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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.05.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187505291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18750529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18750529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-05
- Tag1875-05-29
- Monat1875-05
- Jahr1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.05.1875
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Erscheint täglich stich 6'/, Uhr. 8k>ac»Iim und Lrpcdittou Johannisgasse 33. Verantwortlicher Rcdacteur -r. Hüttner in Reudnitz. Sprechstunde d. Redaction !v>-ru»li>>g» von tt—l2 Ubr Rackiuuiag« ro» 4 — b Uhr. Annahme der für die uilchst- solarnde Rümmer bestimmten Imrrate an Wochentagen bis 3Ubr Nachmittags, an So,,», und Festtagen früh bis '/,V Uhr. Male für Znseralenaanalime: Ltto klemm, UniversilätSstr. 22, LouiS Lösche. Hainstr. 2l, Part. Anflnge ^boi>ncmcnt»»rci» viertelj. -1'/, D-k. incl. Bringerlol»! 5 Mk. Jede einzelne tlt'uinmer 30 Pf. Belegexemplar 10 Pf. chebiikren für Extrabeilagen ohne Postbeförderung 3V Mk. niit Postbesvrderung 4L Mk. Ziiscrale 4grsp. vourgeoiSz. 2oPf. trägere Schriften laut unserem Preisverzeichnis. — Tabellanscher Satz nach höherem Tarif. Ncrlainrn ualcr licui ttrsactlsusürich die Spaltzcile 40 Pf. Inserate sind stets an d. Srprdlttan zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prrwinimoraaäa oder durch Postvorschuß. W 149. Sonnabend den 29. Mai. Zur gesälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag den 30. Mai nur Vormittags bis '>-9 Ubr geöffnet LxpeÄtlß«,» Äv» V»U^bIl«4tzS8. Bitte für Dippoldiswalde! Am Abend de- 18. d. M sind in Dippoldiswalde 8 Wohngebäude nebst Hinter- und Seiten» grbäuden, sowie Scheunen niedergebrannt. E» sind dadurch 2l Familien mit 74 köpfen, welche fast alle der ärmsten Elaste der dortigen Einwohnerschaft angehören, obdachlos geworden. Die Beschädigten haben bei der Schnelligkeit, mit brr sich das Feuer verbreitet, wenig retten können, mit Ausnahme von 3 Familien hatten dieselben ihr Mobiliar nicht versichert, bez. wegen der feuergefährlichen Lage oder Dachung der Häuser und Wohnungen nicht versichern können. In Folge eine« von Dippoldiswalde an un« ergangenen HülferufeS wenden wir unS an die Einwohnerschaft Leipzig- mit der Bitte, zur Linderung der Noth der Abgebrannten unS (RathhauS 1 Treppe, StistungSbuchhalterei) milde Beiträge an Geld, Wäsche, Kleidungsstücken rc. zugehen zu lasten. Leipzig, den 27. Mai 1875. Der Math der Stadt Leipzt«. vr. Georgi. G. Mechler. Bekanntmachung. 9« Gemäßheit de- tz. 1 der Instruction für die Ausführung von Wasserleitungen und Wasser- anlagen in Privatgrundstücken vom 7. Juli 1865 machen wir hierdurch bekannt, daß der Gürtler Herr Lheodor Karl Aval» Wagaer, Sidonienstraße Nr. 3? wohnhaft, zur Uebernahme solcher Arbeiten bei unS sich angemelvet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen ruchgewiesen hat. Leipzig, den 26. Mai 1875. Der Math h-r Gtaht Leipzig. vr Georgi. Wangemann. Zur Uusrechlhaltung der öffentlichen Ordnung bei Gelegenheit der am 23. und 30. d. MlS. stattfindenden Rennen haben wir für nöthig erachtet, folgende Anordnungen zu treffen: 1) An diesen Tagen sind Nachmittag- von 12—6 >lhr der Scheibenweg vom Schleußiger W^ge ab bi- zum Jobannaparkwege und der Schleußiger Weg von der Brandbrücke ad b>S zum kirschwehr für den öffentlichen Fahr- und Reitoerkehr, ingleichen der Scheibenweq vom Schleußiger Wege ab blS zum Scheibengehölz auch für den Fuß verkehr gesperrt. 2) Wagen, die in die Rennbahn gelangen wollen, h rben den Hinweg über die Braustraße und den Schleußiger Weg, den Rückweg durch daü Scheibengehölz und den Johanna parkweg zu nehmen. 3) Diejenigen Wagen, welche nur bi- an den Eingang zur Rennbahn bei der Einmün dung de- ScheibenwegS in den Schleußiger Weg fahren, haben den Rückweg ebenfalls über die Braustraße zu nehmen. 4) Auf der Braustraße und dem Schleußiger Wege haben alle Wagen rechts zu fahren und sich streng in der Reihenfolge zu halten. 5) Auf dem Schleußiger Wege darf kem Wagen halten. Wir biingen diese Anordnunykn hierdurch zur öffentlichen kenntniß, mit dem Bemerken, daß unsere Organe angewiesen sind, die Beobachtung derselben aus das Strengste zu Überwachen. Zn- widerhaudlu, gen werden mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder Haft bestraft. Leipzig, den 26. Mai 1875. Der M«th und das Polizei - Amt der Stadt Leipzig. Ilr. Georgi. vr. Rüder. Trinckler, Secr. Bekanntmachung. DaS Abputzen der JohanniSkirche nebst Thurm allhier soll, vorbehältlich der Auswahl unter den Submittenten, an den Mindestsordernden vergeben werden. Anschläge und Bedingungen liegen aus dem Bureau unsere- BauamteS (Rathhau- 2. Etage) auS, und werden auch ebendaselbst gegen Erlegung der Copialien abgegeben. Die Offerten sind unter der Aufschrift „Abputz der JohanniSkirche betreffend" versiegelt bt- zu dem R2. Juni d. I. Machmtttags 4 Uhr bei genanntem Bureau einzureichen. Sofort noch 5 Uhr desselben Tage- erfolgt ebendaselbst die Eröffnung der eingegangenen Offerten, wozu allen velheiligten der Hutritt offen steht. Der Zuschlag selbst bleibt unserer Ent schließung Vorbehalten. Leipzig, den 21. Mai 1875. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wangemann. Neues Theater. Lnpstg, 28. Mai. Gestern Abend ging Heinrich Laube'- Schauspiel: „Die Kar!-- sch'iler" neu einstudirt in Scene, ein Drama, weichet durch seinen volkSthümlicher. Helden Schiller, durch den frischen Ton, in welchem die genre- bildlichen Scenen geschrieben, und durch die Be geisterung, mit welcher die politischen Gegensätze bei ihrem Aufeinanderplatzen vertreten sind, sich aus der Bühne hält, obschon BleleS in dem Stück, was in vormärzlicben Zeilen zündete, jetzt seine zündende Kraft verloren hat und die tragische Hove, zu welcher daS Stück sich im vierten Acte steigert, mit dem genrebaft «nekrotischen Cdarak ter der vorausgehenden Acte in Widerspruch steht. Wir rechnen e» daher unfern ge hrten Gast, Herrn vr. Förster zu befonderm Verdienst an, daß er in der Hauptscene de- vierten ActeS doch vermied, seinen Herzog Karl von Württem berg aus einen tragischen Kothurn hinaufzu- nöt igen, so sebr auch die Reden, die ihm der Autor in den Mund legt, dazu verführen könnten. Er traf für denselben den richtigen Tonundüber- herodisirte den HeroteS nicht, auch da nicht, wo er dem jungen Dichter die unerfreuliche Mittheilung macht, daß er «hm den Kops vor die Füße legen lasten könne Wird »lese Aeußerung mit allzu mächtigem Pathos gelhan, so sicht man sich in eine blutige Atmosphäre versetzt, durch welche da- Stück »hne 8>und überlragisch angekränkelt wirb. DaS Alle« muß als eine Laune despotischen Selbstgefühl« erscheinen, welche mit nicht ernst gemeinten Mög lichkeiten spielt, denn sonst leidet der Charakter des Herzog« im letzten Act Schiffbruch, w» er die Flucht de- Dichter- leicht nimmt und sich mit ihm aussöhnt, well sem Stück in Mannheim Erfolg errungen hat, obschon man nach seinen Aeuße- rungen im vierten Act da- Kegenthell hätte er« wailen müssen. Die Militairdespoten Förster- Haben indtß alle einen gewissen gutmülhigen Zug; sie sind emrgi'ch und cholerisch, aber nicht kurz angebunden und herrisch schroff. Gerade dadurch kommen inbeß viele Seiten d:r Rolle zu größerer Geltung. Wir müssen Herrn Trotz ersuchen, den Schiller neck einmal gründlich durchzuarbeiten und ihm einen natürlichen und kräsligeren Vrundton zu geben. Die weichliche Sentimentalität und da- mamerirle Pathos rückten die Gestalt de- Dickterß in eine falsche Beleuchtung. Herr Trotz mag sich durch den Beifall, den seine Leistung tand, hier über nicht verblenden lass,n; der Beifall galt theils Schiller mV Laube, lheilS der Wärme des Ivrischen Schwung-, über den der Darsteller «bittet und der m einzelnen Scenen auch an seinem Plötze war; doch die Rolle muß von Hause auS neu untermalt werden; in den ersten Acten besonder« war sie so unerquicklich wie möglich. Herr Mittel! gab seinem koch den gesunden Mutterwitz. der mit einem so hochgeschraubten Gchiller allerdings um so wirksamer contrastirte Der General Rieger de« Herrn Stürmer war rin ganz »ersumpsler P etist, doch hatte derselbe nicht den leisen komischen Anstrich, welcher der Aolle nicht fehlen darf. Der Hauplmanv von Silber» kalb de« Herrn Bram« er war zwar ein uüch- teruer, kühler Jntriguant, doch konnte er wohl weltgewandter und galanter sein, besonders der geliebten Laura gegenüber. Sergeant Bleistift (Herr Tietz) gab mit seinem Hunvejungen Nette (Fräul. Straube) eine angemessene genrel-lld- lichr Gruppe; die Letztere konnte freilich noch etwa- mehr Naivetät entwickeln. Die „Bande", vertreten durch die Herren Link, Hof mann. Bürgin und Dederich, that vollkommen ihre Schuldigkeit, mehr al« da- Feuerzeug aus dem Tlsch, mit welchem Koch einen langen vergeblichen Kampf zu bestehen halte. Als Gräfin FranziSka entwickelte Fräulein Suhrlandl in der Hauptscene de- vierten Acte« den feurigen und mächtigen Schwung, der ihr eigen ist, während sie bei den Scenen leich lerer Conversatton dei allem feinen Berstänvmß doch nicht den eleaantcn und gefälligen Fluß der Rede erreicht. Zu rühmen war der in dieser Rolle wohl angebrachte Glanz der Toilette. — Frau Holzstamm als Generalin Rieger war etwa« zu überschwänglich unb ließ den trockenen Humor der Rolle nicht zu femem Rechte kommen, obschon sie sonst ganz das Zeug dazu hat. Die muntere Laura der ersten Acte fand in Fräulein HauSmann eine frische Darstellerin; auch die LiebeSscene de« dritten Acte« spielte sie mit Wärme, obwohl e< für eine Künstlerin, deren Gebiet die geistreichen und charakteristischen Rvllen sii.b, immerhin schwierig ist, die schöne „grüne" Zeit einer ersten Liebe darzustellen. Rub»lf Gottschall. Die «s-erne Di«pffchiffs«tzr1. Der Untergang de« „Schiller" bat in den wei testen Kreisen eine leicht zu begreifende Aufregung verursacht, unb von verschiedenen Seiten wird die Frage laut, ob denn wirklich die schreckliche Katastrophe unvermeidlich gewesen, »b wirklich Alle« geschehen sei, was zur Verhütung derselben hätte beitragen können ES ist der Zweck dieser Zeilen, diese Frage zu beantworten und zugleich den wahren Grund diese« und der meisten andern UnglückSsälle klar zu legen. Die Antwort auf die Frage, ob wirklich Alle« geschehen sei, um da« Scheitern de« „Schiller" zu vermeiden, muß leider verneinend auSsallen. Wenn der Capitain zu der Zeit als der dichte Nebel eintrat, die Fahrt gänttlch gehemmt, oder wenn er da« Schiff gewendet und der wahrschein lich au« West kommenden See mit 1—2 knoten Fahrt entgegengecampst hätte, so würde das Schiff in den ahe absoluter Sicherheit gewesen und geblieben sein. Wollte er diese« nicht lhun, sondern nur seine Fahrt vermindern, so hätte er um sicher zu gehen, viet häufiger lothen müssen, als die« geschehen zu sein scheint, wemgstei S jede Viertelstunde einmal Diese« häufige Lothen würce ihm Ausschluß über seine Lage gegeben haben. Er würde, da er nördlich von den Inseln stand, nach Aenderung seine« Kurse« weniger Wasser bekcmmen haben und dadurch aus die Gefahr aufmerksam geworden sein, während er, wenn er südlich von ihnen stand, bei südlichem Kurse eine immer größere Tiefe bekomme» haben würde Befolgte also der Eapitam ba« eine oder da« andere Verfahren, hemmte er die Fahrt gänzlich, »der lothete er viel häufiger bet sehr verminderter Fahrt, so würde sich unserer Meinung nach der Lckiffbruch nicht ereignet haben Aber warum hat denn der Capitain nicht in der eben beschriebenen We.se gehandelt'? Bei Be antwortung dieser Frage lummen wir auf den wurden Punct, an dem die moderne Dampfschiff fahrt lavorirt. Der Capitain handelte unter dem Zwange eines in der Dampfschifffahrt einge bürgerten Herkommen-, daS ihm keine ankere -Pähl ließ und dessen unheilvollem Einfluß sicher die meisten Scbiffbrüche zuzuschreiben sind. Dieses verderbliche Hcrkommcn ist das Streben nach möglichst kurzen Reisen und in Folge da ou Ver nachlässigung derjenigen Sicherheitömaßregeln, zu deren Ausführung beträchtliche Zeit erforderlich ist. Nicht die Frage: Wie fahren wir möglichst sicher über den Occan? sondern die Frage: Wie kommen wir möglichst schnell über den Ocean? wird in den Vordergrund gestellt. Es sollte um gekehrt sein. Möglichste Schnelligkeit und mög lichste Sicherheit sind Dinge, die sich nicht mit einander vereint en lassen. Will der Reisende möglichst schnell fahren, so muß er eben die ver minderte Sicherheit mit in den kauf nehmen, will er möglichst sicher fahren, so darf e« ihm auf 1—2 Tage längere Reise nickst ankommen. Daß dieses Streben nach möglichst kurzen Reisen besteht, ja daß e« die Triebfeder aller am Bord »»rgenommenen oder unterlassenen Sicher- heitSmaßregeln ist, wird kein Sachverständiger bestretten. Offen ausgesprochen wird da« freilich nicht. Sämmtlicke Gesekffchaften geben ihren Eapitoinen svgar Instructionen, nach denen ihnen alle möglichen Sicherheit-Maßregeln zur strengen Pflicrt gemacht «erden. Daß aber unter so be- wandten Umständen solche Instructionen nicht viel mehr werth sind, als da« Papier, worauf sie stehen, ist einleuchtend. Die größte Scbuld an dieser Lage der Dinge trägt da« reisende Publikum selbst So lange einer Zeitensparniß von einigen Stunden ein übertriedener Werth beigelegt wird, so lange der Capitain al« der tüchtigste gilt, der die kürzesten Reisen macht, so lange wird schwerlich eine Aenderung herbeizu führen sein. Der einzelne Capitain kann daran gar nicht« ändern. Wollte ein solcher u> ver- biüchlich alle ihm zu Gebote stehenden Vorsichts maßregeln ergreifen, so würde ec beinahe zu jeder Reise einen oder zwei Tage mehr ge brauchen a>S seine Colle, en Cr würde sehr bald beim Publikum sowohl als bei seiner Direc- tion in den Rus eine« langsamen, wohl gar furcht samen Manne« kommen, mißliebig werden und seine Entlastung zu gewärtigen haben. Wer kann den Capitain tadeln, wenn er unter solchen Umständen nicht ande>S handelt al« seine Kameraden? Selbst eine einzelne Gesellschaft würbe keinen Wandel schaffen können. Wären die Reisen der Lloydbampser in Folge vermebrter Sicherheit-maßregeln durchschnittlich 1 bi- 2 Tage länger al- die Reisen einer anderen Gesellschaft, so würde sich der Verkehr vom Lloyd ab und der anderen Linie zuwenden. Wir glauben, daß, um dem Nebel abzuhelsen, internationale Vereinba rungen nöthig sind, und wir halten e« für eine passrnde Ausgabe für unsere nautischen Vereine, unsere Reichsregierung zu veranlassen, in dieser Sache die Initiative zu ergreifen. (Bremer Courier.) Japan und die Japaner. Seit etwa 10 Jahren ist unS Japan in 6 Häsi n erschlossen, und nicht ohne Grund bewundern wir ferne Naturschönheit und Fruchtbarkeit, seine Kunstproducte in Porzellan-, Bronce- und Lack- waaren, die Intelligenz seiner Bewohner, und da- Bestreben der Regierung, sie zu cultiviren. Genau betrachtet sind indeß alle Zustände hier noch sehr primitiv, überall müssen Europäer und Amerikaner auShelscn. Der beste japanische Un terricht besteht im Erlernen der Lkir-kteaua oder Correiitschrist. der liotakau» oder Halbschrist mit ihren 47 Silben, im Lernen recht vieler chinesischer Charaktere oder Wortzeichen. auS denen die japanische Druckschrift zum größten Theil besteht, im Lernen von japanischer und chinesischer Geschichte und etwa- Geographie und Rechnen. Und diese- Lernen, ebenso wie da« Lernen der Lehrlinge bei den Apothekern oder Aerzten und bei den Handwerkern ist mehr ein autodidactische- Nachahwen oder Absehen So wird auch »er geistig entwickeltere Europäer und Ameriknuer in seinem Lehramte, im Geschäfte, in allen Be ziehungen und Aeußcrlichkeiten scharf beobachtet und nachgebildet. Daß die Regierung den besten Willen hat, da« japanische Volk nach unb nach empor zu bringen, ist gar nicht zu leugnen, aber e« «erden noch Jahrhunderte vergehen, bev»r diese Ostasiaten die geistige Entwickelungsfähigkeit der kaukasischen Menschenrace annähernd erreicht haben. Fremde, die lange in Japan gelebt haben, ur- theilen ziemlich abfällig über da« Volk. I« Aüge- mcinen sind die Japaner phlegmatisch, gntmüthig und ehrlich, sie sind deshalb wohl als Landleute, al« Handwerker und Künstler unb für- Beamten wesen, nicht aber für- kaufmann-fach brauchbar; im Gegensatz zu den Chinesen, die schlechte Beamte, aber gute flinke Kausieute sind, weshalb auch die ausländischen Kaufleute als Comprador oder Geschäfts Faktotum stets einen Cbinesen haben. Die 5 BankbureauS in Jokohama, Deutsche Bank, Oriental Bank, Hongkong-Sanghri Bank, Com- toir d'E-comple und Mcrcantile Bank os Jndia, haben in ihrem Cassenzimmer etwa 10 Chinesen engagirt, während tue Japaner nur zu niedrigen Diensten verwendet werden Am geriebensten sind im Dienste der AuSlär.vcr die Köche und sonstigen Hausdiener. T»e Regierung will im Innern Ruhe und Frieden, macht im Norden immermchr den Russen Concessionen, denen eS jüngst einen Theil von Saghalin überließ. Wie sich aber Japan ver halten wird, wenn das große himmlische Reich ansangen wird zu krachen und zu bersten, ob Japan au« EroberungSgelüstcn sich in neue Schulden stürzen wird oder nicht. daS ist schwer u entscheiden. Wer ein schönes Instrument hat, ühlt den Reiz, diese- einmal anzuwenden; uud die Japaner glauben, eine ganz tüchtige schöne Armee zu besitzen. Möchten sie ihre nach fran zösischem Muster costümirten Soldaten lieber nur rur Parade und zu kleinen Manövern verbrauchen, so ist e- immer noch viel billiger als wenn sie vieselben zu Eroberungen nach Korea oder gar nach China au-senden Mit Amerika oder einem anderen civil'firten Staate anzubinden, daran denken sie freilich nicht; wenn diese sie nur in
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