02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 25.07.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030725020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903072502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903072502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-07
- Tag1903-07-25
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Diese- Blatt wird de« Lesern von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereit- al- Abend-Ausgabe zugestellt, während es die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtau-gabe erhalten. Anreizen?ar>s. vmiakime von A»kü»dw»i>e c«> liis naclimitliiss s Ulu, Eonn uno 8e«-rla»r nur Maneniirobe 3» v> >> li bis V.lUIir Die lipailia-Ärmid «eile <ca. « Süden« so Pi» , »n kundisunsen cml der Vrivalieile Z-ile W Pi, : die rwaNi-e ücüe als „Irin aeiandl' oder aus Teriirile bo P«, I» Nummern nach Sonn und geikl lasen I- de» Livallise Grundseiieu so. 40 de» so und so Ps, nach de ionderem Tarn, AuLwLriige Au« lräse nur segen Boraudbezadiun, Bclesdlättcr werden mü 10Pi,, derecknrl. yernlvrechanicklus!: «Mi I Rr. U und Rr. LOS« V«»stLn«IlAv v«nrl«tvi» ^Iisrüstiii-N«» tttr in grösster c-mpkit-stlt än8 MM' vou «Io». I'lvvletl rui» Virol, 8oI»I«88«tr»88v iV«. SS, sturl. uud I. Rr. 2V4. S,stiel: Neueste Drahtberichte. Hofnachiichtcii, Durnsest in Nürnberg, Gerichtsverhandlungrii. Alexander Dumas der ältere. Vom Weißen Hirsch. SonnalieuS, L». Juli LSV3. Neueste Drahtmeldungen vorn 21. Juli. Berlin. Bei der hiesigen Kriminalpolizei ist ei» Telegramm eines Innsbrucker Hoteliers eingelausen. daß aus ictne Veranlassung der Hochstapler Mar. vleSeo in seinem Holet von den Inns brucker Behörden verhaltet worden sei. Berlin. Die Maschinenfabrik für Muhlenbau K. G W. Kapier, Aktiengcsellschast, Prinzenallee. zeigte gestern dem 0. Poli zeirevier an. daß ihr Buchhalter Paul Relnke. der seit 8 Tagen angeblich wegen Krankheit aus dem Geschäft serngeblieben ist, durch Fälschung und Vernichtung von Lohnlisten 1586 Mk. unterschlagen hat. Seine Verfolgung ist eingeleitri. Breslau. Kardinal Ko pp hat für die gesamte Diözese Breslau eine Trauerscicr für den Papst in allen Kirchen auf den 28. Juli angeordnct mit feierlichem Requiem und Exequien, ferner für die drei vorhergehenden Tage rinslündiges Glockengeläut. Auch für die bevorstehende Papstwahs wurden Gebete angeordnct. Würz bürg. In Kirchschönbach gab der Geflügelhändler Koffert nach vorausgcgangencm Streit auf feine Frau, seine Schwägerin und feine Tochter 4 Sch äffe ab und verletzte alle drei leicht. Er schoß alsdann ans sich selbst; die Kugel blieb ihm ,m Munde stecken. Wien. Die offiziöse Korrespondenz „Wilhelm" erklärt, er mächtigt zu sein, die Meldung deS Belgrader Blattes „Shampa", daß die Reite des F ü r st e n F c r d i n a n d ins Ausland eine Flucht vor einer Militär-Verschwörung bedeute, als unwahr und tendenziös zu bezeichnen. Am 26. d. M. sei der Todestag des Vaters des Fürsten, an dem der Fürst alljährlich »r Coburg am Grabe seines Vaters zu wellen pflege. Pari S. Das von den Besitzern türkischer Anleihen am 29, Juni ernannte Komitee erstattete heute Bericht. Ter Be richt schloß mit der Empiehlung der Annadme des Unifikations- vlanes. Nach der Verlesung des Berichtes machten mehrere Be sitzer ihie Bedenken gegen den Plan geltend, namentlich hinsichtlich der Inhaber der Serie 6, die sich für nicht voiteithast genug be dacht halten. Der Vertreter der Tette Piiillignc. Beiger, bat die Besitzer, in ihrem eigenen Interesse daS türkische Pioiekt anzu- nehmrn. Der Vorsitzende ließ hieraus über folgende Resolution, die mit allen gegen 7 Stimmen angenommen wurde, adstimmcn. Die Inhaber der türkischen Anleihen billige», soweit ersoideriich, den Entwurf eine- Znsatzdekrets zum Dekret vom 8. reip. !P. Tezemhir 1881. Sie nehmen von der Erklärung-d« türkisch«, Regierung Akt. daß die im Artikel 2 enthaltene Verfallfiist auf 15 Jahre gebracht wird, sowie von der weiteren Eiklärung der selben, welche besagt, im Falle einer Verzögerung in der Zahlung des rumelischen Tributs und der auf die indirekten Abgaben zu leistenden Beträge soll die fällige Summe aus dem Reservefonds entnommen werden unter der Bedingung, daß die im folgenden Jahre bei diesen Einküutten erzielten Eingänge iRccvuvrcments) dazu verwendet werden sollen, die ans dem Reservefonds entnom menen Beträge wieder auszufüllen, ohne daß sic als Einnahme- Überschuß angeieden werden. Chalons für Marne. Bor dem hiesigen Kriegs gericht fand gestern die Verhandlung gegen den Major Perrot vom 61. Dragoner-Regiment statt, der angetlagt ist, vor 5 Monaten den Kabinettsdirektor im Kriegsministerium, General Percin, in einem anonvmen Briese mit dem Tode bedroht zu haben, well Percin angeblich sein Avancement verhindert habe. Ter Ange klagte, der während der langen Untersuchung trotz zahlreicher Be- laslungsmomente und trotz des Gutachtens Sachverständiger die Tat geleugnet hatte, legte plötzlich am Schluß der Verhandlung ein Geständnis ab, indem er hinzufügtc, daß er die Tat bereue, die er in einem Anfall von Geistesstörung begangen haben müsse. Das Kriegsgericht, aus welches diese Erklärung einen großen Ein druck ausübtc, billigte dem Angeklagten mildernde Umstände zu und verurteilte ihn zu einem Franken Geldbuße. Rom. Trotz der großen Hitze ist der Andrang zur Besich tigung der Leiche des Papstes heute noch größer als gestern. Tic Sicherheitsmaßnahmen sind daher verstärkt worden. Frauen mit Kindern ist der Zutritt verboten, um Unfällen vorzubeugcn. Rom. Heute vormittag fand in der Pclerskirche der zweite Trauergotlcsdicnst für den verstorbene» Papst statt. Miar, Coostantini zelebrierte unter Assistenz des Kapitels der Basilikcr die Messe. Auch in der dem italienischen Hose gehörigen Königlichen Kirche del Ludario wurde eine Tranerseicr civgehalten Die Messe wurde vom Hofalmosenior Msgr. Nisi unter Assistenz zweier anderer Almoseniere zelebriert. N o m. Kardinal Kozielsko -Puzyna, Bischof von Krakau, ist heute hier angckommen. Madrid. Der König sanklionicrle daS Gesetz, durch das die Rohmaterialien sür ein Denkmal der mit deni deutschen Schul schiff „ Gneiienau" Verunglückten von den Zollabgaben befreit werden. Um 8 Uhr abends erfolgt die Abreise des Königs nach San Sebastian. London. „Standard" meldet aus Tientsin, in Port Arthur und anderen Punkten habe eine unaufhörliche Steigerung der Zu sammenziehiing ruisi scher Truppen staitgestmde», Viele seien dem Vorgeben nach Einwanderer, in Wirklichkeit aber Sol daten. Es bestehe nicht das geringste Anzeichen dafür, daß Ruß land beabsichtige, seine Politik ansziiaeben oder zu mäßigen. K o u st n n t i n o p r l. Eine Mitteilung der Psorte an die Votichaster Oestcrreich-lliiganiS und Rußlands überden Banden kämpf bei Ca pari in der Nähe von Monastir besagt, daß bei den Toten Tbnamitbvnibcn und zahlreiche revolutionäre Schriften gesunden wurden. Belgrad. Fürst Ferdinand ist mit leinen Kindern »m 4 Uhr früh aus der Fatnt »ach Wien hier durchgcreist. Santiago de Ehile. Hier wurde eine offizielle Trauer- scier für den P g p st abgehalten, der das divlomasijche Kochs bei wohnte. Während der Rede, die dabei gehalten wurde, verließ der italienische Gesandte wegen einiger darin geäußerten Bemer kungen die Kirche. Port au Priuce. Ggil i?i wurde in Domingo Verfassung- mäßig zum Präsidenten gewählt. Oertliches und Sächsisches. Dresden. 21. Juli. —* Se. Majestät der König kam heute vormittag 4411 Uhr zur Erledigung von Regierungsgeschästen nach dem Residenz, schlöffe, nahm zunächst militärische Meldungen entgegen und hörte dann die Vorträge der Herren staatsminisler, der Departemcnts- chefs der Königl, Hofstaaten und de» König!. Kabinctssekretörs, Hieraus gewährte er den Malern Baehr und Ttcrl im Schlosse je eine Sitzung und kehrte nachmittags nach Pillnitz zurück. —* Die Königin-Witwe hat getiern nachmittag nach süonvöchigcm Auieuiyalie Sibyllenort wieder verlassen und ist abends 10 Uhr in Strehlen einaetroffcn. Sie stattete aus der Rückreise dem Krankenhauic in Grunau bei Ostritz einen zwei stündigen Besuch ab In ihrem Gesolge sind hier mit eingetroffcn: Hofdame Gräfin Reuttncr v. Wehl, Frl. v. Nauendorff und Kammerherr v. Metzich-Rcichenbach. —* Die Fürstin von Lobkowitz, Herzogin zu Raudnih, sowie der Erbprinz Ferdinand Prinz Karl und Prinz Max von Lobkowitz trafen in Dresden ein und nahmen in Sendigs Hotel „Europäffchcr Hof" Wohnung. Ebendaselbst nahm Absteigequartier der östcrreichiscl^-ungariiche Bosichastcr in Berlin L. v. Szü- gyeuyi-Marich nebst Familie. —* Ein ebenso beliebtes wie für das Gemeinwohl unausgesetzt tätiges Mitglied des Stadwerordneten-Kolleaiums, Herr Privat mann Carl Hertzich, ist gestern im 64. Lebensjahre verschieden. Nicht nur, daß der Verstorbene dem Kollegium nahezu 12 Jahre lang angchörtc, er war in den letzten Jahren und bis zu seinem Tode auch Mitglied des Wahlausschusses, nachdem er vordeni lange Zeit mit un Armenausschussc gearbeitet hatte. Auch als Mitglied des Hochbauciusschuffes hat sich Hertzsch Verdienste er worben. Ebenso haben ihm der Albertvereiu, der Allgemeine Hausbesitzcrvercin und der Verein Dresdner Gastwirte manches zu verdanken. —* Gestern besuchten 15 Mitglieder der städtischen Kollegien in W u rz cn unter Führung des Herrn Bürgermeisters Tr. Seetzcn die Deut sch e StädtcausstelIung. —* Mit stkücksicht daraus, daß der Keuchhusten als eine in hohem Grade ansteckende und mich gefährliche Krankheit anzusehcn ist, hat das Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts im Einverständnis mit dem Ministerium des Innern durch Ver ordnung vom 8. Mai dGJ, die zu tunlichster Verhütung ansteckender Krankheiten durch du. Schulen in der Verordnung vom 8. Novem ber 1882 vorgeichricbcncii Maßregeln auch auf den Keuchhusten ausgedehnt. Desgleichen hat das Ministerium des Innern nach Gehör des Landcs-Medizinalkollegiums beschlossen, das in der Verordnung an die Krcishauptmannschcisten vom 16. Juni 188'- für den Fall deS Vorkommens von Masern, Scharlach, Pocken und Tiphtheritis in Kindcrbcwahranstalicn. Kindergärten und Kinderspieffchulcn Angcorduelc auch auf die Fälle des Vorkommens von Keuchhusten zu erstrecken, dergestalt, daß die von der letzi genannten Krankheit befallen gewesenen Kinder erst nach völlige« Genesung und, wenn hierüber ein ärztliches Zeugnis nicht vorgcleat werden kann, erst dann, wenn die krampfartigen Huslenainälic aufgehört haben, zum Besuch der betreffenden Anstalt wieder zuzu- lasscn sind. —* Ein erschütterndes Familiendrama hat sich heule vormittag ffst8 Uhr in der dritten Etage des Grundstückes Ehrlich- straße 4 abgespielt. Der 64 Jahre alte Dicnstmann Clciuß er schoß liier zuerst seine bereits seit Jahren von ihm getrennt lebende 29jährige Ehefrau und dann sich leibst. Ciauß war früher Schutz mann i» Löbtau und Leipzig, später Schaffner bei der ehemcüigcu gelben Pferdebahn, konnte aber nirgends lange bleiben. Cr ging dann nach Amerika, kam iviedcr von da zurück, zog dann znm zweiten Male über das große Wasser, ohne jedoch auch dicsißal drüben zu bleiben. Ende Mai d. I. landete er wiederum iu der alten Heimat, mit einem Worte, er führte ein unstätcs Bagabonden- lebcn. Der Alaun hat seiner von allen Seiten als rechtschaffen und brav geschilderten Frau gegenüber vom ersten Tag seiner Ver heiratung an den Tyrannen gespielt und nicht für seine Familie gesorgt, sondern das Wenige, was er bei seinem leichten Lebens wandel etwa noch verdiente, für sich verbraucht, sodaß die arme Frau mit ihren drei Kindern im Alter von 9, 8 und 4 Jahren ledig lich von der Güte der Eltern abhängig war, die Eigentümer des Grundstückes sind und im ersten Stock wohnen. Schon gestern abend erschien Clauß in der Wohnung seiner Schwiegereltern, be drohte seinen Schwiegervater niit einem Revolver und gab die Absicht kund, seine Frau zu crichicßen. Der Vater ermahnte hierauf seine Tochter, die heute früh kurz nach 7 Uhr noch bei ihm war, zur Vorsicht. Eine halbe Stunde später jedoch lvar die Frau bereits tot. Ein Wortwechsel scheint nicht vorausgeangen zu sein; entweder hat der Mörder die ihni auf sein Klingeln öffnende Iran Wort erschossen und ist dann, die Tür hinter sich schließend, in dos Logis cingctrctcn, oder er hat die Tat denn Weggehen be gangen, wobei ihn seine Frau vielleicht bis zur Tür begleitet hat, denn die beiden Leichen wurden dicht hinter der Korridortür aus gefunden, die Köpfe lagen der Küche zugewendet. Tie Frau war in das Ohr geschossen worden, während der Mörder sich einen Schuß in die Schläfe bcigcbracht hatte. Da die Leichen von ihren beiderseitigen Familien — von Clauß ist nur noch die Mutter am Leben — rekognosziert wurden, fand eine gerichtliche Aufhebung nicht statt. Tic Leiche des Mörders und Selbstmörders wurde nach der Leichenhalle des Anncnfriedhofes geschafft, während Ne der Frau in ihrer Wohnung verblieb. Die drei Kinder fanden bei den Großeltern Aufnahme. —* Vom X. Deutschen Turn sc st in Nürnberg. sSchluß.j Mit den üblichen Lurnfahrtcn und einer starkbesuchtcn Nachfeier aus dem Fcftplatzc hat das X. Deutsche Turnfest am Donnerstag seinen Abschluß erreicht. Die Preisvcrkündung wird jedoch noch fast die ganze Woche in Anspruch nehmen, soweit die Siege" im Ringen, Fechten und den Turnspielen in Betracht kom men. Die stundenlange Verlesung schon dieser außerordentlich langen Siegcrlistcn hatte alle Beteiligten derart abgespannt, daß unter allgemeiner Zustimmung die ersten sechs Sieger der beiden Gruppen von der Verpflichtung entbunden wurden, nach Schlug der Preisvertcilung ein Meistcrwettturncn zu veranstalten. Cs war lange nach 9 Uhr, als die letzten Vereine ihre preisgekrönten Mitglieder in Empfang nehmen konnten, um mit ihnen eine Siegesfeier zu veranstalten. Trotzdem bot gerade der Schluß der Preisvertcilung die erhebendsten Momente. Der 77jährigc Prä sident der deutschen Turnerschcift, Dr. mcd. Götz-Leipzig, oder der „alte Götz", wiesthn die Turngenossen nennen, ließ cs sich nicht nehmen, allen Siegern persönlich die grünen Eichenkränze zu überreichen. Vorher halte er an sie eine mit großem Beifall aus-- genommcne Ansprache gehalten. Ucber die Verteilung der Preise auf die einzelnen Gaue ist schon im letzten Bericht nühe- rcsinit geteilt und dabei hcroorgchobcn worden, daß Norddeutsch Kunst und Wissenschaft. 7* Gestern nachmittag erfolgte aus dem Friedhöfe zu Uhyst am Taucher die Beisetzung der verschiedenen früheren Hosopcrn- sängerin Irl. Minna Nanitz. Schlicht und einfach, wie die Verstorbene im Leben gewesen, gestaltete sich auch ihrem Wunsche gemäß die Tranerseicr. Außer den nächsten Verwandten und der Bewohnerschaft des Dorfes, die die liebenswürdige Künstlerin um ihrer reichen Herzenstugendcn willen lieben gelernt hatte, wohnten nur wenige Leidtragende dem Begräbnis bei. Der Pfarrer von Uhyst hielt eine kurze Ansprache mit Zugrundelegung des Schristwortes Johannes 5. 24—29: „Wer mein Wort höret und glaubet dem, der mich gesandt hat, der bat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hlndurchgedrungen." Eine große Fülle von kostbaren Palmen und Blnmenfpcnden, darunter ein vom Königl. Hofthcater gewid meter Lorbcerkranz, deckten den Sarg, der in der Gruft, wo Mutter und Bruder der Künstlerin ruhen, seinen Platz fand. ff* DaS literarische Frankreich feiert heute den INO. Geburtstag Alexanders Dumas des älteren. Am24 Juli 1806 zuBillers- Cotlers ist, als Sohn eines französischen Generals, der Mann geboren worden, der dem französischen Roman einen Weltruf ver schaffen sollte. Seit Dumas verlangt der europäische Durchschnitts mensch. wenn er Lektüre will, bei der er sich ganz gewiß amüsiert, „etwas aus dem Französischen". Einer der lebenS- und genuß- hungristgen Menschen war dieser Negerlprößling. Mit einem kolossalen Appetit nach Glück, Geld und Liebe begabt, jaate er noch diesen Dingen unermüdlich durch Paris nnd die übrige Welt, schlang das Leben förmlich in sich hinein und gab es, recht und schleckt verdaut, in zahllose» Dramen. Romanen, Reiiebeschreibun- oen. journalistischen und literarischen Arbeiten aller Art wieder. Was er wollte, gewann er io: Geld in Ströme» und Ruhm, der Unsterblichkeit verlieh. Viele wollten es ihm gleich und nach machen. Aber keine der Llteraturiabriken. die sich, durch die glän zenden Erfolge der DuniaSschen Fabrik verlockt, später etablierten, kam annähernd so in Mode. Duma- war nämlich nicht nur ein Faiseur, ein kühner Geschäftsmann, ein fanatischer Arbeiter, ein großartiger Organisator seiner selbst, ein Mann von blühender Phantasie und einer literarischen Beredtsamkrlt, die caScadengleich. rauschend, unci'chöpflich dahiniprang, — er war auch ein Genie, ilnd zwar aeradezn ein literarisches Genie; daß er sabriksmäßig, maschinell Band um Band erzeugte, ist lediglich eine Frage der Produktionslaklik. Er wählte, unbeschwert von artistischen Prinzi pien, diele Art zu arbeiten, weil die grenzenlose Leichtigkeit, mit der er ichni. verbunden mit der Gier nach raschem Erwerb von Geld und Ruhm, ihn dazu drängen mußte. Gnnz ähnlicher künst lerischer Art war z. B- Rossini. Auch b« ihm eine unbeschreib liche Raschheit und Glatte deS Erfinden- tprd Produziere»-, lugen des Verlangen nach Ruhm und Geld, und als Resultat zahllose mittelmäßige Opern, aber auch ewig glorreiches Cdelgestein. wie der „Barbier". Was die Literatur-Aristokraten, die nur unter den obligatorischen Wehen gebären, und denen die Quelle der Ersin- dung nur in dünnem, oit ganz verstopfendem Strahl rieselt, an Dumas als Beweis seiner literarischen Wertlosigkeit zeigen, ist nur ein Beweis seines literarischen Svezialwettes. Er ist ganz gewiß kein tiefer Autor, aber das ist eben die Konsequenz der gigan tischen Breite, in der ihni der Strom der Erfindung floß. Und wahrhaftig, neben Hunderten teer klappernden trieb dieser Strom aus ein paar Mühlen, die die schönsten und feinsten Korner mahlten. Der „Graf von Monte-Chitsto", die „Drei Musketiere" sind geniale Würse dieses merkwürdigen Talents. Wer bat sich nicht in jungen Jahren von vieler in blauestem Himmel fliegenden Phantasie des „Monte-Christo" entführen lasse», nicht mit Ent zücken oen höfischen Duft, den starken romantischen Hauch des .M»sketikr"-Romans gespürt? In Farben, wie sie die Natur in der Heimat seiner schwarzen Uhus trägt, glüht Schilderung »nd Sprache dieser Romane, und eine Hitze von Empsindungcn und Leidenschaften ist in ibneii. die gleichfalls an die Tropen denken läßt. Uni dieser zwei Bücher allein, die einzig in ihrer phantasti schen Kraft und Bunlhcit dastehen, verdient Dumas die Zu erkennung des Dichlernamcns. Vom Weitzcn Hirsch. In dem Gedächtnis der meisten Dresdner lebt der „Weiße Hirsch" mit dem angrenzenden Oberloschwitz noch immer als der hübsche, einfache Ausflugsort und als jene harmlose, billige Sommerfrische fort, als welche sich diese Ortschaften vor etwa 25 bis 60 Jahren präsentierten. Damals war cm Besuch des Weißen Lirick von Dresden aus im besten Sinne des Worts ein Ausflug, denn die Verbindung mit Dresden, wenn man nicht z" Fuß gehen wollte, beschränkte sich auf den ciltvätcritchc» wacklige» Omnibus vom Waldschlößchen aus. Heute bringen uns die gelbe» Straßenbahnwagen der Linie Waldichlößchcn-Bühlau oder d«: Drahtseilbahn vcn Loschwitz aller 10 Minuten schneller und be quemer wie ein Zweispänner in die prächtige Atmosphäre unserer köstlichen Heide. Und was ist inzwischen aus der bescheidenen Sommerfrische, deren Entwicklung die alten Herren Küntzelmanu und Hitzig mit weitblickender Klugheit vor etwa 40 Jahren inaugurierten, geworden? Es ist nicht zu viel gesagt: ein foshio- nablcr Badeort eigner Art, mit allen Vorzügen für die groge Lebcwclr und allen 'Nachteilen für das Bcdürsiiis zahlreicher Groß- stadtbcwohner, die wenigstens einige Wochen im Jahre mit ihren Familien für mäßiges Geld eine würzige Waldluft in ländlicher Ruhe und Beschaulichkeit genießen möchten. Auls engste vci- bunden ist diese Entwicklung des Ortes mit dem wachsenden Zu spruch. den das Labmannsche Sanatorium in dem letzten Jahrzehnt gefunden hat. Der Erfolg der Lahmaiinschen Naturheilanstalt ist fast märchen haft zu nennen. Augenblicklich zählt sie gegen 600 Kurgäste, und in diesem Jahre überhaupt sind bisher über 2400 aus allen- Kulturstaaten der Welt ausgenommen worden. Es kann hier nicht der Ort sein, über den Wert des Lahmaiinschen Heilver fahrens ein Urteil abznacbcn: die wissenschaftlichen Bcrufskrcisc stehen ihm jedenfalls sehr zweifelnd, wenn nicht gar ganz oi>- Iprechcnd gegenüber, aber das Faktum läßt sich nicht bestreiten, daß Tausende wohlhabender Menschen nach den Kuren in diesem Sanatorium Besserung, miliinter sogar auch Heilung von ihren Leiden gesunden haben, die sie bei allen möglichen berühmten Acrztcn, die mit ihrer Praxis auf den Ergebnissen der exakten Wissenschaft fußen, oft Jahre lang vergeblich gesucht haben. Von den im Jahre 1902 in der Anstalt behandelten 6341 Personen litten 71 an Erkrankungen der Atmungsorganc, 203 an Erkran kungen der Unterlcibsorgcme, 168 an Frauenkrankheiten, 1367 an Erkrankungen des Herzens, der Blntgcsäßc und des Blutes, 751 an Nervenleiden, 582 an konstitutionellen Erkrankungen, 77 an Hautkrankheiten, 21 an Zuckerkrankheit, 57 an Nikotinvergiftung, 10 an Alkoholismus usw. -
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