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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187502094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18750209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18750209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-02
- Tag1875-02-09
- Monat1875-02
- Jahr1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.02.1875
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r der» Zruvcr cbcr id Be- en. >ed am >e1'edle ««er n und anserni i Dank. ren. rzlicher :ck. so- Pastor adenen rdt. n Sarg ) über» ch ihre leid de- rr lie. findet : Der- tn. i. Wir . Nach- «11». L— lagen, lersolge. aar. Un- »beitetrn xtnungs» il> sv «. »895 Üil. chsrlcourS >äste und Seiden- . Orgau- at?:r «. l. r. Nach r Ganzen "00 Ctt, )8nde ge- i worden, t Januar >00, Mai '00, Juli >rr 5000, Bezüglich nzubeben, !05 Thlr., von «itl- und von khlr. den Ile Quan- -re 1813. chorru den rten. wah» Sollmarkte Le waren ige Thaler Umsatz 5-9« Fr. «rgia aus fest. SS >. Manilla >eschädigter . Malabar solle 523 -Safsee >. Februir. !>ifi blichen ocrichitdeoe bishcrio-n > / "> ."lilo, Rasfivi t«r erirn aber» i der Markt eine festere liSbksserimg :bot r uvcr 0 jtilo ge Auch in t ftiL und >cckui!g d«S zufrsge der äßlgrn Um- rlien durch- im Ganzen Utnißmlchig ystoll» und re»ch waren, henden nur che Geschäft nzunehmrn. auf spätere r Grschetxt tLglich früh 6»/, Uhr. KrSarttt» «G > Joharmi-gass« SS. Verantwortlicher Redacteur Gr. Hüttner in Reudnitz. Sprechstunde d. Redactiou D»r«itta,« »»» tt—>r Uhr «»chmitta-» »o» 4 » Utzr. e der für dte nSchfi- «uunner bestimmten an Wochentage« bis Nachmittag», an Sonn- and Festtagen früh bi« '/,S Utzr. ttUale str Z»srr,tt»a,»ah«r: Ott» Klemm. UuiversitLtSstr. 22. Lont« Lösche. Hainstr. 21. patt. TaaMM Anzeiger. Organ für Politik, Locaigeschichte, Handels- md GeschWvcrkehr. «Iiflov u ro«. Ltemcr»e»ttmri, viertelt. 4^, Mt, incl. Briugerlohn 5 Mt Jede einzelne Nummer so Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für rxtrabeilageu ohne PostbesSrdrrung 3« ML mit PostbefVrderung <5 ML ZuferM« 4aesp. BouraeoiSz. 20 Pf. Größere Schriften laut unsere» PrelSverzeichmß —Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Rrrtmue» ,»trr de» »rSactt »«strich di« Spaltzeile 40 Pf. Inserat« stad stet» an d. LeptE« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»«mmn«r»»üa oder durch Postvorschaß. M 4«. Dienstag den 9. Februar. 1875. — Bekanntmachung, dte Anlegung von Souterrain-Wohnungen betreffend. Da die Verordnung der Königlichen KreiSdirection zu Leipzig vom 27. December 1873, durch welche die bezüglich der Herstellung von Sonterrain-Wohuunge« maßgebenden Vorschriften der Verordnung des Königlichen Ministerium de» Innern vom 5. December 1873 bekannt gegeben worden, Seilen de« bauenden Publicum» fast gänzlich unbeachtet geblieben ist, so bringen wir diese Vorschriften und beziehentlich die Bestimmungen de- §. 18 der Baupolizeiordnuna für Städte vom 27. Februar 1869 hierdurch mil dem Bemerken in Erinnerung, daß Separatabdrücke jener Ver» ordnung auf unserem Baupolizeibureau (Rathhau» 1. Etage) von den Betheiligten in Empfang genommen werden können. Zugleich aber weisen wir darauf hin, daß bei Anlage von Souterrainwohnungen, wozu vorher baupolizeiliche Genehmigung einzuholen ist, die Vorschriften der vorgedachten Mrnisterial-Verordnung genau zu beachten sind, widrigenfalls die in tz. 367" de« Reichsstrafgesetzbuche« angedrohte Strafe von un« zur Anwendung gebracht und beziehentlich die Räumung der vorschriftswidrig hergestellten Souterrainwobnungen verfügt werden wird. Der Rath der Stadt Leipzig. Leipzig, den 4. Februar 1875. vr. Koch. Wllffch, Ref. Bekanntmachung. In der Alexander-, Colonnaden- und Dorotheenstraße sollen Schleußen NI. Elaste erbaut und diese Arbeiten «"schließlich der Materiallieferung an einen Unternehmer in Accord vergeben werden Diejenigen, welche diese Arbeiten zu übernehmen gedenken, werden hierdurch aufgefordert, die Kostenanschläge, Bedingungen und Zeichnungen im RathSbauamte einzusehen und ihre Offerten daselbst unter der Aufschrift: Schleuste« t« der Westvorstadt bis den 19. d. M. AbendS 5 Uhr unterschrieben und versiegelt abzugeben. Den 2V. Februar Vormittag» 10 Uhr sollen diese Offerten an Rathsstelle geöffnet werden und steht e» den Submittenten frei, bei der Eröffnung zugegen zu sein. Leipzig, den 4. Februar 1875. Des Raths Bandeputatto«. Bekanntmachung. Die Mitglieder de» Rathe» und die Stadtverordneten werden zu einer Mittwoch de« 1V. dieses Monats Abe«dS v Uhr im Saale der ersten Bürgerschule abzuhaltenden gemeinschaftlichen öffentlichen Sitzung eingeladen. Gegenstände der Tagesordnung sind: 1) Wahl de« von dem Stadtbezirke Leipzig in den Krei-auSschuß zu entsendenden Ab geordneten. 2) Wahl von je 3 Mitgliedern und je 3 Stellvertretern für die 3 Vormusterungsbezirke de» hiesigen Aushebungsbezirkes für den Pferdebedarf der Armee auf 6 Jahre vom 1. April 1875 ab auS den sachverständigen Grundbesitzern der Stadt Leipzig. 3) Wahl von 3 Taxatoren für letzteren Aushebung«bezirk und von 3 Stellvertretern der selben auf 3 Jahre. 4) Wahl von 4 bürgerlichen Mitgliedern der verstärkten Ersatz-Commission für den Aushebungsbezirk Leipzig und von 4 Stellvertretern derselben aus 3 Jahre auS den BezirkSeingesestenen. Nach Erledigung dieser Tagesordnung findet eine gemeinschaftliche nichtöffentliche Sitzung statt. Leipzig, am 6. Februar 1875. vr. Koch. G. Mechler. ' Auction. Mittwoch de« 1v. Aebraar 1878 sollen von Vormittags 9 Uhr an im D«rga«er Forstreviere auf dem Kahlschlage in Abth. 3l » hinter dem neuen Schützenhausc 108 Abraa«ha»fen und 18 Laughnufe« unter den im Termine an Ort und Stelle angeschlagenen Bedingungen an den Meistbietenden ver kauft werden. Z«sa«»ee«k««ft auf dem Sahlschlage hinter dem neuen Scbiitzenhause. Leipzig, am 29. Januar 1875. DeS Rath» Aorstdeputatto«. Adresse der Universität Leipzig zum Mjährigen Jubiläum der Hochschule Leyden. Leizyig, 9. Februar. Gestern überreichten die Depulirten Leipzig« zum Leydener Universität». Säcularjubiläum, die Professoren KahniS und Bruhn», im Namen der alma matsr vipsiousw «ne BeglückwünscbungSadreffe ob der vor 300 Jahren, gleich nach der glücklich kiberstaudenev Belagerung durch die Spanier, seitens Wilhelm» von Oranien unsterblichen Andenken» bewirkten Gründung derjenigen Hochschule, guas eis tewporibvs quidus metuenckam erat ne liberalia rerum ckivivarum dumauarum(;ue stackia renaseentium lit'erarnm »aeoulo sxoitat» cliscoräi» cks Läs edristiava inter domines orta vpprimersutar atgue extivguersutar propu- goaeulum et pravsickium stuäiorum lidsrtatis exstitit et cke ivgeniorum eultur» augsväa äsgue twinamtate promovencka ünmor- tatttor merit» vst » er lria »atem saeea'a tanta in omni xsoere ckoetrioas praeslantissimorum praeeeptorum eopia excelluit ut in litts- rarum universitatidus quibus Luro- paearvm nationum iu litteris prlu- oipatus nititar ipsa insiguem loenm odtiouerit docklegas odtlnvat. Abends vorher, Sonntag, fand auf dem Rath hause durch den Magistrat zu Leyden die Be- grüßung der Deputaten statt. Zu den Curatoren der Universität gehört nämlich auch stets der Bürger meister der Stadt. vr. Whistling. > 5. Februar. " ist heute 'ommrn. e Barkscbiss ln tzchifl- iatrosen vou ine von d«a » die übrige vermißt. Die Antigone-Aufführungen der Uicolaischule. L« 5. und 6. dieses Mouat» fanden Abend» in der geräumigen und geschmackvollen Anla der Nieolaifchule Anfführnnae« der Antigone des Sophokle» in griechischer Sprach« statt, welche ein zahlreiche» geladene» Publicum auzogen und fesselten. Schüler der höhere« Elaffeu der An stalt waren die Mitwirkenven, welche theil» die Rollen der griechischen Protagonisten. Deutera gonisten u. st f. spielten, theil» die Etzorgesänge an<führten. Eine solche Gchulausführuna der Antigone hat unsere» Wißen» seit längerer Zeit nicht in Leipzig stattgesuaden und machte gestern durch da» sorg- sältige Einstudiren, indem die längsten Reden ohne Stockung und mil dem richtigen Eolorit gesprochen wurde», durch die angemessene Einrichtung der Bühne und der Eostüme, durch den Thotzgesang, welcher die Inspirationen der MendelSsohu'schen Tonmuse zu voller Geltung brachte, einen Ein druck. dem sich euch Diejenigen mcht entziehen konnten, welche dem melodischen Wortlaut de» griechischen Texte» nicht mit Berständuiß z> solge« vermochten. Bon den Tragödien de» Sophokles bleibt An. tigone diejenige, welche auch ein andere» Publi cum ohne Eommentar am meisten spannen »nd erschüttern wird. Hier handelt e» sich nicht um da« antike Fatum der Oedipv«sabel, eine tragische Schuld, die un» immer fremdartig gemahnen wird, weil sie durch geheimnißvolle Verstrickurgen, nich durch die freie Tbat de» Menschen veranlaßt wird; hier liegt da» Tragische in einer Lollision der Pflichten, die fleh mit gleicher Berechtigung gegen- übertreten. Der Herrsche,Wille de» Kreon, der dem patriotischen Sinn seiner Bürger durch Schändung de« Landesfeindes gerecht zu werden ucht, und die liebevolle Aufopferung der Schwester, welche, der Pietät und dem göttlichen Gesetz ge horsam, gegen da» Gebot der Staatsgewalt verstößt: daS ist eine Collision von tiesmensch- licher Bedeutung, die sich in allen Zeiten wiederholt, mag immerhin die äußere Handlung, in die sie eingekleidet ist, daS Versagen deS Be- iräbniffeS, unseren Sitten fremdartig erscheinen. Wie Die- bei solchen Tragödien de» sittlichen Eoo« lictS, vielleicht der höchsten Form der Tragik, der fall ist, kehrt sich die schneidende Schärfe de» ragischen Gesetzes gegen den Herrscher wie gegen ein Opfer und Beiden wenden wir unfern An- theil zu. Die hoheit-volle Muse de« Sophokles, welche besonder» den Ausdruck elegischer Trauer mit unnachahmlichem Reiz zu bekleiden weiß, aber auch dem muthigen Entschluß und dem Anlauf zu heldenmüthiger Thal eine graziöse Weihe giebt und die stau- und schwungvollen Chorgesänae mit dem Adel marmorner Schönheit au-stattet, ohne ihnen das mächtig Ergreifende zu nehmen, wird zu keiner Zeit verfehlen, die Bewunderung der Hörer für diesen ersten tragischen Genius de» AlterthumS wachzurufen. Dem Versuch de» König- Friedrich Wilhelm IV. und seines dramaturgischen Großmeister« Ludwig Deck, daS Trauerspiel für die Bühne der Gegenwart zu gewinnen, verdanken wir die MendelSsohn'sche Musik, deren seelenvoller Adel so viel Gemeinsame- mit dem harmonischen Charakter de« dichterischen Genius hat, dessen finnschwere Gedanken und Empfindungen sie mit dem Zauber der Töne auSstattete. Die Hauptdarsteller der Antigone wußten nicht blo« den Wortlaut ihrer Rollen wiederzu- geben, eine so schwierige Belastung de- Gedächt- niffe» in dem Einprägeu dieser griechischen Trime ter liegt, sie gaben ihnen meisten» auch die aeeig nete charakteristische Färbung, welche durch die entsprechende MaSke unterstützt wurde. So hatte der Teiresia- (Herr Paul Ewald) in Ton und Haltung ganz da» würdig Feierliche und dumpf Veheimnißvolle, welche» die Rolle de» Wahrsager- verlangt. Kreon (Herr Alfred Müller), nach den Begriffen der heutigen TheaterprariS die ge- wichtigste Rslle de- Stucke-, welche em imponi- rende» Bolnwen vou Trimetern umfaßt, war bestimmt, heroisch, ausbrausend; der Antigone (Herr Alfred Meyer) gelang besonder» der elegische Vortrag der herrlichen Absch»ed»rede, mit der sie vom Leben scheidet; Haimon (Herr Han- Eckelmau») hatte etwa- jugendlich Feurige-: trefflich sprachen anch SHmue (Herr Adolf Berger) und EuWhL.WWkr OScar Wi- lisch) ihre vtrfe, . verdiene» der Wächter und dte Boten (Herren Alfred Theile, Emil Gntjahr und Heinrich Mattha) Lob, da ihre Ausgabe mit zu den schwierigsten gehört und der mehr epische Vortrag die wirksamen Hülf-mitttl de- Patho» ver schmähen muß. Der Chorführer (H»xr Robert Johannes) ÜNkäch mit Würde «sV Nachdruck und die thebankschen Greise, die »uw Theil eia recht ehrwürdige- Ansehen hatten, fange«, unter stützt von dem Llavierspiel de- Ha«» Prof Spitta und unter Leitung de- Herrn Gesang lehrer» Hoepner, welche Herren jedenfalls sich um da» Einstudiren dieser sckwrcrae» Gösänge ein besondere» Verdienst erworben Haben, über dies durch unsichtbare Stimme von führender und verstärkender Bedeutung, die Eboraesänge, in denen sich die sinnige Muse Mendelssohn» nn dauernde» Denkmal gesetzt hat, mit Eorrectheit, Schwung und charakteristischem Vortrag. Die Bühneneinrlchtung entsprach dem hellenischen Theater, soweit e« die Verhältnisse gestatteten. Sämmtlichen Mitwirkenden wurde ein lebhafter Hervorruf am Schluß zu Theil, und in der That verdient die Wiedereinführung der griechischen Schultragödie nicht bloS als glänzende« pädago gische« HülfSmittel, welche« mehr als alle Com- mentare daS Berständniß deS großen Tragiker- er läutert, sondern auch an und für sich vom Stand- puncte de» gebildeten Publicum«, volle Anerken nung, welche wir hiermit im Namen de» letzteren dem Rector der Nicolaiscdule, Herrn ßProf. Lip» siuS und allen bei der Regie betheiligten Herren für die gelungene Aufführung aussprechen. Rudolf Gottschall. Carneval 1375. Torso. * Leipzig, 8. Februar. Zum ersten Mal feiert Leipzig seinen Carneval unter der Ungunst der Witterung. Das sprüchwörtliche Leipziger Wetter- alück hat diesmal dem närrischen Volksfest den Rücken zugewendet und seit gestern Nachmittag sendet unaufhörlich der griesgrämig dreinschauendc Schneehimmel seinen in diesem Falle gewiß sehr zweifelhaften Segen herab. Alle Widersacher de« Carnevals — und ihrer sind ja bekanntlich nicht wenige — werden au» diesem etwas störenden Wetter-Zwischenfall aufs Neue Veranlassung ent nehmen, mit schadenfroher Miene darauf aufmerk sam zu machen, daß der Carneval nicht für unsere „nordische Gegend" sich eigne, sorwern dem schönen Land, wo die Pomeranzen blühen, al» berechtigte Volksbelustigung zu überlassen sei. Nun wir denken, Leipzig und seine närrischen Elemente werden in sich Kraft und Humor genug besitzen, um auch einmal da» Ungemach de» Wetter« zu ertragen, und was in Köln, in Mainz und am schönen Rhein überhaupt schon oft dagewesen, wird auch in unserer Stadt möglich sein müssen. Der Earueval wird unter solchen Umständen, wie sich Da« bereit» gestern gezeigt, sich nur etwa- von der Straße in die öffentlichen Locale zurück zieh«». Der Corso nahm gestern officiell um 3 Uhr Nachmittag» seinen Anfang. Um diese Stunde «achte der Himmel «och em Halbweg» gnädige» Gesicht, und so entwickelte sich denn sehr rasch ein ungemein velebte» und närrisches Treiben auf dem ganzen weiten Gebiet d« Corsostadt und ihrer Nachbarschaft. Der Wagenkorso ließ au Betheiligung unserer gesannnten Bevölkerung», kreise Nicht» zu wünschen übcha, und wer seinen Aufzug nicht m stolzer Earroffe hielt, Der hatte sich mit dem etwa» bcffcheideneren Droschkengesährt begnügt. Der Wage« waren so viele, daß sie um den ganzen Prome«adenring herum Schritt r Schritt fahren mußten. Diese» langsame empo kam de« Verkehr zwischen den Insassen der Wagen, die zum größten Theil dem schönen Geschlecht anaehvrten, und den Fußgängern sehr zu statten. Allerhand närrische Aufmerksamkeiten und Neckereien wurden fortwährend ausgetanscht, Blumensträußchen flogen hin und her, dazwischen auch manchmal ein festere» Geschoß in Gestalt einer mit Süßigkeiten angesüllten Düte, »pd roße Heiterkeit erregte insbesondere auch die sehr lark im Gebrauch befindliche Scheere, mit welcher ein närrischer Spaßvogel dem Andere« meuchlings die Narrenkappen vom Haupte emporhob. Die Ordnung deS Wagenkorso wurde durch die vor züglich berittenen KeldgenSdarmen de» Landsturm» aus» Beste aufrecht erhalten. L k' Die große Menge der Festtheilnehmer gab sich trotz des inzwischen eingetretenen Schnee falle» mit großer Lebendigkeit dem närrischen Treiben hin, und die weite Strecke der südlichen Promenade war von fröhlichen Menschen erfüllt, die sich ihr Vergnügen durch Nicht« stören ließen. Die Ratzen waren zwar nicht in solcher Masse wie früher, aber doch immer recht reichlich vertreten und wir constatiren mit Vergnügen, daß nach unseren Wahrnehmungen der allergrößt» Thail de- Publicum» sich in der Anwendung de» «är- rischen Instrumentes da« uüthiae Maß von Zurück haltung auferlegte. Auch sonst war die Haltung deS Publicum- eine anständige, womit allerdings nicht in Abrede gestellt werden soll, daß hier und da sicb Einzelne nicht dem Charakter de- harmlvsen Volksfestes gemäß verhielten. Von den großen baulichen Unternehmungen war eS namentlich der Narren - Bazar vor dem Hotel de Pruste, welcher starke Anziehungskraft aus da« närrische Volk äußerte. Dieser in seiner Art ganz eigene Bau erwie« sich al« eine sehr glückliche Idee, die mit dazu beigetragen haben wird, da« Vorurtheil, welches sich einigermaßen gegen die Sehens würdigkeiten de« Corso in den letzten Jahren ge bildet hatte, zu beseitigen. Da- Innere deS Narren-Bazar ist durchaus elegant, selbst für ein anspruchsvolle« Auge imponirend und den An forderungen einer poesievollen Narretei entsprechend gehalten. Vor Allem fand da- Wiener Cafs, in dem gleich seinem Gegenüber, dem Hosbräuhau«, junge anmuthige Damen im Rococo Eostüm fleißig und flink bedienten, den wohlverdienten Zuspruch. DaS von einer Militaircapelle geleistete Concerl war in jeder Beziehung zufriedenstellend. Da- Terrain nächst dem Narren-Bazar wird von der aufgebotenen mobilen Truppenmacht de- Narrenreich-, dem Landsturm, beherrscht, in »effen Kaserne sich ein anziehende- kriegerifches Leben entfaltet hat, nur mit dem einzigen Unter schiede, daß die auS den Arsenalen herbergeschleppte Munition von schmucken Marketenderinnen iu gläserne Pistolen gefüllt und mit einem freund lichen „Wohl bekomm'-!" verabreicht wird. Das Lild erhält weiteren Reiz durch die unaufhörlich ab- und zugeheudeu Eouriere, Ordonnanzen und Adjutanten, durch, die ans dem Menschengewühl aufgegriffenen um eingebrachten Arrestant«», die cu der Regel nach einem summarischen kriegs gerichtlichen Verfahren zu emem Beitrag znr Kriegscaste verurtheclt und dann mit Verwarnung vor Rückfall entlasten werden. Die ganze milc- tairisch« Gruppe, unter der Leitung geübter Führer stehend, ist wohl organistrt, vollständig ausgerüstet, au» disciplinirt und macht den aller- vortheilhaftesten Eindruck. Nachdem wir der Gosenstabe die verdiente Be achtung gewidmet und un« mit einem Labetrunk znr Weiterreise durch den Corso gerüstet, führte un» der Weg zunächst nach dem Hoftheater de» Prinzen Carneval. ErrMt schon der Knnstbau die Aufmerksamkeit aller Vorüber gehenden »nd Davorstehenden, so bietet sich im Inneren selbst eine vollständige Ueberraschung dar. In mustergültiger Weise geht hier der Re- giffeur mit dem Zettelträger, der vortrag-meister mit dem Vorhangzieher, da» Orchester mit dem fliegenden Büffet Hand in Hand, so daß selbst verständlich Alle» klappen muß. Und was die ae- botenen Kunstgenüsse selbst anlangt, so verweisen wir auf den einer jeden Borstellung folgenden anhaltenden Beifall de» hochbesriedtgten Publicnm». Die Leistungen der Künstler, denn .mit solchen haben wir es hier wahrhaftig zu thun, zeigen von
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