Gründe gehabt haben; sür ,ene- - lag ein Hauptgrund offenbar in den Stücken selbst, welche zu einer süßlichen Manier leicht verleiten. UnserS Erachtens genügte von dem Concert ein einziger Satz, etwa der letzte, frisch belebte und technisch auSgiebige. Die Ro manze ist neben dem seiner Zeit vielbegchrten, sür mstructive Zwecke auch beute noch ungemein ertragreichen Violinccncert im Stile de- vori gen Jahrhunderts (v. starb bereits 1824) al- eine Tonschöpsung auS der Gegenwart immer hin interessant. Gegen da- Biolinconcert Bruchs sieht sie nnS indessen zurück, und wir haben den Grund — bei so flüchtiger Bekanntschaft — zu nächst lediglich in dem geringeren Ersindungs ist die Behandlung de- SoloinstrumeutS aber eine vortreffliche; überdies die Au-wahl an Violin concerten »eueren Datum- gar nicht groß, und von den älteren sind diesen Winter bereit- viele l: Grpnd genug, um mit unserm Her flicht zu rechte»! Fräus. Anna Stürmer aus.- «w: «apre, Mitglied der hiesigen Oper, hat der LvSblldund/ihrer songren, heilen Soprak- stimme al^n Miß,züg-wcmdt und damit bereits jetzt höchst AnerkennenSwerthc« »reicht.' Die Arie s^ - sie mit einem geschärften Ginn für edle Lorkrag-weise und correcte Ausführung Die weichen' Töne, die im Bereich ihre- Organs liegen, wußte sie geschickt zu bilden und sich dabei von allen Unarten zu Gunsten der Stimmverwerthung fern zu halten. Mit dem Eintritt deS Allegro verlor ihr Bortrag etwas von der Noblesse des Anfang-; in den beiden Liedern gewann er sie wieder. Frl. Stürmer wurde mit vielem Beifall sür ihre wackeren Leistungen belohnt. DaS Mendel- syhn'sche Frühlingslied würde unzweifelhaft noch Unmittelbarer gewirkt haben, wenn da- vorge- ^hriebene Tempo: „Nolto Allegro Vivace" strikter eingeschlagen und inncgehallen worden wäre. DaS ziemlich bedeutende Ritardando bei den Worten: „Keimt still die grüne Saat" mag sinnig genannt werden; dem Eindruck de- Ganzen schadet'- aber, und in der revidirten Getan,mt- ausgabe von Breitkopf u. Härtel findet sich davon ''eine Spur. Das Orchester zeigte bei den Begleitungen der Biolinsoli einige Schwankungen, bewährte sich sonst aber in jener rührigen Frische, die wir Ein gang- bervorhoben. -r. Ein Abend bei den „plattdeutschen^ in Leipzig. Leimig, 7. Jan. Seit wenigen Monaten, be> ziedenllich Wochen hat sich in unserer Stadt ein „Plattdütscher Verein" aufgethan. Dieser gab gestern Abend sein erstes öffentliches Lebenszeichen in „Zahns Restauration", Rosenthalgaffe, und zwar in Form einer geselligen, in Recitationen, humoristischen Vorträgen, musikalischen Auffüh rungen und Sologesängen bestehenden Abendunter haltung, deren drei Abtheilungen je durch einen plattdeutschen Prolog eingcleilet wurden. Diese poetische» Festgrüße au» der Hcimath und von befreundeten Landsleuten außerhalb derselben gaben der gestrigen, zahlreich genug besuchten Abendgesellschaft ganz den Charakter eines echt norddeutschen Familienfestes und verdienen daher die rühmlichste, anerkennendste und dankbarste Er wähnung. Der erste derselben, eine Dichtung von I. Fr. Ährens, Lehrer in Kiel (früher in Itzehoe), be- willkommnete die Versammlung in der traulich herzlichsten Weise auf Grund der gemeinsamen Abstammung der Bereinsgenoffen „vom platten Land". Es hieß darin: Wi stammt jo All van dat platte Land: Ut de Marsch, vau de Geest, vau de Waterkant, Wo de Wellen schümt un de Winter hust, Un de Wind dörch de hogen Eken sust; Wo de Weid so grön un so brun dat Moor, Wo de Kiwitt du, in. Rcelh un Rohr, Wo de mitte Möw un de Wille Aant An de blauen Seen mank de Beesen wahnt. Der Dichter stimmt dann sogleich seine Lei» zu einem begeisterten Lobgesang ans die platt deutsche Muttersprache: So kernig un kräftig as Wold un Weid, So eenfach un ernst a« Moor an Heid, So frisch as uns Keller in Da« un Daak: So is ok uns plattdütsch Modersprak.... Er führt seinen gemüthvoü patriotischen HymnuS mit Humor, ab» auch mit innigem Gefühl durch, indem er an da- in sein» plattbentlchen Bieder keit und Einfachheit wuuderbar tief zu Herzen gehende Adschiedswort d» Mutt», da- dem in die Fremde hinausziehenden Sohn mit auf den Weg gegeben wird, gemahnt: Min SLHn, du geihst uu inue Welt Un büst op diu regen Föten stellt: Wes brav un gut un war rn Mann Un mal din ole Moder keen Schauu! Diese Reise- uud LebenSregel ist so kernig und treffend, daß ein Jeder sie zu Herzen nehmen und in sein Gedenkbuch einschreiben könnte, auf welchem letztern, wie auf dem Statutenbuch de- „Plattdütschen Vereins in Leipzig", der mannhaft ermunternde Zuruf der Holsten stehen sollte: „Jung's, holtest!" In der liebenswürdigsten Art hatte Professor KlauS Groth in Kiel dem jungen Vereine einen plattdeutschen Festgesang von über zweihundert VerSzeilen gestiftet, d» die Weltumsegelungsfahrt eines biedern Holsteiners und angehenden Gold gräbers erzählt, al- eine neue Bestätigung der Thatsache der universellen Verbreitung des Plattdeutschen üb» die ganze Erde, und mit be- rechtigtem Selbstgefühl betont, daß die Platt deutschen sind Bun Dülschland nicht de slechfirn Kinn», Bun Art, von Stach, vun Sprak ni min«». Hcbbt de Berlin» doch unS lehrt, Wohin de fatsche Demoth fbhrt: Bescheidenheit ist eine Zier, Doch peht es besser ohne ihr. »an» Dütschland weer man to bescheden, Harr t sunst den franschen ProhlhanS leben ^ „Haut em himtt!" Un Jeder fleit Lin Psalm, aS em de Snawel stell! Dat hebbt wi dau. Nu steil dat Rik, Uu jeder Stamm vrrwunnert sik.... Die Plattdeutschen sind sich ihre- WertheS be- wußt geworden, wo sie sich'finden, halten sie zu sammen und waS sie am Meisten zusammenhält, bas ist eben „uns Modersprak, so flicht un recht, de ole frame Re". „Un Plattdütsch is uns Ehren nam." Direct Bezug aus Leipzig, wo im Sophienbad die ersten Anfänge des Plattdeutschen Vereines »ngespsiinen wurden, nimmt d» dritte Festgruß, welchen vr. Willem Schröder, der bekannte Dichter in Berlin, eingeschickt hatte in freund lich» Erinnerung an die im Kreise der Leipziger verlebten Stunden und die ihm hi» ge wordene warme landSmannschaflliche Aufnahme. Der Dicht» schildert humoristisch das AuS- schwärmcn seiner Gedanken gen Leipzig, daS „Eschappiren" seines alten „SpirituS" auS Berlin „nach einer andern Stadt. wo'S besser im gefällt": nach Leipzig, in die Pleißenstadt, B» Ju, leew' Frünne, int Sophienbad!! Die deklamatorischen Borträge des Abends waren zumeist plattdeutschen Inhalts und batten Dichtungen von Fritz Reut» und Willem Schröder zum Gegenstand. AuS Schröder'« Dichtungen wurde unter Anderm der Schwank „Postvcrwalter Winkelmann un de Oisters" (Austern) vorgetragen, der die größte Heiterkeit erregte, und „Tom Have", der die leeren Austernschalen »hielt, zum Schaden auch noch den Spott eintrug. — Frau Schilling, Gattin eines Mitglieds, zeichnete sich durch frischen urwüchsigen Humor ganz be sonders dabei aus. Bei dieser kurzen Notiz muß e« leider sein Bewenden haben. Dem Vereine wünschen wir das fröhlichste Gedeihen mit einem aufrichtigen „Holt fast!" vr. Whistling. Aus Stadt un- Land. * Leipzig, 7. Januar. Es scheint nur wenig bekannt geworden zn sna. daß in d» Sitzung des Reichstages am 18. December, wo mit ge ringer Mehrheit die in erster Lesung des Mtli- tcnretats genehmigte Resolution wegen Verschmel zung des sächsischen MilitairetatS mit dem preußi schen Etat wieder fallen gelaffen wurde, ein Abgeordneter aus Sachsen für Aufrechthaltung der Resolution, im Gegensatz zu den Abgeordneten von Nostitz-Aallwitz und Oehmichen, gesprochen hat. Der Abgeordnete Krause hatte vor der Abstimmung Folgendes bemerkt: Meine Herren, zwei Abgeordnete aus Sachsen haben hier den Beschluß d» zweiten Lesung üb» die Resolu tion so dm gestellt, als ob das sächsische Publicum un angenehm davon berührt worden wäre. Ich kann von mem» Wissenschaft aus daS Ge genthell behaupten.; In den Kreisen, die es gut mit Deutschland meinen, hat man in der Resolution nur einen einfachen geschäftlichen Antrag, eine Vereinfachung des Zahlenwerks »blickt, und hat man dort durchaus keinen Grund zu wünschen, daß der sächsische Name Wetter dadurch verherrlicht werde, daß jrdeSmat bei der vudgttberatbmig ein be sonderer sächsischer Milllarretat ausgestellt wird. Darauf, meine Herren, können wir in Sachsen keinen Werth legen, daß ein solche- dessnderes Lapllel mit der Uederschrist „Sächsischer Militairetat" wett» tm Budget voekmmt. Seien Sie deshalb überzeugt, daß man in Sachsen durchaus von dieser Resolutisn nicht unangenehm berührt wird, daß vielmehr dies» Antrag als ein rem Geschäft licher durchaus die Billigung der großen Mehrzahl der sächsischen Bevölkerung finden wird. * Leipzig, 7. Januar. Da- in vor. Ramm» »wähnte Verzeichniß der 408 seit dem letzten Krieae vermißten sächsischen Militair- versonen liegt in unser» Expedition zur ge fälligen Ansicht all» etwa dabet Jnteressirten aus. Wir bemerken noch, daß diejenigen in der Liste aufgesührten Personen, welche etwa noch am Leben sein sollten, sich bi- zum 20. März bei dem Gc- richtSamt im Bezirksgerichte Dresden «rzumelden haben. Alle, welch« über Leben und BervleL der Vermißten Au-kunft zu »theilen »»mögen, find »sucht, da- ihnen hierüb» Bekannte der genannten Behörde mitzutheilen. * Lehyig, 7. Januar. Von wohlunterrichteter und compclent» Seite geht un- folgende Zu schrift zu: „Im Leipzig» Tageblatt vom 25. Dccbr. 1874 befindet sich ein Artikel, in dem beklagt wird, daß die Untersuchung, welche wegen d«S bekannten, im Monat Juli aus einem Pserdebahnwagen der Eutritzschcr Linie verübten Studenten« Excesse- einZeleitet worden war, zu einer Be strasung d» Schuldigen nicht geführt habe, viel mehr wegen inzwischen eingetretener Verjährung eingestellt worden sei. Wie berechtigt diese Klage ist, so enthält doch bez. Artikel Widersprüche und Jrrthüm», namentlich insofern, al- neben der Bezugnahme aus die Verjährung auch behauptet wird, daß wegen mangelhafter Form de- Straf antrag- od» wegen der schwierigen Competenz- Verhältnisse ein Ei «schreite» gegen die Excedeuten nicht «folgt sei. Zur Berichtigung wird be merkt, das, der traurige Au-gang der Unter suchung nur durch eine oder die andere der dabei belheüigten Behörden. wie K. GerichtScmt «n Bezirksgericht hi» behauptet: durch da- Polizei amt und wie dieses wahrscheinlich repliciren wird: durch daS K. GerichtSamt im Bezirksgerichte hi», verschuldet worden ist." * Leimig. 7. Januar. An dem gestrigenH ohen- Neujayrstag konnte man wieder einmal recht klar ersehen, in welchem Maße überflüssig dies» Festtag ist und wie er von einem sehr großen Theil de- Publikums thatsächlich nicht als Fest tag anerkannt wird. Die meisten Geschäft-locale waren den ganzen Tag geöffnet und auf den Straßen beschäftigte man sich mit allerhand Werktagsarbeiten, z. B mit Holzkleinmachen. Soviel wir unS erinnern, ist vor mehreren Jahren in der zweiten Kamm» durch den Abgeordneten vr. Gensel der Versuch unternommen worden, die Begehung deS 6. Januar als Feiertag im Wege der Gesetzgebung abzuschaffeu, eS haben diese Bemühungen indessen bis heute zu keinem Resultat geführt. Wahrscheinlich ist man be treffenden Orts der Ansicht, eS müsse auch diese „berechtigte sächsische Eigentümlichkeit" erhalten bleiben. Gegenwärtig concurrirt bei der Frage der Abschaffung des gedachten Festtags die LandeS- synode mit, und da wird eS mit der Abschaffung wohl noch gute Wege haben. * Leipzig, 7. Januar. Herr H. Bur meister ladet in einem uns vorliegenden Prospect zu einer Gesellschaftsreise nach Rio de Janeiro und in daS Innere Brasiliens ein. Die Reise soll während der Monate Juni, Juli, August, September 1875 auSgesührt werden, die Zahl der Theilnehmer ist auf 14 beschränkt und unt» 9 Theilnehmern kann das Unternehmen nicht ausgeführt werden. Der Reiseweg geht von Köln auS über Paris nach Bordeaux, von da per Dampsboot nach Lissabon, Teneriffa, dem Cap deS grünen Vorgebirges und, den südlichen Ocean durchschneideud, nach der Bai von Rio de Janeiro. Die Abfahrt aus Köln soll am 2. Juni erfolgen, die Führung der Gesellschaft bat der obgedacht« Herr Bnrmeist», welcher in Arnstadt in Thü ringen wohnt. Der Kostenprei» der Betheiligung an der interessanten Reise beträgt daS Sümmchen von 6000 Mark. —r. Seit einiger Zeit treibt sich im Rosenthal und der Burgaü ein gewaltiger Adler herum, der wahrscheinlich durch die vor Kurzem stattge fundenen heftigen Stürme hiehsr verschlagen worden ist. Er sitzt häufig aus den höchsten Eichen und überschaut mit seinen goldfarbigen Augen spähend daS fremde Terrain. Bis jetzt ist es noch nicht gelungen, sich auf Schußweite an den fremden Gast cmzuschleichen, doch hoffen wir nächstens zu hören, daß er, trotz all sein» Vorsicht, dem sicher treffenden Blei eines uns»» bewährten Waidmänner zum Opf» fallen werde. — Bor zwei Jahren wurde in d» Muldenau bei Püchau ein großer Seeadler, im vorigen Jahre ein prächtiger Königsadler hinter dem Machern'» scheu Holze geschossen. —r. Letzten Mittwoch wurde die Bevölkerung de- Ranstädter Steinweg- dadurch in Aufregung gesetzt, daß an den Schutzpsählen der Angermühle ein angeschwommener weiblicher Leichnam zum Vorschein kam. Man traf die nvthigcn An ordnungen zu dessen Aufhebung. Bei näher» Besichtigung stellte sich indessen heraus, daß man e- mit keinem »trunkenen Frauenzimmer, son dern mit ein» auSgestopsten, mit Strümpfen, Kleidern und ein» Gesicht-maSke versehenen Strohpuppe zu tbun hatte, die wahrscheinlich von Spaßvögeln, leid» nicht erst am 1. April, in- Wasser geworfen worden war. Die Theil- nahme der Umstehenden für die Ertrunkene wich nach Erkennung d» Wahrheit natürlich eine« mächtigen Gelächter. 8r. Nochlid, 6. Januar. Nachdem die Stadt- räthe Adv. Gülde und Schilling, die Ende de- Jahre« 1874 verfassungsmäßig au- dem Xaths- Eollcgium au-zuscheiden gehabt hätten, Wied« gewählt worden sind, fand vor Kurzem deren Wiederverpslichtung und bez. Einweisung in ihre Aemter statt. Diesem schloß sich die seierliche Einweisung de» neuen Stadtverordneten- CollegiumS durch Herrn Bürgermeister Körn», sowie die Constituirung dieses Collegiums durch die fast einstimmig erfolgten Wahlen der Herren Kaufmann Hedrich zum Stadtverordncten-Vor- steher, Schlobach zu dessen Stellvertreter, Hempel zum Schriftführer und Dachselt zu dessen Stell vertreter an. — Au« Wiesa wird den „Dr. Nachr." be richtet: Durch die Geistesgegenwart eine- Unter- ofsicier- von der Chemnitzer Garnison ward am Sonntag Abend auf der Station Wiesa ein Mädchen vom schrecklichen Tode deS Ueberfahren- gerettet, al- » di. unvorsichtige Person, die üb» da» erste Gleis zu dem von Dresden kommenden Zuge gelangen wollte, noch rechtzeitig »faßte, ehe hie Locomotive deS entgegen kommenden Zu ge-, die aus eine Elle bereit- heran war, die» fflbe »griffen hatte. Zum Dank dafür bekam dies» Herr, weil da» «leid de- Mädchen- zer risse» wurde, noch eine ziemlich unsauste Antwort.
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