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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.05.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187505255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18750525
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18750525
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-05
- Tag1875-05-25
- Monat1875-05
- Jahr1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.05.1875
- Autor
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ch Saids« tat. Einige e; Tram» inockiiMqt. und 59 0. ; 870» til. Sechsttcv ,s Bei sott- der Lager- lich lebd-ift nd Lripz: ,rr ene Oressa- c Frankreich r siebenziger :reu So,len isterrelchlscht ren die Lu te und sind Lbaler über- - H.-sttg.i Ur 005 «. Umsatz von schöner zu und 225 P u. Umsatz 700 Ball». 102 Frcs., >ti GvnawcS Pernamb. <1. Wechsel- artt-Bericht heute leb- > die Preise , Es ist in Markte, s» n, was sie izu bei, dir finden des. ihre Preise; , sowohl io rch vernach. ie Nachfrage öher guotirt ad votanies ind erzielen Äarnmarkt welche bisher a zweifachen ontracte be» haben viele : unter den >en nur ein- chast in ein- sigt und die wie die der :s soll auch offmarkte ist liebt wmige igt find, und ig niedrig« >rn«, so ar. ril'gem Bor- Mai. Roh» ief sehr still«. auf circa iachlaffe von assinirtek ruhigem Ge« r. gemahlene ) effectir ber 98 Proc. :r 08 Proc. m 97 Proc. 0-35.50^1, , Rohzucker, do. bellgelb- el 92 Proc. >c. 27.su dis : Raffinade, >o. 45.00 bis «. do. mittel >^l, gemahl. v. 42.25 »is 0—41.75 F, saß 31.00 bis beschaff ruht« ise als nomi> . In Bcodm schwach und l Bude und . Die abge- sloS, indem Angebot gr- orr Berkiinser innen waren, mvrrändertea rnden Bedarf akelrüben. 4.4» ^1 pr. :nu«. L«o- >e Zaß 53,5 Zul, 54.5 ^1, aber 58,8 F bmd« » 4 . Loco 52 F. atz 84 Faß men, 47 Ser. «mdar» «HM oll». Sehr . —. — Ge- !. — Speck. roducten« der Woche bäft hat stch ewegt. Der unveränderte etwa- best« e in Wttzr» ngebot, und schästS, oh« eboten, zeigte verkehrte bet ffzru, nach c 211 ^1 - 0 Kilo nett» n 1000 KS» nach Qaal- Srscheiul täglich ftüh 6l/, Uhr. Nrdaction nutz Lkprdillon Iohannisgasse 33. Perantwortlicker Redacteur Kr. Hüttner in Reudrntz. Eprechstlind« d. Redaction «timillaz» von N—ll Uhr Rachmillagt von 4 —L Ulie. «nnakimr der für die «sichst- iolarude Rümmer beffimutten Zoseraie an Woch.nliistcn l-is zUhr RachmiNm-s. ait Sonu- m-Frstlagrn sc uh bis Uhr. Filiale für Znseratcnannahmr: Ltto Klemm. ilniversitätsstr. 22, e»uis Lösche. Hainstr. 21. part. KiWM TaMall Anzeiger. LW» für Politik, Lvcalgkschichtc, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage 13.2VV. .zhonnemenlsiirej; Viertels. 4V,Mk. iucl. Vringerlohn 5 Mn Jede einzelne 'Nummer 30 Ps. Belegexemplar 10 Bf. Gebiidreu für Extrabeilageit ohne Postbefvrderuiig 30 Mk. mit Postbesörderimg 45 Mk. Iiisrratc Igesp.Bonrgeoisz. 20Pf. Größere Schriften laut unserenr Prel-rverzeietmiß — Tabellarischer Satz uaä> höherem Tarif. Ucclamc« unter dein tlednetloiisstlich die Epaltzeil« 40 Pf. Inserate sind stets au d. Srpcditton zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung i»l»o»uwora»ck» oder durch Postvorschuß. M 145. Dienstag den 25. Mai. 1875. Gewerbelammcr zn Leipzig. Künftigen DieuStag den 1. Jnnt »87S -rachwittogS « Uhr findet eine öffentliche Sitzung der Ge wer bekam m er im Saale der ersten Bürgerschule hier statt. Tagesordnung: 1) Bortrag der Regifirande. 2) AuSschußbericht „die vom ReichSkanzlcramte gestellten gewerblichen Fragen betreffend". 8) Referat Über den Reichert'schen Antrag ..die Zehnerrechnung betreffend " Leipzig, den 24 Mai 1875. Die Gewerbekaneneer daselbst. W. Häckel, Vors. Adv. Ludwig, Secret. Bekanntmachung, die GehaltS» «nd Lohn»Nachweisnngeu^ür^die Zwecke der Ginko«««»»Wiener Nach § 35 de- Einkommensteuer-Gesetzes vom 22. December 1874 ist Zeder, welcher bei« Betriebe seine- Gewerbe- oder bei Ausübung seine- Berus- andere Versone« (HandlungS- «vd GewerbSgebülfen, Fabrikarbeiter, Schreiber rc.) dauernd gegen Gehalt oder Lohn beschäftigt, «'pflichtet, der Gemeindebehörde auf einem ihm zu diesem Zwecke zu behärdigenden Formulare in der da raus bezeichneten Frist eine NacHwetsnvg der von ihm jeweilig Beschäftigten und de- von ihm her- rührenden Einkommen- derselben zu überreichen, eine Pflicht, die namentlich auch den Actiengesell- sö asten, Cvmwanditgesellschaften auf Actien, Erwerbs- uns Wirthschaft-genoffenschaften und Berg- gewerlschasten bezüglich der von ihnen angestellten oder gegen Lohn beschäftigten Personen obliegt. Wern nun von den zu diesem Zwecke au-gctragenen Formularen, der in unserer Bckannt- mcchnng vom 8 d. M. schon enthaltenen Erinnerung ungeachtet, noch immer nicht alle auSgesüllt überreicht worden sind, so bringen wir diese Verpflichtung hierdurch nochmal- mit dem Bemerken in Ermnerung, daß Diejenigen, welche die Einreichung nunmehr nicht längsten- bi- zum 27. dieses Monats bei unsrem statistischen Bureau (Georgenhalle) bewirken, abgesehen von der sie nach dem Gesetze eventuell treffenden Haftung für dadurch dem Staate entzogene Steuerbeträge, von uns mit einer rach Befinden b>S zu 5V ansteigenden Geltstrafe werden belegt werden. Für den Fall aber, daß solche Arbeitgeber, welche andere Personen dauernd gegen Gehalt oder Lohn beschäftigen, wegen Unvollständigkeit der betreffenden HauSlisten oder au- sonst einem Grunde Formulare zu obigem Zwecke noch nicht erhalten haben sollten, fordern wir dieselben hierdurch auf, dcruleichen Formulare in unsrem statistischen Bureau zu entnehmen und binnen acht Tagen auS- geskllt wieder zurückzugeben. Leipzig, den 20. Mai 1875. Der Blath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. G. Mechler. Gin ^-schreiben Nonge's an Ketteler. Der Bischof von Mainz, Freiherr v. Ketteler wird in Kurzem sein fünfundzwanzigjährige- BisckosS-Jubiläum feiern, und die rheinischen Ul tramontanen schicken sich bereit- an, für diese« Fest in der Bevölkerung Sympathien zu erwecken. Diesen Anlaß bevützt Johanne- Ron ge, der alte Freigemeindler. um Herrn v. Ketteler in einem offenen Sendschreiben seine Sünden vor zuhalten. Wir entnehmen demselben einige be sonder- charakteristische Stellen. Nach einer schwungvollen Einleitung und nachdem er die Ver folgungen ausgezählt hat, welche er persönlich von Ketteler erlitten, sormulirt er seine Anklagen gegen den Letzteren wie folgt: Sie sind erstens überwiesen, daß Sie in Ihrer Eigen schaft oltz Bischof da» Handbuch der Moral-Theologie ld«S Jrsuücu Gmy^ nm seinen allbekannten Diebs- und Unzuchcrlehren in das Mainzer Priesterseminar eingcführt, vm die gcsammte katholische Geistlichkeit jesuitisch zu dnssicrn, L. b. moralisch zu verpesten, mit der Absicht, dvrch dtcsr die sittliche Kraft der deutsch« Nation zu »rrgiftcn und sie dann als Rebellin gegen SyvabuS uvd UnfehlbarkrttS Dogma nach Canossa zu bringen und st: zur Sünder,bcttlerin zu machen Sir sind zweiten- überwiesen, daß Sie stet- da- Gegenlbcil von Dem grthan und noch thun, waS der Berus riueS christlichen Bischofs fordert. Sie haben durch die 25 Jahre Ihre- Wirken- den tiefsten Seelen- doß der Katholiken gegen ihr« »ichttatholischen Mitbürger rwd Perachtuvg derselben gelehrt. Sie waren in Rrm gegen das Unsihlba,keil--Dogma, und m Deutschland »,«leugneten Sir Jbr Gew,firn und lehrten eS al- Euu gebung des Geistes! Sie errrgteu Zwiespalt in ge m'sckvn Ehen, hetzten Frauen gcgen ihre liberalen Ehe »änrcr und katholische Arbeiter gegen nichtkatholische Arbritg.ber. Sie schädigten Ackerbau, Erwerb und den »Igcmnnen Wohlstand durch ein systematisch betriebene- Bettrlsvstem für den Papst und die todte Hand, und sv'drrtcn m dm letzten Jahren in Ihren Htrtenbrirsrn »um Ungehorsam gegen Staat-- und Retchsgesetz« auf. Und drittens find Sie überwiesen, wofür »ameutlich Ihr Htttevbrief bei Gelegenheit ber Rationalfeier zum 2. Srptcmber Beleg ist, de» feindlicher» Nachbarn iu- direct Ihre Buode-genossmschaft «mgetragru und das drvtscke Heer herabgesetzt zu habm durch die Beschul- digung, als habe es für Deutschland Nicht- grthan, viclmedr deu Zwiespalt erweitert im deutschen Volke. Schließlich erhebt sich Rouge zu nachstehender geharnischten Apostrophe: Und nvn. Bischof von Mainz, nachdem die» Uriheil, das schon sänge in Millionen deutscher Männer leben dig ist, cm öffentlich verkündetes ist, geben Sie und kenn, Sie Ihr Jubiläum! Sw werden keinen Aus- stark im Innern de- Reiches zu Gauge bringen, noch werden unsere feindlichen Nachbarn auf Ihre Bunde-- grrcffrnschast rechnen, nachdem sie erfahren, daß Sir wcralisch geächtet und äußerlich ohnmächtig find sammt Ibrcn Celltgrn! Wol aber werden S'« m Kürz« er fahren. daß der nationale Geiü von jetzt ab üch unmer wichtiger erhebt über di« ausschließendrn coufesfiontllen Schranken, daß die Mitglieder aller religiösen Gemein- schaffen oder Kirchen, getragen und erfüllt von der Lvbcn Idee unserer sittlichen Eulturaufgabe, sich di« Hand reich« zur Erfüllung der sittlich-national« Pflichte», um sich bei verschwdmhrtt de- Glaubens «d der religiösen Avschammaen zu einer freim deut sche» Ratiouallnch« «mporznnvgeo. De» streitbaren Bischöfe, der soeben im wiener „Vaterland" eine« Appell an den deutschen Kaiser ablagert, dessen Aufnahme ihm da- „Mainzer Journal" au- Furcht vor der Staatsanwalt chaft verweigerte, werden diese ehrlichen Worte Rouge'- nicht angenehm in die Ohren kl'ngr:- Ein Curiosmu. * Leipzig, 24. Mai. Al- besondere Beilage u der in Dresden erscheinenden „ReichSzeitung" >at ein Spaßvogel folgenden Lorschlag zu einer Novelle zum neuen Preßgesetz veröffent licht. Entwurf, um die Presse al» ein deutsches Gemeingut ein»m iedcn deutschen ReichStürgrr, Io wie Post. Eisen- bahn und Telegraphen gesetzlich zugängttch zu machen, und ferner auch dadurch jede Purte'prrff« zu beseitigen. 8 1. Ein jeder deutscher Reicksdürger ist berechtigt und jeder ZrilungSinhaber des deutschen Reich» ist ver pflichtet. gegen die vom Staate fest, «setzte JnsertionS gebühr einen jeden Artikel, welcher m't Nawensunter schrift versehen und von der OitsdrhVrde beglaubigt, innerhalb 8 Tagen in d,e von ihm .«wünschte Zcffuug auszvnehmtn. z. 2. Damit nun dcr ZeitungSmhaber da« aufzunrbmevdr Schriftstück nicht durch die Aus- rede, der Artikel sei strafbar, zurückweiscn kann, ist eS nothwevdig, daß vvn Settm der Behörden Levsur- burraup errichtet werden. ES soll damit erreicht werden daß irgend ein beliebiger Artikel »inrs deutschen Bürgers in jedes von ihm bezeichnet« Blatt gegen Bezablun; ausgenommen rrerdcn müsse. Bvrstebendcr Artikel is: nur für die widerspenstigen und alleinhrrrschrndrn Blatt inhaber nothwrndrg. 8- ><- Jedcr Berfaffer eines Ar-- titrt» ist verpstichtet. wenn er srinrn Artikel das Lensur- bureau pa ftren läßt, ihn in zwei gleichlautenden Exewplaren. wovon eins mit beglaubigter NamenS- vvtrrschrist versehkrr sem muß, nebst dem Inserat und Lensurgebübrr» einzurrichen Will er feinen Namen der Oifsentlichkeit übergeben, so muß er auch vaS zweit« Schriftstück mrt ftürem Namen unterschreiben. 8. 4. Sollte «m Z rtungSluhaber den Inhalt de« Schrift stücks durch Druckfehler oder Weglassung einzelner Worte oder Sätze zu «utstelle» suchen, so hat er argen gesetzlich« Straf« di« Verpflichtung, deu Artikel in einer jede« hinteiuaudrrsolgenden Ausgabe seine» Blattes so lauae rinzurilcke», bi« da- betrefftud« Druckstück mit dem Original stimmt. 8 ö. Der Lontrole wegen ist ein jeder Zeitung-iuhaber oerpfiichtet, eu> Exemplar seiner Zeitung, worin der von dem Lensurbureau übrrschickte Lrttkel ausgenommen wurde, unentgeltlich an da- betreffende Lensurbureau innerhalb 3 Tagen «iuzusenden. 8- «- Jeder Zeitrmg-inhabrr ist »er- pflichtet, da- Schriftstück, welcke- ihm vom Trnsur- burrau zugeschickt wird, mit denselben Typen abzu drucken. welche er in seinem Blatte im Allgemeinen verwendet. TS soll bannt erreicht werden, daß nicht durch zu kleine Schrift dcr Artikel unleserlich gemacht wird. Zuwiderbandlun en sind nach dem Gesetz straf- säll,g. Durch Borst, hei vrs soll nur errncbt werden, den, Volk« di« Wahrheit m jedem Blatte, so auch in dem Börsenblatt« mitzulhrilen. So lange die Regierung ein eigene» Organ besaß, hatte sie Gelegenheit, Lügen oder Unwahrheiten eines Parteiblattc» entgegenzutreteo, dce Regierungsblätter mußten abgrsckafst werden, weil da- Bestehen derselben den Partei blättern nicht länger gefallen hat. Mancher Leser wird Borgesagte« sür «ne Härte gegen die ZeituugSinhaber halten. Dem ist nach unserer Ansicht iodeß mcht so: t) Sir lebe« in «ine» konstitutionellen Staate, damit ist viel und Alle» gesagt, denn darin ist Stellung und Ligenthum, unter dem Titel Allgemein-Wohl, ketß rmttNttvLdur». 2) Stellen stch di« 8«tt»»§»t»Haber ans den Stand- panct Poe» «tiuLbeßtzu». welcher sein Han», Hof, Garten und Felder gegen Entschädigung, aber gegen seinen Willcir. einer Effenbahn Ärülidcr-Äeseüichast al.gcb-u woß, in der bekannten Rede: zum allge mcinkn Beste,i. wo die Gründer ibrcn Gründerloh'i, die Bauunternehmer und Lieseranttn ihren nicht zu »'nterschätzenden Gewinn in Sicherheit bringen »der qcbracht haben, so kann ich nach Fertigstellung dcr Bahn, sür die erhöhten Frachtsätze um die Zinsen sür daS obige Schwindler-Capital zu dicke», aller dings auch über mein früheres Eigenthum gegen Entrichtung des Fahrgeldes den Zug benutzen, indeß ohne speciclle Erlaubviß mein ftüberes Eiqrnthum nicht betreten; mau sagt, ohne Obiges kann sür daS AUg«m«iU-Wohl nicht Gutes geschaffen werde»; diese Ansicht wellen wir festhaUeu, die öffentliche Presse ist der Verkehrsweg des geistigen Eigeutbums und dar muß fahren können, wo es Gelegenheit findet, natürlich gegen Entschädigung; es können Schwarze und Weiße neben einander fahren, ohne sich gegenseitig zu belästigen. Möchten alle gutgesinnten Reichsbürger, welchen das Wohl des Reiches am Herzen liegt, Vorstehendes nach allen Richtungen, dafür und dawider, prüfe», ihre Au- icht der Oefserttlichkeit übergeben und erwägen, ob durch lare Darlegung der Sache rin Gesetz im obigen Sinne, beim Reichstag zu beantragen und zu erreichen ist. I. W. Leser, welche den Namen de- Verfasser- zu er fahren wünschen, werden eingeladcn, ihre Adresse unter den Buchstaben Vis. postlagernd Dresden niederzulegen; wir sind nach näherer Bekanntschaft mit dem curiosen Kauz nicht begierig. Neues Theater. Leipzig, 23. Mai. In Otto Ludwig- Trauerspiel: „Der Erbförster" spielte unser zcehrter Gast vr. Förster gestern die Titelrolle. Außer an dem Burgtheater in Wien, wo früher Anschütz und seit einer Reihe von Jahren Förster die Titelrolle darstellt, hat sich da- Drama nur an wenig Bühnen behauptet. Die markige Charakterzeichnung, v iele psychologisch tirse Gr ffe in» Menschenberz und erschütternde Momente sprechen auch in diesem Drama sür da- Tattnc de» Berfaffer«; aber die Borliebe für daS Ab sonderliche und Paradoxe, welche sich in der eigensinnigen Rechthaberei de- geistig beschränkten, nur mit dem Herzen, nicht mit dem Kopfe denkenden Helden auSprägt, zeigt sich auch in dem Aufbau de- Stücke-. da- nur durch eine gräulichere ZusallSwirtbschast, als sie je in einer SchicksalStragöbie herrschte, sich in ein Trauerspiel verwandelt. So wird der Eindruck, den da- Stück macht, stet- ein getheilter bletben; man wird, besonder- in den ersten Acten, die ungewöhn liche Begabung zu einer intimen, au- dem Vollem schöpfenden Menschendarstellung anerkennen, man wird in den letzten, immer mehr Verstimmt und enttäuscht, die grelle Führung der Handlung durch abstoßende Katastrophen und die unnatürliche Rache, die dcr Zufall an dem Eigensinn der Menschen nimmt, mit Befremden zurückweisen. Die Darstellung de- „ErbsörsterS" haben wir stet- für die vorzüglichste Leistung de« Herrn vr Förster gehalten; sie entspricht rn ihrer ganzen Durchführung dem markigen Styl, mit welchem der Dichter diesen Charakter 'hingestcllt hat. Die Tiefe de- GemütheS. die in ihrer Ein seitigkeit zu verstocktem Eigensinn führt, die« Ehr aesühl, da- seinen natürlichen Jastincten und der Pietät folgt und für die juristischen Einrichtungen nicht da« geringste verständniß hat, da- ganze in seine innere Welt eingesponvene Wesen eine« Gemüthsmenschen brachte Herr Förster mit all den Kämpfen, in die e« verstrickt wird, trefflich zur Anschauung. Keiner der dichterischen Detail zügc, mit Leuen der Charakter reich au-gestattet ? ist. ging sür die Darstellung verloren. Die in ' diesem Waldunnkel ewgehauste Natur mit all der Wald irische tiefer Empfindung, aber a«S ihrer aemüthlcchen Atmosphäre durch einen ansang- so leichten Conflict bi- zum Verbrechen getrieben, läßt sich nicht glaubwürdiger darstellen, weder in ihrer jovialen Ursprünglichkeit, wie in der späteren grausamen Zerrüttung aller Begriffe und Gefühle, al- Da- von Herrn vr. Förster ge schah, unter dem verdienten lebhaften Beifall de- PublicumS. DieMariede-Frl Schwarzenberg war, wie alle Gestalten dieser Darstellerin, mehr sentimental al- naiv, aber sie traf den Ausdruck warmen Gefühl«, besonder« >n der AbschiedSs ene. Der Andre« deS Herrn Mittels hatte einen leiden schaftlichen Zug, der Robert deS Herrn v. Pindo Wärme und gefällige- Wesen. Alle andern Cha raktere haben scharsgeschnittene Umriffe und geben so der Darstellung willkommenen Anhalt; so der gutmüthige aber hitzköpfige Stein, welchen Herr Stürmer, der kaufmann-stolze Möller, welchen Herr Bramm er, die wohlmeinende Kvrstrr-frau, welche Fra« Bethman n angemessen darfiellten. Auch der pessimistische Weiler wurde vo» Herrn Hancke, die Wilddieb« Frei und Linden schm ied von Herrn Lietz und Ulrich mit drastischen Zügen varaestellt Wilhelm (Herr Liuy, der Bauer Willen- (Herr HLnseler) und dcr Pfarrer von Waldcnrode (Herr Gilt) fügten sich in da-Ensemble ein. Der gutmüthige, b irmlose Jüngling, der wohlhabende, aus seine« Bcsitz stolze Bauer und der geistliche Herr biete» der Darstellung indeß mehr typische als indivi duelle Züge. Der Büchjäger ist eine pathologische Aufgabe; wir sahen ihn nur betrunken und sterbend auf der Bühne. Herr Klein führte unS einen hohen Grad der Betrunkenheit vor, während ein ge ringerer sür die Darstellung gewiß ästhetische Vorzüge besessen hätte. Im Uebrigen bewies der Darsteller auch in dieser Rolle sein kühn zu- greifendeS Talent, welche- stet- selbstständig und niemals nach der Schablone gestaltet. Rudolf Gottschall. Der Verein für die Geschichte Leipzigs wird nächsten Donner-tag eine Sitzung im Saale der „Stadt Dresden" aohalten. Diese Sitzung verspricht in mehrfacher Beziehung interessant zu werobn. Ersten« wird in derselben der Vorstand über die gestern von unS angedeutcte durcb Ver mehrung der Sammlung nothwendig werdende Veränderung in deren Aufstellung und vollstän digere Ausnutzung de- LocalS sür die Sammlung» berichten. Zweitens wird auch Bericht abgestattet werden über einen Besuch, den der Chemnitzer GeschicbtSverein dem hiesigen Verein abstattete. Dritten- wird sich vielleicht eine interessante Dis kussion darüber entspinnen, wie eS ermöglicht werden könne, daß die Förderung, welche den Sammlungen de- Vereins ln so reichem Maße u Theil wird, auch auf financiellem Gebiete her eigeführt werde, denn hier liegt, trotz der freund lichen Beihülfe des Raths und trotz deS ebenso freundlichen Eingehens der Stadtverordneten auf die Intentionen de« RatheS, doch immer noch die schwache Seite de« Vereines. Endlich aber wird Prof. Wuttke die Fortsetzung seines Vortrag« ü'-er Leipziger Magister im XV und XVI. Jahr hundert geoen, aus besten höchst interessanten In halt wir namentlich die Herren Studirenden au'- merksam machen möchten. Der Verein empfängt ja jeden Gast mit Urbanität und Gastlichkeit. Ueber Warte- u.l- Spielplätze für die kleine» Kinder. H. Bei Erwägung de« vorliegenden Gegenstände- wird noch zu berücksichtigen sein, daß bec der noch immer wachsenden Ausdehnung der Stadt Kinder« Wart- und Spielplätz: im Roscnthale angelegt, doch nur denjenigen Kindern zu Gute kommen, die auf der nordwestlichen Seite der Stadt wohnen, und daß, will man da- vorliegende Be- dürsniß berücksichtigen, man den Gedanken auf saffen muß: „e- seien auch nach den übrige« Seiten der Stadt hin derlei Anlagen ge boten, und die bereit- bestehenden weder in Anzahl noch in Beschaffenheit zurei chend!" — So einfach die naturgemäßen Bestandtheile eine- Warte- und Spielplatzes sür die Kinder vor dem Schulalter sind, so tragen sic doch kaum in irgend einer Stadt die richtige Signatur! Uebcr Diesen Gegenstand ist in der Schrift: „Die Großstädte in ihrer WohnungSnoth und die Grundlagen einer durchgreifenden Abhülse" von Armi- niu- (1874 bei Duncker L Humblot) im II. Theile, dcr „vom grünen Ringe der Großstädte" handelt, im Abschnitte: Warte- und Spielplätze für die kleinen Kinder, unter Andern pug. 164 und ferner, Folgendes gesagt: „Die Anforderungen, welche an die Sammel plätze der kleinen Kinder im Freien und Grünen naturgemäß Igemacht werden muffen, sind zwar fthr einfacher Art, doch aber stellt auch hier da« Bedürfniß unabweisbare Forderungen. Es ist nöthig, daß sie in genügender Anzahl vor- Händen, daß sie mit ihren wesentlichen Be- standtheilen au-gestattet und m angemesse ner Zeit erreichbar sind. — Vielen Personen, die eine nur oberflächliche Theilnahme am Wohle der Kinderwelt haben, scheint lc cht daö Bedürfniß gedeckt, sobald sich an den Promenaden der Groß städte einige ausgedehnte grüne Plätze finden, auf welchen Schwärme kleiner Kinder stch vergnügen, von ihren Wärterinnen umgeben. Allein mau vergißt zu beachten, daß diese Kinder in der Reget den wohlhabenden Ständen angehören, und daß, obzwar wohl auch Kinder au- den unteren Schich ten dcr Bevölkerung sich hier betheiligen, doch aber während Hunderte auf diesen Plätzen spielen, unterdessen Tausende, die nicht bi« dahin gelangen können, auf die mit Lärmen er. füllte staubige Straße, auf den engen heißen Hof, auf die Schwelle de- Hauke«, gegenüber dem Rinnsteine, angewiesen find, sobald sie die dunstige Behausung verlassen wollen, ^itze und Staub, üble Gerüche «ud Lärmen ist'«, »a» in
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