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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187507087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18750708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18750708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-07
- Tag1875-07-08
- Monat1875-07
- Jahr1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1875
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Erscheint täglich früh 6l/r Uhr. »röacttoa «nt Erpktltiou Johannisgasse 33. Verantwortlicher Nedacteur r. Hüttner in Reudnitz Sprechstunde d. Redaction Bvnuttiag» von It—12 Ubr Nachmittag» von 4—L Uhr lnnahme der für die nächst- olaende Nummer bestimmte» inseralr an Wochentagen bis Uhr Nachmittags, an Lonii- nb Festtagen früh bis' ,9 Uhr. Male für Z«skraltnannal»ne: ffto Klemm. UniversilätSstr. 22. ouis Lüsche. Hamstr 21, pari. Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, SocalgMchte, Handcls- und GcschästSvcrkcbr. Donnerstag den Juli. Bekanntmachung. Da- von vr. Johann Ghrtfkian Hebenstrett im Jahre 1792 gestiftete Stipendium für tudirende auf hiesiger Universität ist aus 3 Jahre von und mit Michaeli- d. I ab zu vergeben. Zn berücksichtigen sind hierbei Solche, welche auS der Familie Johann Hebenstreit'S, der im 17. Jahr- Mndert Pfarrer zu Neunhofen bei Neustadt an der Orla war, stammen, und allhier Medicin. oder Lheologie, oder Jura studiren, und in Ermangelung solcher Verwandten hiesige BürgcrSsöhne, velche allhier Medicin studiren Wir fordern diejenigen Herren Studirenden, welche sich in einer der gedachten Eigenschaften N« da- bezeichnet« Stipendium bewerben wollen, auf, ihre Gesuche nebst den erforderlichen Nach weisen bis zum 31. Juli dS. IS. schriftlich bei un« einzureichen. Leipzig, am 10. Juni 1875. Der Nath der Stadt Letpzta. vr. Georgi. G Mechler. Bekanntmachung. Die Entschädigung für die in der Zeit vom IS. April biS 26. Juni dieses Jahre» allhier ein quartiert gewesenen Reserve-Mannschaften vom K-nigl. S. 8. J»sa«terie'Regt«ent x,Vri«z Johann Georg" Rr. L07 kann in den nächsten 8 Tagen bei unserem Quartier« mte, RathhauS 2 Etage, erhoben werden. Der den Quartierzettel Borweifende gilt zur Empfangnahme berechtigt. Leipzig, den 3. Juli 1875. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Loch. Lamprecht. Neues Theater. Leipzig. 7. Juli. Die Effectdramen de- älteren lexanver DumaS haben bei aller ihrer in nerlichen Leere doch einen frischen und unterhal tenden Zug; da- Blut deS Creelen verleugnet 'ich nicht in ihnen, und wir ziehen ihre abenteuer- iche Bewegtheit immerhin der frivolen Blastrtheit nd den tragischen Ehebruchgeschichten de- jüngern maS vor, obgleich Derselbe viel bester zu com» oniren und eine Handlung au- einem Lern zu twickeln weiß. DaS von LouiS Schneider mit andtheit übersetzte Stück deS BaterS DumaS: ,Lean oder Leidenschaft und Genie" ist nS der Effectstücke, welche einem Darstcller Ge legenheit geben, sich in den verschiedensten Situatio nen zu zeigen. Da- Genie Lear.'-, soweit eS sich 'N dem Stücke offenbart, besteht nun wesentlich darin, daß derselbe mehrere Liebschaften in höhe ren oder niederen Kreisen mit der Routine eine» Don Juan pflegt, sich in Jamaica-Rum betrinkt, mit einem Boxer von Profession einen siegreichen Handel besteht, auf der Bühne au» Eifersucht halb verrückt wird und eine Vorstellung stört, indem er auk der Rolle de- Hamlet in die deS Falstaff fällt; kurz, der „Lean" de» Alexander DumaS gehört zu jenen Genie» der Schauspiel kunst, die im Leben ebenso kecke wie verwöhnte Abenteurer sind; heutzutage sucht man die Aben teurer weniger bei der Bühne alt an der Börse. Doch trotz dieser zerfahrenen Handlung, die mit einem LiebeSglücke veS berühmten Darstellers von einer gewiß zweifelhaften Dauer schließt, ist da- Stück unterhaltend und spannend, wie Alle», was der ältere DumaS, ein Tausendsasa in Bezug auf Erfindungen und unverwüstliche HülfSmittel der Phantasie, au- seinem Aermel schüttelt. Herr Mitterwurzer al» „Lean" konnte seiner sprudelnden Laune den Zügel schießen lasten; er that die» indeß maßvoller und gab im Ganzen ein durchaus interessante» Bild eine- von GeuialitätStaumel auch außerhalb der Bühne ec faßten Künstler-. Im Spiel Mitter wurzer'S liegt eine kecke Initiative und er weiß auch da- geistig Bedeutende darzustellen. Im Detail war seine Darstellung sehr naiv; wie er z. B. da- Erwachen au« dem Schlafe de» Rausch mit drastischen Zügen auSmalte. Für da» geistig Bedeutende und daS Absonderliche künstlerischer Naturen hat Herr Mitterwurzer auf seiner Palette ganz geeignete Farben, wenn er nur nickt zu stark aufträgt, wa- er gestern vermied. Die schwärmerische Miß Anna Damby, die bei aller Schüchternheit doch so entschieden auf den großen Künstler Beschlag legt, wurde von Frl. Schwarzenberg angemessen dargestellt, während die Helene de- Frl. HauSmann un» sehr blaß und im Ganzen doch zu kühl erschien Der Herzog von Devonshtre ist der edelste Charakter de- Stückes, er wurde von Herrn Patonay wenig sten» mit einer gewissen Bonhommie auSgestaltet. DaS Personal de» Stücke- ist im Uebrigcn sehr zahlreich, ohne daß die Gestalten fick über da- Episodenhafte erhöben Der Gesandte Gras von Confeld wurde von Herrn Stürmer ebenso gut repräsentirt, wie der Constabel von Herrn G l t t Da- Factotum, Souffleur Salomon, war bei Herrn Tietz in guten Händen; Lord Melvil, der sehr viele unangenehme Wahrheiten, die Kean ihm sagt, mit der Resignation deö stummen Spiels anhören muß, wurde von Herrn Brammer mit der treffenden MaSke de- Wüstling- gespielt. Die Schauspieler Bardolph, David, Lom, die sich im Schlafen und Schnarchen zeigen, wurden von den Herren Broda, Ul brich und Hoff mann gut gegeben in den verschiedenen Nuancen de- Auf Wachens und Fortlaufend. Herr v. Pindo war ein eifriger Regisseur, Frl. Schendler ein Seil tänzerbube von der erforderlichen Naivetät und Gewandtheit, Frl. Busch als „Kelly" konnte etwa» m'gnonartigcr sein. Herr Schlick al« John CookS war jeder Zoll der ehrgeizige Boxer. Rudolf Gottschall. Afrika schließt sich selbst auf. An- Dar für und Wadai im östlichen Sudan, den bislang ärgsten, unnahbaren Raub- und Mord ändern für europäische Reisende, kommen ganz unerwartete, überraschende Nachrichten. Ismail Pascha, der jetzige Shedive, ist nicht der Erste, der nach dem Besitz dieser fernen Länder trachtet, die überaus reich find an Elfenbein, Gummi, Straußsedern, Pamarinden rc. Schon Mahomed Ali ging mit AnnexionS-Ideen um, die jedoch fehlschlugen. JSmail Pascha überzeugte sich endlich, daß sich die Darsurianer nie und nimmer mehr auS freiem Willen Aegypten einverleiben würden, er bekriegte und besiegte sie. Der letzte Sultan fiel kämpfend, der neue gab sich nach angem Ringen gefangen. Bor Kurzem kam der lesangene Sultan nach einer viern^natlichen Keife in Kairo an. Sein Weg ging über Char- tum nach Sawakin am Rothen Meer, von hier zu Master nach Suez, von wo ihn ein Extrazug nach Kairo führte. Er ist von hoher Gestalt und kaffeebrauner Färbung, sein Gang würdevoll, die GesichtSzüae sind intelligent. Er trug weite Beinkleider, oberhalb der Fußknöchel zusammenge zogen, rothe Pantoffeln und einen langen schär- lackenen Rock au» Seide, verbrämt mit schönen Gold stickereien. Ueber seiner Schulter hing ein lange- weiße- Tuch, eine Art Serviette, ebenfalls mit goldenen Fransen und Stickereien versehen. Hassa- dalla wurde beim AuSsteigen von der Behörde empfangen und mit den ihm verwandten drei Prinzen nach seinem Wohnsitz, dem neuen für ihn eigen» hergerichteten Palast in Darb-el-Achmar geleitet, wo alle» in nach Darfur-Geschmack sehr ebhasten Farben gehalten ist. Hieher wurde auch der Marstall oder Harem seiner 300 Weiber übergesüyrt. Ihre Gesichter sind für den europäischen Geschmack zu mohrenhaft. Die Haare tragen sie in kurzen, fransenartiaen Ringeln; ihr Schmuck besteht aus Glasperlen, großen Silbcrreifen und Korallen, die an dem rechten Nasenflügel befestigt sind. An den Kindern hätte Darwin seine Frcude gehabt, so asfenähnlich sind sie; alle haben sie abscheuliche, aufgedunsene Bäuche. Furchtbar ist der üble RicmuSgeruch, den diese Frauen und Kinder anSströmen. Man sollte nimmermehr glauben, daß 300 Frauen einen ganzen Bahnhof verpesten könnten, und doch war e» so. — Man sagt, der gefangene Ex-Sultan bringe dem Bicckönig beträchtliche Geschenke mit mehreren Barken gefüllt mit Elfenbein und eine voll Marabu-Federn, die zur Stunde aus dem Nil der Hauptstadt Egypten- zusegeln sollen So viel von Dar für. Und auch Wadai soll tributpflichtig geworden sein, schreibt RohlsS am 28. Juni auS Weimar nach einer auS Egvpten eingelausenen Nachricht die bereits in der tage-geschichtlichen Uebersich der Nr. 188 mitgetheilt worden ist. Aus Stadt und L'and. —o. Leipzig, 7. Juli. Freunden der seinen Sckwimmkunst und deS bestrickenden Ungewöhn lichen überhaupt steht für nächste Zeit ein be sonderer Genuß bevor. Wie uns nämlich mit gctheilt wird, beabsichtigt Herr Schwimmlehrer Hermann Ladebeck im FlscherinnungSbade am Sckleußiger Wege ein zweites Schau- und Schwimmsest zu arrangiren, bei dem vier junge Damen al» Kunst-Schwimmerinnen erscheinen werden. ES sind die- die Schwestern genannten Herrn Ladebeck'S, bekannt als treffliche Schwimm lehrcrinnen im städtischen Frauenb .de und kühne Schwimmerinnen. Das genannte Fest dürste hierdurch besonder» auch beim schönen Geschleckt an Interesse gewinnen. — Vor einigen Tagen hat man nun auch mit Ausfüllung der am Scheiben holze gelegenen Hüffer'schen Lachen, im BolkSmunde „die Dreijägerteiche" genannt, begonnen, so daß mit Einschluß de» ebenfalls in.Ausfüllung be griffenen Bette» der alten Pleiße, mit nächster Zci Auflage 13,4«y. ^blUliikmcalsprri» viertelt. 4'/« Mt. incl. Bringerlolm ö Mk. Jede einzelne Nummer 30 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Kcbiibren für Extrabeilagen oline Postbesörderung 30 Mk. mit Postbesörderung 45 Mk. Zulrrntc laesp. Bourgeois;. 20 Pf. Größere Schriften laut unserem PreiSverzeiämiß — Tabellarischer Latz nach höberem Tarif. Ucclamcn »nirr dein ttcrartiens-rich die Lpaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets an d. Erpebitio« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zablmig pr-conu mer-mä» oder durch Postvorsckuß. 1875. die Beseitigung eines großen TbeilS der durch seine MiaSmen d»e ganze Umgegend verpestenden Sumpsstellen erfolgt sein wird. Wenn man den so gewonnenen Boden in Wiesenmatten um- wandelte, dürste dicS eine reizende Staffage zu den in Aussicht stehenden Parkanlagen deS Scheiben- bolze« geben. Jedenfalls möge diese reizende Nalurscenerie vor Bau-Speculanten behütet bleiben! — Die „DreSdn. Nachr." schreiben: Wir be finden unS doch in einer glücklichen (!) Situation in Sachsen, e» müssen immerfort Millionen säch sischer Geldwerthe (!) im LandhauShofe verbrannt werden, soviel solch' Zeug ist da. Am 8. und 9 d. M (Donnerstag und Freitag) Bormittag» 11 Uhr finden wieder solche BerbrennungS- Feierlichkeiten statt, und zwar werden den Flammen übergeben 6,000,000 Thlr., als Reserve- guantum der königl. sächs. CassenbilletS der Creation vom Jahre 1867, einschließlich der in zwischen dagegen eingetauschten befecten BilletS im Betrage von 167,000 Thlrn., zugleich aber auch nachträglich eingelöste königl. sächs. Cassen billetS der Creation vom Jahre 1855 im Betrage von 26,150 Thlrn. und der Creation vom Jahre 1840 im Betrage von 85 Thlrn. ES steht Jeder mann frei zuzusehen, wie diese Millionen in Rauch aufgehen. Chemnitz, 6. Juli. Schon wieder kann ich Ihnen von einem Act edler Uneigennütz'gkeit Mit- theiluna machen. Der am 14 Mü b. I hier verstorbene Kaufmann Theod. Heinrich Richter hat zu Gunsten unserer Stadt eine Summe von 17,400 testirt. Davon entfallen 600 dem von vr Römisch gestifteten Fonds für die Begründung einer Augenheilanstalc in Chemnitz; 7500 auf Begründung eine- Stipendium» zur Unterstützung armer Studirender jeglicher Fakultät der Universität Leipzig; 7500 ^ aus Begründung eine» Stipendium» zur Unterstützung armer Schüler der hiesigen Gewerbeschule; 1500 .4! au Begründung einer Armenstistung »nd 300. ^ au Begründung einer Waisenstistung. Die Legate haben den Namen de- Stifter- zu tragen. — Die hiesige Wasserleitung, welche bisher ein sehr gute» reine» Trink- und Kochwasser geliefert hat, ist vom 1. Juli ab in stadträthliche Verwal tung übernommen worden, nachdem man sich bei der letzten, am 27. Juni stattgefundcnen Feuer wehrprobe von der Druckfiähigkeit der Leitung überzeugt batte. Erbaut wurde dieselbe von Pro sessor Sankelwitz in Stuttgart. — Heute Bor mittag ging von hier ein Extrazug nach Dresden ab. welcher Mitglieder deS hiesigen GcwerbevereinS, denen sich auchsolche von Gewerbe vereinen der Umgegend und benachbarter Städte angeschlossen hatten, zur Besichtigung der Dresdener Gewerbeausstellung führte. Der Extrazuz bestand auS 11 Wagen mit 350 Theilnehmern. — Die in Chemnitz bestcher.de nalurwissenfchastliche Ge sellschafl entfaltete ein sehr rege» Leben und hat neuerdings in den KreiS ihrer Bestrebung?!, eia neue- Feld, die Geographie, hereingezogen, so daß sie jetzt auS 3 Seclionen besteht und zwar einer Section für Physik und Chemie, einer Section sür Zoologie Botanik u. s. w und endlich einer Sectwn für Geographie. Die Bibliothek und Sainmlungen der naturwissenschaftlichen Gesell schast sind durch Schenkung in den B.sitz der Stadt Chemnitz übergegangen. — Aus unserem, im Garten de» „Tivoli" gelegenen, unter der Leitung deS auch als Schauspieler beliebten und m komischen Rollen hervorragenden Herrn Kubale stehenden Sommertheater w«rde gestern da» in Leipzig so beifällig ausgenommene Lustspik „Ein Vater auf Kündigung" von Rudolp ausgcsührt und erlebte einen durchschlagenden Erfolg Wir haben alle Ursache, mit unserem die- jährigen Sommertheater zufrieden zu sein. Cngagirt sind 10 Damen und 14 Herren, so daß auch größere Stücke gut in Scene gefitzt werden können. An Fräulein Bernhard besitzt da» Theater eine hervorragende Liebhaberin und Salondame, an Fräulein HerzeaSkron eine gern gesehene Sentimentalliebhaberin, an Fräulein Liebhade- excelliren, Repräsen- Fräulein Landgraf und Belgrad muntere rinnen, die auch rn Hosenrollen an Fräulein MantiuS eine tantin, sein komischer Rollen, wie an Richter eine muntere, frische Soubrette. Unter dem Herrcnpersonal ragen hervor Herr Poch mann als 1. H:ld und Liebhaber, Herr Kcöler als Charaktcrspieler und Herr BolewSky als Gesang-- und Charakterkonnkcr. Große Hoff nungcn setzt man aus den neuen Direktor Herrn Hasemann und glaubt, daß unter dessen Leitung da» im September wieder beginnende städtische Theater mehr prosperircn werde, als cS unter früheren Direktionen der Fall wa- — J.r der RathSplcnarsitzung vom 1 Juli hat der Rath beschlossen, von ver Anleihe von 6 Millionen Mark weitere 300,000 Mark in Stavtschuld- scheinen auSzugeben, um den Ankauf für die drei Grundstücke in der Langestraße zu beschaffen, welche behusS Durchbruchs der oben genannten Straße niedergerisserr werden sollen In der- elben Sitzung wurde ein Postulat von 4l.588 Mark 38 Pf. behusS Erbauung einer eisernen Brücke ober den Mühlgraben bewilligt. Den eisernen Oberbau sollen Gebr. Decker L Comp, in Cann- iatt auSsühren. — Am 30 Juni in der 8. Morgenstunde ist der 8jährige Sohn deS Maurers Friedrich Müller in Müssen St. Micheln in der Wiege dergestalt verbrannt, daß er zwei Stunden darauf verstorben ist. Da- Kind hat, als der Zater bereits an seiner Arbeit, die Mutter mit -äuSlicher Arbeit beschäftigt war, von dem nahen Fensterbrett ein der Gewohnheit gemäß für die Nacht dahingelegtcS Streichhölzchen an der Wiege angestrichen, wodurch da- Stroh in derselben in Brand gerathen ist. Durch daS Geschrei deS un glücklichen KindeS ist dessen älterer Bruder erwacht und hat den Vorfall der Mutter mitgetheilt, welche dann dem Feuer Einhalt gethan hat. — Man schreibt auS Licht enstein, 5. Juli: Nachdem vor acht Tagen im benachbarten OelSnitz der glücklicherweise nur unvollständig gelungene versuch gemacht worden ist, eine zum Kohlen- chachte „Deutschland" gehörige Beamlenwohnung durch Dynamit in die Lust zu sprengen, hat ich m voriger Nacht bald nach 1 Uhr in Hein- richSort ein ähnlicher Act der Rohheit zugetra- qen. Unmittelbar an der durch den Oct führen den Straße hatte der Strumpffactor Redlich vor einem noch im AuSbaue begriff.nen Hause auch eine 4 Ellen hohe Mauer au» starken Steinen errichten lasten, in welche Abflußröhren eingelassen sind. In eine dieser Röhren nun haben Bubrn- hände Dyramitpatronen gelegt, durch deren Explo sion ein Theil der Mauer gesprengt worden und in den Straßengraben gestürzt ist An dem hoch stehenden Hause selbst sind durch den Luftdruck zwei Fensterscheiben im Parterre «nd eine im ersten Stock zertrümmert worden, die Steine der Mauer aber theilweise über die Straße hinüber biS aus da» gegenüberliegende Felvgrundstück ge schleudert worden. In zwei schräg gegenüber- stehenden Häusern haben fliegende Steine eben falls je eine Fensterscheibe zerschlagen. Leicht hätten auch Menschen, die nur wenig Sekunden vorher an der Stelle vorllbergegangen waren, verletzt oder getödtet werden können. ES ist im Interesse der öffentlichen Sicherheit sehr zu wünschen daß eS gelingen möge, den oder die Thäter zu ent decken. aber auch, daß man Vorkehrungen treffe, um dieses gefährliche Sprengmittel, welche- jeden falls diebische Finger in den Kohlenschächten ent wenden, weniger leicht zugänglich zu machen. Verschiedenes- — Auf einen bei dem Banket in Düren der Frau deS CultuSministerS De. Falk auS- gebrachten Toast erwiderte dankend der Letztere und bemerkte dabei: „Ein Berliner Blatt hat einen schönen Artikel über meine Frau geschrieben, den ich denn doch berichtigen muß Da soll meine Frau nämlich Adelheid heißen, sie heißt aber Rosa, sie soll ihres Vater» Nichte sein, ist aber dessen Tochter, und sie soll ferner besser L itein sorechen als ein Gelehrter, ist aber eine wackere und de« scheiden? HauSsran " Man kann sich denken, wie die Versammlung durch diese humoristische Berich tigung deS Berliner Blatte» erheitert wurde. Bald sch ed der gefeiert: Gast unter lauten Hoch rufen der Festgenossen; dieselben wiederholten sich seitens des anwesenden PablicunS bei seiner Ab fahrt nach Bedburg — Der seit 1812 an der sogenannten Schall- Höhle im Bodethale nächst Thals anaestellte Veteran von 18l3—15, Heinrich Reckleben, wurde am 2. d. M, AdendS 9 Uhr, bei seinem Heimgange aus der Hütten chaussee von einem fremden Fuhrmann überfahren und auf eine schrecklich: Weise verstümmelt, so daß er schon nach drei Stunden seinen G ist auigab. Seit einer langen Reihe von I ihren hat er im Bode thale gewirkt uad sich durch sein originelle» Wesen, durch seine Lieb: und Bescheidenheit viele angesehene und auch hochgestellte Freunde er worben. Die schönen Anlagen und Ruhen im Bodethale hat er geschaffen und auch zu erhalten gesucht; mit Recht wurden sic die ..Recklebenfichen Schöpfungen" genannt. ES war ihm seine größte Freude, in seiner Höhle zu wirken T rufenden von Fremden hat er durch seinen Zrubecspruch unermüdlich da- G-'heimniß der Höhle vom Grafen Heinrich und dessen Knappen geossenbart treu seinem Wahlsoruche: Wer zu m r kommt, kommt nicht vergebens, Ec fi ivet hier den Quell des Lebens, hat er Biele durch sein Lebenswasser erquickt und ihnen ein lange«, frohe» Leben verhcißm. Jeder ist, mit B umen ges hmückt, froh und be glückt von ihm geschieden und hat ihm ein treue- Andenken bewahrt. Cr ist im 81 Lebensjahre vahingeschieden. Srnst rube seine Asche! — ES wird so häufig darüber geklagt, daß man in militairischm Kreisen nicht immer die genügende Rücksicht auf da», Wohlbefinden des
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