02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.04.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040423025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904042302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904042302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-23
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An- tiindiauiiakn aut der Privalteile Zeile 2s Big. : die rivattige Zeile aut Lert- teiie so Via., als Einoeiandl Zelle M Via. Aii Nummer» »ach Lonu- und Feierlagc» r wattige Ginndietle so Pl,i. mit Privaiieile ao Pig. 2wn»>i>e Zeile aut Terlteite und als Emseiandt so Pi». Auswüittge Au>- träae »ur gegen Pora»sbe«uli>»n«. Bet«ltbluiicr iverdeu uül ia Vsg- bercchnel. llernivrechaiischliitz: «MI l Ar. u uuv SU. LOS«. IWff! «Mil ili« „vresllnei' blsvbrieliten" i» ÜIiLI'Iö8§!l!l2 M btzA»» 11») Flvtlenveikin und Flottkiivermehiuiikl. Eiieiibahiierausstaiid in Nngakn. Neueste Drahtberichte. Hok- V»»» L I «I» vjUlgrl. Nachrichten. Wettiner Gpinnasium. Nuss -,ap. Kiieg, .Heiero-Anssiaiid. ,F „Hamlet". Nach St. Louis! I. Lonnavend, 2?r. April Alottenverein und Alottenvermehrung. In den Mitteilungen des Deutschen Flottenvereins liest man: In der Sitzung der Bndgcikommission des Deutschen Reichstags vom 20. April hat, wie dirSieits »ach Beilagen eines Mitgliedes dieler Kommission sestgestcllt worden ist. berAdg. M ü tter-Jnldn (Zrntr.) geäußert, es >ri auch ein »e»er BouIa naer in isachse» erstanden in einem Offizier a.D . der snr 794 Mill. Mk neue Schisse tordere. Da diese Arußernng in Zusammenhang mit der Sitzung des GelaniivorstandeS des D eu t! ch e n F t o tt e»- Vereins in Dresden am 16. April >904 gebracht wurde, so nntertieat es keinem Zweifel, daß «nler dem Offizier a. D . welchen Heir Mnller-Jnldn so geschmackvoll als neuen Boniangcr bezeich net, nur der Berichte, statt« des PläsidinmS über den Punkt 5 der Tagesordnung „Die Aufgaben des Teutlchen F>vticnvc»eins für die nächste Zutunst". Generalmajor a. D K e t in. gemeint sein kann. General Reim ist Mitglied des Präsidiums und bat selbst verständlich nicht tür seine Perlon, sondern im Anstragc deSPtäsi- diumS und in voller Uebercinstimmnng mit demlciben nach ein- gebender vvrberiger Beratung den Alltrag cingetnacht und erläu tert Dieier Anirag ist sodann nach lctchasterDiskussion einstimmig angenommen worbe». Hieraus gebt beroor, daß sinnenttpicchend sämtliche Mitglieder des Präsidiums wie des GksanitvoislandeS dcS Deutichen FiottenvereinS nach Ansicht des Herrn Mullel-Fnlda aiS „BoulangerS" anzusehen wäien. Wir böten jedoch, baß General Reim die Angelegenheit zu seiner persönlichen gemacht bat. — Was die rbenialls in der Budgetkommlssion ausgestellte Behaup tung des Herrn Müller-Fulda betrifft, daß. der Denllchc Fivttc»- verein für 794 Mill. Mk. neue Schisse fordere, jo ist dies eine objektive Unwabrheik. Airs dem inzwischen der Presse zugegange- nen stenographischen Bericht über die Sitzung des Geiaintvorstandeö dcS Deutschen Jiotlenvereins in Dresden geht llivp und klar fol gendes hervor: „Der Deutsche Flottenverein erachtet als erstrebens wertes Ziel die Fertigstellung eines dritten Dovpeigcschwaders. wenn irgend angängig bis zur» Jahre 1913 " ES ril hierbei be sonders betont worden, daß auf Materialreierve vorläufig verzichtet werden solle. Eine genaue rechnerische Arrislellung ergibt, daß außer der von der Regierung bis z»m Jahre 190", zurnckgcstellte» Rrerrzervorlage insgesamt 250 Mill. Mk. mehr n»rznb,i»gcn wären, als das Jlotiengesctz vom Jahre 1900 in seinem sinnnziellen Gc- samlefsett vorsreht. Diese Mehrbelastung wurde sich inr weiteren aut den Zeitraum von 1904 bis 1913 d r aus 9 Jahre, verteile». Hieraus geht ferner hervor, daß die jährliche Mehrbelastung sich aui 37.5 Mill. Mk. belaufen würde: dazu käme, daß die bereits bewilligten Eriatzbantcn de« Zeitraumes von 1913 bis 1917 bis 1912 beendet werden. Dieies bereits bewilligte Geis müßte also nur schneller und früher aufgebracht werden. Nach alledem müssen wir seststrllen, daß die vo» Herrn Müller-Fulda gebrauchte Zahl völlig aus der Luft gegriffen ist und geradezu als „abenteuerliches" Gebilde bezeichnet werden muß. Das Wort „abenteuerlich" ist >m übrige» vo» dem Königl. Sächs Gesandten Grasen Hohen- thal in derselben BubgetkommlisionSsitzung i»r Zusammenhänge mit den eben berührten Forderungen des Deutschen FiottenvereinS (Jirtiimllck ist in allen Berichten vom Kvlanialvcre», gesprochen worden. Die Red.) gebraucht worden. Wir müssen hierzu aus drücklich bemerken, daß, wie oben auSgefübrt. diese Forderungen nicht von einer Person, sondern von dem gesamten Präsidium und dem Gesamtvorstande des Deutschen Fivltenvercins gestellt sind. Ferner muß sestgestcllt werden, daß der Königl. Sacht. Staais- iwnister v. Metzsch im Namen der Königl. «ächs. StantSregie- rung nach dem stenographischen Bericht folgende Zirstimmnngs- äußerung zu dem Vorgehen de- Deutichen Flvttenvereins gemacht bat: „Ich darf diesem Willkommen-giui; hinzufügen. daß wir in Sachsen, wenn auch im Binnenlande liegend, wissen, wie in diesem Lande die Ukberzengung beieltS mehr »nd mehr in die Eiicheinnng tritt, daN sowohl ans volitoche» wie aus wirtichastlichc» Rücksichten es als ein unbedingtes Gebot der Notwendigkeit zu bezeichne» ist. daß das Deutsche Reich eine Machtstellung auf und über der See erreicht, die es in die Lage letzt, machtgebtetend allen Gegensätzen gegenüber z» treten. Sie können sich seitens der sächsischen Regie rung versichert halten, daß diese, soweit es in ihren Kiästen liegt die maritime» Interessen des Deutsche» Reiches fördern »»b unser, stütze» wird maritimen . Das beste Mittel hierzu, die beste Förderung der Interesse» 'ehe ich in der Tätiakeil des Deiiochen Flottenvereins. der graenwärlig zur Freude »nd Ehrung ganz üsachsens in »nierc, Mitte weilt. Ich kan» versichern, baß die SlnatSregleiung de» Verein mit besten Wiinlchcn tür sei» weiteres Vorgehen aMlatlet: ich wünsche dem Fioltenverein unter bewähr te» Steuermännern eine gute Fahrt und gntes Fahrwasser, ge tragen non der vollen Sumpatkie und dem Patriotismus der >äch- siichen Bevölkerung." Es läßt sich dem hinznsngen. bas; die Be- arüßungsworte des Herrn Ministers v. Metzsch. der auch nicht mit einem Worte tatsächliche Forderungen des FiottenvereinS im lsinne einer Vennehrnng unserer maritimen Slrcitkräfte erwähnte, auch ans den »üchtcinslen Politiker den ausgezeichnetsten Eindruck machen mußten. Im übrige» sind diese Worte >c> auch vor der.Erörterung des Planes geipiochen worden. Inzwischen hat Herr (tzeneraimaior a. D Keim an verschie dene Blätter ivlgende Erklärung des Herrn RcicbStagsabgeord- »ctc» Müller-Fulda mit der Bitte um Veröffentlichung gesandt: Ich spreche mein Bedauern ans, die Person deS Herrn Generalmajors Keim in Verbindung mit General Bonlanger ge bracht zu haben, es lag mir durchaus fern, Herr» General Keim Eigenschaften ziiznlchrciben. wie man sie in Deutschland Gennai Bonlariger zuruschrciben pflegt. . Ich ging von der irrigen Voraussetzung a»S. das; Herr" Gene ral Keim in der Versammlung zu Dresden für seine Verton ge ipiochen habe, wählend ich jetzt eifahre. das; er im Namen des Gesamtvläsidillins des Deutschen FiottenvereinS den Antrag ge stellt und begründet hat. das; dessen Ilmsang bezüglich der Rosien auch weit lisiNer der von der Presse gebrachten Ziffer znrnckblkibt. Berlin. 21. April l!)04. gez. Müller-Fulda. Neueste Drahtureldungen vom 22. April Der Eisenbahner - Ausstand in Ungarn. Nachdem im Laufe des gestrigen Tages wiederholt Ver handlungen wogen Beilegung des Ersenbahner-Ausstandcs ge pflogen worden waren, teilten Komitcemitglieder den Ausstän digen mit, daß in Budapest und in der Provinz Hoffnung aus Wiederherstellung des Friedens vorhanden wäre. Ein Personen- und ein Eiljug, die gestern von höheren Beamten auf der Wiener Strecke geführt worden sind, haben an standslos die Strecke zurückgelegt und normalmäßig die Grenz station Marchegg passiert. Der Orsovaer Frühzug wurde bei der Station Porta Orien- lali« zum Stehen gebracht, indem Bahaarbeiter den Zug führer durch Steittwurse verwundeten. An mehreren Stellen wurden die Gleise aufgcrissen. Unter dem Einfluß des Ausstandes der Eisenhähnarbeiter ist m Dcbreczin eine große Streikbewequng >m Gange. Die Arbeiter der Tabaffabrist der Dampfmühle, der Werkstätten und der Waggonfabrik der Staatsbahn, Maurer und Zimmcrleate, Tischler und Schlosser stellten die Arbeit ein. Etwa 600t) Mann sind ausständig. Zur Ausrechterhaltung der Ordnung sind um fassende Maßnahmen getroffen. Weiter wird gemeldet: Budapest. Abgeordnetenhaus. Ministerpräsident Tisza erklärt auf eine Anfrage Nakowskys, es sei wenig Aus sicht, daß das Entgegenkommen der Regierung seitens der Eisen- bahnbeamten entsprechend ausgenommen werde. Es würden daher organisatorische Maßnahmen getroffen, um den Verkehr, wenn auch vorläufig in beschränktem Umfange, wieder mrfzu- nehmen. Falls die Eiscnbahnbeamten im Verlauf deS heutigen Tages nicht zu ihrer Pflicht zurückkehrten, würden von morgen an neue Kräfte an ihre Stelle rreten und für den Elsenbahndienst angeworben ivcrden, wodurch die Ausständigen selbstverständlich ihre Stellen verliere». Budapest. Tisza und der Finanzminister begeben sich heute abend nach Wien, um an der g e m eins a men Min i ster - konferenz teilznnebmen. Wien. Wie die „Neue Freie Presse" meldet, befindet sich der Landesverteidigungsminister für Ungarn, Generalmajor Niyri, in Wien, um dem Kaiser und dem Kriegsminister Vor schläge wegen der Mobilisierung deS Eisenbahnregi ments behufs Brechung des ungarischen Eiscnbahner-Ausstandcs zu machen. Eveniuell werden noch weitere Mobilisierungen er folgen, um Effenbalinbecimte und -Arbcktzw zu gewinnen, die der militärischen Disziplin unterstehen. Berlin. sPrio.-Tel.j Die Budget kam Mission des Reichstags setzte d>c Beratung der R ci ckssin a n zre^or m fort bei der gestern abgebrochenen Beratung de? z 1. Abg. Spahn Zentr.j beantragte folgende Fassung: „Unter Aufrechtcrhaltung der Ueberwelstlnaen der Reinerträge der Tabaksteuer und der Brcu'.niweinverbrauchrabgabe samt Zuschlag zu derselben, sowie der Stcmpclcibgabcn für Wertpapiere an die Einzclbundcsstaateu ist diesen auch der Reinertrag der Maischbottichsteuer zu über weisen, die Ueberweiinng des Reinertrags der Tabaksteuer und der Stempelsteuer ersolat nach Maßgabe der Bevölkerung, mit welcher die Einzclüundcsstaaien zu den Matrikularbeiträgen heran- gezogcn werden, die Ueberweiinng der Neincrlräge der Branni- tteinverbraucbscibgabe samt Zuschlag zu derselben, sowie der Maischbottichslcuer nach Maßgabe der matrikularmäßigen Be- Völker»»,,, »nt der sie zum Gebiet der Branntwcinsteuergemein- schait gehören. Ten Ueberweisunoen sind vorbehaltlich der end- gültigen Abrechnung zwischen der Reichskassc und den Einzel- floaten die im Art. 39 der Neichsversassung erwähnten Ouartal- auszügc bezw. Iastresabichlüsse zu gründe zu legen. Staats sekretär Frhr. v. Stengel crüärce: Stimme die Mehrheit den Svabnschcn Vorschlägen zu, so Halle er eine Verständigung für möglich. Eine Aenßcrnng des Abg. Speck lZcntr.) veranlaßt,: den Staatssekretär zu der Bemerkung, er habe,sich nur schwer entschließen können, seine jetzige Stellung zu übernehmen: er habe aber geglaubt, die Zustimmung der ausschlaggebenden Par teien zu finden. Wenn seine Hoffnungen getäuscht werven, wie er nach Specks Acußcrungen befürchten müsse, so werde er es sich überlegen müssen, ob er sein Amt noch weiter veibehalten könne. Nach längerer Debatte wurde der Antrag Spahn , mit 14 gegen 13 Stimmen angenommen, und zwar gemäß einem Untercmtrage des Abg. Dr. Arendt lReichsp.): unter Streichung der Worte: „der Tabaksteuer und". Weiterberatung Dienstag. Köln. Der Petersburger Korr-ffpondent der „Köln. Ztg." meldet: Der neu ernannte kommandierende Flottenadmiral erklärte, der Kampf mit den Japanern zur See sei eine enorm schwierige Ausgabe. Er werde die Auffassung seines Vorgän gers nickt teilen, vielmehr Kuropatkins Direktive folgen und die größte Geduld zeigen. Von Port Arthur iit der Admiral wenig erbaut: er erachtet Wladiwostok als Kriegshasen für geeigneter. Nach demselben Gewährsmann wurde der Statthalter Alexei eff zum Rücktritt angeregt, da die Dotierung des Statthalterpostens mit 160 000 Rubel während des Krieges eine zwecklose. Ausgabe für die Staatskasse lei. Essen lRnbrs. sPrio.-Tel.) Heute vormittag wurde die Leiche des in Borbeck ermordeten Lehrers Potmann unter ungeheuer großer Beteiligung zu Grabe gebracht. Bisher Hot die Untersuchung noch keine bestimmten Anhaltspunkte zur Er greifung der Mörder ergeben, auf deren Festnahme der Erste Essener Staatsanwalt, der auch die Nachforschungen an Ort und Stelle persönlich leitet, 500 Mk. Belohnung ausgesetzt hat. Es waren drei Personen, die den Mord ausführtcn, und Frau Potmann und den hiiizukommeudcu Polizisten durch Schüsse verwundeten. Der Polizist befindet sich auf dem Wege der Besserung. Kiel. Gestern abend machte ein aus Posen hier eingetros- " " " " " sich lerne soncn wurden durch Revolverschüsse verletzt. Die Verletzungen sind nicht lebensgefährlich. Der Täter brachte sich hierauf lebens gefährliche Messerstiche bei und mußte in die Akademische Heil anstalt gebracht werden. Wien. Acchivdirektor Negiernngsrat Tr. Thomas Fellner bat sick in einem Anfälle von Geistesstörung aus dem 4. Stock seiner Wohnung gestürzt und ist sofort tot geblieben. Dr. Fellner litt seit einiger Zeit an hochgradiger Nemaflkenie. Kunst imd Wissenschaft. -f* Königl. Hofschauspiel. Nicht das Gefühl, leidiger Berufs Pflicht mit dem Registrieren von ein paar Neubesetzungen ge nügen zu müssen, war es, das die Kritik gestern ins Neustädter Haus trieb, sondern das aufrichtige Bedürfnis, nach all den naturalistischen Erschütterungen, die in den letzten Wochen das Repcrtoir des Königl. Schauspielhauses gebracht, wieder einmal die Höhenluft Shakelpearescher Poesie zu atmen. Man gab des Briten „Hamlet", sein höchstes und reifstes Drama, in dem der Dichter den ganzen N- ichtum seines Innere», die ganze Vielseitigkeit seiner Natur in dem schillernden Glanze poetischer Masken offenbart, hinter denen immer er und wieder er kcrvor- schaut. Hamlet ist Shakespeare: jedes seiner Worte ist darum sprühendes Leben, „Was Hamlet innerlich erlebt, auch wenn cs im gewöhnlichen Gange liegt, in dem Drehrade der mensch lichen Geschicke: das sagt und bedeutet ihm etwas, das offenbart und enthüllt ihm die Beschaffenheit der Welt und der Mensch heit. Tief und originell, wie seine Eindrücke, ist die Art. wie er sie ausspricht. Dies macht ihn so unbeschreiblich interessant, daß man aushorckt, so bald er redet," — so saßt den Zauber, der von der einzigartigen Persönlichkeit des Däiicnprinzcn ausgeht, Kuno Fischer treffend zusammen. Dieser Gestalt Leben zu geben im Hunten Reiche bemalter Leinwand, wird ewig ein Stück Schau- spielersehnsucht bleiben, deren Erfüllung für alle darstellende Kunst ein letztes größtes Gelingen bedeuten würde. Aber nicht nur die Verkörperung itcs Titelhelden, dessen edle Renaissanceaestalt Friedrich Nietzsche in seiner „Geburt der Tragödie" so tiefsinnig mit dem dvonisischen Menschen vergleicht, fordert Außergewöhnliches von dem Schauspieler, auch die übrigen Figuren der Trngödirveil,innen mehr als gewöhnliche Maße. Sind es doch Halb mittelalterliche, halb moderne Menschen, die in ihrem Rembrandischen Helldunkel schwer z» fassen sind, deren Reden und Schweige» wahrlich nicht leicht zu deuten ist. Eine dieser diffizilen Rollen, mit die wich tigste im Stuck, war gestern abend neu besetzt: die Königin spielte Frau Voigt - Aly. ganz gewiß nicht überwältigend, aber immer hin besser als man die viel Umstrittene sonst auf den Brettern dargestellt sieht. Die „schöne 'Majestät von Dänemark" sah gut aus, trug sich mtt einer gewissen königlichen Würde und sprach mit ihrem Salbcich-O-rga» recht intelligent. Dte große Szene mit Hamlet im vierten Akte entbehrte sogar nicht estriger glücklich herausgearbeiteter Details, die andere Darstellerinnen dieser Rolle, deren passive Elemente recht ichwer zu überwinden sind, kaum be merken taffen. geschweige denn in Helles Licht zu rücken wissen. Freilich zur höchsten Eindringlichkeit kam die Rolle, die »ns leider Pauiine Ulrich schuldig geblieben ist, auch bei Frau Voigt-Alp nicht. In den wenigen eindrucksvollen Szenen, die ihr der Dichter , eiiigcränmt, muß sie io machtvoll wirken, daß man Hamlets unend liche Trauer über ihren tiefen Fall verstehen soll, der das eigentliche dramatüche Agens sür den Fünfakter bedeutet. Weiche Künstlerin veiinag das? Kritikeriehniuchl! — Und dann dreier König, der »eben des edlen Hamlet melancholiichcr Majestät noch eine leidliche Figur machen soll, dem wir es gianben müssen, daß er die schöne, icheinbac lngendianre Königin zu fluchwürdiger Eheircung verleiten konnte, den sich der Dänen kluges Volk, wenn sieistch nur für kurze Zeit, ausrwinge» läßt. — auch er verlangt kur die Repräsentntio» einen ersten Schnnspieler. Herr Froböse ist ei» ivicher Gernde sein Elnndius beweist das, wenn sich der Most seiner Manier auch manchmal noch recht absurd gebcstdet. Aber eS ist Feuer und Nerv in ihm, Kühnheit und Originalität, die sich nur hüte» muß vor eitel Effekthascherei, die mehr i» der Innerlich keit ihre Stärke beweise» sollte, wir sie neuerdings Herr Wicckc seinem Hamlet mit entschiedenem Erfolge zu geben bemüht ist. Durum vermag der Künstler auch dann, wen» er. wie geiler» abend, nicht gerade zum glänzendsten disponiert ist, noch große Eindrücke im einzelnen zu geben. Anfangs etwas sehr nervös und fahrig, io daß ihm selbst bine Texischnitzer »nterlieken (Schreibtnscl her!!), spielte er sich mehr und mehr i» die „Stimmung" hinein, um gegen Schluß deS Dramas pi», iiamenilich in der Szene mit der Mutter, ganz aus der Höhe seiner Kunstierschtist z» stehe» Von den übrigen Spielern der Dichtung soll der völlig in lpistcher Schönheit ausgehenden Ophelia von Frl. Pölitz zuerst gedacht werben. O, daß doch ein Abglanz ihrrrPoesie ausHerrn Gebührs Laörtes geiallen wäre, der io gar nichts vom Antipoden Hamiets an sich hatte und überdies wn»dcriich peischininkt anSiah. 'Neu war wohl der FortinbraS deS Herrn Everth, dessen hohe Er scheinung gut für die Verkörpern»« des kühne» Nvrwcg passen will. — Wen» trotz so viel des Ruhmüchen kein sonderlicher Staat mit unserer ,Haiiilet"-A»ffi>I»uiia zu machen ist, so liegt das a» der recht wenig glanzvollen Inszenierung de? Stückes, die niemand — wir wissest es — schmerzlicher bedauert als Herr Oberrrgissenr Lewr» ger. ES muß doch in Nenstadt cnstetzück an Bargeld fehlen, wenn sich nicht wenigstens ein paar Dutzend leidlich Wechte Kostüme bcickaffe» lassen für das Gefolge der däniichen Majestäten, das gestern Abend wieder „ichaudervoll. I höchst schandeivoll" aiis'ah. Auch in dekorativer »nd in manch' > anderer Hinsicht vräsriilirrt sich ddr.Hainiet" bei »nS nicht so, wie »ia» eS dem »»bcgrciflich Hobe» Werke wünschen mochte, an dcm, dte Jahrhunderte weiter dichten werden, jo lange ein höchstes! Schicksal den Menschen zu erheben und zu zermalmen vermag, und das dann» in die Jahrtausende weiter leben wird bis ans Ende aller Literatur. >V. Nach St. Lonis! I. «Nachdruck verboten.) Reisebricsc von Paul Lindenberg. Sla Vow des „Kaiser Wilbelm II." — Auf daher See. — Unsere Rcite- geicUichLtl — Die Wcl»i»ssicll»na am Miisitiippi. — Getäuschte Hoss- nungen. — Einfahrt in Ncwyork. — Die Herren Zollbeamten. — Erste Eittbritcke. Br! das war keine gemütliche Ueberfahrt ans dcm ,,Kaiser Wilhelm II."! Wind und Wellen sangen uns oftmals in den Schlaf, erweckten uns aber auch ebenso oft aus demselben, und dann lauschte man nicht nur der erhabenen Sprache des MeercS, sou- der» auch dcm geheimnisvollen Raunen und Flüstern des Schiffes, das in allen Teilen ächzte und stöhnte, wenn in uwnnigsachen Schwankungen sein machtvoller Körper sich auf- und nieder- bewegte. Ein prachtvolles Schiff, wie schöner und sicherer kaum je eins zuvor den Ozean durchschnitten! Praktische Brauchbarkeit vereinten sich mit gewähltem Luxus, um ein Ganzes zu schaffen, das em Wunderding menschlichen Empfindens und rastlosen Stre- bens bedeutet. Eine Stadt für sich, dieser gewaltige Koloß, der weit über 2000 Menschen birgt, deren Anwesenheit — und dies erweckt immer wieder Staunen! — man kaum verspürt, ebenso wenig wie dos Vorhandensein der mehr denn 600 Köpfe zählen den Besatzung. Hier und da der Kapitän zu erblicken, dieser und jener Offizier, ein paar Matrosen und Schiffsjungen, einige Stewards, das ist alles! Aber in dem tausendfach zergliederten Leibe des Ungeheuers wirkt und schafft es ununterbrochen, damit uns die klug gebändigte Kraft der Maschinen innerhalb eines Tages- und Nachtlaufes 600 Seemeilen vorwärts treibt und wir binnen 7 Tagen das ferne Ziel erreichen, wozu früher ebcnso- viele Wochen erforderlich gewesen, und damit die Fahrgäste an leiblicher Atzung all das erhallen, was sonst nur ein Hotel erste» Rane cs zu bieten vermag. Ein oft gesehenes^ und doch immer von neuem überraschend fesselndes Bild, der Speisesaal der ersten Kajüte zur Abendzeit,
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