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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187507232
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18750723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18750723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-07
- Tag1875-07-23
- Monat1875-07
- Jahr1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1875
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«rschetut »glich früh 6>/, Uhr. LrSarttoilLkPtRN«» JohanniSgaffe 33. Berantworrlichcr Redacteur Ar Hüttner in Reudnitz Sprechstunde d Redaclton v»r»tu«,» »oa li —ll Udr »«chMtn«,» »»»«—» Uhl «murhmk der fstr die nächst- f»lgn>»e Rummer befti««ten Iuscrair a> Lochenlagen dis Sllhr RachmittagS, an San» und Arft lagen früh bisUhr. Filiale str Zaseratraaaaahme: Otto Klnn«. Universität«str. 22. Lonis L dl che, Haiastr. 21. patt UchMer TaMM Anzeiger. OlM für Politik, LvcalMichte, Haiidels- und GcschäDdcrkrhr. »u«Ia,k 13.10». ^üoannnentoprel» viertelt. incl. Bringerlohn 5 Mt. Jede einzelne Rümmer 3« Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» ohne Pvstbeförderung 36 Mt. mit PvstbesSrderuug 45 Mt. Ziserote 4aesp. vourgeoiSz. 20 Pf GrSßere Schriften taut unsere» PrriSverzeichniß. —Tabellarischer Satz nack höherem Tarif, veclamcii unter brm XrSilttloiußttch die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stet« an d. Trpebiti»» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pr»anum«r»nlt» oder durch Postvorschuß. 204. Freitag den 23. Juli. 1875 Veriniethuiiq. In den der Sla^taemrinde gehörigen Häusern t) Salzgäftchen -)r. 3 sollen dre jetzt an Herrn Günther Herbst v.rmietheten. au» 2 Z'mmern in der I. Etage und 1 Zimmer in der 3. Etage bestehenden Geschäft-« localttären vom I. Ja»«ar ß87tt an 2) RelchSstraHe Nr. SL soll der Derka»fStta«d i» der HanSflur für die Zeit ««Her de» 3 Messe« von Ablauf der Ne«jahrS«effe 187« an gegen halbjährliche Kündigung Freitag, de» 3«. diese» Mo«at», Vormittag» Lß Uhr a« Akath»stelle an den Meistbietenden anderweit vermiethet werden Die Versteigerung»- und Bermiethungsbedingungen können ebendaselbst schon vor dem Ber- steigerungstermiue eingesehen werden Leipzig, den 20 Juli 1875. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Kock Cerutti Bekanntmachung. Der diesjährige internationale Pruductenmarkt in Leipzig wird Montag, de« 2«. Juli d. , in den Räumen des hiesigen SchützenbauseS abgehattcn. Leipzig, am 26 Mai 1875. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Georgi. G. Mechler. Bekanntmachung. Die Lieferung deS Bedarfs an Braun- »nd Steinkohle» für die städtischen Schulen soll an den Mmdestsordernden vergeben werden, mit Verb, halt der A-Swahl unter den Submittenten. Diejenigen, welche sich hierbei belheiUgen wollen, werden hierdurch ausgesordert. bie betr. Be» dingungen im RathSbauamte cinzusehen und ihre PreiSsorderungen daselbst b,S Sonnabend den 24. ds». Mon Abend» S Uhr versiegelt und mit der Aufschrift „Kohlenlleserung sür die städtischen Schulen" versehen einzureichen Die «icht versiegelte« oder mit der vorgedachten Aufschrift «tcht versehenen Offerten müssen unberücksichtigt bleiben Dagegen sieht e» den Herrcn Submittenten frei, be, t.r am vorgedachten Tage Abends 5 Uhr in der Schulpexedition statlfinde! den Eröffnung ihrer Offerten zugegen zu sein. Leipzig, den 15 Juli 1875. Der Rath der Stadt Letv-tg. vr. Koch. W,lisch. Res. Bekanntmachung. Die an, 15 dis Man zur Verpachtung versteigeiie Feldparzelle Nr. 138» des Flur buch» für Eutritzsch ist de« Höchstbieter zugeschlagen worden Leipzig, den 20. Ju'i 1875. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Cerutti. Tagesgeschichtliche Ueberlichl. Aus allen Gebieten der Gesetzgebung macht sich da« Bediirfniß nack einheitlicher Rege lung über das ganze deutsche Reich gellend. D .s Handelsgesetzbuch machle den Anfang, ihm folgte das Strafgesetz; der Civilproceß die Straf- prrceßorduung und das GerictNsversassungsgesey unterliegen dcr Bralb-n/. nicht zu gedenken der Gewerbeordnung. beS CivilstandSgesetz S und vieler anderer Materien, deren Regelung einer späte, cn Zeit Vorbehalten ist Und doch giebt es einzelne Gebiete von nationaler Bedeutung, aus denen die einzelnen Bundesstaaten heute neck selbstständig zum Scvaden rcS Ganzen vergeben Z l diesen gehört die G setzgebung aus kirchlichem Gebiete, welche in neuester Zeit namentlich in Baden. Preich.cn und Hessen zahlreiche Specialgesetze gefördert hat Schon oft ist darauf hingewics.n worden, daß durch dieses einseitige Borgeh u der einzelnen Staaten die Wirkung jener Gesetze zum The l ausgehoben wird und daß gerade aus diesem Ge biete das Reich an die Stelle der Landesregie rungen treten wüste. Neuerdin.s I>egt ein Fall vor, daß OreenSangehörige, w lche au« Picvßen auszewics n. morden waren, sich im nächsten Staate niederzvlasten und so den alten Einfluß auf ihre» früheren WirkungkreiS auszuüben versuchten. Die Franziskaner von Fulva gedachten nämlich, nach Public,rung de- preußischen KlostcrgcsetzeS. im Herzogthum Sachsen-Meiningen eine Nieder- laffung zu gründen und richteten dieserbalb an die dortige Regierung eine Anfrage Dieselbe konnte nun aus Grund de- Gesetze- Übec die Frei zügigkeil gegen diese Niederlassung selbst Nichts erinnern, gab aber den Franziskanern zu er wägen. daß ihnen nach dortigen Gesetzen eine geistliche Amtshandlung nicht gestattet sei. Die Franziskaner werden nun zwar von ihrer Ueber- sicdetung nach Meiningen abstehen, ein verbleiben derselben an anderen Orten Deutschlands ist aber nach der jetzigen Lage der Gesetzgebung nicht zu verhindern. ES ist also nur einem Zufälle zu danken, daß die Franziskaner ihren Winkerstab weiter setzen müssen. Ein solcher Zustand ist aber aus die Dauer unhaltbar, und von Seilen Preußens ist die Frage wiederholt in Erwägung gezogen worden, wie demselben e»n Ende gemacht werden kann. Danach ist rS wahrscheinlich, daß dem Bundesrathe eine Vorlage wegen Verallge meinerung der preußischen kirchenpolitischen Ge setze auf das Reich gemacht werden wird. Die Haltung, welche der Fürstbischof vr. Förster in ver letzten Zeit der Regierung gegenüber eingenommen hat, läßt erkennen, datz Derselbe nicht geneigt ist, die Verwaltung seiner Divcese uns den Händen zu geben. Eher könnte man an seine Willfährigkeit glauben, in dem Alrcbenstreite prmcipiell einzulenken Die Nennung des Weibbischof- sowie die augenblicklich an den Oderpräsidenten der Provinz Schlesien abgesandte Erklärung, sich den gesetzlichen Be stimmungen über da» KirchenvermögenSgesetz fügen zu wollen, lasten die Absicht erkennen, dem Staate gegenüber einen Ausweg zu suchen Man war zwar schon längere Zeit von dem Beschlüsse der Bischöfe unteriichtet, sich der Einführung des Gesetzes über die Verwaltung des Kirchenver- mögen» nicht zu widersetzen; immerhin bleibt eS bemerkenswerth, daß vr Förster der erste ist, welcher seine formelle Unterwerfung unter da» Gesetz anzeiat. Wenn er aber glaubt, durch diese theilwerse Anerkennung der kirchenpolitischen Gesetze eine Einstellung de» gegen ihn bei dem Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten schwebenden AmtSentsetzungSverfahrcn» zu be» wirken, so muß Dir» als eine Täuschung bezeichnet werden. ES bleibt sogar zweifelhaft, ob eine bedingungslose nachträgliche Unterwerfung den Spruch des Gerichtshofes wesentlich abändern würde. Als Abgeordnete für München sind vor- SlaatSanwalt Wuelsert, Regierungsrath Gras Rambaldi, Juwelier Thomas, die Professoren Huber und Haushofer, Bankier Weivert und Fabrikoirector Kcster. Der Redacteur de» „Bayerischen Vaterlandes" vr. Sigl, ist am Mittwoch Nachmiltag von München bchusS Abbußung einer lOmonatlichen Gefängnißstrase in da» Zelle« gesängmß nach Ninn- berg abgeführt worden. Der Brief des Fürsten Hohenlohe an die bayerischen Wähler, worin er sie dringend ermahnt, keine Ultramcnlanen zu wählen, damit Nicht die Einbildung der Franzosen genährt werde, daß sie eine» TageS in Süddeulschland Verbündete finden würden, hat den Naget aus den Kops getroffen. Seit langer Zelt hat Nichts die französische Presse in dem Maße auf geregt, wie diese Überaus zutreffende Epistel. Nachdem fast alle größten Journale von Paris die Behauptungen deS Botschafters zu widerlegen versucht, bringt nun auch die „Correspondance Universelle" einen langathmigen Artikel Sie ist entrüstet über den den Franzosen gemacht n Vorwurf der politischen Kurzsichtigkeit. Sie kann eben so wenig wie andere Journale die Aeußerangen di» Fürsten widerlegen und beant wortet sie daher mit Gegeiibeschuldigungen. Sie sagt: „Wenn Fürst Hohenlohe den Franzosen vorweisen zu können glaubt, daß sie selbst nach den Erfahrungen mehrerer Jahrhunderte die Dinge nicht so zu sehen vermögen, wie sie wirklich sin), so kann man sich nicht wundern, wenn er festst nach einem längern Aufenthalt in Frankreich un» nicht so s h.n kann, wir wir wirklich sind Aus diesem Grunde werden wir trotz unser,r Vorsict-l, unserer Resignation und Mäßigung (?) als die Genossen jener Bayern angesehen, welche gegen die Verpreußung agitiren." Dieser letztere An druck bestätigt die Wahrheit der Auvlassungen deS Fürsten. Der Ausdruck Berpreußung lst Blattern wie Münchener „Vaterland" und Con- sotten entnommen, welche mit Vorliebe von sran zösischen Blättern citirt werden. Hätten die Franzosen aber einen Begriff von den Dingen, wie sie wirklich sind, so würden sic solche selbst in ihrer Heimath in schlechtem Ansehen stehende Blätter nicht als den Ausdruck der Stimmung in den deutschen Bundesstaaten bezeichnen. Die Vorbereitungen zu dem großen Feste, welche» der Lordmayor von London den Häuptern der großen Städte Europas zu geben beabsichtigt, werden bereits rüstig be trieben. Die Guildhall ist geschloffen, damit die für das große Bankett am 29 d. und den Ball am 30. d nothwendigen Vorbereitungen getroffen werden können. Sämmtliche Gäste werden in ihren Amtskleidern oder in Uniform erscheinen. Bis jetzt haben die Einladung de» Lordmgyor» angenommen: der französische Botschafter in London, der italienische Geschäftsträger, der Generalconsul der Scdweiz, der Seinepräsect, der Pariser Postzeipräfect, der Präsect und der Unterpräfekt des Pa» de Calais, die Bürger meister von Calais, Bordeaux, Gers, Rom, Florenz, Turin, Lissabon, Oporto, Brüssel, Ant- werpen, Amsterdam u. f. w. Zu dem Balle sind ca 8000 Einladungen ergangen, darunter an die Generalconsulu derjenigen Länder, deren answär- tige Vertreter die Einladungen angenommen haben Den Festlichkeiten wird sich möglicherweise ein Galafest in dem Alexandrapalast auf Muswall-Htll anreibea, während den fremden Gästen auch Ge legenhcit geboten werden wird, gruppenweise unter Führung sachkundiger Führer alle SebenSwür digkeitcn der britischen Metropole in Augenschein zu nehmen. Die Nachrichten aus Ost-Asien versprechen nichts Gutes. In einem Briefe an die „Time»" heizt es: In Britisch - Birma ist man durchweg der Meinung, daß ein Krieg zwischen England dere unter den Eingeborenen der Fall und die Chinesen kehren in großer Anzabl nach ihrer Hei math zurück. Die Grenzbewohner sind dem Ver nehmen nach sehr besorgt und erwarten von den Birmanen angegriffen zu werden, sobald Sir DouglrS Forsyth, der indische Unterhändler, das Land verlassen habe. In Indien wird trotz der vielen in Umlauf bi fi-.blicken beunruhigenden Ge rlichte nock, immer die Hoffnung gehegt, daß eine friedliche Lösung herbeigesührt werden dürste. Eine Lösung der Frage, gleichviel ob sie zum Frieden oder zum Krieg führt, wirb sehnsüchtig erwartet und kann kaum zeitig genug stattfinden DieUngewiß- heit der abgelaufcnen 3 Monate batte ihre natürliche Wirkung aus den Gang des Handels Au» den indischen Arsi" alen wird noch immer KriegS- murntion nach Birma gesandt. Die Truppen in den Grenzstationen werden in beständiger Bereit schaft für den aktiven Dienst gehalten und halten täglich Fklvübungen wahrend den Ossicieren jeder Urlaub versagt wird. Doch ist Nichts davon bekannt, daß irgend welche weitere Verstärkungen von Ind en abgesandt werden, un» cs he.ßl. daß die Behörden eine Streitmacht von 2000 Mann n'cht allein als hin«eichend für den Schutz unsere- TirriloriumS, sondern auch für die völlige Unter jochung des ganzen oberen B:rma erachten. Die Z'ffer erscheint gewiß als bescheiden genug, wenn wir uns de- MaßstabeS erinnern, der bei der Organisation früherer Expeditionen für noth wendig erachtet wurde. Die Nachricht, daß sich der Carlistenchcs Dorre- garay in CauteretS (Haute PyrLnLeS) btfindet, und daß derselbe verwundet sei, wird durch Mel dungen, welche der Regierung zugegangen sind, bestätigt. Eine Ovation für Professor Hencke. Vi-n. Prag 2l. Juli. Der hiesige deutsche Schriftsteller- und Iournalisten-Verem „Con- cordia" veranstaltete gestern Abend, wie be reit- angekündigt. dem von Prag scheidenden Pro fessor Hencke ein Abschiedsbatiket, da« sich zu einer Ovation für den abgehenden, hier so bald beliebt gewordenen deutschen Gelehrten ge staltete und gleichzeitig Denjenigen gegenüber als Demonstration galt, die dem Professor das ver bleiben in Prag verleideten. Die Zahl der Theil- nehmer am Banqaet, welche inSgesammt den hiesigen Kunst- und Wissenschafts-Kreisen ange hörten, war eine überaus große. Nachdem dem Professor ein Album mit Photographien der sämmtlichen „Cvncordia"»Mitalieder überreicht worden war, ergriff Herr D K» h, Herausgeber de» „Tagesboten aus Böhmen", da» Wort und sprach etwa Folgendes: Dem Schriststellerverein Concordia steht es zu, die Angelegenheit, welche uns heute zusammen führt, vom kulturhistorischen Standpunkt au» zu betrachten. Der Cullurkamps wird gegenwärtig bei vnS gerade so gekämpft w'.e draußen im Deutschen Reiche, von einem „Preußenhaß" kann bei unS, obwohl man über die Anwesenheit von sieben deutschen Professoren an der Prager Universität so viel Lärm schlägt, keine Rede sein, sonst hätte man ja nicht mit Vergnügen einige Hundert preußische Nonnen hier ansiedetn lasten Eine Ansiedelung der deutschen Pro fessoren existirt «llerdir.as bei uns, allein die ist, wenn wir uns an Meister Huß und seine Ver folgung erinnern, zu einem „historischen Uebel" geworden. Der Redner kam sodann aus den berühmten Auszug der deutschen Professoren und Schüler aus Prag im 1». Jahrhundert zu sprechen und erinnerte daran, wie die ersten Rectoren und Decane der hiesigen Universität Deutsche waren, und wie diese erst die andern Universitäten Deutschlands gründen halsen; so z B war Otto v MÜi.sterberg, der erste Rector Prager Universität wurde indessen auch hier schmerzlich empfunden und so kam cS. daß ein halbes Jahrhundert später Vr Paul Z'dek den dringenden Rath gab, man möge schleunigst aus ländische Professoren auS Leipzig und Wien berufen, damit die Pcager Univoisilät nicht zu Grunde gebe. Und nach einer längeren Zeit de» Aufschwungs siet unsere Hochschule wieder dem IesuitiSmus anheim und begann zu siechen, während Deutschlands Universitäten im t7. Jahr hundert blühten. Dies hatte zur Folge, daß nicht nur gegen deutsche Erzeugnisse, sondern aucd gegen deutschen Geist Zollschranken in Oesterreick' errichtet wurden. Die Weltgeschichte hätte sicv sonst ander- entwickelt, Oesterreich wäre vielleicht heule noch i n innigsten Verbände m»t Deutsch land, seine Zukunft wäre vielleicht eine ganz andere geworden. So in Oesterreich ein deutscher Kaiser als Haupt de^ vornehmsten Sta teS der Welt regierte, so lange-geh es keinen Natlonatltätenstieit. Redner hob hieraus den Unterschied in der Entwickelung und Bedeutung der deutschen und der österreichischen Universitäten hervor. In Deutschland knüpften sich die edelsten Gedanken an die Namen deutscher Professoren, deren Lehren damals größlenthcilS für Oesterreich verbotene Früchte waren Aber auch in Deutschland haben die Universitäten unter der Reaclion gelitten, Redner erinnerte an die Mainzer Untcrsuchungs- commission und an die Dcmagvgenrücherei So oft jedoch die Universitäten gemaßregcll wurden machte sich auch ein Verfall deS Reiches bemerk bar. Nach dem Ausspruche Macaulay'S: „wer eine Quelle seiner Macht unterbindet, gebt zu Grunde" wird keine Regierunq Oesterreichs so un vernünftig sein, die Quelle ihrer Staatsmacht, welll-e in der deutschen Wissenschaft liegt, auszugeben und die Verbindung mit Deutschland abzubrccben. Deshalb dürfen wir hoffen, daß uns keine wissenschaftliche Kraft Deutschlands verloren gehen wird; wenn Die« aber dennoch geschieht, so bedauern wir den Abgang Hencke'S um so schmerzlicher, nicht weil er eines der her- vorragcntsten Mitjlieder der „Concordia" war, sondern ein berühmter Lehrer der deutschen Hoch schule Und dennoch sind wir ihm für diesen Schritt dankbar, denn er hat, obwohl er dem nationalen Hader fern steht, als erster nationaler Kämpe für da» gesummte Proscssoren- cotlegium, für die Autorität der ge lehrten Gesellschaft mit einer opfer vollen Thal einzutreten den Mutb gehabt Sein Schritt ist der bedeutungsvolle Wink mit dem Zaunpsahl, der da sagt: bis hieher und nicht weiter und erinnert an den wackeren Dahlmann mit seinen sechs Gen offen in Göttingen Und da rum erhebe er (Redner) da» Glas auf dis Wohl des wackeren Nachfolgers Dahlmann'» aus das Wohl Hencke'S! (Bravo-Ruse) Professor vr Hencke dankte dem Vertreter der deutschen Presse, welcvc den deutschen Professoren in den schweren Tagen treu zur Seite gestanden. Der Abgang eines Professors von einer Universität errege sonst kein Aussehen, hier aber müsse man gleich daran denken, daß er die Consequenz einer veränderten Strömung in Re gierungskreisen sei. auf so seltsame Art wurde er herbeigeführt. „Und wenn sich die Ver hältnisse nicht in einer eclatanten Weise ändern, so wird mein College Pros. Hering ebenfalls gezwungen fein, sortzugehen. Man ertheilte un» eine be schämende Rüge, weil wir unsere amtliche S ellung prLcisirt haben wollten, weil wir eme anstä» i-e Behandlung wie in dem gebildeten Deuischla, ) verlangt haben." Prof Hencke erklärte, er kehre gern in sein Vaterland zurück und bedauere nur I aus der Mitte eines Verein» scheiden zu müssen.
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