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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187010131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18701013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18701013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-10
- Tag1870-10-13
- Monat1870-10
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1870
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und Anzeiger. Donnerstag sCrfte Beilage zu Vtr. 28K.j 13. Oktober 1870. Tagesgeschichtliche Ueberficht. All- Berlin wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: rß sich die französischen Machthaber in einer Sackgaffe indes, die brld sehr schlimme und für die in Pari- Belagerten bst bedenkliche Erscheinungen zu Tage fördern wird, darauf st die im „StaatS-Anzeiger" veröffentlichte, für die neutralen kegierungen bestimmte Denkschrift des Bundeskanzler- mit er rufender Deutlichkeit hin Weder Garibaldi, sollte er wirk- ch Frankreich helfen wollen, noch der wortbrüchige General )uerot wird jene drohenden Folgen der französischen Hart- 'ikigkeit abwenden können. Garibaldi'- unkluge und gege» rußen undankbare Parteinahme könnte nur die ohnehin mehr ch als früher auf die Neutralität angewiesene italienische Re gung zu Vorkehrungen dagegen veranlassen, daß die französische Iltpublik, vor welcher Preußen sich nicht zu fürchten braucht, iue Propaganda in Italien mache. Was den General Ducrot »M, so hatte er schon früher, als Commaudant von Straß- ng, durch unausgesetzte Verletzung der bestehenden militairischeu lovveutionen wegen de- GrenzverkehrS, z. B. beim Brücken- hlgen über den Rhein Behuf- der Uebungen u. dergl., dem »«Mandanten von Kehl viel zu schaffen gemacht. Für solche eiterungen wird künftig da- Object fehlen. Die Franzosen rden keine Brücke mehr über den Rhein schlagen. — Die den ranzosen eigevthümllche Unkenntniß in Sachen der Geo graphie hat schon die Mitlebendev, selbst in diesen ernsten Mnszeiten, oft genug erheitert. Dem berühmten Dichter und Gütlichen Rhetor Victor Hugo war eS indessen beschieden, »Ile Leistungen seiner Landsleute in diesem Gebiete dadurch zn llbrrtreffen, daß er nicht einmal weiß, wo er geboren ist. In seiuem letzten Manifest behauptet er mit affeciirtem Spott, >Preußen wolle ihn als Lothringer plötzlich zum Deutschen machen. Lictor Hugo ist aber in Besan^ov geboren, also in der Freigraf- schaft (Franche-Comte) und nicht in Lothringen. Niemand denkt daran, ihn zum Deutschen zu machen. Man überläßt den wun derlichen Kauz gern den Franzosen, welche er weiterhin mit feilen pompösen Albernheiten beglücken mag. Luch die „Neue Freie Presse", die sonst gern ihre „GcstnvungS- jlilehtgkeit" zur Schau trägt, schüttelt über Garibaldr'S «lusteS Unternehmen den echt demokratischen Kopf, und sie kanzelt den schwach gewordenen Alten, wenn auch iu den mildesten Worten, IlWg ab So sagt sie u. A.: ES wäre jedenfalls viel bester «wesen, wenn Garibaldi ruhig zu Hause geblieben wäre. Wir schweigen davon, daß er seinen miliiairischen Ruf, den schon da- IGefecht mit den Kaiserjägeru am Berge Sucllo bedenklich erschüt terte, diesmal vollständig einbüßen kann, daß eS ein ander Ding jist, die siegesgewohnte deutsche Armee mit ihrem eisernen Pflicht- aeM vor sich zu haben, als die kampfeSscheuen und gezwungen fechtenden Neapolitaner. ES thut uns auS einem andern Grunde Ileid, daß Garibaldi nach Frankreich gekommen. Bisher sah mau « ihm immer nur den glühenden Patrioten, der sein Leben für die Einheit und Freiheit de- eigenen Vaterland«- in die Schanze j schlag. Nicht weil er in Südamerika an der Spitze einer Schaar illeroS gestanden, war er eine jedem Demokraten sympathrs^ ät und genoß die Hochachtung der Welt, sondern »eil er d >Lm Mazzini'S war, weil er ebenso treu und aufopfernd, wie I dieser mit drr Feder, der italienischen Idee mit dem Schwerte diente. Nun aber ist er durch seine Reise nach Frankreich dem Boden entrückt, in dem er groß geworden; er wird im Dienste nur- fremden Lande-, für eme fremde Sache fechten. Er selbst, naiv, wie d e meiste« Helden, sieht das allerdings nicht eia. Für ihn ist die Fahne der Republik niemals eine fremde, mag sie wo immer entfaltet werden. Er betrachtet den gegenwärtigen Krieg nicht als den Kampf zwischrn Germanenthum und Romanenthum «m die Herrschaft in Europa, nicht einmal als einen Streit zwischrn dem deutschen und dem französischen Volke, sondern al- nne Fehde zwischen der republikanischen Idee und dem GotteS- nnademhum Er fleht, so wunderbar das klingt, genau auf dem- selben Standpuncie, wie die ärgsten Junker und Mucker der üreuzzeituogspartei. Nur mit dem Unterschiede, daß die An- schnuuvg der Letzteren auS schlauer Berechnung, seine eigene aas s-st kindlicher Unbefangenheit entspringt. Wo man ruft: „E- lebe die Republik!" da fühlt er sich zu Hause, kennt er keine Trennung durch Sprache und Grenzen; wo ein König gebietet, noch dazu ein König, der patriarchalisches Regiment liebt, da ist für Garibaldi der Feind, den zu bekämpfen er sich verpflichtet glaubt. Er lebt mil seinen Gedanken noch in der Zeit der alten Recken, die umherzogen in der weiten Welt und ihre Wider* sacher abthaten, wo sie dieselben fanden. Jene handelten im Dienste ihrer Eitelkeit, er handelt im Dienste der Idee, und w»e der Schwanenritter im Nachen hnanschwimmt, um sein Schweu Ür die unschuldig verfolgte Elsa von Brabant zu schwingen, so uhr auch er über die grünen Wogen veS Tyrrhener-Meere-, um >ie junge französische Republik vor Wilhelm-Telramund zu retten. In unserem nüchternen und kühlen Jahrhundert sieht man derlei Zährten allerdings etwa- kritischer au, als in der schönen Dämme- uug deS Mittelalters. Man ist versucht, Garibaldi'- Antheil an dem deutsch-französischen Kriege eine große Ungeschicklichkeit zu nenne«. Er widmet sich einer mehr al- halb verlorenen Sache und schadet dadurch, daß er Hunderte seiner Landsleute und alten Waffiugefährteu um sich sammeln wird, seinem Vaterlande in den Augen drS deutschen Volkes, welche- die Rothhemven iu fran zösische» Diensten alS ReiSläufer betrachten muß. Er vergeht sich vider da- Völkerrecht, denn eS ist durch gar Nicht- zu ent schuldigen, daß Bürger eine- neutralen Staate- an dem Kampfe zweier anderen Mächte lheilnehmen, und begiebt sich selbst in d,e Gefahr, von den deutschen Truppen, wenn er in ihre Hände fallen sollte, alS Freibeuter behandelt zu werden. Sein Name, in Italien ein Wort von magischem Klange, das die Herzen der Jugend, ja der ganzen Nation ergreift und fortreißt, ist in Frank reich ohne Wirkung auf die Massen im Allgemeinen; bei den bigotten Fanatikern der Vend^e aber, die jetzt mit Muttergottes- bildern und geweihten Kreuzen, höchst sonderbare Bundesgenossen der Republik, wider die deutschen Ketzer zu Felde ziehen, ist er verflucht. Für all da- hat Garibaldi kein Berstävdniß, darum kam er. Ein Inthum, verzeihlich bei dem alten Soldaten mit der Kinverseele, hat ihn nach Frankreich geführt; wir wollen wünsche«, d«ß ihm dieser Irrthum nicht verhängnißvoll wird. Nachdem in einer amtlichen Depesche gemeldet worden, daß vo» der Loire vorgegangene größere feindliche Abtheilungen am 9. diese- MtS. südlich von EtampeS durch preußische und bayerische Truppen gesprengt worden sind, trifft die erfreuliche Ergänzung jener Nachricht in der Mitteilung ein, daß ein Theil der Loire- armer bei Orleans gründlich geschlagen worden ist. Mit diesem Erfolge dürfte ohne Zweifel erreicht sein, daß französische Truppen sich am rechten Loireufer von Vierzon bis BloiS und Tour- kaum mehr blicken lassen werden, und die bereit- projectirte Übersiede lung der Regierung in Tour- nach Toulouse wird jetzt wahrschein lich mit einiger Eilfertigkeit in- Werk gesetzt werden. Zu den a« 9. uud 10. geschlagenen Abteilungen der Loirearmee gehörte jedeufall- auch da- CorpS de- Generals Reyan, dessen vermeint- liche Siege (!) »sn der „Indep. belge" vor einigen Tagen so freudig bmrüßt wurden. Hoffentlich werden die Fortschritte dir deutsche» Waffe« am rechten Loire-Ufer auch ihren Eindruck aus die dortig« Bevölkerung nicht verfehlen, die den fanatischen Auf reizung» der republikanischen Machthaber besonder- zugänglich u sein scheiut, wir auch au- dem bereit- gemeldeten Verrathe der »g von AbltS hervorleucktet. Dieser Ort liegt südlich vo» Rambouillet, an der von Pari- über Sceaux nach Chartre- fichrevden Ehauffrr. Der Weser-Zeitung schreibt man auS Karlsruhe vom 9. Octbr. über d« Kamps der badischen Truppen am 6. Octbr.: Am 1. d. M. marschirte eine zu dem neugebildeten 14. Armeecorps gehörige badische Brigade unter Generalmajor v. Degenfeld, be stehend auS dem 1. Leibgrevadierregiment, dem 3. Regiment, 1 Bataillon de- 6. Regiments, 2 E-cadronen Dragoner und 2 Batterim. von Straßburg ab und über Mutzig (wo eine große Gewehrfabrik ist) durch die Vogesen gegen die obere Meurthe. Sie scheint auf keinen feindlichrn Widerstand gestoßen zu sein, bis sie am 6. Octbr. Morgen- bei Mmy (südlich von Raon l'Etappe) auf überlegene französische Truppen, 14—15000 Mann, nämlich 2 Regimenter Linie und Mobilgarden, stieß. Da- 3. Regiment, da- die Avantgarde bildete, hatte mehrere heftige Offenstvstößr de- Feinde- abzuweisen, bi- da- 1. Regiment durch einen weitern
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