SPANISCHE LANDSCHAFT O große Beute gemacht hat, erfüllt er sein vor der Kathedrale von Burgos abgelegtes Gelübde; wie frei sein Leben scheint, das sich in den verschiedensten Landstrichen, an den Grenzen fremder Reiche abrollt, so unterliegt er doch stets dem Gebot. Auf die ungerechteste und undankbarste Weise hat ihn sein König verstoßen; doch der Cid hört niemals auf, in ihm seinen Herrn zu sehen, den senor natural, mit dem er sich versöhnen muß. Ein Zerwürfnis zwischen dem Va sallen und seinem Herrn wiegt nicht leichter als eine töd liche Sünde; ist auch der König im Unrecht, so ist es doch immer Sache des Untergebenen, ihn um Verzeihung zu bitten. Der König bedeutet nicht viel weniger als Gott. So schickt der Sieger Geschenke an Alfons von Castilien; sie werden angenommen, aber die Gnade bleibt ihm ver sagt. Nachdem er Valencia unterworfen und sich eine fast königliche Macht geschaffen hat, erneuert der Cid seine Bitte, verdreifacht er die Geschenke. Er läßt kein Haar seines Bartes kürzen, bis der König seine Dienste wieder annehmen wird, und der furchtbare Mißklang, der die Ord nung des Daseins stört, verhallt. Vor Toledo endlich, wo der Tajo die grauen Felsen durchschneidet, gewährt Alfons dem Vasallen seinen Anblick. Der Träger beispiellosen Ruhmes stürzt weinend vor seinem König nieder; er nimmt das Gras zwischen die Zähne und küßt die Füße seines Herrn. Bis zum Verhängnis geht die Treue: auf Geheiß des Fürsten gibt der Cid seine beiden Töchter seinen Fein den zu Frauen. Fast bezahlt er seinen Gehorsam mit dem Leben der Kinder. Aus seiner Ergebenheit erwächst ihm nur Unheil; sie ist dennoch nicht zu erschüttern. Das Ver hängnis des Vasallentums wird ohne Einschränkung bejaht. Dieser Zucht bis zum Zerbrechen steht die strenge Ord nung und die tiefe Mächtigkeit des in ihr geltenden Ge fühls gegenüber. Wenn die Gatten Zusammentreffen, so kniet Ximena vor ihrem Gemahl nieder und küßt ihm die Hände; Cid umarmt sie und drückt die Töchter ans Herz.