02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 24.07.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030724029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903072402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903072402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-07
- Tag1903-07-24
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Belegblätlcr werden mit ivPsg. Lercchnet. Vernsbrechanlchluß! " «mt I Nr. U und Nr. 20SS. Vu88arä8vk1 8.Lekönroeks Skaekk., wilslli'lillel'zli'. ar» d Litinanl. Neueste Dlahtberichte. Zur Bewegung der Straßeiibahncr. Gesamtralssitzung. Gewerbrverci». Gerichtsverhandlungen. > »> s c>„T» 1 «u»» e-vs» VzUtgtt. Zum Tvde des Papstes Lev Xlll. Ucvettchätziina ausländischer Belletristik. Die elegante Pariselin. ! L vVO» Neueste Drahtrneldungen vom 23. Juli. Digermulen. Der Deutsche Kaiser ist in der ver gangenen Nacht 1 Uhr vor Digermulen eingetrosscn. Braunschweig. In Bad Harzburg wurde die geplante Aufführung von Heyses „Maria von Magdala" polizeilich verboten. Wien. Jcldmarschall-Leutnant Gras Joseph Waldstein, lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses, ist gestern in Tre- Kitsch gestorben. Paris. Wie an der Börse verlautete, wurde die russische Eisenbahnanleihe zwanzigfach gezeichnet, sicbzehnfach in Frankreich. Rom. Kardinal Oreglia hat auf das Beileidstele gramm des Deutschen Kaisers mit eine Depesche geantwortet, die in der Uebersetzuna folgenden Worllaut hat: „Ich danke Ew. Majestät für die BeileidSkundgebung, die Sie an das Heilige Kollegium beim Tode des Papstes Leos Xlll. zu richten geruht haben. Die Kardinale, denen die zwischen Ew. Majestät und dem verewigten Pontifex gepflegten guten Beziehungen wohl- bekannt sind, werden sich stets von denselben Gesinnungen leiten lassen, um die Freundschaft zwischen dem Heiligen Stuhle und dem Deutschen Reiche zu erhalten. Ter Kardinal Oreglia." Rom. Das Wetter ist herrlich; cs herrscht große Hitze. Seit dem frühen Atomen sind die Polizeibehörden damit beschäftigt, ans dem Pctersplatze Vorkehrungen zur Anfrechtcrhallung der Ordnung und zur Regelung des Verkehrs zu treffen. Zwei Regimenter Soldaten sind unter den Sanlengängcn des Platzes aufgestellt, eine Kompagnie steht unter dem Säulengange der Kirche: Karabiniers versehen den Dienst im Innern derselben. Um 5 Uhr 30 Minuten begann man die Glocken zu läuten. Tausende von Menschen warteten ans die Oefsnung der Tore. Diese erfolgte um 6 Uhr, und die Besichtigung der Leiche begann. Die Füße oes Papstes befinden sich innerhalb des Gitters der Kapelle, so daß cs unmöglich ist, sic zu küssen. In der Umgebung der Kirche herrscht lebhaftes Treiben, die Straften- bahnwagcn sind überfüllt. Man schätzt die Menge, die von 6 bis 8 Uhr an der Leiche vorüberzva, auf 15000. Nobclgarden und Schweizergarden verrichten den Dienst in der Kapelle. , Rom. Die Kardinäle Svampa und Boschi sind hier emgetroffcn. — Während der Feierlichkeit in der Pclcrskirchc wurde Kardinal Oreglia gestern abend infolge der Hitze von einem Unwohlsein betroffen und mußte sich nach Hanse begeben. Washington. In amtlichcn Kreisen ist man in Un- gcwlfthcit darüber, wie die Mitteilung des Prinzen Tsching betr. Ablehnung der Oefsnung von Städten in der Mandschurei zu verstehen ist, weil man keine Nachricht über die völlige Be deutung der Mitteilung erhalten bat. Wenn diese die Haltung der chinesischen Regierung genau wiedcrgibt, wird die Lage wahr scheinlich endlich geklärt werden. Die Negierung wird fort- scchren. ihren Einfluh zu Gunsten der Ocssming von Städten in der Mandschurei geltend zu machen. Zur Bewegung der Straßenbahner. In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag haben drei Versammlungen der Straftenbahn-Angcstellicn stattgefundcn. »ni über den zwischen den Direktionen und dem Personal ausgebroche nen Knnstikt zu beraten und Entschlicftimgeii z» fassen. Zwei Ver sammlungen waren von den Direktionen der beiden Gesellschattcn selbst einberusen worden, die dritte war eine freie Massen-Ver- sammlung für Schaffner, Führer Weichen-, Strecken- und Wagen- Wärter, deren Veranstaltung vom Personal des Depot III von der Deutschen (roten) Straßenbahn ausgeyange» zu sein schien, obwohl unter den Einladungen mir zu lesen war „Der Einbernfer". Diese letztere Zusammenkunft unterschied sich von den beiden erst genannten schon dadurch, daß hier durch Verteilung von Beitritts Erkläiungcn für den .Lcntral-Verbnnd der Handels-, Transport- nnd Vcrkehrsarbeiter Deutschlands" Propaganda gemacht, und eine Organisation im Anschlüsse an diese» Verband lebhaft befürwortet wurde Die von Herrn Direktor Clauh von der Dresdner sgclbcns Straftenbahngesellschaft einberufcne und geleitete Vcr- Kunst und Wissenschaft. f* Dem Dichter Detlev v. Lilie ncron ist, wie die „Nordd. Allg. Ztg." erfährt, neben seiner Ofsizicrspension eine königliche Gnadenbewilligung von jährlich 2000 Mk. über wiesen worden. f* Eine energische Abwehr der kritischen Ncbcr- schätzung ausländischer Belletristik bringt das „Aiagazin für Literatur" in einem sehr lesenswerten Aussatz über Dukmeyers Broschüre „Die Dentschen in Tolstois Schilderung (München: Staegmeyersche Buchhandlung). Es heißt da: In der Verhimmelung ausländischer Literatur haben wir cs in Deutsch land zu einer so törichten Ucberschätzung fremdländischer Belle tristik gebracht, wie sie — zu unserer Schande sei es gesagt — von keinem anderen Kulturvolk erreicht ist. Nacheinander haben wir die Franzosen, die Skandinavier, die Russen als Muster und Meister angestaunt und wenn irgend ein Slawe oder ein Tscheche oder ein Angehöriger eines andern, vom Standpunkt der allge meinen Kulturentwicklung aus gleich unbedeutenden Völkchens einige halbwegs gute Bücher geschrieben hatte, sogleich fanden sich die berufenen Kritiker zum Loogesang jener ein, jene selben Kritiker, die an jeder gleichwertigen deutschen Produktion mit dem stolzen Wort vorübergehen, so etwas sei doch nicht Literatur. Dieser Zustand dauert noch an. Wohl hat das deutsche Volk, in blutigen Kriegen äußerlich, in strenger Arbeit jetzt auch inner- lich geeinigt, sich politisches und wirtschaftliches Selbstgefühl er rungen, an einer klaren Erkenntnis seines geistigen Wertes — dos Lobreden auf die deutsche Gründlichkeit sagt recht wenig — fehlt es ihm noch zumeist. Von den produktiven Talenten haben sich schon seit längerer Zeit eine ganze Reihe von der lächerlichen Ansländerei freigcmacht, hier und da sind auch auf kritiscl^m Ge biet Ansätze zu einer richtigeren Beurteilung der ausländischen Produktion vorhanden. Eine sehr verdienstvolle Arbeit ist die vorliegende kleine Schrift Friedrich Duknicyers. Gerade dem russischen Einfluß muß mit aller Energie entgegcngearbeitet wer- den. Sehr mit Recht schreibt Dukmeyer: „Zudem geht den Russen insgemein ein eigentlicher historischer Sinn ab, der die Gegen wart «iS der Vergangenheit erklärt und die Ereignisse gerecht ak>- wägt. sie gefallen sich mehr in einer gefühlvollen prophetischen sammluiig fand in Mcinholds Sälen statt und war von der reichlichen Hälfte des gegen 000 Ainu» betragende» Personals der Führer und Schaffner dieser Gesellschaft besucht. Herr Direktor Elans; gab in der kurzen Erösstmngsansprache dem Bedauern Ausdruck, das; er sich zum ersten Male i» seiner fast 23jährigen Tätigkeit genötigt gesehen habe, eine solche Versamm lung cuizuberusen. Die außergewöhnliche Stunde, in der diese statlsindc, lege Zeugnis ab von der Bedeutung, die er der Be wegung vcimesse, die in das bisherige so friedliche und angenehme Verhältnis von auswärts hercingetragcn worden und durchaus unvorhergesehen und unen »artet gekommen sei. Was er aber vor allem am meisten bedaure, sei, daß er erst durch ordnnngsseindlichc Blätter erfahren habe, daß eine Mißstimmung unter seinem Personal bestehe. Jeder werde wissen, das; er sich stets »ach bestem Wissen und Gewissen beinnht habe, nach Recht und Ge rechtigkeit zu verjähren, jeder, ivcrde auch wissen, daß er stets für etwaige Wüioche oder Beschwerden bei ihm ein offenes, ge neigtes Ohr finden werde. Ta ihm bisher in dieser .Hinsicht nichts mitgeteilt worden sei. so bitte er, fetzt die Wünsche und Beschwerden offen und frei vorzubringen: er sichere zu, daß er mcmandcm, wer cs auch fest etwas nachtragen werde. Nach dem Herr Elans; noch »m die sachliche Behandlung der Vcr- handlnngsgegenstände gebeten, wurden aus der Mitte der Ver- sammelten i» tatsächlich durchaus sachlicher und leidenschaftsloser Weise, wobei allerdings oft manches von den Rednern wiederholt wurde, eine große Menge Punkte zur Sprache gebracht, die der Abhilfe bedürften. Im wesentlichen bezogen sich die Wünsche bezw. Beschwerden aus das Bckleidniigsgcld, und wurde hierzu ausgcfnhrt, das; diese Frage vielleicht so geregelt werden könne, wie bei der Schntzmannschaft. Das Personal fühle sich benach teiligt, daß noch nicht gebrauchte erste Garnituren als zweite gestempelt würden; auch möchte nur das in Rechnung gestellt werden, was bezahlt werde, während jetzt jeder Mann 48 Mk. pro Jahr bezahlen müsse, auch wenn er nur, wie von einem Redner erklärt wurde, im Jahre eine Mütze erhalte. Ein weiterer Punkt zu mannigfachen Beschwerden bildete die Klassenein teilung. Es wurde gewünscht, daß diese i» Wegfall komme und dafür vielleicht nach drei Dienstjahren der erste Stern und eine Gehaltserhöhung gewährt würde; auch möchte die Steigerung des Gehaltes über das zehnte Jahr hinaus fortgesetzt werden. An Stelle der jetzigen Vierteljahrspräniie wäre es angebrachter, eine Weihnachtspräniie zu gewähren. Die ganze jetzige Klassisikation solle in Wegfall kommen und dafür das Dienstaltersstiifcnsystem cingefnhrt werden. Die jetzigen Tienstanszeichnnngen möchten geändert werden, denn es vergebe wohl kein Tag, wo ein An gestellter nicht gegen die Instruktion verstoße. Zn vielfachen Klagen gab das jetztige Strasshstcm Anlaß, das in Verbindung mit der Klassen-Einteilung steht; letztere sei jetzt nichts weiter als ein Lottcriespiel. Aus dem Strassysicm möchten die mora lischen Strafen beseitigt werden, es wäre allen Bediensteten viel lieber, wenn sie für etwaige Verfehlungen mit einer Geldstrafe bedacht würden. (Lebhaftes Bravo!) Das jetzige Strafsystem bringe es mit sich, daß ein Fahrer oder Schaffner, der zwanzig oder fünfzehn Jahre Dienst getan habe, durch cin Unglück eine cdcr gar zwei Klassen niedriger geworfen werden könne. Im weiteren Verlaufe der Debatte wurden ferner Wnnscln; geäußert bezüglich gleichmäßigerer Einteilung des Tagesdienstes, ferner, dag von den vier dienstfreien Tagen ini Monat ab und zu einer auf einen Sonntag gelegt werde, damit dem kirchlichen Bedürf nisse Genüge geleistet werden könne. Bei Beschwerden des Publikums möchte dem Personal seitens der Direktion mehr Schutz gewährt werden: auch hinsichtlich der monatlichen Be zahlung, sowie der Ueberstnnde» gab man Wünsche zu erkennen Ferner bat man um eine Einrichtung, die dem Angestellten nach einer gewissen Reihe von Jahren einen steigenden Urlaub, viel leicht ms zu acht Tagen, sichere. Das willkürliche Anordnen der freien Tage wurde gleichfalls bemängelt, desgleichen, daß bei Bedarf von Schaffnern nicht auf die Fahrer znrückgegrisfc», sondern Leute von auswärts herzugeholt würden. Die als Bernsungsinstanz für Strafen vorhandene Pcrtranenskoniinission gab ebenfalls einem Redner Anlaß zu Klagen. Reben diesen all gemein gehaltenen Ausführungen wurden noch zahlreiche Wünsche laut, die die Dicnsteinteilnng auf den einzelnen Bahnhöfen, das zu kurze Halten an den Endstationen die sogenannten „Nicht putzer" u. a. betrafen. Von einer Seite wurde die Erklärung abgegeben, daß die Unzufriedenheit gar nicht in dem Maße existiere, wie es in gewissen Organen dargestcllt werde. Seit Jahren versuche der Verband der Transportarbeiter Mißtrauen und Darlegung, die das zu wissen vermeint, was man wohl glauben möchte, und die die Gegenwart irach der Zukunft benutzt." Einer dieser Propheten, der unendlich viel Verwirrung bei uns angc- richtet hat, ist Tolstoi, bei dessen Bcruteilung man nur zu sehr dem Ethiker und Utopisten zu gute hielt, was dem Künstler allein zukalin. Dukmeyer iveist nun in seiner klaren Schrift an der Hand von „Krieg und Frieden" schlagend nach, wie Tolstoi grund sätzlich in diesem seinen bedeutendsten Werke die Deutschen stets nichtachtend, sehr oft geradezu gehässig darstcllt Die falsche Be urteilung der gesamten westeuropäischen Kultur trägt zu dieser schiefen Beurteilung seitens Tolstoi bei, aber aus ihr allein ist sic doch nicht hinreichend zu erklären. Wie es Tolstois Schwäche ist, in seinen Schöpfungen die Personen sehr viel Allgemeines, für das Kunstwerk ganz Uebcrflüsstaes reden zu lassen — zum Fenster hinaus sprechen zu lassen, sagt Dukmeyer sehr richtig —, so ist sein größerer Fehler, m olles Tendenz hineinzutragen, und so verleitet seine Unkenntnis der Deutschen und sein Haß gegen sie ihn auch dazu, alle Deutsche als schlechte Kerle oder Dummköpfe hinzustclle», wobei cs ihm auch gar nicht darauf ankommt, histo rische Persönlichkeiten fälschlich aufs ärgste zu verunglimpfen. Dies alles dem „Wahrheitsapostel" Tolstoi ichr gründlich nochgcwiesen zu haben, ist cin großes Verdienst der kleinen Dukmeyerschen Arbeit, deren weite Verbreitung (Preis 50 Pfg.j sehr zu wünschen wäre. Die elegante Pariserin. Ihr Hauptinteresse dreht sich heute noch, wie ehedem, um — die Liebe, insoweit me Schönheitspflege und Toilette ihr näm lich dazu Zeit lassen, wobei dahingestellt bleiben mag, ob diese im Dienste fener stehen oder Selbstzweck sind, d. h. Eitclkeits- bcfricdigungen anderer Art dienen. Wer daran zweifelt, der studiere die modernen Fraucnromane, verfaßt von Damen, die elbst der vornehmen Gesellschaft angchören und nur schildern, was ie aus eigener Anschauung kennen, „Io Ulug Oort" beispielsweise, >cr in dieser Saison in den Salons Furore machte. Darin findet sich nichts, absolut nichts von jener „modernen Frau", die den Feministen als Ideal vorschwcot und, gleichberechtigt mit dem Mann, am liebsten ohne ihn fertig würde. Das aktive und passive Wahlrecht läßt die eleganten Pariserinnen gleichgültig, denn ihre gesellschaftlichen Pflichten, oder was sie so nennen, lassen ihnen Unzufriedenheit unter den Angestellten hervorzurufen. Zur Ge schäftsordnung wurde schließlich der Antrag gestellt, eine Kom- miision zu wählen, welche die vielen Wünsche und Beschwerden im Verein mit der Direktion prüfen und auf möglichste Abhilfe bedacht sein solle. Herr Direktor Elautz bemerkte hieraus, das; er annchme, das; jeder seinem Herzen Lust gemacht habe. Von den Wünschen werde soweit wie möglich jeder erfüllt werden; einigen davon Rechnung zu trogen sei jedoch ein großes Kunststück. Im weiteren wolle er, so weit dies angängig sei, schon in dieser Versammlung ans verschiedene der Punkte eingehcn, und Herr Prokurist Schalter werde sich deshalb numncbr dieser Aus gabe unterziehen. Genannter Herr rubrizierte nun zunächst de Wünsche in, vier Hanptklassen, und zwar: Bekleidung, Straß systcm, Klassisikation am Iahrcsschlns; und Dienstcinteilnng. Bezüglich der Beklcidungsgcldcr bemerkte er, das jetzige System sei, entstanden beim Uebcrgange vom Pferdcbctricbe in den elek trischen, wo man einen ziemlicl>en Vorrat an Garnituren ge habt habe. Nach weiteren Erklärungen, weshalb die Notwendig keit entstanden sei, die Bekleidungsprcimic cmzuzichen, bemerkte er, das; die bezüglichen Mitzstände, wenn er sie überhaupt so nennen dürfe, beseitigt werden könnten und am Jabresschlntz jeder seinen neuen Anzug bekommen könne. iBeifall.) Der schwierigste Punkt bleibe das St ras syst cm. Unter den außer ordentlich vielfältigen Rücksichten, die die Direktion den Behörden und dem Publikum schuldig sei, entstehe die Verpflichtung, daß der Dienst mit der größten Ordnung und Peinlichkeit vor sich gehe; jeder müsse seine Kräfte anspcmnen, und um eine strenge Einhaltung des Dienstes zu erreichen, müsse die Direktion Tis- ziplinarmittel in der Hand haben. An sich trage eine Strafe in der Hcinpisache doch nur den Charakter einer Note, die einen Anhalt gebe für die Beurteilung des Angestellten. Es lei ganz zweifellos, das; auch ungerechte Bestrafungen vorkämen, bei der Justiz sei dies ebenfalls nicht zu verhindern. Es sei aber dann Pflicht eines jeden, an die Berusungskommission heranzntreten, gegen die das Mißtrauen ganz unangebracht sei. Wiederholt seien Kontrolleure bestraft oder gar entlassen worden, welche nachlässige oder Unrechte Meldungen erstattet hätten. Was die Klassisikation aulangc, so müsse cin Unterschied gemacht werden zwischen demjenigen, der nur immer hart am Rande der Pflicht sich hinschlänole, und demjenigen, der sich im Dienste auszeichne. Hier müsse die Direktion individualisieren. In der Verfügung, welche die Direktion erlassen habe, sei darauf Rück sicht genommen, und es werde weiter erwogen werden, noch mehr Abstufungen zu schaffen, um das Straswstem gerechter zu gestalten. Auch werde man sich bemühen, gewissermaßen das be dingte Strafverfahren zur Geltung zu bringen, so das; eine Strafe bei tadelloser Führung innerhalb ewer gewissen, Zeit nicht cinzutrctcn brauche. Die Dicnsteinteilung sei ein ebenso schwieriges Kapitel. Die Bahnhossoerwaltungen seien früher hcmiiht gewesen, unter Zuziehung von Mannschaften diese Frage zu lösen; doch gebe es nur wenige, die sich in das komplizierte Zahlenmaterial einer Ticnsteintcilung hineinzudenken vermöchten. Die Eiiileilnng des Dienstes geschehe so gerecht wie möglich und solle den Angestellten ans eine möglich weitreichende Zeit erkenne» lassen, in welcher Weise für ihn in der nächsten Zeit der 'Dienst gelegt sei. In Betracht komme, da); die Direktion nur in der Lage sei, für die ganz regelmäßigen Wagen dm Dienst sestzustellen. das; aber die außerordentlich mannigfachen Bedürfnisse des Publikums sehr oft eingreifende Abänderungen bedingten, die die ganze Einteilung über den Haufen würfen. Wegen der lieber- stunden könne er fcststellcii, daß in vielen Fällen gar keine Stnndcnzcttcl cingereicbt seien. Aus seinen Erklärungen möge man ersehen, das; nie die Absicht vorgeherrscht habe, bas Per sonal über Gebühr in Anspruch zu nehmen. Er freue sich, beobachtet z» haben, das; das, was man vorgcbracht habe, eigent lich recht geringfügiger Natur sei. (Bravo!) .Herr Direktor Elans; bemerkte darauf, das; er das Bravo als Maßstab dafür betrachte, daß die heutige Versammlung zur Zufriedenheit des Personals crnsgcsallen sei. — Ans Anregung aus der Mitte der Versammlung wurde hieraus beschlossen, mit Rücksicht ans die etwa in der „TrianöiL'-^Versaminlnng weilenden Kollegen die Wahl einer Vertranciiskomiinssioii erst heute oder morgen unter dem Personal der verschiedenen Depots vorzunehmen, und zwar soll jeder Bahnhof je drei Fahrer »nd Schaffner hierzu ernennen^ so daß eine 24glicdrioe Kommission hervoryeht. In seinem Schlußwort resümierte Herr 'Direktor Elan;;, daß er oen Eindruck habe, als wenn der kreisende Berg nur eine Maus geboren habe. WaS vorgebracht worden sei, hätte ihm schon keine Zeit zu seiner Ausübung, und das Musterbild der unab hängigen „modernen Iran" hat für sie heute noch weniger Ver lockendes als früher, denn außer dem Hanse besitzen sie mehr Freiheiten als zur Zeit, da das Restaurant für sic noch verschlossen war und es noch keine, nur von Frauen besuchte und in den Easös abgehaltenen stiva oaloolc teas gab; im Hause aber führen sic nach wie vor das Regiment. Sie sehen den Gatten ja auch so selten, manchmal nur beim zweiten Frühstück, sie sind so viel aus, daß der Drang, sich von ihm unabhängig zu machen, bei ihnen naturgemäß nur sehr gering sein kann, und ttvar um so geringer, als er auch ihr Bankier ist, den sie zur Bestreitung ihrer sehr hohen Toilcttcnkostcn gar nötig brauchen. Ost ist er ihnen sogar nur das, denn dazu ist er immer gut genug, wie man ihm denn auch sein durch Schulden gepreßtes Herz am ungeniertesten öffnet. Ein Blick in bas kleine silberne Notizbuch der eleganten Pariserin zeigt in der Tat, wie besetzt ihr Tag ist. Und dabei ist cs durchaus nicht vollständig, denn darin sind nur, ähnlich wie auf einer Tanzkarte, die gesellschaftlichen Verpflichtungen vermerkt, die sie zu erfüllen hat und die mit jedem Tage wechseln. Aber wieviel Zeit nehmen außerdem täglich die Masseuse, die Manicure und der Coiffeur in Anivruch, ebenso der Morgenspaziergang, das Ooating-, zu dem man in Begleitung des mit einem eleganten Paletot bekleideten Rassehundes nach dem Bois de Boulognc fährt und das mindestens eine Stunde währt. Die Zeit zwischen dem zweiten Frühstück und dem Diner ist besonders mapp. Da macht man Besuche oder empfängt diese an den dazu bestimmten Tagen, da ist man zum Tee geladen, da besucht man am Firnislage die beiden Salons, wohnt man einem sensationellen Skandalprozcs; bei, begegnet man sich mit Gleichgesinnten zu einer Vorlesung über Hypnotismus oder Spiri tismus, nimmt man an der Jsis-Messe teil, für die halb tout l?aris sHwärmt. Das Hauptcreigms des Tages ober ist nicht etwa die Sorge um böbö, das der Pflege seiner Amme oder der zur Kinderfrau avancierten ehemaligen Amme anvertraut ist, und dem die Mutter, ähnlich wie die Hausfrau der Leitung des Haus- Halts, nur wenige Minuten ihrer zu kostbaren Zeit opfert, — sondern die Anprobe bei einem berühmten Schneider der Ruo äo In Dsix oder cin Besuch des (nur Frauen zugänglichen, etwas mysteriösen
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