02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 19.06.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030619029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903061902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903061902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-06
- Tag1903-06-19
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An- lundiaunaen auf der Privalieile Zeile rs Pla ! die rivailiae Zeile als „Ein oelandl" oder aui Dcrtleiie so Bis In Nummern »ach Sonn- und geici lauen I bkj Livalliac Grundzeüen so, so be», «0 und M Pi», nach bc- londerem Tarif, AuLwäriiae Am- träae nur aeae» Borausbejabiuna, Belküblütlcr werden mit loPia. berechncl, Sernlvrechanfchlub: «M» t Nr. U und Nr. 2VV«. Vuiiluirs F'sziD IiM ImI>s«I«>e Il>itilli>r «. ««zllreliie siSWlsc Io«««- II, käislolrloll« tioi-niil»» I'üi-^i-Il(-i, »»V»»«»» V«. ^ Io ,»«11 «iMfim f«ed»« Mil ?f>ill,-?»!>»trl«, r, d»»»rl«, keil«««. ^ iE «>I.<-II. I»I,,.,»V I». «r. 1«8. Neueste Drahtberichte. Hofnachrichten, Vorschriste» bezüglich der Hunde, Kommers. Vaterländische Festspiele, Gerichtsverhandlungen. „König Heinrich VIII." Freitag, Juni 1W3. Neueste Dralstmeldunnen vom 18. Juni Berlin. lPriv.-Tel.) Bis 2'/L Uhr waren 395 Wahl- ergeb nisse bekannt; davon sind 185 Stichwahlen. Gelvählt sind 31 Konservatav, 85 Zentrum, 11 Polen, 6 Rcichspartct, 51 Sozialdemokraten, 1 Wilde. 6 Elsässer, 5 Nationalliberale, 1 Däne, 1 Reform Partei, 3 Bauernbund. An den Stichwahlen sind beteiligt: 37 Konservative. 122 Sozialdemokraten, 24 Frei sinnige Bolkspartei. 65 Nationalliberale. 11 Freisinnige Ver einigung, 4 Elsässer. 8 Polen, 16 Rcichspartei, 1 Bund der Land- wirte. 5 Antisemiten, 36 Zentrum, 10 Wilde, 7 Bauernbund, 8 Deutsche Volkspartei, 8 Welsen, 8 Reformpartei. In der Zahl der von den einzelnen Parteien gewonnenen bezw. verlorenen Sitze ist seit gestern abend IIV2 Uhr keine Aendcrnng eingctreten. DaS Ergebnis aus den zwei oberbayrischen Wahlbezirken Nosen heim und Traunstein, die bisher vom Zentrum vertreten waren, steht noch aus. Berlin. Wahlresultate. Sachsen-Alt cnvurg Stichwahl zwischen Buchwald lSoz.j und Blödan (Wild). — Zauch-Belzig Stichwahl zwischen v. Oertzen (Rcick)sp.) und Ewald (Soz.ß — Rothenburg 0. T. Hilpert lBbl.j wicder- gewählt. — Straubing Stichwahl zwischen Eschmger (Zcntr.) und Mittermeier sBbd.). — Aichach Beck (Zeutr.) gewählt. — Hagenow Stichwahl Milchen Rettich (Kons.) und Bartels (Soz.). — Match in v. Maltzan iKons.) gewählt. — Rostock Herzseid (Soz.) gewählt. — Kelheim (Bayern) Aigner (Zcntr.) gewählt. — Lauterbach Stichwahl zwischen Wallau (Natt.) und Bindewald (Reform».). — Mei»tngen-H ildburg- Hausen Stichwahl zwischen Müller (Freis. Volks».) und v. Wangeu- heim (Refounp.). — v. EzarlinSki rPvle) in K 0 nitz - Tuchel und in Bcomberg-Wirsttz gewählt. Er nimmt die Wahl in Wtrsitz au. mithin Nachwahl für Könitz erforderlich. Marienbnrg. In der heutigen Ziehung »«Marien- buraerPferde lotterte fiel der Hauptgewinn aus Nr. 25666. Allenstcin. Vor dem Schwurgericht hat heute die Ver handlung im Prozeß gegen die Besitzeisslau Poczygoda begonnen, die beichuldigt ist, ihre 4 Ehemänner vergiftet und den fünften zu vergiften versucht zu haben. Die Angeklagte bestreitet ihre Schuld. Budapest. Graf Apponyi hat seinen Rücktritt vom Präsidium des Abgeordnetenhauses cmgemcldet. Angeblich bezrb- sichtigt der Graf auch sein Mandat niederzulegen. Als Präsident des Abgeordnetenhauses ist Desider Pcrczel, der frühere Minister des Innern im Kabinett Banffy, in Aussicht genommen. Der ausscheidende Handelsminister Lang und der Minister für Kroatien Eseh haben den Orden der Eisernen Krone 1. Klasse erhalten. (5 0 m 0. Prinzessin Luise v 0 nT 0 ska 11 a ist hier ein getroffen und im Schloß der Baronin St. Victor abgesllrgen. Petersburg. Ter .Negiem»gsbote" veröffentlicht ein Communianä. wonach KönigPeter anerkannt und ihm die Bestrafung der Mörder zur Pflicht gemacht wird. Petersburg. I» dem Cvmmunigua des „Regie- rungsbotrn" heißt es: Eine Woche seit dem Lage der blutigen Umwälzung in Belgrad ist vergangen. Indem Rußland streng den Standpunkt der Nichteinmischung in die inneren An gelegenheiten der Balkanstaaten einhält, und es auch nicht für nötig findet, mit den Vertretern, die ans eigener Macht die Ge walten sich genommen haben, in irgend welchen Verkehr zu trete», bat eS die Beendigung der Wirre» abgewartet. Sofort »ach der Erwählung wandte sich König Peter telearaohisch an den Kaiser mit dem Gesuch nm Anerkennung, worauf telegrcwbiiche Antwort in bestätigendem Sinne erfolgte. Die kaiserliche Regierung kann jedoch tiotz der amen Wünsche für das Oberhauvt des gluubens- verwandten serbischen Volkes nicht umhin, die Zuversicht nuszu- sprecben, Laß König Peter Gerechtigkeit und festen Willen a» den Tag legt, indem er allem voran Maßnahmen zur Untersuchung der verabicheuungSwüidigrn Uebrltat ergreift und die treubrüchigen Verbrecher, die sich mit der Schmach des Königsmordes befleckt haben, strenger Strafe unteiwirlt. Die Unterlassung der erforder lichen Sühne würde in iliigünstigrm Sinne auf die Beziehungen aller Länder zu Serbien einwirken. Rußland sieht den Segen des Allerhöchsten zum Wohl und Gedeihen des serbischen Volkes herab. Sofia. Der Staatsgerichtshos hat im Prozeß gegen mehrere Minister des Kabinetts Iwantlch 0 w gestern daS Urteil gelallt. Der srübeie Ministewräsident Jivnnischvw und der trübere Minister der öffentlichen Arbeite» Tvutschew wurden wegen Anger- achtlassung der Bestlmiiiungen des Gesetzes über die Vergebung össentlicher Arbeiten bei der Anlage von eisernen Hangnrds und wegen Gewährung einer Subvention au die deutsche Levaitteiinie ohne Ermächltgung der Svbrnnie zu je 8 Monaten Zwangsarbeit verurteilt. Der ehemalige Minister des Inner» Radoslawvw wurde wegen politischer Delikte ebenfalls zu 8 Monaten Kerker verurteilt Ter ehemalige Fiiinilzmiiiister Danew winde freigetproche». Der Gerichtshof beschloß, alle Veurteitte der Svbranic zur Begnadigung zu empfehle». Oertliches und Sächsisches. Dresden. 18. Juni. —* Heute vormittag fand in Sibyllenort die feierliche Ent hüllung des Gedenkkreuzes statt, das die .Königin-Witwe Carola im Parke für König Albert errichten ließ. Anwesend waren die Königin-Witwe, König Georg, die Her zogin von Genua und Prinzessin Mathilde nebst Ge folge. Nach einer Ansprache von Exzellenz von Minkwitz fiel die Hülle. Kardinal Kopp segnete das Kreuz ein und hielt eine Gedenkrede auf König Albert, in der er die Bedeutung des Kreuzes in dem Leben des verewigten Königs darstellte. —* Kürzlich fand in der VIII. Bürgerschule eine schlichte Feier statt. Es galt, die dienstälteste Lehrerin Dresdens, Fräulein Amanda Crämer, zu ehren. Am 1. Juni d. I. hatten sich 25 Jahre vollendet, daß sie als ständige Lehrerin in Dresden wirkte. Mit einer herzlichen Ansprache wurde sie vor versam meltem Kollegium von Herrn Direktor Tätzner begrüßt. Er hob hervor, wie die Jubilarin in der langen Reihe der Jahre ihrer amtlichen Tätigkeit immer bemüht war, ihre ganz- Kraft in den Dienst der Schule zu stellen und wie sie sich dabei die Frische des Geistes^ und die Natürlichkeit des Empfindens be wahrt habe zum Segen für die Schule und die Kinder. Als äußeres Zeichen der herzlichen Wünsche der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wurde der Jubilarin von dem Kollegium ein Geschenk zum Schmucke ihres Heinis überreicht. —* Der Rat gibt die Vorschriften bekannt, die bezüglich der Hunde für Dresden gelten. Es heißt da u. a.: Außerhalb der Häuser. Gehöfte und sonstigen geschlossenen Räumen dürfen Hunde nur dann verweilen, tvenn sie mit einem das Beißen voll- ständig verhindernden Maulkorbe versehen sind. Da es nicht selten vor- kommt, daß Menschen und Tiere von mit Beißkorb versehenen Hunden gebissen werden, diese Vorkommnisse aber auf ungenügende Beschaffenheit der Hundemaulkörbe lWeitmaschigkeit. schlechte Be- sestiguna, unpassende Form, übermäßige Größe, mangelhafte Her stellung) zurückzuführcn sind, werde» die Besitzer von Hunden unter Hinweis auf die sic treffende Verantwortlichkeit für etwaige Be schädigungen daraus ainmerksam gemacht, daß das Anlegen un genügender, das Beißen nicht verhindernder Maulkörbe ebenso bestraft wird, wie dos absichtliche Nichtanlegen von Hundemaul körben. Wir fordern deshalb alle Hundebesitzer hierdurch auf, ihren Hunden nur solch« Maulkörbe anzulegen, welche gut Passen, dichtmaschig und dauerhaft hergestellt und so beschaffen sind, daß sie von den Hunden nicht abgestrcift werden köimcn, das Beißen aber unter allen Umständen verhindern. Bei gewissenhafter Be obachtung dieler Vorschrift kann jeder Hundebesitzer nicht nur die Gefahr, wegen etwaiger durch Hundebisse Menschen und Tieren zugesügter Verletzungen zur Verantwortung gezogen zu werden und Schadenersatz zu leisten, von sich abwcnden sondern auch zu seinem Telle dazu beitragen, daß Hundebisse tunlichst vermieden und da durch die Gefahren der Tollwut vermindert werden. In der Haupt- allee des Kgl. Großen Gartens vom westlichen Haupteingange an der Lennüstraße bis zu den Centaureustatuen und in dcni ganzen das Palais umgebenden mittleren Teile des Parkes von den Centauren bis dabin, wo die die Langseilen des Teiches umgeben den Kastanieii-Aueen Zusammentreffen und andererseits zwischen dem sogenannten Gesundbrunnen und dem Reitwege der Herkules- Allee, sowie in den übrigen öffentlichen Gartenanlagen hiesiger Stadt ist es in der Zeit 00m 1. März bis 31. Oktober jeden Jahres verboten. Hunde frei umherlaufen zu lassen. Hunde aus den Wegen innerhalb dieser Anlagen mit sich zu führen, ist nur dann gestattet, wenn dieselben an kurzer Leine gehalten werden. Das Mitnehmen von Hunden in Wirtschaften und Wirtschaslsgärten ist verboten. Es bleibt jedoch den Gastwirten nachgelassen, ihrerseits in ihre» Gartenlokalen nach vorgängigcr Anzeige bei dem Sladtrate und nach öffentlichem Anschläge das Mitbringen von Hunden an kurzer Leine, an welcher die Tiere auch an den Sitzplätzen der betreffenden Gäste anzuhängen sind, zu gestatten. Es ist verboten, große und starke Hunde, durch welche öffentliche Anlagen beschädigt oder Vorübergehende, insbesondere Kinder, Hingerissen oder sonst in Ge- fahr gebracht werden können, auf öffentlichen Straßen »nd Plätzen frei umherlausen zu lassen. Solche Hunde sind, außer daß sie mir einem das Beißen verhindernden Maulkorbe vergehen sein müssen, an kurzer Leine zu führen. —* In alter Burjchenherrlichkeil vereinigten sich gestern abend die Studierenden der König!. Tierärztlichen Hochschule im Konzerisaale des Zoologischen Gartens, um die Einführung des Rektorats und Senats durch einen solennen Kommers festlich zu begehen. Ter Saal war mit Fcstons in den sächsischen und deutschen Farben, dem Wappen Sachsens und dem Reichs adler, den Fahnen der an der Hochschule bestehenden Verbin dungen und dem Banner der ersteren selbst festlich geschmückt. Während die Galerien ein Kranz reizender junger Damen, zum Teck in Couleurbändern, schmückte, hatten im Saale an langen Tafeln di«. Korps „Albiugia", „Alemannia" und „Saxonia", die Burschenschaft „Arimnia" und die Turncrschaft der „Saxoborussen" in vollem studentischem Wichs Platz genommen, denen sich noch die Finkenschaft, die Vereinigung der Finländer und der Mil'tär- siudierenden an der Tierärztlichen Hochschule zugesellten. Vor dem mit einer herrlichen Blattpflanzengruppe und der Büste Sr. Majestät des Königs geschmückten Podium jaß das gesamte Pro- sessoren-Kollegium mit Herrn Geh. Medizinalrat Prof- Dr. Ellen berger an der Spitze. Als Vertreter des König!. Ministeriums des Innern war Herr Geh. Regierungsrat Dr. Kunze eychienen. Nachdem der erste Präside, Herr Student Oertel vom Korps „Alemannia" Professoren, Kommilitonen und Gäste willkommen geheißen, wurde der Kommers mit dem zu löblichem Tun auffor- dernden Kantus: „Kommt, Brüder, trinket sroh mit mir" eröffnet, dem sofort die Begrüßungsansprache folgte, ker aspsra ack astra, so führte der Redner ungefähr aus, sei der Wahlspruch der Studenten der Tierärztlichen Hochschule, und dieser selbst, ein Wahlspruch, wie er kerniger und zutreffender nicht habe gefunden werden können, denn beide haben um ihr Emporkommen hart kämpfen müssen. In diesem Semester fungiere zum erstenMale ein Rektor und ein Senat an der Dresdner Tierärztlichen Hoch schule. Es sei dies die Frucht langjähriger Bestrebungen. Die Hochschule verdiene diese Auszeichnung, denn sie werde aus den fernsten Ländern von Studierenden besucht, und an ihrer Spitze stehe ein Lehrkörper von großem Ruse. Einem ebenso ausge zeichneten Lehrer, a!s treuen Führer und Berater der ihm anver- trautcn Studentenschaft, wie dem neuen Rektor Herrn Geh. Medizinalrat Professor Dr. Ellenberger, müßten aller Herzen cntgcgcnschlagen. Getrost könne man der Zukunft der geliebten nlmn mator entgegensetzen. Er bitte die Kommilitonen, ihrem Jubel und ihre Freude über die Erfüllung des langgehegten Wun sches eines Rektorates und Senates an der Tierärztlichen Hoch schule durch Reibung eines kräftigen Salamanders Ausdruck zu geben. Dieser Aufforderung wurde begeistert Folge geleistet, und als die Gläser ohne nachzuklappen niedergesetzt wurden, da waren sie leer bis aus die Nagelprobe und die dienstbaren Geister hatten alle Hände voll zu tüii, sie wieder frisch zu füllen, denn a tsuipo erhob sich Herr Geh. Medizinalrat Prof. Tr. Ellenberg er, der langjährige bewährte und treuverdicntc Leiter, nunmehrige Rektor d« Hochlchule, um zunächst für die anerkennenden Worte, mit denen seiner und des gesamten Lehrkörpers gedacht worden, herz lich zu danken. Er stehe auf der Schwelle des achtundfünszigslcn Semesters, aber eins habe er sich bewahrt und werde er sich be wahren, die Anhänglichkeit und Liebe zur akademischen Jugend. Der heutige Kommers sei der Schlußstein erfüllter Wünsche." Es set damit etwas erreicht, worüber man sich rückhaltlos freuen dürfe und wofür die Studentenschaft der Tierärztlichen Hochsitz»!: dem König!. Ministerium zu großem Danke verpflichtet sei. Um die Wichtigkeit der neuen Verleihung in das rechte Licht zu stellen, gab der neue Herr Rektor sodann ein Bild der Hochschule seit ihre». Bestehen und teilte ihren Entwicklungsgang in vier Perioden ein, von denen sic die letzte. 1897 begonnen, zur höchsten Blüte gebracht, indem sich in ibr der Lehrkörper bedeutend erweitert, die Zahl der Assistenten verdreifacht und die der Studentenschaft verfünffacht Kunst und Wissenschaft. 's* Mitteilung aus dem Bureau der Königs Hoft he ater. In der Sonnabend, den 20. Juni, im Opernhause stattsindenden Aufführung der vieraktigen Oper „Margarethe" von Gounod gastiert Frl. Marga Bnrchardt vom Stadttheater in Rostock in der Titelpartic. s* SSriigl. Hofschausprcl. Zyklus der Sliakesveareschen Königsdramen. Zum erstenmal: „König Heinrich VIII.« Nach der Nebersetzung von Hertzbccg. Der alte Streit, ob „Heturich Vlll." Shakespeare zum Ur beber hat. oder eine» anderen engliiche» Dichter, ist beute noch nicht entschieden und wird wohl memals ganz entschieden werden können. Eins aber ist gewiß und darüber sind alle Kenner und Verehrer des großen Briten einig, daß dies Stück eines seiner schwächsten ist. von all seinen historischen Dramen bestimmt das unvollkommenste und unbedeutendste. Kaum in einer oder der anderen Szene webt dramatischer Geist, pulsiert Blut von seinem Blute, und verwischt und verwaschen sind fast alle Charaktere, dir uns hier entgegentrelen. Wenn man dennoch dieses Drama auf die Bretter bringt, so geschieht es meist nur, um den grandiose» Königsdramen einen befriedigenden Abschluß zu gebe», eine» AuSaana ohne zu viel Blut und Mord, einen friedlrch tönenden Schlußakkord zu der mächtigen Sinfonie seiner herrlichen Dichtun gen, die den Streit zwischen der roleii und der weißen Rose be handeln. Shakespeare ist in ollen seine» Historien zuerst und zunächst Engländer n»d dann erst Dichter: denn kein anderer seines genialischen Zeichen» hätte gewagt, was er getan, indem er die Jungfrau von Orleans in seinen, .Heinrich VI." als „Pucelle d'OrleanS" so in den Schmutz zieht, sie der Schmach so preiSgibt. daß diese Verzerrung »nd Verunglimpfung des Charakters selbst für einen so erhabenen Dichter, wie er eS ist. nur eine Cnlschul. dlgung finden kann in seiner glühenden Vaterlandsliebe, in Berücksichtigung seiner Stellung, die er bei Hofe und beim Volke einuahm. in der er zunächst den Engländer und dann erst den Dichter sehen lassen wollte. Dieses Fühlen und Drängen hat ihn denn wohl auch veranlaßt. „Heinrich VIII." schreiben. 3n diesem Drama, in dieser Historie konnte er sic^ ^an, als Sohn keines Vaterlandes zeigen, der diesem ,u Liebe istortlchen Wahrheit und de» festgefügte» Charakteren der Weltgeschichte willkürlich umspringt, vielleicht auch nicht zuletzt ans dcni Grunde, um sich bei Hofe beliebt zu machen, der Königin Elisabeth, seiner erhabenen Beschützerin, eine Schmeichelei zu sagen, »nd zu Ko» Zessionen sich herbeizulassen, die ein Sbakeiveare. auch zu damaliger Zeit, dem Hose gegenüber nickt nötig gehabt hätte. So schrieb er mit „Heinrich vlll." ein G e > ege n h c i iS st ü ck. aber kein Drama, eine Historie, ober keine Dichtung. Sein Genius war aber doch zu groß und gewaltig, um eine bloße Gelegenheitsinchc im laudtäufigei, Sinne zu geben. An der seinen Modellierung der Gestalten der Königin Kathan.-a und des Kardinals Wollet, zeigt sich vor allem die Meisterhand des Schöpfers: sie sind Kinder seines Geistes. Ancb aus der Figur des Königs selbst spricht die Größe des Dichters, nicht sowohl in dem, was er sagt und tut. als vielmehr in dem, was er verschweigt und was er auf der Szene ungetan läßt. Shakespeare konnte und durste bei der Charak terisierung des eitlen, blutige» und unbedeutenden Monarchen nicht mit den Talsachen rechnen, da dessen Bild noch zu frisch im Gedächtnis der Mitwelt hastete, »nd er in ihm den Vater seiner Königin und Beschützerin zu respektieren hatte — er mußte schmeicheln, er durste die Giausamkeit, S!»»licbkei't, die La»»en- hafligkeit seines Wesens in Verbindung mit keiner inneren Roheit nur andeutungs >veise charakterisieren. So schuf er. ohne inneren Anteil a» dem Gegenstände, nur eine Silhouette, mit dieser ober eine höchst interessante Aufgabe für die dramatischen Darsteller, die mit den starten Linie» eines starte» Talentes nach- zeichnen könne», was der Dichter nur verschleiert sehen und ahnen läßt. Die Rolle wurde denn auch eine LicbliugSaufgabe eng lischer Schauspieler — besonders glänzend gestaltete sic u. a. Edwin Booth —. wie sich diese Historie in England weniger ihres Inhaltes wegen, als drr Figur des Königs »nd der Möglichkeit, ein großes Ausstattungsstück daraus machen zu können, dauernd Revertoir gehalten hat. Uns Deutsche mutet der Inhalt völlig fremd an. Die Ge stalten erwecken weder »ns« Interesse noch linker Mitgefühl, die dichterische Schönheit ist zu gering, um nachhaltig,n fesseln. Auch als Abschluß der Historien ist „Heinrich Vlll" nicht sondeilich geeignet, weil er zu willkürlich ans dem Zusammenhänge der Ge schichte gerissen ist: und dennoch ist so die einzige Möglichkeit geboten, dem achten Heinrich eine Berechtigung auf dem deutschen I im Theater eiiizinänmc». Kan» daher die Einsühruna dieses Stückes i» den Spielplan des Königl. Schauspielhauses auch nicht zu jenem Eindrücke -gelangen, den eine i-shakcspcareschc Historie sonst zu hinterlassen pflegt, so ist damit doch ein dramatisches Experiment geliefert, dem man mit Interesse folgen kann. Die Anteilnahme an der gestrigen ersten Aufführung wurde vor allem durch die geistreiche Jnszene des Herrn ObcnegisseurS Lewt» gcr gefördert und wach erhalten. Die Möglichkeit, mit dem Stück viel Pomp und Schanwerk zu schaffen, ist ihm fühlbar nur bedingungsweise gegeben, dafür weiß er um so effektvoller die szenischen Steigerungen aliszuniltzen und mittels dieser über die Ziisammeichanglvsigkcit des Inhalts einigermaßen vinwegzutäuschcii. Jedenfalls aber bietet er. was unter den gegebenen Verhältnissen zu bieten möglich war. A11S dem Wüste der handelnden Personen, die meist ebcnso schnell wieder verschwinden, wie sic anstanchen. ans-dem Chaos von Haß und Liebe. Blut und Mord, tritt als einzige Lichtgcstalt die Königin Katharina hervor, ein Musterbild werblicher Tugend und Sanslmut, gleich groß und herrlich gezeich net in ihrer Liebe und in ihrem Schmerz, wie im Bewußtsein ihrer Hoheit und im angeborenen Stolze ihrer bohen spanischen Abkunft. Man ist gewohnt, von Fra» Salbach nur vollkom mene. aus das Sorgfältigste ausgcsührlc Leistungen zu sehen, was sie uns aber mit dieser Katharina a» Zartheit und Feinheit des Empfindens, an Anmut echter Weiblichkeit, an künstlerischem Geist und vollendeter Schauspielkunst erkennen läßt, wie sie uns mit dieser fest im Banne ihrer Persönlichkeit hält, bis der Tod ihr die Augen schließt, gehört zu dem Schönsten, was eine berufene Dar stellerin zu geben ini staiidc ist. Sie ist in allem so groß, macht voll und herrlich, daß die Komödie statt .Heinrich VIII." verdiente .Katharina von Aragonien" zu heißen. Rächst ibr interessierte am meiste» Herr Wie 11 e i» der Titelrolle. Seine Ausgabe ist nicht leicht und dazu wenig dankbar in der unmittelbaren Wirkung. Halb Liebhaber, halb Jntligant. neigt König Heinrich in gleichem Maße zum Guten, wie zum Bolen, er hat den Name» des Scharf richters ebenso ost auf den Lippen, wie den Namen Gottes, er liebt und haßt, erbebt und vernichtet, je nachdem ihm die Laune steht. Aus diesem Konglomerat des Empfindens läßt sich im ersten Versuche der schwierigen Ausgabe kaum etwas Vollkommenes und Abgeschlossene- schassen. Wenn Herr Wiciic daher seine Kunst vor allem darauf richtete, interessant und eigenartig zu erscheinen-
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