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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187507255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18750725
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18750725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-07
- Tag1875-07-25
- Monat1875-07
- Jahr1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1875
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Erscheint tizlich früh 6»/, Uhr. Lr»«r11o» >m» LkPrtikio» JohauniSgasse 33. SrrantwortliLn Redatteur Hüttner m «eudnitz. Sprechstunde d Redattiou V»r»in»,l von lt—N Udi R«ch»tn--,» von «—» Uhr. Nnnnhme der für die «üchst- 'oigcnde Nummer bestimmten Inserate an Wochentagen bis 3übr Nachmittags, an Sonn- and Festtagen früh bisUhr. Mite flr Znsrratraaonahmr: vtto Klemm. UniverfitLtsstr. 22, stoutS Lösche. Hainstr. 21. patt. Vchiigcr Jagtbla« Anzeiger. Organ für Politik, Svcalgeschichtc, Handels- und Geschäftsverkehr. Auslage 13,400. ^bonnementaprei» viettelj. 4*/, Mt incl. Bringerlohn 5 Mt. Jede einzelne Nummer 3«, Pf. Belegexemplar lü M. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbrförderung 30 Mk. mit Postbeförderung 43 Mk. Inserate -taesp.Bourgeoisz. 2»Pf. Größere «chriften laut unserem Preiüverzeichniß — Tabell>.nscber Satz nach höherem Tarif. Xeclamea aalrr dem LlsactioarSrich die Spaltzeile 40 Pf. Inserate find stets an d. Lircstll«» zu senden. — Rabatt wirb nicht gegeben. Zahlung praeounu-ramto oder durch Postvvrschuß. m 208. Gountag den 25. Juli. 187L Bekanntmachung. TS hat fick dre Nothwendigkeit herausgestellt, dem bisher an Markttagen aus dem Brühl und rn der Nicolaistraße abaehalteven Gurkenmarkt einen anderen Platz anzuweisen. Wir haben daher beschlossen, den Verkauf der Gurken von jetzt ab auf den Fleischerplatz zu verlegen, waS wir hierdurch zur Nacbacbtung für die Betheiligten bekannt macken. ^«eipzig, den 21. Jul, 1875. Der Math der Stadt Leipzig. l>r Koch Wangemann. Bekanntmachung. Da eS sich vorzüglich bei Vornahme von Reparaturen an Dachpappendächern wiederholt er eignet hat. daß durch Ueberlaufen der zum Sieden de» TheerS auf Straßen und in Gehöften auf gestellten Ke sie! die kochende Theermasie in Brand gerathen ist und dadurch die Entstehung eine» Schadenfeuers sehr leicht möglich wird, so machen wir hiermit bekannt, daß ein jeder zu obenge dachten Zwecken verwendeter Kessel mit einem gut schließenden eisernen Deckel zu versehen ist. damit eintrelenden Falle» durch schnelle» Schließen de» Kessel- eine weitere Verbreitung de» Feuer» ver mißen werden kann. Im Unterlassungsfälle haben die Zuwiderhandelnden in Gemäßheit von tz. 368 sad 8 de-! Reichsstrafgesetzbuches eine Geldstrafe bis zu 60 oder Haft bi« zu 1< Tagen zu erwarten. Leipzig, am 23. Juli 1875. Der Rath der Stadt Leipzig. Ist?. Koch Wangemann. Nutzholzauction. Mittwoeh, den 28. Juli d. I. sollen von Na«h»ittagS 8 Uhr an im Forstreviere Eonnewttz nachstehende Nutzhölzer alS: 2 rüsterne, 6 ahorne, 1 birkener, 2 aSvene und 67 erlene Rntzklötze ferner: 5 ahorne und 23 erlene Tchtrrhölzer und 113 sichten? Rüststange» unter den an Ort und Stelle öffentlich angeschlagenen Bedingungen an den Meistbietenden ver kauft werden. Znsaninrenknnft: an der Wasterlettung-linie im Stempel unweit des Streitleiche» bei Connewitz. Leipzig, am 20. Juli 1875. DeS MathS Forstdepatation. Wanderungen durch die sächsische Gewerbe- und In dustrie-Ausstellung in Dresden. H I).— Nachdem wir bei unserer ersten Wande rung den Hauptsaal de« Gewerbchauses einer genauen Bestätigung unterworfen haben, steigen wir heute recht» um Ende drese» Saale» die Treppe empor und gelangen aus die Galerie und d e mit derselben in Vervindung stehenden Zim mer. — Rechts von der Treppe ist ein isolirteS Zimmer der Spieiwaüren-Jndustric ein geräumt, unter welcher wir die Firmen Ad alb. HawSky in Leipzig mit Papierlaternen. P O. Hähne, M A. Flinzer und A. Teich gräber in Dresden mit Puppen und Puppenstuben, Fischer in Oberfeisen- bach und M. Schreiber in Loschwitz mit BeschäftigungSspielen und Lehrmitteln und die Gesammtcommission für Hebung der Spielwaaren-Industrie im König reich Sachsen mit reizenden Spielen, Figuren und dergl. vertreten sehen. Gehen wir von diesem Zimmer zurück an der Treppe vorbei, so treten wir link» von dieser in die den Saal entlang laufende linke Seiten galerie ein. Diese ist durch Zwischenwände höchst ökonomisch in eine Anzahl kleiner Cabinete abge- theilt, welche Wand- und Tischflächen für die An bringung der AuSstellungSobjecte bieten. Beim Eintritt in diese Galerie fallen unS sofort rechts die mit seltener Accuratesie und vielem Berständ- nißgearbeitetenMaschinenmodelle und andere Lehrmittel von Bock und Handrick in Dresden und link» die Schülerarbeiten der beiden technischen Lehranstalten Frankenberg und Mittwerda in die Augen, daneben sind Frauenarbeiten de» Frauenvereinö in Dresden und Photogravhien, die meist nach Vifiten- kartenbilderv in Lebensgröße auSgesührt find von Karl Nrazim in Dresden «»»gestellt. Biel Aussehen erregen die Präparate von Rudolph WeiSker in Leipzig, welche Spulwürmer, Trichi- nen und andere Schmarotzerthiere in bedeutender Vergrößerung theilweise in Durchschnitten dar- stcllen; noch mehr aber ziehen die beiden wundervoll lebensgroß in Wach» modellirten Neger Küsten, ein Häuptling und ein Neger- mädchrn, von Gustav Zeiller in Dres den die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Wir müssen gestehen, daß wir so lebenswahre Wachsbilder noch nie gesehen haben. Auch die kleineren Büsten und Präparate desselben Aus stellers verdienen alles Lob. In derselben Ab- theilung, welcbe letztere Objecte birgt, sowie in der folgenden hat dcr Dresdner Architekten- vercin flylvolle Entwürfe von Baulichkeiten und Detail» von solchen aufgehängt und in der Ecke daneben sehen wir die in vielcn Scbulen -ingeführten Krvstallmodelle von Julius Wenzel in Freiberg Cartonnagen haben in hübschem Ausbau die Firmen Steinmüller und G. L- Wohlauer in Dresden und Georg Adler in Buchholz, patentirte Papierbuchstaben Kietz «LDöschner in Leipzig ausgestellt. In der Nähe befinden sich sehr schöne Bürstenwaaren von Max Schiller, sowie Pinsel von R A T ürcke in Dresden. Die Ober laus itzer Web- schule m Groß-Schönau giebt eine insiructive Mustersammlung, was wir weniger von den zahl reichen BerlagSartikeln de- Handelsschul director Klemicb sagen können. Ebenso verfehlt schienen unS die in Seide gewebten Bilder von Wolf m Glauchau zu sein, während die eben falls aus dieser Gallerte befindlichen gewebten Portrait» von Schalter in Ernstthal, wenn man überhaupt solchen Bildern eine Existenz berechtigung zugestehen will, sich durch bessere Ausführung auszeichnen. Haben wir noch dir theilweise in etwas abnormen Verhältnissen con struirten Modell- und Lehrmittel deS Di rector vr. Neu mann in Dresden gesehen, so lenken wir nicht ungern unsere Blicke aus die hübschen Porzellanmalereien von Julius Kubig in Dresden und auf die in der AuSsüh rung prächtige Cassette vvn Carl Schmidt in Leipzig. Dabei könnnen wir nickt umhin, die wirklich gut gelungenen Photographien von Hugo Bähr in Zwickau, FrecmundEdlichin Gruna b/DreSden und Emil Tietz in Elster, be sonders aber die prachtvollen Lichtdrucke von Römmler u. Jona» in Dresden zu bewun dern. Auch Entwürfe zu chemischen Anlagen von Lichtenberger und Eisenbahn.Pro jecte von Ober-Ingenieur Kitzler in Dresden finden wir in einer Abtheilung der reichbesetzten Galerie, in deren vorletztem Abschnitt wir noch schön gemalte Möbel sowie Bronze- Kannen von L. Starcke u. Sohn, Holz Malereien von HeimerS und Zocher m Dresden, verschieferte Wandtafeln von Franz Hoffmann in Leipzig und Muster Zeichnungen von E SegUtz in Dresden be merken. Die letzte Abtheilung »eist eine Collection Oelfarbendruck-Bilder auf von Müller und Friedländer, auf der Rückseite der Wand ebenfalls Oelfarbendruckbilder, Bilder drucke, Original-Holzschnitte u.Clichb» sowie Matrizen für den Druck und eine Anzahl BerlagSartikel, darunter die illustrirten Zeitschriften ..Bunte Welt" und „Pionier" au» der Buchdruckerei, Kunstaustalt und Verlagshand lnng von Adolph Wolf in Dresden. Kür Landwirth« und überhaupt Pferbebefitzer find die Befchlaaproben und Hufeisen von El. Neufchild in Dresden besonder» interessant. Den Abschluß dieser Galerie bilden die sehr schön auSgeführten Placate und Etiketten von OScar Fürstenau in Leipzig, die litho graphischen Arbeiten von Rich. Rödger, die theilweise gut getroffenen, aus Pore ellau emalten Portrait» der königl. Familie von eopoldina Renper, eine Mustertafel von Vergoldung und Bronzirungen von Ro bert Haensel in Dresden und endlich mehrere Photographien von Fickenwirth inZwickau. Wir treten nun in da- Eckzimmer ein, welcheS ursprünglich nur für Lehrmittel und Erzeugnisse der graphischen Künste bestimmt war, neuerving» aber auch noch mit Gummiwaaren von Lademann in Zittau bereichert wurde, nachdem e» den Herren Meinhold <L Söhne in Dres den gelungen war, mit ihrem unschönen Placat- kioSk, der vorher in diesem Zimmer ganz an seinem Platze stand, den Hauptsaal zu verunzieren Die Ausstellung der eben Genannten zeigt uns ihre bekannten, zum großen Theile vorzüglichen Lehr mittel und juristische Werke ihre- Verlag»; zu bedauern ist, daß sie durch ein in Farbendruck auSgesührteS Bild de» Königs, durch welches dieser sich nichts weniger als geschmeichelt fühlen kann, den Eindruck ihrer sonst hübschen Aus stellung empfindlich stören. Wenngleich von Vielen kaum beachtet, enthält diese» kleine Eckzimmer doch einen Reichthum künstlerischer Schöpfungen, denen wir alle Achtung zollen müssen. Da sind die mit seltener Genauigkeit prächtig auSgeführten Landkarten von O. von BomSdors in Leipzig, daneben der architektonische Ver lag und Tafeln für den Anschauungs unterricht von George GilberS in Dresden, reizende Farbendruckbilder von Kraetzsch- mer'S Nachfolger in Leipzig, mit höchster Feinheit hergestrkte Holzschuittdrucke und mehrere typographisch musterhaft dargestellte Werke von Hundertftund L Pries, sowie Musikalien au» der altrenommirten Musikalicn- Handlung von Fr. Kistner in Leipzig, die be kannten in Farbendruck sehr schön auSgeführten ortrait» deS König» und der Kömgin von Leopold Hadermann und aus einem Gestell in der Mitte dcs Zimmer» lithographische Arbeiten von Mütze L Dühring in Dresden. In den folgenden zwei Zimmern auf der Mittelgalerie werden wir in die Beklei dung»-Industrie eingeführt. Im ersten Zimmer (über dem Eingang in den Saal) fällt unS zuerst ein Schrank mit CorsetS von W Häni in Leipzig in die Augen, der in Ma terial und Ausstattung ganz vorzügliches Fabrikat aufweist; zu beiden Seiten haben die Friseure Kellner L Sohn und Leo BohliuS in Dresden dey Beweis geliefert, wa» die Kunst- fertigkeit in Nachahmung der Natur aus dem Gebiete der Haar-Industrie zu leisten vermag und macht unS die erstere Firma noch besonder- auf ihre neueste Erfindung, die größte Natur treue mit Dauerhaftigkeit zu verbinden, auf merksam. Der einzige Aussteller von Schirmen, E. Müller in Ekemnitz, zeigt unS. wie manr.-chsaltiae Verwendung ein Schirm finden kann; da sehen wir einen Regenschirm mit Fernrohr, einen andern, dessen Knopf erne Nhr birgt, ein dritter läßt sich sogar durch wenig Handgriffe in ein dräuendes Schießgewehr ver wandeln u. s. w. In einem Doppelschrank führen «ns die Firmen Nagelstock und Fürstenheim in Dresden Kindergarderobe und Damen- consectionen vor, während daneben die Ge nossenschaft der sächsischen Strohhut-Fabri kanten in Dresden und H Reichel in Dip poldiswalde unS mit den neuesten Fortschritten ihrer Branche bekannt machen. Wenn auch nicht unter diese Gruppe gehörig, aber doch in diesem Zimmer ausgestellt, sind noch sehr gut gearbeitete Parquetten der BereinS-Parquett- Fabrik und am Durchgang ein OalonclL- riuin pvrpstoum mobile von Charles Aesselmeyer in Dresden; wir erfahren, daß dieser Apparat, wie er dasteht, um 350 .L, da gegen der Datumanzeiger für 3000 Jahre au» demselben um den billigen Preis von 6 ^ und die Erklärungen zu diesem maschinellen Kalender um 1 zu haben sind. Ob schon ein Besucher der Ausstellung diese Gelegenheit benützt hat, um seinen Nachkommen bi- in- itc Glied einen dauer haften Kalender zu verschaffen, wissen wir nicht zu sagen. Neuer Theater. 23. Juli. Die zweite Aufführung der „Reise um die Welt", am 23. Juli, hatte abermals ein volle» Haus herbeigelockt. Aber auch die Hitze de» Hause» äußerte ihre volle Kraft, so daß sie manchen sonst eifrigen Zuschauer und auch Res. lange vor dem Schluß des Stücke» vertrieb. Für diesen verlornen Theil Hilst indes für unseren Zweck die gute Erinnerung an die erste Aufführung un» genügend au». Solche „Ausstattungsstücke" find in der Regel nur für die augenblickliche Wirkung berechnet Wir saßen bei oll derlei Feerien vor einer Gallerie von Decorations-, CostumS- und lebenden Bildern welch letztere nur den Vorzug hatten, auch zu spielen und zu reden und dadurch den erklärenden Text zu den Bildern zu liefern. Die dramatische Kunst sank mit ihnen zum Rang eines Feuer werk» herab, dessen Wirkung auch nicht länger dauert als da» „Ah!", da» den Knallcfsectleistungen desselben folgt. Von dieser Regel macht da» vorliegende Stüc eine erste und zugleich höchst gelungene Ausnahme und wir sind dafür unseren verehrten Feinden den Franzosen, wieder einmal einen aufrichtigen Dank schuldig geworden. Wir haben eS in unserem Berichte von gestern eine gesunde Kraft genannt die da» Publicum fünsthalv Stunden lang an den beißen Platz zu fesseln vermochte. Und so ist eS Der kühne Gedanke, eine Reise um die Welt au die Bühne zu bringen, ist durch die hier aus gebotene wirkliche dramatische Kunst zu einem ge sünden geworden. Wir werden nicht an einem lockeren Faden von Bild zu Bild geführt, sondern die im Vorspiel durch die Wette angeknüpfte Hand lung ver- und entwickelt sich im scenenreichen Verlauf fest und bestimmt bi» zum Alles ver söhnenden Schluß Wir stehen daher auch nicht an. heute, nachdem wir daS ganze Stück mit Ge- müthSruhe und ungestört von dem oft blendenden scenischen AuSputz haben an un» vorübergehen lassen, unsere Zweifel gegen die Berechtigung, e» ein Drama zu nennen, zurückzunehmen. Die Titelwahl ist ja oft genug so schwer, daß selbst bet einfachen Stücken die Herren Verfasser selbst nicht wußten, ob sie sie Schau- oder Lustspiele nennen sollten. Die Zahl der Hauptpersonen, der Träger de» Stück», ist gering und deshalb eine gute Besetzung in dieser Hinsicht leichter möglich. Sie war auch bei der hiesigen Aufführung erne durchaus ge lungene, und daß sämmtliche Künstler mit sicht licher Lust und Liebe anS Werk gingen, ist ein Beweis mehr für die Dankbarkeit ihrer Rollen. Die Hauptpersonen sind PhilaS Foga. dcr Held der Wette unddeS ReisewagnisseS(Herr Patonay), der unS mit der Uhr und der Rechentafel in der Hand den Beweis liefert, waS mit Muth, Geld und Rücksichtslosigkeit in dcr Welt auSzurichten ist. Trefflich gezeichnet ist ferner der reiche Amerikaner Archibalv Corsican (Herr Trotz), der auS einem anfangs widerwärtigen Raufbold ich zum edelsten, der höchsten Aufopferung fähigen Mann ausschwingt. Die lohnendste Rolle siel Herrn Tietz zu; sein Passepartout entpuppt sich au» der scheinbar harten Schale de» lieblosen Egoisten als der treuste Diener seines Herrn, dessen List und Muth mehrfach entscheidend in die Handlung eingreift und immer, so oft er erscheint, die Heiterkeit und Theilnahme des HauseS erregt. Eine schwere Ausgabe hatte Herr Klein I. zu ösen; er hatte vier Charaktere hinter einander darzustellen, zeigte sich in jeder als Meister und mußte eS doch wieder — und wer weiß zum wie vielsten Male — erleben, daß, als er schließlich als betrübter Mann abtrat, der wohlverdiente Applaus ihm nicht zu Theil wurde, well selbst unser Publicum die von ihm so trefflich gespielte Schlechtigkeit auS moralischer Entrüstung ihn persönlich entgelten läßt. — Auch von den Damen, welcbe den größten Theil der Reise mitzumachcn haben, Frl. Hüttner (Arda, Wittwe eines indischen Rajab), Gottscvalk (deren Schwester Remea) und Räder (Sclavin. später Königin Nakehira), sowie von der für ihre Treue von Passepartout zuletzt noch mit Liebe beglückten Club-Wäscdeb?wahrerin Margarethe (Fr. S ch e n d- ler) ist nur Gute« zu sagen. Es würde zu weit führen, alle Personen de- ganzen langen Theaterzettel» vorzusühren: da» Stück ist offen bar mit vieler Sorgfalt eingeübt worden und so hat auch Jedermann an seinem Platze seine Schuldigkeit gethan. Eine besondere Hervor hebung sind wir für diesen Theil deS Stücke» den Herren Seidel für seine treffliche Regie undMühldorfer für die Leitung de» Orchester« schuldig — Neber den Werth der SuppL'schen Musik, welche mit Wohlgefallen ausgenommen wurde, spricht wohl ein Fachmann sein Urtheil au». Wenden wir unS zur „Ausstattung" de» Stücks, so haben wir ebenfalls nur Anerkennende- zu sagen. Wa- die moderne Bühne an Ueberraschungen und Eryötzlichkeiten für da» Auge zu leisten ver mag, wird un» hier nach jeder Richtung der viel verzweigten Thätigkeit derselben bewiesen und zwar in der durch die kühne Stoffwahl de» Stück» dargebotenen contrastreicden Mannichkaltigkeit. Die Dekorationen de» Herrn Freier zauberten un» nicht nur die Pracht de» Morgenlandes vor, sie erquickten un- auch bei der Hitze mit dem Anblick reizender Schneelandschasten; die schönste Ueberraschuna gewährte aber durch sein Zusammen wirken mit Herrn Maschinenmeister Römer der nach der Explosion de» Dampfer» au» der Pulver dampfwolke sich enthüllende Anblick de« Leucht- thurm» und HasenS von Liverpool. Daß wir unS bei der sprunghaften OrtSveränderung überall sofort hinsichtlich der ansässigen Einwohnerschaft im Klaren befinden, verdanken wir der Bemühung deS costümkundigen Herrn Garderobe-Jnspector» MattheS. Erstaunliches leistete der Feloherrn- blick und Geschmack des Herrn BalletmeisterS Ambrogio vom Stavttheater zu BreSlau in der Gruppirung der Personal-nassen, im Arrange ment der Auszüge, Basaderentanze und großen Balletleistungen, bei welchen er selbst mit Herrn Spange und den Damen Casali und Welt mann reichen Beifall erntete, den schwerverdien- testen Frl. Casati für ihre kühne Balance aus der einen beneidenSwerthcn Fußzehe in säst schwindelnder Höhe. Da aber bei allem menschlichen Thun immer noch Etwa» zu wünschen übrig bleibt, so haben wir auch^hier noch einige Wünsche auSzusprechcn. ES geschieht in Einigem, vielleicht schon bei dem großen Festzug zur Wiltwcnverbrennung (für welchen, nebenbei gesagt, die Beine de» Elephanten
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