Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187510054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18751005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18751005
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-10
- Tag1875-10-05
- Monat1875-10
- Jahr1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1875
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erste Seilagezum Leipziger Tagrblaii und Anzeiger« M 278. Dienstag den 5. Oktober. 187S. M. »ie immer zewSlbe >d»ek- dl««g ir: ße 2 Qualität . Etage W ktvl« ror- kroülrsr- 13027.) Uvr. 15. n «rllen Di- pL'«e e»- ttterfrld. «pke Ar- Stück zum v. 0. MMlH M. ierman», LIstterduus. s«!»siu: rotl» u»4 1 50 8k«iv^, »«»t «st«. >»dlin»g m tturgstr. 2« S. 7 u. 8 «*. eimal frisch sohnstr. 1. fel« werder. Die Herzegowina. Zur Abkühlung übereifriger Schwärmer für die lieben Aufständischen in der Herzegowina geben wir hier einige Vemerkungen de« Professor« Anton Springer, eine« der genauesten Kenner orientalischer Zustände, welche einem Aussatze der tresflichen Wochenschrift: „Äm neuen Reich" ent nommen sind. Springer schreibt: Wir entwerfen un« von der christlichen Bevöl kerung in der Türkei ein durchau« falsche», will kürlich idealtstisch gefärbte« Bild und halten da« religiöse Bekenntnis daselbst für au«fchließlich ent- scheidend in allen politischen Angelegenheiten. Es gab eine Zeit, in welcher «an in jedem Hammel dieb auf der Balkan-Halbinsel einen vielduldenden Odysse»« begrüßte und jeder serbische Schweinehirt in unserer Phantasie nach Homer roch. Diese Anschauungen und Meinungen hat die Wirklichkeit glücklicher Weife berichtigt. Dagegen spukt gegen wärtig ein anderer Wahn: „die christlichen Glau- bendbrüder müssen au« der Knechtschaft, in der sie schmachten, um jeden Brei« befreit, au« dem Drucke, der auf ihnen lastet, gerettet werden " Man denkt sich die türkischen Christen auf der Höhe der Civilisation, daher berechtigt, auf die Mohammedaner, diese beschränkten „Irrgläubigen", herabzusehen; man vergißt, daß die Masse der türkischen Christen Vielgötterei treibt, aus dem heidnischen Standpunkte steht, durch Ceremonien dienst ihr religiöse« Bedürfniß vollständig besrie digt und in sittlicher Beziehung durchaus N'cht« vor den mohammedanischen Be«ohnern voran« hat Wohin der schwerbesohlte Griesel de» Popen tritt, da keimt keine Culturpflanze, und von der Sandale de« bosnischen Franziskaner» gilt da« Gleiche. Wie das Land durch Entwaldung und vielhui dertjährige schlechte Wirtschaft die Fähig ke»t zu stetiger Fruchtbarkeit verloren hat, nur Dürre und Trockenheit noch abwechselt mit ver heerenden Ueberschwemmungen, so ist auch die Bevölkerung unfähig, au« sich selber Bildung« elemente zu entwickeln. Krampfhafte tumultua rische Bewegungen und dann fast lebloser Still stand folgen einander periodisch. Ein Unterschied, durch die Confessionen hervor gerufen, ist nicht vorhanden und daher auch eine politische Trennung nach den Confessionen un haltbar. Wollte man aber eine territoriale Trennung eintreten lassen, etwa noch einen neuen Vasallenstaat schaffen, so wäre diese- die erbärm lichste Lösung, die sich denken läßt, und nur ein weiterer Beweis, daß die Großmächte unfähig sind und Europa mit ihnen unfähig, in den Ost ländern dauernde Ordnung herzustellen. Diese Zwttterfchöpsungen können weder leben noch ster den, erzeugen im Innern nur Mißmuth und lln Zufriedenheit und bedrohen, Bulcanen gleich, vre Nachbarstaaten. Wenn e« einen Mustersürsten giebt, wie kaum ein anderer Staat sich eine« solchen rühmen kann, der nur für daS Wohl seine« Lande« lebt und sich mit diesem vollständig ideutificirt hat, von dem man sagen kann, daß er nur Regierang«s»rgen kennt, so ist e« der Fürst Karl von Rumänien. Und der Erfolg d e'e« Streben«? Die Abschiedsrede de« rumänischen Krieg-minister« FloreScu lebt noch in unsirem Tedächtniß. E« ist damit der verrotteten Türkenwirthschast nicht da« Wort gesprochen, aber doch wiederholt der Wahn bekämpft, al« ob e« sich um einen „Culturkampf" bei den Erhebungen jener Süd slaven handle, die ohnedie« im Jahre 1870 und nachher durch ihr in hohem Grade feindsrl,gei Verhalten gegen Deutschland einen Anspruch aus unsere besondere Sympathie Ieine«weg« erworben haben. Tagesgeschichlliche Uebersicht. Die Vorlage aus Abänderung, bez. Er gänzung de« Strafgesetzbuches ist ein un gamein umfangreiche- Schriftstück. Der Entwurs zerfällt in 4 Artikel. Im ersten werden nicht mehr und nicht weniger al« 51 Paragraphen de« Strafgesetzbuches durch neue Bestimmungen ersetzt Dieselben berühren u. A. den Fall DucheSnc Maßregeln bei Vergehen und verbrechen voi Kindern unter 12 Jahren, Aufhebung der Antrag- Vergehen, den sogenannten Kanzelparagraphen, die bewußte Verbreitung erdichteter, resp. ent stellter Thatfachen, die Körperverletzungen, die ver letzungdrrWehrdievstverpfllchtungu s f. Al«neue» Moment erscheint neben der Strafe die Leistung von Frieden-bürgschaft gegen die Wiederkehr eine« Vergehen« und Bei brechen« rc. Art. 2 fügt zu 11 anderen Paragraphen Zufatzparagraphen welch« mit A, 8. 6 bezeichnet sind. Hierbei ist die Strasart der Frieden-bÜrgfchaft-leistung näher präcisirt und u. a. eine Bestimmung gegen fahrlässige oder dolose Beamte im Dienste de« a»«wärt>gen Amte« ausgenommen. Art. 3 und 4 »rtznen nur Formelle«. Schon au« dieser nur die hervortretendften Puncte bezeichnenden Angabe ist zu entnebmen, daß diese Vorlage den Brenn punct der Reich«tag«fefsion bilden wird. Daher scheint e« auch wenig wahrscheinlich, daß die Session, welche im letzten Drittel de« Oktober beginnt, in der letzten Decemberwoche sollte ge schlossen werden können. Die vom vunde-rathe zu den Vorarbeiten für ein gemeinsame« bürgerliche« Gesetzbuch berufene Iuristen-Commission. welche bekanntlich außer dem Vorsitzenden, eisten Präsidenten de« Kelch«. Ober Handelsgericht« vr. Pape, zehn Mit glieder zählt, hatte bi« jetzt ihre Aufgabe derart I seiner Freunde dahin dar, daß die Kammer in in Angriff genommen, daß sie den gefammten I ihrer dermaligen Zusammensetzung nicht mit Stoff gruppenweife vertheilte und für jede Gruppe I großen Staatsfragen sich befassen solle, da der eine« ihrer Mitglieder zum Referenten resp. Redaktor bestellte. Die Mitglieder sind nunmehr mit ihren Vorarbeiten so weit vorgerückt, daß sie au« dem Inhalte der einzelnen Gruppen Thesen über die principiellen und die wesentlichen praktischen Ge sichtspunkte ausgestellt haben, welche nach der Ansicht der betreffenden Referenten für die fpecielle Lu-arbeitung maßgebend fein werden. Die Com mission ist nun soeben zum ersten Male vollständig i« Berlin zusammengetreten, um diese Thesen zu diScutiren und über dieselben schlüssig zu werden. Diese Berathungen werden vorauSsicdtlich vier Wochen in Anspruch nehmen, und da« Ergebniß derselben zunächst die Grundlage für die weitere Thätigkeit der Redaktoren bilden Wan hegtim Schooße der Commission die Erwartung, daß man spätesten« bl« zum Ende de« Jahre« 1S78 in der Lage fein wird, einen vollständig au«- gearbeiteten Entwurs bereit zu stellen. Die „Köln. Ztg." berichtet: Am 29. September Nachmittag gelang e« der Polizei, einen Jesuiten, Namen« Havermann, welcher im Aufträge de« Iesuitenseminar« zu Feldkirch in Tirol einen Transport Knaben au» hiesiger Stadt und Um gegend dorthin abzuführen im Begriffe stand, noch kurz vor Besteigen de« Bahnzuge« sestzuhalten. Der Weiterreise jener Knaben, die zum Theil von ihren Angehörigen an die Bahn begleitet »urden, konnte kein Htnderniß weiter bereitet werden, da« Mitglied der Gesellschaft Jesu aber wurde dem Polizeickes vorgeführt. Vergeblich bemühten sich vie sogleich herdeigeeilten Grafen Spree und Loö Wissen, sowie der RelchStag-abgeordnete Wolfs, oie Freilassung de« Bedrohten zu erwirken. Auf die Verpfändung ihre« Ehrenworte« jedoch, daß der Arrestant da« Hotel Ernst, in dem er abge stiegen, bi« auf Weitere« nicht verlaßen solle, wurde rc. Havermann dorthin interutrt. Die von beregtem Vorfall ohne Verzug benachrichtigte kgl. Regierung hat nunmehr entschieden, daß von einer definitiven Verhaftung de« rc. Havermann Ab- stand genommen werden solle, daß er jedoch unter Hinwrr« auf da« Gesetz vom 4. Juli 1872 Köln und den diesseitigen Regierungsbezirk für immer ,u verlaßen habe, widrigenfalls ihm ein bestimmter bindender Aufenthalt angewiesen werden würde (Da« ist nun freilich »in sonderbare« Verfahren; der gute Jesuit reist feinen Opfern nach und — sei« Zweck ist vollständig erreicht.) Die in Rostock tagende Generalversamm lung der deutschen Philologen und Schul männer hat am 29 September auf ihrem Fest commerfe beschlossen, an den Reichskanzler und an den preußischen CultuSminister Begrüßung« depeschen abgehen zu lasten; zugleich wurde be- schlossen, an den Kaiser und au den Großherzog Depeschen zu senden. Die Depesche an Fürst Bi-marck lautet: „Die 30. Versammlung deut scher Philologen und Schulmänner zu Rostock in dankbarer Anerkennung und Würdigung der un ermeßlichen Verdienste E«. Durchlaucht in Grün düng und Kräftigung de« deutschen Vaterland«« rieb so eben voller Begeisterung einen kräftigen Salamander auf Ew. Durchlaucht Wohl. Da« Präsidium. Fritzsche Krause" In der Depesche an den CultuSminister vr Kalk lautet die vc gründung: „in dankbarer Anerkennung und Wür vigung der Verdienste Ew. Exceüenz um Festigung de« deutschen Vaterlandes." Da» Telegramm an den Kaiser hat folgenden Wortlaut: „Voll Dankbarkeit und voll tiefster Ehrfurcht für den oielgeliebten deutschen Kaiser rieb soeben die 3« Versammlung rc. einen kräftigen Salamander auf oa» Wohl Ew. Majestät. Wir stehen treu zu Kaiser und Reich." (Beiläufig bemerkt, erklärt die pädagogische Sektion de« Eongreste« auf An trag de« Prof. Eckstein au« Leipzig, daß die Regelung de« Schuljahre« nach dem bürger lichen Jahre dringeud an der Zeit und die Universitäten aufzuforoern seien, ihre Semester ver Eintheilung de« Schuljahre- angemessen zu ordnen.) Der „Allg. Ztg." schreibt man au« München, 2. Oktober: Wenn e« noch eine« Beweise« be dürft hätte für Da«, wa» von dieser Mehrheit in ver Abgeordnetenkammer zu ermarten steht, die heutige Sitzung hätte ihn liefern müssen: die Uebermacht von zwei Stimmen hat heute wieder Beschlüsse geschaffen, welche unmöglich hätten zu Stande kommen können, wenn de« ganzen Lande« allgemeine« Wohl und Beste und nicht blinde Parteirücksichten die Abstimmungen geleitet hätten. Aber nicht bloß die höhere poli titsche Auffassung und liefere Einsicht liegen un bestreitbar auf liberaler Seite, auch über den feineren parlamentarischen Takt hat Freiherr v. Stauffenberg der in ihrem zweistimmigen Ueber- gewicht siegestrunken einherfchreitevden Mehrheit eine Lektion halten müssen. Nachdem die vor« gestern aufgetauchte Geschäftsordnungsfrage in dem Sinne entschieden war, daß künftig die Kammer, so oft sie den Erlaß einer Adresse an den König beschließt, auch in der Plenarversammlung hierfür einen Ausschuß wählt, «otivirte vr. Kurz feinen Antrag auf Erlaß einer solchen Adresse: seit die Kammer zum letzten Mal im Krühjar 1870 sich an die Krone gewendet, hätten die weittragend ften Ereignisse auch die bayrischen Zustände wesent lich umgestaltet, daher r« nicht bloß ein Recht, sondern auch diePflicht'der Kammer sei, die Wünsche «nd Bitten de« Lande« vor den Thron zu bringe» Frhr. v. Stauffenberg legte den Standpunkt geringen Mehrheit da« nöthige Gewicht hierzu fehle; man solle lieber, statt die Aufregung im Lande zu nähren, die nvthigen Geschäfte abwickeln und allenfallsige Wünsche und Beschwerden an geeigneten Orten bei der Budgetberalhung an- bringen. Zur Zeit sei die linke Seite de« Hause« nicht in der Lage, für eine Adresse sich erklären zu können. Da Niemand weiter da« Wort er griff, wurde abgestimmt: 79 Ja, 7tt Nein. Zum ersten Male fehlte ein Abgeordneter und, wie sogar der Präsident constatirte, ohne Entschul digung: der Abgeordnete Gtenglein. E« wird also die Adresse zu Stande kommen, und man darf sich aus äußerst heftige Debatten gefaßt machen. Der Antrag de« Abgeordneten Horn: man möge die Prüfung der Wahlproteste nach der Reihenfolge vornehmen, wie die Re- gierungSauSschreibung die Wahlkreise auszählte, ward von Crämer al« eine höchst unglückliche bezeichnet. Deutlich sehe man de« Pudel« Kern: die Wahlen von München cassiren zu wollen, um dann freiere Hand zu haben. (Die Prüfung der in München stattgesu'ndenen liberalen Wahlen soll nämlich so gründlich durchgeführt werden, daß lange Zeit vergebt, ehe man zur Prüfung anderer, sehr zweifelhafter (ultramontaner) Wahlen schreiten kann.) Wenn man in dem Augenblick, wo man eine Adresse au den König vorbereite, zu solchen Mitteln greife, so sehe Da« au«, al« fühle man doch, daß nicht Alle« recht geheuer fei. Auch Siauffenberg mahnte ab: e« gebe genug materielle Differenzen zwischen beiden Parteien, fange man doch nicht auch mit for malen an. Der Antrag wurde wieder mit 79 gegen 77 Stimmen angenommen, dann aber zur Wahl des AdreßauSschusse« geschritten. Hier erregte e« viel Heiterkeit, al« Stauffen verg plötzlich vorschlug, noch eine Pause zu machen, weil, wie er höre, die gedruckten Stimm zettel der ultramontanen Partei noch nicht an- gelangt scieu. Bei Feststellung der Tagesordnung für die nächste Sitzung wollte der Präsident die erste Lesung de« Hundcsteuergesetze« hierfür be stimmen, da war e« wiederum Frhr v. Stauffen berg, der darauf aufmerksam machte, daß rS doch nicht wohl angehe, mit einem solchen Gegenstand zuerst sich zu befassen, wenn man mit einer Adresse an den König sich trage. Diese« Argument drang denn doch durch, und die nächste Sitzung wird die Adreßdebatte bringen. vi« zur Eroberung Straßbura« durch da« deutsche Heer wurde da« damal« leitende Blatt de« Elsaß, der „Niederrheinische Courier" von Herrn A. Schneegan« geleitet, der trotz seine« sehr unfranzösischen Namen« französischer Patriot vom Scheitel bi« zur Zehe war. Die Annexion veranlaßte ihn, nach Lyon Uberzusiedeln, wo er ein republikanische« Blatt redigirte: die deutsche Herrschaft hatte er entweder nicht ertragen zu können geglaubt oder er rechnete aus ein rasche« Ende derselben Aber e« ereignete sich, daß der Vvn so heißer Liebe zu Frar kreich Erfüllte in diesem Frankreich selbst keineswegs, weder persönlich noch in politischer Hin sicht, die Erwartungen erfüllt fand, mit denen er seine Vaterstadt Straßburg verlassen hatte »nd vor etwa zwei Jahren — kehrte er dahin zurück Doch noch glaubte er, daß einem Manne von seiner Vergangenheit eine öffentliche Thätigkeit >m Elsaß unmöglich sei; er veröffentlichte eine Erklärung, die etwa darauf herauskam, daß er sich mit gebrochenem Herzen für immer in die Einsamkeit zurückziehe »nd nur noch da« ver langen habe, auf heimathlichem Boden zu sterben Snt einem Jahre aber schrieb er bereit« gelegentlich für elsässisch« Blätter im Sinne derBersöhnung und am 1. Octbr la« man an der Spitze de« .Elsässer Journal»", de« Organ« der für die Aussöhnung Elsaß-Lothringen« mit den vollende ten Thatfachen wirkenden „elsässifchen Partei", einen Brief de« Herrn Schneegan« an den Chef Redakteur de« genannten Blatte«, worin er seinen Eintritt in die Redaction anzeigt. Da« Wichtige und Bedeutsame diese« Vorgänge« ist die Thatsache, daß ein Mann, der so unzwei dcutig wie Herr Schneegan- seinen Schmerz über oie Annexion kundgegebev und früher für sich jede Mitarbeit an den öffentlichen Angelegenheiten oe« nunmehrigen deutsche» Reichsland«« un möglich erachtete, heute sich rückhaltlos den prak tischen Bestrebungen der elsässifchen Partei, unter ausdrücklicher Zurückweisung de« Treiben« der Protestler, anschließt. E» ist nicht zu bezweifeln, daß dieser Schritt de« im ganzen Elsaß hochgeach teten ManneS eine bedeutende Wirkung auf die dortige öffentliche Meinung üben wird; er wird dazu beitragen, daß die Hoffnungen auf Wieder vereinigung mit Frankreich immer allgemeiner al« Selbsttäuschungen angesehen »erden »nd immer weitere Kreise »er elsässifchen Bevölkerung sich für immer al« Angehörige de« deutschen Reiche« fühlen. Die „Köln. Ztg." flüstert geheimnißvoll von dem Projekt der Verheirathung de« jungen König« von Spanien und sagt darüber: Cauova« del Castillo, welcher höchst wahrscheinlich in nicht ferner Zeit wieder die Stelle de« ersten Minister« einnehmen wird, verfolgte mit seinem Rücktritte die Absicht, die spanische Regierung von den Zusagen zu entbinden, welche er selbst der päpstlichen Curie in Bezug auf die Wiederher stelluna de« Concordat« von 1851 gemacht hatte Da« Gegentheil diese« Concordat«, nämlich die Gestattung der freien Religion-Übung in Spanien, war erforderlich, um einen weiteren Zweck zu erreichen: in Deutschland eine gute Meinung für Spanien hervorzurufen und so die Vermählung de« jungen König« mit einer deutschen Prinzessin zu erleichtern. Auf diesem Gebiete der Ehestiftung aber wird Canova« mächtige Feinde zu bekämpfen haben. Königin Isabella wünscht ein andere« Ehe- bündniß ; ihre Erwählte ist die 15jährige Prinzessin Maria de la« Mercede«, Richte der Königin »nd Tochter de« Herzog« von Montpensier. Isabella bedauert, daß die Verlobung nicht schon vollzogen worden, ehe Alson« sich nach Spanien begab E« bleibt zu erwarten, ob Canova« del Castillo, dem e« an Esser für seinen deutschen Vorschlag nicht fehlt, mächtig genug ist, um die Förderer der Fusion Alfonso-Montpenfier zu besiegen, zumal da e« fraglich ist, in wie fern er aus ein Entgegen kommen von der andern Seite rechnen könnte. Ein« nur möchten wir andeuten — daß der Ein zug einer protestantischen Königin in Madrid zedenfall« den Sturz der politischen Priesterherr- schafl besiegeln würde. Au« -onstantinopel, 2. Oktober, wird gemeldet: Der hiesige serbische Agent, Maga- sinovich, welcher, wie bereit« gemeldet, im Namen seiner Regierung wegen der neuerding« vorge kommenen Verletzungen der serbischen renze durch türkische Truppen und Maro deure bei der Pforte Beschwerde geführt hatte, hat von dem Großvezier formelle Versicherungen erhalten, daß strenge Befehle erlassen «erden sollen, um einer Wiederholung solcher Vorfälle vorzudeugen. Der serbische Agent soll sich mit dieser Zusicherung für vollständig be friedigt erklärt haben — Hussein Avni Pascha ist seine« Postens al» Krieg-minister entsetzt und der bisherige Marinemimster Riza Pascha zum Krieg-minister ernannt worden. — Ein kaiserliche« Irade vom heutigen Tage ordnet an, daß die friedlich ihrer Arbeit nachgehende, Ackerbau treibende Bevölkerung in den aufständischen Gebieten sofort von der jüngst eingeführten Steuer (von einem Viertel de« Zehent«) befreit fein soll. Ferner soll für die Bevölkerung ein Nachlaß der bi- zum Finanzjahr 1289 rückständigen Steuern eintreten. Ausge nommen von dieser Vergünstigung sind die Zehent- Pächter gegen Garantie, die wohlhabenden Classen und vie Staatsschuldner. Die verschiedenen Gemeinden sollen in den Provinzialverwaltung«- räthen durch Personen, welche da- Vertrauen der Gemeinden genießen, vertreten sein. Die von diesen Personen in den Grenzen der Gesetzlichkeit kundgegebeuen Wünsche sollen mit Aufmerksamkeit ausgenommen werden. Deputationen jährlicher Generalversammlungen sollen ermächtigt fein, nach Konstantinopel zu kommen, um ihre Wünsche der Pforte zu unterbreiten. Außerdem sollen einige in ihren Gemeinden Ansehen genießende Personen von Zeit zu Zeit nach Konstantinopel berufen werde». Die in dieser Weise gesammelten Infor mationen sollen al« Lasi« für die im Hinblick auf die allgemeine Prosperität durchzuführenden Reformen dienen. Eigene Agenten und Con troleure sollen die Verkeilung und Einziehung der Steuern nach den bestehenden Gesetzen sichern. In dem Irade wird ferner mitgetheilt, daß die türkische Regierung sich gegenwärtig damit be schäftige, ein System herzustelle», welche« die Umwandlung de« Zehent« in eine Grundsteuer ermögliche. Außerdem sei die Pforte bestrebt, in Bezug auf die Taxe» ein einheitliche« fiScalifche« Vorgehen ausfindig zu machen und diese Reformen, sowie neue Polizeiresormen nach Maßgabe der Verhältnisse zu realisieren. Literatur. „Treweudt.« BolkStaleuder" wird in seinem 32. Jahrgang für 1876 seinem alten Grundsatz« treu Biele« Biele«, Allen aber doch Etwa« briugrn, was ihnen lieb und willkommen über Jahr und lag hinan« «erth bleibt. Denn er rnihilt außer den «blichen, hür in großer Vollständigkeit vorhandene» Kalender- mttihrilungen einen geistvollen Aufsatz von Prof. Falb über die Entstehungsgeschichte de« Kalender«, dann „Technologische Miithrilungen" und wrrthvolle Notizen „Für die HauS- und Landwirtbschaft" vo» Paul Landeck in BreSlau. Fesselnd« Erzählungen von OScar Höcker, Edmund Hvfer, Freiherr« von Krane und Em dieiSner »echsrla mit Bedichten von Hedwig Bädk, Philipp Kred« «nd S. Metzer. Ein treffliche«, schlesische« Be dicht „A Schutzgeist" von Karl von Holt«, welche« de» hundertjährigen BeburtStag der KSnigiu Luis« von Preußen begrüßt, reiht sich würdig den desten SchSpfun- gen de« Altmeisters an. Dem Maoaichfalttae», Aurt- doten, Rithsrln ,c. solaen «ine historische Uebrrficht de« letzte» Jahre« «vb d,e Genealogie. Den Schluß mache» die rein für« praktische Leben nützlichen Arbeiten: Porto- taris für Briese, Packele und Depesche», Strmpeltaris. BergleichStabrle für Geld, verfalle,,« Geld u. L. Der mit 6 Stahlstichen, darunter ein gute« Portrait der Kvaigin Luis«, und 21 Holzschuittte» geschmückte Kalender kostet 1 25 I« Berlage von Eduard Trewendt in BreSlau er scheint seit 29 Jahren jährlich der „Allgemeine Han«kalender". Dieser ist seine« Inhalt und seiner Ausstattung «ach «in überaus wohlfeile« — sein Preis beträgt nur 4V ^ uud cariouniri mit Schreib papier durchschossen Sü — Nachschlaae- »nd Notiz buch für Jedermann, bringt jedoch in seinem neuesten Jahrgänge außer einer stattliche» Reih« von Tabellen uud praktische» Mittheilungen al« «ugenehme Zugabe riue spauuenb« Erzählung von Rax Ring, eia gemüth- liche«. schlesische«-»«dicht »ou Karl Hollei. eiur Sllcular- > «riuurruug an die Königin Luise von Preußen. Mau - uichfaltigr«, gemeinnützige Rathschläge. Auetdoteo u. A. »och dieser Kalender ist mit guten Illustration«» ! versehen. veil«-«».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder