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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.11.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187511254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18751125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18751125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1875
- Monat1875-11
- Tag1875-11-25
- Monat1875-11
- Jahr1875
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.11.1875
- Autor
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Erscheint täglich früh 6',: Uhr. Lrdactlou «nt Lrpktiliro JvhanniSgaste 33. Berantwonlicker Redacteur Kr. Hüttner m Reudnitz. Sprechstunde d. Redaclicn Bvr«itl,g« ri > ll—12 Udr Nachmm^g« roa 4 —L Uhr. Annahme der für die nächst- folgende Nummer bestimmlen Inserate an Wochentagen vis 3 Uhr Nachmittags, an Sonn- unb Festtagen früh bis V,Ü Uhr. Za tcaFilialra für Zok. Zu nähme: Ltto Klemm. Uuiversitälsstr. 22, LouiS Lösche. Hainstr 2t. Part, aur »iS V»U Uhr. M 329. Donnerstag den 25». November. Anslage 13,62V. ^bonnemeotsprri« viertelst 4'/,Mk, incl. Bringerlohn 5 Mt!, durch die Post bezogen K Mt. Jede einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebiibren für Extrabeilage» ohne Pvstbefördcruug 36 Mt. mit Postbesörderung 4L Mt. Zustralr tqesp.BourgtviSz. 2nPf Größere ^chri'leu laut unserem Prcisverzeichniß — Tabellarischer Satz nach böberein Tarif, ileclameo unler Sem rlcraclioli»l!elch die Spaltzeile 40 Pf. Inserate sind stets an d. Srpcditiin zu senden. Rabatt wird nicht gegeben Zahlung l>e:>onum, rituüo oder durch Postvorschuß. 1875. Bekanntmachung. DaS 12. Stück de- diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes für da- Königreich Sachsen ist bei unS eingeqangen und wird^biS zu« LI. Deceinber d. I. aus dem RatbhauSsaale zur Einsicklnabme öffentlich auShängen. Dasselbe enthält: Nr. 92. Gesetz, einige Abänderungen de- Bürgerlichen Gesetzbuchs und damit in Znsam- mcuhang stehende Bestimmungen enthaltend; vom 5. November 1875. - 83. Verordnung, die Ausführung deS ReichSgesetzeS über die Beurkundung deS Per sonenstände« und die Eheschließung vom 6. Februar 1875 betreffend ; vom 6. No vember 1875. Leipzig, den 24. November 1875.' Der Rath der Etadt Leipzig. l»r. Koch. Eerutti. Bekanntmachung. Die von der Weststraße nach dem Johannapark führende Straße und Brücke bleiben wegen der daran vorzunehmenden Arbeiten noch am 25 und 28. d. M. gesperrt. Leipzig, den 23. November 1875. Der Math der Stadt ReipziU. Dr Koch Eerutti. Bekanntmachung. Der Zuschlag der in der Bekanntmachung vom 25. Oktober l. I. ausgeschriebenen Lieferung vor Schulbänken ». s. w. für die hiesigen Volksschulen ist erfolgt und werden die hiervon noch nicht in Kenntniß gesetzten Herren Bieter ibrcr Gebote hiermit entlasten. Leipzig, am 22. November 1875. De- RathS Schuld« putktt»«. Llädtischer Verein. * Leipzig, 24. November. In der gestrigen Sitzung dtv Städtischen Vereins führte Herr Advrcat Francke den Vorsitz. Herr Advocat I)r. Tannerl erstattete zu Punct 1 der Tages ordnung einen kurzen Bericht über die Thätigkeit deS behusS der Stadtverordneten« Wahl niebergesetzten Comitv. Danach ist dasselbe be müht gewesen, geeignete Männer ausfindig zu machen, die vom Standpunkt deS Städtischen Verein» auS zum Eintritt in das Stadtverord neten-Collegium vorgeschlagen werden können. Diese Bemühungen werden noch fortgesetzt. Das Comilö habe eS al« seine Ausgabe betrachtet, sich in Fühlung mit anderen hiesigen gesinnungsver-- wandten Vereinen, insbesondere auch mit der Gemeinnützigen Gesellschaft, zu setzen ES sei DaS geschehen, trotzvem daß von dort kein allzu großes Entgegenkommen gezeigt werde, und leider würden diese Bemühungen auch nicht gerade durch Artikel, wie sie in der Dien-tagS-Nummer deS Tageblattes veröffentlicht wurden, unterstützt. Bei Entwer- sung der Candidateuliste glaube man auch solche Bürger nicht unberücksichtigt lasten zu sollen, die etwa« anderer Meinung seren, als wie sie im großen Ganzen im Städtischen Verein zum Aus druck komme. Natürlich müßten Reactionaire, Particularisten und solche Leute, welche die Well ordnung nach gänzlich unerreichbaren Idealen Umstürzen wollen, ausgeschlossen bleiben. DaS Wahlcomitö beabsichtige, vor der Wahl noch eine große Bürgerversammlung zu beruft«, die jedem Wähler zugänglich gemacht werde, aber den Charakter einer Versammlung deS Städtischen Verein- behalten solle. Die einzelnen vorge schlagenen Persönlichkeiten, also die Candidaten- liste, würden in dieser Versammlung von der Debatte und Beschlußfassung an-geschlosten sein. lieber Punkt 2 der Tagesordnung, die Lehr lings frage, reserirte Herr Tapezierer Lud wig. Durch die Gewerbeordnung von 1869 seien alle bis dahin gesetzlich gültigen Fundamente der gewerblichen Verhältnisse nieder gerissen wordin, ohne daß mau etwa- Neue» en deren Stelle ge fetzt habe. Hätte man damals in den maßgebenden Krrisen sich um die Verhältnisse de- Handwerker. stavdeS an Ort und Stelle selbst gelkauvert, so würde gewiß maucher Beschluß nicht gefaßt worden sein. Man habe dem Gewerbe unbedingte Frei heit geben wollen, indessen nicht beachtet, daß die Freiheit erst au- der Bildung hervor zu gehen habe. Erst fBildung und dann Freiheit. ES traten aus dem Gebiet de- Gewerbewesens bald sehr unerfreuliche Zustände ein. Die Arbeit geber'Verbindungen lösten sich auf, der Arbeit nehmer trat in die Arbeit und verließ sie ganz wie eS ihm gefiel, die Lehrlinge hatten nicht mehr vöthig, Schulen zu besuchen. Bei den heutigen Zuständen find Lehrherr und Lehrling geschädigt. Selbst bei der dermaligen Geschäft-stille mangelt eS an brauchbaren und tüchtige» Lehrlingen. Wo find die jungen Leute '? Ja den Fabriken, den Werkstätten der Großindnstrie sind sie zn finden, nnd hier werde» fie nnr einseitig nnd stümperhaft auSgrbildet. Die Lehrlinge der Gegen wart kranken znm großen Theil an Leistung- Unfähigkeit und Leistung-. Unwilliakeit. Da- ist rm ganz ungeheurer Schaden für die Nation Dir Weltausstellungen haben bewiesen, wie weit die Leistungen de- deutschen Gewerbe- in vielen Stücken hmter denen anderer Länder zurücksteken. Der Redner erklärte, Abhülse in diesen Zu ständen könne nur durch da- Eingreifen oer Reichsgesetzgebung geschehen. Die dermalige Volksschule allein sei nicht im Stande, die socialen Schäden zu heilen. Trotz der Schulen habe der SittsichkertSgrad unter der Jugend nicht zuge nommen, im Gegentheil, er sei schlechter geworden Zunächst müsse die Verbesserung der Volksschule von RcichSwegen in die Hand genommen werden Und dann sei der Fortbildungsschule die ernsteste Aufmerksamkeit zuznwenden. Alle Diejenigen, die eS mit dem Staat und der Gesellschaft woh «einen, haben dazu mitzuwirken, daß mit ter Heranbildung tüchtiger Lehrlinge ein Anfang ge macht wird. Grundbedingungen seien, daß man den Lehrlingen eine gute Schulbildung augedeihen lasse haß eine möglichst kurze Lehrzeit vereinbart werde baß »an Lehrlinge nicht z« anderen, al- den eigentlichen Ledrbeschästtgungen gebrauche. Ein bedeutender Hebel zur Verbesserung der Lei-rlingS Verhältnisse seien die in neuerer Zeit in» Leben gerufenen Ausstellungen unv nur Präauiruug verknüpften Prüfungen der LchrlingSarbeiten. Der hiesige OrtSoerein selbstständiger Handwerker und Fabrikanten habe diese Idee auch ausgegriffen und werde Ostern nächsten Jahre- die erste derartige Ausstellung veranstalten. Ein Hauptpunkt sei endlich noch, daß. wenn eS bester werden solle, der Arbeitgeber den Lehrling wieder in seine Wohnung und an seinen Tisch aufnehme, damit er unter beständiger Aussicht und Zucht stehe. Bon ter Gesetzgebung werde man zu verlangen haben, daß der Unterricht in der Volksschule von 8 auf 9 Jahre, also bi» zum beendeten 15. Lebens jahre ausgedehnt werde, daß die Fortbildungs chulen übnall zwangsweise eiugeführt werden. Solcher Zwang muß se'n, eS liegt darin nicht, wie oft behauptet wird, die Beschränkung der persönlichen Freiheit. Zum Dritten muß die Gesetzgebung dem Conlractbruch einen Damm ziehen, indem die Arbeitnehmer dazu angehalten werden, eine Legitimationskarle zu führen. Ohne diese Legitimation darf kein Arbeitgeber einen Arbeiter arnehmen, im andere» Kalle muß er genSthigt fein, den etwa dem früheren Arbeit geber entstandenen Schaden zu ersetzen. In jedem anderen Stande werden LegittmationSpapiere verlangt, warum soll eS nicht so im Handwerker stand sein? Vierten» bedarf eS der gesetzlichen Einführung gewerblicher Schiedsgerichte mit exe- cutiver Gewalt. Der Redner schloß seinen Vortrag mit der dringenden Aufforderung an die Gewerbetreibenden, daß sie ein größere- Zusammenhalten beobachten und sich zu neuen Verbänden zusammcnschaaren möchten, die hoffentlich für die Allgemeinheit nützlicher wirken würden, al- e- die alten In nungen gethan. Die Debatte eröffnet« Herr Beschorner, welcher bemerkte, daß er leider in seiner Eigen schast als Lehrer an dcr hiesigen FortbilcungS- schule nur zu ost die Wahrnehmung habe machen müssen, daß die Gewerbetreibenden selbst die hef tigsten Gegner der Fortbildungsschule sind. Er habe erfahren, Laß Lehrlinge von ihren Lehrhcrren sortgejagt worden, weil sie die Fortbildungs schule besuchen (Hört, hört!) Herr SiegiS- mund meint, die Echnld an den Zuständen liege daran, daß der Handwerkerstand eia ganz anderer geworden. Wie eine Aenderung herbelzusühren sei, kaffe sich nur schwer sagen Man möge freie Bahn gewähren, damit mit der Zeit vulleicht die öffentlichen Zustände wieder in va» richtige Geleis geleitet werden könnten. Herr Bruno Schultze: Er habe nicht die sanguinische Hoff nung aus die Wirkungen der Fortbildungsschule. Weit bester werde eS sein, die Kinder bis zum voll endeten 15. Lebensjahr in der Volksschule zu be lasten. Die von Herrn Beschorner angeführten Fälle möchten richtig sein, wabr sei aber auch, daß e- faule, widerwillige Lehrlinge gebe. Uno gewissermaßen seien Beide, Lehrherr und Lehr ling, im Rechte. ES heiße zum Beispiel einem Lehrling de- Banhandrverkc», der den ganzen Tag Uber in Wind und Wetter im Freien gearbeitet, zu viel zugemuthet, wenn er Abend» noch einige Stunden die Schule besuchen solle. W:rde der neunjährige BolkSschul-CursuS eingesührt, so lerne der junge Mann im letzten Schuljahr alle! daS und noch mehr, al» wa- ihm in der dermaligen Fortbildungsschule geboten werde. Man betrachte nur einmal das Berhältniß eine» Lauiburschen Wenn ihn sein Principal brauche, solle er die Schule besuchen. Die Fortbildungsschule in Sachsen erscheine au» allen diesen Gründen als ein todt geborene» Kind. Herr Ullrich: Die Fortbildung schulen sind eine Noth «endigst it. Die Ausbeutung der L-Hr linge durch die Lehrherren muß aushören Der Handwerkerstand krankt an seinem eigenen Un verstand. Die Wiedereinführung der Legitima tioaSpsl cht ist entschieden za bekämpfen. Herr Ulbricht ist im Wesentlichen derselben Meinung Herr R »bloss: Fortbildungsschulen sind, wie an der seit. 46 Jahren bestehenden SonntagS- schule der hiesigen Polytechnischen Gesellschaft zu ersehen ist, seaen-reich Aber e- ist darauf hin- zuwirken, daß der Unterricht Sonntag- ertheilt wird. Herr Pippig vertritt dieselbe Forderung. Herr Beschorner: Man möge den Fortbildung- schulen Zeit zur Entwickelung lasten und nicht gleich von vornherein den Stab über sie drecken Herr Kemnitz: Der Handwerkerstand bedarf zu seiner Fortbildung in dcr Hauptsacke Fachschulen Herr Francke: ES sei richtig, daß im HandelS- stand Zeugniste verlangt werden, jedoch habe er diesen Gebrauch selbst und ohne die Mitwirkung der Obrigkeit eingeführt. Der Gewerbestand möge Gleiches 1Hun > Sehr wahr!) Herr Stadt rath Cavael: Opfer an Zeit muß der Lehrherr bringen, wenn er den Lehrling sorlbilden will. Paßt ihm die festgesetzte Zeit deS Unterrichte- nicht, nun so mag er mit der Behörde wegen Abänderung ins Einvernehmen treten. Nachdem sich nochdieHerrenFrcyer, Karraß, Advocat Francke und Ludwig an der Debatte betheiligt, wurde der Schluß der letzteren ausge sprochen. Eine Abstimmung über den Inhalt de» gehörten BortrageS oder über Vesten einzelne Theile erfolgte nicht, im Gegentherl. mau ließ e- bei der Anhörung desselben und bei der Debatte bewenden. Um '/i11 Uhr oerschritt. nachdem der Saal sich beträchtlich geleert, Herr Advokat vr Tannert noch zu einem längeren Vortrag über die Frage der Erhöhung dcr Br au st euer. Da dieser Gegenstand in unserem Blatte hinreichend erörtert worden, unter Anderm bei Gelegenheit der Bericht- erstattunq über den Deutschen Brauertag, und da der Vortrag keine neuen Momente verführte, so können wir un-, zumal auch der Raum unseres Blattes Rücksichten erheischt, eine» näheren Ein gehens aus den Vortrag enthalten. Wir bemerken daher nur, daß der Referent sich durchaus ab lehnend gegen die Erhöhung der Brausteuer auS- sprach und kaß auf seinen Antrag die Versammlung den Verein-Vorstand ermächtigte, an den Reichstag eine Petition in dem gedachten Sinne abzuscnden. Der Leipziger Horn-Virtuos Pohle s AuS Sondershausen geht mir soeben die schmerzliche Trauerkunde zu. daß der in der Leipziger Musikwelt wohlbekannte Waldhoruift Pohle in erstgenannter fürstlicher Residenzstadt am 3l. v M seinen vieljährigen Leiden erlegen ist. Pohle war von 1840 bi» 1853 Mit- gliev de» „großen Orchester»" in Leipzig, eine tüchtige Kraft de» Gewaudhau-orchester- ln besten blühendster Epoche und während dieser Zeit kaum minder bekannt und geschätzt, als der nun auch längst abgerusene treffliche Liudner, beide» Hornisten, wie sie sich Robert Schumann wünschte und für seine Tondichtungen vorau-setzle Vor 22 Jahren erhielt Pohle «neu ehrenvollen Ruf an die fürstliche Hofcapclle zu SonverShausen. Er folgte demselben und hat in letzterer Kunst- genostenschast mit Ehren gewirkt, so lauge er vermochte Ein Magenleweu. welche- ihn seit fünfzehn Jahren heimgesucht hatte, führte endlich seinen Tod herbei Der wackere Künstler, der al» Solist wie im Ensemble ganz Vorzügliche- geleistet und sich namentlich durch einen schönen Ton. seine zart fühlende Austastung, gemüthvollen Bortrag aus gezeichnet hat. hinterläßt auch al- Mensch den besten Ruf. Er war ein Charakter, ein menschen freundlicher hochstrebender und hochherziger Mann, im Leben mild, treu, ausopfernd, wie im Leiden ergrben und männlich anSharrenv. Wer erinnert sich nicht de- wunderbaren ein zelnen HorntoneS in Schubert- Symphonie, an weihevoller Stelle geisterhaft erklingend? Pohle hat ihn ost geblasen. Jetzt erging der Ras au- dem JenseilS wirklich an ihn, war ihm aber ein Erlösungssignal. Eine Palme aus sein Grab! Mailand, am St. Eäcllientage 1875. Verschiedenes« — AuS Ronneburg wird gemeldet: Die Wütwe Querengäffer in Roschütz erhielt am 11. November ein in Wolfsgefährl ausgegebene» Telegramm, nach welchem sie von »hrem aus wärts wohnenden Sohue gebeten wurde, in wichtigen Angelegenheiten schleunigst zu ihm in einen Gasthos nach Gera zu kommen. Sofort entspricht die Adrcstalin dieser Bitte, eilt ängstlich nach Gera, sucht jedoch ihren Sohn vergebens. Bei ihrer Rückkehr in ihre Behausung, in welcher nur eiu Kind zur Hut zurückgelasten worden war, be merkt sie mit Entsetzen einen ihr inmittelst durch Einbruch zugkjüglen Diebstahl eines bedeutenden, von ihr un Bettstroh ausbewahrten Geldbetrag-, und nun erst gehen ihr die Augen darüber auf, daß durch da- Telegramm der Dieb sie a»S ihrer Wohnung wegzutocken versucht hat, um die Thal, wa- ihm auch gelungen ist, zu vollbringen. Der Schlaumeier ist jedoch seine- gelungenen Streiche- nicht lange froh geworben. Bereit» am dritten Tage wurde er in der Person de» 23 Jahre alten, bereit» bestraften Agenten Biener von Zeitz verhaftet Da- Telegramm hatte er selbst abgesendet — Bestrafte Militairschriftstellerei. Wie man sich erinnert, wurde kurz nach dem Er scheinen der militairischrn SensatiouSbroschüre de» ErzHerzog» Johann Satvator eine Verord nung erlaffen, welche aus» Neue den Angehörige» dcr Armee jede public istische Thätigkeit strengsten» untersagte, wenn nicht die vorgäugige Erlaubniß der kompetenten Behörde für etwaige Ver öffentlichungen eingeholt und ertheilt worden sei. Als daher eine Widerlegung der in der erzher zoglichen Broschüre enthaltenen Ausführungen anonym in Leipzig erschien, deren Abfassung aus eine militairische Feder schließen ließ, war man höheren Orte- nicht wenig begierig, etwa» Genauere- über den Namen deS Autors in Er fahrung zu bringen Ein höherer Beamter begab sich nach Leipzig, stellte sich dort beim Verleger vor und erklärte, daß dem Verfasser der Bro schüre von Seiten der k. k. Regierung eine Aus zeichnung zugedackt fei Der Verleger glaubte Vieser Eröffnung gegenüber nicht sofort die ihm auferlegte Diskretion verletzen zu dürfen, sondern erklärte nur, daß er den Verfasser von dieser Absicht benachrichtigen wolle. Der Verleger schrieb an den Autor, was er gehört. Dieser, nicht- Arge» wähnend, nahm da- ihm aus dem Umwege über Leipzig gewordene Versprechen buch stäblich und beeilte sich, ein Exemplar seiner Broschüre dem gemeinsamen Srieg-mimsterium rn Wien einzuseuden. indem er sich in einem Begleitschreiben zugleich al» Autor bekannte. Da» KriegSministerium bestätigte kurz daraus in einem anerkennenden Schreiben dem Autor Major Laaba vom 53. Infanterieregiment in Innsbruck den Empfang der Schrift, ermahnte ihn jedoch gleich zeitig, im Sinne der Eingang- erwähnten Ver ordnung mit seinen publicistischen Unternehmungen in Zukunst vorsichtiger zu verfahren. Gleichzeitig aber erhielt, wie e- da- Reglement vorschrieb, La» Innsbrucker Platzcommando amtlich Anzeige von dem Vorfall und e- mußte ein Verfahren gegen den Major eingeleitet werden, welche- mit dessen Ber»rthe,l»ng zu acht Tagen Arrest endete. Da- Urtheil wurde, wie vorgeschriebe«, de« Militair-Justizsenat in Wien vorgelegt, von diese« einfach casfirt und Major Laaba zu zwei Monate« Arrest und strafweiser.Entlassung an- dem Dienst verurtheilt. So ward, dem Gesetz entsprechend, die unbefugte Schriftstellerei eine- Angehörigen der Armee bestraft. Dennoch erließ der Kaiser in Rücksicht aus die säst 40jährige ehrenvolle Dienstzeit de- Berurtheilten diesem die Arrest- strase und bewilligte ihm im Gnadenwege die halbe Pension. — Woher die vielen Gewitter und Regen güsse kommen, lesen wir in der vom Pastor Sürth in Eisenach herauSgeaebcnen Zeitschrift: „Stimme der Kirche." Daselbst heißt eS wörtlich: „WaS aber dcr sogen. Eulturkamps zu bedeuten habe und wohin er führe, da» lehren und zeigen un» die schweren Gerichte, mit denen Gott un» jetzi heimsuchl, die heftigen Gewitter. Hagelstürme und Wastergüsse, die Ueberschwemmungen und Vernichtungen, die vornehmlich über unser Thü ringer Land, aber auch über ganz Deutschland, ja Europa gekommen sind Da» ist ein Cultur- kawps, aber nicht ein solcher, welchen die Cnltnr führt, sondern der wider die Cultur geht, und der Deulschlaud in eine Wüste verwandeln wird und muß. Daß aber der gegenwärtige Kawps wider die Kirche eia solche- Resultat (Gewitter, Hagel, Ueberschwemmuug) erzielen wird, ist sicher nnd gewiß."
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