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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.12.1870
- Erscheinungsdatum
- 1870-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187012036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18701203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18701203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1870
- Monat1870-12
- Tag1870-12-03
- Monat1870-12
- Jahr1870
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.12.1870
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DGkuna derselben vorzubereit«. Welche» Resultat dir Be- rathnng^b« wird, ist natürlich noch nicht vorauSzuseheu, doch scheint es, als ob man eine Lmrndirnag versnchea wird> ES ist immerhin noch fraglich, ob der Reichstag in der S-nn- abendSfitzung schon an die Berathuug der Verträge kommen »ird, da der erste Gegenstand der TageSordnnvg die Beantwortung der Interpellation Duncker'S wegen Verhaftung deS vr. I. Ja cob Y ist. Allerdings liegt die Absicht vor, eine Besprechung der Angelegenheit dadurch abzuschueiden, daß mau dem darauf ge richteten Anträge die nöthige Unterstützung (50 Stimmen) nicht giebt; indessen dürfte dies von der Antwort, welche Präsident Delbrück geben wird, abhängig sein. Wird eine Besprechung beliebt, so nimmt dieselbe auch die ganze Sitzung in Anspruch. Der „Staatsanzeiger" bringt folgenden Bericht über unsere zwsite Armee: Die zweite Armee bewegte sich von de« Ab- marsche a«S den Stellungen um Metz an bis jetzt in starken Märschen nach der Loire; der Erfolg, den die Frmrzoseu durch dm Rückzug deS von der Tanu'sch« CorpS errungen zu haben glaubten, die drohenden Bewegungen, welche fie zum Entsätze vou Pari» gegen dm Süden der CernirungSlinie auszuführen Mime machten, verwandelte von TroyeS auS diese Märsche in Eilmärsche. Die EorpS haben darin Außerordentliche» geleistet. Diese Leistungsfähigkeit ist um so höher anzuschlageu, al» fie in ihre« Vormarsche auf vielfache Hindernisse stießen, welche ihnen die Bevölkerung bereitete. Sie hat gegen unsere Truppen bereit- den Guerillakrieg begonnen und derselbe wird namentlich in der Gegend von Orleans von den Priestern förmlich gepredigt. Bon Gm» au- hatte der General-Feldmarschall Prinz Friedrich Karl sein Hauptquartier am 18. November nach Cherry verlegt, am IS. »ach Nemours, einer Stadt von etwa 5000 Einwohnern, nur etwa 20 LieueS von Paris gelegen, am 20. nach Puisseaux, am 21. nach PithivierS. Hier scheint der Höchstcommandirende für einige Tage sein Hauptquartier aufgeschlagen zu haben, um oie Concentranou der in erver Ausdehnung von 12 Stunden Marschtrend« Truppen abzuwarten. In diesen Tagen fanden vielfache kleinere und größere RecognoSciruugen statt, die theilS von einzelnen Officiereu theilS von Truppen-DetachementS auS- geführt wurden, um Fühlung mit dem Feinde zu erhalten. Die- ftlbeu »erden zumeist unter großen Schwierigkeiten auSgeführt. AuS jeder Ferne, auS jedem Gehöfte bekommen die Cavalleristen Feuer; der einzelne Keldarbeiter wirst bei ihrem Nahen den Spate» hinweg, ergreift seine Flinte, die uebm ihm am Boden liegt und schießt, jede» HauS wird zu einer kleinen Festung, jeder Blaukittel zum Franctireur. Täglich werde» solche bei den General-CommandoS eingebracht, denen die kriegsgerichtliche Entscheidung über solche Fäll« avheimgegeben ist, vielfach werden mit denselben Priester theilS al» Urheber, theilS aÜ Thäter mit eingebracht. Jeder, der mit einem Gewehr in der Hand be troffen wird nach der Bekanntmachung dcS ObercommandoS, die beim «iurücke» iu «inen LavdeStheil, in Städte und Dörfer an die Ecken angeschlagen wird, zum Tode verurtheilt. Nm durch drakonische Strenge kann dieser meuchlerischen Weise, de» Krieg zu führen, begegnet und unseren Truppen Geuugthuung ver schafft werde». Die Städte SenS und Nemours trafen harte Strafe»; in ersterer Stadt wurden Post- und Telegraphen-Be amte» vou den Einwohnern entwaffnet und in» Gefäugniß ge führt, in letzterer 47 Ulanen aufgehoben. Der einzelne Ofsicier, der auSgeschickl »ird, um Meldungen zu überbriugeu oder Reco- guoSctrunaen zu machen, ist der größten Gefahr auSgesetzt.^Gestern, am 24. November, fandev auf unserer AufstelluugSlinie größere RecognoSciruugen statt. DaS III Armee-CorpS gmg bei Neuf- ville vor, mit zwei Bataillonen vom 20. und 35. Infanterie- Regiment, zwei Schwadronen der 2. Dragoner und einer Bat terie; ste trieben deu Femd, der iu vierfacher Ueberlegenheit ihnen gegenüber stand, bi» vor die Stadt und zogen sich daun zurück, nachdem fie ihren Zweck erreicht, die Stärke und Stellung der selbe» erkannt hatten. Zu gleichem Zwecke gingen auch einzeln« Abtheilunge» de» neunten und zehnten CorpS vor ; das letztere «achte 150 Gefangene. AuS London, 1. December, wird telegraphirt: Eingegaugeueu Nachrichten au» Calais zufolge find daselbst Nachrichten per Luft ballon a«S Pari» vom 30. November eingegange». Die Generale Troch« und Ducrot erließen gestern Proklamationen; ersterer wirst die Verantwortlichkeit für da» vergossene Blut auf Die jenige», „deren Ehrsucht oie moderne Civilffatiou und Gerechtigkeit mit Füßen tritt." (!) Ducrot schwört, daß er Paris um todt oder streich wieder betreten (!) werde. Die Angriffs-Operationen begannen gestern Morgen durch die Nationalgarden, welche de» äußern Bahnhof vou Choissy besetzten; gleichzeitig wurde l'Hay angegriffen, heute nnd in letzter Nacht anhaltende Kanonade. Die Schlacht begann auf verschiedenen Puncten. Ducrot überschritt heut« Morgen die Warne und besetzte MontmeliS, welcher Ort MittagS wi-der geräumt wurde; zwischen Champigny, Brie und BillierS war de, Kampf besonder» heftig ; unsere Truppen überschritten die Marne ans acht Brücke». General Trochu brachte zu verschiedenen Momen ts den Kampf wieder zum Stehen, iudcu. er Limen-Infanterie durch sei«« Anwesenheit zu entschiedenem» Vormheu veranlaßte. Der Kampf wurde durch formidable» unanfhörvche- Wrtillene- feuer, welches ring- um Paris durch die Fort» unterhalt« wurde und sämmtliche Positionen de» Feinde» bestrich, unterstützt. Ebenso griffen die Kanonenboote auf der Seme und Marne und gepan zerte Eisenbahn-Waggon» in den Kampf ein. Nachmittags zog sich das Gefecht nach Ep.vay, dessen sich Admiral Larouner br- mächtigte. Der Kampf wird morgen auf der ganzen Linie fort- dauern. General Renault, Commandirender deS 2. CorpS, sowie General Lacharviere sind verwundet. Im Süden von Paris hatte General Viuoy ein bedeutendes Gefecht engagirt. Unsere Ver luste betragen etwa 2000 Manu Verwundete. Ein Telegramm deS Generals vou Obernitz an den König von Württemberg meldet: Chateau Le Piple, 3V. November. Die zweite und dritte Brigade hat heute nach einem fünfstündigen, ernsten Gefechte einen Ausfall einer Division Lmientruppen gegen Mont Meßly, unter Hülfelristung der 7. preußischen Brigade, siegreich zurückaewresen. Die erste Brigade hielt Stellung zwischen Couilly und VillierS für Marne von Morgen- biS zur Dunkel heit gegen den energischen Angriff einer feindlichen Division. Der Feind wurde auch hier zurückgeschlageu. Ueber 300 Gefangene blieben in unser» Händen, unser Verlust: 6 Officiere todt, 34 verwundet, 700 Mann todt und verwundet. Die „Nordd. Mg. Zeitung" sagt: Die Pariser haben am 30. November im größeren Maßstabe den Versuch wiederholt, di« Einschließung-arme« zu durchbrechen und sich über Fontainebleau mit der Loirearmee iu Verbindung zu setzen. Der Au-fall scheint gleichzeitig von den Fort» Nogent, BincenneS und Chareton unternommen worden zu sein, und eS scheint der Kampf auf allen Puncten deS weiten Bogens gewüthet zu haben, den dt« Marne von VillierS biS Crereil beschreibt. Awzenscheinltch ist General Trochu auf dieser Seite mit allen ihm zu Gebote stehende» Kräften vorgerückt, denn da- Schlachtterrain ist ein sehr aus gedehnte-, und eS ergiebt sich schon aus der Aufzählung der vou der BrlagerungSarmee im Feuer gestandenen CorpS und Divisionen, welch bedeutenden Raum die Operationen beanspruchten. Nach siebevstüadigem Ringen wurden die Belagerten wieder hinter ihre Fort- zurückgetriebev, und damit ist hoffentlich der letzte Versuch der Pariser zur gewaltsamen Befreiung auS ibrer Lage vereitelt. Ihre offenkundigen Hoffnungen auf die Unterstützung der Loire armee haben sich nicht erfüllt, der militärischen Ehre ist Genüge gethan, und uuu werden die schon früher laut gewordenen Wünsche auf Unterwerfung unter da» Unvermeidliche mit ganz anderem Nachdruck sich vernehmen lassen können. Die Regierung in Tour- berichtet über die schwere Nieder lage der Loire-Armee in demselben Stile, iu welchem Palikao iu den letzten Tagen der Napoleonischeu Herrschaft zu referire» pflegt«. Die officiell« Meldung, vom 29. datirt, lautet: Einige ziemlich lebhafte Gefechte fanden gestern auf der Front der Loire- Armee zwischen MomargiS und PithivierS statt. Der Feiud wurde nach und nach auf den verschiedenen Puncten mit erhed- lichen Verlusten zurückgedrängt. Zahlreiche Gefangene und eive Kanone blieben in unsern Händen. Nach den neuesten Ereignissen an der Loire giebt selbst die sonst so sanguinische „Jndependauce belge" die Hoffnung auf, daß dre französische Hauptstadt den preußischen Waffen noch lange werde widerstehen können. DaS belgische Blatt ergeht sich über da- unvermeidliche Schicksal Ilion» m folgenden ele gischen Klagen: „Die strategischen Bewegungen, welche zwischen Orleans und Pari- stattgefundeu haben, lassen keine Hoffnung mehr zu, daß die Loire-Armee einen Ausfall der Armee von Paris unterstützen könne Um solche- Resultat zu erreichen, hätte fie nach ihrem Siege bei Orleans vorwärts marschiren müssen, um durch die Normandie der Nord-Armee die Hand zu reiche», welche eben bei AmienS geschlagen worden ist; jetzt schiebt sich eine Masse der durch die Uebergabe in Metz disponibel gewordenen Truppen zwischen sie und die Belagerer. Ihre einzige Aussicht ist, entweder diese Kräfte in Schach zu halt« oder durch ei» Ausweichen hinter die Loire den Widerstand zu verlängern. Auch im Hauptquartier von Versailles rechnet mau mehr und mehr auf die Entmuthiguug vou Pari», sobald der wirkliche Stand der Dinge dort bekannt sein wird, und läßt die Artikel derjenige» Zeitungen der Hauptstadt verbreiten, welche von jetzt ab sich zu Gunsten ihrer Uebergabe au-spreche». Der „Figaro", welcher einer der Hauptanstifter deS Kriege- gewesen ist, zeichnet sich besonder» iu dieser Hinsicht a«S, was weder zu Gunst« seiner Eyre »och seine- Patriotismus spricht." Den letzten Nachricht« au- Pari» zufolge ist bereit- eine große Anzahl vou Restaurationen geschlossen worden, weil die Eigeuthümer derselben sich außer Stand« sehen, die nöthige» Fleischvorrärhe zu beschaffen, doch trifft die Regierung Vorkehrungen, eine beschränkte Zahl off« zu halte», damit der unverheirathete Theil der Bevölkerung nicht uuverhältnißmäßigeu Entbehrungen auSgesetzt werde. Auf dem Platze vor dem Stadthaus« wird jetzt ein regelrechter Rattenmarkt abgehalte». Die Thierchen »erd« lebendig für 2*/, Groschen per Stück verkauft. Ja der Rue Rochechouart hat ein sp.culattver Eßwaarevhändler Hund, Katzen
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