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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187510203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18751020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18751020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-10
- Tag1875-10-20
- Monat1875-10
- Jahr1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1875
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Grjcheirtt tLgltch früh 6»/^ Uhr. »rducii», ,»d «»»rdttt-, IohanuiSgastr 33. GmmNovrttlchn Nedacteur Gr. Htttner t» «rudoitz. Sprechstunde d. Nedactiou »«»iNat« »va il—11 Uhr ««»»tNa»» »»» 4 — » Utzr. »«ulh«e »er für die nächst- solokndr Nummer deftimmlen Imenttr an Wochentagen dt« 8 Uhr Nachmittag«, an Sonn- «ldtzesttagm früh dt« '/,S Uhr. >, dru-Ut-tr» filrZus. 7i»»ah»r: vtt« Klemm, UmversttLtSstr. 22. «Mit« Lösche, Hainstr. 2l. part. nur bt« V.3 Uhr. Anzeiger. Orgm für Politik, LvcrlAcschichte, Handels - and Geschäftsverkehr« «nft»,ruo. Adoniienirmsprre» vlerrelj. 4'/, Mt. incl. Bniigerlohn 5 Mi. Jcoc ein^clne dtummer 30 Pf Belegexemplar to Vf. GrdUbren skr Extrabeilage» ohne Postdesörberung 3« SN. mit PostdesSrderung 4b Mk. Znscrale 4gesp. vouraeoiSz. 20 Pf. Größere -Schriften Wut unserem PreiSverzeichnij — Tabellarischer Satz nach höherem Tarif. Steciame» »Irr dem Ledactieaaßrtch die Spaltzeile 40 Pf. Inserat« st»d stets an d. Erprdttt«» zu senden. — Sabatt wird nicht gegeben Zahlung pi-»onuw<!r»uuto oder durch Pvstvorfchuß. M LS3. Dkittmoch den 20. Oclober. Bekanntmachung. Nachdem die Einschätzung de« stenerpsttchttge» Gt»k»»«e«S in hiesigec Stadt beendet war, ist da« Ergebnis derselben den Betheülgten schriftlich bekannt gegeben worden. Alle an hiesigem Orte wohnhaften steuerpflichtigen Perfonen, denen diese Zusertigung an« irgend einem Grunde nicht bat behä'n-tgt »erden k-nne«, werden nun in Gemäßheit de« tz 46 de« Einkommensteuergesetze« vom 22. December 1874 anfgefordert, wegen Mitteilung de« Ein- schätznngSergebniste« sich persönlich »nd legitimirt dnrch die diesjährige Steuerquittnng in unserem statistischen Bureau, Ritterplatz, Georgenhalle, 1 Treppe recht«, Zimmer Nr. 4, bi« spätesten« am 23. Oktober ». e. anzumelden. Leipzig, den IS. Oktober 1875. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cerutti. Bekanntmachung. Im Hose der hiesigen Gasanstalt bez. ans dem derselben gegenüber gelegenen CoakSlagerplatze sollen Sonnabend den S. November d. I. Nachmittag- V,4 Uhr ungefähr 80000 Kilogr. — 1800 Etr. »Ite« Gußeisen, 4250 - — 85 - alte« Schmiedeeisen, und 10000 - ---- 200 - alte eiserne Reisen von Theersässern, und zwar jede Partie besonder«, an den Meistbietenden, jedoch mit Borbehatl der Auswahl untar den Licitanten, öffentlich vei steigert werden. Die Licitation-bedingungen sind im Bureau der Gasanstalt einzusehen, auch gegen Erlegung der Eopialien daselbst in Abschrift zu erhalten Leipzig, den 16 Oktober 1875. De» Rath- Deputation zur Ga-anstalt. Z»r Laisersahrt nach Italien. (Origtvalbries unsere« Special-Corrrspondeuten.) m Mailand, 17. Oktober. Die ganze Stadt ward gestern dnrch die Nach richt der Zeitungen aufgeregt, daß Fürst Bis marck an« GesnndheitSrücksichten seine italienische Reise in der Suite de« Kaiser« aufgegeden habe. Ich hörte überall von dieser Abändernng der Kaiserreise mit größtem Bedauern sprechen Man konnte wahrnehmen, wie sehr man sich hier gefreut hätte, außer dem streitbaren Kaiser Wilhelm den europäischen Staatsmann von An gesicht zu Angesicht kennen z» lernen, der für Deutschland gewocden ist, wa« Cavour für Italien gewesen. Die hiesigen Blätter melden die Nachricht mit Bemerkungen, beziehentlich Leitartikeln, welche der selben Gesinnung AnSdruck geben, getrösten sich aber, daß darum doch der Besuch de- Kaiser« Nicht« von seiner hochpolitischen Wichtigkeit ver liere, wie e« wohl gern die Ultram onlanen in der ganzen Welt und die italienische Opposition wünschte (sagt z. B. der „Pnugolo" von heute) Da« eben angeführte Blatt hat einen Leitartikel über diese Angelegenheit unter der lakonischen Ueberschrist: „Kommt nicht", in welchem sich die Redaction den Motiven de« Au-bleiben- eine« so gern gesehenen Gaste« mißtrauisch gegen überstellt und die angeführten ärztlichen Rath schläge, die gegen die Reise de- Fürsten ausge- fallen, in Zweifel zieht, weil mau nun einmal heutzutage Diplomaten nicht mehr aus« Wort glauben könne, wenn sie Krankheit vorschieben möchten. Zum Glück wurde gleichzeitig mit dem Eintreffen dieser Nachricht in Rom auch der zweite Artikel der „Provinzial-Correspondenz" bekannt, welcher der Reise de« Kaiser« all die politische Wichtigkeit beimißt, die sie nur in den Augen der Widersacher Deutschland« nicht haben soll. Dieser zweite Artikel der „Provinzial- Correspondenz" wird denn nun von allen Jour nalen übersetzt und heute mitgctheilt. „Pungelo" tröstet sich über de« Reichskanzler« Abwesenheit schließlich damit, daß, wie er erfährt, BiSmarckS Alterego, Herr v. Bülow, wenigsten« den Kaiser nach Mailand begleitet. „Ob nnn Bi-marck zu »n« komme, ob nicht — schließt der Artikel —, die Zusammenkunft in Mailand ist ihrer Natur nach ein politische« Er- eigniß von der größten Wichtigkeit für beide Rationen und die Geschichte wird sie unter die feierlichsten und bezeichnendsten Ereignisse unserer Zeit emtrageu." Der „Secolo" bedauert in seinem Leitartikel nur da- Ministerium «inahetti, daß es durch diese Abwesenheit ViSmarÄ diel verliere, hält aber an der politischen Bedentnng de« Kaiser- besuch- für da- italienische »nd da- deutsche Bolk fest. Und Da- ist wohl da- Richtigste. Die Fkstvorbereitnnaen, über welche die Zei tungen spaltenlange Einzelheiten bringen, gehen ihren Gang Tag nud Nacht. Der Domplatz »nd der dicht dabei befindliche Platz der Scala sind ein Hauptschauplatz, und e- steht wegen ihrer ver- hältnißmäßig kleinen Dimensionen zu fürchten, daß dort nicht blo- bei der Illumination, sondern anch bei der Ausfahrt eine vollständige Verkehrs stockung herrschen wird. Da- Wetter ist schön, die Abende sind prächtig. Die Straßen wimmeln von Fremden, für die e« schwer halten wird Unterkunft zu finden, obgleich der Stadtrath ein eigne- Wohnung-nachwei-bureau für die Fremden eingerichtet hat, da- mit dem Qnartierburea« vereinigt ist. Die einrückenden Truppen aller Art füllen die Straßen »nd Plätze und geben ihnen ein eigen- thümtiche- Colorit, da- den Fremden an unsere martialischen Nachbarn jenseits de« WaSgau er innert. Die Uniformen »enigsten« und die Ge stalten sind den BaterlandSvertheidigern der großen Ration sehr ähnlich, erstere womöglich noch etwa« phantastischer, letztere noch zarter al« bei den Franzmännern. Die Alpenjäger, die Bersaglieri. nehmen fi<h noch am besten an«. Erstere mit runde« brerteu niedrigen Hüten, ans denen eine einzige Feder steckt, Letztere mit ähnlicher Kopf, bedeckmig, welch« ans der rechten Seite einen rie sigen Hahnensederbusch trägt. MiUtairische Hal tung läßt sich nur selten wahrnehmen. Eigen- thümlich übrigen«, daß da« Publicum von den Soldaten wie von den geputzten Osficieren äußerst wenig Notiz nimmt. Die Militairmusik ist, so viel ich bi- jetzt davon gehört habe, herzlich schlecht. Die Generäle Cialdini (Alestandria), Pettinengo (Neapel), Me- nabrea (Bologna), sowie ein Tbeil de« mili- talrischen Hause« König Victor Emanuel« sind vorgestern hier eingetroffen. Heule werden die Herzogin von Genua, der Herzog von Aosta, der Prinz von Carignano. der Herzog von Genua erwartet. Morgen früh kommt der König selbst. Der Empfang am hiesigen Bahnhose erfolgt nach der vom Ceremonienmeister Graf Pamssira di Beglio sestgestellten Programme. Der König, umgeben von den Prinzen, empfängt den Kaiser, stellt ihm die Minister, den Präfekten, den Sin- daco (Bürgermeister) von Mailand und andere Würdenträger vor; daraus begrüßt der Siudac» den Kaiser mit einer bewillkommnenden Ansprache. Im königlichen Palaste angelangt, erfolgt die Vorstellung des militarrischen und de« Civilhause« Sr. Majestät König Victor Emanuel« an den Kaiser und die der kaiserlichen Suite an den hohen Gastgeber. Der erste Abend wird dann durch em Familiendiner beschlossen, Graf Moltke »nd die Suite de« Kaiser« werden zu einem soge nannten StaatSdiner gezogen, bei dem die ita lienischen Minister die Honneur« machen. Am Dienstag Abend ist die Galavorstellung »m Scalatbeater, die Aufführung von Verdi'« „Maskenball." Dabei wird Spontini'S Hymne „Borussia" gesungen, welcher ein neuer T^xt unler- gelegl wird, den ich nachstehend iiiittbeile: korasgi». Laluto all' Imperators äi 6erm»uiL. Hnal' ö granäs? — al vo>, I.eon nel caors — ^1 no->tro kuol, Oentil pen8iero — I.o 8pinxo kol. . . H il preuee too, Loru88ia! kerebs nel pl»n8o — vattoro i cor? korcbö bann» gli oeobi — Xnovo kalgor? verekö uei volti — Kiels I'awor? . . . H gloria tun, Loriwsia! ,.lla gne8io palpito — 6üs s'alra a to, korra cli patto — katto ö eli kö; vo inaneln uu popolo — vo mauä» uu Ke! k'ratelli siam, öoru8sia!" Professor vr. Lirnbaum's Vorträge, m * Leipziß, 19. Oktober. An dem gestrigen dritten, aus Veranlassung de« Vorstände« de« uationalliberalen Verein« im Leipziger Landkreis von Herrn Prof. vr. Birnbaum gehaltenen volk«- wnthschastlichen Vorträge zeigte sich, daß das Interesse de- Publicum« an diesen Vorträgen in erfreulichem Wach«!hum begriffen ist. Der Kaiser saal der Centralhalle war von Zuhörern ziemlich gefüllt. Der Redner behandelte in seiner gewohnten klaren »nd ruhigen Weise da« Thema: „Der SocialiSmu« kann nur zum Eommnni«- mn« führen." Er bemerkte, er habe schon im letzten Vortrag gesagt, der SocialiSmu« sei eine ungefährliche Sache, wenn er richtig behandelt werde. Darunter sei zu verstehen, daß man kritisch da- Wesen de« SocialiSmu« prüfe, Das jenige, wa« sich hierbei al« wahr ergebe, annrhme, da« Falsche aber widerlege und da« Gefährliche entschieden bekämpfe. Man müsse »nterscheiven zwiscken SocialiSmu« und den Socialdemokraten. Jener berge die Iveen in sich, diese seien die Träger oder Kämpfer der Ideen; jene können beachtenSwerth sein, diese können da« Gcgen- theil darstcllen, und umgekehrt. Die Be strebungen der heutigen Socialvemokraten — dieser Vorwurf müsse ihnen unbedingt gemacht werden — seien z» sehr nom Claffenhaß durch drungen. Die Socialdemokraten verleugnen die ruhige, freie DiScussion. sie reizen nur auf, sie suckln nicht mitVernunstgründen, sondern lediglich mit den Masten z» wirken. Aus der anderen Seite sei zuzugeben, daß die Socialdemokratie vielfach falsch behandelt worden und daß sie, um überhaupt zur Geltung, zur Beachtung zu ge langen, sich erst gefürchtet machen mußte. Gegen wärtig können sie keine Beschwerde über etwaige Unterdrückung erheben, im Gegentheil, sie können schalten wie sie wollen Freilich hat anch schon die Art und Weise, wie sie sich gegen die bestehen- den Gesetze auslehnen, eine Reaktion erzeugt, »nd an den liberalen Parteien wird e« liegen, da« Maß von Freiheit, welche« sie anch den Socialen verschafft haben, zu retten. Ein Jrrthum sei e«, vom Rückgang der Socialdemokratie zu reden Allein der Blick aus ihre eigenen Organe in Deutschland, 50 an der Zahl, müsse diesen Irr thum klar darlegen. Man höre nnn vielfach die Behauptung, daß im SocialiSmu« doch viel Wahre« liegen müsse Einzuränmen ist, daß viel Bestechende« in ihm liegt und daß die Neuzeit für seine Entwickelung sehr günstig war. Der Grundgedanke de« SocialiSmu« ist zu allen Zeiten derselbe gewesen. Die Socialdemokraten von heute haben ihre Forderungen nur schärfer sormnlirt, »l« die Vor gänger Dieser Grundgedanke sei da« Streben nach allgemeiner Glückseligkeit, nach allgemeinem Reichthum »nd Tütergenuß So lange dieser Gedanke nur in den Formen de« Wunsche« bleibe, könne man nicht viel gegen ihn sagen, sobald aber versucht werde, ihn mit Gewalt gegen die Besitzenden zur Ausführung zu bringen, sei er verbrecherisch. Die Pariser Commune müsse stet« verdammt werden, und mit Leuten, welche sie verherrlichen, könne man sich über sociale Fragen niemals verständigen. Der Gedanke der Gütergleichheit ist weiter Nicht« al« eine kal» morgan», ein vollendete« Trugbild, da« nicht einen Tag Bestand haben könnte. Die heutige Welt ist gänzlich unreif dazu und namentlich sind e« auch die socialistischen Agitatoren. Wenn jemals die Welt dazu reis werden sollte, dann müßte vorher eine vollständige Umformung de« Menschen, ein vollständiger Bruch mit unseren Gewohnheiten geschehen E« müßte aus allen Seiten die gleiche Arbeitslust, die gleiche Arbeit-fähigkeit, der gleiche Sinn für Sparsam keit vorhanden sein. Wir müßten, darüber dürfe sich Niemand täuschen, Alle« über Bord werfen, wa- bisher die Menschheit für gut «nd recht er kannt, die Liebe zur Familie, zum eigenen Herd, zur Sparsamkeit, ja. wir würden un« sogar de« in ;edem Menschen steckenden Erwerbssinne« z» ent- äußern haben. Der frühere SvcialiSmu« habe sich damit geholfen, daß er einmal da« Erbrecht abschaffen und sodann den Besitzenden ihr Eigen thum dnrch den Staat abkanfen wollte. Beide Forderungen waren ein Stück LommuniSmn«. Die Führer der heutigen Socialdemokratie haben ein andere« Stichwort in die Maste geworfen. Sie verlangen die Abschaffung der hergebrachten Arbeitsweise, de« „eherne« Lohugesetze«" und stellen den Satz auf, daß den Arbeitern der Arbeits ertrag allein gehöre. Diese Fordernngen gehen noch über Da«, wa« der frühere SocialiSmu« verlangte, hinan«. Sie überlasten einfach den Unternehmern da« Risiko und lasten ihn am Ge winn nicht Theil nehmen. Nnn sind die hentigen Socialdemokraten mit der Einrichtung der Pro- ducliv-Associationen schnell bei der Hand. An und für sich ist da« gewiß ein ganz schöner Gedanke, aber seine praktische Durchführung ist »ngeheuer schwierig Wo lolche Asso ciationen b,S jetzt gegründet worden, er litten sie in der Regel Schiffbrnch. Eine weitere Forderung der Socialvemokratie be stehe in der Staat-Hülse. Lasalle habe an«, einander gesetzt, daß 95 Procent arme Teufel und nur 5 Procent Besitzende vorhanden seien. Die Schlußfolgerung sei gewesen, daß die letzteren 5 Procent die Gelder für die Staat-Hülse an dir Arbeiter hergeben sollten. Könne da« ander-, al« aus dem Wege de« wildesten nackten CommuniS- mu« geschehen? Der Redner wendete sich nunmehr dem Pro gramm zu. da« aus dem Eongreß in Gotha von den Socialisten vereinbart worden und erläuterte seine Trugschlüsse Er bemerkte insbesondere wiederholt zu dem Satze, „der Arbeitsertrag ge- hört in gleichem Maße allen GesellschaftSclasten", daß diese« Verlangen ein vollständige« Phantasie- gedild bleiben müsse, so lange r« nicht gelinge, eine Menschenclaste hervorzubringen, dte mit gleichen Neigungen, mit gleichen Anlagen und gleichen Fähigkeiten «»«gerüstet sei. Nur erst dann, wenn in der Welt eine «nd dieselbe durchschnittliche Arbeit-lnst, Arbeitsfähigkeit und Solidität vorhanden sei, werde man mit den Socialisten weiter reden können wegen Verwirk lichung ihrer ZukunftSpläne Anch die von dieser Parte» erhobenen Klagen wegen „permanenter Unterdrückung der Arbeiterklasse" entbehren de« wirklichen Grunde« Wenn man sich in der Welt genau umsehe, werde man so'ort gewahr werden, daß ein sehr bedeutender Theil tüchtiger und wohlhabender Fabrikanten, ferner zahlreiche hervorragende Gelehrte. Beamte rc. au« den sogenannten niederen Ständen hervorgegangen sind. Der Redner bestritt de-halb aus da« Ent schiedenste, daß die gute Schulb'lsung ein Mono pol der besitzenden Elasten sei. Indem da- Gothaer Programm der Socialisten den Satz ausgenommen: „Alle socialen und politischen Unterschiede in der menschlichen Gesellschaft sind zu beseitigen", hat e» zugleich den Beweis dafür erbracht, daß e« den rein communistlschcn Staat herbeiführen will. Die Frage: „Wie haben wir un« den Socialen gegenüber z« verhalten?" beantwortete der Red ner mit folgenden Sätz7n: Dem HypcridcaliSmuS gegenüber empfiehlt sich die größte Nüchternheit, den ehrgeizigen Agitatoren gegenüber die ruhige Kritik, der Comuiune gegenüber allseitig« Kampf bereitschaft, während wir die spitzfindigen Dar- legnngen mit rnhlger, leidenschaftsloser Secirung der Gedanken und die Verdrehung der Köpfe mit gründlicher Unterweisung, namentlich der Jugend, und mit Reformen im Lehrling«wesen zu beant worten haben. ES gelte, zunächst die möglichste Beseitigung etwa bestehender allzu schroffer gesell schaftlicher Unterschiede, gleiche Vertheitung der ÄtuutSlasten, gute Schulen und eine normale WirthschaftSpolltik anzubahnen. Da« seien die Waffen, mit denen den sociatistlschen Bcstrebungen entgegen getreten werden müßte. Der Redner schloß seinen m»t lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag, indem er darauf hin- wie«, daß auf solcher Bast« sich recht gut alle Parteien zur Bekämpfung de« SocialiSmu« ver einigen könnten, daß aber, wie nun einmal die Verhältnisse lägen, in der nächsten Zeit schwerlich schon eine bessere Verständigung der Parteien in dieser Hinsicht eintreten werde. Ein« möchten die Leiter de« Staat« »nter allen Umständen be- herzigen, — daß sie sich bei Erlaß von Gesetzen nicht von der augenblicklichen Lage beeinflußen lasten möchten. E,n vnspiel genüge, darzuthun, wie nöthia Das sei. Vor einigen Iahrrn trat auf dem Lande großer Mangel an Arbeitern ein und die Grundbesitzer verlangten de-halb schleunige Abändernng der bestehenden FreizÜgigkeit-gesetze Hente schon sei dieser Mangel in da« Gegentheil »mgeschlagen und wenn damal« dem Ruse nach TesetzeSändernng Genüge geschehen wäre, so müßte hente da« Gesetz abermal« abgeändert werden. Ne»es Theater. Leipzig, 18. Oktober. Nicolai'« beliebte Oper „Die lustigen Weiber von Windsor' er schien hente von Nenem in trefflicher AnSsührnng. Hentzutage erscheint e« kaum glanblich, daß ei> e Oper von so höchst glücklichem Stoffe und so ansprechender Musik nach ihrem ersten Anstanchen in Berlin (rnmal unter Leitung de« dort al« Hofcapellmeister fungirenden Comp.) dnrch geg nerischen Einfluß wohl 16 Jahre lang beseitigt werden konnte. Die heutige Besetzung war fast durchgängig dieselbe dnrch die Damen Pesch ka und Löwy (in der äußeren Erscheinung nur al« sehr jugendliche Stiefmutter denkbar), sowie durch die HH. Reß, Lißmann. Pielke, Ehrke, Rebling und Ulbrich. Dieselben wetteiferten, sei e« dnrch glänzende Virtuosität oder dnrch Schalkhaftigkeit und Ginnigkrit, sei e« dnrch er götzlichen H*n>or »nd Herbeiführung orastiscber Situationen ihren Ausgaben nach besten Kräften n entsprechen, in der Trinkscene ein paar hin- ällige Bogenschützen sogar mit z» hervorstechendem Eifer. Mehreren Solisten begegneten wir übrigen« nach ziemlich langer Panse. Ebenso schädlich aber, wie Ueberbürdnng, ist Mangel an Beschäf tigung, weil nur stetigere Uebung im Auftreten die nöthige muthvolle Sicherheit und Zuversicht
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