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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187007085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18700708
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18700708
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-07
- Tag1870-07-08
- Monat1870-07
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1870
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Herrvr. Geusel: Der Rath sage, er könne seinen Beamten derartige Mitthelluvgen nicht gestatten; darin liege ein Tadel gegen oie Direktoren, welche dev Lehrplan mitgetheilt hätten, und die- sei eine große Ungerechtigkeit. Man möge sich die englische Verwaltung zum Muster nehmen, die dadurch so groß fei, daß sie die größte Durchsichtigkeit und Okffentlickkeit walten lasse. Cr hoffe, daß der Rath eine solche Geheimnißkrämerei fallen lasse. - Herr Referent: Er habe nicht etwa eine amtliche Auf forderung an die betreffenden Direktoren gerichtet, sondern eine höfliche Bitte. Verdacht erregend sei eS nun, wenn man einer solchen Bitte nicht willfahre, als ob man Etwas zu verheim lichen habe. Herr Wapler: Ihm sei weniger das Vorgehen deS RathS befremdlich, als das der betr. Directoreu. Wenn eö jedem Privat mann« gestattet sei, sich Lehrpläne geben zu lassen, warum solle e- den Stadtverordneten versagt sein? Die Lehrer hätten sich ja auch an daS Collegium der Stadtverordneten wegen der Gehalts erhöhungen gewendet, warum solle nun eine Communication aus geschlossen sein? Er wolle den paffenden Ausdruck für das Ver fahren der betr. Lehrer hier nicht gebrauchen, zum Mindesten sei eS aber recht ungeschickt Herr Geh. Rath v. Wächter: ES seien zwei fremde Gesichts punkte hereingezogen worden; eine Geheimnißkrämerei liege nicht vor, die betr. Lehrpläne würden ja jedem Privatmanne gegeben ; auch sei «S wohl nicht die Absicht deS RatheS, daß derartige Vor bereitungen der Geschäfte allemal durch daS gesammie Colleg gingen, sie könnten ja durch den Ausschuß nach der Städte- ordnung an den Rath gehen Die Frage sei bloS eine Form- frage, ob sich die Stadtverordneten direct an Beamte deS RatheS auf einem Circulare wenden könnten, und die- müsse er verneinen. Herr Bicevorsieher Dir. Näser entgegnete, die Auffassung deS Vorredners stehe mit früheren Aeußerungen deS RathS keines wegs in Einklang. Er bleibe dabei, daß der Rath sich hier im Irrthum befinde, er hoffe auf eine befriedigend« Antwort. Der Referent bemerkte, daß er nur davon gesprochen, daß daS Vorgehen deS RathS den Schein einer Geheimnißkrämerei erwecke. UebrigenS sei seine Anfrage nicht eigentlich amtlich gewesen. Herr Geh. Rath v Wächter betonte nochmals die Form frage scharf. Auch er könne ein Bedenken gegen die vom Aus schuß gewählte Form nicht unterdrücken. Z. B. würde er eS auch nicht für statthaft halten, wenn ein Ausschuß, ohne den Rath zu fragen, die Schulbänke untersuchen wollte. Ob man die Form überall so streng handhaben solle, sei eine andere Frage. Aber der Tadel deS Ausschusses gehe zu weit. Der Herr Referent fürchtet, daß mit der Auffassung deS Vorredners eine wirksame Controle, die eigenes Nachsehen er heische, ganz unmöglich werden würde. Der AuSschußautrag wurde hierauf gegen 1 Stimme ange nommen. (Schluß folgt.) Finanzieller Wochenbericht. tSLlutz.) In Wien bildeten namentlich Creditactien das Hauptobi'ect der Hausse. Auch Anglobank wurde in die Höhe getrieben, ob gleich die Türkeuloose von der Börse ignorirt werden. Bezeichnend für österreichisches Wesen ist die Aeußerung eines Wiener Blattes, daß daS Consortium, welches einen großen Posten dieser Maare zum „Verklopfeu" übernommen hatte, Recht gethan habe, die Börse damit nicht anzugehen, sondern sie durch die Wechselstuben vertreibe, da daS Publicum einen großen Theil seiner Zinsen in LooSpapieren avzulegen pflege. Namentlich auf den wenig culti- virten Osten der Monarchie wird wegen Abnahme der Türken gerechnet. — Creditactien schloffen 263,60 (gegen 258 in voriger Woche), Anglobank 268»/i (abzüglich Dividende und Bezug-recht) im Betrage von 58*/, fl. ohne Gewinn oder Verlust. Der Preis der fremden Valuten spannte sich zum Schluß der Woche, in Folge RimeffeubedarfS für daS Ausland, wieder stärker an. Napoleons, vorige Woche 9,56, stiegen auf 9 64, London von 119,80 auf 120,59. Die österreichische Nordwestbahn erhält die Concession für Wildenschwerdt - Mittelwalde und Wildenschwerdt-Niederlipka, und baut dieselben ohne ZinSgarantie, aber mit 30jähriger Steuer befreiung. (Die erftere Strecke wurde bekanntlich wegen der hohen Anlagekosten von der Generalversammlung der Actionaire der Ober schlesischen Bahn perphorreScirt.) Als Entschädigung hat sie die ' Concession für die rechte Elbuferbahn (Aussig-Nienburg) erhallen, um welche sich auch, wie gemeldet, die Aussig - Teplitzer bewirbt. Die Blätter raisonniren unaufhörlich über den höchst primi tiven Bau der Franz-IosefSbahn, welche bereits im Bolksmunde den Namen IesuS-Maria-IosesSbahn erhalten habe. Zu Gunsten der Gal,zier, welchen bei der gegenwärtigen rosen farbigen Stimmung der Spekulation naturgemäß eine bedeutende Rolle zustel, werden allerlei Nachrichten colportirt. Einmal haben Berliner Geireidehändler große WeizentranSporte für den Herbst S6öv bestellt. Ein anderes Mal weilt in Lemberg der Vertreter eine- euglischen HauseS. welcher für Rechnung der französischen Re gierung 800,000 Cevtner Hafer bereit- fest verschlossen hat. Die Zukunft wird ja lehren, ob die Reclamen die-mal weniger au )er Wahrheit sündigen al- im vorigen Jahre. Freilich die Be rechnung eine- Frankfurter Journals („Actionair"), welche- auS den Einnahmen der verflossenen fünf Monate bereit- die Verhält nisse im nächsten Jahre herauSklügelt, trotzdem der Anschluß au die russischen Bahnen und noch manches Andere erst bevorsteht, !ann keinen Anspruch auf Giltigkeit machen. Die „Presse" läßt sich auS Prag vom 2. Juli telegraphiren: „Die ungarischen Getreide-Exportzüge mittelst der StaatSbahn haben begonnen Gestern sind hier 12,000 Centner Getreide durchpassirt." Wir erinnern übrigen- daran, daß die Privat- Telegramme der Wiener Blätter vielerlei „Curiosttäten" enthalten, die nur den Zweck haben „interessant" zu sein. Um da- Steigen der Credit- und Angloactien zu fördern, ratten dienstfertige Geister daS falsche Gerücht einer Allianz beider Anstalten zum Ankauf der — ägyptischen Bahnen von dem einige Geldnoth leidenden Vicekönig auSgesprengt. Außerdem sollte die erfolgte Sanctionirung der Statutenänderungen Seiten- der Re gierung gefeiert werden, welche der Creditanstalt die freieste, un zezügelteste Bewegung (Handel in eigenen Actieu, Unternehmuu- ;en aller Art u s. w ) gestaltet. Die Erfahrungen haben gelehrt, daß mit der Unbeschränktheil der Bewegung auch die Gefährdung der Mobiliarcreditinstitute wächst, mag diese nun früher oder später eintreten. Die Anforderungen an die Nationalbank spannten sich in der letzten Woche stark an und gaben den Blättern Gelegenheit die Spekulation zur Vorsicht zu ermahnen. Berlin notirte: Franzosen 221 222»/« 222^ 222»/i 212*/i (excl. Div.) 212*/, Lombarden 110*/, 112*/, 113-/8 114 114*/4 1«4*/g Credit 155*/, 157 158 159 148*/, (excl. Div.) 148?/, Galizier 1V5*/g (excl. Div.) In den letztverflossenen Tagen fand die Generalversammlung der Actionaire eine- der aussichtslosesten Eisenbahnunternehmungen statt, welche eS wohl je gegeben. Wir meinen die der Rhein- Nahebahn. Daß daS Coblenzer Handelsgericht die Klage gegen den Fiskus wegen Erstattung von rückständigen Bauzinsen und Ausfolgerungen weiterer Staatszuschüffe zur Bildung eine- Re- erve- und Erneuerungsfonds zurückweisen würde, war, wie wir emer Zeit bemerkten. vorauSzusehm, und bildet, wie offen ge tänden wurde, der ganze Proccß nur einen Versuch, um die Regierung zum Ankäufe der Bahn zu bewegen und die Inhaber der Actien ihrer werthlosen Titel zu entledigen. Ganz ander- gestaltete sich die Generalversammlung der Köln- Mindener Bahngesellschaft. Die früher zurückgebliebenen Einnah men der Köln - Gießener Linie haben derartig zugenommen, daß die Negierung für verflossenes Jahr kernen Zuschuß mehr zu leisten brauchte, und der der Gesellschaft nur 6000 Thlr. betrug. Der Bericht erwähnt der Bedrängniß, in welche die Verwaltung durch die Verwicklung der großen vielberufeuen Prämienanleihe gerathen war, waS sie nöthigte, den Rest der Actien Int. 8. von neun Millionen Thaler mit nicht unbedeutendem ComSv«rlust en dloe an ein Consortium zu verkaufen, da daS LoSschlagen eines Theils der im Besitz der Gesellschaft befindlichen zwanzig Millionen Tbaler Prioritätsobligationen vierter Emission noch einen größeren Ausfall ergeben hätte. Die Generalversammlung nahm den Vorschlag einer Subvention der Gotthardbahn mit einer Million Francs an, nebst der Bestimmung, die betreffenden Ratenzahlungen als etaismäßige Betriebsausgaben zu verrechnen. — Mit der beginnenden NemabilitLISfähigkeit der Köln-Gießener Linie erlangt die Hauptbahn einen wichtigen Factor innerer Stär kung. Die Actien sind auch in dieser Woche gestiegen. Die Emissionaire neuer Papiere begehen dle Vorsicht, immer nur kleine Summen mit einem Male in die Welt zu schicken. So gelang eS denn leicht, auch die Subscription deS auSgelegten geringen Betrages von Kiew-Bre-zer Actien mit einer Ueberzeich- nung zu schmücken. Der Bericht über die auch an der Berliner Börse eingeführten Actien der Schweizer Westbahn für verflossenes Jahr läßt auf lange hinaus noch keine Hoffnung einer Dividende für die Stamm- actien aufkommen, da auch die der Priorität--Stammactien noch um IX zurückblieb. Abgesehen von dem ObligationScapital von circa 32*/, Millionen Franc- belaufen sich die PriorüätS Stamm actien auf 5 Mill. Francs, die Stammactien auf 34*/,Mill Francs. Die Meile kostet circa 1 Million Thaler. Der Liebe Müh' Seitens der Berliner Spieler möchte also vergeblich sein. Die Generalversammlung der Sächsischen Hypothekenbank, dieses schmutzigen Ausläufers Langrand'schen GründungSschwindelS. ent- rollte daS Bild einer Actiengesellschaft ohne Actiencapital. AlS die Hypothenpfandbriefe der Anstalt noch zwischen 50 und 6l>X standen, tauchte in den Kreisen der kleinen Caprtalisten vielfach die Frage auf, ob daS Effect zu diesem Preise nicht billig wäre. Der Titel: „Hyporhekenpfaudbriefe" hatte trotz aller ungünstigen Berichte Über die Lage der Anstalt für die Naivetät de- großen
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