Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187511226
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18751122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18751122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-11
- Tag1875-11-22
- Monat1875-11
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1875
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Inserate find stct« a» b -r-etllii»> t» senden — Rabatt wird nicht gegeben, 'fabluna pr»«»uwer»n >o »der »unk, Pvstvorschufi. W 328. Montag den 22. November. MS. Deutscher Deichet«-. 12 Sitzung am 28. November. Fortsetzung der GeneraldiScusfion de» Reich», hvn-hatt »etat». Der erste Abg. ». Min. Nigers»« hält die Lage für eine sehr schlimme »nd steht »a» Reich schon vor einem thellwels» Bankerotte stehen Hinsichtlich de» Armee- »nd Mariaeetat» wünscht er eine Reduction, die Brau- »vd Börsensteuer aber hält er für uothwenbig. Der Abg. Rechter tritt der Behauptung, »aß die Finanzlage de» Lande» nothwendig neue Ste»ern erfordere, »it Entschiedenheit entgegen Da» Land fei keine-wrg» ärmer oder weniger leistungs fähig geworden Die Calamität nnserc» gr- fcdästlichev Verkehr» fei eine natürliche Rach- Wirkung de» letzten großen Kriege». der alle konfumtion». und ProductionSverhältniffe der- schoben habe. Ebenso gut wie unsere wirth- fchaftliche Gesetzgebung könne man de»halb unsere vuSwärtige Politik für die Geschäft» stocknng ver« antwortlich machen. Heber den Vorwurf, daß die Finanzleitung de» Reiche» ihre großen Auf- gaben nicht verstanden habe, wenn sie schon jetzt zu neuen Steuern greisen müsse, schließt er mit der Bitte, die neuen Steuerprojecte ab- zulehueu. Fmanzminister Camphausen tritt den Aeuße- rungen de» Borredner» entgegen, ohne sich auf Einzelheiten einzulasien. Er weist nach, daß der Reichsetat ganz nach der Regel entworfen sei. E» handele sich nicht allein darum, ein Gleich gewicht festzustellen, sondern man müsse auch die nächsten Jahre berücksichtigen; wolle man jetzt die Urberschüffe.au» früheren Jahren aufbrauchen, so wüiden für 1877 46 Millionen zu beschaffen sein. Befürchtungen wegen Beschränkung de» BadgetbewilliguugSrecht» de» Reichstage» wären völlig unbegründet. Sollte ein Zwiespalt zwischen den Reichsvertretern und der Regierung entstehen, so gebe e» nur ein Mittel, demselben ein Ende zu machen, — dann müßten eben die Leiter der Regierung bei Seite treten. Er selbst halte da» Buvgetrecht de» Re ch»tage» sehr hoch und werde kerne Beeinträchtigung desselben dulden. Hinsichtlich der wrrthschaftlichen Verhältnisse sei da» Publicum aus einem cbenso falschen Wege wie vor mehreren Jahren; wa» man früher zu vertrauensselig, sei man ptzt zu mißtrauisch Tie Verhältnisse müßten sich bessern und zwar in kurzer Frist. Nachdem der Abg. v. Kardorfs sich noch ae. gen die neuen Steuergesetze erklärt, erhebt sich der Abg. La-ker «nd bemerkt unter dem Bei fall de» Hause», daß die Auslassungen de» Fi» nanzmlnister« vsn ihm 'und seiner Partei mit größter Befriedigung ausgenommen worden seien. Dadurch sei festaestellt, daß zwischen den Regie rungen »nd der Mehrheit de» Hause- keine grund satzlrche Meinungsverschiedenheit bestehe. Auch bade der Minister die politische Frage von der finanjicllen so durchsichtig getrennt, daß jetzt ein tiefgehender Streit nicht mehr entstehen könne. Die finanziellen Leiter de» Reich» würden die Unterstützung der Liberalen um so sicherer finden, al» sie gegen eine sich überstürzende Agitation auzukäwpsen hätten. In Bezug auf die Steuer» projecte könne er Bedenken nicht unterdrücken, da dieselben keine großen Steuerreformen anbahnen, sondern nur einem augenblicklichen Bedürfnisse genügen sollen. Da» Hau» beschließt sodann Schluß der Verhandlungen, Berathung einzelner Lheile de» Budget» i« Plenum, überweist andere der V»dgetcommisfion »nd vertagt sich bi» Montag. UO-es-eschichtliche Deberlicht. Die Frage, ob Fürst BiSmarck rechtzeitig nach Berlin kommen werde, um au dm bevor» stehende» wichtigen Reichstag-Verhandlungen theil -»nehmen, ist durch die ,«erwartete Ankunft de» Reichskanzler» — »elche a« Sonnabend Abend »n « Uhr erfolgte — nnuwehr erledigt — Zn» Präsidenten de» ne» z, errichtenden Reich», aesnndheitsamte» soll der Leibarzt de» Fürstm Bi»«arck Vr. Gtrnck a »-ersehe» sein. Die Ultramoutaneu scheinen ganz bestimmt z» erwarten, ja z, hoffen, daß die national« liberale Majorität de» Reichstage» anch die non ihr bekämpften Bestimmungen der Straf» gesetzt»ovelle schließlich doch aunehmm werde. Ein Münchener Blatt bemerkt: „Die Strafge. s,tz»ov«lle ist die letzte Arbeit für die National» liberalen Znm moralischen Tode vernrtheilt, sind sie an den Amboß hingestellt, um selbst die Werkzenge zu schmieden, «it denen sie hingerichtet werden. Mit der Strafgesetzmovelle wird wohl da» letzte Werkzenaz» diesem Behuf fertig werden " ES giebt ein Spriichwort. ein triviale» zwar, — aber der ReichStagSabgeorduete Baron v Minnigerode hat e» al» da» Schlagwort der Natioualllberalen bezeichnet »nd deshalb mag e» hier am Platze sein; e» heißt: Nb»arten! Wie die „Wiener Wbendpost" meldet, ist in dem Befinden de» schon seil längerer Zeit au den Folgen einer thellweij» Gehirnentzündung erkrankten Erzherzog» Franz, Herzog» von Moden«, in der letzten Nacht eine lebenSge» Lhrliche Verschlimmerung «inaetretm. — Die käste de» erkrankten Cardinal Rauscher sind n steter Abnahme begriffen. Au» Rom kommt die Mittheiluug, daß Oester- reicd »nd England dem italienischen Eabiuet den Wunsch anSgedrückt haben, daß ihr« bezüg- lichcn Gesandtschaften zum Range von Bot» scd asten erhoben werden Frankreich soll Bor- behalte machen, Rußland und die Türkei haben sich über diese Angelegenheit noch nicht geäußert. Die „klnita catolica" veröffentlicht ein päpst liche» Breve an die Vorstände de» italienischen Katholikenverein«, welche» besten soeben er- schienene» Programm feierlich billigt Diese» Programm schreibt dem Verein vor, eisrigst an den administrativen Wahlen Thril zu nehmen und vermittelst Petitionen an da» Parlament dahin zu wirken, daß der Unterricht und die Jugend« erziehung dem Regierung-Monopol entzogen und duß dem Fluchen (ei! ei!), der Gottlosigkeit uno den Sacrllegien gesteuert werde. Die früher auSgegebene päpstlich« Parole: weder Wähler noch Gewählte! scheint damit endgültig durchbrochen u sein. Der »nfehlbarc Papst erkennt da» Par ament de» Königreich» «nv folglich anch diese» selbst an. vielleicht soll dieser Schritt dem Va tikan die Annahme der ihm im Garantiegesetz zugebilligten jährlichen Rente erleichtern, welche nach je fünf Jahren verfällt — «nd im Jahre 1876 ist der erste Bersallterrmn. Der Pariser „Figaro" bringt eine interessante Studie Uber den yürst Bl-marck, ver wir folgende Stellen entnehmen: „Nachdem er (BiSmarck) b'i dem Kampfe in den Elbherzog» thümern einen Vergleich zwischen dem preußischen und dem österreichischen Soldaten angestellt hatte, begriff er, daß ver lctzlere zurücksiehe. Er brauchte soöann vier (?) Jahre, um Oesterreich zu isoliren und niederzuwerfen. Nach der Schlacht von Sadowa war e» ihm klar, daß Frankreich» Neu tralität nur eine Verhüllung seiner Schwäche war, er begann e» zu isoliren, und ebenfalls nach vier Jahren dcsiegte er e». Da» ist soweit gut, aber heute soll er da» unterbrochene (?) Werk der deutschen Einheit mit einem de» Kriege» überdrüssigen Volke wieder ausnehmen. Auch giebt r» zwei Männer, welche der Fürst noch nicht bethören konnte, den Kaiser von Rußland uno den König von Italien. Frankreich ist bei dem Allen unvetheiligt, e» hat sein Mißgeschick mit Würde ertragen. Gött läßt aber die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Denn der Haifisch, der größte Räuber de» Ocean», nicht gezwungen wäre, sich beim Fraß auf den Rücken zu legen, so würde da» Meer entvölkert sein. Der Fürst ist, ehe er sich aus den Rest von Deutschland stürzt, gezwungen, sich erst in seinem eigenen Reiche umzusehen, wo er zahlreiche Feind« hat. Heute hat der Fürst in seiner Nähe einen Feind — da» ist da» deutsche Vaterland." — Wenn man e» nicht schwarz aus weiß sähe, so würde man e» kaum für möglich halten, daß sich ei» so weit verbreitete» Blatt zu solchem Unsinne aus zuschwiuaen vermag. E« läßt sich wohl nur eine Verwechselung anuehmen: „Figaro" wollte sagen: — da» Münchener „Vaterland." — Französische Blätter ftheil» ein Schreiben de» Don Carlo» au den König Also«» mit, i» welchem de« letzteren ein Waffenstillstand für den Fall eine» Kriege» mit Amerika augebat« wird. Nach Informationen an» Madrid scheint es keinem Zweisr l zn unterliegen, daß jene» Schreib» älteren Da» tum» »nd jedenfalls nicht daßjmige ist, welche» Don Earls» zuletzt an seine» Vetter hat ab« gehen lassen. — König Alsou» hat Befehl ge« sieben, Vorbereitungen z» seiner demnächstigeu Resr nach Navarra z, treffen. Mehrere» General» ist die Aufforderung -begangen. de» König zu begleit» und sich zede Minute bereit zn halt» Sichstschr G«»isi»e» d» Nrichiimd Drei Gtädte-Bilder da» Max Dittrich. NI GchlettOwtzt. E» war an einem der letzt» Tage de» Monat» September l»7t, al» ich Schlettstadt zum erst» Male sah. Der klirrende Train trug mich an der Stadt vorbei nach dem Manchester de» Elsaß, nach Mülhausen, wo ich längere Zeit al» deut scher Journalist Feldwacht beziehen und die deutsche Fahne Hochhallen sollte. Damal» prangte der Bahnhof von Echlettstadt im reichsten Flaggen, schmuck; Fahuea in den sächsischen »nd deutschen Farben flattert» im Winde, Guirlanden und Kränze kündet» an, daß Schlettstadt ein festlicher Tag bevorstaud Ich wußte, wem die Fahnen, die Blum« und Kränze galten, hatte uh doch beim AnSsteigeu au» dem Zuge aus dem Bahnhose in Etraßburg gesehen, wie der FestungSgouvcrnenr und eine Anzahl anderer hoher Osficiere jenen Mann empfingen, dem zn Ehren auch der Bahn- hos von Schlettstadt Frst^ewand angelegt hatte. Die Soldaten de» hier in Garnison liegenden 2. Bataillon» de» kgl. sächs. 6. Infanterie Regi ment» No. 105 hatten die Kränze und Guirlanden gewunden, die Fahnen beschafft und sich selbst in Parade-Uniform geworfen: ihr König. Johann von Sachsen, den sie seit dem am lü Juli 1870 erfolgten AuSmarsch au» der Heimalh nicht mehr gesehen batten, kam, sein draveö 105. Regiment, da» bei Sedan, al» e» vereint mit dem kzl. sächs. 1. Iägerbataillou No. 12 gegen Zuaven focht, 3 Mitrailleusen erbeutet hatte, zu besuchen »nd sür seinen Empfang allein waren die festlichen Arrangement» getroffen worden. Seit jenem Taze sind mehr al- 4 Jahre ver. stoffen, König Johann ist heimgegangeu und schläft schon beinahe 2 volle Jahre in der KönizSgruft der katholischen Hoskirche zu Dresden, König Albert bat den sächsischen Thron bestiegen und Viele» sich geändert in der Heimath und der Residenz- sadt an der Elke. Da» 2. Bataillon der l05r campirt aber noch immer m Schlettstadt. gerade wie ich selbst, der dereinst dem 7. Bataillon der rüheren königl. sächs. 2 Infanterie-Brigade (den Maxern), au» welcher da» jetzige 105. Regiment ,ebitdet worden ist, angehorte, auch noch in der remde weile Diese und allerlei andere Gedanken stiegen mir im Herzen ans. al» ich in siüher Morgenstunde den Zug in Schlettstadt verließ und durch den einen Octobernebel, au» dem nur wie ein Riese der gewaltige altersgraue Thurm des Münsters von Schlettstadt — ein Andenken an die Hohen- saufen, 1095 gegründet »nd zu Ende ve» 13 Jahr hundert» vollendet — in der Ferne hervvrragtc, der deutschen Reichsstadt zuschritt, deren Bewohner bei der französischen Annexion dereinst so treu Mm Reiche hielten, daß Ludwig XIV. ihre Ge richten gar nicht empfing und sie durch Schleifung ver Festungswerke, die später durch Banban neu erbaut wurden, bestrafte Der Bahnhof steht nämlich etwa 15 Minuten vor der am linken Ufer der III in einer Ebene gelegenen Stadt. Eine schöne Straße, welche eine im Geschmack der englischen Park» angelegte Promenade durchschneidet, führt vom Bahnhof nach dem Eolmarer Thor, durch welche» man in die Stadt gelangt. Dieselbe ist weniger schön, als vielmehr ehrwürdig und alterthümlich; der Thpu» der eng und unregelmäßig gebauten Stadt wird am Besten durch den Ausspruch Mephisto» iu Goethes Faust bezeichnet, welcher also lautet: . . . Krumme »äßchen, spitz« »irbrln vrfchrLoktrr Markt — Kohl, R!tl»«n, Zwirbeln Flrischbänke, wo dir Schmeißen haus«u . . Die Stadt hat bedeutende Industrie, namentlich Fabriken sür Kattun und Baumwollenzeug, Leinen »nd Melallga^, ebenso einen nicht unbeträchtlichen Handel mit Getreide, Wein, Früchten, Tabak und Holz. Zu französischer Zeit war Schlettstadt Festung dritten Range», die Bestimmung derselben bestand in Beherrschung der 400 Schritt westlich vorbei« führenden Eisenbahn von Straßburg nach Belsort, resp. nach Besan^on «nd nach Basel, der 300 Schritt westlich vorbeiführendea Ehanffee von Straßbnrg nach Eolmar, der AnSmündung de» bevölkert» und betriebsam» VogesengebirgSthal» St. Marie anx Mine», durch welche» die Eisen bahn, resp. die Ehanffee nach Luneville geht; der dortige vogcfenpaß hat den Vorzug, daß er dnrch Schneetreiben nie verweht wird. Jetzt ist di« Schleifung diese» Platze» durch Abbruch der Manern bereit» vollzog» »nd da» Gestein bei de« Ban der zwölf nen» Kort» bei Straßbnr verwendet Word». Die Fest»ng«werke, dnri welche 3 Thore führt», bestand« an» eine» ein- fach« regelmäßig» Vastiouärtraoe «it Radelt»» »nd stellenweise nassen Gräben. Schlettstadt war znr «erovingtschen Zeit könig liche Residenz, Kaiser Karl der Große feierte n»»o 77» Weihnacht» hier »nd seine Nachfolger schätzt» e» al» «vg»eh«e» >ns«nthalt»ort Kaiser Friedrich umgab die Stadt i« Jahre 121» mit Manern. Rndolf von Habsburg stellte Schlettstadt direct »nter da» Reich — bisher hatte der Platz der Botmäßigkeit der Nebte von St. Kidi» »nterstand» — »nd der Städtebnnd ersah die neue Reichsstadt znr Aufbewahrung der Archive au». Im 13. Jahrhundert ward »nSchlett stidt da» Glafir» von thöaern» Gefäß» er funden; i« 14. Jahrhundert fand» auch hier die grausamen verfolgnug» der ISraelitm statt dw z« Tansend» im Elsaß verbrannt wnrdcn Al» trene Kaiserstadt hielt sich Schlettstadt ancl wacker im 30 jährig» Kriege, »nßte aber 183! die Schweden m ihren Manern dulden, die »nter General Hvru »ach tapferer Vertheidiaung den sestüi Platz eingenommen hatten von den Schweb» kam die Stadt nach der Schlacht de Ndrdling» au Frankreich »nd 17»« gehört Schlettstadt zn den Bewunderern der französischer. stadt von den Bayern zum Theil verbrannt, aber nicht erobert, ebenso widerstand e» 1815 den Oesterreichcrn, durch die Nationalgarde geschickt und muthig vertheidigt. Im letzten veutfcb französischen Kriege diente Schlettstadt zahlreich» Franctirearband» znm Sammelort, weshalb die 4. preußische Reserve-Division unter dem Befehle de» General» von Schmeling d» Auftrag erhielt, den Platz zu nehmen In der Nacht vom 22. Oktober 1870 wurde die erste Parallele 500—700 Schritt vor den Wällen eröffnet Zwei Tage später sah man bereit» ans dem alten Mllnsterthnrme der Stadt die weiße Fahne ans« zieh» und am 25. Oktober hielt von Schmeling an der Spitze seiner Truppen und unter de« Geläute der Glocken sein» feierlich» Einzug in die dnrch da» Bombardement vielfach beschädigte Stadt. Schlettstadt besitzt außer einigen hübschen Häusern in der Kaiser und Kirchstcaßc aus dem 16. Jahr- bundeit mit plastisch dekorativem Schmuck und Inschriften von dem in Schlettstadt geborenen berühmten Gelehrten BeatuS Rhenanu», welcher die Anfänge der deutschen Geschichte ergründete. 2 höchst sehenSwcrthe Kirchen. Die Pfarrkirche St. FidiS von Friedrich von Hohenstaufen Ende deS N. Jahrhunderts erbaut, im romanischen Styl in Form eine» Kreuzes mit halbrunder Absis, hat 3 Tbürme, einen achteckigen mit Rund, »ogrn in 2 Etagen durchbrochenen über der krenzung — der Thurm endigt m eine eigenthüm» iche Pyramide von Stein, jedenfalls neueren Datums —: die beiden andern Thürme stehen an der Westfa^ade und sind von ungleicher Höhe Im Innern hat die Kirche 3 Schiffe, deren Ge wölbe auf romanischen Säulen mit cubische.i kapitälern ruhen. Chor und Kanzel sind mit Holzschnitzwerk auS dem l8. Jahrhundert geziert : auch befindet sich an der Nordseite eine hübsche romanische Pforte. Die St GcorgSkirche, ebenso wie die St. FidiSkirchc, in Granit und rothcm Sandstein gebaut, ist eine der schönsten im Elsaß. Sie steht am Straßburger Thor und ist von der Sl. FidiSkirchc nur durch eine Häuserreihe ge trennt, im gothischen Style deS 13. und 14. Iahr- »undcrtS gebaut und neuerdings von dem jetzigen Pfarrer sehr gut restaurirt und polvchromiri Der 59 Meter hohe Thurm ist in allen Etagen reich verziert und mit großen gothischen Fenstern durchbrochen. Der Haupteingang ist von Süden, mit Figuren umgeben und von einer kunstvollen Rose mit Glasmalereien Uber- ragt. DaS Chor, über einer Krypta gebaut, ist mit eich»» Chorstühl» geziert. Die Kirche >at 2 Emporbühnen und »m da» Kreuz- fchifs laufende Galerien. Die steinerne Kanzel, welche au» dem 16. Jahrhundert stammt, ist durch kleine Säulen in Felder getheilt und enthält in einer Nische eine Statue Auch da» außer den beiden schon genannt» iwch vorhandene Thor, da» Mittetthor — f»vk»e porto oder tonr il'twrlogv — ist sehcnSwerth E» rüyrt von den alt» Befestigungen her uno besteht an» einem breiten viereckigen Thurm «it hübscher Galerie »nd vier Ecklhürmch». Damit wär» die Sehenswürdigkeit» von Schlettstadt ausgezählt, denn die Merkwürdigkeit neuest» Datum», welche auf einem Berge iu der Nähe, wohin eine Unmasse von „Gläubig»" au- Stadt unv Gegend strömt», vor einige» Monat» eine Zeit lang z» schau» gewesen sein soll: die Mutter Maria, Hab» die bös» 105r verjagt, von denen eine Compagnie nach der Wnoderstätte commaudirt »nrde, w«l e» dort — wie man in Sachsen z» sagen pflegt nachgerade bnut Übereck Zigwg. Dieser Radoanenfeldzng war sür die Vachs» zwar keineswegs erlustigend, indeß doch eivmal eine Ab»ech<luag iu de« ewige« Einerlei de» langweilig» Gchlettstadter Garnisonleb»». L» ist nicht viel lo» in Schlettstadt. »nd wenn die schöne Umgegend nicht wäre, welche Gelegenheit zu einer Menge der lohnendst» An-flüge bietet — r. V. in» Weller, und Leberthal, ans die Schlösser Orlenbnrg und Nannstein — so wäre der Rnseuthalt in Schlettstadt schlechterdings znm au- der Haut fahr». Dazu kommt, daß die Sachs», wie alle deutsch» Soldat», bei den Elsässern keineswegs beliebt sind, wenn «au sie anch ein ganz klein Wenig lieber hat, wie d,e Badenser, wäche am allermeist» gehaßt und verabschent werden. Auch dieu» bei« sächsischen 105. Regiment sehr viele Elsässer al» einjährige und dreijährige Freiwillige, namentlich au» den protestantisch» Ortschaft» und Dörfern- im Allgemein» »der wär» die Schlettstädjer sicher
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