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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187007307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18700730
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18700730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-07
- Tag1870-07-30
- Monat1870-07
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1870
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Oeffentliche Verhandlungen der Stadtverordneten vom 20. Juli. (Auf Grund des Protokolls bearbeitet und veröffentlicht.) Der Herr Vorsteher vr. Georgi eröffaete die Sitzung mit folgender Ansprache: „ Meine hochgeehrte Herren! Seitdem die letzte Sitzung diese- Collegiums stattgefunden, hat sich ein Creigniß vollzogen, wie eS inhaltsschwerer und bedeutungsvoller kaum gedacht werden kann. Frankreich hat Deutschland den Krieg erklärt. Sie werden eS mir deshalb zu Gute halten, ja Sie werden e- vielleicht erwarten, daß ich unfähig bin, in unsere gewöhnliche TageSarbeit einzu- treten, ohne den Gefühlen einen Ausdruck zu geben, welche die Herzen der Mitglieder dieses Collegium-, ich darf wohl sagen ohne Ausnahme, ja der gesammten Bürgerschaft Leipzigs erfüllen. Meine Herren! aus dem Laude Tyrol bin ich auf die erhaltene Kriegskunde heimgeeilt, und wenn dort selbst solche Männer, welche eben in heißem Wahlkampfe eingetreten waren für deutsche Sitte und Freiheit, noch unsicher tasteten, ihre Stellung zu dem großen Ereignisse einzunehmen, und noch nicht ahnten, vaß über DaS, wofür Sie gekämpft hatten, endgültig am Rhein werde entschieden werden, so fand ich in Bayern bereit- eine so hin- gebende wie selbstbewußte Begeisterung; aber die ganze Tiefe der Empfindungen, die das welterschütternde Ereigniß im deutschen Volke wach ruft, wurde mir doch erst in Leipzig zur rechten An schauung gebracht. Ja, eS ist ein erhebendes Gefühl, Zeuge der Stimmung dieser Stadt, als ihr Bürger zu sein. Man weiß hier die ganze Schwere der vor unS liegenden Zeit zu würdigen, die Handelsstadt wird vor Allem mit von den schrecklichen Folgen eines Krieg- betroffen, und dennoch kein Zittern, kein Zagen. Man fühlt, eS ist eine unabweisbare Pflicht, die unS in den Kampf treibt, und daher die frohe Zuversicht, daß Gott daS Ge lingen geben werde. ES ist Niemand unter unS, der nicht einen leichtfertigen Krieg verabscheute, Niemand, der nicht die Segnungen deS Friedens in ihrer vollen Bedeutung zu würdigen wüßte, aber meine Herren, eS ist im Leben der Völker wie im Leben der Ein zelnen, eS kann die Arbeit de- Lebens nicht gedeihen wenn da- Erste und Beste fehlt, die Achtung vor sich selbst. Und, meine Herren, da- ist eS, was man uns anthun wollte; man war bereit, uns den Frieden für die TageSgeschäfte zu lassen, wenn wir in der Person deS Schirmherrn deS Norddeutschen Bundes unsere Ehre zum Tribut brächten; und solchen Frieden wollten wir nicht. Wie könnte daS deutsche Volk noch an einen Beruf im Leben der Völker glauben, wie könnte deutsche Wissenschaft noch arbeiten, deutsche Kunst noch dichten und bilden, deutscher Gewerbfleiß und Handel schaffen und walten, wenn wir auf unserer Stirn da- Zeichen sklavischer Gesinnung trügen. Darum, meine Herren, nicht nur um die Friedensarbeit gegen Außen zu schützen, nein, um ihr den besten innersten LebenSkeim zu wahren, die Achtung vor unS selbst, darum treten wir getrost und gehobenen MutheS in den unS aufgedrungenen Krieg em. AuS unserer Geschichte ver trauen wir, daß wir noch einen hohen Beruf im Leben der Völker haben, den Beruf: Frieden und Freiheit auf der Grundlage der Sittlichkeit aufzubauen. Ob dieser Beruf uaS in Wirklichkeit zu kommt , ob wir zu den aufsteigenden oder niedergehenden Völkern gehören, darüber werden vielleicht die nächsten Monate entscheiden, aber, meine Herren, lasten Sie unS, Jeder in seinem Kreise wie in der Vertretung unserer Stadt, die ganze Verantwortlichkeit empfinden, die auf Jedem liegt, lasten Sie uns Jeder an seinem Theile dafür sorgen helfen, daß Deutschland seine Söhne ihrer Aufgabe würdig finde. Wir können nicht die Waffen in die Hand nehmen, den frechen Feind zu schlagen, aber eS bleiben unS der edlen Werke genug zu thuu, wir werden wetteifern an Hingebung für unser Vaterland, an Ruhe und Besonnenheit, damit die Werke deS Frieden- nicht urplötzlich unterbrochen, die Arbeit nicht un zeitig durch kopfloses Schwinden deS Vertrauen- verkürzt werde. Lasten Sie uns tief die Verantwortlichkeit empfinden, die wir nagen, lasten Sie unS zusammenstehen in dieser Aroeit ohne Partei; lasten Sie unS die Hände Zusammenlegen in der Hoffnung, daß auS dem heiligen Kriege, den wir führen, entspringen die idealen Güter, deren Sicherung ich als die Aufgaben deS deutschen Volke- bezeichnet«: eine gesteigerte Friedensarbeit, getragen durch daS Bewußtsein deS eigenen WertheS, Freiheit der Gewissen, Freiheit im Leben des Staates und Versöhnung aller Elasten in der und durch die Arbeit, und die- Alle- zusammengefaßt in einem stolz erblühenden Deutschland. Vereinigen Sie Sich mit mir in dem Rufe: Gott schütze Deutschland! Hoch Deutschland!" Die Versammlung erhob sich und stimmte begeistert in diesen Ruf ein. Im Anschluß hieran theilte der Herr Vorsteher die vom Rath an Se. Majestät den König beschlossene Adresse mit, deren Wortlaut bereits in der letzten FreitagSnummer deS Tageblattes unter „TageSgeschichte" mitgetheilt worden ist. DaS Collegium trat derselben einstimmig bei. Zugleich bemerkte der Herr Vorsteher, daß be> ichtige, auch an den Schirmherr» de- Norddeutsch« s Adresse zu richten. Der Vorsteher vr. Georgi brachte zur Km Herrn Adv. vr. Werner zu seinem Jubiläum im Collegiums mit Herrn Thomas und vr. Tröndliu s und verlas ein vom Jubilar eingegangenes Dankscl In einem RathSschreiben, nach welchem sich die Leihhauses wegen einer in den Verhandlungen der netea vom 1. dS. MtS. enthaltenen, von Hern Direktor Näser gethanen Aeußerung: „daS Versetzen auf dem Leihhause sei sehr man unter ein paar Stunden nicht expedirt io- man sich nicht an Mittelspersonen wende, vielsach Frauen von Beamten, die hiermit' IräglicheS Geschäft betrieben", verletzt fühlen, und der Rath nicht geschehen lasse» g! glaubt,-daß eine derartige Aeußerung ohne Erörtern» werden die Stadtverordneten um Auskunft ersucht, a, Thatsachen die erwähnte Aeußerung ihre Begründung ' Herr Vicevorsteher Dir. Näser führte an, daß e- in fÄiheren Zeiten nie gefallen habe, wenn die Stad selbst Untersuchungen angestellt hätten, selbst bei de»! Klagen. So beim Marstall und Pestalozzistift, s Stelle hätte der Rath die beste Auskunft erhalten köi würde ihm ein Verzeichniß der Personen, welche Pfänder versetzen, die Wahrheit der Behauptungen jestellt haben. Herr Vicevorsteher Dir. Näser beh dem Rathe und dem Collegium genaue Mittheilunga zugehen zu lasten. Zu dem Schreiben des Gutsbesitzer Th. Rienhardt, in derselbe unter Beifügung von Proben das Collegium Steinen auS seinen Brüchen bei städtischen Pflasterung! stchtigung zu «henken, und sich darüber beklagt, daß ihn: früher» Offerten an den Rath und den Oekonomu- keine Antwort geworden sei, bemerkte der Herr Vicevor Näser, daß der Bau-AuSschuß diese Angelegenheit st geprüft habe und daß die Beschwerde gegenstandslos ES bewendet bei der Verfügung des Herrn Voi daS Schreiben nach §. 18 der Geschäftsordnung auf dm ! auSliegen würde. lieber die Übertragung der 9. Gymnasial-Oberlehrei der Nicolaischule an Herrn vr. Wustmann soll in öffentlicher Sitzung berathen werden. (Fortsetzung folgt.) Das Dianabad zu Leipzig. * Leipzig« 25. Juli. Obwohl schon seit einer Jahren der Mangel einer Bade-Anstalt im östliche» nord- und südöstlichen Theile unserer Stadt bei dm der letzteren schwer empfunden wurde, so blieb die Sch derartigen Etablissements doch immer nur ein fromm! Um so freudiger begrüßt man daher die Unternehmung unserer Mitbürger, im östlichen Theile der Stadt eine^e Anforderungen entsprechende größere öffentliche Ba st alt avzulegen und dem Entschlüsse auch die Thal Fuße folgen zu lasten. ES war im Frühjahr vorig«! oüS der Besitzer deS für diese Zwecke auSerwählte» <8 Lange Straße Nr. 5, Herr Gustav Schelter, begann, dessen Förderung zwar mit aller Energie betrüb« Ende aber bei dem Großartigen der neuen Anlage vor" diese- Jahre- kaum in Aussicht zu stellen war. Die Fm deS Besitzer- hat eS unS ermöglicht, die neue Willkomm pfung in ihren kleinsten Specialitäten von den tiefst« räumen bis zum Dach-Plateau hinauf in Augenschein zi > und wir dürfen die Versicherung abgeben, daß die Hins stehende Anlage sowohl vom medicinischev Standpu wie als Erholung-- oder AcelimatisaüonSort sich i» M den ersten derartigen Bädern oder Badeanstalt« Del landS würdig zur Seite stellen darf.- Schon die LA schaffevbeit derjenigen Stelle deS Gebäudes, welche zv» führt, ist elegant auSgestattet; daS Entree selbst, ei»m 60 Ellen langer, zur Anstalt führender Gang, ist »it! fußboden getäfelt, mit feiner Decken- und Wandmalerei und erhält »och auf den dafür angebrachten Etagira Ausschmückung durch Blumen und zierliche GevLchse. unmittelbaren Nähe der HaupteingavgSthür liegt daß immer, während zwischen dem Vorderaebäude intergebäude zu bezeichnenden Bade-Anstalt ei» Karten angelegt ist, über welchem sich, als eine ^ Entröe, eine Veranda erhebt, die mit schöne». reich auSgestattet ist. — Im Souterrain, und zwar Theile, befinden sich in äußerst geschickter vereinbar»»-del hau- mit 2 großen Dampfkesseln, daS Kohleureserveir, W und die RestauratiovSküche nebst dem Speise-Auf-«-,« Theile da- Waschhaus «it de« Waschmaschine», bei
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