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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 12.05.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19040512024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1904051202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1904051202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-12
- Monat1904-05
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einfachem Stil erbaute Villa unter alte» schattigen vaumwipieln. mit den Pergolen und BlamenpoiterreS. drdeutet für den Monar chen eine Sltitte teurer Eeinnerungen und delchaulichen Genleßen». ES ist nicht die Pracht eines Herrscherpalastes. rS ist die einfach vornehme Behaglichkeit des Hause» eine» distinameiten Pnoat- Mannes, in wksider dkl »onig sich hier glücklich fühlt. Da- ent spricht feinen, auf alle» Einfache gerichteten Sinn. Mit Sva»>rr- gcingen und Au-fahrten pflegt er hier leine Gesundheit zu stärken Dle Ruhe de» Ländlichen, der Gelang der zahlreichen Vögel, die Hvllunderdülte. die immer erneuerte Fülle edler, blühender Ge wächse sind ihm ein« Eiquickung. Hier gedeiht kein Lchranzen- tum. ES gibt wohl kaum einen Herrscher, der höfische Schmeichler io stark verachtet, wie dieser oft genug verkannte Fürst. König Georg führt wie bisher rin auf die Minute genau geregelte» Leben. In vielem ist er lein eigener Ar,t Mit peinlichster Sorg falt beobachtet er seine gesundheitliche Verfassung, und io einfach und würdig er sich bewegt — wie so völlig gegensätzlich in aller Prätenlion spaziert der hohe Herr mit seinem gelben Snohhüte durch die schmucken Umgehungen Von Hosierwitz — so einfach und würdig ist auch die Ausstattung srtneS Heim». Alles einfach, doch gediegen und von innerem Werte Nirgends Luxus londeu. ,ahrr) — 25.28 Prozent zur Eintrrlbu» mten. In dg, den ovcv geoirgen uno von innerem rverre veirgenos x.'»xus londeu, Förderuno der St man möchte sagen, bürgerlich bescheidene Begnemlichkeit Die! Iabrestaa ihres einiäl» edlen Geinälde a» den Wänden verraten allein, daß hier nicht »>i^ Der ^Obmann, Herr i^c Rttalledern vertraulich zugedendeu Schuldneilisie käme,, im letzten Zereii -iahre 443 Schuldner mit inSgesatnt 1K <88 Matk uneiii- briiiglichen Fo»de,u„grn zur Perösseuttichuna. um damit die Mit glieder vor den Betreffenden zu warnen. Mich wurden 1ll6 Aus künfte über Kreditwürdigkeit »on Geschäfts- und Privatleuten er» teilt. Der argenwirtige Mitgliederbestand beträgt 1687. er bat sich in den setzten b Jahren fast verdoppelt, immerhin wäre aber zu wünschen, »atz dem Vemn noch mehr Mitglieder au« Handels-u>>d GewerbStreileu angeböreu möchten. Da« E ntrittsgetb betiägt 3 Mark SO Pfennige, der Jahresbeitrag nur g Mark. wo gegen zweimonatlich die vertrauliche Schnldnertiitr unentgeltlich zugkstrUt wird. Anmeldungen werden angenommen im Inkasso« bureau de, Schutzgemrinlchait für Handel und Erwerbe. Webe,« gasse 28. 1. Etage recht«, welNäzfftch von 10 bi» 3 libr. —* Die sächiiicben Arrrtrvereine zächlten Anfang diese» Jahre- 1073 Mitglieder. Davon kommen auf Dre-den- Siadt <28 »ns Leipzig-Stadt 331. aus die AlutSha»vl,na>liischast Leipzig l>3 aus Chemnitz-Stadt IlO. —* Die hiesige Ortsgruppe des Roland. Vereins,u mit einem solchen an einem Knrvite veitauichen. Die mit einer Reis« verknüpften Unbeauemlichkeiien. Velchiäiiknnge» bezüglich der Bediriiuiig. schrecken den hohen Herrn weit weniger, als die nicht ganz ,u umgehende Veränderung von Lebensgewohnheiten und die Beschwernisse, welche sich der Verwirklich Wunsches, am Kurorte ganz als Privatmann angeiehe-r entgegenslelle». Monarchen könne» eben mir schwerlich auf Respektierung solcher Wunsche rechnen. Davon gibt es manche Beispiele zu erzählen. König Geoia selbst wird wohl „nt veiniichen Empfindungen an die Zudringlichkeit des .ticmdenvnbliknmS am Gardoimer Landnngsolatze zmückdenken. Mitte» in einem wah>e» Menichengetnmmel stehen z» müsse» und migezählte photographi'che Apparate auf sich gelichtet zu sehen, das erhöht nicht gerade die Stimmung.- —* Die zweite Deputation der Ersten Kammer beauiragl, die Kammer wolle in Uebereinslriiimuna mit der .Zweiten Kammer beschließen: 1. Titel 9, Neubau des S tändehauseS. einschl eßlich der Nebenanlagen flehte Rates, mit 1331000 Mk. nach der Vorlage zu bewilligen: 2as daß von beiden Kammern eine gemeinschastttche Z wische ndeputa- lion nach Maßgabe des tz 114 der Verfassungsurkunde in Ver- ammkunde. feierte am 9. Mai den rigen Bestehens durch eine Festsitzung. eine kunstsinnige, sondern eine .eiche Ja,uliie mir großer Tiadiison dieser ^SGuna AUienenen* unter' d«r«n"^ch'iab?rei^e Ebrem !^?"!....?^.^!^ wu>de^im^ ringen dwftn reizeiibkii Auseiilhali ^äste befanden: Ihre. Exzellenzen die Genrraileutnarris ^rhr. v Kyrn, o. Zeschan. Generalmaior v. Friesen, Künial. Kammer- Herr Zeremonienmeister Viktor Graf v. Rer, KönÄ- Kammer- Herr Freiherr v. Si'örcken. Gebe»,,rat Oertel. Landgerichlspräsi, dcut v. Vche, Direktor der Geheslistling Dr. Dr. Petermann, j Piarrer Blanckmeister n. a. Herr Professor Dr. He"d«nreich, ! ^ür Adelsanaelogenheiten im König!. Ministerium des verllch an, Innern, sprach in Il/zststndiger freier Red« über: „Urkundliche Quellen zur Familiengeschichte". In erster Linie j kommen hierbei in Betracht die gedruckten Hilfsmittel, die münd- siche Ueberlieserung und ihre gelegentliche Fixierung in Familien bibeln, Adels-. Freiherrn- und Grafendiplomen, ferner die monu mentalen, heraldischen, iphragiftischen Quellen und namentlich die Kirchenbücher, deren Quellenwert und Bestand im Königreich Sachsen von Pfarrer Blanckme ster in mehreren Arbeiten er örtert ist. Große Schwierigkeit bietet der mittelalterlichen Fainisieilforschuna die damalige Namengebung. Hervorragend interessante Quellen, insbesondere auS dem Mittelalter, sind die Totenroiel», ..die Bücher des LebenS" und die Nekrologien. ferner die Traditionsbücher und urbarialen Aufzeichnungen, die Rech nungen, namentlich die Stadtrechnungen, die Stadt-, Gerichts Vichnlvf» sind »wsi Bursche» von 14 utü» 16 Jahren «,f« a« »rlfse kl worden, welche Mit Revolver, Jnfanterie-Seiten- gewehr und einem -roßen Fleischermesser bewaffnet waren und angaben, nach Amerika flüchten zu »vollem da man sie beschuldige, eme strafbar« Handlung begangen zu haben. Anderen gegen- über halten sie auch die Absicht kundgegehep, an dem russisch- mpariischen Kriege teilarbmen z» wolleq. In einem «rüf, an ihre Eltern haben sie jedpch zu erkennen gegeben, da- sie sich au« obigem Grund, da» Leben nehmen wollen. Der Jünger» «st seinrr Mutter zugefthrt worden, während der Men wegen begangener Straftaten in Hast geblieben ist. -"L'L tev bewi der Bewu- von der worden. ^ das Gleis kur, vor dem Motorwagen, rechtzeitig halten konnte -* Schwurgericht. Der 18<S in Mülsen-St. geborene, in Dresden wohnend« Buchhändler Otto Alban Grch erscheint unter der Anklage des Meineids vor den Geschworenen. Die Anklage vertritt StaatSanwalt Dr. Gerhardt, di« Ver- teidigung Wrt Rechtsanwalt Justizrat Dr. Handlung Obcrmediz ' ,n ermtwchen auf°dem^^ar^ttfußböbm^ »» liegen. Ar^t v^razilaßtr die Urb rn nach dem rankenh * Friedrichstraße ist heul« mittag «in Lastwagen r elektrischen Straßenbahn «»gerannt gnd zertrümmert i. Der Pagen wollt, in einen Hof einfghren und kreuze in Dresden «,n Buchhandlungsgejchäft, nachdem »r vorher u Konkurs geraten war. Er wird beschuldigt, in einem Zivil Prozesse mit einer Berliner Firma am 4 März d. I. vor den Amtsgericht,eine falsche Aussage esiyen ärz d. I. vor dem mit einem Eid« bc- ichandlung von 2 « ^ v» ^ 7 1 r»» « - ttZ r» L Etz St « «r r» A 6- die Ausgestaltung des äußeren und inneren Ausbaues zu wählen ist: lsi in diese Zwischendcpuiation nach erfolgter königlicher Genehmigung seitens der diesjährigen Kammer 5 Mitglieder zu wählen und ihnen 3 Stellvertreter, und zwar einen ersten, ziveilen und dritten, beizugeben, die für den Fall der Behinde rung oder des Ausscheidens eines wirklichen M tglieds in der Reihenfolge ihrer Stelle zu den Sitzungen der Deputation mit Stimmrecht zuzuziehen sind. —* Gegen die Verordnung der König!. KreiShanptmcm"schast zu Leipzig in Seuchen des Aerztestreiks vom 7. Mai bat der Vorstand der Ortskrankenkasje beim Ministerium des Innern Beschwerde eingelegt. —* Ter Gesamtvorstand des Verbunds sächsischer Industrieller nahm in se „er am Montag in Dresden unter Vorsitz des Herrn Franz Hostmann- Tresdeu abgehaltenen Versammlung Stellung zu der Begründung eines Deutschen Ärbeitgeberbundes. Allseitig wurde zunächst bedauert. daß die Be- gründung eines allgemeinen Arbeitgeberverbandes, unabhängig von jedem wirtschastspolitischen Verein, als gescheitert angesehen werden müsse, seooch zugleich betont, daß der von der gesamten deutschen Industrie so lebhaft begrüßte Gedanke des Zusammen schlusses aller deutschen Arbeitgeber nicht an der mehr äußer lichen Frage des Vorranges dieses oder jenes Verbandes scheitern dürfe. Der Vorstand wird daher der Aufforderung des Zentral verbands deutscher Metallindustricller zu erneuten Verhandlungen über die Bildung einer freien Vereinigung derjenigen Verbände, welche sich der Hauvtstelle des Zenlralverbands deutscher Industrieller nicht direkt anschließen wollen, Folge leisten in der Hoffnung, daß ein Weg gesunden werde, um ein einheitliches Zusammenwirken aller deutschen Verbände in dieser Frage zu ermöglichen. Do ein Teil der Mitglieder des Verbands Fach- verbünded angehört, welche sich besonders der Streikabwehr wid men. so winde ferner beschlossen, durch Rundfrage an die Mit glieder festzustellen, welcher Teil der Mitglieder einem hierfür tätigen Fachverband oder Arbeitgeberverband noch nicht an- gehört, für welche Mitglieder alsdann der Verband sächsischer Industrieller die Vertretung auch in dieser Frage übernehmen würde. geineinschaft für Handel und Ge r .. . -a-o- n - e „ ... »»d Lefmbücher. sowie die verschiedenen mit der Belehnung zu- b ndung nur 8z 34 sig. der Laiidtagsordnuiig zur Entscheidung sammenhängrnden Beurkundungen. Für die zuletzt genannten über wichttg« Fragen des ,LtandehausneubaueS, insbesondere über Quellen ist ,n dem soeben veröffentlichten Werke von Archivrat Dr. Lindert und Archvsekretär Dr. Beschornrr über das Lohn buch Friedrich des Strengen, welchem eine von dem erstgenannten Verfasser verfaßte Einleitung über deutsch« Lehnbücher beigegeben ist, eine Fundgrube allerersten Ranges geschaffen worden. Illustriert wurde der Vortrag durch eine große Anzahl aus- liegender Urkunden, Bücher, Stammbäume, Ahnentafeln und Photographien einschlaaenden Inhalts. Der Vortragende ae- denkt, die berührte» Gegenstände ausführlich in seinem Buche: „Quellen und Hilfsmittel zur Familiengeschichte" zu behandeln. Dieses Werk soll mit Unterstützung des „Roland" 1905 bei B. G. Teubner, Leipzig, erscheinen und wird nicht nur alle Quellen und Hilfsmittel zur Erforschung adeliger und bürgerlicher Familien erörtern, sondern zupleich auch einen ausführlichen historischen Kommentar zum sächsischen Adelsgesetz vom 19. September 1902 darbieten. — Die letzte Sitzung der hiesigen Ortsgruvve vor der Sommerpause findet Montag, den 13. Juni, statt. Anmeldungen zum Beitritt nimmt der Vorsitzende des „Roland", Professor Dr. Unbescheid, Lüttichaustraße 11. entzogen. — * Eine ichöae Evrang vollzog der Turnverein für Neu- und Antonstadr am Dienstag in keiner Berrins- turnballe. Alaunstraße <0, durch Verleihung der Ehreiimitgliedschast an seinen scheidenden verdienstvollen 1 Vorsitzenden.Herrn Prv'ei'sor Dr. Hankel. Vor entvnllier F ibne hatten die Turner Aufstellung genommen, während von den Galerien etn reicher Damenflor leine Teilnahme bekundete. Nach Gelang des Liedes .Das treue, denliche Herz" seitens der Bereinslängeikchait übe»reichte der 3. Voisiyriide, Herr O- Becke, dem Gefeierten die künstlerisch n»sgestaltete Urkunde, dir dieser mit sichtlicher Rührung und Firnde in Emvtaiig nahm, zugleich seinen lieben Tnuiern in an erkennenden Worten den Drink ansiprechend. Da- Lied „Goit grüße Dich" und ein Vorbeimarsch der Turner vor ihren, jüngsten Ehreninitgliede beendeie die allen Teilnehmern unvrrgexliche Feier, an die sich das Probetnnic» für das am Himmelfahitüluge vl ltattfindende Schnnknrncil anschloß. —* Mit der in dex Nacht zum Dienstag verstorbenen Frau Alma Ilm, der Inhaberin einer der vornehmsten Dresdner Fremdenpensionen, ist eine Persönlichkeit dahinqega>ngeri, die sich „ einer einmütiaen und allseitigen Beliebtheit erfreute. Besonders d:e amerikanische Kolonie betrauert in ihr die Freundin vieler - studienhalber allein hier weilender junger Damen, die in dem Werbern D?es^en beschloß mit ihrem am 3l März gh-! Hause der weltgewandten Frau em Heim, Rat und Unterstützung gelaufenen Venvaltungsjahrr den Zeitraum ihres lOjährigen Be.' wnden. Die Feite, welche Frau Ilm m Gemeinschaft mit ihrem ltehens. Ter Verein hat in dieser langen Reihe von Jah.en I Gatten, dem Mitinhaber der Pension, alljährlich veranstaltete, wesentlich zur Besseinng der Krediiverhalln sie tn den heim kche» um ihre Gaste sich naher zu bringen, und der denen sich stets Nrcilen beigettagen nnd seinen Mitgliedern aanz rewettable ^e EccNie^der^Fremdeickolome^ eiiisai,d^nahn>en e>ne^bevorzugte e ver >ricuivri>>,vivii>c ciiuuuo. naynirn eine oeoorzugrc tellung im gesellschaftlichen Leben der Residenz ein. Die Pension wird von Herrn Ilm in demselben vornehmen Stile weiter- geführt. —* Polizeibericht, 11. Mai. In der Person eine- 19jährigen stellenlosen Kellners und in der eines 24jährigen Monteurs sind dieienigen Diebe ermittelt bez. sestgenommen „ worden, die seit langer Zeit in hiesiger Stadt aus Hausfluren dcliiigen die Schttldaiimeldungen <3511 Maik lgege» 52 590 Mark, Fahrräder gestohlen und sie dann nach auswärts, Berlin, Elster- im Vorjahres, wovon 11 000 Mark lgege» w 682 Mark >m Bor- werda und Großenhain, verkauft haben. — Auf dem Wettiner -ummen durch sein nur geringe Kosten vernffachendes Mahnver fahren geiettrt So sind in de» l-tzten 10 Ialircn vvn 385140 Mark angemeldete» Forderungen rund 80 000 Mark «'„gegangen, was als ei» günstiges Resultat anzulebcu ist. da sich unter de» aiigemeldeten Schuldnern immer viele befinden, bei denen der Bettuch zur Erlangung einer Zahlung von vornherein als auS- sichlslos bezeichnet werden muß. Im -chgelaioenen Vereinsmhr kräftigt zu baden. Da gleich zu Beginn der Verl seiten der Geschworenen auf zwei nicht anwesend« Zeugen Ge wicht gelegt wird, hegt der Gerichtshof Bedenken, ine Verhand lung sortzuführen. Sie wird deshalb aus Donnerstag, den Isi. Mai. vormittags 9 Uhr, vertagt. — Der 22jährige. aus Sershennersdorf gebürtiae Kontorist Hermann Wilhelm Hänsch hat sich tvegen Nnterschlatzuna und Fälschung einer öffentlichen Urkunde zu verantworten. Als Vertreter der Anklage füngiert StaaEamvalt Dr. Gerhardt, als Verteidiger Rechtsanwalt Justiz rat Dr. Rr.chel. Der wegen Unterschlagung zweimal t>or- bestrafte Angeklagte fand am 27. August 1903 mit »tnem Monats gehalt von zuletzt 60 Mk. Stellung als Kontorist und GeschqstS- oote in einem hiesigen Uhrengeschäft, mußte aber damit nach seiner u»widerlegten Behauptung seine Mutter unterstützen, welch« vor acht Jahren von ihrem Manne verlassen worden ist. Um auch zwei ihm auferlrgtr Geldstrafen bezahlen zu können, unterschlug er im Oktober und November v. I. von den Geldern, welche ihm von seinem Prinzipal zur Ablieferung an einen Lieferanten übergc- en waren, in Einzelveträgen von 30—50 Mk. im ganzen 130 Mk. und brachte im Ouitttingsbuch« eiaenmächtig acht OuittungSeinträz,e an. Am 23. Februar 1904 sollte er bei der Post 250 Mk. emzahlcn, behielt -der davon 50 Mk. und änderte im Postauittungsbuche die Eintragung des Postbeamten. Da der Angeklagte soll geständig ist, kann auf die geladenen Zeugen verzichtet werden. Obwohl der Angeklagte zweimal vorbestraft ist, tritt doch selbst der Staatsanwalt für Zubilligung mildernder Umstände ein. Hänsch wird unter Annahme mildernder Um stände zu 1 Aabr 3 Monaten Gefängnis verurteilt; 2 Monate gelten als verbüßt. Daneben erkennt das Gericht aus 5 Ich« Ehrverlust. — Amtsgericht. Der 35 Jahre alte Arbeiter Emil Friedrich Fissel wird aus der Arbeitsanstalt vorgeführt, um sich wegen verschiedener Ausschreitungen zu verantworten. Er ist ein roher arbeitsscheuer und dem Trünke ergebener Mensch. Am frühen Morgen des 6. März verlangte er von seiner flei ßigen, für den notwendigsten Unterhalt sorgenden Ehefrau 10 Pfennige für Schnaps, obwohl er schon 40 Psg. eingesteckt hatte, die der älteste, noch schulpflichtige Sohn am Tage zuvor verdient und auf den Tisch gelegt hatte. Ueber die Verweigerung der 10 Psg. kam es zu Skandalszenen, deretivegen der Knabe, der früh Milch austrägt, sich fürchtete, in der Abwesenheit der Mutter nach Hause znrückzukehren. Er ging zu seiner Mutier, hass dieser bei ihrer Beschäftigung als Aufwartefrau, woraus beide gemeinsam in ihre Wohnung gingen. Im Aerger darüber, daß der Sohn nicht früher nach Hause gekommen war, schlug ihn Fissel unbarmherzig, bis sich die Mutter inS Mittel legte, woraus der Wüterich sich gegen diese wandte. Die Frau flüch tete schließlich aus der im obersten Stockwerk gelegenen Woh nung durch das Fenster auf das Dach des Hauses, von wo aus sie fremde Hilfe berbeirief. Der vielen Auftritte müde, entschloß sich die Frau, sich von ihrem Manne zu trennen; sie vlieb auch zwei Tage der Wohnung fern, kehrte aber dann aus Liebe zu den Kindern wieder zurück. Sofort trat ihr der Mann mit dem Beile entgegen und drohte, er werde sie in Stücke hacken. Säter sperrte Fissel seine Familie aus, sodaß die Woblsahrts- polizei sich ihrer annehmen mußte. Die drei ältesten Kinser fan den in der städtischen Pflegeanstalt, das jüngste im Findelhause Aufnahme. Fissel verkaufte nun nach uno nach die Wohnungs einrichtung und lebte von dem Erlös. Als diese Herrlichkeit zu Ende war, erinnerte er sich wieder seiner Ehefrau und machte sich auf die Suche nach ihr. Aus diesem Grunde erschien er am 17. März in ^nem Produktenaeschäst aus der Martin Luther- Straße, wo er «ine Frau oder deren Sachen verlangte. Da ihm sein Wunsch nicht erfüllt werden konnte, weil die Frau in einer ganz anderen Straße wohnte, so war Fissel nicht fortzubringen. I Er entfernte sich selbst nach dem Eintreffen von Polizei nicht und mußte zweimal mit Gewalt auS dem Laden gebracht werden. Die ihn abführenden Gendarmen beleidigte Fistel aus da« gröblichste. markung. jetzt geht man mitten hindurch, sodaß man alle Gren zen übersehen kann. An vier Stellen wird Halt gemacht, ein Stück aus den Evangelien verlesen, der Wettersegen gesprochen und ein Kruzifix umhergetragen. Außerdem wurde an diesem Tage das ganze Haus, Menschen und Tiere getveiht und mit heiligem Wasser besprengt. Im österreichischen Schlesien reiten die Torsrichlcr und andere aus der Gemeinde auf schönen Pfer den ins Feld nnd umreiten langsam und mit Andacht ihre Acckcr, singen und beten. Sie hoffen, dadurch Gottes Segen für ihre jungen Saaten zu erflehen und Wetterschaden abzuhalten. Wer§ das schönste Pferd bei dieser Feierlichkeit hat, wird als König; anerkannt. Nachmittags läßt der König ein schwarzes Schaf braten, von dem jeder andere morgens vor Sonnenaufgang einen Knochen in seine Saaten steckt. Schon vor 300 Jahren wurde dieser Flurumgang in Franken in ganz ähnlicher Weise gehalten. Sebastian Frank erzählt in seinem Weltbuch: „Auf dies Fest lOsterns kommt die Kreuzwoche, da gehet die ganze Stadt mit dem Kreuz wallen aus der Stadt, etwa in ein Dorf zu einem Hei- ligen, daß er das Getreide wohl bewahren und Gott um wohl feile Zeit bitten möge." Tann fährt er fort: „Auf dies Fest sPfingstenj kommt unseres Herrn FrohnlcichnamStag, da trägt man das Sakrament mit einer Priesterprozession, unter einem köstlichen verdeckten Himmel, in einer Monstranz herum. An diesem Tage geht man auch an vielen Orten um die Fluren, das ist um das Korn, mit vielen Kerzenstangen, der Priester reitet auch mit, trägt unseren Herrgott leibhaftig am Hals in einem Säckel, an bestimmten Orten sitzt er ab, singt ein Evangelium über das Korn und singt deren vier an vier Orten, bis er um die Flur reitet. Tie'Jungfrauen geben, schön geschmückt, in einer Prozession auch mit, singen und lassen sich's Wohl sein und ge schieht viel Hofsart, Mntwill und Büberei. Sie rennen, schwatzen, singen, sehen und »vollen gesehen sein." Im 15. Jahr hundert hielten die wendischen Bewohner auf der Gabelbeide o. d. Sude in Mecklenburg noch alljährlich zur Himmelfahrts zeit einen festlichen Umzug um ihre Saatfelder: vorauf der Svielmann, der eine mit Hundsfell bezogene Pouke führte, gleich hinter ihm der Vortänzer, dann alle ubrsien. Sie liefen und tanzten mit lautem Gesänge an den Hufen hin und her und meinten, dadurch die grünende Saat vor Schaden durch Regen und Gewitter zu bewahren. Von der Benedikliuerabtei Weingarten bei Altdorf aus wird am Himmelfahrtstage der berühmte Blutritt gehalten, bei welchem in feierlicher Prozession der eingefaßte Tropfen vom heiligen Blute Christi von einem weißaeklcideteu und auf einem Schimmel rettenden Custos durch die Felder getragen und das Korn gesegnet wird, damit kein Wetter ihm schade. Seit alter Zeit geht der Zug durch dir Scheuer eines Bauer» bet Wein garten. Die meisten Teilnehmer sind zu Pferde mit Fahnen, Musik usw., auch den Pieroen bringt der Umzug Gedeihen. Eine der Großartigsten Prozessionen dieser Art teilt uns Rochholz sNaturiiiytbens mit. Das Chorhcrrenstift von Bero münster hält alljährlich auf Christi Himmelfahrt eine berittene K rchenprozession ab und durchzieht dabei die Gegend von Münster in der Weite eines ganzen Tagemarsches. Schon um 5 Uhr morgens beginnt der Auszug, nachdem vorder an sämt lichen acht Altären der Stiftskirche zu Münster Messe gelesen ist. Ihn eröffnen dreißig armierte Dragoner mit ihren Trompeten: auf sie folgt der Stiftswe-bel im Scharlachmantel mit den Insignien des geistlichen StiffS, begleitet von den Sckxistnern, Unterschaffncrn und Schreibern der StiftSverwaltung, sämtlich z» Pferde. Der StiffSweibel trägt an einem Fahnenstabe den heiligen Michael und ist selbst in einen so großen Purpurmantel gehüllt, daß noch daS Pferd davon bedeckt wird. Ihm nach rücken die Fahnenträger. Kieuzträaer. Laternenträger Mw. gleichfalls zu Rosse- die schweren, steifen Kirchenfahnen und Heiligen modelle, die an zwei- bis dreifachen Stangen in der Schwebe geholten werden, geben diesen Männern vitt zu schaffen. Nun folgen die Chorherren, die Kapläne mit brennenden Wachs kerzen. der Abt mit der Monstranz, alle beritten, zuletzt RatS- mitglieder, Beamte Bürger und Bauern deS OrteS und der Umgegend: dem Neiterznge strömt d>e noch größere Schar der übrigen Wallfahrer zu Fuß nach. Im Jahre 1797 betrug die Zahl der Fußgänger 4000. die der Reiter 200. im Jahre 1815 waren es 8460 Fußgänger und 302 Reiter. Die Prozession durch zieht das ganze, dem Münster gehörige Gebiet >n einem sieben- stündigen Marsche zum Schuhe gegen Bsihseuchen, Mißwachs oder Verhaaelung der Felder. Am Hofe Hasenhailsen ist dessen Bauer verpflichtet, dem Abte einen schönen Blumenkranz zu über reichen, und dieser windet ihn um die Monstranz. Nicht lange dauert es. so wird beim Hofe Maibausen Halt gemacht. Hier find vor dem Hause lange Laben tafelförmig über Holzblöcke ge legt und mit einer Anzahl von Butterbroten bedeckt, die man Ankenschnitten nennt. Der Hofbauer steht mit seinen Knechten bereit und übergibt jedem der berittenen Wallfahrer, aber nur diesen, eine Schnitte. Der Reiter folgt nun einem alten Brauche, welcher vorschre bt, die Ankenschnitte seinem Rosse inS Maul zu stoßen Unterließe der Bauer diese Bewirtung, so würde sein Vieh sterben, sein Getreide verhageln. Nach sieben Stunden nähert sich die Prozession dem Ausgangspunkte weiter. Im Orte beginnt man, mit ollen Glocken zu läuten, rS kommt eine ander« Prozession mit Kreuz und Fahne den Rettern entgegen, sie werdön zur Stiftskirche zurückgesührt, wiederholt eingesianet und ver abschiedet. Zuvor aber wird noch des Heilands Auffahrt gezeigt. Ein Heilandsbild ftei^ mittelst eines Rollwerks plö an da» Gewölbe der Kirche emvor und durch einen Schalter tr> nahezu Abend. Aus- ingt man sich in die . . ^ ^ a»f den Heimweg. In rein lutherischen Gegenden sind dir Flurumzüae, soweit sie überhaupt noch gehalten werden, nur Vergnügungsfahrten, welche den Zweck haben, die Ortsgrenze festzustellen. In dem Dorfe Nietleven bei Halle fand, wie mir der damalige OrtSvorsteher Förster erzählte, solch' ein Umzug noch 1894 statt. Die „Marke" wird umgangen und die Grenze festgestellt. In England ist es noch heute üblich, an einem der drei Tage vor Himmelfahrt die Grenzen des Kirchspiels rinas zu umgeben, während der Geistliche, begleitet von seinen Kirchenvorsicbern und Dfcirr- kindcrn, Gott um Gnade und Segen für die Früchte der Felder bittet. Diese Grenzumzüge hatten als Hauptzweck, di« fünge- ren Leute deS Ortes mit der Grenze der ganzen OrtSflur be kannt zu machen. Auch Kinder wobnten diesen Grenzumzügen bei und mußten sich genau die Grenze merken. In einer eng lischen Kirchenrechnunaaus dem Jahre 1679 findet sich u. a ein Posten mit 4 Schillingen, welche Knaben gegeben waren, die man gefchlagen hatte, damit sie sich bestimmte Grenzen desto unvergeßlicher merken sollten. Anstatt deS Geldes erknelten die Knaben auch andere Dinge, z. B. eine Handvoll Stifte, als Ehrenlohn, die noch lange nachher, auch wenn sie unbrauchbar geworden, sorgfältig aufbewahrt wurden. Bei den Grenz- umaängen in Hameln setzt cs, wie vor Zeiten, so noch heuie. kräftige Ohrfeigen, wenn einer der Knaben nur mit einem Fuße vor der richtigen Hamelschcn Grenze auf fremdes Nachbargebiet tritt. Schließlich sei noch eines interessanten Himmelfahrtsbrauches auS dem Schwarzwalv« Erwähnung getan. Im wunderschönen Wiesentale versammeln sich am Himmelfahrtstage nachmittags die drei- bis achtjährigen Kleinen zu einem fröhlichen Tun:, die Mädchen bekränzt, die kleinen Burschen ebenfalls mit einem „Maien" an Hut und Brust. EmS der Mädchen ist besonders hübsch bekränzt und stellt daS Usert-Brütli lHimmelsahrts- vrä»t!ein> vor. Der ganze Trupp zieht nun von HauS zu HauS und singt vor jedem Hause den VerS: Lböinmet u«, ihr Kraue, Go da« Brüllt hscvau«, BIchauet ihr da» Brüllt ntt, Do il» der Tag der Pslngft« ntt. Die Frau de» Hause» kommt nun und gibt den kleinen SSngern einige Eier. Nach Schluß geht die ganz« Gesellschaft in irgend ein Haus, wo ihnen die Frau des Hause» au» den Eiern ein Essen, „Eier und Anke", bereitet. Unter fröhlichem Gesang« »trd gemeinschaftlich getäfelt, bis die Vorräte verzehrt sind. R. Reichardl-
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