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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187008056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18700805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18700805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-08
- Tag1870-08-05
- Monat1870-08
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1870
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Anzeiger. AntMatt dtS Könijl. BkiiMgnichlS und dck MW drr Stadl LkUia. M L17. Freitag den 5. August. 187«. Bekanntmachung, Mit Genehmigung deS Königlichen Ministerium der Justiz ist die Besorgung der in Folge deS Gesetzes, die Einführung der EtvilstarrdSregifier u. s. w. belr., vom 20. Juni 1870, den gerichtlichen Unterbehörden erwachsenden Geschäfte bei hiesige« Bezirksgericht -er gerichtsamtlichen Abtheilrmg desselben überwiesen worden. Leipzig, den 2. August 1870. DaS Direktorin« deS Bezirksgerichts. vr. Rothe. " Bekanntmachung. DaS Pfarranet zu Taucha ist zu Michaelis d. I. anderweit zu besetzen und eS werden diejenigen, welche sich darum ieverben wollen, hierdurch aufgefordert, ihre Gesuche bis zum 3. September I. bei uns eiuzureichen. Leipzig, am 1. August 1870. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Koch. Schleißner. Bekanntmachung. Diejenigen Grundstücksbesitzer, welche einen Beischleugen - Canon an die Stadtcasse zu zahlen haben und damit per Termin JohauuiS 1870 im Rückstände geblieben sind, werden zu dessen sofortiger Berichtigung aufgefordert. Leipzig, den 31. Juli 1870. DeS SkathS Finanz-Deputation. Gerüchte. Der Dörfer und der Städte Plage, Verwünscht seist du, gemeine Sage! Die schnell mit dem, waö sie zu wissen kriegt, Geheimnißvoll in alle Häuser fliegt Und, wenn sie'S dreimal sagt, von neuem dreimal lügt. G e l l e r t. Eine der häßlichsten Erscheinungen, welche drr Krieg nament lich i» seinen ersten Anfängen mit sich zu bringen pflegt, ist die gewissenlose Erfindung und Verbreitung der ungeheuerlichsten Gerüchte über angebliche Vorgänge auf dem Kriegsschauplätze und »aS damit zusammenhäugt. Da ist Nichts gräßlich, toll, albern und abgeschmackt genug, daß eS nicht auSgesprengt und geglaubt würde, und eS gewinnt beinahe den Anschein, als ob in Zeiten wie die gegenwärtigen einem sehr großen Theil dev PublicumS die Fähigkeit zur nüchternen Prüfung, zur ruhigen Beurtheilung Mumfeuder Gerüchte vollständig abhanden gekommen sei. Wenn die Tage-presse in redlichem Bemühen unablässig be strebt ist, über Alles, was mit dem Kriege zusammenhängt, und namentlich über die Vorgänge auf dem eigentlichen Kriegsschau plätze so schnell wie möglich, aber auch so richtig wie möglich ihren Lesern Kunde zu dringen, so genügt das einem großen Theile der Letzteren bei Weitem nicht, ja es giebt nicht Wenige, welche gerade jetzt die unbegründetsten, wir möchten sagen die vndankbarsteu Vorwürfe gegen die öffentlichen Blätter zu schleudern für zweckmäßig e>achten. Kaum ist der Krieg erklärt, so verlangt die heißhungrige Neugier vieler Menschen sofort auch Berichte über gelieferte Schlachten mit Tausenden von Todten, Ver wundete» und Gefangenen; melden die TageSblätter Nicht- der gleichen, well sie eben Mchts zu melden haben, dann taugt die gesäumte Presse Nicht-, die Zeitungsschreiber sind faule oder wohl gar bestochene Persönlichkeiten, und man leiht mit wollüstiger Tier den ungereimtesten Erfindungen der Fama sein Ohr. „ Es muß doch Etwa- passirt sein", so rufen diese Unersättlichen auS, und nun geht'- an daS Aufstellen tiefsinniger Vermuthungen, auS daun dann die kolossalsten Fabeln und Gerüchte erwachsen und wie ei» Lauffeuer sich verbreiten. Ohne jegliche Kritik werden die albernsten Hirngespinste für blank« Wahrheit hingenommen, ganze Armeecoiq»- werden über Nacht zu Schnupftabak zerrieben, die unbedeutendsten Borpostengefechte schwellen zu wahren Un geheuern von blutigen Schlachten an, und gewöhnlich sind eS da»» die näheren LandSleute, welche in diesen Schlachten eine schöne, aber unglückliche Rolle spielen und legionevweise dem vchlachteugotte zum Opferfalleu. Trieb doch neulich selbst ein i» Dresden erscheinende- Wocheublättchen die Kritiklosigkeit und de» Leichtst»u so weit, daß eS in einer Extra-Beilage meldete, bei Saarbrücken seien auch sächsische Truppen mit im Feuer ge wesen und die verwundeten Mannschaften derselben würden nach Dresden inS Lazareth gebracht; und obwohl die Grundlosigkeit dieses Gerücht- Jedermann ohne Weitere- zum Bewußtsein kommen mußte, so strömten doch Massen von Dresdnern nach dem Bahnhofe, um die Ankunft der verwundeten Landsleute — vergeblich zu erwarten. ES giebt aber auch noch andere Lügenfabriken, deren emsiger Betrieb dem gläubigen Volke alle Tage neue Märchen auflischt. Bekanntermaßen halten viele Menschen, die sonst nicht gerade von WissenSqualm überladen sind, sich doch für geistreich genug, um Anderen, bei denen sie einigen Glauben vorauSsetzen dürfen, die ungeheuerlichsten Erzeugnisse ihrer EiubildungS- und Erfindungs kraft als wahrhafte Gerichte über wirklich vorgefallene Ereignisse aufschwindeln zu dürfen und zu sollen, wäre eS auch auf Kosten der Ruhe und de- Wohlbefindens einzelner ihrer Mitbürger. Da wird geflunkert, ein junger Leipziger auS wohlbekannter Familie sei in Pari- wegen unvorsichtiger Aeußerungen von einem Kriegs gerichte zum Tode verurtheilt worden und der Vater von hier weg mit einem Extrazug nach Paris geeilt, um den unglücklichen Sohn vor seinem Ende noch einmal zu sehen. Da wird Wetter erzählt, der Geistliche eine- benachbarten Dorfes, welcher gelegent lich einer Rheinreise auch die französische Grenze überschritten habe, sei auf frischer That ertappt worden, als er di« Inschrift eine- Leichensteins (!) auf einem französischen Kirchhofe copirte, und schmachte nun unter dem Verdachte, ein deutscher Spion zu sein, in feindlicher Gefangenschaft. An Alledem ist nun kein wahre- Wort; der junge Leipziger lebt wohlgemuth und un angefochten in der Hauptstadt Frankreich- unter dem Schutze deS nordamerikanischen Sternenbanner-, und der wackere Geistliche wartet seine- mühevollen Amte- mit altgewohntem Eifer, wie Jedermann durch den Augenschein sich selbst überzeugen kann. Dennoch aber haben diese abgeschmackten Märchen in weiten Krei sen unsere- PublicumS bereitwilligen Glauben gefunden, und eS giebt wahrscheinlich noch in diesem Augenblick Viele, welche steif und fest von der Wahrheit jener Fabeln überzeugt sind. ES kan» nicht oft und dringend genug vor der Verbreitung falscher Gerüchte und vor dem Glauben an dieselben gewarnt werden. Man bedenke nur, wie lächerlich man sich macht, wenn man verständigen Menschen gegenüber mit ernsthafter Mrene über die abgeschmacktesten Fabeln spricht und urihellt, als wären die selben da- lautere Gold der Wahrheit. Mau bedenke aber auch, welche Unruhe, welche Angst, welche Unannehmlichkeiten aller Art man dem einen oder anderen seiner Mitbürger verursacht durch leichtsinnige oder auch boshafte Erfindung und Verbreitung von Gerüchten, die denselben auS irgend welchem Grunde unangenehm und schmerzlich sein müssen. Man schenke doch endlich eimrufl
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