DIE SCHMERZLOSE STUNDE 309 merer an den Tisch stoße. Sofort öffnet der König die Lider, „als ob man seine Augäpfel selbst berührt habe“, und blickt nach seinem Schatz. Es ist Zeit, Gewißheit zu erlangen. Am 1. August be antwortet ihm der Beichtvater seine Frage: ja, diese Krank heit wird das Ende seines Lebens bedeuten. Der König findet kaum Worte genug, um zu danken. Nun ist er von allen Zweifeln befreit und hat nur noch das Einzige, das Notwendigste zu tun. Von der ganzen Summe der Ver antwortung, die er trug, bleibt allein die für seine Seele. Die Klugheit des Diplomaten, des Beobachters und kalten Enträtslers seiner Umgebung weicht der höheren Klug heit dessen, der die Ewigkeit spürt; wieder nötigt er seinen Vertrauten den Beinamen „el prudente“ ab durch seine um sichtige vorbereitende Sorge für das ewige Heil. Die armen Rechenkünste der Welt sind zu Ende; die letzte, der Seele dienende Klugheit sucht allein die Sakramente und das Gebet. „Pater, Ihr seid an Gottes Statt, und vor ihm er kläre ich, daß ich das tun werde, was Ihr mir als notwendig bezeichnet für meine Rettung; und also trifft Euch die Schuld an dem, was ich unterlasse, denn ich bin bereit, alles zu tun.“ Drei Tage dauert die große Beichte dieses Lebens. In der Hölle seiner Schmerzen beglückt ihn das Sakrament. Je mehr der Leib zerfällt, je schmählicher die Zersetzung wird, um so reiner entfaltet sich die Seele. „Bei Euerm Leben bitte ich Euch, tut das und das für mich“, sagt er zu seinen Dienern. Vor den Ärzten entschuldigt er sich, wenn er ohne ihre Erlaubnis trank. Statt der Klage wieder holt er unermüdlich das eine Wort: „Pater, non mea voluntas, sed tua fiat.“ Die Unergründlichkeit der Offen barung lockt ihn immer tiefer in die Geheimnisse des gött lichen Wortes. Er sieht, wie der Priester über dem Vor lesen ermüdet und läßt die Vorleser des Infanten und der Infantin kommen; von Stunde zu Stunde tönt die Ver heißung des Evangeliums neben dem dunkeln verhängten