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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.07.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050715029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905071502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905071502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1905
- Monat1905-07
- Tag1905-07-15
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Dresdner Nachrichten Sonnabend. 13. Juli 1VU5 Nr. 1tt4 alle» andere au»fchläff»n. erden»« er f» wenig. als Lessin an. Goethe war Zeit seines Leben» Pantheist, ja sogar eil Zeitlang Polytheist, er endete aber im christlichen Tyeitm» L.ffing >ar eine ^ ^ .. beisili»? und alt Verehrer Luthers. Sein Verhältnis zu Welt und Menschheit war begründet auf Wahrheit und Liebe, die über- daupt die Hauptcharakterzüge seines Wesens waren. Die Welt hat keinen 'Dichter mehr von gleicher Wahrhaftigkeit. Sein« Dichtungen sind seine» Herzens innerster Quell. Ihm floh dt« Quelle der Wahrheit re'n und ungehindert, darum horte er ihre Stimme. Er war eine fürstliche Natur, die der Welt dienen wollte. Erbat sein Ziel erreicht, da» das jede» Menschen sei» sollte: Die Hell zu rennen und sie nicht zu verachten. — Im letzten Telle de» Programms sprach Herr Pfarrer Blanckmeister über: ..Bismarck". Es gebe Menschen, di« nach ihrem Tode erst recht zu leben und zu wirken ansangen. olche Menschen waren Luther, Goethe und vor allem unser darung reinen Deutschtum», m dem kein Tröpfchen fremden Blutes floh, als solchen stellt sich uns Bismarck dar. und 1 halb möge» ihn dle Römlinge nicht leiden. Er, der Baumci unseres deutschen Vaterlandes, der mit eigener Hand Stein um Stein zu dem «rohen Baue gefügt hat. er war aber auch «in Protestant durch und durch, und das muhte «r auch sei», denn sonst wäre er nicht BiSmarck gewesen, sondern höchstens die Karikatur eines Geistes, wie beispielsweise Windthorst. Ein Mann wie Bismarck konnte wohl aus dem Amte vertrieben werden, doch nimmer aus der Erinnerung de» deutschen Volkes. Sein Bildnis hängt nicht nur daheim m den Stuben, cs ist auch tief eingeprägt in die Herren. Der verstorbene sächsische Kultusminister Dr. v. Gerber habe über feinem Schreibtische die Bilder von Luther. Goethe und BiSmarck hängen gehabt. Ihm seieir. sie die Pfadfinder geistigen Lebens gewesen. Deshalb habe man heute von seiten des Evangelischen Bundes auch dieses dreifache Schema ,gewählt. Der Bergmannssoh» aus EiSleben, der Frankfurter Patriziersohn und der Sohn des schlichten Edel mannes aus der norddeutschen Ebene, dieser Dreiklang möge auch in Zukunft durch unser ganzes Leben fortklingen. Diese drei sind die Grundsäulen künftiger deutscher Kultur. Wenn wir unseren Bismarck vergessen werden? fragt man uns. Nie mals! — Mit einer kurzen Schlußansprache des Herrn Pastors Tischer und dem allgemeinen Gesänge des LiedeS „Deutsch land. Deutschland über alles" endigte das Fest gegen ^10 llhr. —* Der am Montag in Markranstädt zusammentretende Sachs ischeJnnunasta «wird neben den geschäftlichen An gelegenheiten des Sächsischen Jnnunasverbandcs auch eine An zahl Anträge mit für das vaterländische Handwerk weitgehenden Konsequenzen erledigen. Die Schmiede- und Stellmacher- Zwangsmnung zu Radeberg beantragt, mit allen gesetzlichen Mitteln dafür einzutreten, daß den Zwangsinnungen für ihre Bezirke und Handwerke unter dem Vorsitz der zuständigen , Bürgermeister das Recht zur Abnahme der Meifterprüsung zu- crkannt wird. Tie Schuhmacherinnung zu Dresden stellt einen Antrag, der die Zuzichuiig der Gewerockaminern als beratende Körperschaft der Innungen bei Streiks bezweckt. Die Schneider' ur m vezw. nerscharsung des Rcichsgesetzes z> Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes von, 27. Juni 1876 nachzusuchen. Die im Innungsansschusse zu Meißen vereinigten Veroandsinmingen haben drei Anträge eingebracht. Der erste zu werden, daß die Gewerbevehorden Anweisung erha Gewerbeanmeldungen zu untersuchen, ob der sich Meldende zur Führung des Meistertitels berechtigt ist. und ihn eventuell auf die einfchlagenden gesetzlichen Bestimmungen aufmerksam zu machen und an die betreffenden Innungen zu verweisen. Der dritte Meißner Antrag gipfelt in dem Ersuche» an die König!. Siaatsreaierung, bei der Neichsregierung erneut dahin zu streben, daß diejenigen Großbetriebe, welche handwerksmäßig ausgebildete Arbeiter haben muffen, auch auf irgend eine Weise an den Kosten der Lehrlingsausbildung teilzünebmen haben. Die Anträge der im Innungsansschuffe zu Zwickau vereinigten Zwickau, Bautzen »iw. Baubandwerkerarbeiten nickt mehr angC' fertigt und ausgesührt werden. Ein weiterer Antrag hat eine Eingabe an das König!. Kriegsministerium im Auge, daß ferner hin das AuZweißen der Kasernen, das Malen und Tapezieren von Geschäftszimmern und Wohnungen >n der Kaserne nicht mehr vom Regiment und durch Soldaten auf Kosten des einzelnen Truppenteils ausgesührt, sondern durch die Garnisonvcrwaltungen und durch Baugewerkcn vergeben bezw. verrichtet werden. —* Am 11. und 12. Juli tagte hier, wie bereits mitgeteilt, die 20. Dclegierten-Verfammlnug der Deutschen Fuhr werks - B e r u ss g e» v s se n s ch a s t. Am Abend des ersten Verliaiidluiigstagcs verweilten die Delegierten mit ihren Damen, sowie die hiesigen Fuhriverksbesttzer im Konzert der Ausstellung, tags daraus bot nach beendigter Verhandlung die Dresdner Fnhr- henen-Jimttng ihren auswärtigen Bernfsgenossen in etwa - 60 Zweispänner» eine Rundfahrt durch die Stadt nach der Saloppe, welche allseitig die beste Aufnabme fand und schließlich im Konzerthause des Zoologischen Gartens endigte. Gestern be suchten die Teilnehmer miUels Konzertdampsers die Bastei und kehrten bei bengalischer Hohen- und Uferbeleuchtung sowie sonstigen Feuerwerksesiekten des Abends zurück. Für die gediegene Ausführung der Belenchtung hgtte in bekannter Weise die Firma Haan Nachfolger. Inhaber Hermann, Gmnaer Straße 10, bestens Sorge getragen. —* Der Vorstand des W ettin s ch ü tze n b u n d e S im Königreich Sachsen hielt am 11. d. M. eine Sitznng in Döbel» ab. Beschlossen wurde die Erteilung von Anerkennungs urkunden an die um ihre Gesellschaften besonders verdienten bez. wegen der Erreichung der 50jährigen Mitgliedschaft zu ehrenden Herren Drechscl - Pirna, Schulze-Neusalza. Bobine - WittgcnSdorl und Schcllciibcrger-Wolkenstein. Es wurde Kenntnis genommen, EhrenmitgUi sthützenbund Weinböhla, , GcringSwalde bewilligte der Anteils stand rcchnung über »ich« erledigt. I lutmäumS-Ttlftun auch er die rnelnnen, weil solo Dle Prüfung der 4 ttinbundessthießen zu Chemnitz ist n stitig tagende Ausschuß der Wettin- ützenverem« Sachsen» bewilligte, indem «nvähnten ser Gesell- geratene gleichzeitig der Schützen H aber «ine Schützen in verschiedenen — Der WohltätiaketlS-Berein Spitze „samm le r* für Neu- und Anton st adt versäumt keine Gelegen heit, um zum Wöhle der notleidenden Menschheit seine Unter- stützungSknss« zu stärken. Diesem Zwecke diente auch das am Mittwoch nachmittag aus der neuen Waldschlößchrn-Terraffe ver anstaltete große Soninierfest. Mannigfaltig und abwechslungsreich waren die Ueverraschnugen und Belustigungen sür gtrm und klein Der Nachmittag gehörte vorzng-weise den Kindern. Diese tvaren einer Kindergärtnerin anvertrant wurden und amüsierten sich König ging Herr Be gai Friseur S rdvlz au» dem Wettbewerbe hervor, ür welchen BerrlnSbruder Schneider den entscheidenden Schuß tat. ' '»Mit Die Damen hielten sich mehr an die durch Geschenke von Mitgift den, und Freunden des Verein» reich anSgestatlete Gabenlvtterie DaS Konzert führte die Kagesche HauSkapclle au». Belm Ein treten der Dämmerung ordneten sich die Kinder zni» Lampion- uinzug. während der Garte» und der Hobe eiserne AnSsirhtsturi» in bengalischem Lichte erstrahlte». Bevor sich die Tanzlustigen »ach dem Ballsaale begaben, hielt der Vorsitzende. Herr Kaufmann Diebe, am Schluffe des in allen Teilen wohlgelungenen Garten- eftcs eine Ansprache, dankte besonder» allen Gebern, welche die Äarcnlotterie so reichlich beschenkt und zu einer so gewinnbrrngen- dcn gemacht haben, und schloß mit dem Wunsche, vaß der Wohl- tätigkcitSverein „Spitzeiisaiiiiiiftr" durch die Mitwirkung seiner Freunde und Gönner wachsen, blühen und gedeihen möge. — In der Leibamts-Sescbastsklell, DreSden->.. Mci- ternlliraß« l7, kommt vom 17. bi« mit 20. Juli an den Vormittagen von lv Udr an eine große Anzahl Pfänder »ur Versteigerung. — Die Geselligkeits-Abteilung Dresden des V. D, H. z. L- veranstalb Tagesausflug nach dem Mückentünnche». Aus dem Hansa a lieft am im Kreisverein Sonntag einen , . . dem rliuckwege wurde der Schweißläger besucht und dann über Vvrder-Zinnwald »ach Geising gewandert. Gerade die letzte Wanderung bot an Naturschönheiten reiche Ausblicke. — Erleichterung im Reiseverkebrnach den Roed le « b <t d e r n. Durch di« Peretnigung d«r siührren Nordsee-Lim« in Hamburg mit derHamburg-Amertka-Linie ist es der biestgen Geschäftsstelle oer letzteren We> scllichasi, Emil Hö ick. Prager Straße <N, rrmügiicht, auch die Fahrkarte» nach den deutschen Norvseedädem,u verausgaben. Die Reisenden erhalten tn dem diesigen Bureau nicht nur alle Fahrkarten nach den NotdieebSdern, u. a. auch die billigeren dreitägigen AuSsliigskartrn von Hamburg nach Helgo land und die Somiiagstarten nach Errxhaven und Helgoland, sondern auch eingehende Auskunsl über v>« beliebten Fahrten nach den Nordserbädern. —* Polizeibericht, 14. Juli. Am Pfingst-Sonnabend ist ein Uhrmacher in Vorstadt Pieschen von einem 20 Jahre alten Unbekannten, klein, schmächtig, ziemlich hageres Gesicht, um eine goldene Ubr kette betrogen worden. Bei dieser Gelegenheit hat der Unbekannte eine Chatelaine skurze Kettes zurückgelassen. Diese besteht aus schwarz-rot-goldenem Bande, darauf ein schwarzes Schild mit dem Turnerzeichen 4 d'j, umgeben von grünen Eichenblättern, unterhalb des Schildes auf weißer Emaille der Turnergrutz „Gut Heil". Die Be- chläge am Bande sind aus Nickel, am oberen Teile befindet sich ein Karabinerhaken, am unteren Teile ist an einem Kettchen ein kleines Horn feinem Trinkhorn ähnlichj, am starken Ende mit Beschlägen versehen, angebracht. Mitteilungen über den Eigen tümer der Chatelaine werden an das Kriminal-Detachement in Vorstadt Trachau, Noßmäßlerstraßc 14, Part., erbeten, wo die Chatelaine zur Ansicht ausliegt. —* Zu einem Zusammenstoß, der Noch günstig erb lief, kam es gestern abend in der 9. Stunde auf der Prager Straße. Dort wollte ein Hausdiener mit einer Karre, aus welcher sich Reisegepäck befand, zwischen einer dort haltenden Droschke und einem entgegenkommenden Straßenbahnwagen durchfahren. Der Zwischenraum war indes zu eng. Die Karre bekam von dem Straßenbahnwagen einen heftigen Stoß und wurde mit solcher Gewalt an di« Droschke geschleudert, daß im Nu Kutscher, Pserd und Wagen auf der Gangbahn der Prager Straße lagen. Tie Karre wurde arg zugcrichtet. während der Kutscher mit Pferd und Wagen noch glimpflich wegkam. * Heute vormittag in der 10. Stunde entstand in der Arbeiterbude eines Dachpappcngeschäfts auf der Scklackthofinsel im Großen Oftragehege wahrscheinlich durch Ueberheizen eines Kanonenofens ein Brand, durch den die Bude völlig eingeäschert und eine Menge Meldungsstücke, Handwerkszeug usw. vernichtet wurde. * Die Zahl der in das Krankenhaus in Leipzig ein- gcliescrten Kranken, die durch den Genuß verdorbenen Kartoffel salats aus der Kantine in der C G. Röderscheir Notendrnckerei erkrankt waren, beträgt im ganzen 54 und zwar waren es 28 Frauen, 2 Mädchen und 24 Männer. Alle Erkrankten be finden sich auf dem Wege der Besserung. —* Die heute beendete 4. diesjährige Sitzungö- eriode des Schwurgericht» uimaßte 8 Tage und 12 Einzclverhandlungen. Von den 13 Angeklagten s8 männlichen und 5 weiblichen! hatten sich zu verantworten: 4 wegen betrüge rischen Bankerolts, in einem Falle in Verbindung mit Meinerd, 4 wegen Meineids, 3 wegen Notzucht. 1 wegen versuchter Kindes tötung. 1 wegen schwerer Urkundenfälschung. Ein Angeklagter wurde sreigesprochen: gegen die übrigen insgesamt erkannt auf: gerichl. P luntz tn der t. diesjährigen Sitzungtzperi« ' Gerichtrhos«», Herr Landgericht orenen für die treue um» gen —* Schwurgericht. .... or Beginn tzer letzte« iode danlt tzer lvor- Ht»tzir«k»or Dr. Becker, ewiffenhafte Mitarbeit err Genera larheit ungen au lich Verhandlung zu gewinnen und den rechten Spruch zu finden. — Alsdann wird ,n die Verhandlung ringetreten wider die 1SH3 in Fuchshain bei Grimma geborene Frau Sophie Marte König, geb. Michael, welche sich wegen betrügerischen Bankrotts und Meineids zu verantworten hat. Die Anklage vertritt Staats anwalt Dr. Herzog, während die Verteidiguna in den Händen de» NechtSanwalt» Dr. Knoll ruht. Die Angeklagte betrieb seit „— ^ ^ ^ — —«8 ^ — Heirat die nötigen Mittel »um Weiterbetriebe zu erlangen. Die Hoffnung erwir» sich al» trügerisch, und der Sohn mutzte schließ, ltch selbst den Offenbarungseid leisten. In den letzten Jahren ist die Angeklagte wiederholt verklagt und noch öfter erfolglos auSgepfändet worden. Zum Kontur» kam e» jedoch nicht, da die vorhandene Konkursmasse nicht die Kosten gedeckt hätte. Im März v. I. war die K. zahlungsunfähig. Da» wenige Wert- volle, was sie noch besaß, wurde noch den Gläubigern entzogen. 400 Mark wäre» Geld zahlte sie auf den Namen ihrer beiden Enkelkinder bei der Sparkasse in Riesa ein und übergab ihrer Tochter einen Posten Federbetten, Bett- und Tischwäsche von allerdings unbedeutendem Werte. Am 34. Juni 1904 mußte di« de» betrügerischen Bankrott» und des fahrlässigen Falscheids unter Zubilligung mildernder Umstände schuldig befunden. Der Gerichtshof erkennt auf 5 Monate Gefängnis, die al» durch die Untersuchungshaft verbüßt gelten. — Militärgericht. Wegen verleumderischer Beleidi gung eines Vorgesetzten und falscher Anschuldigung hat sich vor dem Kriegsgericht der 23. Division der 1884 in Markneukirchen geborene, wiederholt vorbestrafte Militärgefangene Soldat 2. Klasse Friedrich Wilhelm Rödel vom hiesigen Festungsgesäng- niS zu verantworten. Der Angeklagte, der beim 68. Feldnrtillerft- Regimcnt eingestellt worden ist, brachte am 9. Jum beim Bor stande des Fessi ' - . - - er am 5. Zelle vom ^ . , stak ihn dieser mit dem Seitengewehr in den Rücken gestoßen habe. R. schilderte ganz genau Zeit und nähere Umstände des Borganges, doch stellte sich bei der sofort eingeleiteten Unter- uchung die gänzliche Haltlosigkeit der vorgebrachten Beschuldi- pingen heraus. Als der Angekla >o V ... . ls der Angeklagte einsah, daß seine Be- auptungen als unwahr erkannt waren, suchte er den angeblichen Zorsall auf zwei Monate zurückzuverlegen, hatte damit jedoch ebenfalls kein Glück. Das Gericht verurteilt rhn zu 3 Monaten Gefängnis. — Der 30 Jahre alte, aus Berlin gebürtige Bereiter und Unteroffizier der Reserve Louis Heinrich Friedrich Tschapo aus dem Landwehrbczirke Liegnitz, gedient beim 4. Dragoner- Regiment, bat sich in den Jahren 1899 bis 1904 fortgesetzt den Kontrollvcrsammlungen entzogen. Am 1. Mai d. I. gelang end lich seine Verhaftung, nachdem gegen T. zahlreiche Steckbrief nachrichten niedergelegt worden waren. Das Standgericht beim 91. Jmanterie-Negiment in Oldenburg hat den Angeklagten nur wegen der Kontrollentziebungen vom Jahre 1902 an verurteilt, und zwar zu 14 Tagen mittlerem Arrest, im übrigen aber in- olge eingetretener Verjährung der Straftaten auf Einstellung »es Verfahrens erkannt. Hiergegen hat der GerrchtSherr Be- rufum, eingelegt, da seiner Ansicht nach der Punkt hlnfichtkich der Verjährung nicht völlig geklärt und entschieden, außerdem aber die Strafe zu mild sei. Das Kriegsgericht der 23. Division, dem die vorliegende Strafsache zur Aburteilung überwiesen wurde, gibt der Berufung statt und verurteilt den Angeklagten, der erst inzwischen wieder gesucht und mittels Steckbriefe» ein- gesangen werden mußte, n>egen unerlaubter Entfernung von der Truppe zu 4 Wochen mittlerem Arrest, indem es annimmt, daß die Verjährungsfrist unterbrochen worden ist. In der daraui- olgenden Sitzung wird derselbe Angeklagte noch degradiert, da er kürzlich vom Landgericht Oldenburg wegen schwerer Urkunden- 'älschung und Betrugs mit Gefängnis bcstrasl werden mußte. AuS der» amtlickeu Bekanntmachungen. In Rücksicht auf die Königliche Frauenklinik wurde an geordnet, daß alle Lastfuhrwerke — auch die ans Federn ebauten — auf der P f o t e n^a u e r st r a he entlang der königlichen Frauenklinik nur im L-chritt zu fahren haben. Zu widerhandlungen werden nach 8 180 der Verkehrsordnung sür di« Stadt Dresden mit Geldstrafe bis zu 60 Mk. oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Vom 17. Juli ab werden folgende neue Standplätze ür Droschken 2. Klasse errichtet: 1. auf der Schubertstraße, an der Seite der Stadtgrenze, gegenüber dem Grundstücke Nr. 1, für 1 bis 3 Droschken. Die Droschken haben in der Richtung nach der Blasewitzer Straße derart aufzufahren, daß das Pferd der ersten Droschke sich mit dem Kopfe in Höhe des zweiten Straßenbaumes befindet: 2. aus der Nürnberger Straße, an der Ecke des Nürnberger Platzes, entlang der West seite des Bergkcller-Etablissements, für 2 bis 5 Droschken. Die neten auf den Oberlansiher Landtagen mehrfache Versuche, sich gegen die ihnen iinbeauenie Kleidung anfznlebnen. Freilich nahm diese ganze Bewegung entsprechend dem wenig wehrhaften Geiste des damaligen PatrizicrtnmS keinerlei kriegerischen Verlaus, sondern man beschrankte sich aus einen Krieg mit Feder und Papier. Immerhin aber bewiesen die Städter in dieser doch recht unwesent lichen Sache eine anerkennenswerte männliche Festigkeit gegenüber der standeseitlen Ritterschaft. Anno 1700 in dem zn Bnrtholomäi in Bautzen abgchaltenen Lbcrlnusitzer Landtage erschienen die städtischen Abgeordneten nach vorheriger Verabredung zum ersten mal ohne Mantel, aber mit dem Degen umgürtet. Sic ließen sich jedoch diesmal noch vom Landesälteslcn v. Muschwitz ins Bocks horn jagen, traten auf erhaltenen Verweis ab, legten die Degen weg und hüllten sich wieder in die Mäntel. Ebenso ging es ein zweites Mal. nachdem inzwischen 15 Jahre sich kein Burger „anf- zunmckcn" mehr getraut hatte. Der Ton des Landeshauptmanns muß bei diesem Versuche ein so energischer gewesen sein, daß die eingeschüchterten Leutchen es für nötig hielten, die schwer glaub liche Entschuldigung vvrznbringen, „es sei vom Landreuter nicht recht ausgerichtet worden"! Anders aber gestaltete sich die Sache im Jahre 1720. Ein aus Kursnchsen stammender Ihndikns hatte damals Anstellung in Bautzen gesunden, wo er sich bald durch seine „Ncnemngssucht" beim Landeshauptmann v. Wvbescr unbeliebt zn mache» verstand. Dieser neuerungssüchtige Syndikus wußte seine Kollegen, die Deputierten der anderen Sechsstädte, Görlitz, Zittan, Lauban Kamenz und Löbau, sür seine Anschauung über die Mantelfcage zu gewinnen, indem er ihnen klarlegte, „daß es den Verhandlungen rm Landtage sicher nur förderlich sein könne, wenn die städtischen Deputierten sich unbehindert durch den lästigen Mantel freier zu bewegen vermochten". Zur Eröffnung des sogenannten „Elisabeth- Landtages" im Jahre 1720 erschienen denn auch die Deputier ten der Sechsstädte abermals ohne Mäntel, aber mit Degen. Da» gab eine Entrüstung' Der Landesälteste verfehlte natürlich nicht, die^ Deputierten a»f dieses erimvn la«»»« nrnsestnti« i und sie zur jedoch verarblich . . einem stärkeren Mittel zu greisen und d-n aufsässigen «m«al gründlich zu »eigen, wa» Rechten» sei. Im tädten inver» ständnis mit dem Landeshauptmann wurde den städtischen De putierten verkündet, daß der Landtag nicht eher eröffnet werden würde, als bis sie sich, etikettegemäß mit dem Mantel bekleidet, wieder cinaesiinven hätten. Tie Ritterschaft obstruierte also in bester Form. Man sieht — alles ist schon daaewesen. . . . Nun blieb den Städten, um den ohnehin schon nicht übermäßig rasche» Gang der Ge schäfte nicht noch mehr auszuhalten, nichts anderes übrig, als vorläufig nachzugeben. Der Anführer der „Rebellen gegen die Etikette" aber, zener Bautzner Syndikus, zeigte jetzt, daß er ein Mann und — «in guter Jurist war. Er setzte sofort eine energische Verwahrung auf, die alle städtischen Deputierten unter schrieben. Darin wies man die Verantwortlichkeit für die etwa aus dem Vorgehen der Ritterschaft entstehenden nachteiligen Folgen von sich ab. Gleichzeitig aber verfaßte der streitbare Herr Syndikus eine geharnischte Beschwerde an die kurfürstliche Regierung zu Dresden. Das Ansinnen der Ritterschaft bezwecke nur, „den städtischen Stand in Verachtung und Verkleinerung zu setzen," so kennzeichnete er in seiner Beschwerde die eigentlichen Beweggründe der Mehrheit des ständischen Landtage». Am Schlüsse enthielt die Beschwerde die Bitte, „es möge den städti schen Deputierten ebenfalls gestattet sein, im Degen zu erscheinen". In Dresden bewies man iür die ungeheure Wichtigkeit der tiertcn und gestattete ihnen in einem Reskripte vom 27. November l.720 vorläufig, „bis zur endlichen Entscheidung", in ihrem ge- wöchilichen Habit und ohne Mäntel zu erscheinen. Man hoffte a Dresden, daß sich die. wie es in dem Schreiben heißt, „ohne- in dies am Ende wenig importierende Mißhelligkeit" werde ver meiden lassen. Damit hatten die Herren Geheimräte in Dres den '' ' gar I< aber in ein Wespennest gestochen! Der Ritterschaft fiel e» nicht ein, auf den Wink zur Ruhe, der in dem Reskripte Hielten die Taae»ordnung nicht mitaetellt, und di- 'RechtSgelehrten der Landstänve setzten «ine umfangreich« Antwort an di« nach der Ankunst jenes Reskripts, etlichen Mitgliedern der Ritter schast zur Beförderung nach Dresden anvertraute mit dem Auf träge, die Vorstellung durch ihre Beredsamkeit zu unterstützen. Nun erschien dle Sache auch den kurfürstlichen Räten in Dres den wichtig genug. Es entspann sich ein von beiden Seiten stets mit großer Schnelligkeit erledigter und mit einem riesigen Aufwand von Gelehrsamkeit geführter Schriftwechsel, in dem schließlich sogar, als nichts mehr ziehen wollte, das römische Recht als Kronzeuge sür die Tatsache ausgesührt wurde, daß die städtischen Deputierten der Oberlausitz Mäntel tragen mußten! Ob die Väter des römischen Rechtes, Justinian, Papinian und wie sie alle hießen, sich von dieser Verwendung zun , auch diesmal, und die Ländstänve konnten triumphieren! Sä am 3. Dezember Ming das Entscheidungs » Reskript an den LandeSältesten von Metzradt. War der Mantelstreit damit abgeschlossen? Weit gefehlt! Jetzt war der Ritterschaft erst recht der Kamm geschwollen, und Äl» dir Herren die» bei einer Konferenz absichtlich außer acht ließen, wollte er sie nicht eher empfangen, bis sie die Mäntel angelegt hätten. Darauf machten die Städter kurzen Prozeß und — gingen. Dieses Spiel wiederholte sich noch mehrmals. Wohl erstattete der LandeSbauptmann pflichtschuldigst stet» Be- rieht, aber in Dresden verspürte man doch wohl keine Lust mehr, in der Sach« noch mehr Tinte zu vettchrelben, und verwte» den Herrn auf da» einmal ergangene Reskript. Wa» bliel nun übrig? Der wichtige Streit ist heute noch nicht definitiv erledigt. „Die Oberlausitz aber Hai swie der Chronist sehr treffend hinzufüat) — kaum glaublich! — korkbe- Dauben und ist gediehen zu einer d«r schönsten Verleg in der
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