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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.10.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031025016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903102501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903102501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 29-32 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-10
- Tag1903-10-25
- Monat1903-10
- Jahr1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.10.1903
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Dresdner Nachrichten. Nr. 2V«. Seit- 2. ^ Sonnra«. 25. Oktober ir»vs Paris. sPriv.-Tel.) Gegen den Sekretär der Arbeitsbörs« ist wegen Hiflung einer roten Fahne anläßlich de- Be suchs des italienischen Königspaares in Paris ein gerichtliches Verfahren eingeleitet worden Brüssel. Der in der gestrigen Sitzung der Zuckerkom mission geführte Meinungsaustausch mit den drei russischen Delegierten Iaht die Möglichkeit als gegeben erscheinen, dag es ju einer Verständigung mit Rustland kommen werbe. Die ursprüng liche Grundlage der Besprechungen sei erweitert worden und die diplomatischen Verhandlungen, die die belgisch Reg'erung zu fuh ren übernommen hat, würden in absehbarer Zeit das in der Kom mission begonnene Einigungswerk vollenden. London. Bei der Wahl zum Parlament Im Westen Bel- sasts wurde Staatssekretär des Kriegsciints Arnold Förster mit 9312 Stimmen wiedergewählt. Der Gegenkandidat Lenpsey lJnscher Rationalist! erhielt 3671 Stimmen. Bei den letzten beiden Wahlen rni Westen Belfasts war kein Gegenkandidat aus gestellt. London. (Priv-Tell Die deutschen Generale der türkischen Armee Auler Paicha und Rüdgisch Pchcha wurden, der Meldung eures hiesigen Blattes zufolge, mit der Leitung der militäri schen Operationen in Makedonien beauftragt, um weitere Ausschreitungen zu verhindern. Konsta u t in opel. In Meilenei. Kreis Prilep, tötete ein Soldat eine» Offizier. der eine Plünderung verhindern wollte. — 'Rach Kottsularmeldunaen dauern die T r u p v e n auss chre i> tungeu im Sandschak Kirkkilisse fort. Aus Monaslir liegen Be schwerden über Ungesetzlichkeiten und Willkürlichkciten des Aus nahmegerichts vor. — Zeitungsnachrichten, welche besagen, das; die Verzögerung der llebergabe der Retormnote durchs Meinungs verschiedenheiten zwischen den Kabinetten oder durch c-pezialforde- rungen Englands und Italiens wegen einer internationalen Kon irolle verursacht gewesen sei, sind unrichtig, denn die auf Grund der Mürzsteger Besprechungen den Botschaftern Oesierreicki- llngaruS und Rußlands erteilten Informationen hätten bereits die Zustimmung aller Mächte, die Verzögerung der llebergabe märe niemals ans technische Ursachen zurückzntübren. Aus die Pforte haben einzelne neue Punkte der Reformnote, von der sie Roher keine Kenntnis hatte, großen Eindruck gemacht. Im Mdiz wurde sofort eine lange Beratung abgehalten. Für beute l>i ein außerordentlicher Ministerrai einberu'en worden. Wäh rend ein Teil der diplomatischen Preise vermutet, das; die Pforte wegen der Annahme der 'Rote Schwierigkeiten machen und ver suchen werde gewisse Aendernngen und Abschwächunaeit herbei- tutübreii, hofft ein anderer Teil, dal; sie, angesichts der lieber- eiintiinmuiig aller Mächte, alles annehmen werde. Washington. fPriv.-Tel I Das Ministerium des Innern I'gt Be triio ersten r» den weltlichen Staaten entdeckt, wodurch Millionen Acker wertvoller Waldungen unrechtmäßig in Privat- öeiitz kamen »nd ausgebeutet wurden. Eine 'Anzahl RegsirnngS- öeaniler und viele hervorragende Persönlichkeiten sind an den Vorgängen beteiligt, welche den kürzlich in der Postverwaltung anfgedeckten Betrügereien gleichkommen. Bulis. >3 Uhr nllrLmtltag. ^enre »7.17> Italiener 103.50. Spanier 90 85. 'Uonugie'eii 32.— Dirken 33.32»,. Dtrkenlvie 165,75 Ottomandank 668. Lraal4badn —Lombarden —Fest. Paris. Produktenmarkt. Weiten ver Oktbr. 21.10. oer Jan..April 2! —. matt. LpiruuS ver Oktober 37 5, per. Mai.'.'lugust 36.75. matt. RüdülFrer Oktober 46.75. per MaiBAugust 51.—. matt Amsterdam. Produkten »Bericht. Weizen per Noobr. , per Mar; . Roggen per Oktober . per Mar- —. SeschaitSlos. OertlicheS und Sächsisches. — Dem Branddirektor und Kaufmann Kühnes in Qschatz ist das Albrechlskreuz verliehen worden. — Ucker den sächsischen Staatshanshaltsetat für 1904/05 wird nach dem „Vater!." bekannt, daß der Beamtenetat für die Finanzperiode 1904/05 bei allen Staatsressorts eine entsprechende Einschränkung erfährt. Bei den Ministerien und der Oberrechnungskammer sind mehrere neue Stellen vorgeseben, auch bei den Amtsdienern und Gerichtsvollziehern, der Gen darmerie und der Eisenbcchnverivastnng vollziehen sich jedoch nur unwesentliche Veränderungen zugunsten des Äeamtenetats. Die Staatsbabnverwaltung dürfte nur bei wenigen unteren Beamten- stellen bedacht werden, sonst sind Neubegrnndungen und Ver mehrungen von Stellen, auch diejenige» eines Rechnunasinsvek- tors, ausgeschlossen. Ebenso sparsam wird der neue Etat mit der Justizverwaltung verfahren. Hier sollen allerdings nötig werdende Richter'tellen geschaffen werden. Beim mittleren und unteren Beamtenftande sind nennenswerte Veränderungen nicht eingestellt. Tas W oh n u n as g e I d, das vom I. Januar 1904 ab an die sächsischen Staatsbeamten gezahlt wird, ist in seinen Gnindzügen bereits aus die Dauer von 10 Jahren genehmigt. Ter Etat 1904/05 wird damit im Ausgabetitel belastet. Die Auszahlung des Wohin,ngsgeldzuschnises wird vierteljährlich er- folgen. Die Nichtbewilligung oder teilweise Bewilligung desselben an unverheiratete Beamte, die zu einer Pei tion Veranlassung gegeben, ermöglicht, auch den unverheirateten Beamten den Bor- ieil des Zuschusses zugute kommen zu lassen. Die Gewährung desselben ist einem ledesmaligen Ansuchen unterworfen. Berück sichtigung werden aber nur die Witwen mir Familien und die- lenigen unverheirateten Beamten finden, welche nachweisbar im eigenen Hausstände die Eltern unterhalten. Sonst dürfte an un- verheiratete Beamte der WobnungsgelSiuschus; nicht gezahlt wer den. In den mitgeteilten Fällen geschieht dies übrigens auch nur auf Zeit. — Zur Einstellung geistig minderwertiger Rekruten wird uns aus Chemnitz geschrieben: „Ter höchst betrübende Fall des Unteroffiziers Bleidenbach hat in letzter Zen L:e öffentliche Meinung stark beschäftigt und in. der Tagespreise -.u lebhafter Erörterung von aller.ei Maßnahmen geführt, welche Solocuenmißhandlungen. verhindern können. Hierbe« verdient ge wiß der Hinweis besonders hervorgchoden zu werden, daß einzelne Mannschaften — sogenannte „krumme Kerle" — den Anforderungen der militärischen Ausbildung große Schwierigkeiten bereiten und darum eure geeignete individuelle Behandlung erfahren möchten llnftr die'cn Leuten befindet sich eme nicht geringe Anzahl solcher d:e jenseits der geistigen Normalität stehen und a's geistesschwach oder schwachsinnig zu bezeichnen sind. Ihre Schwäche reicht nicht o» die Idiotie heran, darum sind sie auch nicht vom Militärdienst befreit; denn der hier in Betracht kommend« Z 38 der de»ft'ch«n Wehrordnung vom 22. November 1888 lautet: „Militärpflichtige, welche wegen körperlicher oder geistiger Gebrechen sowohl zum Dienste mit der Waffe als auch zu einen, ihrem bürgerlichen Be rns entsprechenden Dienst dauernd untauglich befunden sind, sind auLftimustern. d h. vom Tienste im Heere, im Landsturm und in der Marine befreit." Und in der Anlage 4 zu 8 9 der Heer ordnung wird erläuternd hinzuge'üat, daß „Hoher Grad von geistiger Beschränktheit, der die miliiärische Ausbildung ver- ii Indern würde", gemeint ist. Also nur hochgradig Schwach sinnige, Idioten, sind vom Militärdienste frei, die mit geringem Grade behafteten Mannschaften sind dienstfähig. Diese sind aber ebenfalls den heutigen Anforderungen des Militärdienstes nicht gewachsen. Treten sie ins Heer ein, so bilden sie infolge ihres Zustandes, der ans krankhafter Veranlagung des Zentrameroen- systemS, insbesondere des Gehirns, beruht, einen schweren Ballast für die Truvoe; ihre Ausbildung verbraucht unverhältnismäßige Kräfte und ist oft so schwierig, daß die ausbildenden Faktoren zur Verzweiflung gebracht werden und sich zu Mißhandlungen verleiten lassen. Da ihr krankhafter geistiger Zustand von den Instruktoren schwerlich recht erkannt wird, so, gelten sie als solche, die sich dumm anstellen, unaufmerksam und sank sind. Aber der iciiwachsinnige Soldat — nicht zu verwechseln mit demjenigen, dessen schwache Befähigung nicht eine Entwickliingsstörung des Gehirns zur Ursache hat — wird sich nicht dumm anstellen, sondern dumm sein. Er muß unaufmerksam sein, wcft etwas über seine Fassungskraft hinansaekft: er muß langsam im Handeln sein, wenn >hm die Fähigkeit abaeht, schnell zu denken und sich den wechseln den Situationen rcffch anzuvaffen, er muß träge sein, weil leine Kräste schneller verbraucht werden, als die eines geistesirischen Menschen Bon seinen Borgeietzten getadelt und bestraft, von seinen Kameraden gcbänselt, verspottet smclleicht auch mißhandelt, wenn sie z. B. seinetwegen länger exerzieren mußten!, darf man sich nicht wundern, wenn ein solcher Mensch schließlich sozusagen lein binchen Verstand vollends verlierr, störrisch wird und sich >md anderen zum Schaden Unheil stiftet. V eles Drillen und ^traten bessern nichts. Es häufen sich dann d'e militärischen Ver gehen: Trok ges und freches Sichau'lebnen. gegen jede Ordnung, Unpünktlichkeit, Vernachlässigung des Anzugs und der Massen, direkt« Gehorsamsverweigerung, Tätlichkeiten gegen Vorgesetzte, Maiestätsbelcidigungen. Desertion, Selbstmord. — Man sollte meinen, daß das Deutsche Refch genügend Jüngling« gesunden Geistes besitze, um auch die mft Schwachsinn mutieren und ge- ringen Grades behafteten entbehrenzu können. Es ist sa bekannt, daß alliahrlich eine Anzahl geistig und körperlich gesunder Ge- stelluttgspilichftger als überzählig zurückgewlesen wird. Wenig stens sollten tue ins Heer aufgenommenen schwachsinnigen Rekruten nicht nach der Schablone behandelt werden. Bei der Ausmusterung ist der Militärarzt aus Mangel an Zeit gewiß nicht genügend im Stande, geistige Schwäche, zumal geringen Grades, ausreichend sestzustellen, und ein sicheres Urteil zu gewinnen. Da könnten nun die schon jetzt zahlreich bestehenden Hilfsschulen und Hiltöklaslen für geistig Schwache wesentliche Dienste leisten. Diese Anstalten führen über ihre Zögling« in der Regel vom Lehrer und vom Schulärzte ausgefnllte Personalbogen, die, auf lang- jährige Beobachtungen gestützt, ein möglichst getreues Bild der körperlichen und geistigen Beschaffenheit dieser Menschen geben. ES müßte ei» Weg gelinden werden, dergleichen Auszeichnungen bei der Gestellung den Militärbehörden zugänglich zu machen. Man darf wohl annehmen. daß diese dann aus Grund des ihnen vor liegende» Materials solche Leute eingehend prüsen und, je nach den« Ausfälle der Prüfung, entweder lieber an ihrer Stelle über zählige geistig gesunde Leute einstellen, oder doch andernfalls Sorge tragen, daß diese eingestellten Rekruten nicht nach der Schablone behandelt und besonders für ihre Ausbildung sich eignenden Unter offiziere» zugcwiesen werden. Dann wurden Garantien gegeben sein, den Anforderungen der Gerechtigkeit gegen diese Armen an Geist möglichst zu entsprechen, aber auch eine zu weit gehende Humanität zu verhindern; vor allein aber würde» die Soidaten- mißbandluiigen und Bestrafungen sich gewiß verringern. Freilich könnten nur diejenigen geistig Schwachen berücksichtigt werde», welche H lssschttlvercftistaltungcn besucht haben: dock; würde auch dos schon einen großen Gewinn bedeute». Ueberdies ist gegen wärtig das Hilfsschiilwesen in sehr rascher Ausbreitung begriffen. Sollte man ivobl zögern, einem Teile zu Helsen, weil man eS zur Zeit noch nickt für alle tun kann? Im Interesse der geistig schwachen und der Tüchtigkeit unseres Heeres wird darum auch auf Anregung des /Pädagogischen Vereins zu Chemnitz" der Vor stand des Sächsischen Lehreroer eins in Erwägungen über die Frage eintreten: ,,Was kan» geschehen, ui» die Schwach- befähigten, insbesondere die aus Hilfsschulen Entlassenen, vor Verwicklungen und Schädigungen zu behüten, in die sie wegen ihrer geistigen Minderwertigkeit leicht geraten können, sobald sie mit Militärbehörden in Berührung kommen?" Möchten sich auch andere Stände, namentlich Behörden, Schulärzte usw., dieser Frage ernstlich widmen! Ihre Lösung ist möglich und unstreitig segenbringcnd." — Von einem Handwerksmeister erhalten wir fol- gcnde Zuschrift: „Im Hinblick aus die ziemlich lebhafte Agitation, die senens der berufenen Vertreter des Handwerkerstandes zur Einführung der Alters- und Invalidenver - sicher un g für die Handwerker zurzeit in Szene gesetzt wird, erscheint cs mir angebracht, im Gegensatz zur Ansicht der anscheinenden Mehrheit meiner Standesgenosscn eine abweichende 'Meinung zu begründen. In bezug aus Vorsorglichkeit besteht zwischen Arbeiter und Handwerker doch wohl ein wesentlicher Unterschied. Die nichtgelernten Arbeiter rekrutieren sich in der Mehrzahl aus solchen Kreisen der Bevölkerung, die ständig aus der Hand in den Mund leben und bei denen das Wort „Sparen" ein unverständlicher Begriff ist, unverständlich deshalb, weil die Sparsamkeit stets mit dem Versagen augenblicklicher Wünsche verbunden und dieses Versagen in den Augen des Arbeiters eine Dummheit ist. Ten Folgen dieser Anschauungsweise durch Gesetz vorzubeugen, erscheint durchaus als Pflicht des Staates. Nicht wesentlich anders liegen die Verhältnisse bei denjenigen gelernten Arbeitern, welche von vornherein ein Handwerk erlernen in der Absicht, zeitlebens als dienendes Glied eines fremden Betriebes sich ihr Brot nnr besser als der nichtgelernte Arbeiter zu verdienen. Aber schon derjenige Gehilfe, welcher in jungen Jahren sich die Selbständigkeit als Ziel steckt, wird schon wesentlich Haushälterischer mit seinen Mitteln umgehen, schon um fein Ziel möglichst früh zu erreichen, sodaß er eigentlich der ae> letzlicven Vorsorglichkeit entbehren könnte. Wenn nun das Gesetz natürlich keine lolchen Unterschiede versehen kann, so kann doch der Staat von dem selbständigen Handwerker so viel Voraussicht und Intelligenz erwarten, daß er auch bei beschei denster Existenz sich eine Rücklage sür sein Alter bildet, um der staatlichen Vorsorglichkeit entbehren zu können. Er ist über dies weil besser in der Lage, eben vermöge seiner Selbständig keit, auch noch in älteren Jahren einen wenn auch nur der ge ringereu Leistungsfähigkeit entsprechend niedrigeren Verdienst zu erzielen, wenn er eben nicht soviel vor sich gebracht hat, daß er seine alten Tage in beschaulicher Ruhe verleben kann. Wie sich diejenigen, welche die Ausdehnung der gedachten Versicherung ans die Handwerker fordern, die Ausbringung der nötigen Mittel ohne eine ganz wesentliche Belastung des ganzen Standes denken, ist mir schwer erfindlich, denn der Ruf nach der Staatshilfe ist zwar wohlfeil und erfordert kein Kopfzerbrechen, es ist aber zu allgemein bekannt, daß der Staat immer auf der einen Seile doppelt nehmen muß, um auf der anderen einfach zu geben. Wohin soll es überhaupt noch führen, wenn nach und nach alle Kreise — neben den Handwerkern rufen jetzt auch die Privat- angestcllten nach zwangsweiser Einführung der Versicherung — die Altcrssürsorge dem Staate aufbürden wollen, und warum wird dann konsequenter Weise nicht einfach gefordert, vom so und so vielten Lebensjahre an hat jeder deutsche Reichsbürger den Ansvruch aus Altersrente? Tenn geschützt gegen die Wechsel fälle des Lebens ist auch der reichste Mann nicht. Dies würde den ganzen Verwaltungsapparat verüherflüssigen. Wenn dann einmal seitens des Staates für die höheren Lebensjahre des Meirichen gesorgt ist, könnten ja auch nach und nach die jüngeren Jahrgänge unter staatliche Obhut gestellt werden und wir be fänden uns eines schöne» Tages mitten im sozialistischen Staat, ohne den von Herrn Bebel angekündigten großen Krach. Dieser würde jedenfalls erst dann kommen, wenn die große Masse den Geschmack an der allzu großen staatlichen Fürsorglichkeit, die jetzt, wie es scheint, zu fordern und »ach der zu rufen Mode geworden ist, wieder verloren hätte. Hoffentlich haben die re- gierenden Kreise sa viel Energie, um sich von der jetzt herrschen den Strömung nickt fortreißen zu lassen, sondern den Hand werkern durch das Versagen allznweiter Forderungen eine wirk- liche Wohltat zu erweisen." — fDie in vorstehendem geäußerten Anschauungen sind bereits mehrfach in Handwerkerkreijen zum Ausdruck gebracht worden, dürften aber kaum den Wünschen der Mehrheit entsprechen. Wir geben der Zuschrift des Ein senders, der uns seinen Namen nicht vorcnthalten hat, als einer nach keiner Seite hin verbindlichen Meinungsäußerung eines Beteiligten gern Raum, ohne damit clwa unsere Ueberein- slimmung mit dem Gesagten dokumentieren zu wollen. Die Red.) — Gestern nachmittag fand im Zirkus Henry an der München« Straße eine Extra-Galavorstellung statt, welcher Se. König!. Hoheit der Kronprinz mit den drei älteften Söhnen, de« Prinzen Georg, FriedrichChristla» und Ernst Heinrich, beiwohnte. In Begleitung der »ingen Prinzen bekanden sich zwei Prinzen von Thum und Daxis und Prinz Bo»v!n von Mecklenburg, alißeideni eine Anzahl Kameraden, welche an den fteie» Sonnabend-Nachmittagen in die Villa Wachwltz zum Svielen eingeladen zu werden pflegen. Das Gelinge der prlnzlichen Her,schäften bestand aus den Herren Gciieralmaior v. Eisiger». General L «s suite des Königs, dem Gouverneur Hauvlmaiin Freiherr» O'Burn und Leutnant Fre- herrn v Hnmvracht. Nicht nur der Kronprinz, sondern auch die lungen Piinzeu folgten de» reichen Dalbiciungen mit Interesse und nvvlandierie» wsideiholt lebhaft. Herr Direktor Heniy halte tür diele Vorstellung ein ganz vorzügliches Programm ausgestellt, in dem die Jceiiiestsdcessucen. insbeiondere die VorMiung^der 12 prachtvollen Rappen, den Glanzpunkt bildeten. Viele» Spaß wachte den Prinzen der Clown August mit seine» dressierte» HanS- tierea. einem wie ein Zirknsvscrd aufgeichlirlrn Pudel nnd einem verschiedene groteske Evolutionen ausführendei, Schwein Auch die Bichcle-Renn-KiNiivagnie in der logenannten Teusilsbabn nahm das Interesse des gutbcftichten Hausis in hohem Maße in Anipriich Nächsten Montag beginnt !m ZirkuS Henry, der nur noch vis 3. November in Dresden bleibt, »ine kür Dresden neue Attraktion, der phänomenale Lustipiung mit dem Zweirad über eine 9 Meter breite Kluft, oder der Todesiprung duich die Arena, ausgesiihrt vo» dem verwegensten Radfahrer der Well Carl Le.ncrt. Tsiie Seniationsnilmmei durfte dem „ttoopinzx tbs Uoop" der Miß Aftx nicht nnchstehen und ebenso volle Häuser erzielen. — Nach den Minellunge» des Könlgt. Meteorologischen. Jnstlinles verlies das erste und letzte Drittel oeS September' vorwiegend heit«, trocken und wann, ln der »»eiten Dekade drri'ckir meist trübes. Mir« Wetter mit Regenlällen. «a den wärmsten Togen, vom 2. bis 7, und am SO,, lagen die mittleren Tagestemperaruren 5 Grad bis 8 Grad duichlchntitlich über den vtrstädrigen. am kältesten (1b.) gingen sie nur dis 5»/, Grad im Mittel darunter derab. Der Monatsdurchichnitt der 12 Korre- ipondrnjikationen war mit 12.9 Grad Celsius um 0.8 Grad «r doch gegen de» Normaidrrrag. im einzelnen stellten sich mit 14.7 Grob lZtchadraß) in« 8.L Grad lgichtrlderg) Urberlchüsse von 0,8 Grad lZittaul blS 1.9 Grad tAltenberg» ein. also beträchtliche Unter- schiede. Die Mar»na traten vom 8. bis 7. rin und betrugen 28.4 Grad (Fichirwera) bl« 32.3 (Zlchadrahi. stiege» mildin in diesem Monat noch über 30 Grad: die Minima bewegten sich meist vom 23. bi« 2b.. zwischen b.8 Grad iFieiberg am 15) und — 3.6 Grad iFichtclberg), auch batte der letztere bereits dreimal Nachtfrost, Bei der großen Anzahl von heiteren Tagen, bl» 1L lAlienberg). denen nur vereinzelt 10 bis I2<Drr»denj trübe gegen- überstelle», blieb die mittlere, durchtchnittllche Bewölkung mit 44 Prozent um 14 Prozent hinter ihrem Normalwrrt »urück und erreichte mit 57 Prozent lFichtrldergl bis 35 Prozent (Altendtig- sogar Fehlbeträge blS zn 23 Prozent, Sehr ungleichmäßig war die Berteilung des NicdersckiugS. Obwohl nur an 8 bis 12 (Attenberg) Tagen meßbare Regenmengen sielen, ergab sich im Laiidksmittel von 58 Millimeter doch noch ein Zuviel von 7 Millimeter, da einzelne N,ek>cftchläge ziemlich ergiebig waren An den 12 Stationen schwankten die MonatSstimmen zwischen 40 und 85 Millimeter (Leipzig—Dresden!, wobei an letzterer 4L zuviel, am Fichtelbcrg dagegen 17 zu wenig gemessen wuiden gegen dir zugehöliarn Noinniimengeu. Vom 13. zum 14. belief sich die durchlchnittftche Niederschlag-Höhe auf nahezu 11 Millimeln lunkrrr weiße Elster, vereinigte Mulde, Lockwitz 20), vom 17. dir 18. auf w Millimeter «obere weiße Elster, Obenauf der Zschopau, Lungwttz, Roder 18 bl« 19», vom 26. zum 27. brachten Gewitzen regen eine» DurckichniilSbetrag von 11.5 Millimeter «untere Zwickauer Mulde. Feeibeigei Mulde. Cdemuitz über 30, Pleiße 26, Eide mit ihren Znslüisrn sowie Lungwttz M vt» 48). Außer den elcktruchen Eftchelmmge» am 26. und 27. fanden noch solche in jchlvächeiem Grade meist als Uetteileuchlen am 3.. vereinzelt auch am 12. statt. Die mittlere Windstärke oer anjangs südöstlich, dann südwestlich, vom 18 ab wieder nach Süd »nd Olt zuinckdrebenden Stlömungen wurde zu durchichnittlich 2 3 Grad der Beausorllchen Skala oder 3,0 Meter Geichivmdiakeit In der Sekunde berechnet: am II. webte» im ganze» Laude stürmische Süd-West Wmde. Der Monat war reich an Sonnenschein, dir Anzahl der Stunden mit solchem »ach den Auszeichnungen des Aillvgravhen in Chemnitz betrug 173. während sie im Mittel der Jahre 1892/1902 nur 141 ist und in diesem Zeitraum zwbchen 103 <1896> und 199 <189ö> ge legen hat. Zur Veivunstung gelangten 27»/, Millimeter gegen lk» normal Maximum 2,4 am 3 ). Nach Vicrteltagen und den 12 Stallone» kamen 27 Prozent des Monats aus anhaltenden Sonnenschein. 36 Prozent ans heiteres nnd 16 Prozent aus trübes, aber irocknes Weiter, nur 21 Prozent waren von Niedeischlägen begleitet, — 74 020 Mk. sind an Stiftungen im 3. Quartale 1S03 im Königre'che Sachsen zu verzeichnen. Davon entfallen aus die Kirche 15500 Mk., außer einer Turmuhr mit drei Zifferblättern, welche der Kirchgemeinde Türchau von dem Guts- und Braun- kohlenwcrksbesitzer Herdrich dazelbst gespendet wurde, und zwei Kronleuchter für elektrische Beleuchtung, welche die Kirchgemeinde Grüna lEphorie Chemnitz Hl von g»ncm ungenannten Gemeinde- gliede erhielt. Für christliche Liedcswerke: Kleinkrnderbewahr- anstalten, Gemeindediakonie, Fürsorge entlassener Strafgefange ner. Rettungshäuser und dergleichen wurden 31100 Mk. geopfert, und endlich an Schulstiftungen gingen 27 420 Mk. ein. Dazu kommt noch die freie Ucberlaffung eines BauvlatzeS zur Erbau ung einer Schule in Friedersborf-Zittel vom Gutsbesitzer Härtelt in Friedcrsdorf. — Das Königs. Stenographische Institut eröffnet ein Abonnement auf die Landtaasmrtteilungen lsteno- gravhische Berichte nebst Beilagen: Staatshaushaltsetat, König!, Dekrete nebst Anfuaen, Deputationsberichte der Ersten und Zweiten Kammer usw.). Der Vertrieb der Mitteilungen über die Verhandlungen des im November d. I. zusammentretenden 30. ordentlichen Landtages des Königreichs Sachsen erfolgt durch die Postanstalten nach vorher zu bewirkenden Bestellungen. Der Abonnementsbetrag für 900 Druckbogen ist aus 27 Mark fest gesetzt. — Nachdem der viergleifige Ausbau und die Hochlcgung des Bahnkörpers der Eisenbahnstrecke P irna-Dresden dm Tresden-Hauvtbahnhos aus vis zur Flurgrenze zwischen Strehlen und Reick fertigaestellt worden und auch der Arealerwerb sür die Strecke bis Pirna erfolgt ist, haben die Arbeiten zur AuS- führung der Haltestelle Reick begonnen. Die Absteckungen lassen erkennen, daß die Haltestelle ein Jnselbahnhof werden wird, Zur Zeit ist man mit der Hebung der Bahndämme beschäftigt. Zur leichteren Bewältigung der erforderlichen großen Erdmasien wer den Feldbahnzüae benützt. Weiterhin ist sür die nächste Zeit die Beseitigung der llebergänge in Schienenhöhe von der Flur- qrenze Reick ob noch über das Westenve des Bahnhofs Nieder sedlitz hinaus nach Osten bis zum Westende des Bahnhofs Mügeln geplant. Gleichzeitig mit der Herstellung der neuen Gleise, wäch« als Gütergleise an die südliche linke Bahnseite zu liegen kommen, macht sich auch der Umbau des Baknhofes Niedersedlitz nötig, indem dessen Güteranlagen an die linke Bahnseite verlegt werden müssen. — Der gegenwärtig an Werktagen früh 4 Uhr 3 Min. vom hiesigen Hauplbahnhofe nach Weinböhla abfahrende und der an lolchen Tagen früh 5 Uhr 39 Min. von Weinböhla aus dem Hauptbahnhosc einirefsende Personenzug werden Freitag, den 30. Oktober, zum letzten Male sin diesem Jahre bis und ab Weinböhla geführt werden; vom 2. November verkehren beide Zuge an Werktagen bis und ab Coswig. — Auf der Linie Pirna—Großcotta verkehren die beiden Werktags-Perso nenzüge: 9 Uhr 13 Min. ab P/rna nach Großcotta und mittags 12 Uhr von Großcotta nach Pirna Freitag, den 30. Oktbr., zum letzten Male in diesem Jahre — Der Werktags — außer am letzten Werktage jeder Woche — von hier nach Radeberg verkehrende Arbeiterzua wird nur noch bis mit Donnerstag, den 29. Oktbr., abends 6 Uhr 50 Min. vom hiesigen Neustädter Bahnhose abge- sertigt. Von Montag, den 2. November, ab erfolgt die Abfahrt vom genannten Bahnhofe bereits abends 6 Uhr, die Ankunft in Radeberg findet dann abends 6 Uhr 35 Min. statt. Am letzte» Werktage jeder Woche geht der Arbeiterzug nach Radeberg nach wie vor nachmittags 5 Uhr 36 Min. vom Neustädter Bahn hofe ab. — Die amtlich« Lehrer-Hauptversammlung des Schulaussichtsbezirkes Dresden II findet Donnerstag, den 5. November, vormittags 10 Uhr, in Arndts Kurhaufe zu Klotzsche statt. Den Vorsitz führt Herr Bezirksschulinfxektor Schulrat Dr. Lang«. Vorträge basten die Herren Schul direktor Richter-Bühlau über: „Unsere heimatliche Mundart im Sprachunterrichte der Volksschule" und Schuldirektor Dr. Barthel-Blafewth: „Zum Gedächtnis Ludwig Richters". — Der Stadtverein für innere Mission veran staltet am Dienstag den ersten öffentlichen Vercinsabend im großen Saale des Vereinshauies, zu dem jedermann Zutritt hat. Wie in den Vorjahren, werden wiederum zwei Vorträge von berufenen Rednern stattsinden, der eine mehr mit bezug auf die Arbeit der inneren Mission, der andere über ein Gebiet des öffentlichen Interesses. Aus den Erfahrungen der inneren Mission wird Herr L. Weidauer über ein noch wenig beleuchtetes, inter- elsantes Gebiet erzöblen unter dem Thema: „Der Brief im Dienste der inneren Mission und der Seelsorge": der Anstasts- direktor von Brännsdors, Herr ?. Müller, wird über: „Er ziehungsarbeit des Staates auf hartem Boden" sprechen. — Die 25jährige Jahresfeier des ev.-luth. Gottes- kostens in Dresden findet Montag, den 3. November, statt. »FS Uhr ist Gottesdienst in der Kirche der Diakoniffcnamtalt. Die Predigt hält Herr L. Fütlkruß, Neustädte!. Die Nach- oersammluna erfolgt 8'/- Uhr im Saale der Diakonifsenanstalt. Die Begrüßungsansprache hält Herr k. vr. A h n e r - Leipzig. Ueber die lutherische Diaspora in Baden berichtet Herr ?. v. Keußler-Jreibura i. B. Das Schlußwort spricht Herr k. Landgraf-Wilobach. — Eine grobe Saalinhube»Versammlung findet Mitt woch, den 28. Oktober, nachmittags 3 Uhr im „Eldorado", Stein- strahe 15. statt. Diese Versammlung wird sich in der Hauptsache mit der neuesten Verfügung de« Ministeriums an die Amlshaupt- mannlchaften, Tanzerlaubnisbcschränkung betreffend, mit dem Militärverbot und dessen Folgen, ferner mft der Landestrauer und „stillen Zeit" vor Ostern befchäsftgen.
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