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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187008040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18700804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18700804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-08
- Tag1870-08-04
- Monat1870-08
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1870
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komme» «erde. Baron von Werther theilt diese Fordernng dem Grafen Bi-marck in einer Depesche mit, der sich indeß weigert, diese Depesche dem König vorzuleaen. — Graf BiSmarck und ebenso der russische Minister oeS Aeußereu, Fürst Gortschakow, treffen in Berlin ein. LS. Graf Benedetti verlangt zu EmS vom König Wilhelm in zudringlicher Weise die vom Herzog von Gramont angedeuteteu Bürgschaften in der spanischen Thronfrage; König Wilhelm ver weigert solche entschieden und läßt schließlich dem Grafen Bene beln durch einen seiner Adjutanten sagen, daß er ihn in dieser Angelegenheit überhaupt nicht weiter empfangen werde. — Der Herzog von Gramont erklärt sowohl in dem französischen Senat wie auch in der Deputirtenkammer, daß die Verhandlungen mit Preußen noch nicht geschloffen, er also nähere Mitteilungen rn dieser Angelegenheit noch nicht geben könne. — Circulardepesche de- spanischen Ministers deS Aeußrren, Sagasta, den Rücktritt deS Prinzen von Hohenzollern von der Throncaudidatur betreffend. LA Abreise deS BaronS von Werther von Paris und deS Grafen Benedetti von EmS, beiderseitig von ihren Regierungen abberufen; bis auf Weiteres versehen die Geschäfte für Preußen in Paris der erste Secretair der Gesandtschaft, Graf SolmS, für Frankreich in Berlin desgleichen der Gesandtschaft-- Secretair Lesourd. — Die französische Regierung verfügt die Mobilistrung der gesummten Armee. — Ankunft deS GeneralstabSchefS der norddeutschen Armee, deS Generals von Moltke, in Berlin. LS. Ankunft deS Königs Wilhelm mittelst ExtrazugeS in Berlin; er wird daselbst mit unermeßlichem Jubel empfangen; daS Bundeskanzleramt verfügt Einberufung deS Reichstage- zum >9. d. M. und erläßt eine Warnung an alle deutschen Schiffe, sich vor Kriegsgefahr zu hüten; auS allen größeren deutschen Städten beginnen ZustimmungSadresscn an den König von Preußen einzulaufen, zu jedem Opfer in der nationalen Sache sich bereit erklärend. — In der französischen Deputirtenkammer erklärt der Herzog von Gramont, das Verhalten Preußens sei völlig unbefriedigend und beleidigend und somit der Kriegs fall gegeben. Oll'.vier verlangt Activität der Mobilgarde, 500 Millionen Franc- für die Land- und 16 Millionen für die See macht; gegen nur einzelne Stimmen nimmt die Kammer diese Vorschläge an. Ankunft deS Grafen Benedetti in Paris; Volks demonstrationen in Paris gegen daS Norddeutsche Botschaftshotel. — Holland notificirt in Paris und Berlin seine völlige Neutra lität im bevorstehenden Kriege. — Botschaft des Präsidenten Grant an den amerikanischen Congreß schlägt Maßregeln zum Schutze deS amerikanischen Handels mit Deutschland vor; der Congreß geht indeß auf diese Vorschläge nicht ein. (Fortsetzung folgt.) Rastatt, Germersheim, Landau. Die Festung Rastatt ist eine Hinterlassenschaft deS alten Bunde-. Ihr Bau, im Jahre 1842 begonnen, intcressirte beson der- Oesterreich, daS stet- die Verbindung eine- größeren ver schanzten Lager- mit der Stadtbefestigung befürwortete, während Preußen der einfach soliden Befestigung daS Wort redete. ES ist schließlich zwar durch weitere Detachirung einiger Werke Raum für ein eventuell durch Erdwerke zu verstärkende- Lager entstanden, allein nicht in der von Oesterreich proponirten Ausdehnung. Rastatt liegt völlig in der Ebene, wird von der Murg durch flossen und stellt ein langgezogenes Viereck vor, dessen kürzeste Linie die Südfront ist. Die Stadtbefestigung besteht auS drei in da- Borterrain hineingreifenden großen FortS, welche durch die einfache Enceinte mit einander verbunden sind. DaS befestigte Lager, für die eventuelle Aufnahme von 25,000 Mann bestimmt, ist auf dem rechten Murgufer unterhalb der Stadt und wird durch vier von der Stadt und dem Nordfort vorgeschobene Lü netten markirt Rastatt liegt eine Meile vom Rhein entfernt, also zu weit, um als eine Rheinsperre zu gelten; auch findet der gegen dieselbe anrückende Feind in den biS an die detachirten Werke reichenden Waldstreifen Begünstigung. Rastatt ist berufen, einer Armee oder einem Theil derselben die Bortheile zu geben, die eine Festung als Flügel-AnlehnungSpunct in einer Defenstv- Linie, oder im andern Falle als Basis für eine Offensiv-Gegen- operation geben kann. An der Festung Landau ist in letzter Zeit viel zerstört worden. Die Vorwerke der Süd- und Ostfront sind aufgegeben und nur der Stadtwall beibehalten worden. DaS große, durch daS nasse Wiesenthal der Queich von der Nordwestfront getrennte, auf einer Höhe gelegene Fort aber ist erhalten geblieben. ES hat nur den Werth eine- SperrpuncteS der pfälzischen Maximilians- Eisenbahn und dient zur Zeit der Gefahr alS Deckung eineS verschanzten Lagers, daS hier jedenfalls errichtet wird. GermerSheim ist die südlichste am Rhein selbst gelegene deutsche Festung und, obschon noch nicht erprobt, so doch glücklich gewählt. Germer-Heim hat für die R-einvertheidigung eine drei fache Bedeutung. ES ist Rbeinsperre, indem eS den Fernd hindert, Belagerung-material zu Wasser nach Mainz oder Cobleuz zu schaffe». Da»» ist eß livker Flügelstützpunct für eine Anne« ödst ein TruppeneorpS, welche- a» der Queichlinie postirt ist. Endlich ist Germer-Heim nächst Mainz »in gesicherter und vorbereiteter Uferwechselpunct für die Entwickelung deutscher Armeen am linke, Rheinufer rn der Pfalz zu Beginn de- Feldzüge-, oder für ei, offensive- Hervorbrechen auS Sammelstellungen am rechten Ufer. Die Festung ist ei» Manövrirpunct und sichert eine hinreichende Stromstrecke, so daß man im Stande sein wird, daselbst neben der bestehenden Schiffsbrücke noch zwei oder drei andere zu er- richten. Bisher fehlte Germer-Heim eine Essenbahnvrrbinvung, diesem Mangel wird jedoch durch den Bau der Germer-Heim. Landauer Eisenbahn abgeholfen werden. Felddiakonie. Wir hatten Gelegenheit, UN- durch persönliche Unterredung einige nähere Auskunft über die Grundsätze zu verschaffen, welche bei der Organisation der sogen. Felddiakonie, wie sie jetzt unter Leitung de- Prediger- Hickmann in Dresden mit großem Eifer und Erfolg angestrebt und nicht bloS von dem Cultusministerium, sondern auch von dem Generalarzt de- sächsischen ArmeecorpS br- ünftigt wird, leitend sind. Man kann entweder den Zweck aben, in größter Schnelligkeit eine möglichst große Anzahl kräftiger Arme zu gewinnen, welche die gröbere Arbeit und eine augen blickliche Hülfe in äußerlichen Dingen im Felde und in de» Lazarethen leisten können, oder man strebt nach Kräften, die mehr für geistige und geistliche Dienstleistungen geschickt sind. So viel wir hören, steht bei den gleichen Bestrebungen, welche eben jetzt auch von Berlin unter vr. Wichern'S Leitung auSgehen, jener erstere Zweck im Vordergründe, und derselbe wird auch bei der in Dresden und im Zusammenhang damit hier in Leipzig erzielten Gewinnung von Felddiakonen nicht außer Augen gelassen. In dessen scheint eS — und diese Ansicht ist namentlich auch die de- GeveralarzteS vr. Roth —, daß da- dringendere Bedürf nis daS nach intelligenter und evangelischer Hülfe bei den Verwundeten ist. Für den mehr äußeren und körperliche Kraft und Geschicklich keit heischenden Dienst sind die Mitglieder de- militairisch ge schulten SanitätScorpS durchschnittlich weit geeigneter, als die rasch gesammelten Felddiakonen. Aber die Aerzte und die Feld geistlichen können die Hülfe der Intelligenz, welche in mehr selbst, ständiger Thätiakeit leicht sich inS Ganze fügt, allenthalben brauchen. Briese für die Verwundeten ru schreiben, in aller hand kleinen Diensten, die zum Gemüth sprechen, erfinderisch zu sein, in dringenden Augenblicken, wo amtliche Weisung und An weisung nicht erlangt werden kann, selbst Maßregeln zu ergreifen und umsichtig zu handeln: solche- verlangen die Umstände eivr- unmittelbar gegenwärtigen Krieg-elend-. Auch den Trost de- EvangeliumS bringen, em ernste-Gespräch auf christlicher Grund lage , in ruhiger Zuversicht de- Glaubens an den höchsten Helfer in aller Noth führen zu können, daS ist unter verwundeten, ver zagenden, sterbenden Kriegern ein weit wichtigere- Ding, alS Biele daheim im freundlichen Garten und friedlichen Hause sich vorstellen mögen. Wir meinen nicht eia voreilige- und unver ständiges Drangen nach dem religiösen Punct; ein einfache-, nüchterne-, klare-, kurze-Wort genügt oftmals; aber um dasselbe am rechten Orte anzubringen, und um dazu bereit zu sein, wenn unter Schmerzen und Zweifeln ein Labsal für daS Herz gesucht wird, dazu gehört eine bestimmte geistige Ausrüstung. In diesem höheren Sinn soll unser« Felddiakonie wirken, und wir wissen auS den Erfahrungen der letzten Kriege, mit welcher Dankbarkeit von vielen einzelnen Seelen solcher Trost ange nommen worden ist. — Aber da- ist noch nicht genug: im Kriege geht eben Alle- militairisch, d. h. in geschloffener Ordnung, darum muß eine tüchtige Felddiakonie auch eine corpSmäßige Haltung empfangen, und darauf ist da- Absehen de- Leiter- unserer Sache vornehm lich mit gerichtet. Auch die von uu- in Leipzig angenommenen Diakonen werden nach Dre-den gesendet, wo sie in eine feste Ordnung und Gliederung eintreten, an Regelmäßigkeit und Gleichmäßigkeit der Leistungen, an Dienstgehorsam gewöhnt wer den ; sehr bald erzeugt sich in solcher gemeinsamer Ordnung ei» gewisser CorpSgeist, der den Einzelnen halt und mit einem leben digeren Gefühl von der Wichtigkeit der Aufgabe erfüllt. E- ist die Hoffnung, daß auf diese Weise eine Tüchtigkeit erzielt wird, welche wirklich eine Lücke im Felddieust auSfüllt, und nicht ro mantisch vorgespiegelte, sondern reelle Dienste leistet. Der Beruf der Felodiakome ist nicht bloS mit Entbehrungen und Mühselig keiten, sondern auch mit Lebensgefahren verbunden, daS Werk d« echten Felddiakonen ist ein heilige- Werk, und jeder hinauSzie- hende Felddiakone soll eS fühlen, daß er seinem Vaterland» ein Opfer bringt, aber diese- Gefühl wird auch für ihn um so er hebender fern, wenn er in dem obige» Sinne sei» Werk avgreift und denen Ehre macht, deren Rufe er Folge geleistet hat. Leipzig, am 1. August. -s- -s-
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