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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187510226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18751022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18751022
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-10
- Tag1875-10-22
- Monat1875-10
- Jahr1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1875
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Elfte Leilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeigen M 285 Freitag den 22. October. 1875. Tagesgeschichtliche Ueberlicht. Die ministerielle Berliner „Prvinzial-Lorre- spondcnz" schreibt: ,,Der Deutsche Kaiser in Mailand — ist in diesen Tagen der Mittel punkt aller pslitischen Gedanken und Erörterungen, nicht bloS in Italien und Deutschland, sondern überall, wo da- politische Leben der Gegenwart eine Stätte hat Au» allen Betrachtungen klingt, ob willig oder widerwillig, da» Anerkenntniß der großen Bedeutung dieser Kaiserreise hervor. At em „weltgeschichtliches'' Ereigniß wird die Er scheinung de» Deutschen Kaiser» in Mailand alS Freund de» König» von Italien und al» Genosse einer ernsten Friedenspolitik bezeichnet — und weltgeschichtlich ist die Thalsache in Wahrheit, nicht zwar um neuer politischer Entscheidungen willen, welche dort getroffen oder vorbereitet «erden sollen, wohl aber al» der feierliche Au», druck und die Besiegelung der großen weltgeschicht« lichen Lhatsachen, die sich im letzten Jahrzehnt für ganz Europa »nd vornehmlich für Deutschland und Italien vollzogen haben und auf welchen eine neue Gestaltung der gesummten europäischen Verhält nisse beruht. Der bewußte Anschluß an diese neue Ordnung der Dinge und der entschiedene Wille, für die Erhaltung derselben mit einz» siehen, war es, wa» den König Victor Emanuel vor zwei Jahren nach Berlin führte — und der Wunsch de- Deutschen Kaiser-, dem König von Italien und dem italienischen Volke die Genug thuung Deutschland- Uber diese Gemeinschaft de» politischen Streben» unmittelbar zu bekunden, war e-, wa» unfern Monarchen alle Bedenken und Schwierigkeiten überwinden ließ, um den Be such de- König- Victor Emanuel persönlich zu erwidern und da» Freundschast-band mit Italien- Fürst «nd Volk noch fester zu knüpfen. Wenn ve- Kaisers Absicht, die hohe Bedeutung seine- Besuch» auch durch die Theilnahme de- Fürsten Vi-marck zu bezeichnen, schließlich mit Rücksicht aus da- Befinden de- Kanrler- nicht zur AuS sührung gelangen konnte, so ist gewiß da» all- seitige Bedauern gerechtfertigt, daß bei der Be gegnug in Mailand neben dem Kaiser der be deutendste Träger jener großen weltgeschichtlichen Wendung nicht anwesend ist, doch wird dadurch die Bedeutung der fürstlichen Zusammenkunft an und für sich, welche eben den bereit» geschaffenen Md in Kraft stehenden politischen Beziehungen der beiden Länder gilt, nicht beeinträchtigt. Nie «and wird mehr al» der Kaiser beklagen, daß Kürst BiSmarck nicht Zeuge der begeisterten Kundgebungen sein kann, mit welchen da- italienische Volk da» neugeschlossene Freund schast-bündniß feiert, aber der Widerhall der großartigen Huldigungen für unfern Kaiser darf dem Reichskanzler und un» Allen eine erfreuliche Bestätigung dafür sein, daß der Sinn und die Bedeutung, welche der kaiser lichen Reise von vornherein beiwohnen sollten, in vollem Maße zur Geltung gelangen". — An einer anderen Stelle sagt die „Provinzial Corre- spondenz": „Unser Kaiser, über besten Befinden die erfreulichsten Nachrichten au» Italien einaehen, wird voraussichtlich am 25. d. M. wieder in Berlin eintreffen, am 26. der Feier der Enthüllung de» Stein-Denkmal» beiwohnen und am 27. wo möglich die Eröffnung de» Reichstage» im Weißen Saale de- königlichen Schlöffe- allerhöcbstselbst vollziehen". Au» Mailand, 20. October, wird gemeldet: Der König Victor Emanuel hat sofort nach Ankunft Sr. Majestät de- Kaiser» Wilhelm ein Telegramm an Se. K K Hoheit den Kronprinzen de- deutschen Reich- gesandt, worin er seine Freude über die Begegnung mit dem Kaiser Wilhelm au«spricht. Ebenso haben alle Personen au- dem kaiserlichen Gefolge die Eindrücke, welche ste über den Empfang de- Kaiser- empfingen, rach Berlin telegraphisch berichtet, von allen Mitglie dern der kaiserl Familie wurden Sr. Maj. dem Kaiser Wilhelm telegraphische Glückwünsche gesandt. — Die Deputation der deutschen Eolonie, welch« Sr. Majestät ihr Geschenk, bestehend in einem schweren silbernen Schilde, überreichte, hatte sich der herzlichsten Aufnahme zu erfreuen. König Victor Emanuel beschenkte den Kaiser Wilhelm mit einem nach altem Stil in Mosaik gearbei teteu Kunstwerk. Graf Moltke erhielt als Ge schenk die Büste de» König«, der Generaladjutant Graf v. d. Goltz eine mit Brillanten besetzte Tabatiöre, Oberdosi und HauSmarscball Gras PUckler da» Bildniß de» König-, ebenso der Klügeladjutant Gras Lehndorff Der Geheime Staat-secretair v. Bülow, der Gesandte v. Keu bell, die Ehef» de- Militair- und Civilcabi net- v Albedhll und von MilmowSky em pfingen da» Großkreuz zum St. Mauritius- «nd LazaruSorden, der kaiserliche Leibarzt vr. v. Lauer den Orden der italienischen Krone. Der Bürger meister von Mailand ist in den Grafenstand er hoben. An die Armen ließ der König 30,080 Frc». vertheilen. Der Erzbischof von Mailand hat die an ihn vom König erfolgte Einladung zum Diner ,.au» Gesundheitsrücksichten" nicht angenommen. Der Kaiser »nd der König sind mit ihrem Gefolge heute früh nach Monza zur Jagd gereist. Uebcr die Reise de- Kaiser- kommen noch nachträglich Meldungen: In Trient war am t7. Morgen» ein kaiserlicher Hosmarschall ringe troffen, um die Vorbereitungen für da- Nackt quartier zu treffen. Se. Majestät wohnte im Hotel de l'Europe, da» Gefolge von 57 Personen im Hotel de Bille Beim Eintreffen wurde der Kaiser von einer enormen Menschenmenge aus dem Bahnhose empfangen, die sich in lauten und stürmischen Evvioa» erschöpfte. Der Kaiser er schien zu wiederholten Malen aus dem Balcon de» Hotels. Die Demonstration der Bevölkerung war wahrhaft imposant. Eine musikalische Ova tion, welche die Trientiner ursprünglich beabsich tigten, hatte der österreichische Minister de» Innern untersagt. An den Straßenecken der Stadt war folgende» Placat angeschlagen: „Wilhelm und Victor Emanuel repräsentier» Beide die Einheit de» Vaterlande- und dir Freiheit de- Gedanken». Der Eine bekämpft die klerikalen Ideen mit Math und Entschlossenheit, der Andere da» letzte Ziel der Theokratie: die weltliche Herrschaft. Trient ist die erste italienische Stadt, die der Monarch Deutschlands auf seiner Reise berührt, der er die Ehre de» ersten Aufenthalt» erweist, Trient, Verona und Bergamo bilden die drei Triumphbogen auf der Fesiftraße nach MaUand. Mitbürger! Eilet in Masse herbei, den Kaiser zu ehren, gebt Euren Beifall dem hohen Gaste kund und zeigt durch Eure Hochrufe, daß auf »nserm italienischen Boden die Blüthe de» wahren Patriotismus und der Freiheit gedeiht." Mehr als hundert Karten hervorragender Persönlichkeiten in Trient wurden im Hotel de» Kaiser» abgegeben, der am andern Tage Morgen- S Uhr die Stadt wieder verließ. In Verona sollte die erste Begrüßung de» Kaiser- durch Angehörige der eigenen Na tion erfolgen Huldvollst hatte der Monarch seine Zustimmung dazu ertheilt, daß die Vertreter der deutschen Gemeinde in Venedig ihm hier eine Adresse überreichen sollten, und er war sichtlich erfreut, al- die Deputation derselben vor ihm erschien. Pfarrer Theodor Elze, der seit Jahren an der Spitze dieser Gemeinde steht, trat neben einem andern Herrn al- Sprecher vor, um den Kaiser zu begrüßen, und überreichte die Adresse, deren Wortlaut folgender ist: Großmüchtigfier Kaiser! SllrrgvLdigftcr König und Herr! Seit laagcn Zeiten zum ersten Mal wieder Peht riu deutscher Kaffer Uder die Alpen herab in Italiens Frucht gefilde Aber nicht, wie ehrdkM von den Hohenstaufen geschol', nicht zur Eroberung kommt der Hohenzollern- Kaiser nach Süden, sondern zu freundschaftlichem Be such- bei dem ersten König de» neuen italienischen Reiche» — der E Niger Deutschlands zu dem Einiger Italiens. Freudig jauchzen die Völker beider Länder Eurer Kafferlichen Majestät aus diesem Frieden»zugr zu, und in den allgemeinen Jubel mffchm huldigend den ihren auch Euer Kaiserlichen Majestät alleruntertbänigst und gehorsamst die in Vmedig lebenden Deutschen. So ist denn der alten deutschen Colonie in Venedig da- Glück zu Theil geworden, zuerst dem Deutschen Kaiser die Gefühle aussprechen zu können, welche die Angehörigen unserer Nation im ganzen Lande beseelen. Wenn irgendwo, so ist e» in Italien, daß der Deutsche sein Herz höher schlagen fühlt, wenn er der großen Ereig nisse der verflossenen Jahre gedenkt. Wie war der Name de» „TedeSco", so lange sich mit ihm nur der Begriff von Fremdherrschaft und Ge waltthätigkeit verband, in Italien gehaßt — und wie hat er jetzt begonnen, ganz ander» in den Ohren der mit durch unsere eigenen Erfolge ihrer nationalen Selbstständigkeit und Einheit zuge führten Italiener zu klingen! Wahrlich, man braucht sich nicht erst in fremde Welttheile zu verfleigen, um schlagende Beispiele von dem großen Umschwung der öffentlichen Meinung zu Gu, der deutschen Nation zu finden. Eine Adresse, welche die Waldenser dem Kaiser überreicht haben, dankt für die Theilnahme und Unterstützung, welche die Hohenzollern seit dem Großen Kurfürsten ihnen stet» gewährt, und zwar besonder» der Vater de» Kaiser-. Ihn selbst begrüßen sie al- den Hort dr» christlich-protestan tischen Princip». Der Kaiser nahm die Depu tation besonder- huldvoll aus. Er habe stet» die Standhaftigkeit der Waldenser iu den mannich fachen Verfolgungen bewundert und sei hoch er freut, daß auch m Italien jetzt da- Princip der Gewissensfreiheit Wurzel geschlagen habe Schon zur Zeit de- Besuch- de- König» Victor Emanuel in Berlin wurde von den beiderseitigen Regierungen die Frage besprochen, die Gesandt sckaften in Rom und Berlin zum Range von Botschaften zu erheben. Die Ausführung diese- Gedanken- unterblieb indeß mit Rücksicht auf die finanziellen Mehrkosten, welche der dama ligen Lage der italienischen Finanzen nicht ent sprach. Durch der, Besuch de» deutschen Kaiser in Mailand ist die Sache nun abermals zur Er örterung gelangt »nd zwar die-mal, wie man hört, mit mehr Au-sicht auf Erfolg. In beiden Staaten würde indeß zunächst die verfassung- mäßige Bewilligung de- Mehraufwandes durch die Volksvertretung erfolgen müssen, ehe den Herren von Keudell »nd Trafen de Launay der Votschafterravß verliehen werden könnte. Der letztere begründet bekanntlich den Anspruch auf persönliche» Verkehr mit dem Monarchen, für dessen Hof die Beglaubigung erfolgt ist, wäh rend die Gesandten in allen dienstlichen Ange legevheiten nur mit dem Auswärtigen Ministerium zu unterhandeln haben. E« hat sich nicht bestätigt, daß die Prin zessin Friedrich Karl zur Theilnahme an den Festlichkeiten zu Ehren de» Kaiser» nach Mailand zurückkehren wollte. Die Prinzessin weilt, wie man hört, gegenwärtig mit ihren beiden Töchtern in Rom. E» liegt in der Absicht der Milttairverwaltung, mit dem neuen Mauser ge wehr nicht nur die active deutsche Armee in voller Kriegsstärke mit ihren Ersatztruppen, sondern auch die gesammte Landwehr-Infanterie auSzurüsten. ES ist Sorge getragen, daß die Zahl der fertig gestellten Gewehre dieser Äbsiht entspricht, ihre Gesammt- summe soll sich aus über t'/» Millionen belaufen. Von diesem Bestaube würbe bei eintretenbem Kriegsfall sogar noch ein ansehnlicher Theil in den Depot- zur Reserve zurückbehalten werden können Der Preis der Mauserzewehre hat sich pro Stück aus 6l und in den Pcivatfabrik.-n aus 6t .-k 40 gestellt. Auch der Landsturm würde eintretenven Fall» nur mit Hinterladern ausgerüstet werden können, denn in den Waffen depot- befinden sich außerdem noch 640,000 aplirte Zündnadcl-, 300,000 Werder- und 81,000 um- geänderte Chassepotgewehrc. Der Reichskanzler beantragt einen Gesetzent wurf. demzufolge auch inländische und aus ländische Schatzanweisungen zur dauern den Anlegung de- Invalidenfond- dienen sollen und die Frist zum Verkauf der vor 1875 an- gtkausten deutschen Eisenbabnprioritäten bi» zum 1. Juli 1880 verläugert wird. Der Bunde-rath hat sich noch vor dem Beginn der ReichttagSsession über drei Beschlüsse de» Reichstage» au- der vorigen Session schlüssig zu machen. E» handelt sich um den Gesetz entwurf, betreffend die Volksvertretung in den Bundesstaaten (mecklenburgische Verfassung» anzelegenhcit), den Gesetzentwurf wegen der Diäten und den vom Reichstage beschlossenen Antrag Hoverbeck, welcher die Verhaftung eine» durch rechtskräftigen Richterspruch verur- theiltcn Abgeordneten bchuf» Verbüßung der Strafe während der Session ausschließen soll. Die in Rede stehenden Beschlüsse sind dem Bunde- rath-au-schuß für die Verfassung zur Vor berathung überwiesen und derselbe hat heute die bezüglichen Verathungen begonnen. Daß der Ausschuß dem Bunde-rath die Ablehnung de» Gesetzentwürfe- wegen der Diäten auch diese» Mal verspricht, bedarf kaum der Erwähnung. Nicht weniger zweifellos ist e». daß die in dem Anträge Hoverbeck liegende Forderung, da» Mandat zum Reichstage solle während der Dauer der Session die Vollstreckung einer rechtskräftig er wirkten Strafe verhindern, seiten» de» Bunde» rath» abgelehnt wird. Wa« den Gesetzentwurf wegen der Volksvertretung in den Bundesstaate« betrifft, den der Reichstag auf Grund der die mecklenburgische VerfassungSangelegenheit bet ressen den Petitionen beschlcsim hat, so erscheint eS nach den Voraussetzungen, von denen der BundeSrath bei der letzten Ablehnung d:S Gesetzentwurfs auS gegangen ist, zum mindesten zweifelhaft, ob der Ausschuß aus den Bericht deS badischen bevoll mächtigten Minister» v. Frcydorf auch diese» Mal den Beschluß deS Reichstages bei Seite legen wird. Zur Zeit sind die Berathungcn deS Aus schusses über diese Angelegenheit noch nicht ab geschlossen Der Verhandlung de» Processr» Arnim ,n dritter Instanz wohnte ein nur sehr spärliche» Auditorium bei. Außer einer Anzahl Bericht erstatter waren nur der Sohn deS Anaeklagten und sein General-Bevollmächtigter im Zuhörer raum anwesend. Die Anklage vertrat General- StaatSanwalt Wever, die vertheidigung führte Iustizrath Dorn. Die Verhandlung begann mit dem Vortrage deS Referenten. Da» Referat wiederholte da» Urtheil der Vorinstanzen «nd be leuchtete die dagegen eingelegte NichtigkeitSbe schwerde, welche die Verletzung wesentlicher Grundsätze behauptet. Im Besonderen richtet sich die Nichtigkeitsbeschwerde gegen die behauptete Competenz de» Stadtgericht» Die General staatSanwaltschast behauptete dagegen, daß die tatsächliche Feststellung de» zweiten Richter» be treff» der Eompetenzsrage der von der Ber theidigung beantragten Vervollständigung der Beweisaufnahme entgegcnstehe. — Der zweite Angriff der Nichtigkeitsbeschwerde wendet sich gegen die Anwendung de» Begriff» von Ur kunden auf die 13 vom Angeklagten au» Pari» und bi» nach Karlsbad mitgenommenen kirchenpolttischen ActenstUcke, wegen welcher allem da» Kammergericht die Verurtheilung ausgesprochen hat. Auch diese Ausführungen bezeichnet die Generalstaatsanwaltschaft al» un begründet. Geh. Iustizrath Dorn führte au», daß jeder Angeklagte ein große« Interesse daran hat, vor seinen ordentlichen Richter gestellt werden, weil eben die Auffassungen der Richter wesentlich verschiedene sind. Der Angeklagte habe gleich bei seiner ersten Vernehmung zu Nassen Heide am 4. October den Inkompetenz-Einwand erhoben, und wenn er nicht auf ein« diesbezügliche Bemerkung im Protokoll gedrungen, so erkläre sich Die« daraus, daß ihm der Untersuchungs richter PeScatore antwortete, die Sacke ,ei be reit» reiflich erwogen. Darau» durste der An geklagte schließen, daß die Bemerkung im Proto koll von keiner Bedeutung sei. Wäre aber wirk lich das Berliner Stadtgericht da» konnn äolicti commissi, wie der zweite Richter annahm, so sei die ganze Eompetenzsrage überflüssig ge wesen; schon durch die bloße Erwägung der selben werde dargethan, daß daS Berliner Stadtgericht, welcke» ohne rechtliche Besugniß die Verhaftung vornahm, nur dadurch competent wurde, daß der Angeklagte angeblich die Einrede unterließ. Bezüglich der Urkunden qualität der in Rede stehenden Schriftstücke komme nur 8 348 de» Strafgesetzbuchs in Betracht. DaS Delict de» tz 344 könne nur van einem activen Beamten begangen werden. Nich den Au»- fiihrungen de» zweiten R chterS mußte jede» Schriftstück eine Urkunde sein, daS möglicherweise einmal für Rechtsverhältnisse beweiskräftig werden könnte. Der Gesetzgeber habe aber nur solche Schriftstücke al» Urkunden angesehen, welche zur Zeit der Bnseiteschaffang al» Beweisstücke anzu sehen sind GeneralstaatSanwalt Wever erör terte in seinem Vortrage die Frage ob da» Berliner Stadtgericht überhaupt zur Einleitung de- Verfahren! competent war, und bejahte die selbe Ja der Zuschrift de» Auswärtigen Amt» an die StaatSanwaltschast werde ausdrücklich ge sagt, derTraf habe noch keinen bestimmten Wohnsitz im Inlande genommen, ja e» stehe sogar zu erwarten, daß er gänzlich nach Pari» übersiedcln werde, »nd daraus beschloß da» Berliner Stadt gericht die Einleitung der Untersuchung, obwohl e» für die Eompetenzsrage vielleicht besser gewesen wäre, vorher festzustelle«, daß der Graf, bevor er die diplomatische Carriöce im AuSlande an trat, in Berlin, Leipziger Straße 117, seinen letzten Wohnsitz hatte. Diesen Wohnsitz behielt er al» Gesandter im Auslande, da» Stadtgericht war mithin competent, und zwar nicht nur al» korvm äomieilii, sondern auch al» koram äolicti commissi, weil die Beiseiteschaffung der Acten- stücke erst in Berlin ' erscct wurde. Auch über die Urkundcnfrage ver reitete sich der General staatSanwalt in sehr eins, heuder technisch -juristischer Ausführung. Nach lä gerer Berathung verkün- dete der Gerichtshof um 4'/» Uhr da« Erkenntniß. demzufolge die Nichtigkeitsbeschwerde de» Angeklagten zurückzewiesen wird. Damit hat da» Urtheil deS Kammergerichts Rechtskraft erlangt. Der König von Bayern hat gehandelt, wie man von ihm erwarten konnte: er hat da» Ent lassung».Gesuch seiner Minister nicht angenom- mkn, sondern denselben seine Zufriedenheit über ihre Geschäftsführung auSgesprochcn Die von der Mehrheit der Zweiten Kammer beschlossene Adresse wird der König nicht annehmen, eine Deputation, welche dieselbe überreichen soll, nicht empfangen. Nachrichten au» Antwerpen zufolge ist der dänische Dampfer „Phönix", welcher mit Stückgütern von Antwerpen nach Kopenhagen und Königsberg unterweg- war, auf der Schelde von einem holländischen Kanonenboote angehalten und nach Vliessingen gebracht worden Die Maß regel gründet sich daraus, daß der „Phönix" den holländischen Leichter „Die drei Gebrüder" in den Grund gebohrt habe. Bei der Festnahme soll eS zwischen dem „Phönix" und dem Vliessinger Kanonenboot ,z< Thätlicb'eiten gekommen sein. In Spanien bildet der Wiederbeginn ue» parlamentarischen Leben» den Gegenstand, aus welchen sich da» öffentliche Interesse concentrirt. DaS Ministerium beabsichtigt, die Wahlen für dieEorte»ausden20. D'cemberd. I. anzuberaumen. Wir haben bereit» aut di' jüngste carlistische Er dichtung aufmerksam gemacht, darauf hmaul- läust, die Königin Isadella habe, bestimmt durch die Führer der Moderadopartei, dem Prätendenten Anerbietungen machen lassen, nachwelchen sie ihre» Sohne» Thron in Madrid besteigen und Don Carlo» die Herrschaft über ein auS den vier Nordprovinzen zu bildendes Königreich übernehme« solle. An diese Geschickte schließt sich jetzt noch eine andere von gleicher Glaubwürdigkeit: Au» Tolosa wird nämlich gemeldet, Don Carlo» habe diese Anerbietungen mit Entrüstung von sich ge wiesen; denn er, al» König aller Spanier, könne keinem Vorschläge Gehör schenken, der ihn von dem Psade der Pflicht und Ehre zu locken suche. Ganz wie in der alten Fabel: Die Trauben sind zu sauer für die Prätendenten. Die Spannung zwischen Serbien und der Türkei und da« gegenseitige Mißtrauen der Schutzmacht und de» Vasallenstaates sind noch keineswegs gewichen. ES liegt nun ein neuer Beleg hierfür vor. Nach einer Konstantiuopler Depesche Hai der diplomatische Agent Serbien» bei der Pforte dieser neuerding» Vorstellungen gemacht gegen die fortgesetzte Sendung von Truppen an die Grenze und gegen die militairische Occu- pation der Drinainsel. — Nach den jüngsten Nach richten au» der Herzegowina leiten verschiedene Jnsurgentenführer, um die abnehmende Spann kraft ihrer Mitkämpfer zu stählen, ein förmliche» SchreckknSregiment ein. Diese Meldungen, im Zusammenhang mit den Mitlheilungen Über die neuesten Gräuelthaten der türkischen Truppen, führen «n» zu dem traurigen Schluß, daß in diesem InsurrcctionSkciege die Verwilderung aus beiden Seiten immer mehr zunimmt Man be sinnt sich erst nach einiger Anstrengung daraus, daß der Schauplatz dieser Tbaten in Europa, dem „Cultur-Contia:ente" liegt. ki»ck isIexrLpMiek«» 1)»s,vnoiiei »v» SerU» »uä »oä«» Kzekrickien äi« um Ü vttr Hör,»»» .... 11>m»is.... . . . Kieler Leke» Sieiiü» . . . . RerU, . . . . r—a . . . . vreel»». . . . »m 14. Oei. v. ln 0.0 Vreeciev . . . - 0.2 venieeo . . . i- 1.5 l,eip^L. . . . - z.u Liiiueier . . . - s.o - - 3.0 wteedeLe» . - 20 Trier - - s.s Kerier,»» . . I - - «0 »» 18 Oei. o. OL v r 06 1.7 3.7 4.2 4.S L »
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