SPANISCHE LANDSCHAFT 17 galten, sterben ab. Die Einsiedler, die betend und ver sunken den Montserrat erstiegen, kehrten nicht zurück. Einmal, als ein Jüngling von kaum zwanzig Jahren, reitet Philipp der Infant hinauf, den die Kronen des mächtigsten Herrschers erwarten, dem andere in Europa und über den Meeren bestimmt sind, die er noch nicht ahnt: auf der Höhe der Macht rührt die Ewigkeit an das Zepter und nimmt ihm seinen Glanz. Denn der König, der den Blick in das Dauernde getan, sieht den Wert seiner Reiche sinken ohne zu wanken. Er überschritt die Grenze, und wie auch das Schicksal der Herrschaft sich wenden mag, er ist einem neuen Gesetze verpflichtet und mißt die irdische Bahn nicht mehr nach irdischem Maß. Spanien gipfelt wie dieser Berg: die gewaltsam zusam mengetragenen Blöcke seiner Schätze und Reiche steigen über die Welt hinaus in die Wirklichkeit, in den Traum. Die aufs höchste gesteigerte Irdischkeit wird transzendent. Wieder liegen die Einsiedler im Schlaf unter den Felsen wänden des heiligen Berges, den keine Jahreszeit bewegt; der Schein ist entwaffnet; das einzige, wesentliche Sein jedoch, in das alle Bedeutung zielt, bleibt tatlos und stumm. In der Mitte der Halbinsel geschieht die Tat; die Mono tonie fordert am dringendsten die Leistung. Zwischen Ma drid und Toledo, auf der Hochebene, über die der Mittag ging, dorren die Stoppeln lang ehe der Herbst beginnt. Die Hügel sind wie gehäufter Staub, der dem Wind über liefert ist. Einige scharen sich; sie sind kegelförmig und tragen verbrannte Grasbüschel auf dem Rücken; andere, einsame, zeichnen die Horizontale der Ebene noch einmal parallel in den Himmel. Aranjuez läßt mit seinen Pappeln und Ulmen einen grünen Fleck zurück, den die Trocken heit aufsaugt. Fern geht ein weißer, vom Licht zerlöster Berg wie eine letzte Wolke über in die flirrende Luft. Die Erde wird rot. Noch immer wandern die Maultiere, von einer Staubwolke verdeckt, um die Wasserräder, die ihre Feuchtigkeit sinnlos in den Brand der Erde gießen und Schneider, Philipp II. 2