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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-09-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187009294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18700929
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18700929
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler: Zählung springt vom Vortag S. 8784 auf S. [9085]ff.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-09
- Tag1870-09-29
- Monat1870-09
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.09.1870
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VV86 !> Ta-esgeschlchMche Aeberficht. Straßburg hat am 27. September Abends 9 Uhr capi- tulirt, daS ist die frohe Kunde, welch: heute alle Herzen mit Freude erfüllt. Mit diesem starken Bollwerk ist Frankreichs Herr schaft über den Elsaß tatsächlich völlig zu Ende, und hoffentlich wird die uralte Stadt nun wieder, was sie Jahrhunderte laug mit Ehren war: eine deutsche Stadt — für immer. Nähere Nackrichten über die letzten Vorgänge fehlen noch. Der „Preuß. StaatSavzeiger" meldet: Ihre Königlichen Ho heiten die Kronprinzen von Preußen und Sachsen haben die Hauptquartiere der III und der MaaS-Armee in den Schlössern zu Versailles und zu Grand-Tremblay genommen, um so vom' Südwesten und Nordosten der französischen Hauptstadt auS die Tbätigkeit ihrer Heere zu leiten. Diese ist eine defensive, in sofern als der CerniruvgS-Armee die durch die Verhältnisse ge botene Aufgabe obliegt, ihre eigenen Verbindungslinien zu sichern, eine offensive, als sie nicht nur den direkten Angriff auf die Befestigungen zu unternehmen, sondern auch jede zu Gunsten der Cernirten etwa ins Werk gesetzte Unterstützung derselben zu ver eiteln hat. Zwei der drei vorerwähnten Aufgaben fallen großen- theilS der Cavallerie zu, welche dieselbe um so besser zu Ofen im Stande sein dürfte, als keine operationsfähige Armee mehr vor handen ist, welche eine Theiluvg der deutschen Kräfte vöthig machen würde. Die Aufstellung der Paris umschließenden Trup pen läßt bis jetzt kaum einen genaueren Schluß über die Wahl de- AngriffSpuvcteS zu, welcher durch die Lage der Befestigungen wi, des Terrains am meisten bestimmt werden dürfte. Die Südfront wird auf dem linken Seine-Ufer von den Fort- d'Issy. de VauveS, d'Arcueil, in der Mitte von denen de Bicetre und d'Iviy und östlich, zwischen der Seine und der Marne, durch daS Fort de Clareuton und di südlich deS BoiS de BincenneS gelegene Rrdoute de Gravelle gedeckt, während theilS zwischen, theils vor oder hinter den Werken von Westen nach Osten die Dörfer Meudon, Clamart, Issy, VanveS, Montrouge, CHL- tillon, Bagneux, Gentilly, Arcueil und Ivrh liegen. Die Eisenbahn nach Orleans, die Kaiserstraßen nach Fontaine bleau, d'Orsay und Versailles durchziehen diesen Theil de- GefechtSfeldeS, dessen einzelne Fort- den großen Nachtheil haben, daß sie von den bis etwa 4000 Schritte an sie heranlretenden Höhen völlig dominirt werden. Stärker als diese Südfrovt, so wohl durch die Menge wie die Wichtigkeit der angelegten Fort-, ist die deS Öfter S, zu deren Deckung eine ganz besondere Sorg samkeit vier starke Fort- nebst eben so vielen Redouten in dem Terrainabschnitt errichten ließ, welcher südlich durch die Marne, nördlich durch den Canal de l'Ourcq begrenzt wird. Bon diesem b,S wieder zur Seine beherrschen daS Fort d'AubervillierS und die dreifachen Befestigungen von St. DeniS daS Terrain, welchem gegenüber zur Zeit die MaaS-Armee zuerst Fühlung vor der Hauptstadt mit dem in dieselbe rückwärts sich concentrirenden Feinde gehabt hat. Verfolgt mau die Umgebungen von Paris in dieser Weise Weiler, so kommt man au einen Terrain-Abschnitt, der auf seiner ganzen bedeutenden Länge von der Seine bei St. DeniS bi- südlich Versailles nur von den Beftstigungen auf dem Mont Valirien geschützt ist. Nord- wie südwärts desselben sind zwei Lücken in den Befestigungen, die hier durch den Lauf der Seine und daS BoiS de Boulogne auf deren rechtem Ufer ersetzt werden sollen. Die südliche Lücke liegt zwischen Store- und St. Cloud; die Höhen bei GarcheS, einem Dorfe westlich von letzt genanntem Orte, erleichtern hier einen etwaigen Angriff, paraly siren ein wenig daS Feuer der von ihnen um einige MetreS do minirten Forleresse de Mont Valerien, gestalten aber nicht, die Stadt selbst mit Geschossen zu erreichen. Berhängnißvoller für die Verteidigung der Hauptstadt könnte die nördliche Lücke werden, welche von dem Dorfe Courbevoie nördlich bis nach St. Ouen reicht. Die Seine in der Front, ist der Angreifer im Stande, von Genne- villerS ab in weitem Halbkreise bis an die Straße nach Lille auf den St. Dem- überragenden Höhen seine Batterien aufzustellen. Bei Argentueil und gegenüber St. Ouen können leicht Feldbefestigungen angelegt werden, von denen auS die Werke vou St. DeniS teil weise sogar in der Kehle zu beschießen und ferner mit Leichtigkeit die Quartier- St. Honorö und l'Eveque zu erreichen sein würden. Die linke Flanke der bei Argentueil etwa über die Seine ge gangenen Truppen, die diesen Ort mit Leichtigkeit als paffagereu Brückenkopf eivrichten können, kann durch Erdwerke um la Ga- renne vortrefflich geschützt werden, so daß jede- offensive Vorgehen vom Mont Valerien auS zu hindern sein würde. Sobald die Beschießung der Werke von St. DeniS in der Kehle erst ermög licht, d. h. deren Verbindung mit der Stadt unterbrochen ist, find dieselben unhaltbar; südlich GenvevillerS und bei ASuiöret können sodann Breschbatterieu errichtet werden, deren Wirkungen die vorliegenden Stadttheile kaum zu widerstehen im Stande fern, die aber nach dem Falle der fast isolirten Werke von St. DeniS immerhin den Weg in dev nördlich der Seine gelegene» Theil von Pari-, in die Geschäft-- Stadttheile Montmartre und St. Martin bahnen und da- Eentrum der Stadt, die Tuilerieu, daS Louvre unserem Geschützfeuer blo-legen würden. Nachträglich will man tu de» Kreise« der jetzige« Gewalthaber m Pari- die unumstößlichste« Beweise erhalte« haben, daß, wenn die Republikaner mit dem Sturmlaufen auf da- vorige Regiment nur ein paar Tage gezögert hätte», sie und überhaupt die hervor ragende» Gegner Napoleon- mittelst einer neuen Auflage de- December-Staatsstreichs auS Frankreich hinaus nach Cayenne und wo sonst der Pfeffer wächst spedirt worden wären. AuS den vou dem jetzigen Polizeipräfetten Kiratry in der Pariser Präfectur gefundenen Papieren gehe hervor, daß der Streich auf den 8. September Abend- angesetzt war. Alle Agenten Pietri'S seien bereit- von dem Grafen Palikao dazu requirirt gewesen. Man wollte die Mitglieder der Linken und sonstige liberale Persönlich keiten nach MazaS schleppe», Palikao sollte sich zum General- statthalter de- Reich- auSrufen und dann in solcher Eigenschaft Namen- der Regentschaft mit Preußen unterhandeln. Gleichzeitig mit Paris sollte namentlich auch Lyon gründlich gemaßregelt werden. Ein dort erscheinende- Blatt, der „ProgrLS", will darüber auf Grund der in der Rhonepräfectur in Beschlag ge- nomme teu Papiere folgende- Nähere verbürgen. ES wurden dort eine Menge BerhaftSbefehle gefunden, und zwar in doppelter Ausfertigung, damit zwei Agenten die Verhaftung der proscri- birten Personen zugleich vornehmen konnten. Die Mandate waren im Namen de- Präfetten auSgefertigt und eS fehlten ihnen nur noch die Unterschrift und da- Datum. In dem Augenblicke, alS die Präfectur gestürmt wurde, sollten dieselben verbrannt werden, doch wurden noch etwa 460 den Flammen entrissen. Im Ganzen möchte ihre Zahl gegen 1500 betragen haben. AuS dem Hauptquartier vor Pari- schreibt Wachenhusen der ,,Köln. Ztg/': Den Grafen BiSmarck steht man seit einigen Tagen tu der Uniform eines Infanterie - OfficierS. Aller Haß sammelt sich nämlich auf seinem Haupte: er allein ist schuld an dem Kriege; er war eS, der Napoleon zum Kriege verleitet hat, der also an all dem Elend schuld ist. Dem Könige will Niemand Übel hier, aber ihm habe» sie hier schon an die Thüre seine- Hause- das Lismarek!" geschrieben. Wie tief dieser Haß in da- Volk gedrungen, davon gab mir schon i» RheimS die sonst sehr sauste Köchin de- Hause- ein'Beispiel, in welchem einer meiner Freunde «inquartiert war. Sie war ein liebe-, gute- Geschöpf und über die Zeit der Passionen hinaus. Sie hatte nicht- gegen den König, gegen die Preuße», aber, betheuerte sie mit leuchtenden Augen, wenn ihr Bismarck begegne, werde sie ihn mit dem Küchenmeffer niederstechen. Ueber die Zustände i« Lyon giebt neuerdings da- „Salut Public" unerquickliche Detail-. DaS Journal erzält, daß der auS den jüngsten Wahlen hervorgegavgene Mumcipalrath den größeren Theil der in Haft befindlichen kaiserlichen Beamten frei gelassen habe. Denselben wurde dringend empfohlen, sich sofort aus der Stadl zu entfernen, ohne daß sie auch nur ein Wort über die Veranlassung ihrer Verhaftung hätten erfahren können. Einige sitzen sogar noch im Gefäuguiß. DaS „Volk ^ von Lyon faßte jedoch die theilweise Freilassung als Berrath auf, versammelte sich und beschloß, seine neuen Gewalthaber, den Präfectev, den General-Procurator, de« Procurator der Republik und mehrere Stadträthe gefangen zu nehmen und sich de- Hotel de Ville, d. h. der Gewalt, wieder zu bemächtigen. Der Procurator der Re publik, ein wohlbekannter Republikaner, eilte herbei, um diese Versammlung aufzulösen, ward jedoch festgehalten und erst wieder freigelassev, als man mit Ei»schreiteu der Nationalgarde drohte. Bor Kurzem war die Accise aufgehoben worden. Da nun alle seither angewandten Mittel, die solcherart entstandenen Ausfälle zu decken, sich als ungenügend erwiesen, so hatte der Stadtrath neuerdings beschlossen, zu einer ZwangSavleihe von dreißig Millionen Frauken seine Zuflucht zu nehmen. Zur Aufbringung einer so bedeutenden Summe hätte auch der kleine Besitz heran- gezogen werden müssen und stieß die Maßregel in Folge dessen auf einen so allgemeinen Widerstand, daß von der Ausführung Abstand genommen wurde. Die Behörde schrieb statt dessen vor läufig eine freiwillige Anleihe vou 10 Millionen Franc- au-, unter Berufung auf den Patriotismus. Ob dieselbe zu Stande kommt, bleibt abzuwarte«. Die Bedingungen, «nter welche« Graf BiSmarck Herr« IuleS Favre eine» Waffenstillstand zugestehen wollt«, werden so« i wohl in London wie in Petersburg maßvoll gesunde«. Die- ist >hl . , - auch wohl begreiflich. Graf BiSmarck verlangte nur die Siche rung der deutschen HeereSverpflegung. Straßburg und Toul flud ohnehin seitdem gefallen und Verdun hatte um gerade wegen jener Verpflegung emigen Werth. Dagegen wäre die Annahme jene- Waffenstillstandes auf französischer Seite in politischer Be ziehung aar nicht sehr vortheilhaft für Preußen gewesen. Man braucht sich nur zu vergegenwärtigen, daß während der Waffen ruhe die Arbeiten der constituirendeu Versammlung abzuwarte« und unsere Armeen in der Zwischenzeit uvthätig vor Pari- ge bliebe» wäre«, um zu erkenne», daß die Lage für Preußens« diesem Falle nicht- we»iger al- glänzend war. Graf BiSmarck hat daher mit dem Anerbieten einen Beweis de- Entgegenkommen- gegeben. IuleS Favre zeigte durch die Ablehnuug de- Waffen stillstandes, daß eS ihm b3 tdeS, daß eS ihm bei dem Schritte, der ihn in da- preu ßische war. keit sei würd« erhalt, provis, Preuß verfass scheint dieser I, gen ft c mache Nopol zu: u gegen durch die ü Cäsai dulde euch! die- bedai inübe ternh tuger Wech 8 I s nicht wäh alle von da- und i-l« uns hat. Feu hock fort schl' In M, avt mit Ga »er wä wo Li< Si mc H da eu 8« ge w K m s' g ri v f' l
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