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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187006137
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18700613
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18700613
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-06
- Tag1870-06-13
- Monat1870-06
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.06.1870
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Anzeiger Amtsblatt des Kömgi, BezirkSgenchtS und des NatbS der Stadt MM 164. Montag den 13. Juni. 187«. Bekanntmachung, die Errichtung von LuchverkanfSständen auf dem Neukirchhof betreffend. Es wird beabsichtigt, den Neukirchhof für die Zukunft mit TuchverkaufSstLnden zu besetzen unv sind die Risse der aufzuftellenden hierfür bestimmten Buden auf dem Rathhause im Rathsbauamt, so wie im G-schäftslocal des Herrn A. Ruschpler, Neu kirchhof Nr. 13, I., auSgelegt und können daselbst etwaige, die Einrichtung der Stände betreffende Wünsche mitgecheüt werden. Leipzig, den 4. Juni 1870.. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. E. Stephani. Schlerßner. " Bekanntmachung. Die Herstellung deS Pflasters in und an der hiesigen Gasanstalt, darunter ungefähr 3374 lH Ellen neues Pflaster, soll an den Mindcstforvernden, jedoch vorbehaltlich der Auswahl unter den Submittenten, vergeben werden. Offerten werden b:S Freitag den 17. d. M. Abends v Uhr K dem Bureau der Gasanstalt entgegengenommen, woselbst auch die Bedingungen einzusehen sind. Leipzig, den 10. Juni 1870. DeS Raths Deputation zur Gasanstalt. Allgemeine deutsche Lehrerversammlung. Am 9. Juni Vormittags begann die zweite Hauptversammlung, i'chrer Trie scher ouS Trebilsch in Mähren hatte Uber Religion lud Wissenschaft folgende Thesen aufgestellt: 1) Der Religionsunterricht hat Gemüths- und Herzens bildung zum Zw ck; zwischen Religion und Glauben ist streng zu unterscheiden.- 2) Religion steht mit freier Forschung und Wissenschaft nicht rm Widerspruch. Die Pädagogik muß eS entschieden betonen, daß sie jede Verketzerung der Wissenschaft, jedes gegen den modernen freien Staat geschleuderte Anathem als eine Gefährdung der Religion betrachtet und hat dagegen energisch zu protestiren. 3) Bibel und biblische Geschichte bilden den eigentlichen religiösen Unterrichtsstoff. In der Regel hat der Lehrer der übrigen Fächer auch den Religionsunterricht zu mheilen. Unterricht ist an und für sich Gottesdienst, ein reli giöser Act, und die Frage der Confessionslosigkeit der Schule findet hierin ihre Erledigung. 4) Eine Commission au-Theo logen und Lehrern möge e n religiöses Handbuch für den Lehrer besorgen, daß daS harmonische Verhältniß zwischen Religion und Wissenschaft zur Aufgabe hat. Superintendent Schulze ouS Ohrdruf setzt vorerst auS rmnder, wie er sich auf dem freiesten christlichen Staudpuncte befinde, den er seit 40 Jahren ftstgehalten habe. Zur Vermei dung von Mißverständnissen sei zu bemerken, daß ein confessionS- losn Religionsunterricht sich frei im Geiste der Bibel bewege, bei vrlchrm Unterrichte der Lehrer nicht an den Katechismus gebunden sei. Der religionslose Unterricht habe sich als von großem Nach theile herausgestellt, er verweise hierbei auf die Niederlande, wo die Reichen ihren Kindern Religionsunterricht ertheilen lassen, die Unbemittelten dagegen nicht, weswegen sich bereit- 130 religiöse Leieine gebildet haben, um diesem Mangel durch religiöse Unter- richtSrrtheilvng abzuhelftn. Unterricht in der Sittenlehre ist ohne Glauben nicht denkbar. Bei kleinen Kindern reiche die Autorität der Eltern auS; bei Erwachsenen müsse die Autorität GotteS an de Stelle kommen, der durch das Gewissen spreche. Der Schule den Religionsunterricht entziehen, hieße ihr die Seele nehmen; der ganze Mensch solle erzogen werden, vr. DitteS, Direktor des Wiener Pädagogium-: Die -eologie sei mit der Pädagogik unvereinbar. Es fei eine Illu- sm, zwischen Kirche und Schule den Ausgleich herbeizuführen. Einzelne freisinnige Theologen, die sowohl bei den Katholiken al- Protestanten als Ketzer gelten, seien als Ausnahmen »u betrachten. Dir herrschenden theologischen Systeme beruhen auf Sätzen, die richr erfahrung-mäßig sind und nicht wissenschaftlich erwiesen wer- dr» Luven, z. B. auf denen von der Rechtfertigung, Ossen- bnuug, Inspiration, Trinität, Engeln und Teufeln. Er habe A,iS daaegcn, daß Jeder in seinem Gewissen die Harmonie nach Mr Weise herzusteüen versuche, dagegen müsse er sich sehr da- Stgn» verwahren, daß solche Sacken unS aufgedrungen werden solle». Vom Standpnucte der Theologen betrachtet, muß der ganze Unterricht vom Worte GotteS „durchsauert" werden. Wenn )ie Theologen in der Schule zurückgedrängt weroen, so betrachten ie dies als vorübergehend. Dlsclplin unv Methode gestalte sich beim theologischen und pävagogischen Standpuncte wesentlich anders. In Bezug auf Methode ist bei dem theologischen Standpuncte die inouctive Entwickelung, die Anschauung,, die Selbstthätigkeit, Harmonie unmögl.ch, denn die theologischen Satzungen können nicht begriffen werden, da sie ja über alle Vernunft hinausgehen. Em Ausgleich sei demnach zu jetziger Zeit unmöglich. Eine geistliche Mitwirkung denn Reli gionsunterrichte sei gänzlich auszuschließen. Es muß ferner den Atern frei stehen, die Kinder vom Religionsunterrichte zurück- zubehalten. Wenn dies gegenwärtig nicht ourck'ühcbar sein sollte, so müsse der Religionsunterricht gänzlich ausgeschlossen sein Wie eS jetzt ist, wo überall Unfriede herrscht, könne eS nicht bleiben; allerwärtS habe der Unglaube festen Fuß gefaßt; der Lehrcrstand könne nicht daran schulo sein, da die Klrcke das ganze BildungS- wesen an sich gezogen hätte. Ein zweiter Factor auf dem Ge biete dieser trostlosen Zustände sei der Staat, der immer der Polizeiagent und Zutrelber der K^rcke gewefln sei. Das Ver- hältnitz habe noch nicht aufgehört. Der geistliche Einfluß wende sich an den Minister oder noch höher hinauf. Er wisse aus eigener Erfahrung, daß es nicht nur in katholischen Ländern, sondern auch da geschehe, wo man sich schr viel auf seine Frel- sinniakeit zu Gute thut. Das Unterrichlswcsen müsse eben bis zur Spitze hinauf von der Kirche getrennt werden. Nach einem kurzen Schlußworte deS ersten Referenten Triescher genehmigte die Versammlung folgende Resolutionen: 1) Der Religionsunterricht ist nach seiner Organisation und Ausführung vollständig dem Lehrerftande zu überlassen, (vr. DitteS.) — 2) Allen Eltern steht es frei, ihre Kinder an diesem Unterrichte Theil nehmen zu lassen oder von demselben zurückzuhalten, (vr. Dtttts) — 3) So lange düse Grundsätze nicht ausführbar sind, erscheint die vollkommene Ausschließung des Religionsunterrichte« aus d.r Schule als das richtigste Verhältniß. (vr. DitteS) — 4) Der Religionsunterricht wird nach einem für die Hand der Lehrer bestimmten Lehrbucke er- theilt. (vr. DitteS.) Bei Auswahl des Stoffes und bei Be handlung dieses Lehrgegenstandes sind wie bet jedem andern die Grundsätze der Pädagogik maßgebend. Am Schlüsse wurde bekannt gemacht, daß die unter 4 ein-- geganyenen Arbeiten als beste befundene Abhandlung: Warum sind die Seminare in die größeren Städte zu verlegen? mit dem Motto: „Der Mensch erkennt sich nur im Menschen" den Be- zirkSschullehrer Wunderlich zu Dresden zum Verfasser habe. Der Ausschuß wurde verstärkt durch BobieS, vr. DitteS aus Wien und Heinrich aus Prag. Unter den für die im nächsten Jahre abzuhaltende Versammlung vorgeschlagenen Städten wird wahrscheinlich München gewählt werden.
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