l8 EINLEITUNG sich vom Morgen bis zum Abend drehen wie die Zeiger der Uhren in einem verlassenen Schloß. Es ist die Landschaft des Cid. Hier, bei Castillejo, im Angesicht von Toledo, gewann der Held des Gedichtes seinen ersten Sieg über die Mauren. Er ist der Handelnde schlechthin, der Vertreter einer frühen tätigen Zeit, der noch ganz der Erde vertraut. Seine Eroberungen verdankt er in gleichem Maße seiner Tapferkeit wie seiner List. Nach dem er im Dienst seines Königs als Sieger aus Andalusien heimgekehrt ist, gelingt es seinen Feinden, ihn bei seinem Herrn verdächtig zu machen und seine Verbannung zu be wirken. Da er kein Geld hat, läßt er sich von den Juden von Burgos auf zwei mit Sand gefüllte Truhen ein Dar lehen geben. Er hat nicht die Absicht, seine Geldgeber für immer zu betrügen; ebensowenig verbirgt er seine Freude über die gelungene Täuschung. Der Cid, der zum Ideal der Glaubenskämpfer wird, be ginnt den Krieg mit den Mauren aus brutaler Notwendig keit. Da er aus seinem Lande vertrieben ist, muß er sich ein Stück Erde erobern, auf dem er leben kann. Er muß das Brot finden, das ihn ernährt. So nimmt er Schlösser ein und verkauft sie wieder an die Mauren, paktiert und kämpft, wie die ständig wechselnden Gefahren eines Aben teurerlebens es ihm gebieten. Den Christen gewinnt er ebenso unbedenklich seinen Unterhalt ab wie den Anhän gern Mohammeds. Nachdem ihn das Schicksal zwischen zwei Reiche gestellt hat, kann er nur durch die geschmeidigste Beweglichkeit, durch Verschlagenheit und den gleich zeitigen unerschrockenen Einsatz seiner Person das eigene Dasein und das der Seinen retten. Einmal geschieht ein Wunder in diesem ganz vom Gegen ständlichen determinierten Leben. In der letzten Nacht, die der Verbannte auf kastilischem Boden zubringt, erscheint ihm der Erzengel Gabriel um ihn zu trösten. Cid erwacht und bekreuzt sich. Er zieht im Glauben aus, aber nicht, um für den Glauben zu kämpfen. Sobald er seine erste