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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187509196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18750919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18750919
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-09
- Tag1875-09-19
- Monat1875-09
- Jahr1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1875
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Xeöatttoa aal» «rprtitio« JohanniSgaffe 3». Hcrantworllicher Redactcur Ar. Hüttner in Reudnitz. Sprechstunde d. Redaction Bvrmiliag« von tl —ir Udr -iaLmilläg» von 1 — 5 Uhr. Annahme der für die nächst solaende Rümmer bestimmten Inserate an Wochrntagm dis ä Uhr Rachmittaas. an Sonn- und Festtagen früh dis '/„v Uhr. Zu dru FMalku fürZns.-^onahme: Otto Stemm. Universitätsstr. 22, Louis Lösche, Hainstr. 21, pan. nur bis '/,3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Lvcalgcschichte, Handels- nnd GkschastSverkchL- «ctz-«»Il-,e 13,1«». 2ido»«emr«»prN» vrenetl. 4^/, Mi. incl. Bringertohn 5 Mr. Jeor einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar IO M. Gebühren für Extrabeilagen ohne Postbefbrderung 36 Mt. Mit Postdesbrderung 4b Mt Znsrrate larsp BouraeoiSz. 20 Pf Größere «chnslen laut unsere» Prrisverzeilbnib —Tadellanscher Satz nach höherem Tarif. XrNamra uuirr dem Xrdaktt«»»ßrtch die Spaltzeile 4V Pf. Inserate find stelS an d. -rPkdttt»» zu senden. — Rabatt wird uicht gegeben. Zahlung pr»«lllllll«r»uuto oder durch Postvorschuß. 262. Goimtag den 19. September. 1875« Bekanntmachung. Der Schwanenteich soll aus 6 Jahre, vom 1. November d. I. an bi- 3l. October 188l, zur Fischzucht und Benutzung als Eisbahn an den Meistbietenden verpachtet werden. Pachtlustige wollen sich Freitag den 1. October d. I vormittag- 11 Uhr an Rath-stelle ein- finden und ihre Gebote eröffnen. Die Auswahl unter den Bietern und jede sonftlge Entschließung wird Vorbehalten. Die BerpachtungSbedingungen können schon vor dem Termine an Rath-stelle eingesehen werden Leipzig, am 3. September 187b. D«r Math der Gtadt Leipzig. Üd. Georgi. G Mechler. Schlüsse bei Statt,« in brr Plenarsttzuu- Vom 14. August 1875.*) Nachdem Herr Stadtrath vr. Panitz zu der morgen fiatifindenden Eröffnung der Volk»« bibliothekrn drputirt und da» vom Magistrat zu Detmold auher gelangte Programmjum Hermannd- Denkmal-Fest nn laufenden Monate mitgetheilt worden war, gelangte der Bericht de- statistischen Bureaus über die Erledigung der Einkommen- steuercatastrirungs-Arbeiten. die hierbei gemachten Erfahrungen, die zur Beseitigung dabei auf- getretener Uebelflände künftig zu treffenden Vor kehrungen und wünschen-werthen Aenderungen zur Vorlage und wurde unter Vorbehalt der Entschließung hierüber die ferner vorgeschlagene Ausstellung statistischer Nachrichten für die inter nationale Statistik genehmigt, ferner die Beschlußfassung über die dem Markt voigt zu gewährende Entschädigung für den Weg fall der diesem als Theil seine» Einkommen- zu kommenden Tantieme von den vereinnahmten Standgeldern für die nach gefaßten Beschlüssen nach und nach zu beseitigenden Meß-Schank- und Straßen-Buden di« nach definitiver Bestimmung Über die künftige Budenausstcllung beanstandet, und hieraus beschlossen, die nur au- 14 Ctm. weiten Gteinzeugrohren bestehende und unzuläng liche Schleuß« m der Lolonnadenstraße von der Kreuzung mit der Alexanderstraße bi-zur West straße zu beseitigen und an deren Stelle daselbst eine Schleuße LH. Classe mit einem Aufwand > on 7421 nach eingehvlter Zustimmung der Stadtverordneten einzubauen; den für da- Johannisthal budgetirten Auf wand von 1200 .< welcher in Folge höherer nicht vorauSzusehendcr Ausgaben für Arbeit«- nnd Fuhrlöhne, sowie für nicht unbedeutende Brunnenreparaturen fast erschöpft ist, den voraus sichtlichen weiteren Bedürfnissen entsprechend um 250 für da- Jahr 1875 zu erhöhen; außer den inS Budget für die Sedanfeier aufge- nommencn 6000noch erforderliche weitere 2300 nach eingeholter Zustimmung der Stadtverordneten zur Bestreitung der Kosten für Musik zur Be gleitung de- Liedergesangr» cm Rapoleonstein, zur Reveille und zur Begleitung de- Gesänge» auf dem Marktplatze, für Prämien an die Schüler der höheren und der Volksschulen, für Spiel prämien an die Schüler von 17 städtischen Schulen, für Erfrischungen der Bezirk», und Freischüler aufzuwevden, und hierzu Zustimmung der Stadtverordneten zu erbitten. Nach Feststellung de» Bauprogramm- für die VI. Bürger» und V. Bezirk-schule, wozu die Zu« ftimmuug der Stadtverordneten erbeten werben soll, sowie nach Verweisung der Au-laffung de» Kvnigl Bezirk-schuliuspector- über da» Statut de- katholischen Schulau-schusse- an die Schulde putation, wird beschlossen: die dringend nothwendige Reparatur de- durch Ei-gang, Hochwässer und namentlich durch den in Folge de- Fahren» der Dampfschiffe erzeugten Wellenschlag beschädigten linken User- der Elster am Ducker der südlichen Lorfluthschleuße bi- zur heil. Brücke and bez. an der Strecke am west liche« Therle der Schwimmanstalt vorzunehmen, hierauf 5514 zu verwenden, hierzu Zustim mung der Stadtverordneten zu erbitten, und den Unternehmer der Dampfschifffahrt zur Entschädi- > gung für diese Uferschäven, soweit dieselben durch die letztere herbeigesührt worden, heranzuziehen, da- Ansuchen de- Gemeindevorstande» zu Gohlis, wornach der dasige Mühlenbefitzer ange- dalten werden soll, den durch da» Mühlengrund- Aick führenden, von jenem de- Nacht» abge- sperrten und bez verbotenen Fußweg, soweit er i» der Flur Leipzig liegt, frei zu legen und bez. da- angebrachte Verbot zu beseitigen, ab- zilehnen, zum Schutz der Sträucher und Gemüse in den Gartenbeeten in der Stammanlage der Stadt- Wasserkunst gegen Hasen die an» Lattenstacket be- Gehende Einfriedigung mit Sockelbretern zu ver sehen und hieran, 582 10 zu verwenden. I jevor aber die Zustimmung der der gemischten I vaudepntation ungehörigen Stadtverordneten >eniz»holeu. I Bei der Redmtiov de» T-gHl»tt«- ttngrganger» I«> 13. September. Endlich wird die Ausleihung von 25,000 au» den Mitteln der Sparkaffe gegen hypothe karische Sicherheit genehmigt. vom 18. August 1875.*) Die Wittwe und die Kinder de- am 6. Juni d. I. verstorbenen Herr» Schatze Fränkel haben im Sinne und Geiste de- letzteren zur Gründung einer Schatze Fränkel-Stiftung al» ersten vor läufigen Grundstein die Summe von 3000 Frc». in Werthpapieren in die Verwaltung bc» NatheS gegeben, mit dem Vorbehalt, die Stiftung, nach- dem sie durch die Schenkgeber oder einzelne der selben auf mindesten- 8000 Nominalcapital oder 300 jährliche Zinsen gebracht worden, nach Namen und Zweck zu erweitern und mit der Bestimmung, daß die Zinsen von diesem Grundkapital und von dessen Vermehrung am Tode-tage de- Herrn Schatze Fränkel jährlich an einen würdigen, nicht durch eigene Schuld be dürftigen, in Leipzig wohnhaften älteren Mann, wenn möglich an emen, der sein 60. Lebensjahr zurückgetegt hat, ohne Unterschied der Confession, de- Berufe- rc. gegeben werden, daß in der beim Rath üblichen Weise die Aufforderung zu An meldungen de-halb, die Prüfung der letzteren, die Entscheidung über Würdigkeit der Bewerber geschehen, und daß nach dem Ermessen de- NatheS die Zinsbeträge, welche au« Mangel an geeigneten Bewerbern in einem oder mehreren Jahren disponibel bleibe«, in den folgenden Jahren ent weder an mehr al» einen Bewerber gegeben, oder zur Erhöhung der Unterstützung an einen Be werber verwendet werden sollen: ferner hat Herr vr. Hermann Härtel dem hiesigen städtischen Museum letzwillig 8 Kunstwerke bestimmt, endlich hat Herr Hofrath vr. Hoffmann für einen ungenannten Schenkgeber 12,000 zur Errichtung einer vollen Freistelle unter dem Namen Gustav-Stiftung an der Biener'schen Blinden-Erziehung-anstalt eingezablt. Sämmtliche Geschenke und Vermächtnisse werden dankbarst angenommen. Dagegen mußte der Antrag der Frau verw vr. Moßdorf, dem einzigen lebenden Kinde de in Pari- verstorbenen Hsfrath Hahnemann, dahin gehend, daß dem Rath ein Capital von 8000 Thlr. mit der Bestimmung au-gesetzt werden solle, die Zinsen hiervon in einer be stimmten Höhe jährlich zur Unterhaltung de- von Herrn Hvfrath Hahnemann vor dessen Wegzug nach Pari- in Eötheu bewohnten, und in dem selben Zustand, in welchem letzterer e» verlassen, unverändert erhaltenen und künftig zu erhaltenden Hause-zu verweuden, dem Testament-executor, bez. dessen Nachfolger »u verabfolgen, and die Au-sü-runa der bezüglichen Dispositionen Rath»« wegen zu überwache», dankeud abgelebnt worden, da die Ueberuahme dieser Nufficht-führung nicht zum verwaltung-krei- de- NatheS gehören kann. Der Anschlag de- z. Z. an Herrn Glöckner vermietheten Rathhau--Gewölbe- am Nasch- markte für da- im Licitation-termine erlangte höchste Miethzin-gebot von 1200 wird, da dieser Ziu» zu niedrig, abgelehnt, und beschlossen, anderweiten Licitation-termin anzuberaumen. Weiter gelangt da» eingeholte Recht-gutachten der hiesigen Juristenfacultät über Zweifel bezüg lich einiger Bestimmungen de» RHode'schen Testa- mente-, iu-besondere auch über die Frage, ob der darin angeordneten Stiftnng die Eigenschaft einer juristischen Person zukomme, welche von dem ein gesetzten Berwaltung-comitö vertreten wird, wclche- die Eigenschaft de- Rhode'schen Nachlasse» nament lich gegenüber dem städtischen Stammvermögen sei und welche Bedeutung darnach die von dem Te- stator angeordnete Bestellung eine- besonderen Verwalturig-comitb- gegenüber den durch da» öfsentliche Recht anaeorbneten Organe der städti schen Verwaltung habe, zur Vorlage: dasselbe wird der Localstatutdeputation überwiesen, hieraus aber beschlossen, in Gemäßheit der vom Dirrctor de» statistischen Büreau» bezüglich der Stoffanordnung gemachten Vorschläge einen ver- waltung-bericht der Stadt Leipzig auffden Zeit raum der Jahre l866 bi- 1875 durch ersteren bearbeiten zu lasten, die Kosten an 7400 hier für zu verwilligr«, und die hiervon im Jahre 1876 zur Verwendung kommende erste Hälfte mit 3700 in da» !878er Budget eiazustellen, außer *) Lmgegangen bei der Redaktion de» Tageblattes »m 13 September dem aber und unbeschadet dieser größeren Ausgabe den Dirrctor de- statistischen Bureau- mit der künftigen jährlichen Herausgabe kurzer, in der ersten Hälfte de» Jahre» anzufertigenden jährliche» Ver- waltung-berichte zu beauftragen. Da- Ministerium de» Cultu» und öffentlichen Unterricht- hat dahin entschieden, daß die in den „localstatutarischen Bestimmungen über Angelegen heiten der Volksschulen und den gemischten Schul- ausschuß" geordnete Modalität der Wahl de« Geistlichen für den hiesigen Schulau-schuß durch da- Sladtverordnetencollegium dem Schulgesetze nicht entspreche, hat eine »enderung de« Statuts in dieser Beziehung um delwillen angeordnet, weil tz 25 >.. 3 de» BolkSschulgesetzeS nach tz 25 8. auch für die Mitgliedschaft von Geistlichen im Schul- auSschuß analoge Anwendung leide, und darnach die Berufung de- Pfarrer» in den Schulausschuß unmittelbar an da- Amt gerichtet, damit aber die Verwaltung durch eine Wahlberechtigung Dritter ausgeschlossen werde; und empfiehlt in Betracht, daß bei einer Mehrheit von Geistlichen selbstverständlich nach dem Sinne de« Gesetze» nicht sämmtliche einzutreten haben, vielmehr eine Wahl zu treffen ist, im Ort-statut hierüber entweder dahin Bestimmung zu treffen, daß die geistliche Mitgliedschaft im SchulauSschusse ein für allemal dem Superintendenten für den Leipziger Stadtbezirk zustehen solle oder dahin, daß dieselbe durch jedesmalige, von den hiesigen Geistlichen vorzunehmende Wahl oder dahin, daß dieselbe durch Festsetzung eine» gewissen Turnus unter den in Frage kommenden Geistlichen ge ordnet werde. Dagegen hat das Königliche Ministerium die übrigen Bestimmungen de- StatutS genehmigt, bez. unbeanstandet gelaffen. ES wird hierauf al- da- Einfachste und am Nächsten liegende beschlossen, den Superintendenten der Ephorie Leipzig I. zum ständigen Mitglied« de» Schulau-Ichuffe- anzunehmen, demgemäß da» Gtatul abzuändern »no die Stadtverordneten um Zustimmung zu bitten. Den Klarnerschen Neubau an der Ecke deS KönigSplatzc- und PetersteinwegcS anlangend, so hat sich Herr Alarner bereit erklärt, die Ecke zu verbrechen und von Entschädigung für da« Areal abznsehen, sobald dabei nicht mehr als 3 Qu-L. von seinem Grundstück in Anspruch genommen werden: eS wird beschlossen, zwar eine Ver- brechuug der Ecke zu statuiren. jedoch mit Herrn Klarner wegen einer größeren als der von ihm ofsirirten vcrbrechung zu verhandeln u>d sodann mit den Stadtverordneten hierüber, sowie darüber, daß die Ausführung der dieffeit» beschlossener, Regulirung der Fluchtlinie am Königsplatze im Wege der Expropriation unthunlich sei und vom Expropriation-verfahren deshalb abgesehen werde, zu communiciren. vor der Pflasterung der Plagwitzer Straße, von der West- bi» zur Schreberstraße sind die daselbst liegenden Schleußensyüeme regulativmäßig herzufiellen und die vorhandenen Mängel zu be seitigen, in Folge dessen soll Herr vr. Heine, al» der dazu verpflichtete, augehalten werden, die Schleuß« der Plagwitzer Straße in der Strecke von der Marschnerstraße bis zur Plagwitzer Brücke al- Schleuße 3. Elaffe herzustellen, die Holzgevierte und di« vorhandenen Senkgruben »wischen dem Gtraßeuhaupte und den Neben- schleußeu zu beseitigen, den betr. Hausbesitzern aufgegeben werden, die Abführung der unreinen Wässer in die vorhandenen Senklöcher zu unter lassen und dafür Sorge zu tragen, daß die Ab leitung der Wässer in vorschriftsmäßiger Weise, mithin unmittelbar in die Hauptschleuße erfolgt; ferner sollen für Rechnung und im Einverständniß des Herrn vr. Heine die fehlerhaften und der Zahl nach ungenügenden Rebenschleußen, sowie die defecten Einfallsteine und Schleußendeckel her- grstellt und durch neue ersetzt, sowie die Mund- «nd Rinnsteine in der Marschnerstraße bei der Pflasterung mit verlegt, und auf Kosten der Stadt die noch fehlenden Mund und Rinnsteine der Marschnerstraßen-Schleuße mit angebracht, dagegen dem Anträge de- Herrn vr Heine ent sprechend von Beseitigung eine» neben der Plag witzer Straßenschleuße von der David- nacv der MoscheleSstraße zu liegenden HolzcanaleS durch Herrn vr. Heine und von der Forderung, den betreffenden Raum fest au-zufüllen, abgesehen werden, dasern der Genannte seinem Erbieten gemäß die Kosten der Beseitigung der im Falle de- Au-fauleu- de- Holzcanale- entstehenden Be schädigungen de- Straßenpflasters nach der vom Bauamt sestzustellenden Höhe einzahlt. Hiernächstwird die Ausleihung von 69,000 auS den Mitteln der Sparkasse gegen hypothekarische Sicherheit genehmigt und endlich die Finanzdepu tation beauftragt, über die am 27. August d I. in der Generalversammlung der Leipzig-DreSdner Eisenbahn-Compagnie zu verhandelnde Frage de- Au-baue- der Strecke Brür Moldau Erörte rungen, um eventuell sich in der Generalver sammlung al- Actionaire vertreten zu lasten, an zustellen. Ein Leipziger Lolkskaleoder. Der „Leipziger Zweigverein der Gesellschaft für Verbreitung von Volk-bildung", der seit mehreren Jahren segen-reich in unserer Stadt wirkt uno soeben erst wieder mit einem Programm über sein« im bevorstehenden Winter au-zusührenden Pläne vor da- Publicum getreten ist, welche- alle früheren an Reichhaltigkeit wie an praktischer Bedeutung übertrifft, hat in den letzten Wochen auch zum ersten Male einen Beitrag zur Volk»« literatur gespendet, eine» Leipziger BolkS- kalen der (Verlag von E. A. Seemann). Gar Mancher wird meinen, daß wir an Kalendern doch wahrlich keinen Mangel haben und daß das Bedürfniß nach einem neuen Unternrhmen aus diesem Felde der BolkSliteratur nicht eben groß sei. Und doch hat dieser „Leipziger BolkSkalcnder" etwa» vor seine- Gleichen voraus, wa» ihn gar sehr von allen anderen unterscheidet. Wir meinen nicht: den gesunden und gediegenen Inhalt, nicht die künstlerisch werthvollen Illustrationen, nicht die schöne und fast elegant zu nennende äußere Erscheinung, nicht den billigen Preis (5,0 ^s), sondern die bei einem Kalender noch nie dage wesene Bereinigung aller dieser Eigen schaften! An guten Bolkskalendern fehlt eS un» nicht — man denke an Nteritz, Trewendt, Stessen, den Daheimkalender, den „Lahrer Hinkenden" u. a. — aber entweder sind sie viel zu theuer oder, wenn sie so billig sind wie der letztgenannte, von der ärmlichsten Ausstattung. Der „Leipziger Volkrkalenker" hat geleistet, wa« allerdings nur eine Gesellschaft wie der „BolkSbilbungSoerein", der natürlich aus jeden buchhandlcrischen Gewinn verzichtet, wa- aber ein Verleger, der sein eigene» Risico bei der Sache hat, nie leisten kann: näm lich für 50 zu bieten, wa- unsre guten Volks- kalender nicht unter 1'/, oder 2 liefern. lieber die Gediegenheit de- Inhalte» wird Nie mand im Zweifel sein. Für wen da» Ideal eineS Kalender» ein Hause abgestandener Mcidinger- späße, auf Löswpapier gedruckt, bildet, der wird dem „Leipziger Volkrkalenber" freilich wenig Ge schmack abgewinnen. Wenn eS heißt, daß der „Leipziger Zweigverein deS Volksbildung-Verein»" einen Kalender hcrausqiebt, so weiß Jeder, der die Thätigkeit dieses Verein» nur einigermaßen kennt, daß er etwa« durchaus Ernste», jüchtige». Solide» zu erwarten hat. Und in der Thal werden unsere Hoffnungen in dieser Beziehung nicht getäuscht. Außer dem üblichen Kalenderinhaltr, dem eigentlichen Kalendarium — in welche» hier eine Fülle kräftiger Sinnsprüche eingestreut ist — den Notizen über die deutschen und außerdeutschen Staaten und ihre Herrscher, über Messen und Märkte rc. enthält der Kalender eine gut ge schriebene Erzählung: „Nur keinen Preußin", die gleichzeitig gegen engherzigen ParticulariSmu» wie gegen religiöse Intoleranz zu Felde zieht, eine historische Abhandlung über die Pariser Blut« Hochzeit au» der Feder eines bekannten tüchtigen Hallenser Historiker», ferner einen höchst be» herzigen-werthen Artikel von vr. Gensel über die viel gepriesene, aber leider durchaus nicht flecken lose Ehrlichkeit im deutschen Handel und Wandel, dann einen Aussatz über da» kürzlich enthüllte Arminiu-denkmal, den man auch nach alleuZeitunaS- berichten darüber noch mit Nutzen und Genuß lesen wird, einen reichhaltigen Aufsatz von der l alentvollen Romanschriftstellerin Louise von Fran^oiS: „Neber Brauch und Glauben in sächsischen Landen", mehrere Artikel praktischen Jnhall S, wie „Neber einige durch Pilze verursachte Irrankheiteu unserer Obstdäume" u A , endlich eine Anzahl Gedichte in glücklich getroffe nem Bolk-ton, von denen wir namentlich die von Leander, dem bekannten Verfasser der „Träumereien an französischen Kaminen", hervorheben wollen. Die erstgenannte Erzählung „Nur keinen Preußen" hat allerdings weniger poetischen als divaktischen Werth, e» ist eine politische Trndenzgcschlchte; auch die oben erwähnten „Sinnsprüche" sind — vielleicht mit allzugroßer Einseitigkeit — gegen die Pfaffen und immer wieder gegen die Pfaffen gerichtet. Wenn man aber bedenkt, welche Un masse der elendesten Sudeleien alljährlich von socialdemokratischer und ultramontaner Seite al» Kalender vertrieben werden, so muß man zu gestehen, daß diesen gegenüber ein möglichst deut liche» und handgreifliche» Vorgehen sehr wohl am Platze ist. Der letzte Aussatz sucht, wonach man sich wohl in anderen Kalendern vergeben» umsehen dürfte, den Leser für die Abbildungen de» Kalender» und die Künstler, von denen sie berrühren, zu interes- firen Und sie sind in der Thal m hohem Grade deS Interesse» werth. Gleich die sogenannten „MonatSköpse". welche Paul Thumann sprciell für diesen Kalender gezeichnet hat, sind kleine
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